Médoc-Notizen Jan. – März 2020

März 2020

Frost im Weinbau

Für das letzten Märzwochenende hatten die Meteorologen für das Department Gironde und seine Nachbarn deutlich zurückgehende Temperaturen vorhergesagt, die auch tatsächlich eingetreten sind. In der Nacht von Sonntag auf Montag  hat es im Anbaugebiet um Bourg leichten Nachtfrost gegeben, den viele Weingüter durch  Gegenmaßnahmen, vor allem das Anlegen von Schwelbränden mit Strohballen, zu mildern versucht haben. Das ist im wesentlichen wohl gelungen, obwohl man noch ein paar Wochen abwarten muss, bevor man einschätzen kann, ob der Frost in die in diesem Jahr sehr früh entwickelten Knospen eingedrungen ist. In den südlichen Teilen des Departements Gironde hat es in den Anbaugebieten Graves und Langon am Freitagmorgen Bodenfrost gegeben, der in einzelnen Lagen 5 – 10% der Parzellen getroffen hat. In der Nacht von Sonntag auf Montag ist diese Region  glimpflich davongekommen, da das Thermometer nicht so tief gefallen ist, wie es vorhergesagt worden war. Für eine endgültige Entwarnung ist es aber noch zu früh. Man wird angesichts weiter angekündigter kalter Nächte das kommende Wochenende abwarten müssen, bevor man mit milderen Temperaturen rechen kann.

(P. Lascourrèges u. A. Dejeans : Viticulture bordelaise : la gelée a laissé quelques traces, l’inquiétude demeure, in: SUDOUEST, 30. 03. 2020, 15.15h, Internet-Ausg.)

 

 

Nächtliche Ausgangssperren

Obwohl in Frankreich  seit der Verhängung der Ausgangsbeschränkungen die große Mehrheit der Bevölkerung die Notwendigkeit dieser Maßnahmen einsieht und sich dementsprechend benimmt, gibt es doch noch Gruppen, die sich nicht so verhalten wie es  zweckmäßig wäre. In Le Verdon hat der Bürgermeister ein nächtliches Ausgangsverbot verhängt, weil sich in seiner Gemeinde größere Gruppen von eigentlich Ortsfremden, die erst in den letzten Tagen angereist sind und ihnen gehörende Ferienwohnungen bezogen haben, so benehmen, als ob sie im Urlaub seien. Das Ausgangsverbot gilt für die Zeiten von 22.00 h abends bis 5.00h morgens. Es wurde am 24. März verhängt und ist bis auf weiteres bindend. In Vendays-Montalivet hat der Bürgermeister ein ähnliches Dekret erlassen, das ebenfalls am 24.März in Kraft gesetzt wurde und vorerst bis zum 31. März gilt. Noch in einer dritten Gemeinde des Médoc, in Bégadan, wurde eine nächtliche Ausgangssperre verfügt. In anderen Gemeinden des Médoc hat man auf ähnliche Maßnahmen verzichtet obwohl auch dort Klage geführt wurde über den mangelnden Bürgersinn von Neuankömmlingen, die offenbar den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen haben.

(D. Barbet u. M. Caurraze: Trois communes interdeisent les sorties nocturenes, in: Le Journal du Médoc, 27. 03. 2020)

 

Coronavirus im Médoc

Der für das Médoc zuständige Unterpräfekt hat zusammen mit dem Leiter der Klinik in Lesparre in einem Interview einen Bericht gegeben zum Stand der Ausbreitung des Coronavirus im Médoc. Danach hat die Epidemie im Médoc noch keine größere Dimension angenommen. In der Klinik in Lesparre sind bis jetzt nur fünf Patienten behandelt worden, die mit dem Coronavirus infiziert waren. Bis auf einen Patienten, der mit dem Hubschrauber nach Bordeaux verlegt wurde, waren die Krankheitsverläufe nicht besorgniserregend. Derzeit stehen in der Klinik in Lesparre siebzehn Betten bereit für die Behandlung von Coronavirus-Patienten, die zum größten Teil nicht belegt sind. Diese Betten sind bestimmt für Patienten mit Infektionsverläufen, die nicht durch häusliche Isolierung kuriert werden können. Dafür steht eine Mannschaft von mehr als 15 Ärzten und Pflegerinnen und Pflegern bereit, die, mit wirksamen Schutzkleidungen ausgestattet, sich ohne Risiken für die eigene Gesundheit um Coronaviruspatienten kümmern werden.  Die für die Behandlung von Coronaviruserkrankungen bereitgestellten Betten sind in einem separaten Gebäudetrakt untergebracht, dem ein Aufnahmeraum vorgeschaltet ist, in dem Patienten voruntersucht und je nach Befund in die Coronavirusabteilung oder in andere Bereiche der Klinik überstellt werden. Zur Zeit werden die Dienste der Klinik in Lesparre unterdurchschnittlich häufig in Anspruch genommen, wozu zum Beispiel beiträgt, das als Auswirkung der bestehenden Ausgangsbeschränkungen sich weniger Verkehrsunfälle als ansonsten ereignen und auch die Zahlen berufsbedingter Unfälle geringer sind als sonst.

(« L’épidémie est encore contenue en Médoc », in : Le Journal du Médoc, 27. 03. 2020)

 

Verlängerung der Ausgangsbeschränkungen in Frankreich

Premierminister Edouard Philippe hat bekanntgegeben, dass die französische Regierung verfügt hat, dass die bestehende Ausgangsbeschränkung um zwei weitere Wochen bis zum 15. April verlängert wird. Die bereits festgelegten Regelungen für die Ausgangsbeschränkungen bleiben zumindest bis zum 15. April bestehen. Eine Verlängerung über dieses Datum hinaus ist möglich, wenn es erforderlich ist. Die Wissenschaftler, auf deren Rat sich die Regierung stützt, halten eine Gesamtdauer der Ausgangsbeschränkungen von sechs Wochen für erforderlich, doch merkte der Premierminister an, dass man zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Coronavirus-Krise noch nicht in der Lage sei, definitive Fristen zu nennen.

(SudOuest.fr avec AFP : Coronavirus : le confinement prolongé au moins jusqu’au 15 avril, près de 2 000 décès en France, in : SUDOUEST, 27. 03. 2020, 19.49h, Internet-Ausg.)

 

Strandüberwachung

Seit die französischen Behörden vor mehr als einer Woche das Betreten der Strände am Atlantik und an den Binnenseen verboten haben, um  zu verhindern, dass sich dort Menschenansammlungen bilden, die der Ausbreitung des Coronavirus Vorschub leisten könnten, hat die Polizei eine weitere Aufgabe. Allerdings ist angesichts der Länge der Strände  eine lückenlose und ständige Bewachung nicht möglich. Die Ordnungshüter setzen daher darauf, dass sie so oft wie möglich an möglichst verschiedenen Orten Präsenz zeigen, wobei sie von einem Hubschrauber unterstützt werden, der immer wieder Leute entdeckt, die sich nicht an die Vorschriften halten, die aber glücklicherweise von der großen Mehrheit der Bevölkerung als sinnvoll angesehen und befolgt werden. Gegen diejenigen, die sich anders verhalten, gehen die Ordnungshüter mittlerweile konsequent mit Strafmandaten vor, von denen am letzten Sonntag in der Region Nouvelle-Aquitaine 1815 verhängt worden sind, davon 652 im Departement Gironde.

(Fl. Moreau : Les gendarmes veillent sur les plages interdites d’accès, in : SUDOUEST, 26. 03. 2020)

 

 

 

Vor einer Verlängerung der Ausgangsbeschränkungen in Frankreich

In Zeiten wie diesen, in denen die Coronavirus-Krise die Schlagzeilen dominiert, kursieren neben faktenbasierten Informationen Vermutungen, Gerüchte und Halbwahrheiten, die es nicht immer leicht machen, ein klares Bild der Lage zu gewinnen. Man ist daher gut beraten, wenn man dort hinhört, wo sich Expertenwissen meldet, das unverdächtig ist für die Ausrichtung an politischen oder anderen Zweckmäßigkeitserwägungen. Ein Gremium, das in dieser Beziehung unverdächtig ist, ist der Sachverständigenrat, auf den sich der Staatspräsident und die Regierung stützt. Nach ihrer letzten Sitzung haben diese Experten am 24. März empfohlen, die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich mindestens bis zum 28. April auszudehnen. Das würde bedeuten, dass die derzeit in Frankreich bestehenden Vorschriften zur Eindämmung des Coronavirus für wenigstens sechs Wochen das Leben der Bevölkerung bestimmen werden. Es wird erwartet, dass die Regierung sich in den nächsten Tagen mit Dekreten melden wird, die zumindest für die nächsten Wochen klare Vorgaben machen werden. Mit einer von vielen erwarteten Aussage der Behörden zum Ende der gegenwärtig bestehenden Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Bürger ist jedoch nicht so bald zu rechnen, zumal die Wirksamkeit der derzeit geltenden Regelungen sich erst in frühestens drei Wochen bewerten lassen wird. Um vorzeitigen Hoffnungen entgegenzuwirken, hat der Sachverständigenrat erneut darauf hingewiesen, dass die derzeit allein zur Verfügung stehende Strategie zur Bekämpfung des Coronavirus darin besteht, seine Ausbreitung zu verlangsamen oder besser noch zu verhindern. Damit sind noch einmal die Verhaltensweisen angesprochen, die allein erfolgversprechend sind, um das Vordringen des Virus einzudämmen: Hygiene, Vermeiden von nicht unbedingt notwendigen sozialen Kontakten, ausreichend großer Abstand zu den Mitmenschen (besser zwei als anderthalb Meter).

(J. Desport: Combien  de semaines  de plus ? in: SUDOUEST, 25. 03. 2020)

 

 

Neue Formulare für das Verlassen der heimischen Wohnung während der Ausgangsbeschränkungen

Mit den am 24. März wirksam gewordenen weiteren Einschränkungen für die Freizügigkeit in Frankreich sind neue Formulare vorgeschrieben worden, die ausgefüllt und mitgeführt werden müssen, wenn die heimische Wohnung verlassen wird.

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Verschärfung der Ausgangsbeschränkungen

Am Abend des 23. März hat Premierminister Edouard Philippe im französischen Fernsehen zwar (noch) nicht die erwartete Verlängerung der Ausgangsbeschränkungen verkündet, dabei aber keinen Zweifel gelassen, dass diese Maßnahme wohl kommen wird.  Im Vorfeld dieser Beschränkungen verfügte die Regierung, dass Spaziergänge nur noch in einem Umkreis von 1 km um die heimische Wohnung erlaubt sind, wobei eine zeitliche Begrenzung auf eine Stunde festgelegt wurde. Für jedes Verlassen der Wohnung muss ein Formular ausgefüllt werden, auf dem Datum und Uhrzeit des Ausgangs angegeben sein müssen. Dieses neue Formular ersetzt das vorherige, das damit nicht mehr verwendet werden kann. Gleichzeitg werden alle Freiluftmärkte auf denen Lebensmittel angeboten werden, geschlossen, doch werden die Präfekten auf Initiative der Bürgermeister ermächtigt, Ausnahmen zuzulassen, wenn es in bestimmten Gemeinden keine anderen  Möglichkeiten gibt, sich mit frischen Lebensmitteln zu versorgen.

(Sudouest.fr avec AFP : Philippe annonce un durcissement du confinement, qui „pourrait durer encore quelques semaines“, in : SUDOUEST, 23. 03. 2020, 23.13h, Internet-Ausg.)

 

 

 

Der Hafen von Bordeaux arbeitet weiter

Auch wenn sich die Aktivitäten von dem zur Flaniermeile umgestalteten Port de la lune wegentwickelt haben, sind die Hafenanlagen von Bordeaux im Bereich von Bassens und Ambès weiterhin unverzichtbar für die Versorgung des südwestlichen Frankreich. Und hier laufen trotz der Beschränkungen wegen der Coronaviren die Be- und Entladetätigkeiten fast unvermindert weiter. Dabei wirkt sich begünstigend aus, dass auch in normalen Zeiten ankommende Schiffe sorgfältig auf eventuelle mitgebrachte Krankheiten überwacht werden. Jedes ankommende Schiff muss beim Einlaufen Meldung machen, ob es Kranke an Bord hat. Verantwortlich für die Korrektheit dieser Meldungen ist der Kapitän, der alles tun wird, um hier korrekt zu handeln, da Verstöße schwere Konsequenzen für ihn selbst und für seine Reederei nach sich ziehen würden. Ist ein Kranker an Bord, werden entsprechende Maßnahmen veranlasst, die verhindern sollen, dass Erkrankungen eingeschleppt werden. In der konkreten Situation würde damit sichergestellt, dass kein mit dem Coronavirus Belasteter an Land gehen kann.

(G. Richard: Coronavirus : le port de Bordeaux continue d’approvisionner la région, in : SUDOUEST, 24. 03. 2020, 14.43h, Internet-Ausg.)

 

 

 

Begrenzung der Öffnungszeiten

Obwohl man meinen sollte, dass Sinn und Zweck der in Frankreich derzeit bestehenden Regelungen zur Eindämmung des Coronavirus sich jedem vernunftbegabten Wesen ohne große Mühe erschließen sollten, legt ein, glücklicherweise kleiner, Teil der Zeitgenossen es darauf an, erkennen zu lassen, dass man sich von Antrieben steuern lässt, die rational nicht gut zu definieren sind. Im Großraum Bordeaux wurde beobachtet, dass in einigen Getränkemärkten und Lebensmittelgeschäften sich bis weit in die Nacht größere Gruppen von Menschen aufhielten, die nicht dort waren, um so schnell wie möglich ihre Einkäufe zu erledigen. Nachdem die Meldung dieser Vorkommnisse bis zur Präfektur vorgedrungen war, reagierte man dort schnell und unbürokratisch und verfügte, dass im gesamten Departement Gironde von nun an alle Geschäfte um 21.00h schließen und nicht vor 5.00h morgens öffnen dürfen. Zuwiderhandlungen werden mit fühlbaren Bußgeldern belegt.

(J.-M. Le Blanc : En Gironde, les commerces devront désormais fermer à 21 heures, annonce la préfecture, in : SUDOUEST, 23. 03. 2020, 18.43h, Internet-Ausg.)

 

 

 

Ariane 6 und die Coronaviruskrise

Mehrere tausend Techniker und Ingenieure aus 13 europäischen Ländern, an der Spitze Frankreich und Deutschland, arbeiten zusammen, um die 60.000 Einzelteile der neuen Rakete Ariane 6 zusammenzufügen und, wenn möglich, noch in diesem Jahr zum ersten Flug von dem in Französisch-Guyana gelegenen Gelände in Kourou starten zu lassen. Zur Zeit steht hinter dem geplanten Startdatum jedoch ein Fragezeichen, denn die Coronavirus-Krise hat an mehreren Stellen dazu geführt, dass Arbeiten verlangsamt oder unterbrochen wurden. Das betrifft auch die noch nicht fertiggestellte neue Startrampe in Kourou, von der die 62 m hohe Ariane 6 abheben soll. Auch wenn es mittlerweile nicht sicher ist, dass der erste Start der Ariane 6 noch in diesem Jahr erfolgen wird, halten die Länder, die hinter dem Programm stehen, an ihrem gemeinsamen Vorhaben fest, nicht zuletzt, weil sie wissen, dass sie andernfalls auf Dauer eigenständige Weltraumaktivitäten kaum durchführen können. Die hemdsärmelig robust-nationalistische Vorgehensweise der amtierenden US-Administration hat den Europäern jedenfalls gezeigt, weshalb sie sich auf ihre eigenen Möglichkeiten besinnen müssen.

(Covid-19 : Ariane 6 décollera-t-elle en 2020 ? in : SUDOUEST, 22. 03. 2020)

 

Stopp der öffentlichen Arbeiten

Nach einer Phase der Unsicherheit besteht jetzt Klarheit, dass auf allen Baustellen, die von Behörden des Großraums Bordeaux in Auftrag gegeben worden sind, die Arbeit eingestellt wird, sobald notwendige Sicherungsmaßnahmen ausgeführt sein werden. Vorausgegangen war eine scharfe Polemik, die von der Interessenvertretung der im öffentlichen Auftrag tätigen Firmen ausgelöst worden war, die Klage darüber geführt hatten, dass die politischen Instanzen, die als Auftraggeber fungierten, ihre Verantwortung nicht wahrgenommen hätten, die Arbeit auf den öffentlichen Baustellen zum Schutz der dort Beschäftigten einstellen zu lassen. Nunmehr ist allerdings klar, dass alle derartigen Arbeiten eingestellt werden, einerlei, ob sie von Angestellten der städtischen Behörden oder von privaten Firmen ausgeführt werden. Ausnahmen sollen nur dort stattfinden, wo Notfallmaßnahmen ausgeführt werden müssen, wenn etwa Löcher in Fahrbahnen provisorisch repariert oder defekt gewordene Beleuchtungen instand gesetzt werden müssen. Damit werden in einem weiteren Wirtschaftsbereich die Aktivitäten eingestellt und die Frage aufgeworfen, wie und auf welchem Wege dort eingetretene Einkommenseinbußen ausgeglichen werden.

(X. Sota: Tous les travaux publics sont suspendus, in: SUDOUEST, 21. 03. 2020)

 

 

 

Keine Verlängerung der Ausgangsbeschränkungen

Die französische Regierung hat, wie Staatspräsident Macron mitteilte, beschlossen, die auf 14 Tage angesetzte Dauer der Ausgangsbeschränkungen nicht über diese Frist hinaus zu verlängern, wobei allerdings Zweifel angebracht sind, ob diese Ankündigung von Bestand sein wird. Angesichts der immer noch zu großen Zahl von Franzosen, die sich nicht an die mit den Ausgangsbeschränkungen verbundenen Auflagen halten, verstärkte Polizeikontrollen durchgeführt und fühlbare Bußgelder bei Verstößen gegen die Anordnungen verhängt werden.

(J. desport: Coronavirus : le gouvernement n’étend pas le confinement, les contrôles vont se multiplier, in: SUDOUEST, 20. 03. 2020, 18.8h, Internet-Ausg.))

