Medoc-Notizen Jan. – Mrz 2018
März 2018
Jahrgang 2016
Zu den Eigentümlichkeiten des Weins gehört es, dass nur selten ein Jahrgang seinen Vorgängern völlig gleicht. Mit Spannung wird daher stets der Zeitpunkt erwartet, an dem ein Jahrgang verkostet werden kann, bevor er in den Handel kommt. Das ist zur Zeit für die Weine der Fall, die 2016 geerntet worden sind. Am letzten Dienstag fanden sich mehr als 300 Besitzer von Weinbaubetrieben, Händler, Makler und Fachjournalisten in den Chais des Handelshauses Millésima in Bordeaux ein, um einen Jahrgang zu begutachten, von dem man schon vorher vermutet hatte, dass er über dem Durchschnitt liegen werde. Für die Experten hat sich diese Annahme bestätigt, sie stufen in der Mehrheit den 2016er als „super“ ein. Die Verkostungs- und Kennenlernphase des Jahrgangs 2016 wird sich in den nächsten drei Wochen mit großer Intensität fortsetzen. Mit von der Partie sein werden viele ausländische Interessenten, denn rund die Hälfte der Bordeauxweine gehen in den Export und stellen damit für die Herkunftsregion einen wirtschaftlichen Faktor erster Ordnung dar, der in den Augen der Beteiligten jede Form von Öffentlichkeitsarbeit rechtfertigt, die den Absatzerfolg des Wirtschaftsgutes Wein befördert.
(C. Compadre: Top départ pour la saison des primeurs, in: SUDOUEST, 29. 03. 2018)
Praktisch und nützlich
Man muss keiner Verschwörungstheorie anhängen, wenn man meint, dass heutztage viele technische Geräte weniger lange halten als man das gern hätte. In Lesparre hat sich im Februar dieses Jahres ein Verein gegründet, der sich den bezeichnenden Namen Consom’acteurs Médoc gegeben hat und der sein Ziel darin sieht, möglichst vielen technischen Geräten durch sinnvolle Reparaturen und Erhaltungsmaßnahmen zu einem längeren Leben zu verhelfen als die Hersteller es vermutlich gern hätten. Der Verein ermuntert die Verbraucher, Geräte, die nicht mehr so funktionieren wie sie es sollten, wieder funktionsfähig zu machen und damit einerseits das Aufkommen an technischem Müll zu reduzieren und auf der anderen Seite die Portemonnaies zu entlasten, wenn vermeintlich unabweisbare Neuanschaffungen vertagt werden können. Am vorletzten Märzsamstag veranstaltete der Verein in Lesparre ein Café répar’action zu dem die Besucher schadhaft gewordene Geräte der unterschiedlichsten Art mitbringen konnten, die dann von freiwilligen Helfern mit technischen Kenntnissen auf ihre Reparaturfähigkeit geprüft und, soweit möglich, auch instand gesetzt wurden. Da das Angebot ausgiebig genutzt wurde, fühlen sich die Initiatoren in ihrem Ansatz bestärkt und werden den eingeschlagenen Weg fortsetzen. In absehbarer Zeit sollen mit Hilfe von 3D-Druckern Ersatzteile, die im Handel nicht mehr erhältlich sind, hergestellt werden, um zusätzliche Möglichkeiten zur Reparatur erhaltungswürdiger, aber recht alter Geräte, zu erschließen.
(A. Larrue: Réparer pour ne pas jeter, in: SUDOUEST, 27. 03. 2018)
Besuch der Marité
Die Marité ist ein Dreimastschoner, der vor beinahe 100 Jahren für den Kabeljaufang im Nordatlantik gebaut wurde. Sie wird zwischen dem 7. und 15. April der Gironde einen Besuch abstatten und dann zunächst in Pauillac am 7 April und danach in Bordeaux zu besichtigen sein. Der Kabeljaufang begann in größerem Stil im 16. Jahrhundert und er wurde bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hauptsächlich von Segelschiffen aus betrieben, die in den französischen Atlantikhäfen, aber auch in Spanien und Portugal zu Hause waren. Die Marité ist die letzte Überlebende dieser einst zahlreichen Schiffe. Sie wurde nach einem wechselvollen Leben von 2006 bis 2012 aufwändig restauriert und ist seither von ihrem Heimathafen Granville in der Normandie hauptsächlich in den Gewässern um den Mont Saint-Michel unterwegs, wenn sie nicht, wie im April dieses Jahres Ausflüge in weiter entfernte Gegenden unternimmt. Sie findet dann immer ein großes Interesse, wozu sicher beiträgt, dass sie der größte erhaltene Dreimaster mit Holzrumpf ist, der mit seinen eleganten Linien auch heute noch viele Bewunderer findet.
(« Le Marité » fera escale à Pauillac en avril, in: SUDOUEST, 27. 03. 2018)
Bilder zur Marité in dieser Rubrik: Klick
Nachtrag: In unseren Bericht hatte sich ein Datumsfehler eingeschlichen, den wir inzwischen korrigiert haben.
Strandreinheit
Wer die Strände im Médoc kennt, weiß, dass es dort vieles gibt, was dort besser nicht sein sollte: Müll und Abfälle. Glücklicherweise gibt es Initiativen, die das nicht einfach hinnehmen, sondern etwas gegen diese ausnahmslos von Menschen gemachten Verschmutzungen unternehmen. So wurde am letzten Samstag am Strand von Hourtin eine Säuberungsaktion durchgeführt, an der sich rund ein Dutzend Freiwilliger beteiligte. Danach war der Strand wirklich sauber, leider nur bis nur nächsten Flut, aber immerhin. Da die Initiatoren der Strandreinigung ihre Aufgabe illusionslos angehen, wissen sie, dass sie Unterstützung brauchen. Aus diesem Grunde wurden die Medien eingeladen, ausgiebig über die Strandreinigung in Hourtin und über die Ursachen und Hintergründe zu berichten. Dabei wurde erklärt, dass nur die an die Strände getriebenen Dinge abgesammelt werden, die nicht zum natürlichen Strandgut gehören. Besondere Sorgen machen schon seit geraumer Zeit Netze, die in der Fischerei verwendet werden, die inzwischen ausschließlich aus Kunststofffasern hergestellt werden, die gefährlich sind, weil sie weitgehend verrottungsfest sind und nur äußerst langsam abgebaut werden. Die Aktivisten der Strandreinigung wissen, dass sie nicht die Ursachen der Müllflut an den Stränden beseitigen können, aber sie sind sicher, dass die Strände nach ihren Aktionen sauberer sind als vorher, auch wenn daraus kein Dauerzustand wird. Immerhin hat ihre Idee sich verbreitet, denn in den nächsten Tagen und Wochen werden an vielen Stränden des Médoc viele Freiwillige viele Müllsäcke mit Dingen füllen, die es dort eigentlich nicht geben sollte.
( B. Donnadieu: Grand nettoyage sur la plage, in: SUDOUEST, 26. 03. 2018)
Saisonvorbereitungen
Auch wenn der Frühling noch nicht das Heft eindeutig in die Hand genommen hat, bleibt es unbestritten, dass sich der Kalender in Richtung Sommer bewegt. Dem trägt auch das Office de tourisme in Lesparre Rechnung und absolviert die letzten Vorbereitungen vor der Saison. Das Hauptgewicht liegt dabei zur Zeit auf der Fertigstellung eines neuen Tourismusführers, der gegenüber seinem Vorgänger um vieles umfangreicher sein wird und der thematisch angelegt ist in Form eines Magazins. Der neue Führer durchläuft gerade die letzten redaktionellen Kontrollen, bevor er am 5. April der Öffentlichkeit übergeben werden wird. Obwohl für diese Handreichung für Touristen der Gemeindeverband Médoc Coeur de Presqu’île verantwortlich zeichnet, ist man sich bewusst, dass die Sommergäste sich wenig um die administrativen Grenzlinien kümmern. Daher wird die Broschüre das Médoc in seiner ganzen Ausdehnung von den Toren von Bordeaux bis zur Pointe de Grave vorstellen. Damit die Touristen auf möglichst angenehme Weise und ohne allzu große Mühen das Médoc erkunden können, hat man das System der Eductours entwickelt. Das sind pädagogisch fundierte Streifzüge für Gruppen, die einen möglichst große Personenkreis ansprechen wollen, dem auf zielgerichteten Ausflügen das nahegebracht werden soll, was das Médoc touristisch zu bieten hat. Ab 5. April sind die neuen Führer in den Offices de Tourisme erhältlich.
(A. Larrue: L’office de tourisme prépare la haute saison, in: SUDOUEST, 23. 03. 2018)
Mysteriöser Knall
Am Donnerstag, dem 22. März 2018 erschreckte gegen 18.45h ein ungewöhnlich lauter Knall die Einwohner der Departements Gironde und Charente maritime. Die Feuerwehr erhielt zahlreiche Anrufe, bei denen unter anderem die Frage gesetllt wurde, ob etwas mit dem Atomkraftwerk Braud-Saint-Louis passiert sei. Die Feuerwehr konnte beruhigen: am AKW war nichts passiert, was den Knall erklären könnte. Die Meteorologen von Météo France wurden ebenfalls befragt, doch auch sie meldeten, dass es keinelrei Ereignis gegeben habe, das den Kanll verursacht haben könnte. Auch die Vermutung, der Knall sei von Kampfflugzegen, die die Schallmauer durchstoßen hätten, erzeugt wurden, erwies sich als nicht begründet, denn, anders als 2014, als bei einem Alarmstart von Jagdflugzeugen tastächlich ein Überschallknall ausgelöst worden war, fehlte diesmal der beim Durchbrechen der Schallmauer typische Doppelknall. Bis zur Stunde bleibt also ein großes Rätselraten, dessen einige Gewissheit darin besteht, dass es geknall hat, kräftig und departementsübergreifend.
(Sudouest.fr./ J. Poirot: Quelle est cette lourde explosion entendue de Gironde jusqu’en Charente-Maritime ? in: SUDOUEST, 23. 03. 2018, 11.24h, Internet-Ausg.)
Vogelsterben
Vor wenigen Wochen ging die bedrückende Nachricht durch die Medien, dass 80% der Insektenbestände in Europa in den letzten dreißig Jahren verschwunden sind. Nun folgt die nächste alarmierende Botschaft, diesmal für die Vögel. Zwei fast gleichzeitig erschienene Studien zeigen auf, dass die Vogelbestände in Frankreich in den Jahren seit 2001 um 33% abgenommen haben. Dabei bestehen enge Verbindungen zu den zurückgegangenen Insektenvorkommen, da diese zu großen Teilen eine wichtige Rolle in der Nahrungskette der Vögel spielen. 95% der Vögel ernähren sich zumindest in einzelnen Phasen ihres Lebens von Insekten. Das Verschwinden der Vögel betrifft nahezu alle Arten, wobei einige, wie z. B. die Lerchen, besonders bedroht sind. Die Ursachen für den rasanten Rückgang der Vogelbestände sind weitgehend identisch mit den Faktoren, die für das bedrohliche Schrumpfen der Insektenpopulationen verantwortlich sind. Sie liegen im exzessiven Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft und in der industriellen Spezialisierung der Landwirtschaft auf wenige Produkte, unter der die Artenvielfalt der wildlebenden Pflanzen sehr gelitten hat. So wie es aussieht, sind schnelle Erholungen bei den Beständen an Vögeln und Insekten nicht zu erwarten, selbst wenn man sich der Problematik bewusst werden sollte und sich zu zügigen Gegenmaßnahmen entschließt. Noch kann allerdings gegengesteuert werden, auch wenn das dafür zur Verfügung stehende Zeitfenster nicht sehr groß ist.
(J.-D. Renard: Les oiseaux ne se cachent plus pour mourir, in: SUDOUEST, 20. 03. 2018, Abend-Ausg.)
Saisonjobs
Das Médoc gehört aus verschiedenen Gründen zu den Gegenden Frankreichs, in denen starke saisonbedingte Schwankungen bei Angebot und Nachfrage nach Arbeitsplätzen bestehen. Schon seit einigen Jahren organisieren die Arbeitsagenturen daher Veranstaltungen, bei denen die Anbieter von Arbeitsplätzen und diejenigen, die Beschäftigungsmöglichkeiten suchen, zueinander finden können. Die Organisatoren der kürzlich in Lesparre durchgeführten Jobbörse waren zwar etwas enttäuscht, weil weniger Interessenten gezählt wurden als erwartet worden waren, doch war man mit dem Gesamtergebnis schließlich zufrieden. 40 Anbieter boten rund 300 Saisonstellen an, für die es eine ausreichend große Zahl von Interessenten gab. Rechtsverbindliche Arbeitsverträge wurden zwar noch nicht abgeschlossen, doch war das auch nicht das Hauptanliegen der Jobbörse, die sich vor allem darum bemühte, Stellenanbieter und Arbeitssuchende miteinander in Kontakt zu bringen, so dass in der Folge die erforderlichen Verträge leichter geschlossen werden können.
(A. Larrue: Les jobs d’été peuvent parfois durer dans le temps, in: SUDOUEST, 20. 03. 2018)
Artenvielfalt
Die Liste der bedrohten Tierarten wird lang und länger, und irgendwann ist eine Art dann unwiederbringlich verschwunden. Dann und wann gelingt es aber, eine gegenläufige Entwicklung auszumachen, wenn eine neue Tierart entdeckt wird. Das geschieht für gewöhnlich irgendwo weitab im noch unerforschten Regenwald oder in der Tiefsee, doch ist man auch in Frankreich vor Überraschungen nicht sicher. Eine kürzlich erschienene Veröffentlichung des Naturkundemuseums der Sorbonne in Paris berichtete geradezu Sensationelles: die Entdeckung einer neuen Säugetierart in Frankreich. Dass diese Art sich bislang verborgen gehalten hatte, liegt wohl vor allem an ihrer unterirdischen Lebensweise, aber jetzt weiß man Bescheid. Man stellte nämlich fest, dass es in Frankreich nicht zwei, sondern drei deutlich voneinander unterscheidbare Maulwurfsarten gibt, die, wie man inzwischen weiß, sich nicht miteinander vermischen. Der neu entdeckte Wühler hat seinen Lebensbereich südlich der Loire bis hin zu den Pyrenäen. Bislang kannte man talpa caeca und talpa europaea, zu denen sich nun talpa aquitania gesellt. Dieses aquitanischen Maulwürfe unterscheiden sich durch die Größe, ihre Augenlider und Besonderheiten des Gebisses von den bis dahin bekannten Maulwürfen. Die artenspezifischen Unterschiede offenbaren sich aber nur Fachleuten, dem gewöhnlichen Gartenbesitzer zeigt die Form der Maulwurfshaufen zwar an, dass der Rasen schon wieder Schaden genommen hat, welcher Maulwurf sich dabei wühlend betätigt hat, zeigen die Haufen nicht.
(J.-D. Rernard: La taupe aquitaine fait son entrée au bestiaire régional, in: SUDOUEST, 19. 03. 2018)
Streiks bei der SNCF
Die französische Staatsbahn ist mit ihren Hochgeschwindigkeitszügen Weltspitze, doch dahinter sieht es an vielen Stellen gar nicht gut aus. Es hat sich ein Berg an Reformbedürfnissen aufgestaut, der nach dem Willen der Regierung zügig angegangen werden soll. Ein großer Bereich betrifft dabei die aufgehäuften Schulden und den Status der Beschäftigten bei der SNCF, die an vielen Stellen Privilegien genießen, die andere Arbeitnehmer nicht haben. Obwohl die Rechte der vor der geplanten Reform bei der SNCF Beschäftigten nicht angetastet werden sollen, haben die Gewerkschaften zum Streik aufgerufen. Der Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat aber unmissverständlich klargestellt, dass sich die Regierung von dieser Streikankündigung nicht beeinflussen lassen werde. Man halte konsequent an dem beschlossenen Reformpaket fest, da nur so die Zukunftssicherheit der Bahn garantiert werden könne. Da zwischen den Positionen der Regierung und den Auffassungen der Gewerkschaften zur Zeit keine Kompromisslinien auszumachen sind, wird es wohl auf eine längere Zeit der Streiks und Unruhen bei der französischen Bahn hinauslaufen. Im Endeffekt dürfte sich der Reformzwang, den die Regierung vertritt, durchsetzen, aber dennoch wird es für die Bahnbenutzer in den nächsten Monaten angezeigt sein, sich vor Fahrtantritt darüber zu informieren, ob die angekündigten Züge tatsächlich so verkehren, wie es der Fahrplan verspricht. Zur Zeit planen die Gewerkschaften, zwei Streiktage pro Woche einzulegen und das zunächst vom 3. April bis Ende Juni.
