Abteikirche Conques

Die Abteikirche Sainte-Foy in Conques

Die Abtei Conques liegt etwa auf halbem Wege zwischen Marseille und Bordeaux im heutigen Département Aveyron. Sie gilt als Meisterwerk der Romanik, wobei besonders der Figurenschmuck des Tympanons über dem Hauptportal als eines der hervorragendsten Beispiele für mittelalterliche Bildhauerkunst gilt. Die Abtei kam im 9. Jahrhundert zu Ansehen und Ehren, seitdem in ihr die Gebeine der Hl. Fides verehrt wurden und der Ort im Zuge der aufkommenden Jakobsverehrung auf einem der Pilgerwege nach Santiago de Compostella lag. Wie die Gebeine der Hl. Fides nach Conques kamen, ist nicht genau zu klären, genausowenig übrigens, ob es tatsächlich die Gebeine der Hl. Fides sind. Möglicherweise wurden sie von einem eifrigen Mönch gestohlen und nach Conques geschafft. Im Mittelalter kamen Reliquiendiebstähle durchaus vor und sie waren anscheinend für das Seelenheil der Diebe nicht gefährlich. Die heutige Abteikirche wurde in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts errichtet. Sie liegt zwar für die meisten Besucher des Médoc nicht wirklich so, dass sie sich als Zwischenziel eignet, aber vielleicht reist jemand aus der Provence an, dann sieht die Sache anders aus.

Der Figurenschmuck des Tympanons umfasst 124 Figuren. Er ist in drei Ebenen angeordnet. In der zweiten Ebene thront majestätisch Christus. Zu seiner Rechten (für den Betrachter also in der linken Bildhälfte) die Erwählten und links die Verdammten. Die Farbspuren, die an vielen Stellen zu sehen sind, sind Überreste der ursprünglichen kräftigen Bemalung.

Ganz oben sieht man (in unserer Abbildung nur mit gutem Willen) zwei Engel, die Hörner blasen und zwei andere, die direkt vom Himmel herabkommen.
 

In der Mitte bildbeherrschend Christus

Rechts von ihm die Auserwählten, links von ihm (auf dem Bild also rechts) die Verdammten.
 

Auf derselben Ebene wie der thronende Christus, aber kleiner, Maria, hinter ihr Petrus und Personen, die sich um die Abtei Conques verdient gemacht haben. An vierter Position der Gründer und dicht hinter ihm Karl der Große mit einem Kreuz im Arm, das er dem Kirchenschatz übereignen wird.
 

Die Bildmitte trennt das Paradies und die Hölle. Links am oberen Rand öffnen Engel die Gräber der Verstorbenen für die Auferstehung, darunter der Eingang in das Paradies. Rechts der Höllenrachen, durch den die Verdammten gestoßen werden.
 
 

In der Hölle herscht Hochbetrieb. Dargestellt werden Todsünden und ihre Bestrafung. Von links: der Hochmut, der zu Fall gebracht wird; der Ehebruch: eine Frau mit entblößter Brust, die an ihren Liebhaber gefesselt ist; der Teufel in voller Schecklichkeit; die Habsucht, die an ihrer eigenen Geldbörse aufgehängt wird; die Verleumdung, der die Zunge herausgerissen wird.


Hochmut und Ehebruch in der Ausschnittsvergrößerung

Und hier Habsucht und Verleumdung

Und hier das Paradies in abgeklärter Ruhe. In der Mitte Stammvater Abraham und um ihn herum die, die des Paradieses teilhaftig geworden sind. Dargestellt ist auch die Hl. Fides, der sich die Hand Gottes nähert, womit klar ist, welches Schicksal ihr beschieden ist.