Zur Aussprache

 

Das Französische gilt nach Meinung vieler Zeitgenossen, die eine Begründung dafür suchen, dass sie die Sprache unserer westlichen Nachbarn nicht lernen, als schwierig, vor allem wegen der Aussprache. Als Ausrede nicht sehr gut. Fragen Sie mal einen Franzosen, ob er die korrekte Aussprache des Deutschen leicht findet und gar, ob er meint, dass im Deutschen wirklich alles so gesprochen werde, wie es geschrieben wird.

Wir wollen jetzt keine weiteren Vorurteile auftischen, sondern kühn und deutlich behaupten, dass das Französische nur wenig wirkliche Ausspracheprobleme aufweist. Die meisten Ausländer, die sich dem Französischen zuwenden, lassen sich einschüchtern von Wörtern, die gaanz anders ausgesprochen werden, als sie geschrieben werden. Na und? Wo ist das Problem, wenn man herausbekommen hat, dass es dabei richtig regelmäßig zugeht?

Obwohl wir zugeben, dass es im Französischen Wörter gibt, die ziemlich verzwickt aussehen, können wir aber beruhigend sagen, dass das meistens gar nicht so schlimm ist.

Tatsache ist nämlich, dass das Französische wie in der Grammatik, so auch in der Aussprache sehr regelmäßig ist, viel regelmäßiger als das Deutsche oder gar das Englische.

Wenn man im Französischen ein Wort findet, dessen Aussprache man nicht kennt, dann stimmt das in den allermeisten Fällen nicht.  In den allermeisten Fällen weiß man lediglich nicht, dass man eigentlich weiß, wie dieses Wort ausgesprochen wird.

Hört sich geheimnisvoll an, ist es aber nicht. Wir haben gesagt, dass das Französische sehr regelmäßigen Ausspracheregeln folgt. Und das stimmt wirklich. Deshalb kann man sich darauf verlassen, dass ein unbekanntes Wort, das Buchstabenfolgen enthält, die man in anderen Wörtern kennen und aussprechen gelernt hat, so ausgesprochen wird, wie das bei den bekannten Buchstabenfolgen auch ist.

 

Wir wollen unsere Behauptung natürlich belegen, und das geht am besten so, dass wir erstmal eine Liste von französischen Orten, Flüssen, Eigennamen oder Sachen aufstellen, die (fast) jeder Ausländer so ausspricht, wie das ein ordentlicher Franzose tut.

Wir fangen mal an und stellen eine Liste von Wörtern zusammen, die uns beim praktischen Teil unseres Aussprachetrainings helfen sollen:

 

Arcachon

Baguette

Blois

Bordeaux

Calais

Champion

Château

De Gaulle

Dordogne

Gironde

Grayan

Le Gurp

Le Havre

Le Mans

Loire

Louvre

Lyon

Marseille

Menu

Montalivet

Orléans

Poitiers

Restaurant

Royan

Seine

Soulac

Toulouse

Tours

Trottoir

Verdun

Voltaire           (wird fortgesetzt)

 

Zur Praxis :

 

Der für Ausländer leichteste und angenehmste  Buchstabe im französischen Alphabet ist das H, wie in Le Havre. Leicht und bequem, weil nicht zu hören. Franzosen, so hört man, können kein H aussprechen und deswegen tun sie es auch nicht. Stimmt nicht, hat aber Konsequenzen: Das H in Le Havre ist nicht zu hören, es wird schlicht unterdrückt. Man fährt also nach Le Avre und findet das normal. Trotzdem schreibt man natürlich weiter Le Havre, sähe sonst ja auch seltsam aus.

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Bevor wir richtig loslegen, wollen wir auf ein paar Besonderheiten hinweisen, die die Aussprache des Französischen erleichtern.

Von Akzenten und deren Verwandten

Das Französische gehört zu den Sprachen, die dem Benutzer an vielen Stellen Hinweise und Hilfen für die Aussprache geben. Wir wollen auf einige dieser Hilfen hinweisen.

 

  1. Akzente

Das geschieht z. B. durch Akzente und deren Verwandte, die wir im Folgenden etwas näher betrachten wollen.

Dabei geben wir Ausspracheorientierungen in einer wirklich unwissenschaftlichen Art und Weise, indem wir versuchen, mit deutschen Lauten das wiederzugeben, was im Französischen gesprochen wird. Geht eigentlich gar nicht, zumindest nicht richtig. Eigentlich müssten wir eine phonetische Umschrift verwenden; die hat jedoch eine Reihe von Zeichen, die nur Eingeweihte kennen. Daher also unser Behelf.