(SNCF : face à la grève, « nous tiendrons », in: SUDOUEST, 19. 03. 2018)
Besitzerwechsel
Der Profifußball ist ein Bereich, in dem Dinge möglich sind, die mit den Menschen- und Grundrechten nur schwer in Einklang zu bringen sind. Dazu gehört zum Beispiel die Tatsache, dass Fußballvereine verkauft werden können und dann mit Mann und Maus und allem, was dazu gehört, den Besitzer wechseln. Da man sich aber wohl daran gewöhnt hat, dass Fußballspieler einen Marktwert haben, regt sich niemand auf, wenn sie einen neuen Herrn bekommen, der dann zumindest über das finanzielle Wohl und Weh der Spieler bestimmt. So etwas zeichnet sich momentan ab für die Girondins von Bordeaux, die bislang dem Fernsehsender M6 gehören, der Teil der RTL-Gruppe ist, die in den Händen der Bertelsmann-Gruppe ist ,die gleichbedeutend mit der Familie Mohn ist. Der Chef von M6 hat erklärt, dass er sein Engagement bei den Girondins beenden wolle und dass man auf der Suche nach einem Käufer für den Verein sei. Den hat man auch schon an der Hand in Gestalt eines amerikanischen Investors, mit dem man mitten in den Verhandlungen steht. Wenn die erfolgreich abgeschlossen werden, könnte der neue Eigentümer schon im kommenden Sommer die Zügel in Bordeaux übernehmen. Man darf gespannt sein, ob das dann zu einem neuen Höhenflug für den Fußball an der Garonne führt, der zur Zeit eher Mittelmaß ist.,
(N. Legardien: La piste américaine,in: SUDOUEST, 19. 03. 2018)
Vor 150 Jahren
Im März 1863 geschah bei Les-Eyzies-de-Tayac-Sireuil im Departement Dordogne etwas, was die Kenntnis über die vorgeschichtlichen Menschen in Europa auf eine völlig neue Basis stellte. Bei Straßenbauarbeiten stießen Arbeiter unter einem Felsüberhang bei Cro Magnon auf Knochen, die eindeutig als menschlich erkannt wurden. Der zuständige Leiter der Arbeiten stoppte seine Leute und benachrichtigte einen Geologen, der ebenfalls der Meinung war, dass es an dieser Stelle menschliche Überreste gab, die ein beträchtliches Alter hatten. Die Nachricht gelangte schnell nach Paris, wo der Schulminister seinen Sohn Louis veranlasste, sich in das Perigord zu begeben und die Funde in Augenschein zu nehmen. Dieser Louis Lartet führte eine sorgfältige Grabung durch, bei der unter anderem fünf Schädel, andere Knochen und Werkzeuge freigelegt wurden, deren Alter bei etwa 32.000 Jahren vor unserer Zeit liegt. Der Fund von Cro Magnon war eine Sensation, denn er zeigte, dass dort vor über 30.000 Jahren moderne Menschen des Typus Homo sapiens gelebt hatten. Da die Fundstelle bei Cro Magnon die erste war, bei der die Existenz des Homo sapiens in Europa nachgewiesen wurde, wurde der dort gefundene Mensch von nun an als Cro-Magnon-Mensch bezeichnet. Inzwischen sind an anderen Orten in Europa Skelettüberreste des Homo sapiens entdeckt worden, die teilweise noch etwas älter als die bei Cro Magnon gefundenen sind. Dadurch wird aber der epochemachende Charakter der Funde an der Dordogne nicht in Frage gestellt. Interessant ist, dass der Homo sapiens auf verschlungenen Wegen aus dem nördlichen Afrika eingewandert ist. Mithin sind alle heute lebenden Europäer Nachfahren von Migranten, wenn sie auch schon viele Generationen vor den gegenwärtigen Wanderungswellen nach Europa gekommen sind.
(L. Loncle: Cro Magnon a 150 ans, in: MAG SUDOUEST, 17. März 2018)
Ein Scheck für die Kapelle
Die kleine Kapelle in L’Hôpital, von der viele denken, sie sei uralt, stammt, so, wie man sie heute sieht, erst aus dem 19. Jahrhundert, aber sie lehnt sich in ihrer Architektur an an die Kirchenbauten der Templer. Die Johannes dem Täufer geweihte kleine Kirche war lange Zeit nahezu vergessen und sich selbst überlassen, bevor sich vor wenigen Jahren ein Verein gründete, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, dieses kleine Kirchlein zu neuem Leben zu erwecken. Seither ist die Kirche zumeist sonntags zu besichtigen, außerdem auch bei Vortragsveranstaltungen, die in unregelmäßigen Abständen an die Geschichte des nördlichen Médoc und hier insbesondere an die Pilgerbewegung zum Grab des Hl. Jakob in Compostella heranführen. Da die Erhaltung alter Gebäude Kosten verursacht, ist der Verein, der sich um die Kapelle kümmert, darauf bedacht, sich dort in Erinnerung zu bringen, wo die Chance auf Spenden und Zuwendungen besteht. In diesem Jahr war der bisher größte Eingang auf dem Spendenkonto ein Scheck, der vom Crédit Agricole anlässlich der Hauptversammlungen für die Geschäftsstellen in Soulac und Saint-Vivien ausgestellt wurde und 3.340 Euro auf das Konto der Jakobs-Kapelle brachte.
(M. Caporal, Un chèque pour les Amis de la chapelle Saint-Jean-Baptiste, in: SUDOUEST, 17. 03. 2018)
Bilder zur Johannes-Kapelle auf der Seite von Grayan: Klick
Neue Straßenbahnen
Die Firma Alstom, deren Schienenverkehrssparte demnächst mit der deutschen Firma Siemens fusionieren wird, stellt ein neues Konzept für Straßenbahnen vor, das wiederum einen technologischen Sprung bedeutet. Als die Straßenbahn im Jahr 2003 in Bordeaux wieder eingeführt wurde, waren die neuen Fahrzeuge mit einer Stromversorgung ausgestattet, die wahlweise über die Oberleitung oder, darauf legte man in der Altstadt von Bordeaux besonderen Wert, über eine Mittelschiene erfolgen konnte. Die zweite Möglichkeit der Stromversorgung hat unbestreitbare Vorteile für das Stadtbild, aber auch Nachteile, die sich besonders in der Anfangszeit des Straßenbahnbetriebs in Bordeaux zeigten, als die Betriebsfestigkeit der neu entwickelten Technologie noch weit von den Anforderungen entfernt war, die ein Verkehrssystem stellt, dass reglmäßig, zuverlässig und pünktlich verkehren muss.
Wenn es auch gelang, die Anlaufschwierigkeiten der Stromzuführung über den Boden (alimentation par le sol (APS)) zu besiegen, suchten die Ingenieure von Alstom nach neuen Lösungen, die es erlauben, Straßenbahnen ohne Oberleitung mit Strom zu versorgen. Das Ergebnis dieser Forschungen wurde jetzt präsentiert. Dabei kann gänzlich auf Oberleitungen verzichtet werden, weil der Strom für den Betrieb der Straßenbahnen nur noch von unten kommt. Anders als bei dem in Bordeaux installierten System, bei dem in den oberleitungsfreien Bereichen eine zwar in elektrische Abschnitte unterteilte, aber doch permanent vorhandene Mittelschiene erforderlich ist, kommt das neue System mit relativ kurzen Abschnitten aus, in denen Strom dort aus dem Boden aufgenommen wird, wo die Tram halten muss. Dieser Strom wird dann in Batterien gespeichert, die der Straßenbahn die Energie bereitstellt, die sie für den Betrieb bis zum nächsten Aufladepunkt braucht. Das neue Stromversorgungssystem heißt dann auch SRS (système automatique de recharge statique par contact avec le sol – automatisches System der statischen Aufladung durch Kontakt mit dem Boden). Erste Besteller des neuen Konzepts sind die Straßenbahnbetriebe von Nizza, die 25 Züge mit der neuen Technik geordert haben. Bei Alstom ist man optimistisch, dass sich die Bestellbücher schnell füllen werden, zumal die neue Art der Stromversorgung auch bei Bussen und ähnlichen Fahrzeugen angewendet werden kann, die auf festgelegten Strecken verkehren. Man darf allerdings gespannt sein, ob das neue System ohne die Anlaufschwierigkeiten starten kann, die das APS hatte.
(A. Babaud: Alstom lance son nouveau tramway, in. SUDOUEST, 16. 03. 2018)
Mehr zur Stromversorgung der Tram in Bordeaux: Klick
Delfine in Gefahr?
In jedem Winter werden an den Küsten des Médoc mehrere hundert tote Delfine angeschwemmt, deren Todesursachen nicht immer leicht zu bestimmen sind. Für die Forscher des in La Rochelle ansässigen Oberservatoire Pelagis ist das Fortbestehen der Population der Delfine in der Biscaya mittlerweile bedroht, und zwar in erster Linie durch die Fischerei, bei der in großer Zahl Delfine in die Schleppnetze geraten und verenden, weil sie nicht mehr auftauchen und atmen können, was sie aber als mit Lungen ausgestattete Säugetiere tun müssen. Im Gegensatz zu den Fischen, die sich über Kiemen mit Sauerstoff versorgen, müssen Delfine und ihre größeren Verwandten, die Wale, in regelmäßigen Abständen zum Luftholen an die Wasseroberfläche. Die Fischer, in deren Netze sich Delfine verfangen, würden gern auf diese ungewollten Beifänge verzichten, doch sind die Chancen dafür bislang gering, da die Delfine Jagd auf die gleiche Beute machen wie die Fischer. Die ebenfalls in La Rochelle ansässige Vereinigung Sea Shepherd beziffert die Zahl der in Fischernetzen zu Tode kommenden Delfine pro Winter auf bis zu 10.000. Die Vereinigung der Fischer hält diese Zahlen für überhöht, geht aber selbst von bis zu 4.000 unbeabsichtigt getöteten Delfinen aus. Für die Experten steht außer Zweifel, dass diese Zahlen dringend reduziert werden müssen, doch ist Abhilfe nicht einfach. Die Gesamtzahl der Delfine in den Gewässern des europäischen Kontinentalsockels wird auf 180.000 geschätzt. Von dieser Zahl ausgehend, kommen in jedem Winter mehr als 1,7% der Delfine in Fischernetzen zu Tode. Diese Zahl ist nach Ansicht der Fachleute zu hoch, sie könnte tatsächlich dazu führen, dass in absehbarer Zukunft die Delfinbestände gefährdet sind. Noch ist es Zeit, etwas zum Schutz dieser Meeressäuger zu tun, doch weiß man noch nicht so recht, was dazu in der Praxis geschehen müsste.
(Ph. Baroux: Golfe de Gascogne : nos dauphins sont-ils en danger ? in: SUDOOUEST, 15. 03. 2018, Abend-Ausg., Internet)
Rückblick
Wie es heutzutage in Lesparre aussieht, kann jeder sehen, der sich vor Ort begibt und aufmerksam um sich schaut. Wie es früher dort ausgesehen hat, wissen nur wenige, doch gibt es gute Möglichkeiten, in die Zeit um 1900 einzutauchen, wenn man alte Postkarten zu Rate zieht. Die gibt es auch für Lesparre in ausreichender Anzahl, vornehmlich natürlich bei Interessierten, die alte Postkarten sammeln. Und bei denen entstand dann die Idee, alte Ansichten mit Aufnahmen der Gegenwart zusammenzubringen und zu zeigen. So ganz einfach ist das nicht, denn die Fotografen aus der Frühzeit der Ansichtskarten, das heißt um das Jahr 1900 herum, machten ihre Aufnahmen mit Apparaturen, die nicht ohne weiteres mit modernen digitalen Aufnahmegeräten in Einklang zu bringen sind. Dass es doch möglich ist, zeigt nunmehr eine Ausstellung, die bis zum 31. März im Kulturzentrum der Stadt Lesparre zu sehen ist, das in dem ehemaligen Gerichtsgebäude residiert.
(A. Larrue: D’hier à aujourd’hui, la ville en photographies, in: SUDOUEST, 14. 03. 2018)
Anmerkungen zu alten Postkarten als historische Quelle: Klick
Ein paar Bildpaare zu Lesparre einst und jetzt: Klick
Festhalten an Tempo 80
Es bleibt dabei: vom 1. Juli an wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf rund 400.000 km französischer Straßen auf 80 km/h abgesenkt. Dadurch soll die Zahl der tödlichen Opfer im Straßenverkehr pro Jahr um 300 bis 400 reduziert werden. Die Maßnahme betrifft alle zweispurigen Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften, deren Fahrbahnen nicht durch eine feste Mittelplanke getrennt sind. Sie wird von einem großen Teil der Bevölkerung abgelehnt, was die Regierung jedoch nicht von ihrer Position abrücken lässt. Trotz vielfältiger, teilweise massiver Kritik erklärte Premierminister Édouard Philippe, er könne es aushalten, unpopulär zu sein, „um Leben zu retten“. Immerhin wurde aber angekündigt, die fragliche Geschwindigkeitsbegrenzung werde 2020 daraufhin überprüft, ob die damit verbundenen Erwartungen eingetreten seien.
(La vitesse sera limitée comme prévu, in: SUDOUEST, 08. 03. 2018)
Erinnerungsarbeit
Es gab eine Zeit, da lebten im bewaldeten Teil des Médoc viele Familien vom Harzsammeln. Nach einem kontinuierlichen Rückgang der Aktivitäten in diesem Bereich erlosch das Gewerbe um 1990 zunächst ersatzlos, weil billigere Einfuhren aus dem Ausland den heimischen Harzsammlern, den gemmeurs, die Abnehmer abspenstig machten. Man kann zwar in älteren Kiefernbeständen noch Bäume entdecken, die die Spuren der gemmeurs zeigen, doch ist bei der nachwachsenden Generation die Erinnerung an diesen einst weit verbreiteten Erwerbszweig weitgehend verschwunden. An diesem Punkt setzte ein Gruppe von historisch Interessierten in Montalivet an und beschloss, eine Ausstellung zu erarbeiten, die Dinge und Tätigkeiten in Erinnerung rufen soll, die noch vor wenigen Jahrzehnten wie selbstverständlich zum Alltagsleben im Médoc gehörten. Begünstigend für dieses Vorhaben erwies es sich, dass in Montalivet mit der Grange du Patrimoine eine leider fast ins Vergessen geratene Räumlichkeit bestand, die sich als Rahmen für die geplante Dokumentation hervorragend eignet. Seit dem 11. März 2018 beherbergt die Grange du Patrimoine nun eine Ausstellung, die einen Teil der Vergangenheit des Médoc auf anschauliche Weise vor Augen geführt. Die Ausstellung ist als dauerhafte Einrichtung konzipiert. Sie wird von dem in Montalivet aktiven Verein Les Tradinaires begleitet und betreut und ist über diesen Verein auch nach telefonischer Absprache (06 32 40 82 09) zu besichtigen.
