Médoc-Notizen April – Juni 2019

Juni 2019

Naturschutzgebiet Cousseau

Im Naturschutzgebiet von Cousseau wird wieder gebaut. Diesmal wird ein Beobachtungsturm errichtet, der es den Besuchern ermöglichen wird, aus 20 m Höhe eine weiten Blick in die réserve naturelle nationale de l’étang de Cousseau. Dieser Turm ist die dritte erhöhte Beobachtungsmöglichkeit, die besonders gute Möglichkeiten bieten wird, die ausgedehnte Wasserfläche des Naturschutzgebietes in den Blick zu nehmen. Die Kosten für dieses Bauwerk, das spätestens Mitte Juli fertiggestellt werden soll, belaufen sich auf rund 150.000 Euro, die aus verschiedenen Töpfen kommen.

Das Naturschutzgebiet von Cousseau bietet neben einer reichhaltigen Pflanzenwelt Beobachtungsmöglichkeiten von Tieren, die es im Médoc nur hier gibt. Man kann, mit etwas Glück, Fischotter beobachten und die einzige noch existierende Herde der vaches marines, einer urtümlichen Rinderrasse dieser Gegend, die beinahe untergegangen wäre, wenn man nicht durch ein geschicktes Zuchtprogramm in Cousseau Möglichkeiten für das Überleben der Tiere geschaffen hätte. In den Wintermonaten beherbergt das Naturschutzgebiet eine große Kolonie Kraniche, manchmal mehr als 2000 Exemplare, die jedoch zur Zeit im wahren Sinn des Wortes ausgeflogen sind und nun in ihren nördlichen Brutgebieten für Nachwuchs sorgen. Doch auch ohne Kraniche lohnt sich ein Besuch in diesem Naturschutzgebiet.

(R. Chasot und D. Barret: Cousseau a plus d’une tour dans son sac, in: Le Journal du Médoc, 21. Juni 2019)

Mehr zum Naturschutzgebiet von Cousseau: Klick

 

 

Die Kehrseite

Vor 20 Jahren wurde Saint Émilion in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Das wäre eigentlich ein Anlass zu monumentalen Feierlichkeiten, doch haben viele Einwohner zwiespältige Empfindungen. Sie erinnern sich, dass in den 80er Jahren ihr Ort 3.000 Einwohner hatte. Heute sind es nur noch 2.000, von denen nur noch 180 im Ortskern leben. Damals zählte man vier Friseure, heute gibt es noch einen, und die Liste dieser Art ließe sich fortsetzen. Fast immer, wenn Einwohner in den letzten Jahrzehnten wegzogen, wurden die leer gewordenen Häuser zu Weinhandlungen oder zu Restaurants. Für den Bürgermeister ist diese Entwicklung alles andere als positiv, denn der Einwohnerschwund ist ein Problem, für das nur schwer schnelle Lösungen zu finden sind. Momentan ist es so, dass die Immobilienpreise geradezu explodiert sind, so dass junge Bewohner des Ortes kaum eine Chance haben, Eigentum zu erweben. Und die, die geblieben sind, klagen darüber, dass sie von den zahlreichen Touristenautos an den Rand gedrängt werden. Auf der anderen Seite wird natürlich gesehen, dass der Tourismus viel Geld in den Ort bringt und zahlreiche Arbeitsplätze schafft, die es sonst nicht gäbe. Aber es ist wohl so, dass man, wenn man den warmen finanziellen Regen des Tourismus haben will, sich dann auch mit den Schattenseiten arrangieren muss.

(L. Douifi: Saint-Émilion : en 20 ans d’Unesco, les touristes ont afflué et les habitants déserté, in: SUDOUEST, 28. 06. 2019, Abend-Ausg.)

 

Absoluter Hitzerekord in Frankreich

Während im Südwesten Frankreichs die Hitzwelle der letzten Tage abrupt zu Ende ging und wieder normale Temperaturen vorherrschen, kletterte das Thermometer in Südfrankreich auf bis dahin noch nicht erreichte Werte. Der höchste Wert wurde am Freitag, dem 28. 06. in Gallargues-le-Montueux im Département Gard gegen 17.00h mit bis dahin noch nie erreichten 45,9 Grad gemessen. Wenige Stunden zuvor waren in Villevielle, ebenfalls im Département Gard, mit 45,1 Grad zum  ersten Mal überhaupt in Frankreich mehr als 45 Grad registriert worden. Der bis dahin höchste Thermometerstand in Frankreich war am 12. August 2003 mit 44,1 Grad in Gallargues-le-Montueux, ebenfalls im Département Gard,  aufgezeichnet worden.

(Sudouest.fr: Avec 45,9°C, le record absolu de chaleur a été battu en France ce vendredi, in: SUDOUEST, 28. 06. 2019, 19.20h, Internet-Ausg.)

 

Bunkerführung Nr. 42

Am 26. Juni fand die dritte zweisprachige (franz.- deutsche) Führung dieses Jahres in den Bunkeranlagen nördlich von Soulac statt. Auch diese Führung (die 42. seit dem Beginn im Jahre 2007) war gut besucht. Sie war wahrscheinlich die heißeste (gemessen an den Außentemperaturen), die allerdings gute Gelegenheit bot, den Komfort, den die wohltemperierten Innenräume der Bunker bieten, zu genießen.

Die nächste Führung wird am 24. Juli 2019 stattfinden. Der Beginn soll dann jedoch am Vormittag um 10.00 Uhr sein, um der wahrscheinlich zu erwartenden Tageshitze zu entgehen. (Mehr dazu im Veranstaltungskalender der Médoc-Notizen: Klick)

 

 

Châteaux in chinesischen Händen 

Die Agentur Médocis Partners, die spezialisiert ist auf Immobilientransaktionen im Weinbau hat die in den letzten Jahren realisierten Käufe von Châteaux durch Chinesen untersucht. Dabei wurde ermittelt, dass seit 1984 insgesamt 153 Châteaux an Besitzer aus China gegangen sind. Bis 2011 waren Käufer aus dem Reich der Mitte eher eine Seltenheit, bevor dann in diesem Jahr 15 Käufe von Châteaux durch Chinesen vollzogen wurden, 2012 waren es 18, 2013 wurde mit 35 Transaktionen der Höhepunkt erreicht, 2014 waren es 27, 15 im Jahr 2015, 18 in 2016 und 10 im Jahr 2017.  Der Rückgang der Käufe durch chinesische Erwerber ist auffällig, denn 2018 wurden nur noch 5 Käufe verzeichnet. Unter den von Chinesen erworbenen Châteaux ist nur ein cru classé, das Château Bellefont-Belcier im Anbaugebiet Saint-Émilion. Um die Überfremdung im Weinbau durch ausländische Erwerber muss man sich im übrigen keine wirklichen Sorgen machen. Je nach Zählweise gibt es rund 7.000 oder mehr Châteaux im Bordelais.

(Les achats des Chinois en Bordelais, in: SUDOUEST, 27. 06. 2019)

 

ShowBike 2019

Am letzten Juniwochenende wird es wieder laut in Montalivet, denn es werden Mengen von Motorradfahrern erwartet, die sich zur 25. Auflage von ShowBike zusammenfinden werden. In der Anfangsphase der Veranstaltung traf man sich auf der Auto- und Motorradrennstrecke in Mérignac. Initiator war der Motorradclub der Outcasts de Gironde, der auch heute noch die Ausrichtung besorgt. Als die Rennstrecke in Mérignac nach finanziellen Schwierigkeiten Konkurs anmeldete, suchten die Motorradfreunde einen neuen Ort für ihre Veranstaltung und kamen dabei mit dem damaligen Bürgermeister von Vendays-Montalivet zusammen, der sich interessiert zeigte, das Treffen in seinen Ort zu holen. Seither besteht eine solide Partnerschaft zwischen den Motorradfreunden und der Verwaltung der Gemeinde. Mittlerweile reisen Motorräder aus 15 Ländern an, die meisten sind Harley-Davidsons, doch betont die Vereinsführung, dass man alle Motorradfreunde willkommen heißt. Die Organisation des Treffens wird von einer kleinen Gruppe von Vereinsmitgliedern vorbereitet, die während der Veranstaltung von 250 Freiwilligen unterstützt werden. 

 Auch in diesem Jahr wird es wieder eine Fülle von Programmpunkten geben, viele davon musikalisch. Höhepunkte werden ein Feuerwerk zur Feier des 25. Jubiläums der Veranstaltung am Samstag spät am Abend sein und der Motorradcorso am Sonntagmorgen zwischen Montalivet und Soulac, an dem  rund 7.000 Motorräder teilnehmen werden.

(J. Lestage: Ce week-end, le Show Bike fête sa 25e édition, in: SUDOUESTk, 26. 06. 2019)

 

 

Pfand auf Plastikflaschen

Die französische Regierung hat lange gezögert, aber nunmehr laufen die Vorbereitungen an, um Plastikflaschen und Getränkedosen mit Pfand zu belegen und damit Anreize zu schaffen für deren Rückgabe. Diese Maßnahme soll helfen, bis 2029 das von der Europäischen Union ausgegebene Ziel, 90% der Haushaltsabfälle der Wiederverwendung zuzuführen, auch in Frankreich zu erreichen. Zur Zeit liegt die Recyclingrate in Frankreich bei 57%. Sofort nach Bekantwerden der Planungen für die Einführung von Pfandsystemen regte sich Widerstand, der sowohl von den Recyclingfirmen als auch von den Gemeindebehörden kam, die behaupteten, dass durch die neue Regelung das bisherige und nach Ansicht der Betroffenen gut funktionierende System der Abfallbewirtschaftung gestört würde.  Außerdem, so fügen die Kritiker hinzu, gebe es dringenderen Bedarf andere, wirklich gefährliche Stoffe  wirksam zu entsorgen. Dazu gehörten z.B. Batterien, von denen erst ein Drittel sachgerecht entsorgt würden. Für die Gemeinden, die bisher Plastikflaschen aussortieren, um sie zu zerkleinern und das Ergebnis an Betriebe verkaufen, die daraus das in den Überresten enthaltenen Harz herausholen, entfielen durch das Pfandverfahren erhebliche Einnahmen, und es würden Arbeitsplätze gefährdet oder ganz entfallen. Und schließlich wird eine spitzfindige Rechnung aufgemacht: Wenn bei Verkauf künftig pfandpflichtiger Behältnisse pro Einheit eine Pfandgebühr von 15 Cent erhoben würde, müsse damit gerechnet werden, dass 10% dieser Behältnisse nicht zurückgegeben würden, für die aber 250 Millionen Euro Pfand jährlich gezahlt würden. Und wem, so wird gefragt, käme diese Summe zugute? Es gibt also einige Barrieren, die zu überwinden sind, bevor das Pfandflaschensystem angewendet werden kann, wenn es denn überhaupt kommt..

(La consigne des bouteilles plastiques fait polémique, in: SUDOUEST, 25. 06. 2019)

 

 

Badeunfälle

Die Franzosen verfügen zwar über die meisten Strandkilometer in Europa, aber 20% von ihnen, sagen die Statistiker, können nicht schwimmen. Damit liegen sie weit hinten im europäischen Vergleich, was durch die Unfallzahlen deutlich wird, die zuletzt signifikant angestiegen sind. 2015 wurden 1.441 schwerwiegende Badeunfälle gezählt, davon 555 mit tödlichem Ausgang, 2018 waren es 1960, also 36% mehr, von denen 597 tödlich endeten. Bei den unter 25jährigen, die durch Unfälle umkommen, sterben die meisten im Wasser. Drei von 10 Badetoten sind Kinder.  Dabei besteht offensichtlich ein Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und den Badeunfällen, weil bei steigenden Temperaturen mehr Menschen und für längere Zeit Schwimmbäder, Wasserflächen oder Strände aufsuchen, um sich abzukühlen. Die Verantwortlichen sehen, dass hier erheblicher Handlungsbedarf besteht, aber es zeigt sich, dass Veränderugen nur schwer in kurzer Zeit zu bewerkstelligen sind, zumal die Hälfte der 4135 Schwimmbäder, die man in Frankreich zählt, vor 1980 gebaut wurden und zum Teil erheblich von modernen Konzeptionen abweichen. Ein großer Teil von ihnen schreibt rote Zahlen, was die Gemeinden, die in der Regel für ihren Unterhalt aufkommen müssen, nicht motiviert, dort zu investieren, um Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen.

(S. Cottin: Les Français ont du mal à se jeter à l’eau, in: SUDOUEST, 22. 06. 2019)

 

 

 

Es wird noch heißer

Wie vorausgesagt sind in einigen Teilen Frankreichs die Temperaturen schon am Sonntag, d. 23. Juni, in die Höhe geschnellt. Météo-France hat daher für fünf Departements im Großraum Paris die Alarmstufe vigilance orange ausgegeben. Der Wochenanfang dürfte für ganz Frankreich der Beginn einer ungewöhnlich heftigen Hitzewelle sein, die es für den Juni bisher erst sehr selten gegeben hat. Für Montag werden im Südwesten Frankreichs Temperaturen deutlich über 30 Grad erwartet, wobei es an den Küsten etwas weniger heiß sein dürfte als im Inneren des Landes. Am Dienstag wird sich die Temperaturkurve weiter nach oben verschieben, wobei auch hier die Küstenstreifen etwas gnädiger wegkommen werden als das Binnenland. Der Temperaturanstieg geht auch am Mittwoch und Donnerstag weiter, wobei erwartet wird, dass nur die Atlantik- und Kanalküste unter 35 Grad bleiben werden.

(Sudouest.fr avec AFP: Canicule : déjà 5 départements en vigilance orange, à quoi faut-il s’attendre cette semaine ? In: SUDOUEST, 23. 06. 2019, 17.10h, Internet-Ausg.)

 

 

Umgehung von Lesparre

Das Projekt einer Umgehungsstraße für Lesparre ist nicht unumstritten, aber nach einer längeren Reihe von Bürgeranhörungen ist der Beschluss gefaßt worden, die vorbereitenden Arbeiten für diese Baumaßnahme, die den Stadtkern von Lesparre nachhaltig vom Durchgangsverkehr entlasten soll, weiter zu verfolgen. Die ersten Planungen dafür haben schon in den 80er Jahren begonnen, als die Straße als Route nationale noch vom Staat verwaltet wurde. Danach fiel das Projekt langsam in Vergessenheit, aber seit 2017 ist es in aktualisierter Form wieder aufgetaucht. Die Umgehungsstraße wird nach den aktuellen Planungen 12,8 km lang sein und von dem Gewerbegebiet Belloc im Süden von Lesparre nach Queyrac führen. Neuerdings aufgetauchte Überlegungen, die Umgehung auch um Liard herumzuführen, würden den Verlauf der neuen Straße um rund 3 km verlängern. Die Gegner des Projekts verweisen darauf, dass die Baumaßnahme erhebliche Eingriffe in die Umwelt bedeuten würde und weiter, dass es wirtschaftliche Folgen gäbe, die die Geschäftsleute im Stadtkern von Lesparre negativ beträfen. Der Conseil départemental, der federführend für das Projekt ist, geht davon aus, dass die Planungen fortgesetzt werden, damit 2020 abschließend darüber entschieden werden kann, ob die geplante Straße von öffentlichem Interesse ist. Fällt diese Entscheidung negativ aus, bleibt die Durchfahrt durch Lesparre das, was sie derzeit ist: ein zeitraubendes Ärgernis.

(J. Lestage: Le projet de déviation va se poursuivre, in: SUDOUEST, 22. 06. 2019)

 

 

Anleger für Kreuzfahrtschiffe

Pauillac leidet immer noch an den Folgen der schon mehrere Jahrzehnte zurückliegenden Schließung der Shell-Raffinerie, bei der auf einen Schlag eine große Zahl von Arbeitsplätzen verloren ging, für die keine neuen Betätigungen gefunden werden konnten. Einen Ausweg aus dieser Misere glaubt die Stadtverwaltung gefunden zu haben in der Förderung des Tourismus, der mehr und mehr Gäste in die Gegend führt. In diesem Zusammenhang plant man schon seit mehr als fünf Jahren, einen Anleger für Kreuzfahrtschiffe zu bauen, an dem Schiffe anlegen können, die zu groß sind, um die Garonne aufwärts bis Bordeaux zu gehen. Man rechnet mit bis 50 dieser Kreuzfahrtschiffe pro Jahr, von deren Passagieren man sich eine kräftige Belebung des örtlichen Tourismusgeschäfts verspricht. Experten haben ermittelt, dass 30 bis 40 % der Kreuzfahrtteilnehmer die von den Veranstaltern angebotenen Exkursionen in das Umland nicht wahrnehmen, sondern im Hafenbereich des Anlegeortes bleiben.

Um die immer noch im Anfangsstadium steckende Planung voranzubringen fand kürzlich eine Konferenz statt, an der neben der Stadtverwaltung von Pauillac die Leitung des Autonomen Hafens von Bordeaux teilnahm, dem die Hafenanlagen im gesamten Girondebereich gehören. Die Überlegungen kreisten vor allem um die Frage, wo der Anleger positioniert werden soll. In Frage kämen die Anlagen von Trompeloup, an denen zur Zeit die immer weniger werdenden Bauteile für den Airbus A 380 auf Flußschiffe umgeladen werden oder ein Neubau vor den Kais von Pauillac. Die schnellste Lösung wäre die Umwandlung von Trompeloup, doch spricht dagegen die Entfernung von rund 2,5 km zum Zentrum von Pauillac. Als Abhilfe könnte hier ein Pendelverkehr mit Bussen oder einem noch zu bauenden  kleinen Bähnchen den Touristen den Weg in die Stadt erleichtern. Für die Alternative eines Neubaus vor den Kais spräche die Nähe zur Stadt, doch würden hier erhebliche Kosten entstehen, deren Finanzierung nicht gesichert ist. Entschieden ist noch nichts, aber die Stadtverwaltung von Pauillac wird zunehmend ungeduldiger und übt Druck aus auf die Hafenverwaltung von Bordeaux.

(J. Lestage: Le ponton à l’ordre du jour, in: SUDOUEST, 21. 06. 2019)

 

 

Unfallursache Mobiltelefon

Eine von der Versicherungsgruppe AXA in Auftrag gegebene Studie zur Verkehrsicherheit in Frankreich stellt fest, dass bei den Unfallursachen zu hohe Geschwindigkeiten und unzulässige Alkoholwerte deutlich auf dem Rückzug sind, doch gibt es einen neuen Spitzenreiter bei den Auslösern von Unfällen: das Mobiltelefon.

2004 gaben 19% der Franzosen zu, sich hinter das Steuer gesetzt zu haben, nachdem sie mehr als vier oder fünf Glas Alkohol getrunken hatten, 2019 sind es nur noch 3%. Bei den Geschwindigkeitsverstößen sieht es ähnlich aus: 2019 räumten noch 11% der französischen Autofahrer ein, auf Autobahnen schneller als die erlaubten 130 km/h zu fahren, 2014 waren es 29%. Sehr schlecht sieht es jedoch aus bei der Respektierung des Verbots des Gebrauchs von Mobiltelefonen während der Fahrt. Rund 70% der Autofahrer benutzen ihr Mobiltelefon, während sie hinter dem Steuer sitzen. Bei den 18-24jährigen sind es sogar 83%. Die Folgen sind gravierend: bei jedem zehnten Unfall in Frankreich hat die vorschriftswidrige Benutzung eines Mobiltelefons während der Fahrt eine entscheidende Rolle gespielt. Obwohl die Zahlen eindeutig sind und für sich sprechen, ist zu fragen, warum dennoch so gedanken- und verantwortungslos mit Mobiltelefonen während der Fahrt hantiert wird.

(Le téléphone au volant, ce « fléau », in: SUDOUEST, 20. 06. 2019)

 

 

Neue Hitzewelle

Am kommenden Wochenende wird es in Frankreich richtig heiß mit Temperaturen, die um 40 Grad erreichen werden. Auch wenn es nicht möglich ist, die genauen Höchstwerte vorauszusagen, ist zu erwarten, dass die nächste Hitzwelle am kommenden Samstag beginnen wird und mindestens bis zur Mitte der folgenden Woche anhalten wird. Die höchsten Temperaturen werden nicht an den Küsten, sondern im Inneren des Landes erwartet, wo Werte möglich erscheinen, die die Marke von 40 Grad erreichen oder leicht überschreiten können. Dabei ist mit Gewittern, möglicherweise mit erheblicher Intensität, zu rechnen. Und es ist ebenfalls zu erwarten, dass auf die kommende Hitzewelle weitere folgen werden.