 

Wir zeigen die im Französischen verwendeten Akzente am Beispiel des kleinen e:

Da gibt es:

è: la mère (la Mähr) die Mutter

ê : la fenêtre (la fenätre) das Fenster

é: égal (ehgall): egal

 

Das Schöne am Französischen ist, dass es nicht nur zur Regelmäßigkeit neigt, sondern wirklich so ist. Das heißt: Überall, wo Ihnen ein è oder ê begegnet, wird es ungefähr wie ein langes ä im Deutschen ausgesprochen. Und überall, wo sie ein é antreffen, wissen Sie sofort, das das wie eh oder ee im Deutschen ausgesprochen wird. Richtig praktisch.

Daher also keine Probleme mit le père, chère,

Auch keine Probleme mit: bête, crêpe, être,

Und ebenfalls keine Probleme mit: éléphant, église (Ehglihse – Kirche), étui, énorme

Danach geht auch élève (Ehläwe) Schüler;

Wichtig zu wissen ist auch, dass die Vokale (Selbstlaute), die einen Akzent tragen, im Französischen immer lang ausgesprochen werden.

 

Akzente gibt es nur auf Vokalen, wobei man eigentlich nur beim e aufpassen muss, denn da haben die Akzente wirklich Konsequenzen für die Aussprache. Bei den anderen Vokalen ist das längst nicht so eindeutig, weshalb man die anderen Akzente eigentlich vergessen kann. Da reicht es für gewöhnlich, wenn man den Akzent als Hinweis darauf nimmt, das der damit versehene Vokal lang ausgesprochen wird.

 

  1. Das Tréma

Das Tréma ist ein Zeichen, das aus zwei Punkten besteht, die über einen Vokal gesetzt werden. Im Deutschen kennen wir das bei ü, ö, ä mit den für uns bekannten Folgen (Müller, böse, Säge). Im Französischen hat das Tréma jedoch eine andere Wirkung: es sagt und verlangt, dass der damit versehene Vokal allein gesprochen wird und nicht mit dem vorgehenden Vokal zu einem gemeinsamen Laut zusammengezogen wird.:

Noël (Weihnachten) wird also No-ell gesprochen,

Citroën geht so: Citro-enn.

Égoïste (Egoist) demzufolge: Ehgo-iste)

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Das ‚H’ im Französischen

Allgemein verbreitet ist die Meinung, Franzosen könnten kein ‚H’ aussprechen. Stimmt oft, ist aber nur teilweise richtig. Dass die Franzosen ihre Mühe mit dem ‚H’ haben, liegt einfach daran, dass sie es nicht lernen müssen, diesen Buchstaben auszusprechen, denn den gibt es zwar im geschriebenen Alphabet auch im Französischen, nicht jedoch im gesprochen. Da haben es sich die Franzosen leicht gemacht, sie sprechen so, als ob dort, wo ein ‚H’ geschrieben wird, nichts stünde.

Aber alles auf dieser Welt hat seinen Preis, so auch der lockere Umgang mit dem ‚H’. Die französische Sprache unterscheidet nämlich zwei Varianten des an sich nicht hörbaren ‚H’: das stumme ‚H’ (h muet) und das angehauchte ‚H’ (h aspiré). Und diese Unterscheidung hat Auswirkungen auf die Aussprache und die Rechtschreibung.

In Wörterbüchern wird der Unterschied zwischen den beiden Typen des ‚H’ auf verschiedene Weisen angegeben. Oft setzt man vor das h aspiré (das angehauchte ’H’) einen schwarzen Punkt oder einen hochgestellten Kringel.•

Also z. B.: le °héros (der Held) oder le •haricot (die Bohne).

Ein h muet wird hingegen so behandelt, als ob es gar nicht da wäre; folglich heißt es  l’hôtel, l’hirondelle (die Schwalbe) Obwohl das h muet also wie Luft behandelt wird, wird es aber trotzdem geschrieben, und das lässt sich sprachgeschichtlich erklären, was hier aber nicht passiert.

Man sieht, dass das h muet tatsächlich als nicht relevant für die Aussprache betrachtet wird, denn die Zusammenziehung des Artikels ‚le’ mit dem nachfolgenden hôtel geschieht so, als ab das Wort mit einem ‚o’ anfinge, was es aber im Schriftbild nicht tut. Das Gleiche passiert bei l’hirondelle, wo das ‚h’ ebenfalls ausgeblendet wird.

Ähnlich wie bei der Zusammenziehung verfährt das Französische auch bei den Bindungen, die der Sprachfluss verlangt.

Man spricht also les hirondelles (lesﮞhirondelles) als lautliche Einheit ohne die beiden Wörter zu trennen.

Und es gibt noch ein Problemchen, das mit dem Bestreben des Französischen zu tun hat, möglichst wenige Hindernisse für eine flüssige Aussprache zu schaffen. Um das zu erreichen, versucht die Sprache, es zu vermeiden, dass in der Aussprache Vokale unvermittelt aufeinander treffen. Geht nicht immer, aber sehr oft lässt sich so eine Konfrontation vermeiden.