(Aurore Esclauze: Hommage au gemmage, qui ne prend pas d’âge, in: SUDOUEST, 12. 03. 2018)
Anmerkung der Redaktion : Wir werden in Kürze die Ausstellung in Augenschein nehmen und darüber berichten
Rückblick auf die Grange du Patrimoine: Klick
Für Bienen und Co
In den letzten 30 Jahren sind in Europa 80% der Insekten und damit 6.500 Arten, die Blüten bestäuben, verschwunden. Dabei brauchen in unseren Breiten 90% der wildlebenden Pflanzen und 75% der Gewächse, die Lebensmittel erzeugen, Bestäuber, ohne die es keine Erträge gibt. Vor diesem dramatischen Hintergrund gibt es bis jetzt nur wenige Versuche, etwas gegen das vielfältige Artensterben zu unternehmen. In Margaux wurde jetzt ein Projekt, das sich Vitipol nennt, auf den Weg gebracht. Das aus den beiden Wörtern viticulture (Weinbau) und pollinisateurs (Bestäuber) gebildete Wort gibt den Kerngedanken des Projekts wieder, in dem, ausgehend vom Weinbau, Anstrengungen unternommen werden sollen, die Bestände der für die Bestäubung wichtigen Insekten zu schützen und ihren Rückgang aufzuhalten. In der Praxis sollen auf brachliegenden Landstreifen in Weinbaukulturen schnellwachsende und widerstandsfähige Blütenpflanzen ausgesät werden, die ein artenreiches und reichhaltiges Nahrungsangebot für Insekten bieten sollen, die besonders leistungsfähige Bestäuber sind. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Es wird mit einem Budget von 126.360 Euro ausgestattet, die von den vier Gemeinden des Anbaugebietes Margaux und von den Weinbaubetrieben der Region aufgebracht werden. Die Initiative wird begleitet werden von zahlreichen Informationsveranstaltungen, wobei Wege aufgezeigt werden sollen, um dem Insektensterben ein Ende zu setzen. Die Initiatoren haben ihr Projekt absichtlich auf zunächst zwei Jahre begrenzt, weil sie davon ausgehen, dass sie es in dieser Zeit schaffen, die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen für die Insekten so zu verdeutlichen, dass diese auch danach fortgeführt werden.
(L. LeCor: Des bandes fleuries pour les insectes pollinisateurs, in: SUDOUEST, 10. 03. 2018)
Aéro-Club Vendays-Montalivet
Der Aéro-Club Vendays-Monatlivet hat seine diesjährige Jahreshauptversammlung abgehalten. Der Verein, der im letzten Sommer in einem feierlichen Rahmen und bei ansprechender Besucherzahl sein fünfzigjähriges Bestehen feiern konnte, zählt derzeit 24 Mitglieder. Finanziell steht der Club recht gut da, da man über ausreichend Rücklagen verfügt, um etwa einen Ersatzmotor für das vereinseigene Flugzeug beschaffen zu können. Sorgen macht man sich in der Vereinsführung jedoch, weil der dringend benötigte Fluglehrer immer noch auf seine Zulassung wartet. Für den Verein ist dieser Zustand nicht erfreulich, weil man künftige Piloten verliert und außerdem dringend benötigte Flugstunden nicht abgeleistet werden können. Immerhin rechnet man aber damit, dass in nächster Zukunft ein Fluglehrer seine Ausbildung abschließen und die im Verein bestehende Lücke ausfüllen wird.
(L. Llobell : Aéroclub : un nouvel instructeur,in: SUDOUEST, 10. 03. 2018)
Lufthansa in Bordeaux
Am 8. März hat Lufthansa bekanntgegeben, dass die Fluggesellschaft ihre Präsenz in Bordeaux-Mérignac deutlich verstärken wird. Das soll passieren durch 18 weitere Flüge pro Woche von Bordeaux aus. Neu wird außedem eine Verbindung Bordeaux – Zürich in den Streckenplan von Lufthansa aufgenommen. Gleichzeitig soll die Häufigkeit der Flüge Bordeaux – Frankfurt auf sieben pro Woche (vorher fünf) und Bordeaux – Brüssel auf sechs (vorher fünf) pro Woche gesteigert werden. Die Relation Bordeaux – Zürich soll 12 mal pro Woche beflogen werden (davor gab es keine Direktverbindung). Lufthansa ist mit 130 Millionen beförderter Fluggäste im Jahr 2017 die größte europäische Fluglinie. Sie beschäftigt 130.000 Mitarbeiter und ist die erste europäische Linie, der von SkyTrax fünf Sterne zuerkannt worden sind.
(N. César: Lufthansa propose 18 nouveaux vols depuis l’aéroport de Bordeauxin: SUDOUEST, 08. 03. 2018, 17.24h, Internet-Ausg.)
Pflanzenschutz ohne Chemie
Der Stadtrat von Lesparre hat in seiner Sitzung vom 1. März 2018 beschlossen, auf allen gemeindeeigenen Grundstücken künftige keine chemischen Mittel mehr zum Pflanzenschutz oder zur Unkrautvernichtung einzusetzen. Dieser löbliche Beschluss ist allerdings mehr symbolischer Natur, denn seit dem 1. Januar 2017 ist per Gesetz bereits der Einsatz chemischer Mittel auf öffentlichen Flächen mit Ausnahme von Friedhöfen und Sportplätzen untersagt. Der Bürgermeister, dem dies bewusst war, erklärte denn auch, man habe durch die Abstimmung im Gemeinderat Zustimmung zu der Maßnahme des Getzgebers ausdrücken wollen und gleichzeitig die Aufmerksamkeit darauf lenken wollen, dass in Lesparre schon lange vor der offiziellen Gesetzgebung auf chemische Mittel bei der Pflege städtischer Grünflächen weitgehend verzichtet habe.
(A. Larrue: Vers la suppression totale des phytosanitairesin: SUDOUEST, 08. 03. 2018)
Fernsehstreit
Seit dem 1. März 2018 konnte eine Reihe von Franzosen das Programm des Senders TF1 nicht mehr empfangen. Grund dafür waren Differenzen zwischen dem Sender und Canal+, die entstanden sind, als TF1 von den Fernsehanbietern wie z. B. Canal+ verlangte, an den Einnahmen beteiligt zu werden, die Canal+ aus der Einspeisung des bislang kostenfrei erhältlichen TF1-Programm in die eigenen kostenpflichtigen Vertriebswege erzielt. TF1 hatte zuvor sein Programm durch einen Premiumdienst aufgewertet, der nach Meinung von Canal+ jedoch die finanziellen Forderungen des Senders nicht rechtfertigte. Ähnliche Differenzen wie zwischen TF1 und Canal+ bestehen auch zu den Anbietern SFR und Bouygues Télécom, die das Programm von TF1 über das Internet erreichbar machen und für die Bereitstellung einer Empfangsbox Gebühren kassieren.
Nach einigen Tagen der Ungewissheit hat Canal+ nunmehr angekündigt, zum Abend des 7. März 2018 die Ausstrahlung des Programm von TF1 über Satellit wieder aufzunehmen. Damit wird der größte Teil der bisherigen Empfänger von TF1 in die Lage versetzt, das für einige Tage verschwundene Programm wieder zu erhalten. Noch unklar ist jedoch, ob der jetzt wieder hergestellte Zustand von Dauer sein wird.
(TF1, Orange, Canal+, Free : la guerre continue, in: SUDOUEST. 07. 03. 2018 und SudOuest.fr avec AFP: Canal + va rétablir le signal de TF1 à la majorité de ses abonnés, in: SUDOUEST, 07. 03. 2018, 20.56h, Internet-Aus.))
Kosten und Nutzen von Geschwindigkeistbegrenzungen -Réduction des vitesses sur les routes- Analyse coûts bénéfices
Die französische Regierung hat ein umfangreiches Gutachten vorgelegt, das für verschiedene Szenarien Kosten und Nutzen von Geschwindigkeitsreduzierungen auf den Straßen ermittelt. Danach sind die beiden wichtigsten Faktoren bei den Berechnungen die Reduzierung der Zahl der Unfälle und die Zeitverluste für die Verkehrsteilnehmer.
Dabei wurde ermittelt, dass die Reduzierung der VMA (Vitesse maximale autorisée – zulässige Höchstgeschwindigkeit) um 20 km/h auf allen Straßentypen eine negative sozioökonomische Bilanz von -550 Millionen Euro nach sich zöge.
Die Absenkung der VMA um 10 km/h auf allen National- und Departementalstraßen hätte eine negative Bilanz von 160 Millionen Euro zur Folge (bei denen bei den Zeitverlusten -1600 Mio Euro zu Buche stehen, gegen Gewinne von 870 Mio Euro bei der Unfallstatistik).
Die Absenkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit nur auf den zweispurigen National- und Departementalstraßen, auf denen sich 88% der tödlichen Verkehrsunfälle außerhalb geschlossener Ortschaften ereignen, würde die Zahl der Unfälle signifikant reduzieren, wobei die Unfallhäufigkeit auf Straßen ohne feste Mittelplanken um das Vierfache über den Werten liegt für Straßen mit Mittelplanken. Insgesamt ergäbe eine Absenkung der Höchstgeschwindigkeit auf den zweispurigen Straßen ohne feste Mittelplanke einen Gewinn von 230 Millionen Euro. Das Gutachten schließt daraus, dass die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf diesem Teil des Straßennetzes am sinnvollsten sei.
Für alle anderen untersuchten Szenarien ergaben die errechneten Auswirkungen negative Werte.
Zum Gutachten: Klick
Windkraft
Auch in Frankreich wird viel über erneuerbare Energien geredet, doch bleibt es oft beim Reden. In diesen Tagen hat der Direktor von EDF Énergies nouvelles ein Projekt vorgestellt, das die Errichtung von rund dreißig Windkraftanlagen auf dem rechten Ufer der Gironde in den Departements Charente maritime und Gironde vorsieht. Ursprünglich war das Bauvorhaben wesentlich umfangreicher, doch sind schließlich in der Planung nur gut zweieinhalb Dutzend Anlagen übrig geblieben. Inzwischen ist die Machbarkeitsstudie für das Projekt abgeschlossen, so dass man weiß, dass die geplanten Orte für die Aufstellung der Windräder günstige Voraussetzungen für den Betrieb und den Wirkungsgrad versprechen, wobei die Energieausbeute dann am günstigsten ist, wenn die Windräder 150 bis 180 m hoch sind. Günstig aus der Sicht der Planung ist auch der Umstand, dass die für die Aufstellung ausgewählten Gebiete sehr dünn besiedelt sind. Dazu kommt, dass eine Reihe von Besitzern von Grundstücken, auf denen die Windräder aufgestellt werden sollen, schon jetzt bereit sind, langfristige Pachtverträge mit EDF Énergies nouvelles abzuschließen. Im Laufe des kommenden Jahres sollen die Baugenehmigungen beantragt werden. Es gibt jedoch schon jetzt Anzeichen dafür, dass die Akzeptanz für das Projekt bei der Bevölkerung nur bei 70% liegt, was nach den Erfahrungen der Experten zu wenig ist. So wie die Zahlen sich darstellen, muss wohl mit massivem Widerstand von bestimmten Bevölkerungsgruppen, vornehmlich bei Vogelschützern und Jägern gerechnet werden, was ein kräftiges Fragezeichen hinter die Realisierungschancen des geplanten Projekts setzt.
(J. Jamet: Des éoliennes dans le marais, ce n’est pas du vent, in: SUDOUEST, 05. 03. 2018)
Tempo 80: Widerstand
Schon als die französische Regierung ankündigte, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf den meisten französischen Straßen auf 80 km/h gesenkt werden soll, regte sich Widerstand, vornehmlich bei Automobilklubs und Motorradfahrern. Nun haben 28 Präsidenten der Conseils départementaux von vorwiegend ländlichen Departements einen offenen Brief an den Premierminister gerichtet, in dem sie darum ersuchen, auf die vorgesehene Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf den Straßen, deren Fahrbahnen nicht durch feste Mittelschienen voneinander getrennt sind, zu verzichten. Die geplante Maßnahme sollte nur auf einzelnen, besonders unfallträchtigen Straßen durchgeführt werden. Als Begründung führten sie an, dass in den ländlichen Departements das Auto einen höheren Stellenwert habe als in den Ballungsräumen und dass deswegen Geschwindigkeitsbegrenzungen sich ungleich stärker auf die Bevölkerung auswirken würden. Die ersten Reaktionen auf den offenen Brief zeigen, dass die geplante Maßnahme der Regierung auf recht allgemeine Ablehnung stößt, doch ist es noch zu früh, darüber zu spekulieren, ob das Inkrafttreten der Geschwindigkeitsbegrenzung davon beeinflusst werden wird.
(Sudouest.fr avec AFP: Limitation à 80km/h : 28 départements dont la Charente s’opposent à la mesure, in: SUDOUEST, 03. 03. 2018, 18.50h, Internewt-Ausg.)
Winter außer Sicht
Die Temperaturen im Médoc haben sich, wie angekündigt, auf den Weg in angenehmere Regionen gemacht. Es werden in den nächsten Tagen Temperaturen von bis zu 17 Grad erreicht, dabei kühlt es sich in den Nächten auf Werte um 8° ab, vielleicht auch ein wenig darunter. Auch hier gilt allerdings, dass es nichts umsonst gibt: es wird regnen.
(UM, 04. 03. 2018)
Soulac 1900/2018
Die Vorbereitungen für die 15. Auflage der Veranstaltung Soulac 1900 am 1., 2.. und 3. Juni 2018 laufen zur Zufriedenheit aller Beteiligten ab. Das Programm steht fest. Es enthält eine Reihe von Veranstaltungen, die zum größten Teil zum traditionellen Bestand der Festivitäten gehören.
Herausragendste Neuerung gegenüber dem Vorjahr wird der wieder erscheinende dampfbespannte Sonderzug sein, der nach einer von vielen bedauerten Pause in diesem Jahr wieder in Bordeaux starten wird und nach Aufenthalten mit Zusteigemöglichkeiten in Pauillac, eventuell auch in Macau, in den Bahnhof von Soulac einfahren wird. Welche Lokomotive den Zug bespannen wird, weiß man derzeit noch nicht. Es kommen zwei Loks in Frage, die beide dem Traditionsverein Chemin de Fer touristique Limousin Périgord gehören. Zur Auswahl stehen zwei Tenderlokomotiven, die 1932 erbaute 141 TD 740, die betreits in Soulac zu sehen war oder die 1919 erbaute 140 C 38.
Ein weiterer Höhepunkt des ersten Juni-Wochenendes wird sich in der Basilika Notre Dame de la Fin des Terres abspielen, wo das Orchster und der aus 45 Sängerinnen und Sängern bestehdne Chor von Arian Médoc Orpheus und Eurydike von Gluck in der Fassung präsentieren werden, die 1744 im Theater des Palas Royal in Paris zu hören war.