 

 

Bürgermeisterwahlen verschoben

In rund 30.000 der 35.000 Gemeinden Frankreichs, in denen  bereits im ersten Wahlgang am 15. März 2020 die Entscheidung über die künftige Zusammensetzung der Gemeinderäte und damit über die Mehrheitsverhältnisse bei der Bürgermeisterwahl gefallen war, sollten in der Zeit vom 20. bi2 22. März 2020 die Gemeinderäte zusammentreten und die Bürgermeisterwahlen durchführen. Dafür sollten die von Staatspräsident Macron am 16. April verfügten Ausgehverbote  für diese Zusammenkünfte gelockert werden. Das wird jedoch nicht geschehen, wie Premierminister Édouard Philippe bekannt gab. Nunmehr sollen die bisherigen Bürgermeister ihre Tätigkeit vorerst weiterführen. Die Wahlen der neuen Bürgermeister sollen im Mai 2020 erfolgen.

Sudouest.fr. avec AFP: Coronavirus : Édouard Philippe annonce le report des réunions de conseils municipaux pour élire les maires, in : SUDOUEST, 19. 03. 2020, 19.21h, Internet-Ausg.)

 

 

Zustimmung zu Ausgangsbeschränkungen

Die am Montag von Staatspräsident Macron verfügten Ausgangsbeschränkungen werden von 96% der Franzosen als gute Maßnahme eingestuft, obwohl sie für fast die Hälfte der Bevölkerung bedeuten, dass sie ihrer bisherigen Arbeit für zunächst 14 Tage nicht nachgehen können und viele damit in wirtschaftliche schwierige Situationen geraten. Trotz des grundsätzlichen Einverständnisses mit den von der Regierung verfügten Maßnahmen bleibt aber die Bereitschaft, sich den daraus resultierenden Folgen konsequent zu unterwerfen, hinter den Erfordernissen zurück. Offenbar hat ein noch immer zu großer Teil der Bevölkerung nicht begriffen, dass die konsequente Vermeidung von sozialen Kontakten derzeit die einzige Möglichkeit darstellt, die Ausbreitung des Coronavirus zu begrenzen oder im Idealfall zu verhindern.  Besonders in den Feriengebieten am Atlantik wird ein Zustrom von Besitzern von Ferienwohnungen beobachtet, die sich vor Ort wie im Urlaubsmodus wähnen und die Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit anderen Menschen nicht in der erforderlichen Weise beachten. Vornehmlich aus diesem Grund ist von der Präfektur des Departments Gironde der Zugang zu den Stränden auf zunächst unbestimmte Zeit verboten worden ebenso wie alle Arten von Wassersportaktivitäten. Alle Maßnahmen, die der Reduzierung vermeidbarer sozialer Kontakte dienen, werden von der Polizei zunehmend strenger kontrolliert. Verstöße werden mit empfindlichen Bußgeldern geahndet. Alle Verantwortlichen weisen mit großer Eindrücklichkeit drauf hin, dass die Ausbreitung des Coronavirus zur Zeit nur durch die Vermeidung von Kontakten zu anderen Menschen reduziert werden kann. Jeder Kontakt, der vermieden wird, ist ein kleiner Beitrag zur Reduzierung der Gefahren, die von dem Coronavirus ausgehen. Bei jedem Verlassen der heimischen Wände muss ein im Internet erhältliches ausgefülltes und datiert unterschriebenes Formular mitgeführt werden.

(Sudouest.fr: Confinement : 96% des Français estiment que c’est „une bonne mesure“, in : SUDOUEST, 19. 03. 2020, 20.14h, Internet-Ausg.)

Das Formular zum Ausdrucken herunterladen : Attestation_de_deplacement_derogatoire

Hinweise zu diesem Formular: Klick

 

 

Strandsperrungen geplant

Angesichts des unvorhergesehen starken Zustroms von Besuchern nach den Reisebeschränkungen der Regierung planen die Badeorte am Atlantik, ihre Strände für den Publikumsverkehr zu sperren und alle Wassersportaktivitäten zu untersagen. Diese Anordnung ist von der préfecture maritime erlassen worden und sie bindet alle an den Stränden gelegenen Orte. Die Präfektur erläutert, dass die in Frankreich verhängten Reisebeschränkungen nicht als zusätzliche Ferien ausgelegt werden dürfen. Ziel sei es an oberster Stelle, Ansteckungsgefahren zu reduzieren und dies sei nicht zu erreichen, wenn an den Stränden alles das erlaubt sei, was in normalen Ferienzeiten üblich sei. Damit die für die Strände verfügten Einschränkungen eingehalten werden, sollen gezielte Polizeikontrollen stattfinden. Bei Verstößen werden Bußgelder verhängt.

(Sudouest.fr : Coronavirus : des villes balnéaires de l’Atlantique veulent interdire l’accès aux plages, in : SUDOUEST, 18. 03. 2020, 18.58h, Internet-Ausg.)

 

Ohne Formular kein Verlassen der heimischen Wände

Das von Staatspräsident Macron am 16. März verfügte Dekret zur Eindämmung der Coronaviruskrise legt allen Personen auf französischem Boden auf, sich in den eigenen Wänden aufzuhalten und diese nur zu verlassen, wenn triftige Gründe vorliegen.

Wer diese triftigen Gründe vorbringen will, muss ein Formular ausfüllen und bei sich führen, das im Internet abgerufen werden kann.

Das Formular herunterladen: attestation_de_deplacement_derogatoire(1) 

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Mehr Coronavirus-Erkrankte in Frankreich

Auch in Frankreich steigt die Zahl der am Coronavirus Erkrankten. Mittlerweile sind mehr als 7.800 Fälle gemeldet worden. Dabei ist die regionale Verteilung innerhalb Frankreichs höchst unterschiedlich. Noch immer ist der Südwesten, also die Region Nouvelle-Aquitaine mit 207 bestätigten Fällen am wenigsten betroffen, doch sind auch hier in den letzten 24 Stunden 28 neue Fälle aufgetreten. Angesichts dieser Entwicklung kann nur eindrücklich dazu geraten werden, die derzeit einzigen Möglichkeiten, auf den Verlauf der Pandemie Einfluss zu nehmen, penibel zu befolgen: Konsequente Hygiene und strikte Reduzierung aller sozialen Kontakte. Jeder soziale Kontakt, der nicht stattfindet, mindert die Chancen des Virus sich auszubreiten!

Sudouest.fr : Coronavirus en Nouvelle-Aquitaine : 28 nouveaux cas en 24 heures, le point par département, in SUDOUEST, 17-. 03. 2020, 19.46h, Internet-Ausg.)

 

 

Polizeikontrollen

Seit Dienstagmittag, 17. März 2020, also am Tag nach der Verhängung der Ausgangsbeschränkungen in Frankreich, fängt die Polizei an, auf den Straßen Fußgänger, Radfahrer und Automobilisten zu kontrollieren, ob sie einen triftigen Grund vorbringen können für das Verlassen der heimischen Wände und ob sie das vorgeschriebene Formular dabeihaben, auf dem Name und Adresse sowie fünf mögliche Begründungen angekreuzt werden können, die als Ausnahme von der Verpflichtung akzeptiert werden, zu Haus zu bleiben. In Bordeaux hatten drei Viertel der Kontrollierten ihr Formular dabei und konnten Begründungen vorbringen, die ihnen erlaubten, auf der Straße zu sein. Ein Viertel der Passanten wussten nicht Bescheid und wurden daher ermahnt und aufgeklärt. Diese pädagogische Phase der Polizeikontrollen wird aber schnell zu  Ende gehen. Danach können Bußgelder verhängt werden, die im günstigsten Fall 38 Euro betragen.

(J.-M. Desplos: Coronavirus à Bordeaux : des contrôles de police renforcés pour vérifier la nécessité des déplacements, in: SUDOUEST, 17. 03. 2020,

 

 

 

Neue Auflagen für die Bewohner Frankreichs

Staatspräsident Macron hat wenige Tage nach seiner letzten Fernsehrede erneut Stellung bezogen im Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus und dabei neue Maßnahmen angeordnet.

Er machte dabei deutlich, dass er bereits bei seiner Rede vom letzten Donnerstag dazu aufgefordert hatte,  die Kontakte zu anderen Menschen auf ein möglichst niedriges Niveau abzusenken, was jedoch zu wenig befolgt worden sei. Aus diesem Grund verfügte er jetzt, dass für die nächsten 14 Tage Zusammenkünfte selbst innerhalb der Familien und Freundeskreise untersagt werden. Damit ist zwar keine Ausgangssperre ausgesprochen, aber erlaubt ist das Verlassen der heimischen Wände nur noch aus unabweisbar notwendigen Gründen. Dazu zählen Einkäufe,  Arztbesuche oder Wege zur Arbeitsstätte.

Staatspräsident Macron ordnete an, die zweiten Durchgänge der Kommunalwahlen, die eigentlich für den 22. März angesetzt waren, zu verschieben.

Alle bisher von der Regierung eingeleiteten Reformmaßnahmen werden auf Eis gelegt, um alle Energien auf den Kampf gegen das Coronavirus konzentrieren zu können.

Alle Handelsgeschäfte, die nicht von besonderer Wichtigkeit sind, werden vorübergehend geschlossen. Der Staat stellt einen Hilfsfond von bis zu 300 Milliarden Euro bereit, um zu verhindern, dass Unternehmen wegen dieser Vorschrift zahlungsunfähig werden.

Besondere Fürsorge solle den Personen zuteil werden, die in Berufen tätig sind, die der allgemeinen Gesundheitsfürsorge dienen. Für sie könnten im Bedarfsfall Hotels und Taxis beschlagnahmt werden.

Weiterhin werden die Sanitätsdienste der Armee in Anspruch genommen und zunächst ein Feldlazarett im Elsass eingerichtet.

Schließlich werden die Außengrenzen der EU ab Dienstagmittag, 17. März 2020, für 30 Tage geschlossen. Konkret bedeutet das, dass alle Reisen zwischen nicht europäischen Ländern und Ländern der EU für 30 Tage suspendiert sind.

(J. Desport: Coronavirus : rester chez soi, déplacements réduits, municipales, les annonces de Macron, in SUDOUEST, 16.03.2020, 20.03h, Interent-Ausg.)

 

Kommunalwahl 2020 in Grayan

Obwohl es lange gedauert hat, bevor die Zahlen für Grayan-et-L’Hôpital veröffentlicht wurden, ergab sich doch letztlich ein eindeutiges Ergebnis. Bei einer im Vergleich zu anderen Gemeinden  sehr hohen Wahlbeteiligung von 73,33% entfielen auf die Liste von Florence Legrand 52,89% der abgegebenen Stimmen und auf die Liste von Alain Bouchon 47,10%. Die Liste von Frau Legrand errang damit 12 Sitze im neuen Gemeinderat, auf die Liste von M. Bouchon entfallen drei Sitze. Obwohl mit dem Urnengang am 15. März nicht direkt das Amt des Gemeindeoberhauptes vergeben wurde, ist aber klar, dass in der ersten Sitzung des frisch gewählten Gemeinderates Mme Legrand als Anführerin ihrer Liste zur Bürgermeisterin gewählt werden wird. Dabei war schon vorher klar, dass es zu einem Wechsel im Amt des Bürgermeisters kommen würde, da der bisherige Amtsinhaber nicht mehr angetreten war.

(https://elections.interieur.gouv.fr/municipales-2020/033/033193.html)

 

 

Neue Maßnahmen im Kampf gegen Coronavirus

Der französische Premierminister Edouard Philippe ordnete am Abend des 14. März die Stufe 3 im Kampf gegen das Coronavirus an. Damit werden in Frankreich  alle öffentlichen Einrichtungen, die nicht lebenswichtig sind, am Samstag um Mitternacht geschlossen.  Geöffnet bleiben nur Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Banken, Tankstellen und bureaux de tabac. Auch der öffentliche Nahverkehr wird aufrechterhalten. Die Kommunalwahlen, deren erste Runde am Sonntag, dem 15. März 2020 stattfindet, werden durchgeführt. Untersagt sind jedoch alle Versammlungen und Demonstrationen, an denen mehr als 100 Personen teilnehmen.

(SudOuest.fr avec AFP: Coronavirus en France : les commerces „non indispensables“ fermés et passage au stade 3, in: SUDOUEST, 14. 03. 2020, 20.23h, Internet-Ausg.)

 

 

Die Klinik ist bereit

In der Clinique mutualiste in Lesparre ist bislang noch kein Patient positiv auf das Coronavirus getestet worden, doch ist man für alle Fälle gerüstet, wobei die Klinik die einzige Einrichtung im nördlichen Médoc ist, die im Bedarfsfall über die erforderlichen Mittel und Einrichtungen verfügt, um eine wirksame Behandlung Erkrankter einzuleiten. Es wurde ein Krisenstab eingerichtet, der allerdings noch nicht aktiviert werden musste. Vorbeugend ist in einem Flügel der Klinik ein Isolations-Bereich mit acht Betten hergerichtet worden, um Corona-Patienten aufzunehmen. Dieser Bereich könnte kurzfristig um mehrere Dutzend Betten erweitert werden. Um Kapazitäten für den Notfall freizuhalten, wurden alle nicht unmittelbar notwendigen medizinischen Dienste der Klinik zurückgefahren. Die Leitung der Klinik rät dazu, alle nicht dringend notwendigen Besuche in Einrichtungen der Klinik aufzuschieben und insbesondere den Besuchsverkehr zu reduzieren oder am besten vorübergehend ganz einzustellen..

(J. Lestage : « Le personnel de la clinique est mobilisé », in : SUDOUEST, 14. 03. 2020)

 

Estivales de musique

Seit ihrer Gründung im Jahr 2003 hat die Vereinigung Les Estivales de Musique en Médoc federführend für eine lange Reihe klassischer musikalischer Hochgenüsse im Médoc gesorgt, indem sie vielversprechende  aufstrebende musikalische Talente für ihre Veranstaltungen verpflichtet hat. Die Bandbreite umfasst dabei neben dem Gesang das gesamte Spektrum der Instrumente, die sich für derartige Veranstaltungen eignen. Alle Konzerte finden auf bekannten Châteaux des Médoc statt, die anschließend ihre Weine zur Verkostung anbieten. „C’est un peu le mariage entre les belles notes et le mystère des grands vins“ , wie es in dem Artikel heißt, auf den wir uns hier beziehen. In diesem Jahr beginnt die Konzertreihe am 1. Juli in Bordeaux in der Strafanstalt von Bordeaux-Gradignan, also ausnahmsweise nicht in einem renommierten Château, dafür aber für einen guten Zweck. Das zweite Konzert wird auf dem Château Branaire-Ducru in Saint-Julien-Beychevelle dann aber wie auch die folgenden Veranstaltungen allen Erwartungen gerecht, die man haben darf. Das letzte Konzert findet am 15. Juli im Château Agassac in Ludon statt.  

(J. Lestage: Nouvelle saison pour les Estivales de musique, in : SUDOUEST, 13. 03. 2020)

Zum Veranstaltungskalender und zur Reservierung: Klick

 

 

 

Ehrgeizige Pläne für die Baguette

Wenn jemand einen typischen Franzosen karikieren will, dann zeigt er ihn meist mit béret ( Baskenmütze) und baguette, beides Alleinstellungsmerkmale mit großer Eindeutigkeit. Der Baguette soll nun eine besondere Ehre zuteil werden, denn zwei einflussreiche Organisationen wollen erreichen, dass sie  zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt wird. Nach längeren Vorarbeiten ist inzwischen die offizielle Bewerbungsprozedur gestartet worden. Es versteht sich nahezu von selbst, dass die 700 handwerksmäßig arbeitenden Boulangerien des Departements Gironde diese Aktion unterstützen, in der sie eine werbewirksame Abgrenzung gegenüber den industriell organisierten Großbäckereien sehen. Alles in allem wird damit gerechnet, dass die Anerkennung durch die UNESCO etwa zehn Jahre dauern wird. Bis dahin haben die Bäcker Frankreichs also noch Gelegenheit, eine kaum  zählbare Menge von knusprigen Baguettes zu backen und damit zu zeigen, dass sie genau den Geschmack nicht nur ihrer Landsleute treffen.

(A. Fourcade: La baguette en route pour l’Unesco, in: SUDOUEST, 10. 03. 2020)

 

Hochwasser

Die reichlichen Regenfälle der ersten Märzwoche haben im Südwesten Frankreichs zunächst im Departement Landes dazu geführt, dass überschwemmungsgefährdete Zonen unter Wasser standen. Noch immer sind dort Straßen unpassierbar, und es wird wohl noch einige Tage dauern, bis die Wassermassen abgeflossen sind. Mittlerweile hat die Hochwasserwelle das Departement Gironde erreicht, wo es ebenfalls ausgiebig geregnet hat. In Bordeaux wurde vom 1. bis zum 8. März eine Regenmenge von 65 mm  gemessen, die sonst im ganzen Monat März zusammenkommt. Da in den nächsten Tagen zu den starken Niederschlägen noch die höchsten Koeffizienten des Jahres kommen, wird damit gerechnet, dass es vornehmlich am Zusammenfluss von Garonne und Dordogne Überschwemmungen geben wird. Autofahrern wird daher empfohlen, ihre Fahrzeuge tunlichst nicht dort abzustellen, wo erfahrungsgemäß mit besonders viel Wasser zu rechnen ist. Die Meteorologen geben zwar Warnungen heraus, sind aber zuversichtlich, dass alles relativ glimpflich abgehen wird, da kein Sturm in Sicht ist, der zusätzliche Wassermassen vor sich hertreiben könnte.

(J. D. Renard: L’estuaire de la Gironde va enfler avec la marée, in: SUDOUEST, 10. 03. 2020)

 

 

 

Coronavirus in Frankreich

Das französische Gesundheitsministerium gab bekannt, dass am Abend des 10. März 2020 in Frankreich 1784 Personen registriert waren, die vom Coronavirus befallen waren, von denen 33 verstorben sind. Die Anzahl der befallenen Menschen steigt dabei seit Ende Januar stetig an. Die regionale Verteilung der Krankheitsfälle zeigt, dass vor allem Regionen im Norden und Osten Frankreichs die höchsten Krankenzahlen vorweisen, während es in der Nouvelle-Aquitaine deutlich niedrigere Krankheitsmeldungen gibt.

In der Region Hauts-de-France wurden 181 Krankheitsfälle bestätigt, in der Region Grand-Est 310, in der Ile-de-France 300, in Bourgogne-Franche-Comté 199, in Auvergne-Rhône-Alpes 182. In den anderen Regionen liegen die Erkrankungszahlen im zweistelligen Bereich.