(A. Tauziac: Une nouvelle vague de chaleur va frapper la France : jusqu’à 35–40°C attendus, in: SUDOUEST, 19. 06. 2019, 17.36h, Internet-Ausg.)

 

 

Umsatzeinbruch bei Bordeauxweinen

Auf der letzten Zusammenkunft der Fédération des grands vins de Bordeaux hatte der Präsident alarmierende Zahlen zu verkünden, denn der Umsatz der Bordeauxweine ist im letzten Jahr um 20% zurückgegangen. Konkret bedeutet das, dass zwischen März 2017 und März 2018 statt zuvor 5,2 Millionen Hektoliter nur 4,2 Millionen Hektoliter Käufer gefunden haben. Nach diesen Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass die Alarmglocken im größten Weinbaudepartement Frankreichs schrillen und nach Ursachen und Handlungsoptionen gefragt wird. Im Zentrum der Ursachen stehen die Konsequenzen der volumenmäßig geringen Ernte von 2017, die zu höheren Abgabepreisen bei den Erzeugern geführt haben. Das wiederum hatte zur Folge, dass in den großen Lebensmittelmärkten die Bordeauxweine aus der Preisspanne zwischen zwei und vier Euro fielen, in der die mit Abstand meisten Flaschen gekauft werden,  und damit deutlich weniger nachgefragt wurden. Der nächste Faktor, der die zurückgehenden Umsätze erklären kann, ist auf dem chinesischen Markt zu finden, wo Bordeauxweine zwar immer noch einen guten Klang haben, daneben aber zunehmend gute und dabei billigere Weine etwa aus Chile oder Australien angeboten werden. Dazu kommt, dass auch in Frankreich Bordeauxweine viel von ihrem früheren Renommé verloren haben. Die Experten sehen gerade an diesem Punkt Ansatzmöglichkeiten, das Bild, das man sich in der nationalen und internationalen Öffentlichkeit vom Bordeauxwein macht, aufzupolieren und ihm den Glanz früherer Zeiten zurückzugeben. Man ist sich darüber einig, dass dieser Weg lang sein wird, aber es gibt wohl keine Alternative, wenn man nachhaltig aus dem gegenwärtigen Umsatztief herauskommen will.

(C. Compadre: Les vins de Bordeaux perdent pied, in: SUDOUEST, 18. 06. 2019)

 

 

Vornamen

Es gab eine, noch nicht lange zurückliegende Zeit, da konnten aus den Vornamen der Französinnen und Franzosen Rückschlüsse auf ihre regionale und soziale Herkunft gezogen werden. Lange Zeit haben Namen mit christlichem Hintergrund überwogen wie Jean, Pierre, Michel, Jacqueline, Françoise oder Marie. In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings ein Wandel vollzogen, der nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass die christliche Religion für viele nicht mehr die Bedeutung früherer Zeiten hat. 1900 wurden 21% der Mädchen auf den Namen Marie getauft, 2016 nur noch 0,3%. Mit dieser Entwicklung einhergegangen ist die rasante Vermehrung der Zahl der verwendeten Vornamen. 1960 zählte man in den Standesamtsregistern 4.000 verschiedene Vornamen, heute sind es 13.000. Mittlerweile kann man mit recht guter Trefferwahrscheinlichkeit darüber spekulieren, wie alt der Träger eines Namens ist. Heißt jemand Edmond oder Janine, dann haben er oder sie wahrscheinlich schon 60 und mehr Jahre hinter sich gebracht, während Vornamen wie Éphise, Keny, Kassia, Alise, Ingo oder Cyriac auf junge Leute schließen lassen. Verschoben hat sich auch die Bevorzugung bestimmter Namen durch bestimmte soziale Schichten, wie etwa den Adel. Hießen früher die Söhne adeliger Familien bevorzugt Arthur, Alfred oder Alphonse, so wählt man heute hier Namen wie Thomas, Pierre oder Jacques, die eher bürgerlich unauffällige Assoziationen auslösen. In der jüngeren Vergangenheit sind aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum Vornamen gekommen, die es in Frankreich früher nicht gegeben hat wie Kevin, Brandon oder Dylan. Seit der Zulassung regionaler Namen im Jahre 1966 sind besonders in der Bretagne und in Korsika Vornamen vergeben worden, deren regionale Herkunft  unschwer  zu erkennen ist. Einen weiteren großen Zustrom neuer Namen hat sich aus der Zuwanderung muslimisch geprägter Menschen ergeben, die dabei noch einen ausgeprägten Hang zur individuellen Schreibweise eines Namens haben. So zählt man z. B. rund vierzig Vornamen, die sich auf Mohamed zurückführen lassen.

(M. Winock: L’archipel des prénoms, in: SUDOUEST, 15. 06. 2019)

 

Erste Messe nach dem Brand

Zwei Monate nach dem verheerenden Brand, der die Kathedrale Notre-Dame de Paris schwer geschädigt hat, ist am 15. Juni 2019 eine erste Messe in dem ansonsten abgesperrten Gebäude gefeiert worden. Der Teilnehmerkreis war auf 30 Personen beschränkt worden, von denen die Hälfte Priester waren. Dabei war empfohlen worden, Schutzhelme zu tragen, was auch geschah. Für die Veranstaltung war die Kapelle direkt hinter dem Altar ausgewählt worden, in der die Dornenkrone, eine der wertvollsten Reliquien der Kirche, aufbewahrt worden war, die glücklicherweise den Brand unbeschadet überstanden hat. Der Erzbischof von Paris, der die Messe zelebrierte, hob hervor, dass damit aller Welt gezeigt werden sollte, dass Notre-Dame de Paris weiter lebt. Der Teilnehmerkreis war aus Sicherheitserwägungen heraus auf eine kleine Gruppe beschränkt wurden, doch wurde die Veranstaltung über den katholischen Fernsehsender KTO übertragen. Diese Messe wird in nächster Zeit keine Folgeveranstaltungen erleben. Dafür gehen die Aufräum- und Sicherungsarbeiten an der lädierten Kathedrale weiter, an denen täglich zwischen 60 und 150 Arbeitskräfte beteiligt sind.

(Sudouest.fr avec AFP: Vidéo. Première messe ce samedi à Notre-Dame, en comité restreint, deux mois après l’incendie, in: SUDOUEST, 15. 06. 2019, 18.30h, Internet-Ausg.)

 

 

Es wird heiß

Die Meteorologen kündigen für die 25. Kalenderwoche Temperaturen bis 36° für den Südwesten Frankreichs an. Die höchsten Temperaturen werden am Dienstag und am Mittwoch erwartet, danach geht es wieder etwas abwärts, wobei Gewitter möglich sind. Für das vierte Juniwochenende sind dann wieder Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke möglich. Genaueres ist aber derzeit noch nicht zu sagen. Ähnliches gilt für Voraussagen für den gesamten Sommer. Nach der gegenwärtigen Großwetterlage kann es in den Monaten Juli und August aber Hitzeperioden geben, wobei es eher ungewöhnlich wäre, wenn sie ausblieben.

(Sudouest.fr: Météo : pic de chaleur la semaine prochaine, jusqu’à 36°C attendus dans le Sud-Ouest, in: SUDOUEST, 14. 06. 2019, 16.45h, Internet-Ausg.)

 

 

Ein karolingisches Dorf

Bei Saint-Sulpice-de-Royan, wenige Kilometer entfernt von Royan ist bei einer routinemäßigen archäologischen Geländeerkundung vor einer geplanten Baumaßnahme ein Dorf entdeckt worden, das in der Regierungszeit Karls des Großen angelegt worden ist, der, wie bekannt 814 verstorben ist. Die Grabungen, die nach den ersten Sondierungsmaßnahmen eingeleitet worden sind, werden sich noch einige Wochen bis zum 15. Juli hinziehen, in denen der Investor, der an der Fundstelle eine größere Baumaßnahme durchführen will, sich gedulden muss. Daneben muss er, das ist französisches Recht, die Kosten der Grabung tragen. Derzeit sind zehn Vollzeitangestellte auf dem Grabungsgelände beschäftigt. Die Archäologen des Departements Charente-matime, unter deren Leitung die Grabung erfolgt, sind begeistert, von den bisherigen Funden, die einen informativen Einblick in das dörfliche Leben um 800 n. Chr. erlauben. Bei den Arbeiten wurden 32 Gebäude identifiziert, die aus Holz, Lehm und Kalk erbaut worden waren. Zwei Brunnen wurden gefunden, in denen man besondere Aufschlüsse über das Leben der ehemaligen Dorfbewohner zu finden hofft. Rätsel gibt das Skelett einer Frau auf, deren Grab inmitten der Siedlung gefunden wurde und von der man noch nicht weiß, wann sie gelebt hat. Nach dem bald bevorstehenden Ende der Grabungen vor Ort werden die Funde einer Reihe von Spezialuntersuchungen unterzogen, die sich noch länger hinziehen werden. Währenddessen wird die geplante Bebauung an der Fundstelle durchgeführt und die Grabungsergebnisse überdecken. Für die Wissenschaftler ist das keine bedrohliche Aussicht, denn sie werden bis zum Ende der Grabungen alles das geborgen und dokumentiert haben, was im Boden zu finden ist und von dem angenommen werden kann, dass es von wissenschaftlichem Interesse ist.

(N.Daura-Pan: Un site carolingien découvert en Charente-Maritime : „Le mystère reste entier“, in: SUDOUEST, 13. 06. 2019, Abendausg., Internet))

 

 

Klinik Lesparre

Kurz vor der Sommersaison meldet die Klinik in Lesparre Personalbedarf an. Gesucht werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem in der Notfallversorgung. Der Leiter der Klinik ist mit der Auslastung der verschiedenen Abteilungen sehr zufrieden, beklagt aber, dass es schwierig sei, den Personalbestand aufzustocken. Dabei verweist er auf die neuen oder erweiterten Abteilungen der Klinik wie Neurochirurgie und die Dialyse, die von den Patienten gut angemommen worden seien. Alles in allem hat der Umsatz der Klinik in den letzten Jahren deutliche Zuwachsraten aufzuweisen, während die Behandlungskosten wegen der besseren Auslastung gesunken seien. Dennoch schreibt die Klinik noch keine schwarzen Zahlen. Im Jahre 2018 lag das Defizit bei 580.000 Euro. Für die Leitung erklärt sich das vor allem daraus, dass es an fest angestelltem Personal fehle und daher verstärkt kurzfristig Aushilfskräfte angeworben werden müssten. Das werde mit Blick auf die bald beginnende Sommersaison zu Problemen führen, denn bald werde man pro Tag bis zu 100 oder 110 Patienten zu versorgen haben, während es im Winter duchschnittlich um die 40 seien.

(T. Naud: À la clinique, « on ne demande qu’à recruter »in: SUDOUEST, 13. 06. 2019)

 

Hochwasserschutz

Das médocseitige Ufer der Gironde ist über weite Stecken nur trockenes und fruchtbares Acker- und Weideland, weil es durch Deiche geschützt wird, die jedoch nicht überall wirklich hochwassersicher sind. In den letzte Jahren hat es vor allem im Bereich von Maragux und Issan immer wieder Überschwemmungen gegeben, wenn Sturm und hohe Koeffizienten für einen ungewöhnlich hohen Wasserstand in der Girnde gesorgt haben. Um hier Abhilfe zu schaffen, wird von den Betroffenen seit den besonders schweren Überschwemmungen von 1999 immer wieder gefordert, die bei extremen Wetterlagen unzureichenden Deichanlagen zu verstärken. Obwohl Klarheit über das besteht, was getan werden müsste, hat es mehrere Jahre gebraucht, bis der Schrittt von der Planung zur konkreten Baumaßnahme getan wurde. Das soll nunmehr in den nächsten Monaten geschehen. Dabei soll zwischen dem Château von Margaux und der Schleuse von Issan ein Deich von 1,4 km Länge gebaut werden, der bis zum September dieses Jahres fertiggestellt werden soll. Dabei sollen rund 40.000 m³ Erdreich bewegt werden, was alles in allem Kosten von 1,3 Millionen Euro verursachen wird. Ob damit ein wirklich ausreichender Schutz vor Überflutungen gegeben sein wird, wird man erst nach den nächsten schweren Stürmen wissen.

(L. LeCor: La digue d’Issan va être construite cet été, in: SUDOUEST, 11. 06. 2019)

 

Festung Blaye

Die Festung Blaye, die einst zusammen mit dem Fort Paté inmitten der Gironde und dem auf dem linken Girondeufer gelegenen Fort Médoc den Zugang zur unteren Gironde und damit auch nach Bordeaux verriegelte, hat zwar ihre militärische Bedeutung verloren, doch ist sie in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen worden und zu einem Anziehungspunkt für Touristen geworden. Allerdings nagt der Zahn der Zeit auch an der vom Festungsbaumeister Vauban in die heute zu sehende Form gebrachte Anlage, so dass umfangreiche Sanierungs- und Konservierungsarbeiten in Gang gesetzt werden müssen. Die Arbeiten sollen Mitte Juni beginnen und bis Ende 20112 abgeschlossen sein. Mit nach der Planung auf 2,5 Millionen Euro veranschlagten Kosten sollen 850 m Felsen und Festungsmauern, die sich zum Teil bereits in einem bedenklichen Zustand befinden, stabilisiert werden, so dass derzeit bestehende Gefahren für Besucher beseitigt werden. Der Besichtigungsverkehr wird dabei so wenig wie möglich beeinträchtigt, so dass die Festungsanlage auch während der Restaurierungsarbeiten gute Chancen hat, den zweiten Platz in der Beliebtheit der touristischen Ziele im Departement Gironde zu behaupten. Der erste Platz wird bekanntlich seit geraumer Zeit von der Düne von Pilat eingenommen

(Des travaux urgents sur les remparts de la citadelle, in: SUDOUEST, 11. 06. 2019)

 

 

Fledermausquartiere

Der Verein Tous aux abris! hat in Lormont 100 weitere Fledermauskästen aufgehängt. Insgesamt gibt es dort jetzt 650 dieser Übernachtungs- und Wohnplätze für Fledermäuse. Die Anbringung weiterer Kästen hängt zusammen mit den Bestrebungen, den Bestand der Fledermäuse; der in den letzten zehn Jahren um 40% zurückgegangen ist, zu stabilisieren und wenn möglich die Zahl der flugfähigen Kleinsäuger wieder zu vergrößern. Fledermäuse sind dämmerungs- und nachtaktiv und orientieren sich mit einem hochwirksamen Sonarsystem, dessen Schallsignale für Menschen nicht hörbar sind. Sie jagen Insekten und können pro Stunde bis zu 600 Mücken oder Insekten vergleichbarer Größe fangen. Fledermäuse gibt es überall dort, wo es Insekten gibt, die sie als Nahrung nutzen können. Man kann ihnen durch die Bereitstellung von Unterschlupfen, in denen sie die hellen Stunden des Tages verbringen können, helfen. Derartige Kästen gibt es im Handel in verschiedenen Größen. Sie können wie Nistkästen für Vögel problemlos aufgehängt werden.

(100 nichoirs de plus pour les chauves-souris, in: SUDOUEST, 10. 06. 2019)

 

Wasserqualität

Obwohl der Untergang des Frachters  Grande America am 12. März für ein Schreckmoment an der französischen Atlantikküste sorgte, legten sich die Befürchtungen hinsichtlich einer Ölpest an den Stränden relativ schnell, denn Ende April gelang es, die Öltanks des in über 4000m Tiefe liegenden Wracks erfolgreich abzudichten.

Kurz vor Beginn der Strandsaison liegen amtliche Ergebnisse der Untersuchung der Wasserqualität vor, die für das Médoc sehr beruhigend sind. Die Sauberkeit des Wassers an den Stränden von Grayan-L’Hôpital (Euronat und Le Gurp) ist ausgezeichnet ebenso wie die aller anderen Badeorte an der Küste von Le Verdon bis zum Bassin von Arcachon.

Grund zur Euphorie besteht nach Ansicht der Experten jedoch nicht, weil immer noch große Mengen von belastenden Substanzen in das Atlantikwasser gelangen, auch wenn die Messwerte unterhalb der Gefahrengrenze bleiben. Außerdem verweisen die Fachleute darauf, dass man nur die Schadstoffe findet, die man sucht, andere Substanzen hingegen wie Medikamentrückstände werden nicht erfasst, obwohl sie problematisch werden können.

(J.-D. Renard: Littoral : notre eau de baignade est-elle polluée ? Etat des lieux dans la région, in: SUDOUEST, 08. 06. 2019, Internet-Ausg.)

 

 

Ortsumgehung von Taillan

Seit 35 Jahren ist die Umgehungsstraße um Le Taillan ein Dauerbrenner, an dem sich eine lange Reihe von Lokalpolitikern abgearbeitet hat, bis jetzt ohne endgültigen Erfolg. Als im Frühjahr 2015 die Bauarbeiten gerade begonnen hatten stoppte ein Verwaltungsgerichtsurteil, das Umweltschützer erwirkt hatten, die gerade angelaufenen Rodungsarbeiten für die neue Trasse. Nach zähem Ringen sieht es jetzt so aus, als ob ein Kompromiss gefunden worden ist, der den Wiederbeginn der Bauarbeiten ermöglichen könnte. Für die Bürgermeisterin von Le Taillan ist das eine überaus gute Nachricht, die 35% des Verkehrs und vor allem die 1500 Lkw, die täglich gezählt werden, um das Zentrum herumlenken würde. Im Rahmen des mühselig erarbeiten neuen Konzepts für die Umgehungsstraße sollen Wildbrücken gebaut und Ausgleichsflächen angelegt werden und es soll eine beständige Begleitung der Bauarbeiten durch Umweltexperten erfolgen. Der nächste Schritt müsste jetzt von der Präfektin des Departements Gironde ausgehen, die grünes Licht geben könnte. Wenn das bald erfolgt, was durchaus zu erwarten ist, könnte die Umgehungsstraße im Verlauf des Jahres 2021 in Betrieb genommen werden. Den Umweltschützern, die 2015 für den Baustopp gesorgt hatten, reicht das aber noch nicht. Sie haben zwar noch nicht beschlossen, wieder vor das Verwaltungsgericht zu ziehen, aber die Äußerungen, die bislang aus ihrer Ecke gekommen sind, lassen erkennen, dass ihr Widerstand weiterhin besteht. Es ist durchaus möglich, dass als erste nicht die Baggerführer, sondern die Juristen die Ärmel aufkrempeln werden. Man kann sich dazu eigene Gedanken machen, aber die müssen nicht zwingend freundlich sein, wenn man die Verkehrsverhältnisse in Le Taillan kennt.

(J.-M. LeBlanc: Déviation du Taillan-Médoc : un « oui » sous conditions, in: SUDOUEST, 08. 06. 2019)

 

Nach Sturm Miguel

Der Sturm Miguel ist mit Windgeschwindigkeiten bis zu 129 km/h über den Südwesten Frankreichs hinweggezogen. Vor der Île d’Oléron kenterte ein Seenotrettungsboot, das auf dem Weg zu einem havarierten Fischerboot war. Drei Männer der sechsköpfigen Besatzung des Seenotrettungsbootes kamen bei der Kenterung ums Leben, die drei anderen konnten sich schwimmend an Land retten. Von dem in Seenot geratenen Fischerboot hat man keine Spur, der Fischer an Bord ist wahrscheinlich umgekommen.

Zahleiche Beschränkungen gab es im Schienen- und Straßenverkehr. Die Fährverbindungen über die Gironde wurden vorübergehend eingestellt. Rund 40.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom, am Abend zählte man noch 10.000 Wohnungen ohne Elektrizität.

Im Médoc hat es zwar kräftig gestürmt, doch blieben ernsthafte Schäden aus. In den späten Nachmittagsstunden wurden gesperrte Brücken wieder freigegeben und der Verkehr auf den Bahn- und Fährstreckenstrecken wieder aufgenommen. Mittlerweile ist Sturm Miguel nach Nordosten abgezogen.