(M. caporal: La manifestation Soulac 1900 est bien sur les rails, in: SUDOUEST, 03. 03. 2018
Sorgen um die Bahnlinie
Die Bahnlinie Bordeaux – Le Verdon steht wegen häufiger Unpünktlichkeiten, Unregelmäßigkeiten und Ausfälle nicht im besten Ruf, und doch ist sie im verkehrsmäßig schlecht erschlossenen Médoc für viele Bewohner unverzichtbar. Als vor kurzem die Pläne für eine grundlegende Umgestaltung der SNCF auf den Tisch kamen und dabei auch erkennbar wurde, dass aus Kostengründen weniger rentable Strecken stillgelegt werden würden, kam im Médoc die Befürchtung auf, dass man dort womöglich bald ohne Bahn auskommen müsste. In dem veröffentlichten Sanierungsplan für die Staatsbahn steht, dass die Schließung der Nebenstrecken , die „wenig frequentiert, aber teuer im Unterhalt“ seien, erfolgen müsse. Als Reaktion auf diese Verlautbarung hat sich eine Initiative gebildet, die eine Petition auf den Weg gebracht hat, mit der erreicht werden soll, dass die Bahnlinie des Médoc nicht stillgelegt wird. Der im Médoc gewählte Abgeordnete der Nationalversammlung, Benoît Simian beeilte sich zu versichern, dass es für die Strecke Bordeaux – Le Verdon keine Stilllegungspläne gebe. Er macht sich allerdings keine Illusionen über den Zustand der Strecke, deren Oberleitung in einem sehr schlechten Zustand ist. Da ihre Sanierung 45 Millionen Euro kosten würde, schlug er vor, das dafür benötigte Geld lieber in die Anschaffung neuer Zugeinheiten zu stecken, die, mit einem zukunftssicheren und sauberen Wasserstoffantrieb augestattet, keine Oberleitung benötigen. Simian erklärte, er habe deswegen bereits Kontakt aufgenommen zur Firma Alsthom, die derartige neuartige Züge herstelle. Er erwarte in Kürze weitere Informationen in dieser Angelegenheit. Auf jeden Fall, so betonte der Abgeordnete, stehe die Schließung der Strecke nicht auf der Tagesordnung.
(J. Lestage: « Il n’y aura pas de fermeture de ligne », in: SUDOUEST, 02. 03. 2018)
Brennholzklau
Im Médoc gibt es viele Häuser, in denen Öfen stehen, die mit Holz beheizt werden können. Das war schon immer so und wäre eigentlich keiner besonderen Erwähnung wert. Neu ist jedoch ein Phänomen, das seit etwa zwei bis drei Jahren immer häufiger beobachtet wird: der Diebstahl von Brennholz. Während früher frisch geschlagenes Holz am Straßenrand aufgestapelt wurde, wo es unbehelligt und sicher auf den Abtransport warten konnte, werden neuerdings immer häufiger Langfinger aktiv, die ohne große Skrupel das abtransportieren, was die Forstbetriebe für die Weiterverarbeitung zu Brennmaterial vorgesehen hatten. Wenn derartige Diebstähle bei der Polizei angezeigt werden, ist die Chance, das Diebesgut wiederzuerlangen, verschwindend klein. Deswegen gehen die Forstbetriebe dazu über, das geschlagene Holz umgehend abzutransportieren und in gesicherten Lagerflächen zu deponieren. Damit können zwar Diebstähle verhindert werden, aber die Waldbesitzer haben zusätzliche Kosten, die sie natürlich weitergeben durch Aufschläge auf die Brennholzpreise. Die in letzter Konsequenz Leidtragenden sind damit also die Brennholzkäuferer, die ungewollt für die kriminellen Energien weniger zur Kasse geben werden.
(J. Lestage: Les voleurs montrent de quel bois ils se chauffent, in: SUDOUEST, 01. 03. 2018)
Südwest-Frankreich in Weiß
Wie vorhergesagt, hat sich am letzten Februartag eine weiße Decke über den Südwesten Frankreichs gelegt und damit vielerorts für Staus und Stockungen im Straßenverkehr gesorgt, auch wenn die Schneehöhe im einstelligen Zentimeterbereich blieb.. Die Schneefälle haben im Süden im Baskenland begonnen und sind im Laufe des Tages immer weiter nach Norden vorgedrungen. Zum Spätnachmittag hin erreichte das Schneefallgebiet auch das Médoc und sorgte dort bei zunächst immer noch winterlich kalten Temperaturen dafür, dass sich allmählich eine dünne, aber doch geschlossene Schneedecke ausbildete. Die wird jedoch keinen Bestand haben, denn schon für die nächsten Stunden sind von Südwesten her wärmere Luftströmungen zu erwarten, die dem kurzen Intermezzo in Weiß eine schnelles Ende bereiten werden.
(Météo : un mercredi blanc dans le Sud-Ouest, in SUDOUEST, 28. 02. 2018, Abend-Ausg., Internet)
Stromimporte
Im Gefolge der aktuellen Kältewelle hat Frankreich am Morgen des 28. Februar 2018 exakt um 9.41h den höchsten Stromverbrauch dieses Winters registriert. Die Messgeräte verzeichneten einen Verbrauch von 95.817 Megawatt. Danach gingen die Werte leicht zurück, stiegen aber gegen 19.00 h noch einmal auf rund 95.000 MW an. Im vergangenen Jahr lag in den letzten Februartagen der Verbrauch um 30 – 40% unter den diesjährigen Werten. Aber auch in diesem Jahr waren die stark angestiegenen Verbrauchswerte kein Grund zur Sorge, denn aus dem europäischen Stromverbund konnten die aufgetretenen Spitzen problemlos besorgt werden. Dazu wurden am 28. Februar um 9.00h aus England 1.978 MW eingespeist, aus Belgien 2.283 MW, aus Deutschland 1.507 MW und aus Spanien 2.152 MW, so dass das französische Stromnetz nie in den roten Bereich geriet. Insgesamt hat Frankreich im Jahr 2017 an 52 Tagen Elektroenergie eingeführt, dabei im Jahresverlauf aber mehr Strom ausgeführt als importiert.
(L. Delatronchette: Vague de froid: pour répondre à ses besoins en électricité, la France fait appel à ses voisins, in: Le Figaro, 28. 02. 2018, 20.03h, Internet-Ausg.)
Februar 2018
Der Frühling kommt
Der Übergang vom Winter zum Frühling geschieht in Südwestfrankreich 2018 mit einigen Kapriolen, die sonst nicht zu beobachten sind. Erst gingen im Februar die Temperaturen auch im Südwesten in den Keller, nun verkünden die Meteorologen, dass vom 28. Februar an die Temperaturen mit einem Raketenstart in den Frühlingsbereich drehen werden. In der Region Nouvelle-Aquitaine wird das Quecksilber in wenigen Stunden um zehn, vielleicht sogar mehr Grade nach oben gehen. Ausgelöst wird der Temperaturanstieg von einer Südwestströmung, die relativ schnell die sibirische Kaltluft zurückdrängen wird. Vor dem Temperaturanstieg kann sich allerdings am 28. Februar noch der eine oder andere Schneeschauer ereignen, der jedoch den daran anschließenden Temperaturanstieg nicht aufhalten wird. Nach der zur Zeit maßgebenden Voraussage sind im Médoc nur leichte Schneefälle zu erwarten, die außerdem nur wenige Stunden liegen bleiben werden. Für Donnerstag, den 1. März, verkünden die Meteorologen für Bordeaux einen Temperatursprung auf 16° C, der wohl von vielen als Wiedergutmachung für die gerade überstandene Kältewelle empfunden wird. Ob das der endgültige Wandel zum Frühling ist, ist allerdings noch nicht ausgemacht.
(Sudouest.fr: Météo : on va passer de l’hiver au printemps en une semaine, in: SUDOUEST, 26. 02. 2018, Internet-Ausg.)
Tram in Kältestarre
Die Straßenbahn in Bordeaux wird mit Strom betrieben, was eigentlich unabhängig von den herrschenden Temperaturen funktionieren sollte. Dennoch gab es kurz vor dem bereits angekündigten Ende der aktuellen Kältewelle am Morgen des 27. September eine ganze Serie von Pannen, die den Straßenbahnbetrieb gründlich lahmlegten. Zuerst fiel die Linie C aus, dann die Linien A und B. Die Störungen konnten erst im Lauf des Vormittags behoben werden, so dass der morgendliche Berufsverkehr kräftig gestört wurde. Die Pannen traten dort auf, wo die Stromversorgung von der an sich recht temperaturfesten Oberleitung in die Stromversorgung über die Mittelschiene wechselt. Die Betreibergesellschaft erklärte, die Ursache der Probleme habe in den niedrigen Temperaturen gelegen, die die Umschaltung der Stromversorgung der Tram von der Oberleitung auf die Mittelschiene blockiert hätten. Erst als ein großes Aufgebot von Technikern in Marsch gesetzt worden sei, sei es schließlich gelungen, die Störung zu beheben und die Tram wieder ans Laufen zu bringen.
(Bordeaux : pannes en série sur le réseau de tramway à cause du froid, in: SUDOUEST, 27. 02.2018, 11,22h, Interet-Ausg.)
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Preisexplosion
Bordeaux ist eine attraktive Stadt, deren Bevölkerungszahl kontinuierlich ansteigt. Das ist ein von vielen Seiten begrüßter Zustand, der aber auch seine Kehrseiten hat. Eine davon zeigt sich auf dem Grundstücksmarkt, wo die Preise seit 2012 sich verdoppelt, in manchen Lagen sogar verdreifacht haben. Da in den letzten zehn Jahren die Baukosten um 38% ebenfalls kräftig angestiegen sind, was zu einem guten Teil allerdings auf neue Bauvorschriften zurückzuführen ist, ist es für Normalverdiener kaum noch möglich, im Stadtbereich Neubauten zu bezahlbaren Kosten zu errichten. Auch bei den Altbauten hat sich die Preisspirale kräftig nach oben in Bewegung gesetzt, denn dort haben in den letzten zehn Jahren die Preise um 44% angezogen. Da für Normalverdiener Kosten über 200.000 Euro pro Haus nicht tragbar sind, bleiben viele Bauwünsche unerfüllt oder die Interessenten gehen dort hin, wo die Baulandpreise noch nicht so hoch sind wie in Bordeaux. Dann muss man sich aber zwanzig und mehr Kilometer vom Kernbereich von Bordeaux entfernen und hat dann mit den nicht geringen Verkehrsproblemen zu kämpfen, wenn, was häufig der Fall ist, der Arbeitsplatz im inneren Stadtbereich von Bordeaux liegt. Das Problem der Grundstücks- und Baukosten ist relativ leicht zu beschreiben, nicht leicht sind jedoch Lösungen zu finden. Die Bauwirtschaft weist darauf hin, dass zur Zeit zwar jährlich noch rund 17.000 neue Häuser im Großraum Bordeaux gebaut werden, die in der Statistik jeweils etwa zwei Arbeitsplätze für ein Jahr bereitstellen, doch sieht es für viele im Bau beschäftigte Arbeitnehmer nicht gut aus. Wenn die Bautätigkeit schrumpft, nimmt auch die Zahl der angebotenen Arbeitsplätze ab, mit allen daraus resultierenden Konsequenzen.
(N. César: Bordeaux, en mal de terrains à bâtir, in: SUDOUEST, 20. 02. 2018)
Neue Radargeräte
Es gibt schon jetzt unter den Autofahrern auf französischen Straßen nur wenige, die für die Radargeräte neben der Fahrbahn freundliche Empfindungen hegen, doch wird dieses kleine Grüppchen weiter und rasant Sympathisanten einbüssen, wenn das neueste Radargerät, das zur Zeit in der Nähe von Marseille erprobt wird, flächendeckend zum Einsatz kommt. Dieses Gerät mit der zunächst unverfänglichen Bezeichnung Mesta Fusion kann Dinge, die bislang unvorstellbar erschienen. Es kann, zumindest auf dem Papier, bis zu 32 Fahrzeuge gleichzeitig überwachen, die auf bis zu acht verschiedenen Fahrspuren unterwegs sein dürfen. Dazu kann es mit seiner hochauflösenden Kamera Nummernschilder fehlerfrei aufnehmen und Fahrzeugtypen unterscheiden, so dass es möglich ist, Pkw und Lkw auseinanderzuhalten und deren oft unterschiedlich hohe zulässige Geschwindigkeit zu kontrollieren. Zusätzlich kann das neue Gerät feststellen, ob die zulässigen Mindestabstände zwischen Fahrzeugen eingehalten werden, ob ein Mobiltelefon am Steuer verwendet wurde, ob verbotswidrig rechts überholt wurde, ob eine Ampel bei rot überfahren wurde und ob der Sicherheitsgurt angelegt wurde. Wenn der Test mit dem ersten Gerät dieser Art erfolgreich verläuft, sollen zunächst die 40 Radargeräte im Departement Bouches du Rhône auf den neuen Gerätetyp umgerüstet werden. Das könnte schon 2018 passieren. Danach soll das neue Radargerät in ganz Frankreich zum Einsatz kommen. Dabei ist nicht entschieden, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist.
(Sudouest.fr: Vidéo. Ceinture, téléphone, vitesse… : un radar multi-fonctions en phase de test à Marseille, in: SUDOUEST, 22. 02. 2018 Abend-Ausg.)
Wasserflugzeugtreffen 2018 in Biscarosse
Der Ort Biscarosse hat in der Welt der Flieger einen besonderen Klang, denn hier wurden einst die Wasserflugzeuge der Firma Latécoère konstruiert und gebaut, die zu ihrer Zeit zum Leistungsfähigsten gehörten, was im Langstreckenflugbetrieb eingesetzt wurde. Ihre Blütezeit erlebten die Wasserflugzeuge und Flugboote aus Biscarosse in der Zeit, als die Überquerung der Ozeane große Herausforderungen an die Flugzeugbesatzungen und ihre Maschinen stellten, die nicht immer glücklich endeten. Heute werden Wasserflugzeuge nur noch für besondere Aufgaben oder in abgelegenen Weltgegenden eingesetzt, in denen landgestützte Flugzeuge keine ausgebauten Landemöglichkeiten finden. In Biscarosse hält man die Erinnerung an die Zeit, als der Ort ein frühes Drehkreuz des Langstreckenflugverkehrs war, auf mehrfache Weise am Leben. Zum einen gibt es dort ein gut bestücktes Museum mit zahlreichen gut aufbereiteten und präsentierten Exponaten auf der ehemaligen Basis Latécoère und zum anderen organisiert ein rühriger Verein im Einklang mit der Stadtverwaltung alle zwei Jahre ein Wasserflugzeugtreffen, das allerdings inzwischen auch andere Flugzeuge anzieht. Für 2018 wird es an zwei Tagen, dem Samstag, 9. Juni, und Sonntag, 10. Juni, ein reichhaltiges Programm geben, für das in Kürze eine detaillierter Zeitplan vorliegen soll. Angekündigt sind unter anderem die Patrouille de France, die beeindruckende Kunstflugstaffel der französischen Luftwaffe, die Équipe de Voltige der Armée de l’Air, Rafale, Canadair etc. Sie werden im Wechsel mit Flugzeugen aus der Vergangenheit auftreten, zu denen nach dem gegenwärtigen Stand der Planungen ein Flugboot vom Typ Catalina, ein Flugboot Grumman Albatros, eine DC 3, eine Bréguet 14 und andere gehören. Die Vorführungen sind kostenlos. Man kann sie am besten dort beobachten, wo die Sicht auf den See von Biscarosse frei ist. Da in unmittelbarer Nähe der Base Latécoère wenige Parkflächen verfügbar sind, organisiert die Stadt Biscarosse einen Zubringerverkehr mit Bussen, dem man sich anvertrauen sollte, wenn man nicht ein Fahrrad zur Verfügung hat. Wie bei solchen Ereignissen üblich, gibt es vor Ort ausreichend Möglichkeiten, sich mit Getränken und kleineren und größeren Mahlzeiten zu stärken.
(UM, 25. 02. 2018)
Zur Internetseite der Veranstalter: Klick
Zum Wasserflugzeug-Museum: Klick
Ein Bericht vom Wasserflugzeugtreffen 2010: Klick
Geschwindigkeitsbegrenzung wegen Feinstaubbelastung
Die Präfektur des Departements Gironde hat am Donnerstag, d. 22. Februar 2018, verfügt, dass wegen der über die zulässigen Normen angestiegenen Feinstaubwerte die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Kraftfahrzeuge auf allen Straßen des Departements außerhalb geschlossener Ortschaften um 20 km/ abgesenkt wird. Danach gelten auf allen Autobahnen, auf denen ansonsten 130 km/ erlaubt sind, 110 km/h, auf Steckenabschnitten, auf denen sonst 110 km/h zulässig sind, sind nur noch 90 km/h erlaubt und auf den Strecken, auf denen man sonst 90 km/h schnell sein darf, sinkt die Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h. Die Maßnahme ist zunächst unbefristet, sie wird erst aufgehoben, wenn die Messungen der Feinstaubwerte wieder „normale“ Werte ergeben. Bis dahin gelten die vorstehend genannten Werte, auch wenn neben der Fahrbahn andere Werte ausgeschildert sind.