In der Nouvelle-Aquitaine wurden 54 Erkrankungen ermittelt, von denen im Departement Lot-et-Garonne 22 Fälle festgestellt wurden, während in den übrigen Departements der Region die Erkrankungszahlen im einstelligen Bereich lagen, z. B. im Departement Gironde 5.

Die zuständigen Behörden weisen daraufhin, dass es keinen Anlass für Panikreaktionen gibt, doch empfiehlt es sich, die inzwischen vielfach publizierten Vorsichtsmaßnahmen anzuwenden: konsequente Hygiene, wenig direkten Kontakt mit anderen Menschen, Vermeidung von unnötigen Menschenansammlungen etc.

Prognosen über die weitere Entwicklung sind zur Zeit schwer zu erstellen, doch sollte man den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden folgen und unnötige Risiken vermeiden.

(A. Tauziac: Coronavirus en France : comment lire les chiffres de l’épidémie, in: SUDOUEST, 10. 03. 2020, 19.24h, Internet-Ausg.)

Links zu verschiedenen Aspekten des Coronavirus:

https://www.gouvernement.fr/info-coronavirus

http://www.gironde.gouv.fr/Actualites/Breves/Informations-coronavirus-COVID-19

https://solidarites-sante.gouv.fr/soins-et-maladies/maladies/maladies-infectieuses/coronavirus/coronavirus-infos-voyageurs#Au-retour-et-dans-les-14-jours-suivant-un-sejour-en-Chine-ou-dans-une-zone-nbsp

 

 

Überwachung von oben

In diesen Tagen nehmen in den Wetterberichten die Meldungen über Regen und Überschwemmungen noch einen gehörigen Raum ein, aber bald schon wird sich das ändern, und damit wird auch die Gefahr von Waldbränden wieder auftreten. Für die waldreichen Regionen des Departements Gironde ist das Anlass, bereits jetzt Vorkehrungen für die nächsten Monate zu treffen. Als Besonderheit wird dazu ein Hubschrauber angemietet, der derzeit in Mérignac ausgerüstet wird. Dabei wird ein Aufnahme- und Übertragungssystem eingebaut, mit dem Waldbrände oder auch unklare Situationen, aus denen sich Brände entwickeln könnten, dokumentiert und gemeldet werden können. In dem Hubschrauber wird diese Aufgabe im Wechsel von acht  speziell ausgebildeten Feuerwehroffizieren erfüllt, die aus ihrer Berufserfahrung heraus im Gefahrenfall gezielte und vor allem vom Umfang her angepasste Gegenmaßnahmen auslösen können. Im letzten Jahr hat der Überwachungshubschrauber 51 Missionen ausgeführt und dabei 42 Waldbrände und fünf Verdachtsfälle mit Rauchentwicklung entdeckt.

(Fl. Moreau: Un hélico pour lutter contre les feux, in: SUDOUEST, 07. 03. 2020)

 

Frauen als Kandidaten

Seitdem das Gesetz vom 17. Mai 2013 in Kraft ist, müssen auf allen Kandidatenlisten für Wahlen in Frankreich Frauen und Männer in gleicher Anzahl vertreten sein, zumindest in den Gemeinden, die mehr als 1000 Einwohner haben. Für Gemeinden zwischen 500 und 999 Einwohner wird diese Regelung vor 2026 eingeführt. Während die Parität zwischen weiblichen und männlichen Bewerbern um ein politisches Amt meist ohne größere technische Probleme einzuhalten ist, gilt das nicht in gleicher Weise für die Spitzenämter, also für die Bürgermeisterposten, die jeweils nur von einer Person bekleidet werden. Hier haben Frauen noch einen großen Nachholbedarf, denn sie belegen für die Wahlen im März 2020 nur 21,32% der Spitzenplätze der Kandidatenlisten. Bei der letzten Kommunalwahl vor vier Jahren waren das aber erst 15,46%, so dass man also einen deutlichen Schritt in Richtung auf die Parität der Geschlechter beobachten kann. Eine Vergrößerung der Möglichkeiten der Einflussnahme von Frauen auf die Kommunalpolitik wird durch ein Gesetzesvorhaben vorbereitet, das noch in der Beratung ist, bei dem gesichert werden soll, dass die beiden Positionen des Bürgermeisters und des ersten Stellvertreters von Personen unterschiedlichen Geschlechts bekleidet werden sollen.

(SudOuest.fr avec AFP: Municipales : les femmes tête de liste augmentent mais la parité est encore loin, in: SUDOUEST, 07. 03. 2020)

 

Stippvisite

Seehunde gehören in  unseren Breiten weder zu den bedrohten Tierarten, noch sind sie extrem selten. Dennoch wird ihre Anwesenheit dort, wo sie eher nicht regelmäßig vorbeischauen, stets mit großer Aufmerksamkeit registriert. Dieser Tage wurde ein Vertreter dieser auf das Leben im Wasser spezialisierten Spezies zwischen den Türmen des Hafens von La Rochelle gesichtet, was seit Menschengedenken nicht mehr geschehen war. Der Seehund hielt sich zur Freude aller, die ihn zu Gesicht bekamen, zwei Tage lang dort auf und demonstrierte seine Schwimmkünste. Dann war er wieder weg, vielleicht bis zum nächsten Mal.

(SUDOUEST, 07. 03. 2020)

 

 

Besitzerwechsel

Das Bordelais hat eine ganze Reihe hochkarätiger Weinbaubetriebe, die für gewöhnlich in festen Händen sind. Kürzlich gab es aber doch wieder eine Transaktion. Betroffen war das Château Petit-Village im Anbaugebiet Pomerol. Dieses Anbaugebiet vor den Toren von Libourne ist mit einer Fläche von 800 ha recht klein, doch haben die Weine, die dort erzeugt werden, einen besonderen Ruf. Und die Preise, die man zahlen muss, wenn man sich dort einkaufen will, haben es auch in sich, denn sie liegen jenseits von 1,8 Millionen Euro pro Hektar. Gekauft wurde das 10,4 ha große Petit-Village von dem benachbarten Château Beauregard, das mit einer Anbaufläche von 17ha zwar etwas größer ist, doch sind dafür die Abgabepreise, die pro Flasche bei 50 bis 60 Euro liegen, etwas niedriger als bei Petit-Vilage. Beauregard ist in den Händen der Familie Moulin, die die Geschicke des Nobelkaufhauses Les Galéries Lafayette lenkt. Der bisherige Besitzer von Petit-Village ist der Versicherungskonzern AXA, der den Verkauf sicher nicht getätigt hat, um finanziell flüssig zu werden, sondern dies im Rahmen einer Diversifizierungsstrategie gemacht hat, die mittlerweile dazu geführt hat, dass man renommierte Weingüter in vielen attraktiven Anbauregionen der Welt erworben hat. Der Kaufpreis von Petit-Village wurde nicht publiziert, was allerdings bei Transaktionen der vorliegenden Art eher üblich ist. Kenner der Materie gehen davon aus, dass das Château für einen Betrag in der Größenordnung von 25 Millionen Euro den Besitzer gewechselt hat.

(C. Compadre: Le château Beauregard achète Petit-Village, in: SUDOUEST, 06. 03. 2020)

 

Weinpreise

Die Preise für lose gehandelte Bordeauxweine haben derzeit ein für die Erzeuger katastrophal niedriges Niveau. Rund 50% der Bordeauxweine werden lose gehandelt. Dabei variieren die Preise zwischen 700 und 1250 Euro pro tonneau. Ein tonneau ist die theoretische Maßeinheit für Wein von 900 Litern. Ein beträchtlicher Teil der Verkäufe wird für 700 Euro pro tonneau getätigt, was einem Literpreis von 77 Centimes entspricht. Die Weinerzeuger machen kein Hehl aus der Tatsache, dass sie bei diesen Preisen in ihrer Existenz bedroht sind, da die Erzeugerpreise pro Hektar 1200 bis 1300 Euro betragen.

Für die Verbraucher ergeben sich aus den niedrigen Handelspreisen günstige Flaschenpreise um 2 Euro. Die Erzeuger des Bordelais machen seit 2017 schwere Zeiten durch. Erst hatten sie mit erheblichen Ernteausfällen durch den Frost im Frühjaher 2017 zu kämpfen, dann brach der chinesische Markt ein und Ende 2019 erschwerten die Strafzölle der USA den Absatz. Alles in allem werden im Bordelais pro Jahr, normale Bedingungen vorausgesetzt, rund 5 Millionen Hektoliter Wein erzeugt, doch nimmt der Markt davon nur 4 Millionen Hektoliter auf. Das Problem ist also eindeutig zu beschreiben. Lösungsansätze, die durchgreifenden Erfolg versprechen, sind aber nicht in Sicht.

(C. Compadre: Bordeaux : sur le marché du vrac, des vins à moins d’1 euro le litre, in: SUDOUEST, 05. 03. 2020)

 

 

Wildschweinplage

Zu Zeiten von Asterix und Obelix gab es in Gallien mit Wildschweinen keine Probleme, weil die Schwarzkittel begehrte Leckerbissen waren und ihre Bestände immer kräftig dezimiert wurden. In der Gegenwart liefern Wildschweine zwar immer noch wohlschmeckende  Gerichte, aber ihre Zahl hat sich geradezu explosionsartig vermehrt, so dass selbst die Jäger, die doch eigentlich Freude daran haben sollten, dass sie viel vor ihre Flinten bekommen, den Alarmknopf gedrückt halten. Besonders dramatisch ist derzeit die Situation im Departement Landes, wo die Vereinigung der Jäger in eine schwere finanzielle Schieflage geraten ist, weil sie im letzten Jahr 1,6 Millionen Euro aufbringen musste für Schäden, die zum größten Teil von Wildschweinen verursacht worden sind. Im Frühjahr 2019 waren im Departement Landes bis zum Einsetzen der Schonzeit rund 15.000 Wildschweine erlegt worden. Zehn Jahre zuvor waren es 4.000. Die Problematik der Wildschäden und der damit verbundenen Kosten ist offensichtlich. Die Alarmsignale, die von den Jägern und den Bauern ausgehen, werden im Landwirtschaftsministerium zwar gehört, aber bislang ist außer vagen Ankündigungen derart, das etwas geschehen müsse, keine konkrete Strategie sichtbar, um dem Überhandnehmen der Wildschweine Einhalt zu gebieten.  

(J.-M. Desplos: Le sanglier plombe les finances des fédérations de chasseurs, in: SUDOUEST, 04. 03. 2020)

 

 

 

Schnellverbindung Royan – Bordeaux?

In Royan wird schon länger darüber geklagt, dass Bordeaux schlecht zu erreichen ist. Das gilt sowohl für die umständliche Bahnverbindung, aber auch für die wenig leistungsfähige Straße. Vielleicht gibt es bald einen dritten Weg, der die Gironde nutzt, auf der ein Hochgeschwindigkeitskatamaran mit einer maximalen Geschwindigkeit von über 80 km/h verkehren könnte, der die Strecke Bordeaux – Royan in eineinhalb Stunden zurücklegt. Ein Boot, das diese Anforderungen erfüllt gibt es bereits. Es wird in La Rochelle unter der Bezeichnung A2V von der Firm Advanced AerodynamicVessels hergestellt. Es könnte ohne großen Aufwand weiterentwickelt werden und damit das Standardfahrzeug für die Verbindung zwischen Royan und Bordeaux werden. Bis dahin ist aber noch einiges an Weg zurückzulegen. Immerhin ist das Projekt aufgenommen worden in den contrat de transition écologique, in dem 18 Vorhaben mit zukunftsweisenden und umweltschonenden Technologien enthalten sind, die vom Staat gefördert werden. Für die Bootsverbindung über die Gironde bedeutet das zunächst, dass der Staat 50% der Kosten für eine Machbarkeitsstudie übernimmt, von der davon ausgegangen wird, dass sie ein positives Ergebnis haben wird. Die zweite Hälfte der Kosten der Studie wird von acht Gemeindeverbänden übernommen. Auch aus Bordeaux kommen günstige Signale, so dass die Chance für die Einrichtung einer Schnellverbindung über die Gironde durchaus gegeben scheint. Wenn sie zustande kommt, werden dafür vier Boote angeschafft, für deren Bau und Inbetriebnahme etwa 14 Millionen Euro benötigt werden.

(R. Chérel: Navette Bordeaux-Royan : l’État finance 50 % de l’étude lancée, in: SUDOUEST, 28. 02. 2020)

 

Zu viel tote Delfine

Delfine sind intelligent und verspielt, und sie gehören zu den Tieren, die von den meisten Menschen positiv wahrgenommen werden. Trotzdem werden jedes Jahr allein an den französischen Atlantikstränden 1200 tote Delfine angeschwemmt, von denen die wenigsten aus natürlichen Gründen verendet sind. Die allermeisten sind höchstwahrscheinlich in Fischernetzen umgekommen, in denen sie sich verfangen haben und danach nicht mehr zum Atmen auftauchen konnten. Das müssen diese Meeressäuger aber regelmäßig tun, denn der Luftvorrat, den sie in ihren Lungen speichern können, reicht nur für Tauchgänge von einigen Minuten. Die Tierschutzorganisationen, die von den viel zu vielen tot angeschwemmten Delfinen alarmiert sind, fürchten, dass in einigen Meeresgegenden, in denen besonders intensiv Fischerei mit Netzen betrieben wird, bald die Gefahr eintreten könnte, dass dort die Delfine aussterben. Das Problem wird von Virginijus Sinkevicius, dem Fischereikommissar der Europäischen Union für die Atlantikküste, aber auch für den Ärmelkanal, die Nord- und Ostsee als bedrohlich eingestuft. Er fordert die zuständigen Gremien dazu auf, nach Lösungen zu suchen, die die Zahl der toten Delfine drastisch reduzieren. Es ist zu wünschen, dass bald Strategien entwickelt werden, die dieses Ziel erreichen. Bis es soweit ist, wird aber noch einige Zeit vergehen und es werden weiter tote Delfine an den Atlantikstränden angetrieben, die dort nicht sein sollten.

(SudOuest.fr avec AFP: Dauphins : un niveau „inacceptable“ de prises accidentelles dans les eaux européennes, in: SUDOUEST, 25. 02. 2020, Internet-Ausg.)

 

 

Tramway in Bordeaux

Die Straßenbahnlinie D in Bordeaux ist nun bis zu ihrer Endstation eröffnet worden. Neun neue Haltestellen wurden zwischen Le Bouscat und Eysines cantinolle in Betrieb genommen ebenso wie das neue Parkhaus an der Endstation, das 624 Plätze bereithält. Wie üblich war der Eröffnungszug randvoll besetzt mit lokalen Politgrößen, und, wie könnte es anders sein, an jeder Station, die zum ersten Mal im offiziellen Planverkehr angefahren wurde, gab es mehr oder weniger Zeremonielles für das Publikum. Zusammen mit dem neuen Parkhaus können Reisende aus dem Médoc nunmehr einiges an Zeit und Kosten sparen, wenn sie ihr Fahrzeug im Parkhaus an der Endstation abstellen und dann mit den Tickets (eins pro Fahrzeuginsasse für die Hin- und eins für die Rückfahrt), die man zusammen mit der Parkhausgebühr von 3,60 Euro erwirbt, mit der Straßenbahn entspannt in das Zentrum von Bordeaux weiterfährt. Die Benutzung des Parkhauses ist zweifellos zu empfehlen, aber noch pfiffiger ist es, wenn man einen Bus benutzt, mit dem man von allen Orten des Médoc für 4 Euro pro Person (Hin- und Rückfahrt!) entspannt und kostengünstig nach Bordeaux gelangt. Der Mehrbedarf an Zeit für die Busfahrt im Vergleich zum Pkw bewegt sich im Rahmen einer reichlichen Viertelstunde, der allerdings durch den Gewinn an Entspanntheit mehr als aufgewogen wird.

(Chr. Morice: La ligne D du tramway a atteint son terminus, in: SUDOUEST, 01. 03. 2020)

 

Februar 2020

 

Tourismus-Rekord

Das Office de tourisme Médoc Atlantique gab bekannt, dass im letzten Jahr mehr als 3 Millionen Sommergäste ihre Ferien im Médoc verbracht haben. Die Campinglätze des Médoc, auf denen  mehr als zwei Drittel der Übernachtungen registriert wurden, haben um 4% mehr Gäste beherbergt als im Vorjahr. Im Vergleich dazu haben die Übernachtungen im Bereich des Bassins von Arcachon nur um 0,3% zugelegt. Die registrierte Zunahme geht zu einem guten Teil auf Touristen aus Deutschland und den Niederlanden zurück, wobei allein aus Deutschland 9% der Sommergäste kamen. Auch der Anteil der Belgier hat zugenommen, die von einer direkten Hochgeschwindigkeitsbahnverbindung profitieren, mit der sie in vier Stunden von Brüssel nach Bordeaux gelangen können. Die Mehrheit der Sommergäste im Médoc kommt nach wie vor aus Frankreich, aber der Ausländeranteil hat mit 40% ein beeindruckendes Niveau ereicht. Trotz der angestiegenen Besucherzahlen sind die Ausgaben, die die Gäste im Médoc getätigt haben, nur leicht angewachsen, offenbar, weil viele bewusster mit ihrem Geld umgehen. Im Durchschnitt gibt ein Tourist im Médoc pro Tag und Person 54 Euro aus.