(Sudouest.fr.: Tempête Miguel : l’alerte est levée, encore 10 000 foyers privés d’électricité dans le Sud-Ouest. in:SUDOUEST, 07. 06. 2019, Abend-Ausg.)

 

Staubilanz

Bordeaux steht in Frankreich auf dem dritten Platz der Stauhäufigkeit. Im Vorjahr nahm die Stadt an der Garonne den vierten Platz ein,  den sie nummehr an Nizza abegegben hat. Vor Bordeaux rangieren noch Paris, wenig verwunderlich, und Marseille. Etwa 32% eines Tages ist das Straßennetz in Bordeaux überlastet. In der Praxis wirkt sich das so aus, dass eine Fahrt im Stadtgebiet, die zu staufreien Zeiten 30 Minuten dauern würde, tatsächlich 20 Minuten mehr erfordert, wobei besonders die Spitzen im Berufsverkehr am Morgen und Abend zu Buche schlagen. Auf das Jahr gerechnet, steht ein Autofahrer in Bordeaux 146 Stunden im Stau, macht sechs Tage und zwei Stunden. Die größte Wahrscheinlichkeit, in einen Stau zu geraten besteht freitags in der Zeit zwischen 17.00 und 18.00h.

(Bordeaux, troisième ville la plus embouteillée de France, in: SUDOUEST, 05. 06. 2019)

 

 

 

Verspäteter Wintersturm

Nach dem Kalender ist der Winter vorbei und mit ihm die Zeit der manchmal schweren Stürme. In diesem Jahr gibt es allerdings eine ungewöhnliche Ausnahme, denn ein Sturm, der den Namen Miguel bekommen hat, formiert sich draußen auf dem Atlantik. Er nimmt Kurs auf den Südwesten Frankreichs und wird dort möglicherweise Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h erreichen. Die Nouvelle-Aquitaine wird in den Morgenstunden des kommenden Freitags den Durchzug von Miguel erleben. Dieses aus den derzeit vorliegenden Daten errechnete Szenario kann auch weniger dramatisch ausfallen, aber die Meteorologen neigen seit einigen Jahren dazu, die jeweils pessimistischeren Varianten zu präsentieren, um nicht, wie schon geschehen, nach einem Sturm mit Vorhaltungen konfrontiert zu werden, dass ihre Warnungen unzureichend gewesen seien. Wie stark Miguel wirklich sein wird, wenn er über die Nouvelle-Aquitaine hinwegzieht, wird sich erst in den nächsten 24 Stunden sagen lassen. Sollte der Sturm tatsächlich mit Windgeschwindigkeiten von 100 km/h einherkommen, dann wäre das für die Jahreszeit wirklich außergewöhnlich. In Royan z. B. ist seit 1991 erst einmal in den Sommermonaten ein Sturm beobachtet worden, bei dem es Böen von über 100 km/h gab.

(O. Saint-Faustin: La tempête Miguel et ses vents à 100 km/h devraient frapper la Nouvelle-Aquitaine vendredi matin, in: SUDOUEST, 05. 06. 2019, 51.21h Interent-Ausg.)

 

Gegenwind für Windkraftanlagen

Der Staatliche Stromkonzern EDF plant, auf dem rechten Girondeufer in der Gegend von Blaye bis zu 40 Windkraftanlagen von 180 m Höhe zu errichten. Das wäre der erste Windkraftpark im Departement Gironde, wenn er denn zustande kommt. EDF will bis zu 150 Millionen Euro investieren und damit den Anteil erneuerbarer Energien in der Stromerzeigung erhöhen. Im Vorlauf zu den Planungen werden bis Mitte Juli mehrere Veranstaltungen durchgeführt, auf denen das Pro und Contra  dieser Anlagen öffentlich diskutiert wird. Auf der ersten dieser Veranstaltungen trugen die Gegner des Vorhabens der EDF eine lange Liste von Bedenken vor. Dazu zählten Fragen der Sicherheit mit Blick auf das Atomkraftwerk bei Blaye, Befürchtungen, dass Zugvögel gefährdet würden, dass Touristen abgeschreckt würden, dass es Geräuschbelästigungen geben könnte und noch so manches mehr. Auf den folgenden Veranstaltungen werden sich diese Bedenken sehr wahrscheinlich wiederholen. Die Chance, dass Befürworter und Gegner von Windkraftanlagen sich dabei annähern werden, erscheint recht klein. Angesichts der Bereitschaft, schließlich auf dem Verwaltungsgerichtswege gegen Baugenehmigungen vorzugehen, gehört wohl nicht viel Phantasie dazu, vorauszusagen, dass auch dieser Windpark wie schon einige zuvor, ein Projekt bleiben wird.

(M. M. : Un front commun contre le projet de 40 éoliennes, in: SUDOUEST, 04. 06. 2019)

 

 

Soulac 1900 – Ausgabe 2019

Das Wochenende, an dem die Veranstaltung Soulac 1900 über die Bühne geht, gehört in Soualc seit Jahren schon zu den touristischen Höhepunkten mit dem größten Ansturm von Besuchern. In diesem Jahr gab es zwar keinen historischen Dampfzug, der aus Bordeaux herankeuchte und auch das kleine Touristenbähnchen, das vom Nordrand von Soulac nach Le Verdon fährt, war wegen technischer Probleme unpässlich, doch fand sich, begünstigt durch das strahlende Sommerwetter eine Besuchermenge in Soulac ein, die man bei früheren Auflagen nicht gesehen hatte. Die Verantwortlichen des Vereins, der das Ereignis veranstaltet und letztlich auch die finanziellen Risiken trägt, waren jedenfalls zufrieden. Dazu trug auch das Ergebnis der Weinversteigerung bei, bei der ein Rekordergebnis für die Kassen des Vereins erzielt wurde. Auch wenn es noch zu früh ist, über die nächste Auflage von Soulac 1900 zu reden, sind aber die Vorzeichen günstig, dass es im nächsten Jahr die 17. Auflage der Veranstaltung geben wird.

(M. Caporal: L’année des records, in: SUDOUEST, 03. 06. 2019)

Bilder zu Soulac 1900/2019: Klick

 

Familiennamen

Heutzutage gibt es 1,4 Millionen verschiedene Familiennamen in Frankreich. Bei einer Bevölkerung von rund 65 Millionen Menschen bedeutet das, dass viele Namen oft bis sehr oft vorkommen, wie z.B. der Name Martin, den etwa 250.000 Franzosen in ihrem Ausweis stehen haben.

In frühen Zeiten reichte es, einen einzigen Namen zu haben, um die Menschen hinreichend kennzeichnen zu können. Um das Jahr 1000 nahm jedoch nach vorangegangenen Schwankungen die Bevölkerungszahl in Frankreich relativ schnell zu und verdreifachte sich innerhalb weniger Generationen. Man gab daher den Menschen Beinamen, um die vielen Bernards, Josephs und Martins unterscheiden zu können. Bei den Beinamen nutzte man eine große Fülle von Möglichkeiten, Menschen zu unterscheiden: Berufe, Herkunft, körperliche Auffälligkeiten etc.  Im 12. und 13. Jahrhundert wurden die Beinamen sozusagen erblich, denn sie wurden auch auf die Nachkommen angewendet, denen damit eine Eigentümlichkeit, eine Herkunftsbezeichnung oder ähnliches zugesprochen wurden, die auf sie unter Umständen nicht zutraf. In den meisten Regionen wurde der Name des Vaters auf die Kinder übertragen. In einigen Gegenden der Pyrenäen wurde aber der Name der Mutter bestimmend, wenn eine neue Familie in deren Haus Wohnung nahm.

In der Gegenwart stellt man fest, dass die Zahl der verschiedenen Familiennamen abnimmt. Es gibt etwa 300.000 Personen in Frankreich, die keine Namensvettern haben, sondern allein Träger ihres Namens sind. Da man festgestellt hat, dass Namen, von denen es weniger als 35 Träger gibt, die Tendenz haben, im Verlauf eines Jahrhunderts zu verschwinden, ist anzunehmen, dass in absehbarer Zeit die Fälle zunehmen werden, in denen es mehrere Menschen mit denselben Nachnamen und Vornamen gibt.

(M. Royer: D’où viennent nos noms de famille ? in: SUDOUEST, 29. 05. 2019)

 

Weniger Verkehrsopfer

Nachdem drei Monate lang die Zahlen angestiegen waren, sind im April mit 236 erstmals wieder weniger Tote im Straßenverkehr zu beklagen gewesen als im Vergleichsmonat des Vorjahres, was einem Rückgang um 16,9% entspricht. Für die ersten vier Monate dieses Jahres ergibt sich aber eine Zunahme um 1,1% gegenüber dem Vorjahr. Für 2018 wurden 3.488 Tote auf den Straßen gezählt, der niedrigste Wert für ein ganzes Jahr seit dem Bestehen der Verkehrsopferstatistik. Der Rückgang im April betrifft aber lediglich die Autofahrer, während bei den Zweiradfahrern eine Zunahme auf 22 zu verzeichnen war, die stärkste Zunahme in einem April seit zehn Jahren. Zurückgegangen um 5,5% ist hingegen die Zahl der bei Unfällen Verletzten. Vor den langen Wochenenden um Himmelfahrt und Pfingsten mahnt die Sécurité routière zu Wachsamkeit und Vorsicht auf den Straßen, da dann ein verstärkter Reiseverkehr zu erwarten ist.

(Moins de morts sur les routes, in: SUDOUEST, 30. 05. 2019)

 

 

Wölfe in Frankreich

In Frankreich gibt es am Ausgang des Winters mehr als 500 Wölfe, deutlich mehr als erwartet worden war. Die Zahlen wurden bei einem Treffen des Groupe national loup bekannt gegeben, in dem alle Gruppen, die mit Wölfen zu tun haben, vertreten sind. Die Planungen und Erwartungen der Regierung sahen erst für 2023 einen Bestand von 500 Wölfen in Frankreich vor. Um den Bestand nicht weiter anwachsen zu lassen, hat die Regierung den Prozentsatz der zum Abschuß freigegebenen Wölfe von 10% auf 17% angehoben. Falls die von den Planungen der Regierung vorgesehene Bestandszahl von 500 Wölfen in Frankreich vor dem 31. Dezember 2019 erreicht wird, kann die Zahl der zum Abschuss freigegebenen Wölfe auf 19% hochgesetzt werden. Im letzten Jahr sind in Frankreich 51 Wölfe erlegt worden bei einer Gesamtzahl, die auf 430 Exemplare geschätzt worden war.

Der Staat finanziert mit 25 Millionen Euro pro Jahr Schutzmaßnahmen in den Gebieten, in denen Wölfe vor allem Schafe bedrohen. 2018 wurden 3674 Angriffe von Wölfen auf Nutztiere, vorwiegend Schafe, registriert. Diese Vorfälle haben vorwiegend in den Gebieten Alpes-maritimes, Alpes-de-haute-Provence und Savoyen stattgefunden, doch breiten sich die Wölfe relativ schnell auch in anderen Regionen aus. Die Tierhalter, vorwiegend die Schäfer, plädieren dafür, die Abschusszahlen zur Reduzierung des Wolfbestandes ohne Begrenzung zu  erhöhen, während die Naturschutzverbände dagegen Sturm laufen.   

(Quelles mesures pour contrer l’appétit du loup ? in: SUDOUEST, 28. 05. 2019, Abend-Ausg. Internet)

 

 

Mai 2019

 

Soulac 1900/2019

Die 16. Auflage von Soulac 1900 findet am ersten Juniwochenende statt mit einer Reihe schon traditionell gewordener Programmpunkte. In diesem Jahr gibt es keinen historischen Dampfzug, weil Brückenbauarbeiten an der Strecke durchgeführt werden, aber es gibt unter anderem die Weinversteigerung, bei der sich manches seltene Tröpfchen mit etwas Glück günstig erwerben läßt. Die zur Versteigerung vorgesehenen Weine sind Stiftungen der Châteaux, von denen sie stammen, zugunsten der Kasse von Label Soulac, dem Veranstalter von Soulac 1900. Die Weinversteigerung beginnt am Samstag um 15.30h auf dem Marktplatz. 500 Flaschen stehen zur Verfügung, darunter 60 Magnum, mehrere Doppelmagnum, ein Jéroboam (5 Liter) und eine Impériale (6 Liter). Unter den angebotenen Weinen gibt es solche, die Kenner träumen lassen: einen Léoville-Barton 1961, einen Léoville-Poyferré 1982 und 50 Flaschen von Grand crus der Jahrgänge 1993 bis 2000. Die Weine werden zu einem Startpreis von 20 bis 30% unter dem Schätzpreis aufgerufen, doch werden sie dafür kaum zu haben sein. Auch hier gilt aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. 

(in: SUDOUEST, 29. 05. 2019)

 

Dreimal Triathlon

Am Himmelfahrtswochenende findet im Médoc die siebte Auflage eines Triathlon-Ereignisses statt, das als IronmanMédoc gestartet  worden war und seit 2016 Frenchman heißt. In diesem Jahr werden an drei Tagen drei verschieden lange Wettbewerbe ausgetragen. Dabei haben die Teilnehmer zunächst einen Schwimmwettkampf im See von Hourtin zu absolvieren, an den sich ein Radrrennen und danach ein Lauf  anschließt. Man rechnet in diesem Jahr mit rund 2500 Wettkämpfern, unter denen die Spitze der europäischen Triathleten sein werden. Der erste Wettbewerb am Himmelfahrtsdonnerstag beginnt um 15.00Uhr in Hourtin mit einen Schwimmern über 1500 m, auf das ein Radrennen über 40 km folgt und schließlich ein Lauf über 10 km. Am Freitag wird der Start um 10.00 erfolgen, wieder mit einem Schwimmwettbewerb, diesmal über 1900 m, gefolgt von einem Radrennen über 90 km und einem Lauf über 21km. Am Samstag schließlich geht es um 7.00h  am Strand von Piqeyrot los mit einem Schwimmen über 3,4 km quer durch den See, dann folgt ein Radrennen über 180 km, bei dem es durch Hourtin bourg, Vendays, Grayan l’Hôpital, Soulac, Montalivet, Hourtin ville, Magagnan, Carcans, Maubuisson, Hourtin Plage nach  Hourtin Port geht. Daran schließt sich ein Marathon über 42 km an. Auch wenn das, was den Teilnehmern bei diesen Triathlons abverlangt wird, an die Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit gehen mag, muss es doch Spaß machen, denn wie wäre es sonst zu erklären, dass sich die Zahl der Wettkämpfer seit dem letzten Jahr verdoppelt hat.   

(R. Boivinet: Frenchman dans la cour des grands, in: SUDOUEST, 29. 05. 2019)

 

 

Sommer in Sicht

Während in manchen Gegenden Frankreichs in diesem Jahr das Thermometer noch nicht über 25 Grad geklettert ist, wird für das erste Juniwochenende von den Meteorologen eine sommerliche Hitzwelle mit Temperaturen von 30 und mehr Grad angekündigt. Die derzeitig noch labile Wetterlage wird sich mehr und mehr stabilisieren und eine kräftige Hochdruckzone ausbilden. In der Nouvelle-Aquitaine sind die ersten Temperaturen im Bereich von 30 Grad schon am kommenden Freitag möglich. Bis jetzt ist der Südwesten Frankreichs noch nicht sonderlich erwärmt worden. Die Durchschnittswerte der letzten Wochen lagen um 1,2 Grad unter den Normalwerten, aber jetzt könnte es wohl etwas werden mit dem Vorgeschmack auf die sommerliche Wärme. Bei alledem schadet es aber nicht, wenn man sich bewusst ist, dass Prognosen da ihre Schwäche haben, wo sie Aussagen über die Zukunft machen.

(Sudouest.fr: Météo : l’été arrive, plus de 30 degrés attendus ce week-end, in: SUDOUEST, 28. 05. 2019, 11.13h, Internet-Ausg.)

 

 

Europawahlen 2019 in Frankreich Endergebnis

Die sechs Parteien, die die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnten:

– Prenez le pouvoir, Liste unterstützt von Marine le Pen                  23,31%

– Renaissance soutenue, Liste unterstützt von E. Macron                 22,41%

– Europe Écologie (Grüne)                                                               13,47%

– Union der Rechten und des Zentrums                                            8,48%

– La France insoumise                                                                       6,31%

– Sozialisten und Verbündete                                                             6,19%

 

Die beiden Listen der Gelbwesten sind mit zusammen weniger als 1% der abgegebenen Stimmen weit abgeschlagen im hinteren Feld gelandet.

Die Wahlbeteiligung hat zugelegt auf rund 52%, nach 42,4% bei den letzten Europawahlen im Jahr 2014. Und schließlich ist der vielfach vorausgesagte  Stimmenanstieg bei den Rechtspopulisten mit ihrer Führungsfigur Marine Le Pen ausgeblieben. Sie erreichten 23,31% und mussten sich gegenüber 2014 mit einem Rückgang um 1,55% der Stimmen abfinden.

Für Staatspräsident Macron und sein Lager ist das Ergebnis zwar nicht glänzend, aber besser als von manchen Beobachtern erwartet worden war. Große Zufriedenheit herrscht auch in Frankreich bei den Grünen, die 13,1% der Stimmen auf sich vereinigen und damit den dritten Platz einnehmen konnten. 2014 hatten sie mit 8,95% auf dem fünften Platz abgeschlossen. Die Sozialisten, die 2014 mit 13,98% noch auf den dritten Platz rangierten, sind mit nunmehr 6,19% weiter im Rückwärtsgang.

(UM, 28. 05. 2019)

 

 

Europawahlen 2019: Französische Ergebnisse

(Vorläufige Zahlen vom 26.05.2019, 23.24h)

In Frankreich haben die Rechtspopulisten, deren Führungsfigur Marine Le Pen ist,  den ersten Platz errungen vor der Renaissance soutenue, hinter der unter anderem die Partei des Staatspräsidenten E. Macron steht. Auf dem dritten Platz rangieren die Grünen mit einem Ergebnis  von 13,2%. Alle anderen Listen bleiben unter 10%.

Bei den Wahlen zum Europaparlament 2014 erhielt der Front national der Marine le Pen 24,86% der abgegebenen gültigen Stimmen

 

Ergebnisse 2019:

– Prenez le pouvoir, Liste unterstützt von Marine le Pen                  23,7%

– Renaissance soutenu, Liste unterstützt von E. Macron                 22,4%

– Europe Écologie (Grüne)                                                                      13,2%

– Union der Rechten und des Zentrums                                                 8,2%

 

 

Ergebnisse für einige Gemeinden des Médoc für die beiden erstplazierten Listen. Dahinter folgen kleinere Parteien und Gruppierungen mit Ergebnissen um oder unter 10%

                    Rassemblement National          La République en          

                      National (Marine Le Pen)         en marche u. Partner

Grayan              27,13 %                                       20,61 %

Soulac               27,20 %                                      24,55%

Talais                39,60 %                                      15,44%

St. Vivien           43,50%                                      17,49%

Vensac              34,92%                                       19,63%

Vendays-

Montalivet          28,61%                                   21,12%

Lesparre             39,83%                                  15,83%

Gaillan               41,92 %                                  14,08%

 

 

Großbrand in Bordeaux

In Bordeaux ist eine Woche nach einem Brand in einer Tiefgarage, bei dem mehr als 300 Autos in Flammen aufgegangen sind, am 25. Mai gegen 17.30h ein weiteres großes Feuer ausgebrochen. Betroffen war davon ein an der Garonne gelegener Häuserblock in der Nähe der Place des Quinconces. Das Feuer wurde von einem Aufgebot von rund 100 Feuerwehrleuten bekämpft, doch konnten sie in dem Block von ca 100 m Breite und Länge nur verhindern, dass sich das Feuer über den betroffenen Bereich hinaus ausbreitete. Glücklicherweis gab es keine Opfer, doch wurden zahlreiche Gebäude so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass sie unbewohnbar wurden. Rund fünfzig Gebäude wurden beschädigt, zum Teil so schwer, dass sie abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden müssen. Wohnungen und Ladenlokale mußten geräumt werden, die Höhe der materiellen Schäden kann derzeit noch nicht eingeschätzt werden. Die Stadtverwaltung hat eine Notfallversorgung für die Personen eingerichtet, die für die nächsten drei Tage keine zumutbare Bleibe bei Freunden oder Verwandten finden.