(Sudouets.fr.: Pic de pollution en Gironde : la vitesse réduite de 20 km/h, in: SUDOUEST, 22. 02. 2018, 16.15h, Internet-Ausg.)
Ein Buch für rund zehn Millionen
Franz I., König von Frankreich von 1515 bis 1547, hat nicht nur die Grundlagen für die absolutistische Monarchie in Frankreich gelegt, sondern sich als Auftraggeber von Schlössern, z. B. Chambord an der Loire hervorgetan. In diesen Tagen wird die Erinnerung an ihn durch eine Aktion des Louvre zusätzlich belebt, denn die Leitung dieses größten französischen Museums organisiert derzeit den Ankauf eines besonders kostbaren Buches, das einst im Besitz Franz I. war. Dabei handelt es sich um ein Livre des heures, ein Gebetbuch also, das einst überaus aufwändig als Unikat hergestellt, zur Zeit im Besitz eines englischen Juweliers ist. Als dieses Stundenbuch für eine Ausstellung nach Frankreich kam, wurde nicht nur der Louvre darauf aufmerksam. Schnell eingeleitete Kontakte ergaben, dass das Buch bei einem entsprechenden Preis zu verkaufen war. Die geforderte Summe von 8 Millionen Pfund, rund 9 bis 10 Millionen Euro, überstieg die Möglichkeiten des Louvre beträchtlich, denn dort hatte man jährlich nur 4 Millionen Euro für Ankäufe zur Verfügung. Das schreckte die Leute vom Louvre jedoch nicht richtig, denn man hatte eine Idee, wie man das Geld zusammenbekommen könnte. So wurde eine Spendenaktion organisiert, die von potenten Gebern schnell so viel Geld zusammenbrachte, dass nur noch eine Million fehlte. Der Louvre legte nach und lud auch kleine Spender ein, einen Beitrag zu leisten, was auch geschah. Schließlich kamen auf diesem Weg noch einmal 1,4 Millionen Euro zusammen, die ausreichen sollten, um den Kauf zu sichern. Demnächst wird man das Stundenbuch Franz I. also im Louvre bewundern können, wobei davon auszugehen ist, dass die Neuerwerbung in einem werbewirksamen Rahmen an exponierter Stelle vorgestellt werden wird.
(O. Sarazin: Ce trésor de François Ier va pouvoir revenir en France, in: SUDOUEST, 18. 02. 2018)
Es wird nochmal richtig Winter
Wer im Südwesten Frankreichs ausprobieren will, ob es besser ist, wenn es grau, verhangen aber mild ist oder wenn es bei blauem Himmel knackig kalt wird, der hat Gelegenheit, das in den nächsten Tagen zu testen. Die Meteorologen sagen nämlich eine kräftige Kältewelle voraus, bei der es tagsüber viel Sonne geben wird, in den Nächten aber das Thermometer bis auf -8°C zurückgehen wird. Die Kältewelle wird am Donnerstag, dem 22. Februar ganz Frankreich überrollen und dort für einige Tage wetterbestimmend sein. Im Südwesten werden die tiefsten Nachttemperaturen erst am Wochenende erreicht, im übrigen Frankreich sind nächtliche Wert bis zu -11° schon vorher möglich. Die Meteorologen haben ermittelt, dass der Februar 2018 von Temperaturen begleitet war, die unter den langjährigen Durchschnittswerten liegen. Verantwortlich dafür ist im wesentlichen ein Kaltluftkorridor aus Nordosten, der in diesem Jahr länger bestanden hat als sonst.
(Sudouest.fr: Jusqu’à –8°C dans le Sud-Ouest : une nouvelle vague de froid attendue en fin de semaine, in: SUDOUEST, 20. 02. 2018, Internet-Ausg.)
Auf dem Rückflug
Seit dem 15. Februar werden im Südwesten Frankreichs große Schwärme von Kranichen beobachtet, die in Richtung Norden unterwegs sind. Sie bewegen sich damit auf einer Route, die sie nach einigen Etappen in ihre Brutgebiete im nördlichen Deutschland, in Polen und in Skandinavien bringen wird. Gestartet sind sie in ihren Überwinterungsquartieren in Spanien oder in der Nouvelle-Aquitaine, wo es z.B. in der Réserve naturelle von Cousseau seit mehr als dreißig Jahren in jedem Winter eine Kolonie von mitunter über 4.000 Kranichen gibt. Noch größere Winterkolonien werden auf französischem Boden mit bis zu 40.000 Vögeln bei Arjuzanx im Département Landes oder bei Captieux im Departement Gironde gezählt. Wenn jetzt die ersten Rückflüge beobachtet werden, bedeutet das nicht unbedingt, dass der Winter vorbei ist, auch wenn das viele Beobachter gern so sähen. Auslöser für die Flugbereitschaft der Kraniche ist in erster Linie die zunehmende Tageslichtdauer, doch gibt es wohl auch Rückwirkungen der Klimaerwärmung. Seit einigen Jahren wird registriert, dass die Rückflüge der Kraniche immer früher geschehen, wobei noch nicht geklärt ist, wieweit die Zunahme der Maisanbauflächen, auf denen Kraniche auf ihrem Weg immer leichter auskömmliche und energiereiche Nahrung finden, die früheren Rückflüge beeinflusst.
(H. Chassan: Dordogne : pourquoi les grues migrent déjà vers le nord, in: SUDOUEST, 19. 02. 2018, Abend-Ausg., Internet)
Kranichzüge über dem Euronat-Gelände: Klick
Die Gabare bleibt im Departement
Die Gabare Les Deux Frères, von deren betrüblichem Schicksal kürzlich berichtet wurde, bleibt im Departement Gironde. Sie wurde vom Verein Emmaüs Gironde für 22.400 Euro gekauft und damit erst einmal davor bewahrt, einem ungeklärten Schicksal entgegenzugehen. Der besondere Wert dieser Gabare, die als einer der letzten Überlebenden aus der Zeit übriggeblieben ist, als diese schlichten Lastensegelboote den größten Teil der Frachten auf der Garonne transportierten, besteht darin, dass sie veranschaulicht, wie und unter welchen Bedingungen in früheren Jahrzehnten Güter verschifft wurden. Die Les Deux Frères ist allerdings sehr heruntergewirtschaftet. Zur Zeit liegt sie 20 km von Bordeaux auf dem Trockenen. Eine genaue Untersuchung muss noch erfolgen, um festzustellen, was getan werden muss, um das Boot wieder flott zu machen. Die Mittel, die dafür erforderlich sind, werden im sechsstelligen Bereich liegen. Sie sollen durch Spenden hereingeholt werden, die zum Teil schon angeboten worden sind. Wie und wann dann die Aufarbeitung des Bootes erfolgen soll, ist allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen.
(Aude Boilley: La gabare restera en Gironde, in: SUDOUEST, 12. 02. 2018)
Bilder zu der Gabare: Klick
Solarenergie
Im Departement Lot-et-Garonne, das an die südostliche Grenze des Departements Gironde anschließt, soll auf einer Fläche von 1493 ha ein neuer Solarpark errichtet werden, für dessen Bau eine rund Milliarde Euro veranschlagt sind. Damit können bis zu 931 MW Strom erzeugt werden, so viel wie in einem Block des Atomkraftwerks bei Blaye. Die Fläche, auf der die Anlage errichtet werden soll, wird zur Zeit zu etwa zwei Dritteln landwirtschaftlich genutzt, doch sind die Böden so schlecht, dass sie permanent bewässert werden müssen und zudem einen hohen Düngerbedarf haben. Wenn die Bewässerung eingestellt wird, werden jährlich rund 2,8 Millionen Kubikmeter Wasser eingespart. Die Fertigstellung des neuen Solarparks ist für 2023 vorgesehen, wenn bis dahin die von den Projektmachern beklagte langwierige Genehmigungsprozedur überstanden sein wird. Nach der zunächst auf zwanzig Jahre berechneten Nutzung des Solarparks kann er zurückgebaut werden und die Fläche wieder für die Landwirtschaft oder Aufforstung genutzt werden..
(É. Vigueir: Le parc solaire qui valait 1 milliard, in: SUDOUEST, 16. 02. 2018)
Mangelware Schnee
Auch wenn es in anderen Gegenden Frankreichs reichhaltig schneit, bleibt der Südwesten meist schneefrei. Das geschah auch bei der Wetterlage Anfang Februar, bei der für 45 Departements Winterwarnungen ausgegeben worden waren. Der Hauptgrund dafür, dass es im Südwesten Frankreichs so wenig schneit, liegt in den Temperaturen, die in dieser Region durch den Einfluss des Ozeans für gewöhnlich milder sind als im übrigen Frankreich. Ein weiterer Faktor, der die Schneemengen klein hält, liegt in der Sonnenscheindauer, die für den Südwesten bei jährlich rund 2.200 Stunden liegt. In der von der Sonne am wenigsten verwöhnten Stadt, Charleville-Mézières sind es nur 1515 Stunden, in Paris 1661 Stunden pro Jahr. Die höchsten Werte für die Sonnenscheindauer in Frankreich werden in Korsika erzielt mit 2755 Std/Jahr. Auch Montepellier hat viel Sonne (2.668 Std/Jahr).
Trotz dieser Faktoren gibt es in größeren Abständen auch im Südwesten Winter mit reichlich Schnee, wie dies etwa 1938, 1956, 1986 und 1987 zu beobachten war. Viel häufiger sind im Südwesten im Winter aber ungewöhnlich milde Temperaturen. Nach Ansicht der Experten wird dies auch in Zukunft so bleiben, wobei durch die Klimaveränderungen der Trend eher nach oben gerichtet sein dürfte.
(D. Lherm: pourquoi il ne neige (presque) jamais en Gironde, in: SUDOUEST, 06. 02. 2018)
Reduzierte Fährpreise?
Bewohner des nördlichen Médoc klagen zu Recht darüber, dass sie weite Anfahrten in Kauf nehmen müssen, wenn sie Fachärzte oder spezielle Einkaufsmöglichkeiten nutzen wollen. Und sie ärgern sich nicht selten darüber, dass man mit dem TGV schneller von Bordeaux nach Paris gelangt als mit dem Auto oder der Bahn von Soulac nach Bordeaux. Dabei liegt Royan in erreichbarer Nähe, eine Stadt mit fast 20.000 Einwohnern, in der vieles von dem zu haben ist, wofür man sonst nach Bordeaux fahren müsste. Um nach Royan zu gelangen, muss man jedoch die Fähre nehmen, was für Fußgänger zu noch erträglichen Kosten möglich ist. Da man für vieles von dem, was man in Royan regeln kann, aber wegen der Entfernungen ein Auto benötigt, kommt man schnell auf Kosten deutlich über 50 Euro für Hin- und Rückfahrt. Hier setzt man nun an und bringt den Gedanken eines Sondertarifs für Bewohner des nördlichen Médoc ins Spiel, was für viele Einwohner von Soulac und Umgebung die Nachteile der geographischen Lage ihres Wohnortes mildern würde. Groß sind aber wohl die Chancen einer solchen Reduzierung nicht, denn die Fährgesellschaft macht unmissverständlich klar, dass die Fährlinie sich aus den Gebühren finanzieren muss, die sie über die Fahrpreise einnimmt, und da sei, so wird erklärt, keine Möglichkeit gegeben für Sonderpreise. Ob die Debatte damit schon ihr Ende findet, ist zur Zeit nicht ersichtlich. Unabhängig davon stellen die Fähren immer neue Beförderungsrekorde auf. Im letzten Jahr wurden mehr als eine Million Passagiere gezählt, die von Royan nach Le Verdon und umgekehrt übergesetzt haben. Wie viele von ihnen die Überfahrt gemacht haben, um in Royan Dinge zu erledigen, die sie im nördlichen Médoc nicht regeln konnten, ist nicht bekannt.
(V. Gascouat: Un bac moins cher pour désenclaver le Médoc ? in: SUDOUEST, 16. 02. 2018)
Sturm im Weinglas
Es gibt Dinge, die sagt man in den Weinbauregionen Frankreichs nicht, oder, wenn sie doch gesagt worden sind, dann überhört man sie. Wenn die amtierende Gesundheitsministerin Frankreichs sagt, dass es auf Dasselbe hinauslaufe, wenn man Whisky oder Wein trinke, dann erhebt sich jedoch ein Sturm der Entrüstung von mehr als mittlerer Stärke. Am 7. Februar 2018 ließ sich Agnès Buzyn, in deren Ressort alles fällt, was mit Gesundheit zu tun hat, zu der Aussage hinreißen, der Wein sei ein alkoholisches Getränk wie andere auch. Sie hätte wissen müssen, worauf sie sich einließ. Die Repliken folgten dann auch sofort und unerbittlich. Auf Twitter ließ sich Bernard Farges, der ehemalige Präsident des Conseil interprofessionnel des vins de Bordeaux (CIVB) mit einer regelrechten Schimpfkanonade hören, in der er der Ministerin vorwarf, sie setze kindlich einfältige Aussagen in die Welt. Andernorts hieß es, die Ministerin rühre an ein Tabu, und ähnlich von vielen Seiten. Die Ministerin ruderte daraufhin zurück und erklärte, sie habe sagen wollen, dass jede Art von Alkohol die menschliche Leber belaste, einerlei, in welchem Getränk der Alkohol enthalten sei, der abgebaut werden müsse. Sie habe jedoch nicht behauptet, dass der Alkoholgenuss keine kulturelle Seite habe, die mit Genuss verbunden sein könne.
Der SUDOUEST wandte sich daraufhin an seine Leser und fragte, ob man meine, dass der Wein ein Alkohol wie jeder andere sei. Die Antwort war deutlich: 57,8% der Antwortenden erklärten, der Wein sei kein alkoholisches Getränk wie alle anderen, 40,2% bejahten dies allerdings. Im Endeffekt wird wohl jeder mit sich und seiner Leber ausmachen müssen wie man zu der Frage steht.
(Sudouest.fr: Bordeaux : les propos de la ministre de la Santé hérissent la filière vin, in: SUDOUEST, 14. 02. 2018, 14.09h, Internet-Ausg.)
Entwarnung für das Grundwasser
Die Monate Dezember 2017 und Januar 2018 waren für die Bewohner der Nouvelle-Aquitaine gekennzeichnet durch Mengen von Regen und einen erheblichen Mangel an Sonnenstunden. Eine französische Redewendung sagt, „à quelque chose malheur est bon“, und die Regenbilanz für die beiden letzten Monate bestätigt diese Regel.
Am Ende des letzten Sommers war die Grundwassersituation nach zwei sehr warmen und dabei niederschlagsarmen Sommern katastrophal, so dass für die nähere Zukunft mit erheblichen Einschränkungen für die Verfügbarkeit und den Verbrauch von Wasser gerechnet werden musste. Mittlerweile sind diese Sorgen wie weggeblasen, denn die Messungen, die noch Ende Dezember zwar ein Ansteigen des Grundwasserspiegels, aber noch Werte unter dem Normalstand gemeldet hatten, haben im Januar deutlich ins Positive gedreht. Für ganz Frankreich wurden für Dezember und Januar 282,5 mm Niderschlag gemessen, die höchsten Werte seit dem Bestehen dieser Messungen. In Bordeaux wurden für die beiden Monate 284,5 mm abgelesen, im langjährigen Mittel kam man auf 193 mm. Alles in allem ist die Grundwassersituation in der Nouvelle-Aquitaine inzwischen nahe bei den Normalwerten, wobei stellenweise noch leichte Defizite in der Größenordnung von 5% festgestellt wurden. Trotz dieser insgesamt beruhigenden Entwicklung warnen die Behörden davor, im nächsten Sommer allzu sorglos mit dem Wasser umzugehen, da Engpässe jederzeit wieder eintreten können.