(Cl. Guerre: Tourisme : attractivité record sur la côte en 2019, in: SUDOUEST, 27. 02. 2020)

 

 

Der U-Bootbunker in neuem Licht

Am 26. Februar fand vor kleinem Publikum im U-Bootbunker von Bordeaux eine Vorschau auf die Veranstaltung statt, bei der Werke von Paul Klee projiziert und animiert werden, so dass sie den Betrachtern auf spektakuläre Weise Perspektiven eröffnen, die ohne den Einsatz computergestützter Verfahren nicht möglich wären. Die Veranstalter erklärten, man sei gut im Zeitplan, so dass die Eröffnung der Projektion wie geplant am 17. April erfolgen könne. Schon jetzt eröffnete die Vorschau ein Spannungsverhältnis zwischen den Werken des Malers, der von den braunen Machthabern verfemt und außer Landes getrieben worden war und dem von denselben Machthabern errichteten gewaltigen Bunker in Bordeaux, auf dessen Wänden sich nun die Werke Paul Klees zeigen. Im endgültigen Zustand wird die Projektionsfläche 12.000 m² umfassen. Dabei werden 95 Projektoren und ebenso viele Lautsprecher für beeindruckende Effekte sorgen. Zeitgleich mit der Vorstellung ausgewählter Werke von Paul Klee wird in einer zweiten, nach demselben Prinzip angelegten Projektionsschau Gustav Klimt präsentiert. Schon jetzt sind im Internet 25.000 Eintrittskarten geordert worden. Die Veranstalter erwarten insgesamt rund 400.000 Besucher. Einen ersten Einblick vermittelt die Internetseite, die die Veranstalter eingerichtet haben: (https://www.bassins-lumieres.com/

(C. Musseau: Les lumières de la Base, in: SUDOUEST, 27. 02. 2020)

 

Strandbefestigung in Montalivet

In diesem Jahr haben die Winterstürme den Stränden in Montalivet wieder einmal recht stark zugesetzt. Zur Zeit ist der größte Teil des Sandes, der am Fuß der Dünen während der Saison sanft zum Wasser hin abfällt, weggespült worden. Dafür ist die im Sommer unter dem Sand verborgene Packlage aus massiven Gesteinsbrocken zum Vorschein gekommen. Wer gegenwärtig ans Wasser gelangen will, hat daher eine etwas mühsame Kletterpartie zu absolvieren. Der gelegentlich deswegen zu hörende Unmut trifft jedoch bei der Gemeindeverwaltung auf wenig Verständnis. Dabei verweisen die Verantwortlichen darauf, dass die Winterstürme regelmäßig erhebliche Mengen Sand vom Fuß der Dünen wegspülen, doch sei man in der Gemeindeverwaltung darauf eingestellt. Sobald die Winterstürme und die hohen Fluten zu Frühjahrsbeginn vorbei seien, werde der Strand wieder mit Sand aufgefüllt. Dafür sind in der Gemeindekasse bis zu 200.000 Euro bereitgestellt. Die Auffüllung der Dünenkante werde im April und Mai dadurch unterstützt, dass dann für gewöhnlich von der Meeresströmung Sand wieder angespült wird, was den Aufwand für die Gemeinde verringere. Alles in allem sei das in Montalivet praktizierte Konzept der Strandbefestigung kostengünstiger als andere Verfahren, so dass man dabei bleiben werde.

(Cl. Guerre: Les plages en friche pendant les vacances, in: SUDOUEST, 26. 02. 2020)

 

Photovoltaik

Anlagen zur Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien werden im Médoc nicht mit offenen Armen aufgenommen. Das gilt nahezu uneingeschränkt für Windkraftanlagen, von denen zwar einige projektiert waren, die aber allesamt bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gebaut wurden. Etwas weniger schlecht sieht es für Photovoltaikanlagen aus, die sich zwar auch gegen Widerstände wehren müssen, dennoch aber bessere Realisierungschancen haben. Nach der relativ großen Anlage von Arsac, die schon seit einigen Jahren am Netz ist, wird demnächst in Naujac auf dem Gelände der ehemaligen Mülldeponie ein Photovoltaikpark entstehen. Der Pachtvertrag, der der Firma Valorem die Errichtung erlaubt, ist soeben unterschrieben worden. Der Beginn der Bauarbeiten ist für den Juli dieses Jahres geplant. Die Anlage wird etwa 5 ha bedecken und Strom für 2000 Vierpersonenhaushalte liefern. Mit der Fertigstellung wird für 2021 gerechnet.

(R. Boivinet: Un parc photovoltaïque dans l’ancienne décharge, in: SUDOUEST, 25. 02. 2020)

 

 

Phare de Grave

Auf der Jahresversammlung des Vereins, der sich um den Leuchtturm an der Pointe de Grave kümmert, wurden Pläne vorgestellt für dessen Umbau, bei dem der Besucherbereich im Erdgeschoss des Leuchtturms auf das Doppelte vergrößert werden soll. Die Baugenehmigung dafür liegt vor, aber die erste Ausschreibung der Arbeiten brachte keine verwertbaren Angebote. Zur Zeit läuft eine erneute Ausschreibung für die Baumaßnahme, für die 820.000 Euro veranschlagt sind. Im vergangenen Jahr haben 12.300 Besucher das Museum im unteren Teil des Leuchtturms besichtigt, das vor allem dem Leuchtturm von Cordouan gewidmet ist. In diesem Jahr wird im Museumsbereich des Phare de Grave eine Ausstellung zu sehen sein, die das Fort an der Pointe de Grave vorstellt, das, nachdem es seine einstige militärische Bedeutung eingebüßt hat eine Zeitlang als Ferienanlage der Armee gedient hatte, nunmehr stillgelegt wurde und auf einen Käufer wartet. Zur Zeit bestehen Überlegungen, das Fort für den Gemeindeverband des nördlichen Médoc anzukaufen und es zu touristischen Zwecken umzugestalten. Zu den Vorhaben für das laufende Jahr gehören auch zwei Nuits du Phare (22. Juli und am 13 August), an denen der Leuchtturm wieder bis Mitternacht geöffnet sein wird.  

(M. C.: Le phare de Grave est en pleine transformation, in: SUDOUEST, 24. 02. 2020)

Mehr zum Leuchtturm an der Pointe de Grave: Klick

 

 

Der erste Spargel

In den Spargelanbaubetrieben um Blaye sind die ersten Spargel des Jahres geerntet worden, einen Monat vor der sonst üblichen Zeit. Selbst alte Spargelbauern können sich an eine derartige Verfrühung nicht erinnern, aber sie haben sich darauf eingestellt. Gegenüber dem Vorjahr, in dem die Ernte schon sehr früh begann, ist man noch einmal um 14 Tage früher dran, was aber der Qualität des Spargels keinen Abbruch tut. Ein Teil der Verfrühung geht allerdings zurück auf die Abdeckung der Spargelbeete mit wärmesammelnden schwarzen Folien. Falls die Außentemperaturen unerwartet noch unter den Gefrierpunkt fallen sollten, ist das für den Spargel nur ein kleines Malheur, denn außer an den Tagen, an denen die Morgentemperaturen unter Null Grad fallen sollten, kann beinahe wie normal geerntet werden. Lediglich die ganz jungen Pflanzen könnten vom Frost geschädigt werden, wenn der weiter in die Erde hinein wirken sollte.

Der Spargelanbau in Frankreich hat erst in den 60er Jahren des letzen Jahrhunderts eine größere Ausdehnung genommen, liegt aber flächen- und mengenmäßig noch deutlich unter den deutschen Ergebnissen. Die Ernte beginnt aber in der Nouvelle-Aquitaine rund einen Monat vor den deutschen Terminen, was aber nicht verwunderlich ist wegen der deutlich südlicheren Lage der Anbaugebiete.

Bis vor wenigen Jahren versorgte ein Spargelbauer aus dem Blayais den Wochenmarkt in Saint-Vivien mit seinen begehrten Produkten. Als der Verkäufer sich zur Ruhe setzte, sprang ein Spargelanbaubetrieb aus Hourtin in die Bresche und hat seither eine Art Monopol auf dem Markt von Saint-Vivien, wobei Kenner versichern, dass der Spargel aus Hourtin dem aus Blaye in nichts nachsteht.

(vgl. P. Lascourrèges: Gironde : dans le Blayais, les asperges sortent avec un mois d’avance, in: SUDOUEST, 24. 02. 2020, 1815h, Internet-Ausg.)

 

 

Und nun der Pazifik

Jean-Jacques Savin ist 73 Jahre alt. Er stammt aus Arès am Bassin von Arcachon, aber er ist lieber unterwegs in der weiten Welt. Im letzten Winter hat er in einem eigens für ihn angefertigten Kunstharzfass von 3 m Länge und 2,10 m Durchmesser den Atlantik von Ost nach West überquert, indem er sich von der Strömung treiben ließ. Am 26. Dezember 2018 war er bei den Kanarischen Inseln gestartet und am 8. Mai 2019 kam er in Martinique an. Während sein Start nicht sonderlich beachtet wurde, war er nach seiner Ankunft auf der anderen Seite des Atlantiks mit einem Schlag berühmt. Er schwärmt von seiner viermonatigen Drift und plant eine Art Fortsetzung. Er will nunmehr von Peru aus den Pazifik überqueren, natürlich in seinem Fass. Bei den Planungen zu dieser neuen Reise hat er sch von dem Norweger Thor Heyerdahl inspirieren lassen, der 1947 mit seinem Floß Kontiki von der Küste Perus in die Südsee gelangt war und danach ein Buch schrieb, das für Jahrzehnte ein Bestseller war. Jean-Jacques Savin fühlt sich in bester Form und trotz seiner mittlerweile 73 Jahre schrecken ihn die Anstrengungen der Reise nicht. Ein genaues Abfahrtsdatum ist noch nicht festgelegt, aber wenn es soweit ist, werden ihn die Medien nicht aus den Augen lassen.  

(D. Patsouris: Jean-Jacques Savin veut traverser le Pacifique, in: SUDOUEST, 23. 02. 2020)

 

 

Erinnerungen an die Grande America

In den letzten Tagen sind an einigen Strandabschnitten der Vendée und nördlich davon in der Loire-Atlantique kleine Klumpen von verhärtetem Schweröl angetrieben worden. Insgesamt wurden einige Dutzend Kilo dieser Rückstände eingesammelt und untersucht. Dabei ergab sich, dass ihre Zusammensetzung große Ähnlichkeit hat mit den nach dem Untergang der Grande America im März 2019 angetriebenen Schwerölrückständen. Die Grande America liegt nach ihrem Untergang in 4600 m Tiefe auf dem Meeresboden. In ihren Tanks befanden sich 2200 Tonnen Schweröl, von denen ein Teil unmittelbar nach dem Untergang ausgetreten war, so dass ein relativ großer Ölteppich entstand,  der von Spezialschiffen so gut es ging eingesammelt wurde. Angesichts der Ähnlichkeit der Zusammensetzung der jetzt gefundenen verklumpten Ölreste mit dem Treibstoff der Grande America kann mit recht großer Sicherheit gesagt werden, dass die neuen Funde von dem Havaristen stammen. Noch nicht sicher ist allerdings, ob die an den Stränden angetriebenen Klumpen erst kürzlich aus dem Wrack ausgetreten sind oder ob sie direkt nach dem Untergang in das Wasser gelangt und seither auf dem Atlantik umhergetrieben sind. Sollte sich herausstellen, dass die neu gefundenen Ölreste direkt nach dem Untergag in das Wasser gelangt sind, dann besteht nach Meinung der Experten kein Grund zu akuter  Besorgnis, wenn auch dafür gesorgt werden muss, dass die Verklumpungen von den Stränden entfernt werden. Sollte sich herausstellen, dass die Rückstände erst kürzlich aus dem Wrack ausgetreten sind, dann wird eine Untersuchung des Wracks mit Tauchrobotern für notwendig gehalten, um festzustellen, in welchem Zustand sich die Grande America befindet und ob gegebenenfalls versucht werden muss, das noch im Schiffskörper enthaltene Treiböl abzupumpen. Fürs erste konzentriert man sich jetzt auf die Überwachung der Strände, um eventuell eintreffende weitere Verklumpungen zu beseitigen. Die Verantwortlichen legen Wert auf die Feststellung, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt und dass kein Anlass besteht, Vergleiche herzustellen mit den Auswirkungen, die Tankerkatastrophen der Vergangenheit auf die Strände gehabt haben.

(J.-D. Renard: Des boulettes de fioul en guise de souvenir du cargo « Grande America », in:SUDOUEST, 22. 02. 2020)

 

Crus bourgeois

Am 20. Februar 2020 wurde das seit langem mit Spannung erwartete neue Classement für die Médocweine veröffentlicht, aus dem zu entnehmen ist, welchen Weinen die Qualitätsstufe cru bourgeois zuerkannt wurde. In ihren Anfängen geht diese Klassifizierung auf Kaiser Napoleon III. zurück, der im Vorfeld einer Weltausstellung in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts anregte, eine Rangliste der Weine zu erstellen, die allerdings nur im Bordelais durchgeführt oder dauernden Bestand hatte. Bei dieser ersten Einstufungsaktion wurde als oberste Qualitätsklasse die crus classés benannt, zu denen 60 Châteaux gezählt wurden. Direkt darunter wurden die crus bourgeois platziert, wobei diese Rangfolge über viele Jahrzehnte nicht in Frage gestellt wurde. Erst zu Anfang des 21. Jahrhunderts regten sich Stimmen, die meinten, es sei an der Zeit, zu prüfen, ob die in Vorzeiten verteilten Qualitätsprädikate noch Bestand hätten.

Es erfolgte 2003 eine neue Einstufungsaktion, die jedoch von Weinbaubetrieben, die das begehrte Prädikat nicht mehr führen durften, gerichtlich  angefochten und außer Kraft gesetzt wurde. Nach einer Phase der Ratlosigkeit wurde dann so verfahren, dass nach jeder Ernte mit einem Verfahren der blinden Verkostung darüber befunden wurde, welche Weine als cru bourgeois bezeichnet werden durften. Dieses aufwendige und für die beteiligten Châteaux kostenintensive Verfahren fand aber nicht ungeteilte Zustimmung, so dass man zu einem Modus gelangte, bei dem die begehrte Bezeichnung als cru bourgeois für jeweils fünf Jahre zuerkannt wird. Als Ergebnis wurden am 20. Februar 249 rote Médocweine als cru bourgeois eingestuft. Dabei wurde wie schon 2003 dieses Prädikat in drei Stufen (cru bourgeois, cru bourgeois supérieur und cru bourgeois exceptionnel) vergeben. Die soeben verkündeten Einstufungen gelten für die Jahrgänge 2018 bis 2022. Danach wird es, wenn es bei der gegenwärtigen Regelung bleibt, eine neue Bewertung geben.

(C. Compadre: 249 crus bourgeois sont classés pour 5 ans, in: SUDOUEST, 21. 02. 2020)

Die komplette Liste der crus bourgeois 2020: Klick

 

 

Streitfall Graugans

Die Wasserwildjäger im Departement Gironde sind wieder voll des Zornes, denn sie dürfen seit dem 31. Januar keine Jagd mehr auf Graugänse machen. Der Grund für dieses Verbot liegt in einer Regelung der Europäischen Union, die mit dem Jagdverbot sicherstellen wollte, dass die Graugänse, die sich im Febraur auf die Rückreise in ihre nördlichen Brutgebiete machen, die Rückkehr möglichst ungestört und unbeschadet überstehen sollen. In früheren Zeiten, als es diese Schutzbestimmung noch nicht gab, waren Graugänse in den Feuchtgebieten nicht nur des Médoc beliebte Jagdtiere. Die Jäger verstehen die aktuell geltenden Schutzbestimmungen nicht, denn sie glauben nicht, dass durch die Jagd die Bestände nachhaltig gefährdet werden. Sie haben in den letzten Jahren immer wieder Versuche unternommen, ministerielle Regelungen zu ereichen, die die Jagd auch nach dem 31. Januar erlauben sollten. Sie hatte damit sogar gelegentlich Erfolg, aber nur für wenige Tage oder Stunden, denn dann setzten Tierschützer durch, dass die jeweiligen ministeriellen Dekrete per Gerichtsbeschluss kassiert wurden. In diesem Jahr verweisen die Jäger darauf, dass die Graugänse mancherorts, z.B. in den Niederlanden, überhand nehmen und dort wegen der von ihnen ausgehenden Gefährdungen in der Nähe von Flugplätzen sogar bekämpft werden. Das beeindruckt die Verfechter der Schutzzeiten für Graugänse nicht, denn sie führen an, dass die Gänse in den Niederlanden keine Zugvögel seien, sondern sesshaft geworden seien, weshalb für sie andere Regelungen gefunden worden seien als für die Graugänse, die nach der Art ihrer Vorfahren im  Winter in mildere Zonen strebten und gegen Ende der kalten Jahreszeit wieder in ihre Brutregionen zurückkehrten. Obwohl die Graugänse von diesen Auseinandersetzungen natürlich nichts mitbekommen haben, sind sie aber die Nutznießer der gegenwärtigen Regelung und bleiben auch in diesem Jahr  nach dem 31. Januar ungeschoren.

(J. Lestage: L’oie cendrée reste protégée en février, in: SUDOUEST, 20. 02. 2020)

 

 

 

 

Erstes Kapitel des Ordens der Noisettine

Am 15. Februar fand in Lesparre mit einigem feierlichen Pomp die erste Kapitelversammlung des Ordens der Noisettine statt. Sprachlich gewandte Leser erkennen, dass ein Bezug zu noisette, der Haselnuss besteht, aber der anschließende Blick in ein Wörterbuch bleibt wahrscheinlich erfolglos, da ein Eintrag zu noisettine fehlt. Wer sich im Médoc auskennt, weiß jedoch, dass besagte noisettines eine leckere Köstlichkeit sind, für die Haselnüsse (leicht geröstet oder auch nicht) in flüssige Schokolade getaucht werden. Nach dem Aushärten kann man die noisettines ansprechend verpacken und verkaufen. Erfunden wurde das Rezept der Noisittnes von Édith Noyez und  ihrem Sohn Romain in Lesparre vor rund vierzig Jahren und seither hat sich der Kreis der Liebhaber der Noisettines derart erweitert, dass vor einem Jahr eine Bruderschaft gegründet wurde, die sich mit allem beschäftigt, was mit diesen nusshaltigen Leckereien zu tun hat. Und genau das geschah auf der diesjährigen Kapitelversammlung des Ordens, zu der Abgesandte und Würdenträger von 25 französischen Bruderschaften erschienen waren, die sich ebenfalls mit gastronomisch wichtigen Dingen beschäftigen. Wer noch keine Erfahrungen mit Noisettines hat, sollte dies bald nachholen und die Gelegenheit nutzen, Reisemitbringsel zu kaufen, die es nur im Médoc gibt.

