Bois carre

Die Villa Bois carré bei Saint Ysans

Das Grabungsgelände des sogenannten Bois carré bei Saint Ysans leitet seinen Namen von einem Waldstück her, in dem schon lange vermutet wurde, daß dort archäologische interessante Funde zu erwarten waren. Es dauerte jedoch bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts, bevor dort systematische Forschungen unternommen wurden, die mit Unterbrechungen bis zum Jahr 1984 fortgeführt und dann auf unbestimmte Zeit eingestellt wurden. Der Entschluß, die Forschungen nach 1984 nicht fortzusetzen, hängt zu einem großen Teil wohl auch damit zusammen, daß die Archäologen der Meinung waren, daß sie bei ihren Grabungskampagnen das freigelegt hatten, was die Fundstelle hergab. Erwartungen, daß dort noch große Entdeckungen zu erwarten wären, hatte man offensichtlich nicht.

Grundriss der ausgegrabenen Teile der Villa vom Bois carré

Bei den archäologischen Untersuchungen wurden 11 Räume einer Villa aus der frühen Römerzeit freigelegt, die Teil eines großen Gutes gewesen sind, das, nachdem es aufgegeben worden war, als Steinbruch genutzt worden ist für Bauten in der näheren Umgebung. Die bei den Grabungen freigelegten Mauerreste sind noch bis zu 1,30 m hoch. Sie zeigen Spuren von Verputz und Wandmalereien  sowie von Mosaiken auf den Fußböden, die den Eindruck eines herrschaftlichen wohlhabenden Anwesens vermitteln. Das Mauerwerk ist sorgfältig ausgeführt, wie es guter handwerklicher Tradition entsprach in der  Zeit seiner Entstehung, die in das erste Jahrhundert unserer Zeitrechnung, also in die Frühzeit der römischen Oberhoheit über das heutige Médoc gehört. In zwei der ergrabenen Räume wurde eine Warmluft-Fußbodenheizung gefunden, die zum standardmäßigen Komfort herrschaftlicher römischer Wohnhäuser der Errichtungszeit gehörten. In dem Gebäude wurden Münzen gefunden, die darauf verweisen, das das Gebäude im 2. Jahrhundert nach Chr. aufgegben wurde, wohl nach einem Brand. Warum danach kein Wiederaufbau erfolgte, ist bis heute nicht bekannt. Ebenfalls noch nicht geklärt ist, welche Beziehugen zwischen der Villa des Bois carré und Besitzungen in der Umgebung und auch zur der städtischen Siedlung bei Brion (Saint-Germain d’Esteuil) bestanden haben.

Nach den zuletzt 1984 durchgeführten Grabungen wurden Schutzdächer über den damals freigelegten Mauernresten angebracht, die in den mehr als dreißig Jahren seit ihrer Aufstellung nicht mehr instand gehalten worden sind. Heutzutage (2018) bietet das Grabungsgelände einen vernachlässigen Eindruck, in dem Betrachter ohne archäologische Kenntnisse kaum eine Chance haben das zu erkennen, was dort bei den Grabungen freigelegt worden ist. Es ist nicht bekannt, ob es Pläne gibt, die 1984 eingestellten Grabungen wieder aufzunehmen. Ein Teil der bei diesen Forschungen freigelegten Fundstücke war bis zur (hoffentlich nur vorläufigen) Schließung der archäologischen Abteilung des Museums in Soulac dort ausgestellt.

Die Bilder, die wir von dem Grabungsgelände des Bois carré zeigen, sind im Juli 2018 entstanden. Sie sollen in erster Linie der Bestandsaufnahme dienen und die obigen Ausführungen ergänzen.  

 

Bilder

Die Schautafel, die im Museum von Soulac bis zur Schließung der archäologischen Abteilung auf das Grabungsgelände des Bois carré verwies

Das verwitterte Schild am Eingang in das Grabungsgelände

 

Blick in das Grabungsgelände. Im Hintergrund die verfallende Hütte, in der während der Grabungen, die Fundstücke aufbewahrt wurden, die näher analysiert werden sollten.

Blicke unter  die inzwischen windschiefen Schutzdächer, mit denen die freigelegten Mauerteile geschützt werden sollten.

Das Innere der oben schon einmal gezeigten Schutzhütte

Reste von Wandteilen

Ein Berg von Austernschalen, die die einstigen Besitzer geleert haben

Weitere Wandfragmente mit Putzresten

Wandfragment mit Farbspuren

Fragment eines Dachziegels

Und noch einmal Wandfragmente

Mauerreste, die inzwischen wieder überwuchert sind

Blicke in einen Raum mit Fußbodenheizung

Ein Durchlass für die warme Luft

Weitere Details der Fußbodenzheizung

Und noch einmal ein Mauerstück

Das Waldstück, das sich über dem Grabungsgelände erhebt