(E. Artigue-Cazarra: Un quartier s’enflamme, in: SUDOUEST, 26. 05. 2019)

 

 

Europäische Mittel für die Nouvelle-Aquitaine

Kurz vor der Wahl zum Europäischen Parlament, die in Frankreich am 26. Mai 2019 stattfindet, ist im Südwesten des Landes das Interesse an dieser Wahl nicht sonderlich groß. Dabei gibt es Gründe genug, sich mit der Europäischen Union näher zu beschäftigen, nicht zuletzt, weil aus Brüssel erhebliche finanzielle Mittel in die Region Nouvelle-Aquitaine geleitet werden. Für den Zeitraum von 2014 bis 2020 werden aus Mitteln der Europäische Union 2,5 Milliarden Euro in den Südwesten Frankreichs überwiesen. Seit 2014 sind in 126.000 Projekte  in der Nouvelle-Aquitaine Gelder aus den Kassen der Europäischen Union geflossen, mit denen Maßnahmen im Bereich der Ausbildung, der Umwelt, der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, der Digitalisierung, der Landwirtschaft und der Fischerei gefördert worden sind. Seit 2015 verwalten die französischen Regionen die Zuweisungen aus den europäischen Kassen direkt, während zuvor die Gelder vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft zugeteilt wurden. Es gibt allerdings Bestrebungen, diese dezentrale Verwaltung der europäischen Fördermittel wieder aufzuheben, was verständlicherweise von den Regionen mit Sorgen gesehen wird. Eine weitere Befürchtung für zukünftige Verschlechterungen resultiert aus den noch nicht kalkulierbaren Folgen des Brexit, der wohl eine Revision des Budgets der Europäische Union mit einer Senkung der Mittel für die Agrarförderung nach sich ziehen wird.

(M. Ditta und B. Lasserre: Comment l’Europe aide la Région, in: SUDOUEST, 25. 05. 2019)

 

10 Millionen Reisende

Die am 2. Juli 2017 eröffnete Hochgeschwindigkeitstrecke der SNCF zwischen Paris und Bordeaux ist noch erfolgreicher als es in den Planungen erwartet worden war. Seit dem Tag der Eröffnung haben 10 Millionen Reisende die Möglichkeit genutzt, in wenig mehr als zwei Stunden von Bordeaux nach Paris oder umgekehrt zu gelangen. Während der Fahrt des am 23. Mai um 8.52h in Paris gestarteten TGV wurde per Los der 10millionste Pasagier bestimmt und gebührend gefeiert. Mittlerweile rangiert die Relation Paris-Bordeaux hinsichtlich der Zahl der Reisenden auf dem zweiten Platz in Frankreich, und die Verwantwortlichen streben an, die erste Position zu erreichen. Für diesen Sommer sind, um die Attraktivität der Strecke weiter zu steigern,  300.000 Fahrkarten zu kleinen Preisen vorgesehen. Vom 29 Juni bis zum 31. August wird es samstags eine direkte Verbindung Bordeaux-Brüssel geben, die je nach dem Grad der Auslastung möglicherweise zur dauerhaften Verbindung aufgewertet werden wird.

(B. L.: TGV Paris-Bordeaux : déjà dix millions de voyageurs, in: SUDOUEST, 24. 05. 2019)

 

 

Etikettenschwindel?

Seit einigen Monaten fahnden Beamte der Direccte, einer Behörde, die sich unter anderem um Probleme des Wettbewerbs in der Wirtschaft kümmert, in Weinbaubetrieben im Bordelais nach Dingen, die es eigentlich nicht geben sollte. Sie suchen nach Weinflaschen, auf deren Etiketten Hinweise auf prestigeträchtige und teure Marken stehen, obwohl die Inhalte nicht von den Châteaux produziert worden sind, deren Namen auf den Etiketten zu lesen sind. Diese Etiketten geben zwar nicht vor, daß der Flascheninhalt aus der Produktion eines der ganz oben angesiedelten Châteaux stammt, aber sie stellen Bezüge her, die Verwirrung stiften. Die Inhalte der so beklebten Flaschen stammen aus Kooperativen oder aus Mischungen, die im Handel entstanden sind, deren Weine zwar nicht so beschaffen sind, daß man einen Bogen darum machen müßte, aber es sind eben keine grands crus. Das Modell, das dabei offensichtlich zum Vorbild gedient hat, stammt aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, als Baron Philippe de Rothschild, auf dessen Château Mouton Rothschild ein berühmter grand cru classé entsteht, die Idee hatte, seinen Zweitwein Mouton cadet zur Handelsmarke zu machen. Das bedeutete, dass die Etiketten zwar den Namen Rothschild zeigten, dass in den Flaschen aber ein Wein war, der mit dem Château Mouton Rothschild nichts zu tun hatte. Den Käufern war dieser Umstand meist wohl nicht klar, denn sie stellten über den Namen Rothschild eine Verbindung zu dem berühmten grand cru classé her, für den drei- oder mehrstellige Preise pro Flasche gezahlt werden. Mittlerweile wird dieses Geschäftsmodell von einigen Dutzend Châteaux praktiziert, die es allerdings nicht gerade darauf anlegen, die Käufer deutlich darauf hinzuweisen, dass die Flascheninhalte nicht auf den klangvollen Châteaux entstanden sind, von denen auf den Etiketten die Rede ist. Ob das gegen geltendes Recht verstößt, wird im Einzelfall zu entscheiden sein, und die dafür erforderlichen Prüfungen brauchen wohl noch einige Zeit. Bis zur abschließenden Klärung ist den Käufern zu empfehlen, die Etiketten von Weinflaschen aus dem Bordelais besonders aufmerksam zu betrachten und im Zweifelsfall eine Flasche auch mal zurückzustellen und sie nicht zu kaufen.

(Y. Saint-Sernin: Fausses promesses sur l’étiquette ? in: SUDOUEST, 22. 05. 2019)

 

Grundstücksverkäufe in Montalivet

Auf der Sitzung des Gemeinderates von Vendays-Montalivet vom 17. Mai 2019 wurde beschlossen, 45 Grundstücke, die derzeit noch im Besitz der Gemeinde sind, an Bauwillige zu verkaufen. Es handelt sich um Parzellen an der Gemeindegrenze zum Baugebiet Vensac-Océan. Der Preis wurde auf 120 Euro pro Quadratmeter festgesetzt. Um Bauwilligen den Erwerb trotz dieser gegenüber den letzten Grundstücksverkäufen der Gemeinde kräftig gestiegenen Preise zu erleichtern, wurden auch kleinere Grundstücke ab 396 m² angeboten, die größten werden 901 m² haben. Für näher zum  Zentrum gelegene Grundstücke beim ehemaligen Minigolfgelände waren zuletzt 150 Euro pro Quadratmeter verlangt und gezahlt worden. Kaufwillige können ab 3. Juni ihr Interesse an Grundstücken in dem neuen Baugebiet per Einschreiben zu Händen des Bürgermeisters anmelden.

(L. Llobell: 45 lots seront mis en vente le 3 juin, in: SUDOUEST, 21. 05. 2019

 

 

Ende des projet matelier

Die Firmen Granulats-Ouest und DTM, die sich über Jahre bemüht hatten, eine Genehmigung zum Abbau großer Mengen von Kies und Sand im Küstenbereich der Gironde nördlich von Royan zu erhalten, haben ihre Bemühungen aufgegeben. In einem vom 13. Mai datierten Schreiben an die Direktion des Parc naturel marin haben beide Firmen mitgeteilt, dass sie keine weiteren Anstrengungen mehr unternehmen wollen, um auf dem Gerichtswege die bislang vom Ministerium für Wirtschaft und Finanzen verweigerte Abbaugenehmigung zu erlangen.

Vorangegangen war diesem Entschluß ein jahrelanger Streit von Umweltschützern gegen den geplante großräumigen Sand- und Kiesabbau, der nach Meinung von Fachleuten schwere und unumkehrbare Störungen des empfindlichen biologischen Gleichgewichts in den projektierten Abbauzonen mit sich gebracht hätte.

Für den Verein Estuaire pour tous, der maßgeblich den Widerstand gegen die Abbaupläne organisiert hatte, ist dies nach der erfolgreichen Abwehr des Projektes eines Gastankerterminals bei Le Verdon schon der zweite große Erfolg im Kampf um die Erhaltung der natürlichen Gegebenheiten im Mündungsbereich der Gironde.

(Projet matelier: suite et FIN, in: Estuaire pour tous, Email vom 20. 05. 2019)

 

 

Tempo 80 oder mehr?

Die Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf zweispurigen Straßen ohne feste Mittelplanke auf 80 km/h, die zum 1. Juli des vergangenen Jahres verfügt wurde, gehört zu den am wenigsten populären Maßnahmen der französischen Regierung. Sie war verfügt worden, um die Zahl der Verkehrstoten weiter zu senken, und die Statistik hat den offenbaren Zusammenhang zwischen Verkehrsopfern und der Höchstgeschwindigkeit bestätigt. Seit Inkrafttreten der Tempo-80-Regelung sind 13% weniger Menschen auf französischen Straßen zu Tode gekommen. In der öffentlichen Meinung hat deswegen dieses Tempolimit aber nicht an Zustimmung gewonnen. Jetzt ist die Regierung bereit nachzugeben und einer Anhebung der Höchstgeschwindigkeit auf 90 km/h zuzustimmen. Die Entscheidung darüber soll von den Departements getroffen werden, denen damit auch die Verantwortung dafür zugeschoben wird, sollten die Zahlen der Verkehrstoten wieder in die Höhe gehen. Bis zur Neufestsetzung der zulässigen Geschwindigkeiten auf den  Straßen sind aber noch einige Formalitäten zu erledigen, so dass mit einer schnellen Neureglung nicht zu rechnen ist. Außerdem sind damit Kosten verbunden, die in etwa denen entsprechen, als das Tempo 80 eingeführt wurde. Damals kostete die Umrüstung von Verkehrsschildern, Radarstationen etc. rund 6 Millionen Euro.

(N. César: 80 km/h : les Départements devront trancher, in: SUDOUEST, 20. 05. 2019)

 

Die Rolle Frankreichs in Europa

Am 26. Mai 2019 haben 47 Millionen Wähler in Frankreich das Recht, die Zusammensetzung des nächsten Parlaments der Europäischen Union mitzubestimmen, doch wird die Wahlbeteiligung wieder relativ niedrig sein. Dabei hätten die Franzosen allen Grund, sich der Rolle, die ihr Land in Europa spielt, bewußt zu sein und dementsprechend zu handeln.

Hinsichtlich der Fläche ist Frankreich das größte Land  in der EU, vor Spanien und Schweden. Nach der Bevölkerungszahl steht Frankreich mit 67 Millionen Einwohnern auf dem zweiten Platz in der EU, hinter Deutschland mit fast 83 Millionen Einwohnern. Unangefochten, und das sogar weltweit, nimmt Frankreich im Tourismus den Platz des meistbesuchten Landes ein. 84,5 Millionen Ausländer kommen jährlich zum Besuch und geben dabei fast 50 Milliarden Euro aus. In der wirschaftlichen Leistung steht Frankreich hinter Deutschland und Großbritannien auf dem dritten Platz in der EU. Auf dem zweiten Platz stehen die Franzosen bei den Nettozahlern in die Kassen der EU mit 16,25 Milliarden Euro im Jahre 2017. Deutschland nahm hier mit 19,6 Milliarden Euro den Spitzenplatz ein, doch müssen hier die 13,5 Milliarden Euro, die als direkte finanzielle Leistungen aus der EU-Kasse nach Frankreich fließen, gegengerechnet werden  ebenso wie die indirekten wirtschaftlichen Vorteile, die die EU den Mitgliedsländern bietet. Hinsichtlich des politischen Gewichts haben sowohl Frankreich als auch Deutschland,  die einst als unangefochtene Motoren der europäischen Einigung Schwung und Richtung vorgegeben haben, proportional an Gewicht verloren, was jedoch kein Anlaß zu nostalgischen Gefühlen sein sollte, denn schließlich haben die Begründer der heutigen Europäischen Union von Anfang an auf die Vergrößerung der Gemeinschaft hingearbeitet.

(B. Lasserre: La France, un premier rôle au générique européen, in: SUDOUEST, 19. 05. 2019

 

Priesterkinder in Frankreich

Katholische Priester können Kinder haben, das steht zumindest biologisch außer Frage. Tatsächlich gibt es katholische Priester, nicht nur in Frankreich, die Väter von Kindern sind. Nach den kirchenrechtlichen Normen sollte es diese Priesterkinder nicht geben und jahrhundertelang existierten sie auch nicht, zumindest nicht öffentlich für die Amtskirche. Nicht erst in unseren Tagen hat es Kritik gegen diese Verhaltensweise der katholischen Kirche gegeben, doch änderte sich lange Zeit nichts. Erst jetzt kommt Bewegung in dieses Problem, dessen Tragweite und Gewicht Nichtbetroffene kaum nachvollziehen können. Mehrere katholische Bischöfe in Frankreich werden im Juni Priesterkinder treffen und damit, so hofft man vielerorts,  nicht nur für die französische Kirche einen Schlußpunkt unter ein Tabu setzen, an das jahrhundertelang nicht gerührt wurde. Eine erste Begegnung mit Kindern von Priestern hatte es bereits im Februar gegeben, als Monsignore Ribadeau-Dumas, Generalsekretär der Konferenz der Bischöfe von Frankreich, drei von ihnen empfing. Sie sind Mitglieder des Vereins Les Enfants du silence (Kinder des Schweigens), die die Interessen der Kinder von kirchlichen Amtsträgern vertreten, und sie werden in dieser Funktion ihr Anliegen anderen Bischöfen vortragen können. Diese Begegnungen werden Mitte Juni stattfinden. Man darf gespannt sein, welche Folgen sich daraus ergeben werden für die Priesterkinder in Frankreich und in anderen Ländern. Auch wenn vom Vatikan bis jetzt keine Zeichen ausgehen, die ein Überdenken der Zölibatsfrage für möglich erscheinen lassen, darf vermutet werden, dass das Problem auf der Tagesordnung bleiben wird und wohl eher an Gewicht gewinnen dürfte.  

(SudOuest.fr avec AFP: Des enfants de prêtres bientôt reçus par des évêques, geste inédit dans l’Église française, in: SUDOUEST, 18. 05. 2019, Internet-Ausg.)

 

 

Der Einfluß der EU auf die französische Gesetzgebung

Ein Satz, den Jacques Delors im Jahre 1988 geäußert hat, als er Präsident der Europäischen Kommission war, nach dem nach Ablauf von zehn Jahren 80% der Gesetze in den Mitgliedsländern der EU von der Gemeinschaft geprägt sein würden, wird besonders von Europagegnern gern und häufig zitiert, und als Argument gegen die europäische Integration verwendet. Ausgehend von diesem Satz haben sich mehrere Expertenteams daran gemacht, zu prüfen, wieviel Einfluß europäische Vorgaben auf die französische Gesetzgebung tatsächlich haben. Der think tank Terra Nova stellte dazu im Jahre 2010 fest, dass die europäische Gesetzgebung lediglich auf 10% der französischen Gesetzgebungsmaßnahmen Auswirkungen gehabt habe. Mit einem anderen methodischen Ansatz hat im letzten Jahr ein Team von Fernsehjournalisten der Sender TF1/LCI festgestellt, dass zwischen 2012 und 2017 30% der Gesetze, 21% der Verordnungen und 4% der Dekrete, die aus französischen Amtsstuben ergangen sind, zustande gekommen sind, um europäische Vorgaben umzusetzen. Das Institut Jacques Delors – Notre Europe hat 2014 ermittelt, dass 19% der französischen Gesetze auf direkte oder indirekte Vorgaben der Europäischen Union zurückzuführen sind. Die Bereiche, in denen die Werte am höchsten sind, sind die Landwirtschaft, die Finanzen und die Umwelt, wo bis zu 40% der französischen Gesetzestexte ursächlich auf Rechtsnormen der Europäischen Union aufgebaut sind. Hingegen ist in anderen Bereichen wie der Erziehung und Bildung, der Sozialordnung, dem Wohnungsbau und der Verteidigung so gut wie kein französischer Gesetzgebungsakt auf Brüsseler Vorgaben zurückzuführen. Und schließlich ist noch in Betracht zu ziehen, dass die meisten Gesetze der Europäischen Union zurückgehen auf Beschlüsse der Ministerrats, mithin also der Regierungen der Mitgliedsländer. Alles in allem ist also festzustellen, das der eingangs zitierte Satz von Jacques Delors eher dem Wunschdenken eines wirklich überzeugten Europäers entsprungen ist, das jedoch nicht zur Realität geworden ist. Die unterschiedlichen Zahlenwerte, die die verschiedenen Expertengruppen ermittelt haben, sind kein Argument gegen die tendenzielle Richtigkeit ihrer Ergebnisse, sondern ein Hinweis auf die methodologischen Schwierigkeiten, im Berech der Gesetzgebung exakt zu beziffernde Aussagen zu treffen.

(M. Ditta: Non, 80 % des lois françaises ne sont pas dictées par l’Europe, in: SUDOUEST, 17. 05. 2019)

 

Oldtimer in Monta

Am 18. und 19. Mai 2019 werden sich in Montalivet Oldtimer – Autos ein Stelldichein geben, das seinesgleichen sucht. Im Vorjahr wurden 330 Autos mit teilweise weit zurückliegenden Baujahren vorgestellt. In diesem Jahr erwarten die Veranstalter noch mehr Teilnehmer, wobei man hofft, dass das umfangreiche Begleitprogramm, in dem allein sieben Konzerte vorgesehen sind, zusätzliche Zuschauer anziehen wird. Die Autos, die zu der Veranstaltung zugelassen werden, müssen allesamt vor 1980 aus den Werkshallen gerollt sein, bei den ebenfalls zugelassenen Zweirädern ist das Jahr 1975 als Grenze gesetzt. In einer Boutique bieten die Organisatoren Souvenirs und Mitbringsel an, von denen gehofft wird, dass sie guten Absatz finden. Für die Teilnehmer an der Veranstaltung ist als Fläche ein großer Teil der Avenue de l’Océan vorgesehen, der aus diesem Grund für den übrigen Fahrzeugverkehr gesperrt sein wird. Die Fahrzeuge der Präsentation werden ab 9.00 h erwartet, doch sollten interessierte Zuschauer einen etwas späteren Zeitpunkt wählen, da Oldtimer eher keine Frühaufsteher sind.

(L. Llobell: Monta car old school repart ce week-end, in: SUDOUEST, 16. 05. 2019)

 

Strompreise

Wenn von Preisen die Rede ist, dann geht es bis auf seltene Ausnahmen immer um Erhöhungen. Das wird demnächst auch bei den Strompreisen so sein, die zum 1. Juni für die meisten Haushalte in Frankreich um 5,9% steigen werden. Da man in der Regierung, die über die Commission de régulation de l’énergie (CRE) letztlich über das Preisniveau entscheidet, um die Brisanz von Erhöhungen in diesem Bereich weiß, sind in der Vergangenheit mehrfach Preiserhöhungen zur Anpassung an die Kostensituation verschoben oder reduziert worden. Die letzte Empfehlung zur Anpassung der Strompreise an die Erzeugungskosten stammt vom letzten Winter, doch hat die Regierung angesichts der damals gerade aufflammenden Bewegung der Gelbwesten auf Zeit gespielt und die Erhöhung auf die Zeit nach der winterlichen Heizperiode verschoben. Ob die Rechnung der Verantwortlichen dabei aufgeht, erscheint allerdings zweifelhaft, denn es steht zu erwarten, dass dieselben Kräfte und Forderungen, die die Bewegung der Gelbwesten angetrieben und unterstützt haben, erneuten Auftrieb bekommen werden.

(J.-D. Renard: Les prix de l’énergie à nouveau dans la tourmente, in: SUDOUEST, 15. 05. 2019)

 

Wein im Jahre 2050?