(V. Faugerolle: Premier chapitre pour la noisettine du Médoc, in: SUDOUEST, 19. 02. 2020)

 

 

Umgehungsstraße Le Taillan

Die seit langem in der Planung und nunmehr, wenn auch vorübergehend gerichtlich gestoppt, in der Bauphase befindliche Straße zur Umgehung des Ortskerns von Le Taillan hat seit den ersten Überlegungen eine höchst wechselvolle Geschichte erlebt. Auf der einen Seite stehen die Gemeindverwaltung und viele Einwohner, die die sich täglich mitten durch ihren Ort wälzende Blechlawine nicht mehr ertragen wollen, auf der anderen Seite stehen umweltbewusste Naturbeflissene, die mit einer Serie von Gerichtsentscheidungen versucht haben, Tiere zu schützen, die dort leben, wo einst die neue Straße verlaufen soll. Am 12. Februar hat das Verwaltungsgericht in Bordeaux den (vorerst?) letzten Einspruch gegen die Baugenehmigung für den Straßenbau zurückgewiesen und damit die Baustellenampeln wieder auf freie Fahrt gesetzt. Bei der bisherigen Findigkeit der Gegner der Umgehungsstraße kann man sicher sein, dass irgendwann neue Einwendungen folgen, zumal die ersten Äußerungen der Naturschützer nach dem Richterspruch in diese Richtung zeigen  Wenn die Bauarbeiten ohne weitere Verzögerungen ablaufen, wird mit der Fertigstellung der Ortsumgehung für Ende 2021 gerechnet, was nicht nur von den Einwohnern von Le Taillan, sondern von allen Médocbewohnern, die nach Bordeaux fahren wollen, begrüßt werden wird.

(J.-M. Le Blanc: La déviation du Taillan autorisée, in: SUDOUEST, 18. 02. 2020)

 

Wie ein guter Wein entsteht

Kein Kellermeister der Welt wird der Öffentlichkeit preisgeben, wie und auf welchen Wegen er seine Weine zustandebringt, obwohl in diesem Bereich ein großes Interesse an Information und Aufklärung besteht. Das bei Pauillac gelegene Château Grand-Puy-Lacoste hält sich zwar in den Details ebenfalls sehr bedeckt, gibt aber Einblicke in die Prinzipien und Grundsätze, die befolgt und angewendet werden, um „große“ Weine zu erzeugen. Das Geheimnis, das hier angewendet wird, ist die Technik der „assemblages“, die vom Prinzip her relativ einfach zu erklären ist. Für das Château Grand-Puy-Lacoste bedeutet dies, dass auf den 55 Parzellen des Châteaus die Weinlese just zu dem Zeitpunkt erfolgt, in dem die Trauben den optimalen Reifegrad erreicht haben. Die geernteten Trauben werden getrennt nach ihren Herkunftsparzellen weiter verarbeitet, so dass etwa vierzig verschiedene Basisweine entstehen, die anschließend durch die „assemblage“ der Kellermeister zusammengeführt und zu den Weinen gemacht werden, die schließlich auf Flaschen gezogen in den Verkauf gelangen. Für das Château Grand-Puy-Lacoste bedeutet das, dass drei Qualitätsstufen erzeugt werden, die in unterschiedlichen Mengen und zu unterschiedlichen Preisen in den Handel gebracht werden. In der obersten Qualitäts- und Preisstufe wird der Wein unter dem Namen Grand-Puy-Lacoste  zu Preisen von 60 bis 80 Euro pro Flasche angeboten. In der zweiten Stufe heißt der Wein Lacoste Borie und wird in der Spanne von 25 bis 35 Euro vermarktet. Der dritte Wein des Châteaus wird als Pauillac de Grand-Puy-Lacoste zum Preis von rund 20 Euro verkauft. Beruhigend dabei ist wohl, dass die Entscheidung darüber, welcher Wein sein Geld wert ist, vom Abnehmer und Verbraucher getroffen wird.

(C. Compadre: Les secrets de naissance des grands vins, in: SUDOUEST, 17. 02. 2020)

 

 

(Noch ) gute Exportzahlen für Wein und Spirituosen

Die französische Vereinigung der Exporteure von Wein und Spirituosen (Fédération des exportateurs de vins et spiritueux (FEVS) hat in einem Rückblick auf das vergangene Jahr festgestellt, dass die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr im Volumen um 0,7% und im Wert um 5,9% zugelegt haben. Insgesamt wurden Wein und Spirituosen im Wert von 14 Millionen Euro ausgeführt. Diese auf den ersten Blick guten Zahlen müssen jedoch relativiert werden, da nach Angaben der Experten darin vorgezogenen Verkäufe enthalten sind, die mit Blick auf die heraufziehenden internationalen Handelskonflikte getätigt wurden, wobei die Ausfuhren in die USA ein besonderes Gewicht haben, denn sie machen rund ein Viertel der Exporte in diesem Bereich aus. Seit den von den USA im Oktober 2019 verhängten Strafzöllen auf Wein und Spirituosen sind die Exporte dorthin praktisch zum Stillstand gekommen. Ähnlich düster sehen  die Aussichten für die Exporte nach Großbritannien aus. Und auch die Zahlen der Ausfuhren nach China gehen zurück, wobei niemand einschätzen kann, in welcher Größenordnung künftig noch Alkoholika nach China exportiert werden. Die Aussichten für Japan und Korea sind hingegen günstig ebenso wie für Südamerika, doch bestehen Zweifel, ob die dort möglichen Zuwachszahlen die Verluste auf den drei wichtigsten Märkten USA, China und Großbritannien ausgeglichen werden können. Den Exporteuren wurde jedenfalls geraten, sich auf ein schwieriges Jahr 2020 einzustellen. Von den 2019 im Export von Alkoholika erlösten 14 Milliarden Euro wurden übrigen 3,1 Milliarden Euro für Cognac erwirtschaftet, 3,1 Milliarden Euro für Champagner und 2 Milliarden Euro für Bordeauxweine.

(C. Compadrre: Exportations : les vins et spiritueux tiennent leur rang, in: SUDOUEST, 13. 02. 2020)

 

 

Erosion: Reaktion und Gegenmaßnahmen

Für niemanden, der die sandigen Küsten des Médoc kennt, ist es ein Geheimnis, dass die geballten Angriffe von Wind und Wellen auf die Dünen am Strand dazu führen, dass die Küstenlinie mehr und mehr zurückgedrängt wird. Nach recht übereinstimmenden Einschätzungen der Fachleute wird bis 2050 ein bis zu 50 m breiter Streifen der heutigen Strände dem Atlantik gehören. An den Küsten der Nouvelle-Aquitaine werden dadurch 5.000 Wohnungen und rund 600 Gewerbebetriebe verlegt werden müssen. Anders als für das dem Untergang geweihte Appartementhaus Le Signal in Soulac, dessen Eigentümer mit rund 7 Millionen entschädigt werden, werden die Besitzer von Gebäuden, die künftig zurückverlegt werden müssen, keine Entschädigungszahlungen aus öffentlichen Kassen erhalten, sondern Beihilfen von jeweils bis zu 250.000 Euro aus einem noch zu errichtenden Fonds erhalten. Dieser Fonds soll gespeist werden von einer Art Grunderwerbsteuer, die auf alle Immobilientransaktionen im Wert von mehr als 100.000 Euro erhoben wird, die im küstennahen Bereich getätigt werden. Gleichzeitig soll ein konsequenter Baustopp für die Bereiche ergehen, die in absehbarer Zukunft von der Erosion bedroht werden können.

(B. Beziat: Relocalisations et indemnisations, in: SUDOUEST, 13. 02. 2020)

 

 

Noch ein Sturm

Nach Ciara bzw. Sabine vom 9. bis zum 11. Februar und  Inés am 13. Februar kommt nun zum Wochenende Dennis. Davor gab es noch einen Sturm, der auf dem Nordatlantik Wellen bis zu 20m Höhe produzierte, der jedoch ohne Namen blieb, weil er kein Land berührte. Allen diesen Stürmen ist gemeinsam, dass sie relativ weit nördlich zogen und hauptsächlich über die britischen Inseln und Nordfrankreich nach Europa vordrangen. Für die Meteorologen sind diese kurz aufeinander folgenden heftigen Stürme gut zu erklären, denn sie verdanken ihre Existenz den zur Zeit besonders starken Luftdruckgegensätzen auf dem nördlichen Atlantik. Sturm Dennis fiel überdies dadurch auf, dass in seinem Entstehungsgebiet westlich von Island der Luftdruck innerhalb von 30 Stunden um 70 hPa fiel. So wie es aussieht, kann der Luftdruck noch bis auf 915 hPa fallen und damit sich dem bisherigen Rekord nähern, der 1993 verzeichnet wurde. Trotz allem muss man sich aber in der Nouvelle-Aquitaine keine Sorgen machen, da auch Sturm Dennis dort nur mit Ausläufern zu bemerken sein wird.

(A. Tauziac: Après Ciara et Inès, la tempête Dennis attendue ce week-end, in: SUDOUEST, 14. 02. 2020, 16.ooh, Internet-Ausg.)

 

 

Rückblende

Jean-Paul Lescorce, der vielseitig engagierte Kenner der Lokalgeschichte von Soulac, hat eine neues Buch vorgestellt, in dem er den Blick zurücklenkt auf die Geschichte seines Heimatortes. Im Mittelpunkt steht dabei das alte Casino, das am 30. November 1926 ein Raub der Erosion wurde. Der Band mit dem Titel L’Établissement de bains – Casino de la Plage ist bei den Édtions Aliénor erschienen, er ist der zehnte in einer Reihe von Publikationen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Geschichte von Soulac nachzuzeichnen. Wie in allen Veröffentlichungen von Jean-Paul Lescorce üblich, werden zahlreiche Bilder aus der nahezu unerschöpflichen Sammlung des Autors vorgestellt. Der Leser erfährt sounter anderem, dass die ersten für den Badebetrieb bestimmten Bauten in Soulac von Antoine Trouche errichtet wurden, dass die ersten Badekabinen mit warmen Duschen 1861 eingeführt wurden und dass die blau-weiß gestreiften Badekabinen 1902 ihre Premiere am Strand von Soulac hatten. Empfehlung der Redaktion: kaufen.

(M. Caporal: Jean-Paul Lescorce raconte le casino in: SUDOUEST, 11. 02. 2020)

 

 

 

Neuer Anleger für Kreuzfahrtschiffe

Der amtierende Bürgermeister von Pauillac, Florent Fatin, strebt eine weitere Amtszeit an, in der er die seit Beginn seines Mandats verfolgte Politik fortsetzen will. Dazu gehört an wichtiger Stelle die weitere Förderung des Oenotourisme, dem Tourismus rund um den Wein also. Neben der bereits erfolgreichen engen Kooperation mit den Châteaux in und um Pauillac soll auch der Kreuzfahrttourismus gefördert werden. Dabei ist geplant, einen dauerhaft verfügbaren Anleger für Kreuzfahrtschiffe herzurichten, an dem Schiffe anlegen können, die zu groß für den Hafen von Bordeaux sind. Diese Anleger soll in Pauillac-Trompeloup entstehen, an der Stelle, an der zur Zeit die Bauteile für den großen Airbus A 380 angelandet und umgeladen werden auf kleinere Schiffe, die die Garonne hinauf bis Langon fahren. Da der Bau dieses Airbusmodells im nächsten Jahr eingestellt werden wird, werden die Hafenanlagen in Trompeloup ab Oktober 2021 für andere Verwendungen verfügbar, so dass nach einer Umbauzeit von rund zwei Jahren dort eine Anlegestelle für große Kreuzfahrtschiffe entstehen kann. Damit würde angeknüpft an frühere Zeiten, in denen in Trompeloup regelmäßig seegehende Passagier- und Frachtschiffe anlegten.

(J. Lestage: « Ce qui m’anime, c’est de défendre ma ville », in: SUDOUEST, 08. 02. 2020)

 

 

Orkan Ciara/Sabine: erste Bilanz

Der Orkan, der im westlichen Europa und in Frankreich Ciara genannt wird, in Deutschland aber Sabine heißt, war, wie vorhergesagt, von überdurchschnittlicher Heftigkeit. Obwohl die stürmischen Aktivitäten am Abend des 10. Februar noch anhalten, scheint der Höhepunkt des Unwetters überschritten, so dass eine erste Bilanz gezogen werden kann.

Dabei kommt Frankreich alles in allem relativ glimpflich davon. Im besonders betroffenen Norden Frankreichs wurden allerdings 11 Verletzte gezählt, zusätzlich fiel für 40.000 Haushalte der Strom aus. Betroffen waren davon vor allem die Normandie, die Region Hauts-de-France nördlich von Paris und Departements im Osten. Am Abend des 10. Februar bestehen noch Unwetterwarnungen für die Alpes-maritimes und Korsika.

Der Südwesten Frankreichs ist diesmal vergleichsweise gut weggekommen. Bis jetzt wurden aus diesem Gebiet keine nennenswerten Sturmschäden gemeldet.

(Sudouest.fr /AFP: En images : la tempête Ciara fait plusieurs morts en Europe, au tour de la Corse, in SUDOUEST, 10. 02. 2020, 21.56h, Internet-Ausg.)

 

 

Neue Ausstellung

In dem gründlich renovierten Naturkundemuseum von Bordeaux wir in diesen Tagen die erste hausgemachte Sonderausstellung nach der Wiedereröffnung dem Publikum zugänglich gemacht. Dargestellt wird die afrikanische Savanne, wobei rund 160 Tiere aus dem Bestand des Museums gezeigt werden, von denen etwa 90% zum ersten Mal zu sehen sind. Die Tiere werden in einer naturnahen Umgebung an einer Wasserstelle gezeigt, so dass man sie gut betrachten kann. Darunter werden seltene Exponate sein wie ein schwarzes Nashorn aus Südafrika, das jedoch aus Angst vor Dieben ohne die Originalhörner gezeigt wird. Der didaktische Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Verdeutlichung der Bedrohung der inzwischen viele frei lebende Tierarten in Afrika ausgesetzt sind, so dass befürchtet werden muss, dass sie bald ganz verschwunden sein werden. Die Ausstellung läuft bis zum 31. Dezember 2020.

(Chr. Loubes: Bordeaux : la savane africaine, tout sur la nouvelle exposition du Muséum, in: SUDOUEST, 04. 02. 2020, 14.40h, Internet-Ausg.)

 

Orkan Ciara

Die Vorhersagen für den Orkan Ciara stablisieren und konkretisieren sich. Er wird ab Sonntag Abend die britischen Inseln und das nördliche Drittel Frankreichs heimsuchen. An den Küsten im Norden werden Windgeschwindigkeiten bis zu 140 km/h erwartet. Ausläufer, die etwas schwächer ausfallen dürften, werden die Vendée und die Charente maritime berühren. Dabei kann es aber an der gesamten Atlantikküste bei hohen Koeffizienten bis zu 106 am Montag im Zusammenspiel von Sturm und hohen Wellen zu Schäden an der Dünenkante kommen. Erschwerend kommt hinzu, dass das stürmische Geschehen unter Umständen mehr als 12 Stunden anhalten wird und damit den Druck auf die Küsten zusätzlich erhöhen wird.

(J.-D. Richard: Tempête Ciara : des rafales pouvant atteindre 140 km/h attendues dans le nord de la France dimanche, in SUDOUEST, 08. 02. 2020, Interent-Ausg.)

 

 

Gefahr für Tomaten?

Die französische Agence de sécurité sanitaire hat vor dem Tomato Brown Rugose Fruit Virus (ToBRFV), einfacher „Jordan-Virus“, gewarnt, das in den Nachbarländern Frankreichs festgestellt wurde. Das Virus befällt Tomaten und Paprikapflanzen und schwächt diese nachhaltig, so dass die Früchte welk und farblos werden und nicht mehr vermarktet werden können. Bekämpfungsmöglichkeiten sind bislang nicht bekannt. Die einzigen Gegenmaßnahmen bestehen darin, befallene Pflanzen auszureißen und zu vernichten. Für Verbraucher geht keine Gefahr von dem Virus aus, doch entsprechen Früchte, die von befallenen Pflanzen stammen, nicht den allgemeinen Qualitätsanforderungen. Die französischen Tomatenanbauer stellen fest, dass bis jetzt das Virus noch nicht in Frankreich aufgetreten ist, doch ist Vorsicht angebracht. Aus diesem Grunde sollten alle Verdachtsfälle umgehend gemeldet und betroffene Pflanzen eliminiert werden.

(J.-C. W.: Virus qui s’attaque aux tomates : pas de panique, in: SUDOUEST, 05. 02. 2020)

 

Neues von Sturm Ciara

Schon seit ein paar Tagen stehen im nördlichen Atlantik die Zeichen auf Sturm. Erwartet werden dabei Windstärken, die einen ausgewachsenen Orkan erwarten lassen. Während man bei den ersten Prognosen noch nicht sagen konnte, wo sich dieser Orkan vornehmlich austoben wird, geht man inzwischen davon aus, dass er vor allem die britischen Inseln und den Norden Frankreichs  treffen wird. Die ersten Wellen werden ab Sonntag den Norden Frankreichs erreichen. Die Schwere der Sturmböen wird dabei südlich von der Loire deutlich abnehmen, doch werden auch dort wegen der recht hohen Koeffizienten während der Flutphasen die Küsten harten Attacken ausgesetzt sein.

(J.-D. Renard: Tempête Ciara : le Nord de la France en première ligne, gare au risque de submersion dans le Sud-Ouest, in: SUDOUEST, 06. 02. 2020, 18.25h, Internet-Ausg.)

 

Sturm Ciara im Anmarsch

Aus der Analyse der gegenwärtigen Luftdruckverteilung auf dem nördlichen Atlantik leiten die Meteorologen die Erwartung ab, dass zum Beginn der kommenden Woche ein kräftiger Sturm das Wetter im nordwestlichen Europa bestimmen wird. Es ist zwar noch zu früh, um genauere Aussagen über die Zugrichtung des Sturms und die besonders betroffenen Regionen zu machen, aber nach den bislang vorliegenden Daten wird angenommen, dass der Sturm von besonderer Kräftigkeit sein wird. Es wird erwartet, dass er in der Zeit zwischen Sonntag, 9. und Dienstag, 11. Februar, auf die französische Atlantikküste treffen wird. Angesichts der dann recht hohen Koeffizienten ist damit zu rechnen, dass die Küste einiges auszuhalten haben wird. Da das Sturmzentrum gegenwärtig noch in einer Entfernung von 2000 km auf dem Atlantik liegt, ist es möglich, aber nicht sicher, dass sein Schwerpunkt relativ weit im Norden über Schottland und die britischen Inseln hinweggehen wird, doch sicher ist noch nichts.