(O. Saint-Faustin: Fortes pluies dans le Sud-Ouest : une bonne nouvelle pour les nappes phréatiques in: SUDOUEST, 12. 02. 2018, Abend-Ausg., Internet)
Kirchenprobleme
Im Departement Gironde gibt es rund 500 Kirchen, die zum größten Teil Eigentum der Gemeinden sind, auf deren Boden sie stehen. Die Gemeinden stellen sie der katholischen Kirche zur Verfügung, die sie dann nach ihren Bedürfnissen nutzt. Nicht geklärt ist damit allerdings die Frage, ob und wie lange die Kirchentüren außerhalb der Messen geöffnet sind. Noch vor einigen Jahren war das kein Problem, denn die Kirchen waren in der Regel rund um die Uhr zugänglich. Seitdem in der jüngeren Vergangenheit mehrfach Kirchenräume verwüstet worden sind oder Diebstähle zu beklagen waren, steht man vor der Frage, wie zu verfahren ist. Konsens besteht darin, dass der Zugang zu den Kirchen prinzipiell gewährleistet werden muss, doch gibt es kein Patentrezept dafür, wie Räubereien und Wandalismusakte verhindert werden können. Die meisten Kommunen lassen die Kirchentüren verschließen, halten aber einen Schlüssel für die Kirchentüren in der Mairie bereit und händigen ihn interessierten Besuchern bei Bedarf aus. Meist sind an den Kirchen Hinweise darauf zu finden, wo die Schlüssel ausgeliehen werden können. Wenn das nicht der Fall ist, sollte man sich an das Sekretariat der zuständigen Mairie wenden.
(L. Douifi: Des églises difficiles à ouvrir, in: SUDOUEST, 12. 02. 2018)
Erdbeben in der Vendée
In der Nacht vom 11. auf den 12. Februar 2018 hat gegen 4 Uhr ein Erdbeben im Departement Vendée für Unruhe gesorgt. Der Erdstoß der Stärke 4,8 ließ, wie Augen- und Ohrenzeugen berichten, Hauswände wackeln und war von einem kräftigen Grollen begleitet, das sich so anhörte, als ob ein schwerer LKW ein Nachbargebäude gerammt hätte. Sichtbare Schäden hat das Beben nicht hinterlassen. Die Vendée gehört mit den Pyrenäen und den Alpen zu den Gegenden in Frankreich, in denen am häufigsten Erdstöße registriert werden. Das Beben vom 12. Februar war das stärkste seit 2016.
(Sudouest.fr: „Les murs tremblaient“ : séisme de magnitude 4,8 en Vendée cette nuit in: SUDOUEST, 12. 02. 2018, 8.10h, Internet-Ausg.)
Gegen Tempo 80
Eine Gruppe von französischen Senatoren hat sich am 8. Februar 2018 an Premierminister Édouard Philippe gewandt und ihn gebeten, die für den 1. Juli 2018 angekündigte Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h auf allen Straßen Frankreichs, deren Fahrbahnen nicht durch eine feste Mittelplanke getrennt sind, auszusetzen. Die Senatoren begründen ihren Wusch mit ihrer Absicht, eine umfassende Untersuchung der Problematik durchführen zu wollen, die ihnen angesichts des Widerstandes gegen das neue Tempolimit auf der Seite von Automobilisten und Motorradfahrern erforderlich erscheint. Da sich die Regierung recht deutlich auf Tempo 80 festgelegt hat, erscheint es wenig wahrscheinlich, dass die Initative deer Senatorengruppe zum Erfolg führt.
(Des sénateurs contre les 80 km/h, in SUDOUEST, 09. 02. 2018)
Umweltfreundlich gegen Prozessionsspinnerraupen
Zu den Dingen, über die sich im Médoc niemand freut, gehören die Prozessionsspinnerraupen, die in den ersten Monaten des Jahres auftreten und bei vielen Menschen, aber auch bei Hunden und Katzen, allergische Reaktionen auslösen. Die bislang üblichen Bekämpfungsmaßnahmen haben allesamt nur begrenzten Erfolg und sie sind zudem wegen der dabei verwendeten Gifte mit Begleiterscheinungen verbunden, die nicht unproblematisch sind. Dabei gibt es schon seit längerer Zeit Verfahren, um gegen die Raupen vorzugehen, die ohne Chemie auskommen. Und diesen Weg hat die Gemeinde Ludon-Médoc eingeschlagen. Dabei werden um die Stämme der Bäume, in denen sich Nester befinden, aus denen die Raupen zur Verpuppung auf den Boden herabsteigen, eng anliegende Manschetten aus Plastikfolie gelegt, die so beschaffen sind, dass die Raupen in diese Plastikhindernisse hineinkriechen und durch ein Röhrchen so gelenkt werden, dass sie in einen mit Erde gefüllten Bereich kriechen, der dann Endstation für die Raupen ist. Diese Plastikmanschetten werden nach einiger Zeit abgenommen und die in dem Erdabteil befindlichen Raupen dann vernichtet. Die Gemeinde Ludon-Médoc hat rund dreißig Bäume in der Nähe der Schule und des Gemeindeparks mit den beschriebenen Fangeinrichtungen ausgestattet, was Kosten von lediglich 800 Euro verursacht hat, weniger als bei jeder anderen Bekämpfungsmethode. Da das Verfahren wirklich ohne Umweltbelastung auskommt und zudem kostengünstig ist, ist zu wünschen, dass es viele Nachahmer findet.
(M. Jay: Piège écolo contre espèce invasive, in: SUDOUEST, 10. 02. 2018)
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„Wintersport“ auf der Dune du Pilat
Die Düne von Pilat am Bassin von Arcachon zählt zu den beliebtesten touristischen Zielen der Gegend, aber sie ist eigentlich kein Ort, der bei Wintersportlern einen hohen Bekanntheitsgrad hat. Es schneit dort nur alle fünf bis sechs Jahre, und das dann meist ärmlich und wenig ergiebig. In diesem Jahr gab es ausnahmsweise eine relativ geschlossene, wenn auch recht dünne, Schneedecke, die sofort ein paar Wintersportbegeisterte anzog, die von dem über 100 m hohen Dünenkamm eine Abfahrt wagten und sich dabei – natürlich und vielleicht unvermeidlich im Zeitalter der fast immer entbehrlichen Selfies – filmen ließen und das Resultat flugs ins Internet brachten. Das ist nun passiert und nicht mehr zurückzudrehen, aber für die Beteiligten ist die Angelegenheit damit noch nicht zu Ende. Was die nämlich nicht gewusst, und wenn doch, verdrängt haben, ist die Tatsache, dass jede Art von Sport und noch einiges mehr, was Spaß machen könnte, auf der Düne verboten ist. Diese Bestimmungen dienen vor allem dem Schutz der Düne, sollen aber auch allzu Waghalsige von Torheiten abhalten. Zuwiderhandlungen werden mit Bußgeldern in Höhe von 135 Euro belegt, die, davon ist auszugehen, allein aus Abschreckungsgründen diesmal auch eingezogen werden. Wer trotzdem in die Rolle des Nachahmungstäters drängt, muss dann wieder fünf bis sechs Jahre warten, weil es ja Schnne nur in großen Abständen gibt.
(D. Patsouris: Non, la dune du Pilat n’est pas une station de ski (et on vous dit pourquoi), in: SUDOUEST, 09. 02. 2018, édition du soir)
Die Kreuzfahrtschiffe werden umweltfreundlicher
2017 haben 57 Kreuzfahrtschiffe im Port de la lune angelegt, 2015 waren es 35. Und die Tendenz ist zunehmend. Alle, die vom Tourismus profitieren, sind über diese Zahlen erfreut, doch wer sich Gedanken um die Umwelt macht, ist es nicht gleichermaßen. Die großen Kreuzfahrtschiffe haben auch am Kai einen ungeheueren Energiebedarf. Sie lassen daher ihre Generatoren für die Stromerzeugung weiterlaufen, und das belastet die Umwelt in einer kaum vorstellbaren Weise. Bei Messungen, die auf deutschen Vorarbeiten basierten, hat die Association France Nature Environnement (FNE) ermittelt, dass ein großes Kreuzfahrtschiff so viel Feinstaubpartikel freisetzt wie eine Million Pkw, außerdem wird mehr als 3500 mal soviel Schwefel abgegeben. Die Erklärung liegt darin, dass die Schiffe billiges und umweltbelastendes Schweröl verbrennen, und das auch in den Häfen. Die Fraktion der Grünen im Stadtrat von Bordeaux hat, ausgehend von diesen Zahlen, eine Initiative gestartet, die bereits zu konkreten Maßnahmen geführt hat. Da man auf die devisenbringenden Schiffe und ihre ausgabefreudigen Passagiere nicht verzichten will, musste eine Lösung gefunden werden, die den Schiffen das Qualmen abgewöhnt. Das geht theoretisch relativ einfach, wenn man an den Anlegern leistungsfähige Stromanschlüsse installiert, die es den Ozeanriesen erlauben, ihre Motoren abzustellen. Wie zu erwarten, ist das nicht umsonst zu haben, aber die Kosten erscheinen im Verhältnis zum Nutzen angemessen. In der ersten Ausbaustufe werden im Port de la lune die Anleger Albert-Londres (gegenüber vom Skaterpark) und Ariane (Quai des Chartrons) mit Stromanschlüssen versehen. Die Arbeiten werden schon Anfang März 2018 begonnen und 2019 mit den Anlagen für weitere zwei Anleger abgeschlossen werden. Die Kosten werden sich auf rund 3 Millionen Euro belaufen, von denen Bordeaux-Métropole den Löwenanteil mit 2,3 Millionen schultern wird.
(É. Fontenau: A Bordeaux, les paquebots à quai vont bientôt couper les gaz, in: SUDOUEST, 06. 02. 2018, Édition du soir)
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Finger weg von Seehundwelpen
An den Stränden in Südwest-Frankreich, finden sich vor allem in den nördlichen Bereichen in dieser Jahreszeit an den Stränden immer wieder Seehundjunge, die vielfach falsche Reaktionen auslösen. Sie machen meist einen müden Eindruck, was durchaus normal ist und kein Grund zu besonderer Besorgnis sein sollte, denn nach einer Ruhepause am Strand finden die Jungen meist problemlos den Weg zurück ins Wasser, wo sie alles haben, was sie brauchen. Man sollte die kleinen Pelztiere auch deswegen in Frieden lassen, weil sie Raubtiere sind, die beißen können, wenn sie sich bedroht fühlen. Das ist wohl in der Regel der Fall, wenn sich ihnen ein Mensch nähert und sie sogar berührt. Außerdem können sie Krankheiten übertragen, im schlimmsten Fall die Tollwut, mit der nicht zu spaßen ist. Es ist auch nicht zweckmäßig, die jungen Seehunde zu füttern oder ihr Fell zu befeuchten. Das Beste ist es, die Tiere in Ruhe zu lassen. Insbesondere sollten Hunde daran gehindert werden, sich den Seehundjungen zu nähern. Nur wenn Verletzungen oder extreme Verschmutzungen zu beobachten sind, sollte das Meeresforschungsinstitut in La Rochelle angerufen werden, von dem dann das Erforderliche veranlasst wird. Tel. 05 46 44 99 10 oder 06 67 69 74 43.
(On ne touche pas aux bébés phoques ! in: SUDOUEST, 06. 02. 2018)
Winter in Frankreich
Der erwartete Kälteeinbruch ist in Frankreich tatsächlich eingetreten. Große Teile des Landes liegen unter einer geschlossenen Schneedecke bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt. In Paris wurde angekündigt, dass wegen der winterlichen Bedingungen der Zugang zum Eiffelturm vorübergehend gesperrt wird. Nachhaltige Auswirkungen auf den Straßen- und Schienenverkehr gab es in den nördlichen und östlichen Regionen, aber auch im Großraum Paris.
Auch im Südwesten hat es Schnee gegeben, allerdings in den dort üblichen kleinen Dosierungen, die gerade ausreichten, um den Erdboden weiß zu bedecken. Für wintersportlich Ambitionierte war das jedoch kein Angebot.
(Sudouest.fr. avec AFP: Neige et verglas : 28 départements en alerte, des transports fortement perturbés, in: SUDOUEST, 06. 02. 2018 Abendausg.)
Gabare zu verkaufen
Gabaren sind flachgehende, behäbige Lastensegelboote, die über lange Zeit den Gütertransport auf der Gironde besorgt haben. Obwohl sie für die offene See nicht geeignet waren, haben sie auf der Gironde das Rückgrat der Frachtschifffahrt auf kurzen und mittleren Distanzen dargestellt, wovon nicht zuletzt das Médoc profitiert hat, das vor dem Bau der Eisenbahn auf dem Landweg kaum Möglichkeiten hatte, Güter heranzuschaffen und abzutransportieren, einfach deswegen, weil die Verbingungen zu Lande fast nur aus unbefestigten Wegen und Pisten bestanden, die nur bei trockenem Wetter, und dann auch nur mit kleinen Lasten zu nutzen waren. Als seit der Mitte des 20. Jahrhunderts andere, leistungsfähigere Transportmittel sich durchsetzten, läutete das das Ende der Gabaren ein, die in relativ kurzer Zeit stillgelegt und abgebrochen wurden. Um der Nachwelt wenigstens ein Exemplar einer Gabare zu erhalten, kaufte des Departement Gironde im Jahre 2007 die „Les deux fréres“, die vorher in den Händen verschiedener Besitzer gewesen war, um sie der Nachwelt zu erhalten. Allerdings erfüllten sich die mit dem Kauf verbundenen Erwartungen nicht. Das Schiff war recht reparaturbedürftig, so dass es 2014 stillgelegt wurde. Angesichts der Ebbe in den Departementskassen unterblieben Sanierungs- und Erhaltungsreparaturen, so dass sich der Zustand des Bootes weiter verschlechterte. Schließlich entschloss sich das Departement, die Gabare zu versteigern. Als Startpreis wurden 22.800 Euro festgesetzt, dabei aber gleichzeitig darauf hingewiesen, dass der neue Besitzer sich auf Reparaturen in der Größenordnung von 250.000 bis 400.000 Euro gefasst machen müsste. Bislang gibt es noch kein Gedränge von potentiellen Bietern. Wenn es keine Gebote gibt, wonach es zur Zeit aussieht, geht die Gabare einem unbestimmten Schicksal entgegn, bei dem alles möglich ist, auch der Abbruch.
(Aude Boiley: Gironde : vend gabare, mauvais état, in: SUDOUEST, 4. 2 2018. 8.35h)
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Nie mehr Bußgelder
Wer schon einmal in Frankreich Bußgeld(er) gezahlt hat, weil er schneller fuhr als es die Polizei erlaubt, hat vielleicht die bis zu einem gewissen Grad verständliche Meinung, dass Geschwindigkeitskontrollen, insbesondere, wenn sie von Radarautomaten ausgeführt werden, eigentlich dazu da sind, die Staatskassen geräuschlos, aber wirksam zu füllen. Das ist offenbar auch der Polizei nicht verborgen geblieben, denn die Ordnungshüter haben eine Offensive gestartet, die die Automobilisten zu anderen Ansichten bringen soll.
