Schwebefähre

Der Pont à transbordeur in Bordeaux – eine Schwebefähre, die nie in Betrieb ging

Bordeaux hat viele Besonderheiten aufzuweisen, darunter auch die, dass das Überqueren der Garonne lange Zeit ein umständliches Unterfangen war, allein deswegen, weil es bis 1822 überhaupt keine und dann bis zum Ersten Weltkrieg nur eine einzige Brücke gab, um von einem Ufer des Flusses zum anderen zu gelangen.

1891 beschloss man, eine zweite Brücke zu bauen. Es wurden Studien und Untersuchungen unternommen, aus denen  hervorging, dass es am günstigsten sei, einen Pont à transbordeur,  eine Schwebefähre also, zu bauen. Vorteile sah man in einer kurzen Bauzeit, beherrschbaren Kosten und den vergleichsweise geringen technischen Problemen, da die beiden tragenden Pfeiler der Brücke auf dem Ufer errichtet werden konnten und somit schwierige und teure Fundamentkonstruktionen in der Garonne zu umgehen waren.

Eine Brücke dieser Bauart kann mit gewissen Einschränkungen am besten mit einer Fähre verglichen werden, die in diesem Fall jedoch nicht im Wasser schwimmt, sondern in sicherem Abstand und flutunabhängig  an einer hoch über dem Fluß angebrachten Trägerkonstruktion von einem Ufer zum anderen gezogen wird. Und dies in gleichbleidendem Abstand zum Wasser, was vergleichsweise wenig Energie erforderte, um das übersetzende Gefährt in Bewegung zu bringen.

Die beiden Pfeiler sollten eine Höhe von 95 m erhalten, womit eine Durchfahrthöhe erreicht werden konnte, die auch Großseglern den problemlosen Zugang zum flussaufwärts von der Brücke gelegenen Teil des Hafens ermöglichen sollte. Die Transportkapazität des beweglichen Teils der Brücke war auf 50 Tonnen berechnet, was es bei einer Geschwindigkeit vom 12 km/h erlaubt hätte, die Garonne stündlich bis zu sechsmal in beiden Richtungen zu überqueren. Die den Fluss überbrückenden Laufschienen für den Transportwagen sollten 45 m über den Kais entlanggehen, wobei dieses Gefährt selbst 10 m lang und 13 m breit werden sollte. Die Spannweite der Brücke hätte 410 m betragen. Mit diesen Maßen wäre der Pont à transbordeur von Bordeaux der größte Bau dieser Konstruktionsart weltweit gewesen.

Auf den 1909 gefassten Beschluss zur Errichtung eines Pont à transbordeur erfolgte 1909 die Grundsteinlegung durch den Präsidenten der Republik, Zeichen für die Bedeutsamkeit des Baus. In relativ kurzer Zeit wurden die Pfeiler auf beiden Ufern errichtet.

Die Colonnes rostrales an der Place des Quinconces. Im Hintergrund die beiden Pfeiler des Pont à transbordeur.

 

Ausschnitt aus dem obigen Bild. Die beiden Pfeiler sind rechts und links im Hintergrund nahe den Bildrändern zu finden.

Hier sind die beiden Pfeiler in voller Höhe zu sehen.

Eine  Aufnahme des Pont transbordeur, entstanden wahrscheinlich kurz nach der Fertigstellung der Pfeiler.

 


Eine Aufnahme, die vom rechten Garonneufer aus gemacht wurde und die erkennen läst, dass die beiden Pfeiler durch ein Seil verbunden sind.

Die beiden Pfeiler der nie fertiggstellten Schwebefähre aufgenommen vom rechten Garonneufer aus

 

Bald  blieb der Bau in dieser Stufe stecken. Schuld war der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die danach herrschende Finanzknappheit. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand zum Krieg ließ allerdings auch der Eifer nach, der erforderlich gewesen wäre, um den Bau wieder aufzunehmen. Inzwischen hatte nämlich der Straßenverkehr stark zugenommen, und es wurden mehr und mehr Zweifel laut, ob eine Brücke nach diesem Konstruktionsprinzip nicht eher Staus und Verzögerungen verursachen als diese beheben würde. Es geschah nichts mehr. Die beiden Pfeiler blieben einsam und unvollendet stehen und dienten allenfalls wagemutigen Fotografen als Aufnahmestandort für Panoramabilder von Bordeaux.

Eine Aufnahme, die von dem auf dem linken Ufer der Garonne gelegenen Pfeiler gemacht wurde.

 

Am 18. August 1942 wurden auf Geheiß der deutschen Besatzungsmacht einer der Brückenpfeiler gesprengt, während man dem zweiten mit Schweißbrennern zu Leibe rückte. Die Überreste wurden  in die nächstgelegenen Hochöfen verbracht.

Ganz vorbei ist die Geschichte des Bauwerks auch heute noch nicht, denn auf dem rechten Ufer der Garonne kann man immer noch zwei der vier  kräftigen runden Steinsockel sehen, die einst die Pfeilerbeine trugen.

Zwei der vier Steinsockel, auf denen die Brückenpfeiler einst standen.

 

Großaufnahme des flussaufwärts gelegenen Sockels.

 

Zur Veranschaulichung zwei Bilder von einem pont à transbordeur, der fertiggestellt und in Betrieb genommen wurde:

 

Der pont à transbordeur in Marseille., der von 1905 bis 1944 in Betrieb war. Er war mit einer Gesamtlänge von 165 m nicht einmal halb so lang wie der auf 400 m ausgelegte Bau in Bordeaux.

Ein Ausschnitt aus dem oberen Bild, der die eigentliche Schwebefähre besser sichtbar macht.

 

Für noch mehr Einzelheiten:

http://www.cestenfrance.net/art/Pont_transbordeur_de_Bordeaux

http://fr.wikipedia.org/wiki/Fichier:Pont_Transbordeur-01.jpg

http://www.ostsee.de/ausflug/schwebefaehre.html