(A. T.: La tempête Ciara devrait balayer l’ouest de l’Europe en début de semaine prochaine, in: SUDOUEST, 05. 02. 2020, Internet-Ausg.)

 

Autobahnmaut

Mit unschöner Regelmäßigkeit tritt, von seltenen Ausnahmen abgesehen, am 1. Februar in Frankreich ein Ereignis ein, das besonders bei den Autofahrern Zorn und Unverständnis produziert: die Erhöhung der Autobahngebühren. In diesem Jahr fällt die Erhöhung mit durchschnittlich 0,90% moderater aus als in den Vorjahren, als 2018 1,55% und 2019 1,86% aufgeschlagen wurden, doch wächst damit die Bereitschaft bei den Betroffenen nicht, die Erhöhungen gut zu finden. Der Unmut wird dabei in erster Linie davon genährt, dass die Betreibergesellschaften  seit der Privatisierung der Autobahnen im Jahre 2006 satte Überschüsse erzielen, die deutlich über der Inflationsrate liegen. So haben bei Vinci Autoroutes die Einnahmen im ersten Halbjahr 2019 um 2,6% zugenommen gegenüber dem ersten Halbjahr 2018, ohne dass sich das Verkehrsaufkommen nennenswert verändert hat. Die Betreibergesellschaften verweisen beständig darauf, dass ihre Erhöhungen auf dem Boden der mit dem Staat geschlossenen Verträge vorgenommen werden, was im Grundsatz von niemandem bestritten wird. Gleichwohl mehren sich die Stimmen, die beklagen, dass die Verträge einiges an Unklarheiten und Grauzonen enthalten, die aufgeklärt werden müssen. Zu diesem Zweck hat der Senat, die zweite Kammer des französischen Parlaments,  eine Kommission eingesetzt, die eine grundlegende Bestandsaufnahme der Betreiberverträge vornehmen soll. Ergebnisse werden im Verlauf des Sommers erwartet, doch ist längst nicht sicher, dass damit die Mauthöhe zurückgeführt werden wird.

(J.-D. Renard: Et voici revenu le tempsde la hausse au péage, in: SUDOUEST, 01. 02. 2020)

 

 

Tod des letzten Lascaux-Entdeckers

Simon Coencas, der letzte Überlebende der vier Jugendlichen, die 1940 die Grotte von Lascaux entdeckt haben, ist am 2. Februar 2020 in Paris im Alter von 93 Jahren verstorben. Die Grotte von Lascaux gilt wegen ihrer unvergleichlichen Malereien als einer der weltweit bedeutendsten Höhepunkte der frühgeschichtlichen Kunst. Die Entdeckung ergab sich mehr zufällig, als 1940 vier Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren ein Loch in einem Höhenzug oberhalb ihres Heimatortes Montignac untersuchten, das Zugang zu einer Höhlung gab, die im weiteren Verlauf in die Grotte mit den Malereien führte. Simon Coencas war 2016 zum letzten Mal am Ort der Entdeckung, als er an der Eröffnung des naturgetreuen Faksimiles der Originalgrotte teilnahm, die heute einen beeindruckenden Einblick in die Malereien von Lascaux gibt. Das Original der Grotte ist seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts für die Öffentlichkeit gesperrt, weil durch die Atemluft der Besucher Schäden an den Malereien eingetreten waren, die nur mit großen Mühen bekämpft werden konnten.

(Le dernier découvreur de Lascaux est décédé, in: SUDOUEST, 03. 02. 2020)

Mehr zur Höhle von Lascaux: Klick

 

Baustelle am Tour de l’Honneur

Der aus dem 13. Jahrhundert stammende  Tour de l’Honneur ist zusammen mit der wesentlich jüngeren Orgel in der Kirche Notre-Dame das einzige kunstgeschichtlich bedeutende Denkmal aus der Vergangenheit von Lesparre. Der Tour de l’Honneur selbst ist in den Jahren nach 2000 einer umfangreichen Sanierung und Renovierung unterzogen worden, für die 1,5 Millionen Euro aufgewendet worden sind. Mittlerweile hat das darin untergebrachte Museum, das mit dem Schwerpunkt auf der Alltagsgeschichte der vorindustriellen Zeit den Blick bis in die Frühgeschichte des Médoc öffnet sich einen soliden Ruf erarbeitet, dem im letzten Jahr 6.500 Besucher gefolgt sind. In diesem Jahr sollen die ehemaligen Pferdeställe neben dem Tour de l’Honneur saniert werden und zunächst ein neues Dach erhalten. danach wird der Innenausbau unternommen, wobei noch nicht ganz geklärt ist, wofür die neue Räumlichkeiten genutzt werden sollen. Als wahrscheinlichste Möglichkeit gilt derzeit, dort das Office de tourisme unterzubringen, was sinnvoll erscheint, zumal der derzeit noch in Lesparre präsente Verkehrsverein demnächst nach Pauillac umziehen wird.

(V. Faugerolle: L’annexe de la Tour de l’honneur en chantier, in: SUDOUEST, 30. 01. 2020)

Mehr zum Tour de l’Honneur: Klick

 

 

Ein dunkles Kapitel

Der Hafen von Bordeaux blickt auf eine bald 2000jährige Geschichte zurück, und in dieser Zeit hat es neben glanzvollen auch weniger präsentable Momente gegeben. Zu der letztgenannten Kategorie gehören Ereignisse aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert, als in Bordeaux Schiffe ausgerüstet wurden, die für die damals noch relativ neuen französischen Besitzungen in der Südsee bestimmt waren. An Bord dieser Schiffe befanden sich Frauen, die aus verschiedenen Gründen mit der Justiz in Konflikt geraten waren und mehr oder weniger lange Gefängnisstrafen zu verbüßen hatten. Diesen Frauen war die Freiheit versprochen worden,  wenn sie sich von einem in Bordeaux ausgerüsteten Schiff in die französische Südsee bringen ließen, um sich dort  zu verheiraten. Die Männer, die dort auf Frauen warteten, waren ehemalige Sträflinge, die nach Verbüßung ihrer Strafen als Siedler auf die französisch gewordenen Inseln gebracht worden waren, die sie allerdings nach ihrer Häftlingszeit nicht verlassen durften.

Das erste Schiff, das aus diesem Grund aus Bordeaux auf die Reise geschickt wurde, war der Dreimaster L’Ernestine, der schließlich mit 74 Frauen und drei Kindern auslief. Nach dieser Reise gab es weitere, bei denen noch mehr Frauen in die französische Südsee gebracht wurden. Insgesamt haben sich daraus rund 600 Eheschließungen ergeben, die allesamt dem Zweck dienten, den französischen Bevölkerungsanteil in den neuen Inselgebieten zu erhöhen, wobei man sich wenig Gedanken darum machte, wie diese Dinge von den betroffenen Frauen empfunden wurden.

(M. Deshayes: Bordeaux : ces navires remplis de « bonnes à marier » qui partaient vers la Nouvelle-Calédonie, in: SUDOUEST, 28. 01 2020, Abendausgabe)

 

 

 

Brexit in „Dordogneshire“

Am 31. Januar 2020 geschieht der Brexit. Die Bewohner des Vereinigten Königreichs sind darüber etwa zur Hälfte glücklich oder unglücklich. Bei den Engländern in „Dordogneshire“ herrscht hingegen regelrechte Trauer. Die Region, in der sich die Trauernden finden, ist allerdings auf keiner Karte mit diesem Namen eingetragen, doch ist bei denen, die davon sprechen klar, dass hier das Departement Dordogne in Frankreich gemeint ist, in dem sich viele Engländer einen Wohnsitz geschaffen haben. Die meisten von ihnen haben sich auf Dauer angesiedelt ohne den Gedanken, die Gegend ihrer Wahl wieder zu verlassen. Sie sind überwiegend gut integriert und nehmen Teil am politischen und kulturellen Leben ihrer Wahlheimat. Nicht wenige von ihnen sitzen in Gemeindräten und fühlen sich dabei wohl. Für diese Gruppe von Engländern, im Departement Dordogne werden 59 gezählt, in ganz Frankreich sind es zwischen 800 und 900, ändert sich mit dem Brexitdatum ihr Status tiefgreifend, denn sie sind plötzlich keine EU-Bürger mehr und können daher in der EU weder wählen noch politische Ämter bekleiden. Fein heraus sind alle die Engländerinnen und Engländer, die sich um die französische Staatsbürgerschaft bemüht und diese inzwischen erhalten haben. Die anderen müssen diesen Schritt entweder noch tun oder sich damit abfinden, dass sie mit dem 31. Januar 2020 in eine Randstellung geraten, in der sie weder wählen noch gewählt werden können.

(T. Naud: En « Dordogneshire », le blues des élus britanniques, in: SUDOUEST, 31. 01. 2020)

 

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Januar 2020

Windkraftprojekt bei Lesparre

Das Projekt, im Süden von Lesparre einen Komplex von 12 Windkraftanlagen zu errichten, hat von Anfang der Überlegungen an in den Nachbargemeinden wenig Gegenliebe gefunden. Seit im Oktober 2019 eine öffentliche Befragung begonnen wurde, um festzustellen, wie sich die Bevölkerung zu dem Bauvorhaben stellt, hat sich die Front der Ablehnung dieser bis zu 210 m hohen Windräder weiter verstärkt. Dabei sind vor allem Jäger und Anrainer auf der Seite der Gegner  zu finden. Einzig der Bürgermeister von Lesparre, der darauf verweist, dass die Windräder jährlich rund 600.000 Euro in die Kassen der Gemeinde bringen würden, beharrt nach wie vor auf der von ihm vertretenen Position. Es ist nun an der Präfektin des Departements Gironde, darüber zu befinden, ob die Nutzungsgenehmigung für den umstrittenen Windpark erteilt wird oder nicht. Die Entscheidung wird in den nächsten drei Monaten erwartet, wobei die Erwartungen in die Richtung einer Ablehnung tendieren.

(J. Lestage: Le projet de parc éolien à Lesparre a du plomb dans l’aile, in: SUDOUEST, 28. 01. 2020)

 

 

Es wird warm

Zum ersten Februarwochenende wird ein Schwall warmer Luft aus südlichen Richtungen die Nouvelle-Aquitaine erreichen und das Thermometer kräftig steigen lassen. Die Meteorologen halten Temperaturen bis zu 24 Grad für möglich, wobei die höchsten Werte am Fuß der Pyrenäen erreicht werden dürften. Für Pau werden 24 Grad, für Biarritz 23 Grad erwartet. Im Departement Gironde werden Werte zwischen 19 und 21 Grad erreicht. Zur Mitte der ersten Februarwoche werden die Temperaturen wieder zurückgehen, ohne jedoch auf winterliche Werte abzusinken.

Die erwartete erste Welle warmer Luft ist zwar für Anfang Februar nicht gerade die Regel, doch werden in diesem Jahr bestehende Rekorde wohl nicht gebrochen. Für Anfang Februar wurden 2004 in Bordeaux-Mérignac 20,7 Grad registriert, in Biarritz waren es, ebenfalls 2004, 23,5 Grad und in Pau 24,2 Grad.

(V. A.: Météo : douceur exceptionnelle dans le Sud-Ouest ce week-end, jusqu’à 24 degrés, in: SUDOUEST, 29. 01. 2020, 16.48h, Internet-Ausg.)

 

 

 

Korruptionswahrnehmungsindex (CPI): Frankreich macht Plätze gut

Der Korruptionswahrnehmungsindex (englisch Corruption Perception(s) Index (CPI) wird seit 1995 von Transparency International, einer Nichtstaatlichen Organisation, die sich dem Kampf gegen Korruption widmet, weltweit erhoben. Der Index gibt  die Wahrnehmung von Korruption an und stellt eine Rangfolge der Länder her nach dem Grad, in dem dort Korruption bei Amtsträgern und Politikern wahrgenommen wird.

Der Korruptionswahrnehmungsindex wird gebildet aus den Ergebnissen von verschiedenen Umfragen und Untersuchungen, an deren Ermittlung mehr als zehn unabhängige Institutionen beteiligt sind. Es werden Geschäftsleute sowie Länderanalysten befragt und Umfragen mit Experten im In- und Ausland einbezogen. Der Index geht von 0 bis 100, wobei der Höchstwert 100 das beste erreichbare Ergebnis darstellt, das allerdings in der realen Welt kaum erreichbar sein dürfte.

Den ersten Platz in der jüngsten Rangliste nimmt Dänemark mit 88 Punkten ein, gefolgt von Neuseeland mit 87 Punkten und vier Ländern (Schweden, Schweiz, Finnland, Singapur) mit 85 Punkten. Es folgen Norwegen (84 Punkte), die Niederlande (82), Kanada und Luxemburg (jeweils 81 Punkte) vor Deutschland und England gleichauf mit 80 Punkten auf dem 11. Platz. Frankreich verbessert sich mit 72 Punkten gegenüber dem Vorjahr um zwei Plätze und rangiert auf Platz 21 vor den Vereinigten Staaten mit 71 Punkten, die im Vorjahr noch Platz 16 belegt hatten.

(https://www.laenderdaten.de/indizes/cpi.aspx)

 

 

 

Winter ade?

Jedermann weiß, dass Prognosen ihre Tücken haben, doch reizt es offenbar, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Das hat wohl auch die Meteorologen von Météo France dazu gebracht, Aussagen über das Wetter der nächsten Monate zu machen. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass der Winter eigentlich vorbei ist und dass die nächsten drei Monate mild, aber auch wohl feucht sein werden. Sie leiten diese Vorhersage aus der aktuellen Luftdruckverteilung über dem Atlantik ab, was zu dem Schluss führt, dass keine Kälteeinbrüche größerer Art mehr zu erwarten sind. Alles in allem könnte der Winter 2019/2020 in die Annalen eingehen als der mildeste Winter seit 1981. Wenn der erwartete Trend bei den Temperaturen eintritt, könnte der Februar mit Werten um 1,6° über den langjährigen Durchschnittswerten den zweiten Platz nach dem Winter 2015/16 einnehmen. Für die nächste Zukunft erscheinen Tagestemperaturen um 18° möglich ab Anfang Februar. Die Meteorologen raten dennoch zur Vorsicht und stellen in Aussicht, dass es noch kleinere Kälteeinbrüche geben könnte, die jedoch nicht zu wirklich winterlichen Verhältnissen führen sollten.

(Sudouest.fr: Météo : le froid c’est déjà terminé, la fin de l’hiver sera douce (et humide), in: SUDOUEST, 25. 01. 2020, 18.45h, Internet-Ausg.

 

 

Baustelle U-Boot-Bunker

Im U-Boot-Bunker am Bassin à flots in Bordeaux wird mit Hochdruck gearbeitet,  denn am 17. April dieses Jahres soll dort das weltweit größte Zentrum für digitale Kunst eröffnet werden. Tatsächlich haben die Handwerker aber nur bis zum 13. März Zeit, denn dann soll die Sicherheitsabnahme erfolgen, ohne die es keine Betriebserlaubnis gibt. Derzeit werden 15 m hohe Tore eingebaut, die die einstigen U-Bootboxen nach außen verschließen sollen, damit einerseits die Wärme aus dem Gebäude sich nicht verflüchtigt, andererseits verhindert wird, dass die Umgebung akustisch behelligt wird. Der Innenausbau der vier in der Umgestaltung begriffenen einstigen U-Boot-Liegeplätze ist bestrebt, die Innenräume so zu gestalten, dass für die Projektionen unterschiedliche Möglichkeiten geschaffen werden. Auf der technischen Seite ist die Einrichtung der Projektionsanlagen eine Herausforderung, die durch die große Fläche der Boxen und die feuchte Umgebung, die den einzubauenden Apparaturen nicht förderlich ist, gebildet wird. Die Arbeiten stehen zudem unter einem nicht unbeträchtlichen Zeitdruck. Die Veranstalter gehen aber davon aus, dass alles rechtzeitig fertig wird, und in kaum zwei Monaten das Publikum beurteilen kann, ob die Konzeption der Veranstalter aufgeht.

(Chr. Loubes: La base sous-marine s’offre un nouveau visage: in: SUDOUEST, 23. 01. 2020)

 

 

Kreuzfahrtschiffe in der Gironde

Seit einigen Jahren nimmt die Zahl der Kreuzfahrtschiffe auf der Dordogne, der Garonne und der Gironde beständig zu, wobei ein besonders intensiver Zuwachs bei den Flusskreuzfahrtschiffen zu beobachten ist. Mittlerweile erstreckt sich deren Aktionsradius auf der Dordogne bis Libourne und auf der Garonne bis Cadillac. Die Gemeinden, die von diesen Schiffen angelaufen werden, haben schell erkannt, dass die Touristen, die auf diesem Wege zu ihnen kommen, recht ausgabefreudig sind. Vor allem wohl deswegen wurde in kurzer Zeit eine Reihe von Anlegestellen eingerichtet, so dass nunmehr in elf Städten des Departements Gironde  13 Anlegestellen zur Verfügung stehen. Die Veranstalter von Kreuzfahrten sind damit noch nicht zufrieden und fordern dazu auf, deren Zahl  weiter zu erhöhen. Die dazu erforderlichen Entscheidungen werden erst nach den kommenden Gemeinderatswahlen gefällt, wobei aber ziemlich sicher sein dürfte, dass die meisten der in Frage kommenden Orte sich dieser neuen Variante des Tourismus bereitwillig öffnen werden.  

(G. Richard: Le fleuve s’équipe pour la croisière, in: SUDOUEST, 22. 01. 2020)

 

 

 

Tempo 90 ?

Nachdem von dem zuständigen Ministerium die Regelungen für die Festsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf zweispurigen Straßen ohne feste Mittelplanke neu formuliert worden sind, wird in vielen Departements Frankreichs darüber nachgedacht, zu Tempo 90 zurückzukehren. Allerdings sind dabei spontane Entscheidungen nicht zu beobachten, denn die von der Regierung festgelegten Bedingungen für eine Erhöhung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit wirken durchaus bremsend. Die stärkste Bremse geht dabei von der ministeriellen Vorgabe aus, dass auf den wieder für Tempo 90 freigegebene Strecken durch die Anhebung der Höchstgeschwindigkeit kein Unfallrisiko entstehen darf. Sollte dennoch ein Unfall, der mit der heraufgesetzten Höchstgeschwindigkeit verbunden ist, geschehen, dann, so fürchten die Entscheidungsträger in den Departements, könnten sie dafür verantwortlich gemacht werden und müssten gegebenenfalls Schadenersatz leisten. Im Department Gironde wird es aus diesem Grund keine schnelle Änderungen in der zulässigen Höchstgeschwindigkeit geben.