Es ist eine oft plagiierte Platitüde, wenn  gesagt wird, dass Prognosen besonders dann problematisch sind, wenn sie die Zukunft betreffen. Das entbindet jedoch niemanden davon, sich Gedanken zu machen über zukünftige Entwicklungen. Das gilt ohne Einschränkungen auch für den Weinbau, wo man sich bewusst ist, dass die Zukunft nur zu bestehen ist, wenn man sich auf bereits absehbare Veränderungen einstellt. Vor diesem Hintergrund wurde eine Studie erstellt, die sicher ist, dass der Klimawandel, der bereits eingesetzt hat, auch den Weinbau beeinflussen wird, der weltweit wird auf 7,4 Millionen Hektar Wein betrieben wird. Da davon auszugehen ist, dass die jährlichen Durchschnittstemperaturen zulegen werden, werden sich daraus Konsequenzen für den Weinbau ergeben. Denkbar ist, dass neue Rebsorten, die besser als die derzeit dominierenden mit den höheren Temperaturen zurande kommen auf den bestehenden Flächen angepflanzt werden, vorstellbar ist aber auch, dass der Weinbau nach Norden wandert. Unsicher ist ebenfalls, wie sich das Verbraucherverhalten entwickeln wird, von dem abhängt, ob nicht etwa neue Geschmacksrichtungen entwickelt werden. Zur Zeit gehen die Experten eher davon aus, dass der Weinbau dort bleiben wird, wo er gegenwärtig seine Schwerpunkte hat, aber dass man dort Anstrengungen machen wird, mit den neuen Gegebenheiten fertig zu werden.

(X. Sota: Quel vin et qui pour le déguster en 2050 ? in: SUDOUEST, 14. 05. 2019)

 

Golf in Grayan

Der Verein Balata Golf Practice in Grayan muss sich keine Sorgen um seine Zukunft machen. Er hatte im letzten Jahr 405 Mitglieder und konnte auf seiner jährlichen Mitgliederversammlung auf eine Reihe von erfolgreichen Aktivitäten zurückblicken. Auch finanziell steht der Verein gut da, zumal er Zuwendungen der Gemeinden Grayan, Talais und Vensac und vom Gemeindeverband Médoc Atlantique erhält. Erfolgreich war man auch darin, Kinder des Primarbereichs an den Golfsport heranzuführen. Diese Aktivitäten werden 2019 erweitert, da die Angebote auf Schulen aus Soulac und Saint-Germain-d’Esteuil ausgedehnt werden. Angesichts der positiven Resonanz denkt man in der Vereinsführung darüber nach, eine Golfschule einzurichten. Diese Planungen wurden bereits den Bürgermeistern der Gemeinden unterbreitet, die 80.000 Euro bereitgestellt haben, um eine Studie über die Machbarkeit des Projekts zu erstellen.

Samstags und sonntags hält der Golflehrer des Vereins weiterhin  von 14.00h bis 15.00h Übungsstunden ab. Für Vereinsmitglieder gibt es überdies zu Vorzugspreisen Einzeltraining.

(M. Caporal: Balata vers un projet de golf école, in SUDOUEST, 13. 05. 2019)

 

 

Erinnerungsarbeit

Zu den Kapiteln der Geschichte von Bordeaux, zu denen sich nichts Positives sagen läßt, gehört der Sklavenhandel, der bis zu seinem Ende im frühen 19. Jahrhundert kräftige Gewinne in die Kassen des reichen Bürgertums in Bordeaux schaffte. Dabei wurden von Bordeaux aus zwischen 1772 und 1832 rund 500 Schiffsreisen organisiert, bei denen von der Westküste Afrikas zwischen 120.000 und 150.000 Afrikaner unter unmenschlichen Bedingungen nach Amerika verfrachtet wurden. Dort wurden sie versteigert und mit den Erlösen wurden landwirtschaftliche Produkte eingekauft, die danach in Europa abgesetzt wurden. Dieser sogenannte Dreieckshandel war überaus profitabel, denn er warf Renditen von rund 20% ab, während man im innereuropäischen Handel nur auf Gewinnspannen von maximal 5% kam. Lange Zeit wurde über die Rolle, die Bordeaux in diesem dunklen Geschäft gespielt hatte, nicht gesprochen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kamen langsam Initiativen in Gang, die für Aufklärung sorgen wollten. Mittlerweile gibt es einen größeren Kreis Interessierter und Informierter, die die Dinge beim Namen nennen und daran erinnern.  In diesem Jahr wurden in der Woche vom 10. bis zum 17. Mai an mehreren Stellen der Stadt neue Gedenkstellen eingerichtet, mit denen man hofft, die Erinnerung an den Sklavenhandel in das öffentliche Bewußtsein zu bringen. Die Resonanz auf diese Aktionen zeigt, dass sich tatsächlich etwas bewegt.

(C. Darfay: La mémoire vive de l’esclavage, in: SUDOUEST, 12. 05. 2019)

 

 

 

Probleme auf dem See von Carcans

Der See von Carcans (manche nennen ihn auch den See von Carcans-Hourtin, oder See von Hourtin) ist mit einer Fläche von 6.500 ha der größte natürliche See Frankreichs, und er ist ein beliebtes Wassersportgebiet. Das ist vielen, die aus dem Tourismus Einnahmen ziehen, durchaus recht, doch zeigt es sich, dass auch hier allzu viel oft ungesund ist. Das betrifft vor allem Aktivitäten auf dem See, bei denen Motoren zum Einsatz kommen. Die Verantwortlichen stellen fest, dass in den letzten Jahren sowohl die Zahl als auch Stärke der verwendeten Motoren zugenommen hat. Die Folgen zeigen sich manchmal sofort und direkt oder auch erst nach längerer Zeit. Auf jeden Fall ist alles, was die noch bestehende Artenvielfalt im und am See gefährdet, unerwünscht. Allerdings leben inzwischen viele kleine und mittlere Unternehmen von Verleihen, Verkaufen oder Warten von Motorbooten und Jetskis, was es schwierig macht, hier Begrenzungen durchzusetzen. Vor kurzem wurde eine vierte Wasserskizone eingerichtet, ohne die dafür vorgeschriebenen ministeriellen Genehmigungen einzuholen, die, so kann vermutet werden, wohl nicht erteilt worden wären. Der See ist nicht sehr tief und demzufolge bringen alle motorisierten Aktivitäten Belastungen für die dort lebenden Fische mit sich, vor denen sie kaum ausweichen können. Dabei gehen die Störungen nicht nur von dem erzeugten Lärm aus, sondern noch mehr durch das Aufwirbeln von Sedimenten, die das Wasser trüben. Betroffen sind davon vor allem Hechte und Aallarven, die einst in dem See in großen Mengen anzutreffen waren, nunmehr aber deutlich abgenommen haben. Seit fünf Jahren laufen Untersuchungen und Bestandsaufnahmen, um festzustellen, wie sich das Ökosystem des Sees entwickelt ,aber es gibt noch keine eindeutigen Aussagen über Veränderungen. Für am Schutz der Natur Interessierte, ist klar, dass Reglementierungen erfolgen müssen, die die motorisierten Aktivitäten bremsen, doch ist ebenso klar, dass es schwer sein wird, die Bedürfnisse des Tourismus damit in Einklang zu bringen.

(B. Donnadieu: Ski nautique sur le lac de Carcans : la zone de trop ?in: SUDOUES, 10. 05. 2019)

 

Schaumgebadet wider Willen

Die drei Grazien oben auf dem ihnen gewidmeten Brunnen auf dem Platz der Börse in Bordeaux ziehen für gewöhnlich die Augen der Betrachter mit Anmut und Wohlgestalt auf sich. Seit dem 8. Mai gehen die Blicke nicht nach oben zu den drei jungen Frauen, sondern nach unten auf das Becken, in das sie das Wasser entleeren, das aus den Gefäßen quillt, die sie in den Armen tragen.  Von diesem Becken war allerdings kaum etwas zu sehen, da eine dicke weiße Schaumschicht auf der Oberfläche des Wasser waberte. Wie der Schaum dorthin kam, wo er nun nicht unerheblich stört, weiß man nicht so genau, aber die Vermutung, dass übermütige Jugendliche eine kräftige Dosis Spülmittel in das Becken geschüttet haben, trifft ziemlich wahrscheinlich zu. Weil das Wasser in dem Brunnen in einem geschlossenen System kreist, verstärkt sich der Schaumeffekt immer mehr. Die einzige Lösung war das Abstellen der Pumpe und das Ablassen des schaumverseuchten Wassers. Anschließend  muss das gesamte System, also Pumpen, Leitungen, Becken gründlich gereinigt werden, um die Schaumbildung wirklich zu stoppen. Technisch ist das möglich, aber es verursacht Kosten, für die eigentlich nirgendwo Mittel bereitstehen. Außerdem muss der Brunnen für eine noch nicht genau bekannte Zeit stillgelegt werden, obwohl er nach der Winterpause gerade wieder in Betrieb genommen wurde.

(La fontaine des Trois Grâces, remplie de mousse, est hors service, in: SUDOUEST, 10. 05. 2018)

Bilder von dem Brunnen gibt es beim Stadtrundgang duch Bordeaux: Klick

 

Spitzentechnologie im Médoc

Das Médoc steht eher nicht in dem Ruf, Betriebe zu beherbergen, die an der Spitze des technischen Fortschritts aktiv sind. Doch gibt es Ausnahmen z. B. in Gaillan. Dort sitzt die 1987 gegründete Firma Epsilon Composite, die sich auf die Verarbeitung von Kohlefaserstoffen spezialisiert hat. Die Firma, die der Inhaber in der Garage des elterlichen Hauses in Gaillan gestartet hat, produziert mittlerweile in einer Halle von 16.000 m² mit 220 Mitarbeitern und hat im letzten Jahr 22 Millionen Euro umgesetzt, Hergestellt werden unter anderem Wellen und Röhren aus Kohlenfaserstoffen, die z.B. im Airbus A350 oder in Windkraftanlagen verbaut werden. 85% der Erzeugnisse von Epsilon Composite gehen in den Export. Trotz des beeindruckenden Wachstums der Firma weiß man allerdings, dass man mit den großen Unternehmen wie Airbus und anderen, für die man produziert, nicht auf gleicher Augenhöhe verhandeln kann, sondern mehr oder weniger das akzeptieren muss, was die Abnehmer vorgeben. Um hier die Abhängigkeit zu verringern, arbeitet man bei Epsilon Composite in Abstimmung mit anderen regionalen Anbietern daran, mehr und mehr Produkte herzustellen, die als Fertigartikel auf den Markt gebracht werden können. Die dafür erforderlichen Investitionen lassen sich nur bei umsichtiger Finanzierung bewältigen, aber man ist in Gaillan der Meinung, dass man damit auf dem richtigen Weg ist. Die Planungen sehen vor, 2020 einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro zu erwirtschaften und die Zahl der Mitarbeiter auf 250 bis 300 in den nächsten drei Jahren zu steigern.

(N. César Epsilon : à la croisée des chemins, in: SUDOUEST, 09. 05. 2019)

 

Kraftstoffpreise

Die Preise an den französischen Tankstellen sind nach einer Abschwächung zum Jahreswechsel wieder auf dem Weg nach oben. Sie nähern sich den Werten, die im letzten Herbst die Bewegung der Gelbwesten ausgelöst haben. Derzeit liegt der Dieselpreis pro Liter bei 1,47 Euro, für Bleifrei 95 werden 1,58 Euro verlangt. Die Ursachen für diese Entwicklung liegen in den Krisenherden dieser Welt, die von Europa kaum gesteuert werden können. Bei alledem ist jedoch zu sehen, dass die auf Kraftstoffe erhobenen Steuern in der Vergangenheit beständig erhöht worden sind. In Frankreich gehen 60% der Literpreise an den Zapfsäulen in die Staatskasse, insgesamt 34 Milliarden Euro pro Jahr. Die Regierung, die dieses Geld dringend braucht, hat signalisiert, dass man nicht vorhabe, die Kraftstoffsteuern, vielleicht nur vorübergehend, zu senken. Auch die Idee einer je nach Weltmarktsituation beweglichen Steuer hat keine Chance auf Verwirklichung, wobei man darauf verweist, dass es 2002 eine derartige variable Besteuerung gegeben habe, die allerdings auf die Zapfsäulenpreise nur geringen Einfluß gehabt habe. Als Ausweg empfiehlt die Regierung, moderne Autos zu kaufen, die weniger verbrauchen, am besten Autos mit Hybrid- und Elektroantrieben. Ob das eine Lösung des Problems bringt ist jedoch mehr als fraglich, denn um  neue Autos zu kaufen braucht man Geld, und das ist namentlich in den sozial schwächeren Schichten knapp, die besonders von den hohen Tankstellenpreisen betroffen sind.

(N. César: Le prix à la pompe inquiète, in: SUDOUEST, 08. 05. 2019)

 

 

Startschwierigkeiten

Am 6. Mai sollte in Bordeaux eigentlich das Startzeichen für Vcub électrique, ein neues Angebot von Elektro-Leihfahrrädern, gegeben werden, durch das das schon bestehende Kontingent von Leihrädern um weitere 1000 Zweiräder aufgestockt werden sollte. Die neuen Fahrräder haben einen elektrischen Hilfsantrieb, mit dem eine Geschwindigkeit von maximal 25 km/h möglich ist. Zum Funktionieren des Antriebs wird eine Batterie benötigt, die von Nutzern separat bestellt werden muss, nachdem ein Abonnement für  ein Elektrofahrrad abgeschlossen wurde. Die Batterie bleibt dann in der Obhut des Anwenders und wird vor Fahrtantritt eingesetzt und danach herausgenommen, was bei einem Gewicht von ca. 1 kg wahrscheinlich nicht von jedermann geschätzt werden wird. Wenn eine Batterie abhanden kommt, verliert der Nutzer die Kaution von 60 Euro, die er zahlen muss, wenn ihm dieselbe ausgehändigt wird.  

In der Theorie war allerdings nicht vorgesehen, dass es am geplanten Eröffnungstag wegen einer Computerpanne nicht möglich war, die benötigten Batterien zu ordern und dass die bestellten Batterien samt Ladegerät erst nach einer Woche samt Ladegerät per Post ausgeliefert würden.

Die Nutzung der konventionellen Leihräder in Bordeaux ist im letzten Jahr um 14,8% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, was im wesentlichen darauf zurückgeführt wird, dass eine große Zahl von Nutzern der Leihräder auf den Geschmack gekommen ist und sich eigene Fahrräder zugelegt hat. Kritische Stimmen führen allerdings an, dass die vorhandenen Fahrräder zu schwer und unhandlich seien und zudem zu oft kleinere und größere Pannen aufträten. Man darf gespannt sein, ob die neuen Elektroräder trotz des wenig gelungenen Starts den erhofften Erfolg haben.

(M. Musset: Vcub électrique : coup de frein au démarrage, in: SUDOUEST, 07. 05. 2019)

 

Noch ein Frosteinbruch

In den Nächten vom 4. zum 5. und vom 5. zum 6. Mai haben die Winzer im Bordelais noch einmal zittern müssen, denn die Temperaturen schickten sich an, am Boden unter die Null-Grad-Marke zu fallen. Da nicht exakt vorherzusagen war, wieweit die Reise in den Keller gehen würde, trafen viele Châteaux Vorkehrungen, so gut sie das konnten. Größere und finanzkräftigere Châteaux heuerten zu Preisen von jeweils 5000 bis 6000 Euro  Hubschrauber an, die in den Morgenstunden die bodennahen und damit kältesten Luftschichten in Bewegung bringen sollten, um sie mit etwas wärmerer Luft aus darüber liegenden Schichten zu durchmischen. Andere Betriebe entzündeten mit Strohballen Schwelfeuer und hofften damit, das Schlimmste abzuwenden. Dennoch, so meldete der Conseil interprofessionnel des vins de Bordeaux wurden zwischen 5 und 10% der Anbauflächen geschädigt. Für die Gesamternte wird das vermutlich keine größeren Auswirkungen haben, doch sind stellenweise in einzelnen Parzellen Verluste von 50% der erwarteten Ernte zu befürchten. Genaueres wird man erst in einigen Tagen wissen, wenn man einschätzen kann, wieweit die Rebstöcke in der Lage sind, die Frostangriffe zu kompensieren.

(Sudouest.fr: A Bordeaux, les grands moyens pour lutter contre le gel dans les vignes, in: SUDOUEST, 06. 05. 2019, 16.30h, Internet-Ausg.)

 

Partielle Sandknappheit

Die Küste des Médoc hat, wie das Observatoire Côte Aquitaine feststellt,  den letzten Winter relativ gut überstanden. Allerdings ist die Sandhöhe an den Stränden, die im Winter für gewöhnlich deutlich abnimmt, noch nicht zu dem saisonüblichen Niveau zurückgekehrt, weil die im April üblichen Anlagerungen von Sand nicht so ergiebig gewesen sind wie man es gebraucht hätte. Demzufolge sind die sonst vom Sand bedeckten Tonschichten des Untergrundes der Strände mancherorts wie in Soulac und Montalivet teilweise noch sichtbar. Im Bereich von Grayan-et-L’Hôpital mit den Stränden von Euronat und le Gurp und in Vensac sind die Sandhöhen normal und ausreichend.

Die Erosion der Dünenkanten war deutlich schwächer als in früheren Jahren, obwohl es auch in diesem Winter kräftige Stürme gegeben hat, die allerdings passierten, als die Koeffizienten nicht allzu hoch waren. In Soulac ist die Dünenkante an einigen Stellen um 2 bis 3 Meter zurückgedrängt worden, ähnlich in Montalivet, wo besonders im Bereich des Hauptstrandes Sand von der Schutzschicht für die Strandbefestigung abgetragen worden ist. In den nächsten Wochen werden die Gemeinden, die auf Sommergäste warten, das tun, worauf sie sich jedes Jahr vorbereiten: sie werden Sand anschütten lassen, damit die Strandbedingungen wieder so werden, wie aspruchsvolle Gäste dies erwarten.

(M: Caurraze: Pénurie de sable sur les plages du Médoc après la saison hivernale, in: Le Journal du Médoc, 3. Mai 2019)

 

 

Bedrohte Artenvielfalt

Die verschiedenen relativ nahe beieinander gelegenen  Landschaftstypen des Médoc machen den Reiz dieser Region aus und schaffen eigentlich günstige Voraussetzungen für die Vielfalt der dort lebenden Tier- und Pflanzenarten. In der Realität beobachten die Fachleute jedoch einen Rückgang des Artenreichtums, der bis in die Naturschutzgebiete hinein merkbar ist. Der Direktor des Vereins Cistude Nature nennt dafür mehrere Ursachen: den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln, das Überhandnehmen von Monokulturen, etwa beim Maisanbau, und den Verlust an Flächen durch die Zersiedlung der Landschaft. Im Großraum Bordeaux sind in den letzten zehn Jahren 10.000 ha naturnaher Flächen verschwunden, vornehmlich Feuchtgebiete, in denen eine besonders reichhaltige Artenvielfalt zu beobachten ist. Die Entwicklung der letzten zehn Jahre ist im Vergleich zu früheren Zeiten besonders bedenklich, weil im Gegensatz zu früher, als die Häuser von großen Gärten umgeben waren, die Grundstücksgrößen kostenbedingt stark geschrumpft sind und auf den verbliebenen Flächen der Boden mehr und mehr versiegelt wird. Wenn der Rückgang der Artenvielfalt gestoppt, vielleicht sogar umgekehrt werden könnte, dann muss an einer Reihe von Stellschrauben gedreht werden, wobei ganz oben die Landwirtschaft und die Siedlungspolitik stehen. Ob sich in diesem Bereich schnell grundlegende Veränderungen vollziehen werden, muss wohl bezweifelt werden, denn die Artenvielfalt hat keinen finanziell bemessbaren Marktwert und damit schlechte Voraussetzungen für Verbesserungen der Situation.

 Die Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten ist lang. Sie umfasst Fische wie den Stör und den Aal, Amphibien und Reptilien und nicht zuletzt viele Insektenarten. Bei den Vögeln sieht es nicht ganz so dramatisch aus. Es gibt gegenwärtig im Médoc keine Vogelart, die unmittelbar vom Aussterben bedroht ist, aber man beobachtet ein generelles Abnehmen der Bestände.

(J.-M. LeBlanc: La biodiversité se raréfie aussi en Gironde, in: SUDOUEST, 04. 05. 2019)

 

Holz für Notre Dame?