In dem deutschen Satz: Er tut so, als ob er nicht wüsste, wo oben ist, stoßen an den unterstrichenen Stellen zweimal Vokale aufeinander, was in der Aussprache erfordert, dass der Sprechfluss unterbrochen werden muss und der zweite Vokal neu angesetzt werden muss. Für Franzosen eine unerfreuliche Situation, für deren Vermeidung sie eine Reihe von Möglichkeiten entwickelt haben.

Das hat auch Auswirkungen auf die Frage des h muet, wenn bei bestimmten vorangestellten Adjektiven, die zwei maskuline Formen haben (nur im Singular relevant) eine Kollision zweier Vokale vermieden werden kann.

Solche Adjektive sind z. B. vieux, vieil oder nouveau, nouvel.

Folgt auf eines dieser Adjektive ein Wort, das mit einem Vokal beginnt, dann wird die Form des Adjektivs verwendet, bei der sich eine Kollision von Vokalen vermeiden lässt.

Es heißt dann also z. B.  un nouvel hôtel oder un viel hématome, obwohl eigentlich im ersten Fall nouveau oder im zweiten vieux zu erwarten wären.

Damit wollen wir den Ausflug in die Welt des ‚H’ im Französischen beenden, auch wenn wir noch nicht alle Winkel und Geheimnisse ausgeleuchtet haben.

Für Deutsche und andere Ausländer gibt es aber einen praktischen Tipp: Kümmern Sie sich einfach nicht um das ’H’ im Französischen, es sei denn, Sie wollen daraus ein Hobby machen. Ansonsten setzen Sie darauf, dass Franzosen von Natur aus dankbar sind, wenn man mit ihnen in ihrer Sprache spricht und dass es bei den ein oder zwei Fehlern, die ein Ausländer im Laufe eines französischen Abends sowieso macht, es kaum eine Rolle spielt, wenn noch einer dazu kommt, weil man sich mit dem ‚H’ vertan hat.

(UM, 05. 11. 2014)

 

Zungenbrecher für Ausländer

Es gibt nicht wenige Deutsche, die, weil sie nicht willens sind, Fremdsprachen zu lernen, sich hinter der Ausrede verstecken, dass die Aussprache bei manchen fremden Sprachen schier unüberwindliche Schwierigkeiten auftürmt, weshalb man es besser erst gar nicht versucht.

Bei dieser Ausrede schwingt irgendwie die Meinung mit, das Deutsche berge keine Ausspracheschwierigkeiten, weil alles so gesprochen werde, wie es geschrieben wird.

Um diesem Vorurteil zu begegnen hat babble.com eine kurze Liste deutscher Wörter zusammengestellt, die gut geeignet ist, zu belegen, dass das Gegenteil eher zutrifft. Wir haben hinter die Liste der Zungenbrecher für Franzosen in Klammern die wahrscheinlichste Aussprachevariante angegeben, die von Franzosen zu erwarten ist, die nicht über herausragend gute Deutschkenntnisse verfügen. Möglich, dass kreative Franzosen noch andere Ergebnisse produzieren, aber allen gemeinsam wird sein, dass sie ein ungeübter Deutscher nicht verstehen wird.

 

Brötchen (Brotken)

Rührei  (Rü-rei)

Schleswig-Holstein (Skleswig-Hol-ste-in

Eichhörnchen (E-ik-horn-ken)

Quietscheentchen (Ki-etsk-ent-ken)

Schlittschuhlaufen (Sklitt-sku-la-ü-fen

Fünfhundertfünfundfünfzig (Fünf-ündert-fünf-ünd-fünf-zik)

Streichholzschächtelchen (Streik-olz-skak-tel-ken)

Gefunden bei:

https://www.babbel.com/en/magazine/how-to-pronounce-these-tricky-german-words-perfectly?bsc=engmag-a73-germanpronunciation-cd-deu-ob&btp=1_eng_out_cd&utm_campaign=cd_engall_gen_cde_germanpronunciation&utm_medium=CON&utm_source=outbrain&utm_term=174515

 

Zum Schluss ein paar kurze Hinweise: Im Französischen wird ein „ch“ meist wie „k“ gesprochen. Ein im Deutschen langes „ie“ wird als „i+e“ gesprochen. Umlautzeichen (ü, ä) sind für Franzosen richtige Aussprachefallen, denn die beiden Pünktchen (franz. tréma) sagen, dass der Buchstabe, der diese beiden Pünktchen trägt, nicht mit dem vorhergehenden zusammen gesprochen werden will. Und schließlich sollten man sich noch daran erinnern, dass die Franzosen eine richtige Abneigung gegen das im Deutschen so häufige „h“ haben, das sie schlicht nicht sprechen.

                                                                                 (UM, 19. 12. 2016)       

(Fortsetzung folgt)