(B. Lasserre: Le retour aux 90 : une petite tache d’huile, in: SUDOUEST, 22. 01. 2020)

 

 

Wolf in der Charente

Seit mehr als einem Jahrhundert gab es keine Wölfe mehr in der Nouvelle-Aquitaine und speziell im  Departement Charente, bevor kürzlich ein einzelner männlicher Wolf in der Nähe von Angoulême auftauchte, fotografiert und eindeutig als Wolf identifiziert wurde. Dasselbe Tier ist nunmehr wieder aufgetaucht und anhand von Fotos als dasselbe erkannt worden, das die erste Wolfsmeldung ausgelöst hatte. Nachdem man nun weiß, dass dieser Wolf sich seit einigen Wochen in einem Gebiet um die Gemeinde Gurat südlich von Angoulême aufhält, stellt sich die Frage, ob er dort bleiben wird oder nicht. Erst wenn er eine Partnerin gefunden haben sollte, kann angenommen werden, dass er ein festes Revier besetzten wird. Bis dahin ist es jederzeit möglich, dass er auf der Suche nach einer Wölfin weiterzieht und dabei möglicherweise große Strecken in kurzer Zeit zurücklegt.

(B. Ruiz: La présence du loup a été confirmée en Charente, in: SUDOUEST, 22. 01. 2020)

 

 

Schutz der Civelles

Die Civelles, mancherorts sagt man eher Pibales, sind die jungen Aallarven, die in Frankreich angesichts der zurückgehenden Bestände nur noch in kontrolliert kleinen Mengen gefangen und auf den Markt gebracht werden dürfen, wo sie pro Kilo für um die 300 Euro angeboten und gekauft werden. Auf dem parallelen, allerdings nicht legalen, schwarzen Markt werden pro Kilo bis zu 5000 Euro gezahlt, wobei die Abnehmer hauptsächlich in China zu finden sind. Da angesichts der enormen Gewinnmöglichkeiten Civelles auch ohne Genehmigung gefangen werden, führt die  Direction interrégionale de la mer Sud-Atlantique (Dirm) in drei Departements (Charente maritime, Gironde, und Pyrenées atlantiques von 13 Kontrollpunkten aus mit 40 Beamten regelmäßige, vor allem nächtliche Kontrollfahrten durch, die mit einem ausgeklügelten Überprüfungssystem denjenigen, die außerhalb der Legalität Gewinne auf Kosten der Civelles machen wollen, das Leben schwer macht und wesentlichen Anteil daran hat, dass die Maßnahmen zum Schutz der Civelles Wirksamkeit zeigen.

(J. Lestage: Gironde : une nuit avec les agents contre les braconniers de civelles, in: SUDOUEST, 17. 01. 2020, Abend-Ausg.)

 

Leuchtturm von Cordouan

Der Leuchtturm von Cordouan ist immer noch nicht in das Register des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen, aber man hat Hoffnung, dass das in unmittelbarer Zukunft geschieht. Während man mit positiven Erwartungen der kommenden Dinge harrt,  wird der Leuchtturm einer umfänglichen Renovierung unterzogen. Seit 2015 arbeiten an fünf Wochentagen Steinmetze, Maurer und Zimmerleute daran, dem „roi des phares“ seinen etwas verloren gegangenen Glanz zurückzugeben. Seit Oktober konzentrieren sich die Restaurierungsarbeiten auf die Kapelle, die weltweit einmalig, nur in diesem Leuchtturm anzutreffen ist. Ein großer Teil der auszuführenden Arbeiten besteht darin, unter der aggressiven Seeluft schadhaft gewordene Steine gegen neue auszutauschen, wobei man jedoch so behutsam wie möglich verfährt, um dem Bauwerk seine gewachsene historische Dimension zu erhalten.

(R. Chérel: Cordouan, le roi des phares, se fait toujours beau pour l’Unesco, in: SUDOUEST, 17. 01. 2019, Abend-Ausg.)

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Vendays-Montalivet: ein zufriedener Bürgermeister

In seiner Neujahrsrede, die Bürgermeister Pierre Bournel, umrahmt vom gesamten Gemeinderat, am 12. Januar in der Salle culturelle gehalten hat, zeigte sich der oberste Repräsentant der Gemeinde Vendays-Montalivet im ganzen optimistisch. Er verwies zwar darauf, dass die Gemeinde mit 10 Millionen Schulden aus früheren Zeiten belastet sei, deren Abtragung sich bis 2053 hinziehen werde, doch habe man in den letzten Jahren keine neuen Kredite aufgenommen und den Betrag, der für den Schuldendienst aufzuwenden sei, pro Jahr um rund 200.000 Euro reduziert. Man habe erfolgreich neue Einnahmequellen erschlossen, so dass im letzten Jahr 2,2 Millionen Euro zusätzlicher Einnahmen in der Gemeindekasse angekommen seien. Das konsequente Bestreben der Gemeinde, Geld nur dann auszugeben, wenn es zuvor erwirtschaftet worden sei, habe es erlaubt, viele Investitionen der Gemeinde in den letzten Jahren zu ermöglichen, ohne die bestehende Verschuldung zu erhöhen. Vergeblich warteten die Anwesenden allerdings auf eine Aussage des Bürgermeisters über dessen Engagement bei der kommenden Kommunalwahl im März dieses Jahres.

(Chr. Grivalliers: Une cérémonie en forme de bilan, in: SUDOUEST, 18. 01. 2020)

 

Waschbären

Es gibt nicht wenige Menschen, die finden Waschbären irgendwie putzig, weil sie mit ihrer an eine Maske erinnernden Gesichtszeichnung auffallen. Tatsächlich sind diese Tiere Räuber, die zwar klein sind, aber so ziemlich alles auf ihrem Speiseplan stehen haben, was sich nicht schnell genug vor ihnen in Sicherheit bringen kann. Über viele Jahre waren Waschbären in Frankreich nur in kleinen Populationen anzutreffen, während die Bestände in Deutschland schon nach Hunderttausenden zählten. Inzwischen ist der überaus fortpflanzungseifrige Räuber auch bei unseren westlichen Nachbarn an vielen Stellen zu einer Bedrohung für kleine Tiere geworden, weshalb planmäßig Jagd auf sie gemacht wird. Sonderlich erfolgreich sind die Versuche, die Bestände einzudämmen nicht, denn ihre enorme Nachkommenschaft ist kaum zu reduzieren. Dazu kommt, dass die Tiere ungewöhnlich pfiffig sind. Sie schaffen es nicht selten, wenn sie in eine Falle geraten sind, die darin ausgelegten Köder zu vertilgen und anschließend die Tür anzuheben, um das Weite suchen zu können. Inzwischen gehören Waschbären in vier Gegenden Frankreichs zu den Räubern, denen mit Nachdruck, aber nur mäßigem Erfolg nachgestellt wird. Zu den Gebieten mit einer größeren Bestandsdichte gehört auch der Südwesten Frankreichs, wobei das Departement Gironde eine bereits besonders große Waschbärenbevölkerung hat, die sich bis an den Stadtrand von Bordeaux ausgedehnt hat.

(S. Cottin: En Gironde, petit à petit, les ratons laveurs font leur nid, in: SUDOUEST, 17. 01. 2020, Abendausg)

 

Unruhe unter den Weinbaubetrieben

In den ersten elf Monaten des letzten Jahres sind die Verkäufe von nichtperlendem Wein in den Supermärkten Frankreichs um 5,3% im Volumen und 3,9% im Wert zurückgegangen. Die im Weinbau Engagierten beklagen, dass es viele Unsicherheiten gebe, die nicht erwarten lassen, dass die zukünftige Entwicklung positiv verlaufen werde. Als hauptsächliche Belastungsfaktoren gelten die Steuer von 25%, die die USA auf Wein aus Frankreich erheben, die Unwägbarkeiten des Brexit und der Rückgang des Weinabsatzes in Frankreich selbst. In den französischen Supermärkten sind die Verkäufe von Rotwein um 7,6% im Volumen und 6,3% im Wert gesunken. Die Weißweine haben sich vergleichsweise gut gehalten mit einer Abnahme des Absatzes um 0,2% im Volumen bei einer Steigung des Wertes um 1,9%. Rückläufig sind hingegen die Zahlen beim Rosé mit einer Verringerung im Volumen um 4,8% und beim Wert um 3,8%. Beim Export gibt es eine leichte Zunahme gegenüber dem Vorjahr, wobei die Zahlen allerdings unter den Durchschnittswerten der letzten fünf Jahre liegen. Die Exporte in die USA, die bei den französischen Weinausfuhren den ersten Platz einnehmen, sind im November, dem ersten Monat, in dem sich die Steuer von 25% voll auswirkte, um 15% im Volumen und um 21% im Wert zurückgegangen  

(La viticulture française inquiète, in: SUDOUEST, 17. 01. 2020)

 

 

 

Pont de pierre in Bordeaux

Der 1821 dem Verkehr übergebene Pont de pierre war für lange Jahrzehnte die einzige Straßenbrücke, die in Bordeaux über die Garonne führte. Sie hat im Laufe ihres Lebens schon einige Renovierungen und Reparaturen hinter sich gebracht. Die nächste steht in etwa zwei Jahren an. Der erste Schritt dafür wird eine Ausschreibung sein, die die Stadt Bordeaux in den nächsten Wochen auf den Weg bringen wird, um ein auf derartige Arbeiten spezialisiertes Planungsbüro zu gewinnen, das federführend die anstehenden Arbeiten leiten soll. Als eine der ersten dabei zu treffenden Entscheidungen wird die Frage zu klären sein, ob während der Renovierungsarbeiten die Brücke vollständig für den Verkehr gesperrt wird oder ob die Straßenbahn als einziger Benutzer weiter verkehren kann. Der Schwerpunkt der Arbeiten an der Brücke wird darin liegen, das allmähliche Einsinken der Pfeiler in  den Untergrund zu kompensieren und wenn möglich zu stoppen. Zu diesem Zwecke war 2017 bereits eine umfangreiche Sanierung begonnen worden, bei der 26.000 t Gestein zur Stabilisierung der Pfeiler 1 bis 6 eingebaut worden waren. In der nun geplanten zweiten Phase sollen die Pfeiler 7 bis 16 stabilisiert werden. Dafür werden Dutzende von Betonpfeilern in den Untergrund eingebaut werden, die tief in den Untergrund reichen. Nach dem gegenwärtigen Stand der Planungen werden die Arbeiten am Pont de pierre  2023 beginnen und 2025 abgeschlossen.

(D. Lherm: Pont de pierre : une très longue fermeture se profile, in: SUDOUEST, 15. 01. 2020)

 

Umgehung von Le Taillan

Am 13. Januar 2020 vermerkte die Bürgermeisterin von Le Taillan bei ihrer Neujahrsrede mit Zufriedenheit, dass zu den wichtigsten Ereignissen in ihrer Gemeinde im vergangenen Jahr die Wiederaufnahme der Bauarbeiten für die Umgehungsstraße gehöre. Diese Straße wird nicht nur auf das Leben der Einwohner von Le Taillan einen nachhaltig positiven Einfluss haben, weil große Massen von Lastwagen und Pkw, die sich bislang mitten durch den Ort quälen, außen um Le Taillan herumgeführt werden. Auch für Anreisende aus dem Médoc wird sich der Weg von und nach Bordeaux zeitlich merklich verkürzen, allerdings nur, wenn die Umgehungsstraße tatsächlich fertiggestellt wird.

Im Augenblick ist da ein kräftiges Fragezeichen zu setzen, denn fast zeitgleich mit der oben angesprochenen Rede der Bürgermeisterin wurden von Natur’Jalles und France nature environnement zwei neue Einsprüche gegen die Baumaßnahmen eingelegt. Die Begründung für die neueste Aktion gegen den Bau der Umgehungsstraße ähnelt mit der Behauptung, dass durch die Straße eine Biodiversität von überregionaler Bedeutung zerstört würde, denen, die bei früheren Einsprüchen vorgetragen wurden. Einerlei, wie das zuständige Gericht entscheiden wird, wird es dafür Zeit benötigen und bis dahn vermutlich die Bauarbeiten mal wieder stoppen. 

(Jean-Michel Le Blanc: Le Taillan-Médoc (33) : un nouveau recours contre les travaux de la déviation, in: SUDOUEST, 14. 01. 2020, 14.20h, Internet-Ausg.)

 

 

420er Jolle

Die heute weit verbreitete und beliebte 2-Mann Jolle mit der von der Länge abgeleiteten Klassenbezeichnung 420 ist im Vergleich zu anderen Bootsklassen relativ jung. Der erste Prototyp wurde 1959 gesegelt, und die Fertigung in größerem Stil begann 1960. Der Entstehungsort dieses Bootstyps ist dabei eindeutig zu lokalisieren, denn er lag in Bordeaux auf dem rechten Garonneufer bei den Chantiers Lanaverre. Dort wurde aufbauend auf  schon seit 1955 laufenden Vorarbeiten und Versuchen ein 110 kg schweres Boot aus Kunstharz und Glasfiber entwickelt, das innerhalb kurzer Zeit zu einem regelrechten Verkaufsschlager wurde. Die Chantiers Lanaverre stellten in der Mitte der 1960er Jahre täglich bis zu 16 Boote dieses Typs her. Insgesamt wurden 32.000 Exemplare ausgeliefert, doch bekam die schnelle Ausweitung der Produktion der Werft nicht so gut wie man hätte erwarten können.  Als in der Ölkrise der frühen 70er Jahre des 20. Jahrhunderts die Preise der für den Bootsbau benötigten Materialien sich sprunghaft verteuerten, brach damit eine für die Produktion und den Absatz der 420er Jollen wirtschaftlich schwierige Zeit an, die schließlich dazu führte, dass der Betrieb 1976 aufgekauft wurde. Schon zwei Jahre später wurde die Produktion in Bordeaux eingestellt. Seither kommen die immer noch beliebten 420er Jollen nicht mehr aus Bordeaux.    

(G. Richard: Le 420 est né à Bordeaux en bord de Garonne, in SUDOUEST, 14. 01. 2020)

 

 

Abschiedsrede

Serge Laporte, Bürgermeister von Grayan-et-L’Hôpital seit 2001, als er dem legendären Langzeit-Maire Guy Lartigue im Amt nachfolgte, hat seine letzte Neujahrsrede gehalten. Er tritt bei den nächsten Kommunalwahlen im März 2020 nicht wieder an, sondern beendet seine 1980 mit der Wahl in den Gemeinderat begonnene lokalpolitische Laufbahn. Er blickte mit Zufriedenheit auf die 40 Jahre zurück, in denen er sich für seine Mitbürger eingesetzt hat. Er hob dabei hervor, dass sich seit 1980 die Einwohnerzahl von Grayan-et-L’Hôptal auf nunmehr 1390 verdoppelt habe und dass es über die Jahrzehnte gelungen sei, die Gemeindesteuern auf dem niedrigsten Niveau im Médoc zu halten. Er verwies dabei darauf hin, dass Grayan seine eigenen Einnahmequellen habe, deren geschickte Nutzung es erlaubt habe, stets vorsichtigen Gebrauch von der Steuerschraube zu machen. Serge Laporte wünschte seinen Nachfolgern im Amt Geschick und Ausdauer, um diesen Weg in der Zukunft fortzusetzen

(M. Caporal: Émotion aux derniers vœux de Serge Laporte, in: SUDOUEST, 13. 01. 2020)

 

Soulac: Le Signal  und noch kein Ende

Das seit dem letzten Jahr entkernte und nur noch als Betonskelett existierende ehemalige Appartementhaus Le Signal in Soulac steht immer noch, wenig ansehnlich und zunehmend zum unrühmlichen Denkmal für bürokratische Langsamkeit degradiert, auf der Düne am Strand von Soulac. Eigentlich sollte alles klar sein und der vorgesehene Abbruch eingeleitet oder doch zumindest exakt geplant sein, doch in der Realität ist noch nichts wirklich geklärt und terminiert. Solange die Besitzer der 78 Appartements nicht notariell ihre Eigentumsrechte auf den Gemeindeverband des nördlichen Médoc übertragen haben, der als letzter Besitzer des Appartementhauses dessen Abbruch in Auftrag geben soll, stockt die Angelegenheit, zum wiederholten Male, wie man weiß. Dabei ist das Geld, mit dem Besitzer der Wohnungen entschädigt werden sollen, in einem Zusatzhaushalt von der Nationalversammlung bewilligt worden, aber niemand weiß wohl so recht, wo die rund 7 Millionen derzeit liegen. Pessimisten befürchten, dass das Geld verfallen könnte, weil es in dem Haushaltsjahr, in dem es bewilligt worden ist, nicht ausgegeben wurde. Offenbar sollen wohl noch weitere Kapitel zum Thema Le Signal hinzukommen. Man wird sehen.

(J.-D. Renard: Soulac (33): Le Signal passe le cap 2020 et… ses copropriétaires attendent toujours, in: SUDOUEST, 11. 01. 2020, 13.50h, Internet-Ausg.)

 

 

142 Flaschen für 100.000 Euro

Das Auktionshaus Sotheby’s in London versteigerte kürzlich eine Partie von 142 Flaschen Médocwein aus dem im Anbaugebiet Saint-Julien gelegenen Château Talbot, das 1855 als Cru classé eingestuft wurde. Das zur Versteigerung anstehende Los enthielt Flaschen aus den Jahrgängen von 1926 bis 2010, mit denen daran erinnert werden sollte, dass die gegenwärtige Besitzerfamilie das Château vor 100 Jahren erworben hatte. Die Auktion verlief mehr als lebhaft, denn der Preis, zu dem die 142 Flaschen in der Eröffnung angeboten wurden, wurde schließlich auf das Dreifache gesteigert, so dass der Erwerber schließlich bei 97.681 Euro den Zuschlag erhielt, was einem stolzen Durchschnittspreis pro Fasche von rund 690 Euro entspricht.