Schon am Tag nach dem Brand von Notre-Dame hat Alain Rousset, der Präsident der Nouvelle-Aquitaine, angeboten, Holz aus dem Südwesten Frankreichs für den Wiederaufbau der schwer getroffenen Kathedrale zu liefern. Vorausgegangen war diesem Angebot eine Besprechung mit dem Patron der Waldbesitzer der Region, der sich von dem Vorschlag angetan zeigte und seine Unterstützung zusicherte. Die Waldungen der Nouvelle-Aquitaine bedecken 34% der Fläche der Region und stellen 17% der gesamten Waldfläche Frankreichs dar. 62% der Bäume sind Laubbäume (Eichen, Kastanient etc.), 38% sind Nadelhölzer. Damit sind die verfügbaren Holzbestände mehr als ausreichend für den Wiederaufbau von Notre Dame, für deren Dachstuhl das Holz einer Waldfläche von etwa 20 ha benötigt würde. Von der Seite der Waldexperten ist zu hören, dass für den neuen Dachstuhl auch über andere Holzarten nachzudenken wäre, die zur Zeit der Erbauung von Notre Dame noch nicht bekannt oder verfügbar waren, z.B. Douglasfichten oder auch Leimholzbinder. Die Länge der benötigten Stämme von zum Teil über 10 m ist kein Problem für die Sägewerke der Region, von denen einige in der Lage sind, Holz großer Längen zu verarbeiten. Da auch aus anderen Regionen, unter anderem aus Deutschland, angeboten wurde, Holz zur Verfügung zu stellen, muss man sich um die materielle Seite der Rekonstruktion von Notre Dame keine Sorgen machen, doch dürfte es schwer sein, die statischen und technischen Probleme, die vor dem Beginn des Wiederaufbaus gelöst werden müssen, so schnell zu lösen, wie dies von der politischen Seite her gewünscht wird.

(B. Lasserre: Le bois de nos forêts bientôt à Notre-Dame ? in: SUDOUEST, 03. 05. 2019)

 

 

Bärennachwuchs

Sorita, eine der beiden Bärinnen, die im letzen Oktober in den Pyrenäen ausgesetzt worden sind, um die dortige Bärenpopulation zu erhalten, hat zwei Junge bekommen. Die Meldung stammt von Angestellten des Office national de la chasse et de la faune sauvage. Wann genau die Jungen zur Welt gekommen sind, weiß man nicht, doch ist davon auszugehen, dass der Nachwuchs während der Winterruhe der Mutter kam. Die hat bis Mitte April ihren Winterschlaf fortgesetzt, ist jetzt jedoch samt Nachwuchs putzmunter. Auch Claverina, die zweite der im letzten Herbst ausgesetzten Bärinnen, wurde bereits gesichtet, doch führte sie keine Jungen mit sich.

(L’ourse Sorita a mis bas deux oursons, in: SUDOUEST, 30. 04. 2019)

 

1. Mai

Der erste Mai ist, wenn man es prosaisch sieht, einer von etwas mehr als 365 Tagen des Jahres, aber er hat, z. B. in Frankreich, eine symbolische Bedeutung als Tag der Arbeit, die sich etwa darin zeigt, dass nahezu alle Geschäfte geschlossen sind, dass es keine Tageszeitungen gibt und manches mehr.

In früheren Zeiten war der erste Mai ein Tag, an dem junge Männer die Häuser ihrer Angebeteten mit Zweigen oder Blumen verzierten, um so eine Liebesbeziehung sozusagen öffentlich anzumelden. Der Erste Weltkrieg machte dieser Tradition ein Ende, doch hat sich im Südwesten in manchen Gemeinden der Brauch gehalten, einen Maibaum aufzustellen, der dann kräftig befeiert wird.

Der erste Mai ist in Frankreich auch der Tag, an dem Maiglöckchen verschenkt werden und dabei signalisieren, dass die Beschenkten in besonderer Weise geschätzt werden. Der Brauch ist alt, doch weiß man nicht genau, wann er begründet wurde. Vielleicht geht er auf den französischen König Karl IX. und das Jahr 1560 zurück. Andere nehmen an, er sei erst im 19. Jahrhundert entstanden, aber er ist da und es gibt mittlerweile eine regelrechte Maiglöckchenindustrie, die alles daran setzt, die muguets zum 1. Mai verkaufsbereit zu haben. Auch wenn die Historiker, die erst dann zufrieden sind, wenn sie die letzten Geheimnisse herausgefunden haben, bei den Maiglöckchen nicht auf ihre Kosten kommen, fest steht, dass die kleinen weißen Blumen als Glücksbringer gelten. Experten haben herausgefunden, dass Rispen, an denen exakt 13 weiße Glöckchen hängen, besonders wirksam sind.

Dass nun der erste Mai sowohl für die Übergabe von Maiglöcken als auch als Tag der Arbeit seine Bedeutung hat, ist mehr zufällig. Die Tradition als Tag der Arbeit geht auf heftige und teilweise blutige Auseinandersetzungen in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zurück, als amerikanische Gewerkschaften der bis dahin weitgehend rechtlosen Industriearbeiterschaft bessere Arbeits- und Lebensbedingungen verschaffen wollten, zu denen unter anderem die Begrenzung der täglichen Arbeitzeit auf acht Stunden gehörte.

Die Zweite Sozialistische Internationale, die 1889 in Paris tagte, erklärte den 1. Mai dann zum Internationalen Tag der Forderugen der Arbeiter, und ab 1890 gab es in Europa an diesem Tag Demonstrationen, gegen die die Ordnungskräfte teilweise gewaltsam vorgingen.

Im 20. Jahrhundert verfestigte sich die Tradition, dass am 1. Mai für die Durchsetzung von Arbeitnehmerforderungen demonstriert wurde, doch wurde der Tag in Frankreich erst 1941 von der Vichy-Regierung zum arbeitsfreien Feiertag erklärt. Nach Ende des Krieges wurde diese Regelung zunächst aufgehoben, aber seit 1947 mit dauerhafter Wirkung festgeschrieben.

(C. Lafon: Muguet, Fête du travail… Cinq choses que vous ne savez (peut-être) pas sur le 1er mai, in: SUDOUEST, 01. 05. 2019, Internet-Ausg.))

 

 

Nachlassender Absatz

Auf der soeben zu Ende gegangenen Generalversammlung des Conseil interprofessionnel du vin de Bordeaux (CIVB) versuchten die Verantwortlichen zwar, Optimismus zu verbreiten, doch sind die Absatzahlen für Bordeauxweine in den letzten Monaten schlecht gewesen, und es ist keine Besserung in Sicht. In den großen Supermärkten, in denen ein erheblicher Teil der Weine abgesetzt wird, sind die Zahlen rückläufig, und bei den Weinmessen sieht es nicht besser aus. Die Rückgänge betreffen vor allem Rotweine, die allerdings 85% der produzierten Mengen des Bordelais ausmachen. Die Verantwortlichen des CIVB stellten fest, dass das Verbraucherverhalten sich in den letzten Jahren zu Lasten der Großraumläden gewandelt hat, die in der Vergangenheit eine zuverlässige Stütze des Weinverkaufs waren. Auf dem Vormarsch sind hingegen kleine Weinhändler, Geschäfte, die ohne große Anreisen zu erreichen sind und natürlich das Internet. Die Weinbranche weiß, dass man sich diesen neuen Gegebenheiten stellen, und die Vertriebswege neu bewerten und gestalten muss. Dazu kommt, dass der französische Inlandsmarkt schwächelt, dies allerdings auf relativ hohem Niveau. Steigerungsmöglichkeiten für den Absatz innerhalb der französischen Grenzen werden kaum noch gesehen. Der Blick richtet sich daher auf das Ausland, doch auch da sind die Zahlen, zumindest was das Volumen angeht, auf dem Rückzug. Leichte Zuwachsraten gibt es noch beim Wert, doch ist das keine Garantie für die Zukunft. Unklar ist auch die Entwicklung beim Faßwein, der zur Zeit um 1,45 Euro pro Liter gehandelt wird, was vielen Händlern aber nicht zusagt, da sie darauf setzen, dass die relativ großen Mengen, die 2018 bei guter Qualität geerntet worden sind, die Marktpreise noch nach unten bewegen werden, was allerdings für die Erzeuger keine gute Perspektive ist .

(C. Compadre: Gros coup de mou pour Bordeaux, in: SUDOUEST, 30. 04. 2019)

April 2019

Le Signal: immer noch eine Hängepartie

Das Appartementhaus Le Signal in Soulac, das schon für so viel Aufregung gesorgt hat, strapaziert die Nerven weiterhin. Eigentümer sind immer noch die rund 75 Besitzer der 78 Wohnungen in dem Gebäude, das  seit fünf Jahren nicht mehr bewohnt werden darf. Inzwischen stehen die Arbeiten zur Entfernung der Asbestbestandteile kurz vor dem Abschluss, doch hängen die Fragen der finanziellen Entschädigung der Wohnungsinhaber immer noch im Gestrüpp der Bürokratie fest. Zwar sind die rund 7,5 Millionen Euro, die an die bisherigen Besitzer gezahlt werden sollen, im Haushaltsgesetz des französischen Staates für 2019 eingeplant, aber es gibt ein Problem, das längst hätte gelöst werden können: die Frage, wer denn nun neuer Besitzer des Gebäudes werden soll, wenn die bisherigen Eigentümer ihre Besitzrechte übertragen haben werden. Zur Auswahl stehen: der Staat, der Gemeindeverband des nördlichen Médoc oder die Stadt Soulac. Der neue Besitzer wird das Bauwerk so schnell wie möglich abtragen lassen, aber bis dahin sind noch einige Komplikationen denkbar, die sich im wesentlichen aus der Frage ergeben, wer die Verantwortlichkeit für den Abriß haben wird und wer für eventuelle derzeit noch nicht kalkulierbare Kosten aufkommen wird. Erst wenn die Frage der neuen Besitzverhältnisse geklärt ist, wird man Ausschreibungen für die Abrissarbeiten vornehmen und dann dauert es noch mal einige Monate, bevor Entscheidungen getroffen werden. So wie es derzeit aussieht, werden die immer unansehnlicher werdenden Reste des Appartementhauses wohl noch über den nächsten Winter hinaus den Ausblick auf den Strandbereich von Soulac belasten. Kein Beispiel für umsichtige Planung.   

(J.-D. Renard: Le Signal positif de l’État, in: SUDOUEST, 29. 04. 2019)

So sieht das Appartementhaus Le Signal derzeit aus: Klick

 

 

„Stolpersteine“ in Libourne

Anlässlich des nationalen Gedenktages zu Ehren der Deportierten wurden am Morgen des 28. April fünf „Stolpersteine“ in Libourne in das Pflaster vor einem Haus in Libourne eingefügt, um an das Schicksal der Menschen zu erinnern, die bei Razzien in den Jahren 1943 und 1944 auf Veranlassung der deutschen Besatzungmacht verhaftet und anschließend auf den Weg in die Vernichtungslager geschickt wurden, in denen sie der  Tod erwartete.

Auf den „Stolpersteinen“ stehen die Namen von Marie, Marcel und Paul Fischel, Jacques Lipschitz, Camille Torres-Sonendal, Estelle Moreau-Torres und Jacob Moreau, die Juden waren  und der Widerstandskämpfer Camille Venayre.

Die Stolpersteine werden so in den Boden eingesetzt, dass sie etwas aus ihrer Umgebung herausragen, damit sie im wahren Sinne Anstoß erregen, allerdings ohne zu gefährden.

Bei der Enthüllung der Stolpersteine wird der deutsche Künstler Gunter Demnig anwesend sein, der als Initiator der Aktion  mittlerweile 37.000 dieser Steine in 24 Ländern verlegt hat. Der Künstler legt Wert darauf festzustellen, dass die im Internet kursierende Zahl von 70.000 Stolpersteinen nicht zutrifft. Bei den meisten Einfügungen der Stolpersteine ist der Künstler persönlich anwesend gewesen, weil überlebende Angehörigen der Menschen, an die durch die Steine erinnert wird, dies gewünscht haben. Gunter Demnig hält es für wichtig, die Aktion der Stolpersteine fortzusetzen, zumal in der Gegenwart sich antisemistische Tendenzen zeigen, die fatal mit dem Gedankengut verknüft sind, das zur Vernichtung von Juden, Regimegegnern und anderen Gruppen führten, die den NS-Machthabern verhasst waren.

(J.-Ch. Galiacy: Des « Stolpersteine » en souvenir de la rafle, in: SUDOUEST, 28. 04. 2019)

 

 

Gallo-Römisches bei Royan

Alle Welt weiß, dass Caesar bei der Eroberung Galliens nur einen Teilerfolg hatte, denn er wurde bekanntlich nicht Herr des kleinen Dörfchens, in dem Asterix, Obelix und andere ihren Spaß daran hatten, den Römern Ungemach zu bereiten. Die Franzosen haben noch heute ihr Vergnügen, wenn sie nachlesen, was damals alles so passiert ist und wie schlecht die Römer dabei wegkamen, aber niemand käme auf die Idee, den Teil, den die Römer zur französischen Geschichte beigetragen haben, anders als hochzuschätzen. Schon bald wird es möglicherweise bei Royan eine Stätte geben, an der man auf besonders anschauliche Weise in diese gallo-römische Vergangenheit eintauchen kann, denn es bestehen Planungen, dort eine  gallo-römische Stadt entstehen zu lassen mit allem, was dazugehört, also Forum, Amphitheater, Tribunal, Tempel etc. Das Vorhaben geht auf den Scenaristen Olivier Marvaud zurück, der darauf wartet, dass die zuständigen Behörden seine Pläne genehmigen, was zur Zeit allerdings noch nicht sicher ist. Man wird abwarten müssen, was dabei herauskommt. Die geplante Stadt soll übrigens dem Brutus gewidmet werden, der, wie man weiß, maßgeblichen Anteil am abrupten Ende Caesars hatte.

(Les vestiges gallo-romains du futur sont en projet, in: SUDOUEST, 27. 04. 2019)

 

 

Vogelzählung

Wer in der Zeit zwischen dem 1. März und dem 31. Mai vom Fährhafen in Le Verdon die Dünen hinter dem Komplex mit den Denkmalen betrachtet, sieht mit etwas Glück oben Gestalten, die zwar in Bewegung sind, sich dabei aber nicht von der Stelle rühren. Wenn man sich auf sie zubewegt, sieht man, dass sie mit Ferngläsern hantieren und irgendwelche Dinge aufzeichnen. Das, was da passiert ist nichts Geheimes, sondern ein Teil der systematischen und geplanten Beobachtung von Zugvögeln. Die fliegen jedes Jahr im Frühjahr aus ihren südlichen Winterquartieren nach Norden, um in Frankreich oder noch weiter in nördlichen Gefilden Europas ihre Jungen aufzuziehen, bevor sie dann wieder für den Winter nach Süden streben. Wenn man etwas über den Vogelzug in Erfahrung bringen will, dasnn muss gezählt werden, und das tun im Frühjahr jedes Jahres auf der Nordspitze des Médoc Freiwillige, die täglich, solange die Lichtverhältnisse Beobachtungen ermöglichen, auf dem Posten sind und das zählen, was oben am Himmel über sie hinwegfliegt in Richtung Norden. Die Position an der Pointe der Grave ist besonders geeignet für die Beobachtung, weil hier wie ein einem Trichter die Flugrouten der Vögel zusammenlaufen, die den Weg über das freie Wasser so kurz wie möglich halten. Die Beobachtungsbedingungen sind dann am schlechtesten, wenn der Himmel klar und wolkenlos ist, denn dann ziehen viele Vögel sehr weit hoch über die Beobachter hinweg und sind manchmal nur schwer zu identifizieren. Insgesamt sind es rund 130 Vogelarten, über die auf den Beobachtungsbögen Zahlen festgehalten werden. Die Ligue pour la protection des oiseaux (LPO), die die Zählungen organisiert, systematisiert und auswertet, lebt vom Engagement von Freiwilligen. Wer Lust und Zeit hat, sich an den Zählungen zu beteiligen, kann dies über diese Kontaktadresse tun: jean-paul.urcun@lpo.fr

(B. Donnadieu: Le comptage des oiseaux à la pointe du Médoc, in: SUDOUEST, 26. 04. 2019)

 

 

 

40. Zweisprachige Führung durch die Bunkeranlagen in Les Arros

Die zweisprachigen (deutsch-französischen) Führungen durch die Bunkeranlagen von Les Arros nördlich von Soulac haben inzwischen eine über zehnjährige Tradition. Sie werden von Jean-Paul Lescorce, dem besten Kenner dieses Bunkerkomplexes gestaltet, der seit bald zwanzig Jahren mehr als zwei Dutzend dieser Bunker in mühevoller Handarbeit von Sand und Schutt befreit hat und damit erst die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass das Innere der Bunker begehbar wurde. Jean-Paul Lescorce hat als Kind die deutsche Besatzung in Soulac erlebt und kann daher aus eigenem Erleben über viele Dinge berichten, die Außenstehenden unbekannt sind. Seit rund zehn Jahren organisiert die Redaktion der Médoc-Notizen in Zusammenarbeit mit J.-P. Lescorce zweisprachige Führungen, damit auch deutsche Interessenten in den Genuss der Ausführungen dieses Experten  kommen können. Am 24. April 2019 fand die 40. dieser zweisprachigen Führungen statt, für die nach wie vor ein lebhaftes Interesse besteht. Die nächste zweisprachige Führung ist für die dritte Maiwoche 2019 geplant, danach werden weitere folgen.

In der Redaktion der Médoc-Notizen wird darüber nachgedacht, ob es nicht möglich ist, sprachkundige Deutsche zu gewinnen für zweisprachige Führungen zu anderen interessanten Zielen im Médoc. Theoretisch könnten wir das selbst organisieren, wie wir das in der Vergangenhit schon mit ansprechender Resonanz für einige Ziele gemacht haben, doch ist unsere Personaldecke dafür zu kurz. Interessenten wissen, wie sie uns erreichen, wir sind für jede Initiative dankbar.

(UM, 26. 04. 20199

 

 

 

 

Ein bisschen kleiner

Vom 20. bis 23. Juni 2019 werden sich anläßlich der diesjährigen Auflage von Bordeaux fête le fleuve zwei kapitale Großsegler, die Krusenshtern und die Sedov im Port de la lune von Bordeaux einfinden und dort zu besichtigen sein. Beide Viermaster fuhren übrigens einst unter deutscher Flagge und wurden nach 1945 der damaligen Sowjetunion als Kriegsbeute zugesprochen. Während die Kusenshtern den Hafen von Bordeaux schon kennt, ist es für die Sedov eine Premiere, denn die hatte 1990 bei ihrem letzten Besuch in der Gironde in Pauillac Halt machen müssen, weil ihre Masten mit  57m Höhe zu hoch waren, um eine Hochspannungsleitung in der Nähe des Pont d’Aquitaine zu unterqueren. Diese Leitung war lange Zeit ein Hindernis für große Schiffe, das nur mit Schwierigkeiten passiert werden konnte. Die normale Durchfahrtshöhe unter den Kabeln schwankt je nach Wind und Temperatur um ein paar Meter, wobei die größte Durchfahrtshöhe nach Abschaltung und Abkühlung der Kabel erreicht wurde. Da das für die Betreiber der Linie mit einem beträchtlichen Aufwand verbunden war, andererseits aber ein großes Interesse daran bestand, möglichst vielen Schiffen den Zugang zum Port de la lune zu ermöglichen, hat man im letzten Herbst die Masten zu beiden Seiten der Garonne mit Kosten von 300.000 Euro erhöht, so dass die Durchfahrtshöhe auf 59 m angehoben werden konnte. Mittlerweile wäre das für die Sedov gar nicht mehr nötig gewesen, denn deren Masten waren, weil es häufig Probleme bei der Einfahrt in Häfen gab, verkürzt worden auf nunmehr  54m. Damit ist der Zugang zum Port de la lune problemlos möglich, so dass einer Teilnahme der Sedov an der Großseglerparade im Juni nichts im Wege steht.