Danach ist es gelungen, ein unfehlbares Verfahren zu entwickeln, mit dem der Knöllchenerwerb durch Automobilisten gegen oder unter Null tendieren müsste. Das Rezept, das die Polizei bewirbt, ist einfach und wirklich wirksam. Es besteht aus drei Ratschlägen:
1) Achten Sie auf die Schilder, die am Straßenrand verkünden, welche Geschwindigkeit Sie nicht überschreiten sollten.
2) Überprüfen Sie ständig die Werte, die Ihr Tachometer anzeigt.
3) Regulieren Sie Ihre Geschwindigkeit so, dass sie unter der auf den Straßenschildern angegebenen liegt.
Die Gendarmen schließen ihre Empfehlung mit der Feststellung, dass sie sich wundern, warum diese einfachen Rezepte bei vielen Autofahrern nicht bekannt sind.
Wenn man die Zahlen sieht, die die Statistiker für das Jahr 2017 veröffentlicht haben, wird klar, dass die Empfehlungen der Gendarmen keinen Hintergrund haben, der zu heiterer Gelassenheit aufruft. Nach den Erhebungen der zuständigen Behörden ist die Zahl der tödlich Verunglückten in Frankreich im Jahr 2017 zwar leicht auf 3.693 Personen zurückgegangen, doch hat sich die Zahl der Unfälle insgesamt, der Verletzten und der Krankenhausaufenthalte fühlbar erhöht. Es gibt also wohl gute Gründe den Empfehlungen der Gendarmen zu folgen. Und außerdem schont es die Urlaubskasse
(Sudouest.fr: Comment ne plus jamais payer d’amendes pour excès de vitesse ? in: SUDOUEST, 02. 02. 208, 10.42h, Internet-Ausg.)
Telefonieren im Auto
Zu den Möglichkeiten, in Frankreich Extrakosten beim Autofahren zu produzieren gehört das Telefonieren am Steuer, das, wenn man erwischt wird, 135 Euro kostet. Wer meint, er könne sein Auto anhalten und dann ungestört zum Mobiltelefon greifen, begeht jedoch meist einen kostenträchtigen Fehler. Wer z. B. an den Straßenrand fährt, den Motor abstellt und dann ans Telefonieren geht, hat Pech gehabt, wenn ihn ein Ordnungshüter beobachtet, denn dann gibt es sehr wahrscheinlich ein Bußgeld . Um hier auf der sicheren Seite zu sein, gibt es in einem derartigen Fall nur die Möglichkeit, das Auto abzustellen, auszusteigen und außerhalb des Autos zu telefonieren. Solange man nur am Straßenrand anhält und danach ohne weitere Umstände wieder losfahren könnte, gilt das Fahrzeug als nicht zum ruhenden Verkehr gehörig. Nur wenn man auf einen Parkplatz fährt, dort den Motor abstellt und telefoniert, gibt es keine Probleme. Das gilt übrigens auch für den Fall, dass ein Auto ein Panne erleidet und danach fahrunfähig wird. Dann darf der Fahrer zum Mobiltelefon greifen und einerlei, wo er gerade steht, telefonieren, ohne Zusatzkosten durch ein Bußgeld.
(J. Attal: Le téléphone en voiture est interdit, même à l’arrêt, in Le Figaro, . 02. 2018, 17.36h, Internet-Ausg.)
Angebote für Urlauber
Das Departement Gironde hat sich auf der Rangliste der am häufigsten von Touristen besuchten Regionen in Frankreich vom siebten auf den vierten Platz nach vorn gearbeitet. Dabei kommt sicher zugute, dass das Departement die zweitgrößte Zahl historischer Stätten in Frankreich aufzuweisen hat. Bei der Agentur Gironde Tourisme, die als zentrale Institution den Tourismus in diesem Gebiet fördert, ist man sich jedoch bewusst, dass man in scharfer Konkurrenz zu anderen Gebieten steht, die ebenfalls ihren Teil von den Erträgen des Tourismus abhaben wollen. Aus der Beobachtung der Gewohnheiten der Touristen bei der Vorbereitung ihrer Reisen weiß man, dass inzwischen sehr viele Ferienunternehmungen im Internet gestartet werden und aus diesem Grund hat man eine gründlich überarbeitete Internetseite angelegt, die thematisch orientiert, Vorschläge unterbreitet, die die Neugier und das Interesse von potentiellen Besuchern der Region wecken sollen. Zunächst werden vier Themenkomplexe dargestellt:
– Les châteaux forts du sud du département, – Flâner dans le Bordeaux UNESCO, – Déguster les vins sur la Route des Châteaux, – Jouer les ostréiculteurs.
Als Sprachen kann man zwischen Französisch und Englisch wählen, so dass auch Besucher mit schwächeren Französischkenntnissen zurechtkommen.
(É. Groyer: Gironde tourisme lance les vacances à thème, in: SUDOUEST, 01. 02. 2018)
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Es wird kälter
Bis jetzt ist über diesen Winter noch nicht viel Rühmliches zu berichten. Bis Ende November war es zu trocken, dann kamen teilweise sintflutartige Regenfälle, die die langjährigen Mittelwerte für Dezember und Januar deutlich übertrafen. Dabei bestand nahezu in ganz Frankreich ein Mangel an Sonnenscheinstunden. Wer wollte, konnte sich lediglich an den relativ milden Temperaturen für das entschädigen, was andernorts fehlte. Nun soll es allerdings winterlich werden. Für die ersten Februartage wird auch für den Südwesten ein Abknicken der Temperaturen in Minusbereiche angekündigt. Der Rückgang der Temperaturen soll sich bis zur Mitte der kommenden Woche noch verstärken. Für den Südwesten Frankreichs ist in den nächsten Tagen mit Nachttemperaturen um oder leicht unter dem Gefrierpunkt zu rechnen. Die Tageswerte werden zwischen 5 und 8 Grad Celsius liegen. Abgesehen von einem kurzen Gastspiel der Sonne am Freitag und eventuell am Sonntag wird das Wochenendwetter wenig erfreulich, bei kräftigen Winden, die von Nieselregen oder Schauern begleitet werden. Hinsichtlich der Temperaturen nähern sich die Werte an das langjährige Mittel an. Wie es weitergeht, ist im Moment noch nicht zu sagen. Wenn irgendwo davon gesprochen wird, dass der Februar ausnehmend kalt werden könnte, ist das von den Vorhersagemöglichkeiten her nicht abgesichert.
(A. T.: Météo : pic de froid et flocons de neige à partir de ce week-end en France, in: SUDOUEST, 01. 02. 2018, 12.47h, Internet-Ausg.)
Auf Wachstumskurs
Die französische Wirtschaft hat im letzten Jahr um 1,9% zugelegt und damit das höchste Wachstum seit sechs Jahren erreicht. Verglichen mit 2016, als ein Wachstum von 1,1% verzeichnet wurde, ist dies ein deutlicher Anstieg, von dem man hofft, dass er sich fortsetzen werde. Trotz aller Zufriedenheit rangiert die französische Wirtschaft immer noch unter den Durchschnittswerten der EU, die bei 2,5% liegen. Anlass zu Optimismus scheinen aber die Zahlen für das vierte Trimester 2017 zu geben, in dem eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts im 0,5% ermittelt wurde. Dabei wurde insbesondere hervorgehoben, dass die Zunahme bei den Investitionen der Unternehmen um 4,3% (nach 3,4% im Jahr 2016) und bei den privaten Haushalten um 5,1% (nach 2,4%) bald Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben werden. Nicht gut in dieses Bild passt jedoch die Tatsache, dass der Arbeitsmarkt nur zögerlich in eine Richtung dreht, die die Arbeitslosenzahlen nachhaltig reduzieren wird. Aber auch hier sind erste Anzeichen dafür zu erkennen, dass sich ein Trend zum Besseren ausbildet.
(AM. : La croissance française a décollé l’an dernier, in: SUDOUEST, 31. 01. 2018)
Januar 2018
Eine neue Internet-Seite
Mit der administrativen Neuordnung hat sich die Zahl der Gemeindeverbände im Médoc verringert, deren Größe aber hat zugenommen. Daraus ergeben sich Konsequenzen auch für die Verkehrsvereine, die bis dahin, personell und finanziell nicht immer üppig ausgestattet, aus ihren begrenzten Möglichkeiten das Beste gemacht haben. Seit der Formation der neuen Gemeindeverbände sind auch die Office de Tourisme zusammengefasst worden, was nach einigen Anlaufverzögerungen jetzt mehr und mehr sichtbar wird. Am letzten Donnerstag hatte die Communauté de communes Médoc Estuaire auf das Château Kirwan geladen, um dort in einem angemessenen Rahmen die neue Internetseite www.margaux-tourisme.com vorzustellen. Die Vorarbeiten für die neue Seite haben vor fünf Jahren begonnen, wobei das Schwergewicht der inhaltlichen Ausrichtung auf die Dinge gelegt wurde, die für Touristen, die einen Aufenthalt in der Region planen, ein möglichst umfassendes Informationspaket bereitstellen. Da dabei Wert darauf gelegt wurde, auch Sehenswürdigkeiten in den Blick zu rücken, an denen nicht mit der Gegend Vertraute leicht vorbeigehen ist eine Seite entstanden, die es verdient, dass man sie näher betrachtet.
( L.L.C.: Le site Internet dédié au tourisme est lancé,in: SUDOUEST, 30. 01. 2018)
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Schleusen im Médoc
Wer im Médoc unterwegs ist, wird nicht erwarten, dort Schleusen anzutreffen, und doch gibt es einige davon. Die werden zur Zeit überholt und auf den neuesten technischen Stand gebracht, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können. Die bestehen anders als bei den meisten sonstigen Schleusen nicht darin, der Schifffahrt dienstbar zu sein, sondern sie dienen in erster Linie dazu, den Wasserhaushalt der Seen, Teiche und Feuchtgebiete im Médoc zu regulieren. In früheren Zeiten, als diese Regulierungen noch nicht möglich waren, waren weite Regionen des Médoc , insbesondere im Bereich der hinter dem Dünengürtel gelegenen Seen und Feuchtgebiete fieberverseucht und damit für die menschliche Gesundheit gefährdend. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein insgesamt mehr als 50 km langer Kanal gegraben, der vom nördlichen See von Hourtin-Carcans durch den See von Lacanau zum Bassin von Arcachon führt, und im Zusammenhang mit diesem Entwässerungs- oder besser Wassregulierungsystem wurden insgesamt fünf Schleusen angelegt. Davon ist jetzt eine weitere bei Batejin nach sechsmonatigen Arbeiten für rund 730.000 Euro auf den neusten technischen Stand gebracht worden. Mit Hilfe der Schleusen ist trotz der kürzlichen erheblichen Niederschlagsmengen das Niveau des Sees von Lacanau auf einem Stand zwischen 13,2 und 13,3 m über Normalnull gehalten worden, während der Wasserstand des nördlicher gelegenen Sees von Carcans-Hourtin auf 14,2 m über Normalnull reguliert wurde.
(P. Vallade: La nouvelle écluse montre son efficacité, in: SUDOUEST, 26. 01. 2018)
Mauterhöhung
Zu den Dingen, die sich mit unschöner Regelmäßigkeit zu Beginn jedes Jahres in Frankreich ereignen, gehören die Erhöhungen der Mautgebühren auf den gebührenpflichtigen Straßen der Republik. Noch sind die Zahlen nicht offiziell verkündet, aber das, was das für gewöhnlich gut informierte Journal du Dimanche recherchiert hat, zeigt, dass die Autofahrer mal wieder zur Kasse gebeten werden. Die Mauterhöhung soll zum 1. Februar in Kraft treten und für die meisten Autobahnstrecken zwischen 1 und 2%, in einzelnen Fällen sogar bis zu 4%, betragen, wobei zu berücksichtigen ist, dass es keine Einheitspreise für die Maut gibt. Nach im Sommer 2017 angestellten Erhebungen haben sich die Mautgebühren in den letzten sechs Jahren um 5,3% verteuert, mithin stärker als die Inflationsrate. Den Rekord hält die A65 zwischen Pau und Langon, wo die Gebühren in diesem Zeitraum um 16,2% hochgeschnellt sind. Auf die letzten zehn Jahre gerechnet sind die Mautsätze um rund 20% gestiegen. Und sie werden weiter steigen.
(Les tarifs des péages autoroutiers vont augmenter le 1er février, in: SUDOUEST ECO, 27. 01. 2018, 22.54, Internet-Ausg.)
20 Jahre UNESCO-Weltkulturerbe
Die Basilika Notre-Dame-de-la-fin-des-terres in Soulac gehört zu den ältesten Bauwerken des Médoc, auch wenn sie im Laufe ihres Lebens einige Umbauten über sich ergehen lassen musste. Sie wurde 1998 im Zusammenhang mit dem Netz der Pilgerwege nach Santiago de Compostella als Weltkulturerbe in das Register der UNESCO aufgenommen.
In Soulac kümmert sich der Verein der Freunde der Basilika um dieses einzigartige sakrale Gebäude. Auf der kürzlich abgehaltenen Jahresversammlung des Vereins wurden die Dinge besprochen, die zum Erhalt der Kirche entweder schon eingeleitet worden sind oder noch begonnen werden sollen. Ganz oben auf dieser Liste steht die offizielle Einweihung der mit großem finanziellen Aufwand durchgeführten Aufarbeitung der Orgel, die nach der Neugestaltung der Place Aliénor vor der Basilika unumgänglich schien. Im letzen Jahr sind außerdem die Tür der Sakristei und die Eingangstreppe renoviert worden. Weiter ist der Zugang zur Kirche behindertengerecht umgebaut worden und die Beleuchtungsanlage ist auf moderne LED-Leuchten umgestellt worden. In diesem Jahr soll die Dacheindeckung ausgebessert werden und ebenso die Dachrinnen. Nicht aus dem Blick geraten ist auch das Vorhaben, die an der Kirche gefundenen Sarkophage, die in die Zeit der Merowinger zurückreichen, so herzurichten, dass sie ihrer Bedeutung entsprechend vorgezeigt werden können. Weitere kleinere Maßnahmen sind erforderlich, um die Fenster der Absiden vor Regenwasser zu schützen. Auch danach, da sind sich die Freunde der Basilika ganz sicher, werden weitere Reparatur- und Renovierungsarbeiten folgen, denn mittelalterliche Kirchengebäude sind eigentlich Dauerbaustellen.
(M. Caporal: Notre-Dame va fêter ses 20 ans à l’Unesco, in: SUDOUEST, 27. 01. 2018)
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Sperrung des Pont de pierre
Der Pont de pierre in Bordeaux, älteste Brücke über den Unterlauf der Garonne, ist seit dem 1.Juli 2017 für den privaten Autoverkehr gesperrt. Mit dieser Maßnahme sollte neben einer Reduzierung der Luftbelastung im Brückenbereich auch eine Schonung des in die Jahre gekommenen Bauwerks erreicht und die Durchführung der zum Erhalt der Brücke erforderlichen Arbeiten erleichtert werden. Die Sperrung war zunächst befristet bis zum Januar 2018, doch rechnete man allgemein damit, dass sie auf unbegrenzte Zeit ausgedehnt werden würde, zumal bekannt ist, dass der Bürgermeister von Bordeaux, Alain Juppé, diese Lösung favorisiert. Zur allgemeinen Überraschung wurde jetzt aber bekanntgegeben, dass die Entscheidung über den endgültigen Status des Pont de pierre auf den Sommer 2018 verschoben worden ist. Tatsächlich gibt es neben unbedingten Befürwortern der Sperrung auch entschiedene Gegner, die vor allem unter den Geschäftsleuten des rechten Garonneufers zu suchen sind, die nahezu einhellig berichten, dass ihre Umsätze seit der Brückenschließung dramatisch zurückgegangen seien. Nun soll in den nächsten Monaten eine ausführliche Untersuchung der Vor- und Nachteile der Sperrung durchgeführt werden, von der zur Zeit niemand eindeutig sagen kann, in welche Richtung die Entscheidung gehen wird.