(Enchères : près de 100 000 euros pour le château Talbot, in SUDOUEST, 07. 01. 2019)

 

Probleme mit den Merlot-Trauben

Der Merlot ist im Bordelais die am häufigsten angebaute Rebsorte. Über lange Zeiten war das  offenbar gut, denn die Merlottrauben haben einige Vorteile, die andere Arten nicht haben. Dazu zählt vor allem die Eigenheit, dass diese Trauben auch nach kühlen und verregneten Sommern reif werden. Gerade diese Eigenschaft wirkt sich aber seit ein paar Jahren negativ aus, wenn die Durchschnittstemperaturen über längere Zeit über dem langjährigen Mittel liegen. Dann steigt der Alkoholgehat deutlich und unerwünscht an und führt zu Problemen. Der Anstieg der Alkoholwerte ereignet sich in der Regel Ande August und Anfang September, in einer Zeit, in der die Reifung der Trauben noch nicht abgeschlossen ist, weshalb eine früher angesetzte Weinlese als Problemlösung nicht in Betracht kommt, wenn ein qualitativ hochstehender Wein angestrebt wird. Der derzeit einzige Ausweg ist die Mischung der Merlottrauben mit Cabernet sauvignon oder Cabernet franc. Auf mittlere Sicht werden die Flächen, die mit Merlottrauben bepflanzt sind, abnehmen und andere Rebsorten wie Petit verdot und Malbec an deren Stelle treten, die bislang weniger beliebt waren, weil sie nicht in allen Jahren voll ausreiften. Daneben werden Experimente durchgeführt mit Rebsorten aus Portugal, die mit höheren Temperaturen reifen ohne die unerwünschte Steigerung des Alkoholgehaltes. Der wohl ununmgängliche Wandel von den Merlottrauben zu anderen Reben wird nicht über Nahe geschehen, aber in einem Zeitrum von wenigen Jahrzehnten doch zu einem starken Rückgang der Merlotbestände im Bordelais führen.

(C. Compadre: Le merlot, maillon faible du vignoble régional ? in: SUDOUEST, 10. 01. 2020)

 

Notre-Dame de Paris ist noch nicht gerettet

General Jean-Louis Georgelin, der den Auftrag hat, die Restaurierung der im April 2019 durch einen verheerenden Brand schwer geschädigten Kathedrale zu leiten, warnte vor allzu optimistischen Einschätzungen des Zustandes des Gebäudes. Derzeit sei immer noch nicht sicher, ob die Statik der Baulichkeiten Anlass zu Sorgen gebe, wobei vor allem die Festigkeit der Gewölbe analysiert werden müsse. Erst wenn die architektonischen Überprüfungen zu belastbaren Ergebnissen geführt hätten, könne man die danach notwendigen Restaurierungsarbeiten ausschreiben. Dabei bestehe zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Einigkeit über die konstruktive Gestaltung des Dachstuhls und des Dachreiters. So wie es aussieht, wird mit den Wiederaufbauarbeiten frühestens im Jahr 2021 begonnen werden können, was begründete Zweifel daran aufkommen lässt, ob die von Präsident Macron gewünschte Wiederherstellung der Kathedrale zu den Olympischen Spielen 2024 möglich ist.

(Sudouest.fr avec AFP: Notre-Dame de Paris « n’est pas sauvée », aucun choix n’est arrêté pour la charpente et la flèche, in: SUDOUEST, 05. 01. 2020, 11.54h, Internet-Ausg.)

 

 

Publikumsmagnet Blaye

Die auf Vauban zurückgehende Zitadelle Blaye, die einst den Kern des Festungsriegels darstellte, der die Gironde kontrollierte, um vor allem Bordeaux gegen feindliche Einfälle zu schützen, verzeichnet Jahr für Jahr steigende Besucherzahlen. 2019 waren es rund 460.000 nach 446.000 im Vorjahr. Ein Teil des angewachsenen Besucherstroms ist den Kreuzfahrtschiffen zu verdanken, die mittlerweile in recht großer Zahl die Gironde hinauffahren. Ein anderer Teil der zunehmenden Beliebtheit der Zitadelle bei Touristen geht zurück auf die Anstrengungen, die man unternommen hat, um jüngeren Besuchern den Besuch der Örtlichkeiten schmackhaft zu machen. Dazu gehört vor allem das Spiel « Sur les pistes de Robin», das für mehrere Altersstufen konzipiert wurde und auf kurzweilige Weise duch die Zitadelle und ihre befestigungstechnischen Geheimnisse führt. Zusätzliche Attraktivität erhält Blaye durch mehrere Veranstaltungen, die im Laufe des Jahres weitere Besucher anziehen. Das erste davon ereignet sich mit dem Printemps des vins de Blaye am 18. und 19. April 2020.

(Pierre Lascourrèges: A Blaye, la citadelle bat tous les records, in: SUDOUEST, 07. 01. 2020)

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Problemfisch Wels?

Früher war bestimmt nicht alles besser, aber in bezug auf die Welse müsste man den Spruch vielleicht modifizieren, denn bis 1980 traten diese Fische in den Gewässern des Südwesten Frankreichs nicht auf. Wie sie, die eigentlich aus dem sudosteuropäischen Raum stammen, in die Garonne und Dordogne gelangt sind, weiß man nicht genau, aber sie sind da, und das in zum Teil beeindruckender Größe. Angler haben mehrfach von Exemplaren von über zwei Metern Länge mit Gewichten von über 100 kg berichtet, die sie nach dem Fang meist wieder ins Wasser bugsiert haben. Fische dieser Größe haben in den Flusssystemen von Garonne und Dordogne keine natürlichen Feinde. Da sie alles fressen, was sich nicht vor ihnen in Sicherheit bringen kann, bedrohen sie die Fischbestände in den Gewässern, in denen sie sich angesiedelt haben. Davon sind besonders Neunaugen und Alsen betroffen, deren Bestände dramatisch nachgelassen haben. Zwei Studien, die kürzlich abgeschlossen wurden, belegen, dass die Welse erheblichen Anteil am Rückgang der Neunaugen- und Alsenbestände haben. Die Flussfischer hätten es am liebsten, wenn die Welse wieder verschwinden würden, was aber wohl illusorisch ist. Hinsichtlich der Frage, wie man mit den Welsen verfahren soll, sind die Ansichten aber noch nicht zu einheitlichen Ergebnissen gekommen. Unklar ist dabei unter anderem, ob man die großen Exemplare wegfangen soll oder nicht. Die Experten raten dazu, es nicht zu tun, da die Welse zum Kannibalismus neigen und jüngere Exemplare der eigenen Art genauso wegfressen wie anderes Getier und auf diese Weise den Bestand ihrer eigenen Art dezimieren. Bevor es hier zu abschließenden Positionen kommt, sind sicher noch einige Untersuchungen erforderlich.

(D. Bozec: Le silure pris dans les filets, in: SUDOUEST, 06. 01. 2020)

 

 

 

Rekordteilnehmerzahl

Für die am zweiten Januarwochenende stattfindenden Wettbewerbe der Gurp TT haben sich über 1000 Teilnehmer angemeldet. Das Hauptrennen zählt zur französischen Meisterschaft der Sandbahnrennen für Motorräder. Die Vorbereitungen des ausrichtenden Moto Club des Esteys sind weitgehend abgeschlossen. In die Meldelisten haben sich 1016 Teilnehmer eingetragen, davon 600 für das Motorradrennen. 2019 waren es 519. Hinsichtlich der Zuschauerzahlen rechnet man mit mehr als 15.000 Schaulustigen. Die Veranstalter haben eine Reihe von Auflagen zum Schutz der Umwelt erfüllen müssen, um die Genehmigung zur Duchführung der Rennen zu erhalten. Man betont dabei, dass in diesem Jahr die Zusammenarbeit mit der Präfektur, die die Genehmigung erteilt, konstruktiver war als für die Wettbewerbe 2019, wo man angesichts der Auflagen daran gedacht hatte, Gurp TT ausfallen zu lassen.

(J. Lestage: Plus de 1 000 pilotes inscrits à la Gurp TT, in: SUDOUEST, 06. 01. 2020)

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Kunst im U-Bootbunker

Der aus dem zweiten Weltkrieg stammende U-Bootbunker in Bordeaux war in den letzten Jahren während der meisten Zeit geschlossen und wurde nur für kürzere Ausstellungen vorübergehend geöffnet. Das wird sich vom 18. April 2020 an ändern, denn dann wird in vier der Boxen des Bunkers die zum Energieversorger Engie gehörende Gesellschaft Culturespace eine Dauerausstellung eröffnen, bei der Kunstwerke in digitalisierter Form auf die Wandflächen projiziert werden. Dabei werden auf einer Fläche von 14.500 m² 85 Videoprojektoren zunächst Werke von Gustav Klimt und Paul Klee vorgestellt. Zur Zeit läuft das Verfahren zur Sicherheitsüberprüfung der Veranstaltung, das bis zum März abgeschlossen werden soll.

(L’ouverture des Bassins de lumière à la Base sous-marine, in: SUDOUEST, 04. 01. 2020)

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Mehr Geburten

In der Klinik Lesparre ist man mit den Ergebnissen des zurückliegenden Jahres mehr als zufrieden, und das besonders in der Geburtsabteilung, in der 2019 280 Kinder zur Welt kamen. Gegenüber dem Vorjahr war das eine Steigerung um 28 Geburten. Der Trend geht schon seit längerem nach oben, wobei naturgemäß Tage mit großen Aktivitäten und solche, an denn es ruhiger zugeht, abwechseln. Besonders aktiv war das Team der Klinik an den Weihnachtstagen, als es vier neue Erdenbürger gab. Dafür ist jetzt erstmal etwas Ruhe eingekehrt, denn die nächste Geburt wird erst für den 6. Januar 2020 erwartet. Das Team der Geburtshilfeabteilung der Klinik in Lesparre besteht aus 2 Gynäkologen, acht Hebammen und acht Krankenschwestern. Zur Zeit bemüht man sich um die Verpflichtung eines Kinderarztes, um die bereits bestehenden Kapazitäten zur Vorsorge bei Kleinkindern weiter auszubauen.

(J. Lestage: 2019 : 28 bébés de plus à la clinique de Lesparre, in: SUDOUEST, 04. 01. 2020

 

Neujahrswünsche in Frankreich

Ein Ausländer, der ordentlich französisch spricht, kommt gleich gut in Strassburg, in Marseille, Biarritz und Brest zurecht, woraus viele den Schluss ziehen, dass das, was man als Standardfranzösisch betrachtet, im gesamten französischen Staatsgebiet auch die unangefochtene Norm sei. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig, denn es gibt eine Menge regionaler Spracheigenheiten, die sich immer noch aufspüren lassen. Das geht z. B. gut bei den Neujahrswünschen, die oft nur in ihrer Region verstanden werden.

So wünscht man sich etwa im Elsass ein gutes neues Jahr mit  A Güata Rutsch oder a glicklig nèi Johr , je nachdem ob man zur vorfranzösischen alemannischen oder moselfränkischen Regionalsprache tendiert. Wer davon keine Ahnung hat, wünscht im Elsass eher une bonne glisse. In Marseille lässt man hören Bon bout d’an! und hängt vielleicht nach an et à l’an que ven. Im gascognisch geprägten Südwesten sagt man Bona Annada.

Im Baskenland heißt es Urte Berri On, während man in Korsika La paix et la Santé wünscht. In der Bretagne ruft  man sich zu Bloavezh mat, in der Picardie Boène Énée.

Damit ist die Liste der regionalen Eigenheiten noch nicht geschlossen, aber wir beenden sie hier. Wer jetzt meint, er müsse sich schnellstens in die Besonderheiten seiner Region einfuchsen, dem kann geraten werden zu warten, denn die regionalen Sprachen bzw. Dialekte sind frankreichweit auf dem Rückzug. Sie werden meist nur noch von Bürgern weitergereicht, die mittlerweile nahe dem Rentenalter sind oder jenseits davon, so dass bald tatsächlich das eintreten wird, was die Vertreter der französischen Hochsprache schon seit der Zeit anstreben, in der die Académie Française im Jahre 1635 gegründet wurde, um dem vom König und seiner Umgebung gesprochenen Französisch zum Durchbruch zu verhelfen.

(A. Develey: Comment souhaite-t-on une bonne année dans votre région? in: Le Figaro, 01. 01. 2020, Internet-Ausg.)

 

 

 

Wieder Munitionsfunde in Montalivet

Am Hauptstrand von Montalivet sind am 30. Dezember 2019 von einem Strandwanderer sechs Granaten aus dem zweiten Weltkrieg gefunden worden, die dieser vernünftigerweise nicht berührt hat. Stattdessen informierte er die Polizei, die Minenräumspezialisten anforderte, die mit einem Metalldetektor eine weitere Granate aufspürten. Die immer noch gefährlichen Funde aus deutscher Produktion vom Kaliber 8,8 cm wurden in einer kontrollierten Sprengung am nördlichen Strand von Montalivet unschädlich gemacht.

Nach Stürmen sind derartige Funde an den Stränden des Médoc noch heute nicht gerade selten. Im letzten Jahr wurden im Strandbereich von Montalivet 8 Munitionsfunde registriert, die allesamt problemlos entschärft werden konnten. Da auch zukünftig Munition an den Stränden des Médoc freigespült werden kann, ist daran zu erinnern, dass metallische Objekte im Strandbereich, die nicht eindeutig als ungefährlich zu identifizieren sind, mit Vorsicht behandelt werden müssen. Auch wenn diese Relikte des letzten Krieges schon jahrzehntelang unter dem Sand gelegen haben, ist damit keine Garantie gegeben, dass sie ihre explosive Gefährlichkeit verloren haben. Bei einem derartigen Fund ist die Polizei oder die zuständige Mairie zu informieren, wo dann das Erforderliche veranlasst wird. Alles andere ist Leichtsinn, der schlimme Folgen haben kann.

(Chr. Grivalliers: Médoc : sept obus de la Seconde Guerre mondiale détruits à Montalivet, in: SUDOUEST, 02. 02. 2020, 17.40h, Internet-Ausg.)

 

 

Dauerthema Erosion

An der Dünenkante des Médoc zeigt sich dauernd und unübersehbar, dass die Erosion auf dem Vormarsch ist, mal weniger stark, dann wieder in deutlich sichtbaren Schüben. Für die Gemeinden an der Küste, die ihren wirtschaftlichen Schwerpunkt im Tourismus haben, ist das ein Phänomen, das ihre materielle Existenz direkt betrifft. Sie müssen, ob sie wollen oder nicht, den Kampf aufnehmen, wobei sie jedoch das Fortschreiten der Erosion allenfalls verlangsamen können. Aufhalten oder gar umkehren können sie diesen Prozess nicht. Zudem sind die Voraussagen schon für die nächste Jahrzehnte beunruhigend, denn die Experten gehen davon aus, dass der Meeresspiegel bis 2050 im schlimmsten Fall um drei Meter ansteigen wird, die weniger bedrohlichen  Szenarien gehen von einem Meter aus, was auch noch eine Menge Probleme aufwirft. Dabei verfolgen die Gemeinden des Médoc unterschiedliche Strategien. In Lacanau und L’Amelie z. B. setzt man auf massive Befestigungen der Dünenkante mit schweren Felsbrocken, deren begrenzte Widerstandsfähigkeit man allerdings im Winter 2013/2014  feststellen musste. In Montalivet hat man sich dafür entschieden zu akzeptieren, dass in den Wintermonaten Sand abgeschwemmt wird, der dann maschinell wieder aufgefüllt wird. In Grayan unternimmt die Gemeinde relativ wenig, wobei man allerdings anders als in Lacanau, Montalivet und anderswo keine Bebauung hat, die direkt hinter der Dünenkante beginnt und daher um nahezu jeden Preis verteidigt werden muss. Im übrigen überlässt man es der Firma Euronat in ihrem Strandbereich dafür zu sorgen, dass zu Sommerzeiten für die Saisongäste genügend Sand vorhanden ist. Und das hat, wie man sehen konnte, in den letzten Jahren recht gut funktioniert.

(J. Lestage: Érosion : une lutte sans fin qui génère un coût, in: SUDOUEST, 01. 01. 2020)

 

 

Neujahrsansprache des Staatspräsidenten

Präsident Macron hat in seiner Neujahrsansprache keine Zweifel daran gelassen, dass er die Reform des französischen Rentensystem zu Ende bringen will. Damit hat er eine klare Botschaft an die Gegner der Reform geschickt, die ihrerseits bereits signalisiert hatten, dass ihr Widerstand fortgesetzt würde. Macron hob aber hervor, dass für die Berufe mit besonders anstrengenden Tätigkeiten ein Rentenbeginn zu einem früheren Termin als für die Masse der Beschäftigten vorgesehen sei. Es bleibt abzuwarten, ob sich damit ein Weg zu einem konstruktiven Kompromiss ebnen lässt. Derzeit unterstützen noch 51% der Franzosen den Widerstand gegen das Rentenprojekt der Regierung.

(Sudouest.fr avec AFP: Voeux d’Emmanuel Macron, « la réforme des retraites sera menée à son terme » in: SUDOUST, 31. 12. 2019, 21.03hz, Internet-Ausg.)

 

 

RD 1215 in Lesparre

Der Abschnitt der RD 1215, der in Lesparre von dem Bahnübergang bis zum Rond point nahe an der Klinik reicht, steht kurz vor der Fertigstellung. Kurz vor Weihnachten wurde die Umleitung aufgehoben, so dass der Fahrzeugverkehr wieder in beiden Richtungen ungehindert fließen kann. Es stehen noch abschließende Arbeiten auf den Bürgersteigen aus, die jedoch den Durchgangsverkehr nicht beeinträchtigen. Damit gehört für die rund 13.000 Fahrzeuge, die täglich durch Lesparre fahren, eine zeitraubende und wenig angenehm zu fahrenden Umleitung der Vergangenheit an. Die Arbeiten waren auf 4,5 Millionen Euro ohne Steuern veranschlagt worden, die bis auf eine Zuschuss des Departements in Höhe  von 680.000 Euro von der Gemeinde Lesparre getragen werden

(V. Faugerolle: Bientôt la fin des travaux sur la RD 1215, in: SUDOUEST, 30. 12. 2019)