(L. Bosdecher: De retour, le « Sedov » passera sous la ligne à haute tension, in: SUDOUEST, 25. 04. 2019)

 

 

Grande America

Die nach dem Untergang der Grande America befürchtete Ölpest an den Stränden des südwestlichen Frankreichs ist bekanntlich ausgeblieben, nicht zuletzt, weil günstige Wind- und Strömungsverhältnisse den etwa 300 km westlich der französischen Küste entstandenen Ölfilm in eine Richtung gelenkt haben, die für die französischen Strände günstig war. Durch den Einsatz eines Tauchroboters wurde festgestellt, dass die Treibstofftanks der Grande America nicht beschädigt waren und dass das an die Oberfläche gekommene Öl aus Belüftungsöffnungen der Treibstofftanks stammten, aus denen nur vergleichsweise kleine Ölmengen austreten konnten. Diese Öffnungen sind inzwischen mit Hilfe des Tauchroboters verschlossen worden, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die aus dem Wrack austretenden Ölmengen weiter reduziert werden konnten. Damit verbunden ist die gute Nachricht, dass die Gefahr einer Ölpest nicht mehr besteht, doch weiß man noch nicht, wie sich die Dinge in der Zukunft gestalten werden, denn die mit der Grande America untergegangenen über 2000 Tonnen Schweröl sind weiterhin auf dem Meeresboden, eingeschlossen in Tanks, deren Haltbarkeit nicht für die Ewigkeit berechnet waren.

(Naufrage du Grande America : les fuites d’hydrocarbures ont été colmatées, in: SUDOUEST, 23.04. ,2019, 16.50h, Internet-Ausg.)

 

 

Dune du Pilat

Die Dune du Pilat, für die es auch die Schreibweise Dune du Pyla gibt, ist 2018 mit 1,33 Millionen Besuchern das am meisten besuchte touristische Ziel im Departement Gironde gewesen. Die Besucherzahlen sind gegenüber 2017 leicht zurückgegangen, haben aber im Vergleich zu 2016 zugelegt. Die Tage mit dem stärksten Besucherandrang sind Dienstag und Mittwoch. Viele Touristen meinen wohl, dass das Gedränge an den Wochenenden besonders groß sei, aber sie irren sich. Im Tagesverlauf ist der stärkste Zustrom gegen 11.00 Uhr und bleibt relativ hoch über die Mittagszeit, um gegen Nachmittag abzunehmen. Die Treppe, die den Besuchern den Aufstieg erleichtert, wird Anfang April auf- und im November abgebaut. Im Verlauf des Jahres wurden 2018 in den Monaten April bis Juni 6% mehr Besucher gezählt als im Vorjahr und 1,3% mehr in der Zeit von September bis November. Man sieht also, dass die Besucher zunehmend von den Vorteilen der Vor- und Nachsaison profitieren wollen. Wahrscheinlich als Folge der intensiveren Nutzung des Internets werden die Informationsstände an der Düne weniger frequentiert. Dafür hat die Zahl der Besucher, die mit dem Fahrrad anreisen, deutlich zugenommen.

(B. Béziat: La forte fréquentation de la dune du Pilat, in: SUDOUEST, 23. 04. 2019)

Mehr zur Dune du Pilat: Klick

 

 

Der Euro ist nicht schuld

Es gibt wohl niemand, der es gut findet, wenn Preise steigen, aber es gibt viele, die glauben, dass mit der Einführung des Euro alles auf breiter Front teurer geworden sei, wobei meist unterstellt wird, dass die Geschäftsleute die Gelegenheit genutzt hätten, zu ihren Gunsten kräftig aufzurunden. Festgemacht werden solche Meinungen oft an Erinnerungen an Artikel des täglichen Bedarfs, an deren frühere Preise man meint, sich besonders gut erinnern zu können. Wenn man sich genauer informiert, dann zeigt sich jedoch, dass die Preisentwicklung seit Einführung des Euro alles andere als spektakulär gewesen ist. Tatsächlich sind in Frankreich zwischen 2001 und 2018 die Verbraucherpreise um 25% gestiegen, wobei einzelne Produkte, wie etwa die baguette um 32% oder das Kilo Rindfleisch sich um 47% verteuert haben. Seit 2011 sind in Frankreich die Preise insgesamt (also unter Einbeziehung der Preise für baguette und Rindfleisch) um durchschnittlich 1,4% pro Jahr gestiegen, während es in den 15 Jahren davor pro Jahr 2,1% waren. Selbst damit lag die Inflationsrate noch deutlich unter den Werten der Zeit von 1945 bis Mitte der 80er Jahre, als in Frankreich jährliche Inflationsraten von 10,1% üblich waren. Um ein ausgewogenes Bild zu bekommen muss berücksichtigt werden, dass die Einkommen in den Jahren seit der Euroeinführung gestiegen sind, so dass die Kaufkraft der Franzosen unter Einbeziehung der Preis- und Einkommensentwicklung sich seit 2001 um rund 15% erhöht hat. Und daran hat, ohne dass man dazu exakte Berechnungen anstellen könnte, der Euro beigetragen.

(M. Ditta: Non, tous les prix n’ont pas flambé depuis l’euro, in: SUDOUEST, 22. 04. 2019)

 

Autobahnmaut

Der französische Rechnungshof übt heftige Kritik an den staatlichen Behörden, denen sie vorwerfen mehr oder weniger tatenlos zuzusehen, wie die Autobahngesellschaften kolossale Gewinne einfahren, die zu Lasten der Autobahnnutzer erzielt werden. Von den 11.880 km Autobahn in Frankreich werden nur rund 2000 km vom Staat bewirtschaftet. Seitdem 2006 für etwas mehr als 14 Milliarden Euro rund 9000 Autobahnkilometer an drei Betreibergesellschaften (Eiffage, Vinci et Abertis) verkauft worden sind, kümmern die sich um den Bau, die Bewirtschaftung und die Instandhaltung der von ihnen betriebenen Autobahnstrecken. Der Rechnungshof kritisiert, dass die Behörden den Betreibergesellschaften in zu vielen Bereichen freie Hand lassen, was letztlich zu Lasten der Autofahrer gehe. Wegen der bis 2032 reichenden Laufzeit der Konzessionen der Betreibergesellschaften habe der Staat zu wenig Möglichkeiten, die Möglichkeiten der Gewinnsteigerung der Betreiber zu begrenzen. Allein die 2015 den Betreibern zugestandene Verlängerung der Konzessionen bringen denen einen Gewinn von rund 15 Milliarden Euro ein, während sie in den Jahren der sprudelnden Mehreinahmen nur 3,2 Milliarden Euro für den Ausbau und Erhalt des Autobahnnetzes aufwendeten. Die Gewinne der Gesellschaften gehen fast rückstandslos an ihre Aktionäre, während der Staat mehr oder weniger machtlos zustimmen muss, dass jedes Jahr die Autobahngebühren unter Berücksichtigung der Geldentwertung und der von den Betreibern projektierten Aufwendungen für das Funktionieren der Strecken angehoben werden. Eine wirksame Möglichkeit, die Autobahngebühren zu senken, kann theoretisch erst dann einsetzen, wenn die gegenwärtig laufenden Verträge mit den Betreibergesellschaften auslaufen, und bis dahin vergehen noch mindestens 14 Jahre, in denen die Kritik des Rechnungshofes eher wirkungslos bleiben wird.

(Autoroutes : pourquoi l’État est pointé du doigt ? in: SUDOUEST, 20. 04. 2019)

 

 

Erosion und Stadtentwicklung in Lacanau

Der Badeort Lacanau hat, ebenso wie andere direkt an der Küstenlinie gelegene Orte des Médoc, mit den Problemen der Erosion zu kämpfen. Seit dem Winter 2013/2014, in dem Lacanau besonders schwer unter den Schlägen des Ozeans zu leiden hatte, zerbricht man sich in der Verwaltung der Gemeinde den Kopf darüber, wie man den Schutz der Küstenlinie künftig gestalten will. Seit dem Frühjahr 2018 ist ein revidierter Bebauungsplan in Kraft, der vorsieht, dass die bestehende Dünenkante so befestigt werden soll, dass sie den Kräften des Ozeans bis 2050 standhalten kann. Daneben laufen Planungen, für die Zeit nach 2050 die Bebauungslinie zurückzuverlegen, um damit Sicherheit vor den Kräften der Erosion zu bekommen. Damit verbunden ist die Verlegung von rund 1000 Wohneinheiten und einigen hundert Geschäftslokalen. Die Fachleute sind überzeugt, dass nur so der Ort in seiner Gesamtheit überlebensfähig gemacht werden kann, auch wenn die in den kommenden Jahrzehnten notwendigen Abriss- und Wiederaufbauarbeiten erhebliche Dimensionen haben werden. Da mit dem neuen Bebauungsplan ein striktes Verbot für die Errichtung neuer fester Baulichkeiten in dem erosionsgefährdeten Bereich direkt an der Dünenkante verbunden ist, gab es allerdings unzufriedne Reaktionen aus dem Kreis der lokalen Gewerbetreibenden. Um dem abzuhelfen, hat die Stadtverwaltung nun eine Regelung in Kraft gesetzt, nach der es erlaubt ist, in dem fraglichen Bereich Baulichkeiten zu errichten, die nur während der Saison genutzt werden und danach wieder abgebaut werden.

(J. Lestage: Face à l’érosion, des constructions temporaires, in: SUDOUEST, 20. 04. 2019)

 

Girondefähren

Seit Ende März dieses Jahres gelten für die beiden Fährverbindungen über die Gironde neue Tarife, die jedoch nicht einhellig Zustimmung finden, wobei vor allem bemängelt wurde, dass die Fährpreise namentlich für regelmäßige Nutzer mit Pkw immer noch zu hoch seien und keinen Beitrag dazu leisteten, dass das verkehrsmäßig schlecht angebundene nördliche Médoc besser versorgt werde. Die bei der Verwaltung des Departements Gironde für Verkehrsfragen zuständige Direktorin setzte sich mit diesen Kritiken auseinander und räumte ein, dass die im letzten Jahr beschlossene Tarifreform noch nicht ihre endgültige Gestalt habe. Dennoch stellten wesentliche Punkte in dem neuen Tarifwerk deutliche Fortschritte gegenüber der bis dahin geltenden Preistafel dar. Man sei seitens des Departments offen für einen konstruktiven Dialog mit den Nutzern der Fähren, doch bleibe das Ziel bestehen, dass die Kosten für den Fährbetrieb aus den laufenden Einnahmen gedeckt werden müssten. Das gelinge derzeit, doch seien die Überschüsse, die im letzten Jahr rund 180.000 Euro betragen hätten, nicht so üppig, dass daraus merkbare Senkungen der Fährpreise finanziert werden könnten.

(J. Lestage: « Notre réforme aura besoin d’être réévaluée », in: SUDOUEST, 19. 04. 2019)

 

Skaterpark Montalivet

Am 19. April 2019 wird der Skaterpark um 11.00 Uhr in Montalivet seiner Bestimmung übergeben. Die auf dem Platz der Strandsegler gegenüber vom Nordstrand von Montalivet gelegene Anlage ist aus Beton und hat eine Gesamtgröße von 1183 m². Sie besteht aus den Elementen, die üblicherweise bei einer Skatebahn erwartet werden, die sowohl für Anfänger als auch für Spezialisten Betätigunsmöglichkeiten liefern soll. Von der Bahn aus besteht ein direkter Zugang zur Maison de la glisse, wo es Toiletten, Wasserstellen und Aufenthaltsmöglichkeiten mit Tischen und Stühlen gibt. Die Anlage kann auch bei Dunkelheit genutzt werden, da eine zweckmäßig konzipierte Beleuchtungsanlage für ausreichend Helligkeit sorgen wird. Die neue Skatebahn ist finanziert worden aus Mitteln der Gemeinde Vendays-Montalivet, die aufgestockt wurden duch Zuwendungen der Region Nouvelle-Aquitaine, des Departements Gironde und aus der réserve parlamentaire der Abgeordneten Pascale Got. Zur Eröffnung wird es Skate-Demonstrationen geben, die nicht unbedingt geeignet sind, von Anfängern ausprobiert zu werden, aber auch hier gilt, dass der Mensch mit seinen Anfoderungen wachsen kann.

(L. Llobell:  , in: SUDOUEST, 18. 04. 2019

 

 

Frostschäden im Weinbau

Obwohl das Schlimmste befürchtet worden war, sind am letzten Wochenende die Schäden durch den allenthalben erwarteten Frost weit weniger gravierend gewesen als beim Frosteinbruch im April 2017, bei dem manche Weinbaubetriebe bis zu 85% ihrer erwarteten Ernten verloren haben. Damals waren 80.000 ha der 115.000 ha Weinanbauflächen im Departement Gironde betroffen. In diesem Jahr hat es zwar auch Verluste gegeben, die sich aber in der Größenordnung von 5% bewegen. Der CIVB (Conseil interprofessionnel du vin de Bordeaux) und die Landwirtschaftskammer, bei denen die Meldungen zusammenlaufen, erklären dazu aber, dass es sich um vorläufge Zahlen handele, Genaueres könne man erst in einigen Tagen sagen. Schon jetzt wisse man aber, dass die Schäden nicht nur lokal begrenzt, sondern verteilt über alle Anbaugebeite, also Graves, Médoc, Entre-deux-Mers, Libournais und Nord-Gironde aufgetreten seien. Begünstigend kommt in diesem Jahr hinzu, dass die relativ milden Temperaturen nach dem Kälteeinbruch es wahrscheinlich machen, dass sich ein Teil der geschädigten Rebstöcke erholen wird. Für eine generelle Entwarnung ist es aber noch zu früh, denn bis Anfang Mai sind Rückfälle in nächtliche Minustemperaturen noch möglich.

 (X. S.: Vague de gel en Gironde : environ 5 % du vignoble touché in: SUDOUEST, 17. 04, 2019)

 

 

Château Grand Gallius

Das Château Grand Gallius liegt in Gaillan an einer Stelle, an der schon zur Römerzeit intensive Landwirtschaft betrieben wurde. Funde, die auf dem Gelände gemacht wurden, kann man in einer Vitrine des Verkaufsraumes des Châteaus bestaunen. Im April 2017 wurde durch einen plötzlichen Frosteinfall der Rebenbestand des Châteaus so schwer geschädigt, dass 85% der erwarteten Ernte vernichtet wurden und damit der Jahrgang 2017 fast vollständig ausfiel. Die Inhaber des Betriebs haben sich aber nicht ermutigen lassen und in beharrlicher Arbeit dafür gesorgt, dass der Jahrgang 2018 herausgebracht werden konnte und jetzt in einer Qualität, die sich sehen lassen kann, auf den Markt kommt. Die verantwortliche Leiterin des Weinbaubereichs des Familienbesitzes, Sandrine Bernard, verweist nicht ohne Stolz auf die positive Bewertung der Qualität des neuen Jahrgangs durch die Experten der Maison du tourisme et du vin in Pauillac. Dazu besteht, sicher mit Recht, die Erwartung, dass es bei den kommenden Prämierungen weitere positive Auszeichnungen für den Rosé des Château Grand Gallius geben wird.

(G. Rigal: Château Grand Gallius joue la carte du rosé, in: SUDOUEST, 15. 04. 2019)

Zu den archäologischen Funden auf dem Boden des Château Grand Gallius: Klick

 

 

Brandkatastrophe in Notre Dame de Paris

Am Montag, dem 15. April 2019 ist im Dachstuhl der Kathedrale Notre Dame de Paris ein Brand ausgebrochen, der sich mit verheerender Gewalt durch den zum Teil noch aus dem 13. Jahrhundert stammenden Dachstuhl gefressen hat, einen großen Teil der Dachkonstruktion vernichtet und den Dachreiter zum Einsturz gebracht hat. Trotz eines Großaufgebotes der Feuerwehr, die mehrere hundert Mann mobilisierte, gelang es zunächst nicht, die Flammen einzudämmen. Währenddessen wurden, soweit das überhaupt möglich war, Kunstwerke aus dem Kirchenschiff in Sicherheit gebracht. Dazu gehören mit der Kathedrale besonders verbundene Reliquien wie die Dornenkrone, die einst der Heilige Ludwig mitgebracht und  der Kathedrale übergeben hatte.

Gegen 23.00h erklärte ein Sprecher der Feuerwehr, man gehe davon aus, dass die Struktur  der Kathedrale in ihrer Gesamtheit erhalten bleibe, wenn auch der größte Teil des Daches ein Raub der Flammen geworden sei. Aus der politischen Führungsriege kamen noch während der Löschbemühungen der Feuerwehr Ankündigungen für ein Wiederaufbauprogramm, mit dem das Gebäude, das im Bewusstsein der Franzosen einen besonderen Platz einnimmt und letzten Jahr 12 Millionen Touristen angezogen hatte, schnell wieder hergestellt werden soll.

(UM, 17. 04. 2019)

Notre Dame de Paris vor dem Brand: Klick

Notre Dame de Paris während des Brandes: Klick

 

Reggae Sun Ska

Das sommerliche Festival Reggae Sun Ska gehört seit der Rückkehr in das Médoc  im Vorjahr wieder zu den festen Programmpunkten jeder Saison, aber es hatte bislang keine wirklich feste Adresse. Das wird sich in naher Zukunft ändern, denn das Departement Gironde beabsichtigt, die Domaine de Nodris, wo das Festival im letzten Jahr stattgefunden hat kaufen und es zu einem Zentrum für kulturelle Aktivitäten auszugestalten. Das Anwesen, das angekauft werden soll, liegt an der RD 1215 zwischen den Gemeinden Saint Laurent und Lesparre. Es umfaßt landwirtschaftliche Flächen von 40 ha und Gebäude. Der Beschluss zum Ankauf soll im Juni in der nächsten Versammlung des Rates des Departements gefasst werden. Der Präsident des Departementsrates, der das Vorhaben in Gang gesetzt hat, ließ verlauten, dass man im Zusammenhang mit dem Kauf auf der Domaine de Nodris eine Reihe von kulturell und sozial ausgerichtetetn Aktivitäten verwirklichen könne, für die bislang die Möglichkeiten fehlten. So wie die Dinge zur Zeit stehen, wird die diesjährige Ausgabe des Reggae Sun Ska Festivals bereits auf einem Gelände stattfinden, das von nun an dauerhafter Ort für diese Veranstaltung sein wird.

(J. Lestage: Le Département pose le festival reggae à Nodris, in: SUDOUEST, 13. 04. 2019)

 

 

Neue Ziele von Mérignac aus

Die seit 2012 von  Bordeaux aus operierende spanische Fluggesellschaft Volotea hat drei neue Verbindungen in ihre Flugpläne aufgenommen. Nunmehr werden 30 Ziele von Mérignac aus angeflogen, von denen etwa die Hälfte nur von Volotea bedient wird. Die neuen Verbindungen gehen nach Wien (zweimal wöchentlich, montags und freitags), Lanzarote und Pula in Kroatien. Volotea ist in Mérignac im Hall A angesiedelt und beschäftigt 130 Arbeitkräfte. Um dem gestiegenen Fluggastaufkommen Rechung zu tragen, ist von Volotea ein weiter Airbus A319 in Mérignac stationiert worden. Damit operieren nunmehr vier Flugzeuge dieses Typs in den Farben der spanischen Gesellschaft von Bordeaux aus.

(S. D.: Volotea ouvre trois nouvelles lignesin: SUDOUEST, 12. 04. 2019)

 

 

Frostgefahr für den Weinbau

In der Nacht vom 12. zum 13. April 2019 bildete sich in exponierten Lagen der Weinbaugebiete des Departements Gironde Rauhreif. Nach Anbruch des Tages stellte sich jedoch heraus, dass die jungen und besonders empfindlichen Triebe der Weinstöcke keine Schäden davongetragen hatten. In der Nacht vom 13. zum 14. April wird ein erneutes, und diesmal möglicherweise tieferes Absinken der Temperaturen befürchtet. Damit werden Erinnerungen an die Frosteinbrüche des Jahres 2017 wach, bei denen viele Châteaux empfindlich geschädigt worden sind. Manche Betriebe verloren dabei bis zu 80% ihrer Ernten.

Vor diesem Hintergrund sind die Versuche zu verstehen, die jungen Triebe zu schützen. Dabei wenden die Betriebe unterschiedliche Methoden an. Am häufigsten werden in den Anbauflächen langsam abbrennende Schwelfeuer entzündet, indem z.B. Strohballen verwendet werden, die unter starker Rauchentwicklung die Auskühlung zumindest mildern sollen. Diese Schwelfeuer müssen bei den zuständigen Gemeindebehörden angemeldet werden. Vollständige Garantien gegen Frostschäden lassen sich nicht erzeilen, aber es besteht die Chance, die Stärke der Auswirkungen zu mildern. Alles hat seinen Preis, so auch hier. Die Anwendung von Schwelfeuern kostet pro Hektar und Nacht bis zu 4.000 Euro. Der Einsatz von Windrädern zur Auflockerung der bodennahen Luftschichten kostet um die 2000 Euro pro Hekatr und Nacht. Noch teurer sind Hubschraubereinsätze, die sich allenfalls die ganz großen Châteaux leisten können. Die allermeisten kleineren Betriebe haben nicht die Mittel, um solche Maßnahmen zu bezahlen, aber sie sind, wenn es Frostschänden gibt, diejenigen, die am schwersten getroffen sind.

In den Weinbauregionen des Departements Gironde  bestehen Befürchtungen, dass in der Nacht vom 13. zum 14. April die Temperaturen unter die Nullgradmarke fallen können. 

(S. Petitjean: Risques de gel : les vignerons sont sur le pied de guerre, in: SUDOUEST, 13. 04. 2019)

Bilder: Klick

 

 

Entwarnung

Der Präfekt des Departements Charente maritime, das am stärksten von den möglichen Folgen des Untergangs der am 12. März 2019 gesunkenen Grande America bedroht war, hat bekanntgegeben, dass nicht mehr mit dem Auftreten von Ölfilmen an den Stränden des Südwesten Frankreichs zu rechnen sei. Er erläuterte, die Ölrückstände, die von den Spezialschiffen nahe der Untergangsstelle aufgesammelt worden seien, seien nach La Rochelle geschafft und dort entsorgt worden. Trotz dieser Entwarnung soll ein verkleinertes Aufgebot von Überwachungsschiffen weiterhin in Bereitschaft bleiben, da nicht ausgeschlossen werden könne, dass in den nächsten Monaten, verklumptes Öl an den Stränden auftauchen könnte. Er rief die Strandbesucher auf, derartige Funde den zuständigen Gemeindeverwaltungen oder der Feuerwehr zu melden, damit schnell die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet werden können.  

(Sudouest.fr und AFP: Naufrage du Grande America : plus aucun risque de marée noire en Charente-Maritimein: SUDOUEST, 12. 04. 2019, 18.40h, Internet-Ausg.)

 

 

Umgehung von Lesparre

Im Vorfeld der am 8. April durchgeführten Sitzung des Rates des Gemeindeverbandes Médoc Coeur de Presqu’île hatte sich schon abgezeichnet, dass der auf der Tagesordnung stehende Punkt, der der Umgehungsstraße um Lesparre herum gewidmet war, heftig umstritten sein würde. Im Verlauf der Diskussion um die Fragen im Zusammenhang mit der Umgehungsstraße führten die Gegner der Baumaßnahme alle bereits bekannten Argumente auf. Auch die Befürworter kamen zu Wort, doch bildete sich, anders als das sonst bei ähnlichen Problemstellungen eher die Regel ist, kein Konsens heraus. Bei  der abschließenden Abstimmung wurde dem Projekt zwar von der Mehrheit der Ratsmitglieder der Charakter der allgemeinen Nützlichkeit zuerkannt, aber mit einem keinesfalls überzeugenden Stimmenverhältnis, denn man zählte 13 Enthaltungen und zwei Gegenstimmen. Damit ist zwar sichergestellt, dass die Planung der Umgehungsstraße weiterläuft, doch gehört nur wenig Phantasie dazu sich vorzustellen, welche Widerstände noch zu überwinden sein werden, ganz zu schweigen von vorhersehbaren Einsprüchen gegen die irgendwann zu erwartende Baugenehmigung. Auch wenn es gelingen sollte, alle Einwände aus dem Weg zu räumen, sollte man sich über den zeitlichen Horizont der Durchführung der Bauarbeiten keine Illusionen machen.

(J. Lestage: La déviation de Lesparre ne fait pas l’unanimité, in: SUDOUEST, 10. 04. 2019)

 

Lidl erweitert

Die Lebensmittelkette Lidl, die inzwischen einen festen Platz im französischen Straßenbild hat, ist auch im Südwesten präsent und dies mit steigender Tendenz. Um den Bedarf der inzwischen 72 Lidl-Läden in der Region zu decken, wurde jetzt in Cestas ein neues Logistikzentrum eröffnet, das mehr als 5 ha an Gebäudeflächen aufweist und damit den alten Stützpunkt in Cadaujac deutlich übertrifft, der nur halb so groß war und nicht erweitert werden konnte. Lidl verfolgt seit 2012 eine Aufwertung seines Angebots, um vom Image des billigen Discounters wegzukommen. Daneben bemüht man sich unter anderem deutlich zu machen, dass in den Regalen überwiegend französische Produkte angeboten werden, inzwischen rund 70%. Die Bemühungen haben sich ausgezahlt, denn man konnte einige Auszeichnungen einheimsen, darunter zuletzt die für die „meilleure chaîne de magasin“. Obwohl das neue Logistikzentrum in Cestas für die Kundschaft unsichtbar bleiben wird, hat man sich beim Bau Mühe gegeben, um ein umweltgerechtes und energiesparendes Gebäude zu errichten. In den Gebäuden gibt es Bereiche mit unterschiedlichen Temperaturen, angefangen von der Umgebungstemperatur bis zu Tiefkühlzonen, in denen das Thermometer auf 25 Grad unter Null steht. Täglich werden von dem Zentrum in Cestas 35 LKW beladen und ausgeschickt, um 90 Tagestouren zu absolvieren. Um das alles zu ermöglichen, sind bei Lidl in Cestas rund 220 Angestellte beschäftigt.

(W. Dallay: Lidl inaugure sa nouvelle plateforme régionale, in: SUDOUEST, 10. 04. 2019)

 

Asiatische Hornissen

Seitdem die asiatischen Hornissen 2004 erstmals im Departement Lot-et-Garonne nachgewiesen wurden, haben sie sich kräftig ausgebreitet. Mittlerweile findet man sie in ganz Frankreich und darüber hinaus. Sie machen vor allem den Imkern Sorgen, weil sie sich bevorzugt von Bienen ernähren. Sie lauern vor den Eingängen der Bienenstöcke und attackieren die Bienen, die, wenn sie die Bedrohung bemerkt haben, in ihren Behausungen bleiben und damit ihre Sammeltätigkeit einstellen oder zumindest unterbrechen. Wenn das mehrfach geschieht, hört die Bienenkönigin auf, Eier zu legen, womit das Bienenvolk stagniert oder der Bestand sogar zurückgeht, wenn die Fütterung des Bienenachwuchses unterbrochen wird oder ausbleibt. Die asiatischen Hornissen stellen also eine ernsthafte Bedrohung für die einheimischen Bienen dar. Da sie keine natürlichen Feinde haben, besteht die bislang wirksamste Methode der Bekämpfung darin, die Nester der asiatischen Hornissen zu lokalisieren und sie dann zu vernichten. Diese Überwachung ist besonders in der gegenwärtigen Jahreszeit wichtig, da dann die Hornissen neue Nester anlegen und damit zunehmend gefährlicher für die Bienen werden. Die Imker wissen, dass sie die asiatischen Hornissen nicht ausrotten können, sie setzen daher darauf, dass die Bienen so wie in Asien lernen, mit den Hornissen zu leben. Erste Beobachtungen dafür gibt es bereits. Erste Beobachtungen liegen auch für die aktive Gegenwehr von Bienen gegen asiatische Hornissen vor, bei denen eine große Zahl von Bienen eine Hornissen eng umschlossen hielt und sie durch die dann ansteigende Körpertemperatur tötete. Die Imker wollen versuchen, die Vermehrung dieser eher furchtlosen Bienen zu fördern, aber dafür wird es geraume Zeit brauchen. Bis dahin bleibt den Imkern nur die Möglichkeit, möglichst flächendeckende Kontrollen durchzuführen, um vorhandene Hornissennester auszumachen und gegen sie vorzugehen.

(J.-D. Renard: Le frelon asiatique sort de sa boîte, in: SUDOUEST, 09. 04. 2019)

 

Le Signal: Warten auf Geld

Die Eigentümer des Appartementhauses Le Signal in Soulac sind abgehärtet und das Warten gewöhnt, doch regt sich nunmehr, da eigentlich das Entschädigungsproblem gelöst ist, Unmut, weil die erwarteten Zahlungen immer noch nicht erfolgt sind. Der Präsident des Eigentümerkollektivs hat dreimal die zuständigen Stellen angeschrieben, doch gibt es bislang keine Antwort. Er hat dafür kein Verständnis, da per Haushaltsgesetz der Französischen Republik 7 Millionen Euro für die Eigentümer des Signal bewilligt worden sind. Vielleicht, so wird vermutet, steckt dahinter nur bürokratischer Kompetenzwirrwarr, denn mit der Entschädigungsdbeilligung war keine Entscheidung sdarüber verbunden, wer als neuer Eigentümer das Appartementhauess bis zu seinem noch für dieses Jahr erwarteten Abriß firmieren soll. Denkbar sind die Gemeinde Soulac, der Gemeindeverband, zu dem Soulac gehört, oder der Staat. Obwohl inzwischen die aus staatlichen Mitteln finanzierten Arbeiten zur Entfernung der Asbestbauteile aus dem Gebäudes eingeleitet sind, rührt sich nichts auf der finanziellen Ebene.

(J.-D. R.:  Les copropriétaires du Signal attendant, in: SUDOUEST, 08. 04. 2019)

 

Gemeindesteuern von Grayan-et-L’Hôpital

Am 29. März hat der Gemeinderat von Grayan-et-L’Hôpital die Haushaltspläne für das Jahr 2019 verabschiedet. Darin enthalten sind die Sätze für die Gemeindesteuern. Sie wurden festgesetzt für die taxe d’habitation auf 4,47%, für die Grundsteuer für bebaute Grundstücke auf 6,12% und für die unbebauten Grundstücke auf 14,71%. Zum Ausgleich des Haushalts der Gîtes ruraux wurden 107.175 Euro bewilligt und für die in der Gemeinde aktiven Vereine wurden 40.000 Euro bereitgestellt.

(M. Caporal: Les taxes locales n’augmenteront pas, in SUDOUEST, 06 04. 2019)

Anm. der Redaktion: Mit den am 29. März 2019 beschlosseneen Werten bleiben die Gemeindesteuern in Grayan auf dem 2017 festgelegten Niveau.

 

Schutz vor Rehen

Rehe sind Tiere, die bei den meisten Menschen positiv besetzte Gefühle auslösen. Wer jedoch sein Geld z. B. im Weinbau verdient, der weiß, dass die eleganten Wesen beträchtliche Schäden anrichten können, wenn sie junge Triebe von Weinstöcken, die bei ihnen ganz oben auf der Speisekarte stehen, abfressen und damit den betroffenen Pflanzen die Chance nehmen, Früchte zu tragen. Da die Bestände an Rehen in der letzten Zeit kräftig zugenommen haben, auf der anderen Seite aber keine natürliche Feinde die Zahlen verringern und auch die Bejagung angesichts der zurückgehenden Zahl von Jägern nachgelassen hat, sucht man nach Möglichkeiten, den Verbiss durch Rehe zu begrenzen. Dabei können chemische Mittel eingesetzt werden, die Gerüche verbreiten, die Rehe nicht mögen, aber es gibt auch Tricks, die mit ganz natürlichen Mitteln funktionieren. Derzeit experimentiert ein Weinbaubetrieb in der Nähe von Angoulême mit einem Verfahren aus Großmutters Zeiten, das allerdings in Vergessenheit geraten ist. Dafür werden menschliche Haare, die man bei Friseuren der Gegend einsammelt in Jutesäckchen eingenäht und im Boden zwischen den Weinstöcken in regelmäßigen Abständen flach eingegraben. Danach entwickeln sich Geruchsstoffe, die Rehe nicht mögen. Dieses Verfahren verspricht auch Erfolg bei der Abwehr von wilden Kaninchen, doch muss es wohl erst wieder publik gemacht werden.

(Des cheveux pour éloigner les chevreuils des vignes, in: SUDOUEST, 29. 03. 2019)

 

 

Umgehung von Lesparre

Die Ortsumgehung von Lesparre gehört zu den Dingen im Médoc, die in die Abteilung der unendlichen Geschichten einsortiert werden müßten. Eigentlich, so sollte man meinen, müßten alle Beteiligten freudig auf den Tag warten, an dem der überregionale Durchgangsverkehr, der sich durch die recht engen Straßen von Lesparre quält, einen großen Bogen um die Stadt macht, doch man wundert sich. In dem Maße, wie die Umsetzung der immer noch nicht endgültig abgeschlossenen Planungen näher rückt, regt sich Widerstand. Kurz vor einer Sitzung  des Rates des Gemeindeverbandes Médoc Coeur de Presqu’île hat eine Gruppe von Unternehmen und Vereinen einen offenen Brief an diese Versammlung gerichtet, in dem die Ortsumgehung in einem sehr negativen Licht erscheint. So wird behauptet, durch die neue Verkehrsführung würden bis zu 400 unbefristete Arbeitsstellen dauerhaft und noch einmal 100 Saisonarbeitsplätze bedroht. Davon würden, so die Verfasser der Einwände rund 100 Stellen ersatzlos wegfallen und demzufolge die Wirtschaft  fühlbar geschwächt werden. Außerdem werden Zweifel hinsichtlich der tatsächlichen Kosten der Umgehungsstraße angemeldet. Da der Gemeindeverband Médoc Coeur de Presqu’île ein gewichtiges Wort bei der Bewertung der Nützlichkeit der Umgehung von Lesparre zu sagen hat, sollte man sich nicht wundern, wenn angesichts der Kritik die Umfahrung von Lesparre noch weiter auf die lange Bank geschoben wird.

(A. Larrue: Les entreprises de la RD 1215 écrivent aux élus, in: SUDOUEST, 06. 04. 2019)

 

Ausländische Investoren

Angesichts der Unruhen im Gefolge der Aktivitäten der Gilets jaunes gab es in Frankreich Befürchtungen, dass die Bereitschaft ausländischer Unternehmen, in Frankreich zu investieren, gesunken sein könnte. Die vorliegenden Zahlen scheinen das nicht zu bestätigen. Nach einem Rekordjahr 2017 wurden 2018 insgesamt 1323 Investitionsvorhaben ausländischer Herkunft realisiert, eine Steigerung um 2% gegenüber de Vorjahr. Dabei wurden 741 Firmen neu gegründet, 500 bestehende Investitionen erweitert und 82 Firmen übernommen. 61% der Investoren kamen aus Europa, 21% aus Nordamerika und 11% aus Asien. Das Land, das die Spitze der Investoren anführt sind nach wie vor die USA mit  232 Engagements vor Deutschland mit 180, dem Vereinigten Königreich mit 118 und den Niederlanden mit 104 Engagements. Ob sich die Unruhen um die Gilets jaunes nicht doch als Investitionsbremse herausstellen, wird man aber wohl erst in einigen Monaten feststellen können, da die meisten der in den vorstehenden Zahlen erfaßten Investitionsvorhaben beschlossen worden sein dürften, bevor die Gilets jaunes auf den Plan traten.

(P. Rabiller: L’investissement étranger se maintient en France,   in: SUDOUEST, 05. 04. 2019)

 

Saisoneröffnung

Die im Port de la lune von Bordeaux zu den Stammgästen gehörende Braemar hat mit ihrem Besuch am 1. April die diesjährige Saison der Kreuzfahrtschiffe eröffnet. Die Braemar wird danach im Lauf des Jahres noch fünfmal im Port de la lune anlegen. Insgesamt sind für die kommenden Monate 57 Besuche von seegehenden Kreuzfahrtschiffen angemeldet. Obwohl Bordeaux für diese Schiffe nur eine von mehreren Stationen ist, hat sie ihren besonderen Reiz dadurch, dass Bordeaux einen der weltweit wenigen Anlegeplätze bietet, wo die Schiffe unweit des Stadtzentrums festmachen können und damit schnellen und leichten Zugang zu einer Rehe von touristisch hochklassigen Attraktionen bietet.

(G. Richard: Le premier paquebot de la saison accoste ce soir, in: SUDOUEST, 01. 04. 2019)

 

Arbeitskräftemangel im Weinbau

Der Weinbau ist der größte Arbeitgeber im Department Gironde, aber er hat Probleme, offene Stellen zu besetzen. Die 6.000 Weinbaubetriebe, 300 Händler und 80 Makler bieten insgesamt 55.000 Stellen, aber sie haben, obwohl die Arbeitslosenquote im  Departement bei 9,5% liegt, Schwierigkeiten, geeignete Arbeitskräfte zu gewinnen. Bei den Arbeitssuchenden gelten Tätigkeiten im Weinbau oft als schmutzig, wetterabhängig, abgelegen und schlecht bezahlt, obwohl dies namentlich hinsichtlich der Verdienstmöglichkeiten nach den statistischen Werten nicht zutrifft. Um hier Abhilfe zu schaffen, haben die Weinbaubetriebe eine auf 14 Tage angelegte Werbe- und Aufklärungskampagne gestartet, die zeigen sollte, wie vielgestaltig die Tätigkeiten in einem Gewerbe sind, das zwar während der Weinlese einen  kurzfristigen zusätzlichen Bedarf an Arbeitskräften hat, ansonsten aber über das gesamte Jahr verteilt, eine Reihe von Beschäftigungen bietet, die Außenstehenden oft verborgen bleiben. Nicht zuletzt sind hier er Oenoutourismus und die Digitalisierung zu nennen, zwei Bereiche, die einen immer größeren Stellenwert im Rahmen des Weinbaus haben. Ob die Werbeveranstaltung für Arbeitsplätze im Weinbau einen nachhaltigen Erfolg gehabt hat, wird man aber wohl erst am Ende des laufenden Jahres sagen können. Zur Zeit sid die Erwartugen eher verhalten.

(L. Douifi: « La vigne est le premier employeur du département », in: SUDOUEST, 01. 04. 2019)

 

 

Reduzierung der Zahl der Spezialschiffe

Seit dem Untergang wurde die Stelle, an der die Grande America gesunken ist, von bis zu sechs Spezialschiffen überwacht. Dabei wurden die an der Wasseroberfläche schwimmenden Ölfilme so gut es geht, eingesammelt und damit unschädlich gemacht. Zusätzlich wurde eine Überwachung aus der Luft mit Flugzeugen und Satelliten durchgeführt, um den Weg dokumentieren zu können, den die Ölrückstände nehmen. Nach einer anfänglichen Phase der Unsicherheit gilt mittlerweile als gesichert, dass die französischen Strände glimpflich davon kommen werden, weil die Ölrückstände in Richtung auf die spanische Nordküste getrieben werden.

Der in Frankreich mit derartigen Dingen berufsmäßig befaßte Préfet maritime de l’Atlantique stellte jetzt fest, dass das Risiko einer größeren Ölverschmutzung in der Biscaya begrenzt sei, aber es existiere noch für geraume Zeit. Inzwischen sind einige Dutzend Tonnen Schwerölrückstände eingesammelt und größere Mengen verschmutzten Wassers abgesaugt worden, wobei sich herausstellte, dass mit zunehmender Distanz zum Untergangstag die Mengen der eingesammelten Rückstände kontinuierlich zurückgegangen sind. Vor diesem Hintergrund wird die Anzahl der bei der Ölrückstandsbeseitigung eingesetzten Schiffe reduziert. Künftig wird nur noch ein Schiff zur Überwachung in der Nähe der Untergangsstelle postiert, wobei bei Bedarf weitere Einheiten mobilisiert werden können. Inzwischen liegen auch erste Ergebnisse der Erkundung des Wracks durch einen Tauchroboter vor, doch will man weitere Analysen abwarten, bevor über konkrete Maßnahmen entschieden wird.   

(R. Le Coz: Le dispositif de surveillance de la pollution allege, in: SUDOUEST, 03. 04. 2019)