(St. Dubourg Pont de pierre fermé jusqu’à l’été, in : SUDOUEST, 23. 01. 2018)
Zu nass
Seit zwei Monaten wird die Region Nouvelle-Aquitaine mehr als reichlich mit Niederschlägen versorgt. In Bordeaux sind seit Anfang Dezember rekordverdächtige 260 mm Regen gemessen worden. Damit ist die bis Ende November gehende Trockenheitsperiode beendet worden, in der rund 20 französische Departements unter Wassermangel litten. Mit dem Anschwellen der Niederschläge sind die bis dahin bestehenden Defizite aufgefüllt worden, doch sind die zuvor ausgetrockneten Böden so reichlich durchfeuchtet, dass die Wassermengen nicht mehr aufgenommen werden können, sondern in Bäche und Gewässer ablaufen, wo sie zu Überschwemmungen führen. Die in Bordeaux seit Anfang Dezember gemessenen 260 mm Regen sind mehr als das Dreifache der 80 mm, die im langjährigen Mittel verzeichnet wurden. Im Januar hat sich die Regenmenge zwar etwas abgeschwächt, sie liegt aber jetzt schon um 10 mm über den Normalwerten für den gesamten Monat, obwohl bis zum Monatsende noch zehn Tage vergehen werden. Die ungewöhnlich großen Regenmengen werden von einem Mangel an Sonnenscheinstunden begleitet. In Bordeaux, wo die Werte noch relativ gut sind, hat man seit dem 1. Januar 17 Stunden und 44 Minuten Sonnenschein gemessen, normal wären 62 Stunden. Ungewöhnlich ist auch die Häufigkeit der starken Stürme, von denen in den letzten Wochen vier gezählt wurden. Hinsichtlich der Temperaturen werden Werte registriert, die über den Mittelwerten liegen, was vielleicht als Trost für die Regenmengen und den Mangel an Sonnenschein genommen werden kann. Wie es weitergeht, weiß zur Zeit noch niemand, doch kündigen die Meteorologen an, dass man in der nächsten Zukunft keine ruhigen Hochdruckwetterlagen erwarten sollte.
(a:j:. La Pluie, manque de soleil : vers un record à Bordeaux ? in: SUDOUEST, 21. 01. 2018; 15.03h, Internet-Ausg.)
Dauerbrenner Le Signal
Die Eigentümer des Appartementhauses Le Signal in Soulac, das seit Anfang 2014 nicht mehr betreten werden darf, kämpfen weiter darum, eine angemessene Entschädigung dafür zu erhalten, dass sie ihre Wohnungen in dem Gebäude nicht mehr nutzen dürfen. Auf dem Weg durch die gerichtlichen Instanzen ist ihnen bislang eine angemessene Entschädigung verweigert worden, weil die Erosion, die in ihrem Fall Ursache für ihre Probleme ist, bisher nicht als unabwendbares Naturereignis eingestuft worden ist. Wäre das der Fall, dann hätten sie Anspruch auf Zahlungen aus dem sogenannten Barnier-Gesetz, das Entschädigungen für Franzosen vorsieht, die durch Naturgewalten wie z. B. Erdbeben oder Blitzeinschläge Einbußen erlitten haben. Sie haben sich aber inzwischen bis zum obersten französischen Verwaltungsgericht (Conseil d’État) durchgekämpft. Dort haben sie am 12. Januar dieses Jahres beantragt, ihren Fall an den Conseil constitutionnel zu überstellen, der als höchste Instanz in Frankreich über Verfassungsfragen entscheidet. Dem hat der Conseil d’État stattgegeben und erklärt, hier liege eine Question prioritaire de constitutionalité (QPC) vor, da geklärt werden müsse, ob die Nichtberücksichtigung der Schäden durch Erosion in dem sogenannten Barnier-Gesetz mit dem verfassungsmäßig garantierten Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz in Einklang zu bringen sei. Seit dem 17. Januar liegt der Fall nun bei den obersten Verfassungsrichtern. Wann dort eine Entscheidung fällt, ist derzeit noch nicht abzusehen. Die Anteilseigner hoffen, dass ihr Fall so entschieden wird, dass sie Leistungen aus dem Barnier-Gesetz erhalten können, sie wissen aber auch, dass für den Fall, dass der Conseil constitutionnel nicht in ihrem Sinne entscheidet, keine weitere Möglichkeit mehr besteht, ihre Ansprüche einzuklagen.
(Le Signal : le Conseil constitutionnel est saisi, in: SUDOUEST, 18. 01. 2018)
Neues aus Montalivet
Der Bürgermeister von Vendays-Montalivet, Pierre Bournel, nutzte beim diesjährigen Neujahrsempfang die Gelegenheit und zählte die Vorhaben auf, die in seiner Gemeinde im letzten Jahr verwirklicht worden sind, bevor er einen Ausblick auf die Dinge gab, die im soeben begonnenen Jahr ausgeführt werden sollen. Dazu zählt die Wiedereröffnung des Wohnmobilstellplatzes neben dem ehemaligen Camping municipal an der Avenue de l’Europe, von der man sich Einnahmen erwartet, die dem Gemeindehaushalt zugute kommen werden. Für weitere Einnahmen soll ein neues Baugebiet in Vendays sorgen, dessen Grundstücke in Kürze verkauft werden sollen, wobei besonders an junge und weniger finanzkräftige Familien gedacht werden wird. Weitergeführt werden soll der Umbau der ehemaligen Salle des Fêtes in Vendays, wo 14 Wohnungen entstehen werden, die so vermietet werden sollen, dass dabei Ältere und Jüngere zusammenwohnen werden. Für weitere Einnahmen zugunsten der Gemeinde soll der Verkauf von Grundstücken auf dem Gelände des ehemaligen Minigolfplatzes sorgen. Ähnliche Absichten werden mit der Erweiterung des Lotissement des pins verfolgt. Und schließlich soll die Neufestsetzung der Pacht für das CHM „au juste prix“ erfolgen, was für die Betroffenen wohl bedeuten wird, dass sie mehr zahlen müssen als bei den bisherigen Verträgen. Für Bürgermeister und Gemeinderat liegt darin nichts Verwerfliches, denn die seit zwei Jahren neu amtierende Gemeindeverwaltung hat sich die Reduzierung der Schulden, die von der vorhergehenden Verwaltung aufgehäuft worden waren, zur obersten Aufgabe gemacht.
(in : SUDOUEST, 22. 01. 2018)
Neuordnung der TV-Frequenzen
Am 24. 1. 2018 werden an vielen Fernsehgeräten im Department Gironde die bisherigen Programmplätze nicht mehr das zeigen, was man gewohnt war. Ursache dafür ist eine Neuverteilung der Frequenzen im Mobilfunkbereich, die dazu führt, dass die meisten Fernsehprogramme auf neue Plätze geschoben werden. Betroffen sind allerdings nur Fernsehgeräte, die ihre Signale über terrestrische Antennen empfangen. Wer seine Signale über Satelliten oder Kabel empfängt, hat keine Veränderung zu erwarten. Die von der Neusortierung betroffenen Fernsehempfänger müssen lediglich einen neuen Programmsuchlauf starten, bei dem dann von ihrem Gerät die neuen Programmplätze ermittelt und gespeichert werden. Diese neuen Frequenzen bleiben dann gültig, bis irgendwann wieder mal Programmplätze verschoben oder neu belegt werden.
(pourquoi il faudra réinitialiser sa télé demain, in: SUDOUEST, 22. 01. 2018)
Fehlschlag
Das Médoc ist von einem planmäßig angelegten Netz von Feuerschneisen durchzogen, die eigentlich nur von der Feuerwehr mit motorisierten Fahrzeugen befahren werden dürfen. Tatsächlich tummeln sich aber oft und lautstark Quads und Geländemotorräder auf diesen Pisten und sorgen nicht nur wegen der Lärmbelästigung für Unmut bei Anwohnern und Ordnungshütern. Um hier ein Exempel zu statuieren, wurde am Sonntag, dem 14. Januar, eine Anzahl von Angehörigen der Gendarmerie und der lokalen Polizei von Macau zusammengezogen, um dem unbotmäßigen Treiben ein Ende zu bereiten. Die Strafen, die erwischte Missetäter zu spüren bekommen, sind beträchtlich. Im günstigsten Fall sind es 135 Euro für die unerlaubte Benutzung der Pisten der DFCI (Défense des Forêts Contre l’Incendie), wenn andere Dinge hinzukommen, wie etwa fehlende Führerscheine oder Versicherungen, erhöhen sich die Strafen beträchtlich. Im äußersten Fall können die Fahrzeuge eingezogen und zerstört werden. Dazu kam es jedoch nicht, denn es schien, als hätten diejenigen, die die Gendarmen erwischen wollten, Wind von der Aktion bekommen und wären zu Hause geblieben. Bei der Gendarmerie ist man dennoch nicht ganz unzufrieden, denn man geht davon aus, dass die Polizeiaktion als Warnsignal verstanden worden ist. Auf jeden Fall wird man aber künftig häufiger die verbotenen Pisten kontrollieren.
(M. Jay: À la poursuite des motos et des quads, in: SUDOUEST, 16. Januar 208)
Neue Straßenbahnzüge
Die neue Straßenbahn in Bordeaux verkehrt seit nunmehr 11 Jahren, so dass es nicht verwunderlich ist, dass der Fahrzeugpark allmählich Alterserscheinungen zeigt. Da außerdem die Erweiterungsarbeiten an der Linie C bald abgeschlossen sein werden, müssen neue Fahrzeuge angeschafft werden. Die sollen bis 2019 geliefert werden von der Firma Alstom, die auch die bisher eingesetzten Fahrzeuge hergestellt hat. An der Produktion sind mehrere Alstom-Standorte beteiligt: La Rochelle für Planung und Endmontage, Omans für die Motoren, Le Creusot für die Drehgestelle, Tarbes für die Antriebsysteme, Villeurban für die Elektronik und Vitrolles für die Stromversorgung, die entweder über die Oberleitung erfolgt oder, im inneren Stadtbereich, über eine zu- und abschaltbare Mittelschiene zwischen den Gleisen. Die neuen Triebzüge können bis zu 300 Passagiere befördern, sie sind klimatisiert und mit einem Bild- und Tonsystem zur Information der Fahrgäste ausgerüstet. Die Bestellung der neuen Fahrzeuge erfolgte bereits 2011. Dabei wurde ein Preis pro Einheit von 3 Millionen Euro vereinbart. Nach der Lieferung der neuen Einheiten wird der Fahrzeugpark der Verkehrsbetriebe in Bordeaux der größte in Frankreich sein. Auch bei der Länge der Streckennetze steht Bordeaux an der Spitze.
(La construction des trams, in: SUDOUEST, 16. 01. 2018)
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Aufschwung
Fast zehn Jahre lang zeigten die Indikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung in Frankreich nach unten oder stagnierten, jetzt scheint der Aufschwung zu kommen. 51% der Franzosen sagen, dass 2017 positiv für sie verlaufen ist, und 59% erwarten, dass 2018 noch besser für sie werden wird. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts für das laufende Jahr wird auf nunmehr 1,9% geschätzt, nachdem man anfangs nur von einer Steigerung um 1,6% bis 1,8% ausgegangen war. Der Index für die geschäftlichen Erwartungen der Unternehmer hat von 84,9 im Oktober 2012 auf 112,1 im Dezember 2017 zugelegt.
Auf dem Arbeitsmarkt sieht es aber immer noch relativ düster aus. Ende November 2017 wurden in Frankreich immer noch 3,45 Millionen Arbeitssuchende gezählt, die Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat lag bei nur -0,1%. Damit lag die Arbeitslosenquote immer noch bei 9,7% im dritten Trimester 2017, doch erwarten die Experten auch hier eine Trendwende zum Besseren. Sie gehen davon aus, dass die Arbeitslosenzahl auf 9,4% bis Mitte 2018 zurückgehen wird. Damit bleibt Frankreich zwar über dem europäischen Mittelwert, aber der seit Jahren scheinbar unveränderbare Stand zeigt nunmehr doch nach unten.
(P. Tillinac: Les raisons de croire que la France va mieux, in: SUDOUEST, 16. 01. 2018)
Bahnübergang in Lesparre
Auf dem niveaugleichen Bahnübergang an der Route de Bordeaux am Ortsausgang von Lesparre hat sich am Morgen des 18. Januar 2018 ein schwerer Unfall ereignet. Ein Pkw, der aus noch ungeklärten Gründen auf den Schienen zum Stehen gekommen war, wurde von einem Triebwagen erfasst und zur Seite geschleudert. Der Fahrer wurde durch den Aufprall aus seinem völlig zerstörten Wagen katapultiert und so vor möglicherweise schlimmeren Schäden bewahrt. Er musste aber dennoch ins Krankenhaus gebracht werden, wo er, obwohl seine Verletzungen nicht lebensbedrohlich sind, behandelt wurde. Über die Ursachen der Kollision gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse, doch wurde der Bahnverkehr unterbrochen. Die rund 20 Reisenden des Unfallzuges wurden mit einem Bus weiterbefördert. Der Triebwagenführer wurde ausgewechselt, wie dies bei derartigen Vorfällen üblich ist. Nach den erforderlichen polizeilichen Untersuchungen wurde der Bahnverkehr wieder freigegeben.
(Fl. Moreau: Médoc : une voiture percutée par un TER, le conducteur éjecté, in. SUDOUEST, 18. 01. 2018, 14.23h, Internet-Ausg)
Platzbedarf
Man sollte annehmen, dass in Frankreich die Errichtung von Photovoltaikanlagen namentlich in den Regionen, die von den klimatischen Voraussetzungen dafür geeignet sind, begrüßt und ohne große Umstände gefördert wird, zumal man auch dort nach unproblematischen und umweltfreundlichen Wegen für die Energiegewinnung sucht. Als jetzt die EDF mit Planungen an die Öffentlichkeit trat, die für den Zeitraum bis 2035 den Bau von Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von zusammen rund 30 Gigawatt ankündigten, gab es allerdings eher bedenkliche Gesichter und zurückhaltende Reaktionen, die erwarten lassen, dass es schwierig sein wird, die für die geplanten Anlagen benötigten 25.000 bis 30.000 ha Fläche zu bekommen. Die in der Regel bestehenden Flächennutzungspläne könnten zwar theoretisch geändert werden, um Photovoltaikinstallationen zu ermöglichen, doch ist die Bereitschaft, das zu tun, gering und meist nur zu erreichen, wenn Kompensationsflächen angeboten werden, die als Ausgleich für die mit Solarpanelen bedeckten Flächen aufgeforstet werden. Inzwischen wird verlangt, dass für einen Hektar Fläche, der für eine Photovoltaikanlage verbraucht wird, zwei oder mehr Hektar aufgeforstet werden müssen, was naturgemäß nicht ohne Probleme geschehen kann. Als Ausweg wird den Stromerzeugern vorgeschlagen, bereits nicht mehr land- oder forstwirtschaftlich zu nutzende Flächen wie Parkplätze oder Dächer für die Aufstellung der Anlagen zu nutzen, was jedoch kaum dazu führen wird, dass die geplante Ausweitung der Solarstromerzeugung in naher Zukunft und in großem Stil erfolgen kann.
(J.-D. Renard: Centrales solaires cherchent terrains à aménager, in: SUDOUEST, 15. 01. 2018)
Reggae Sun Ska 2018
Nachdem klar wurde, dass das Reggae Sun Ska-Festival an den Standorten der letzen drei Jahre am Stadtrand von Bordeaux nicht mehr gern gesehen wurde, haben die Veranstalter nach Alternativen gesucht und sie auch gefunden. Die nächste Auflage des Festivals, das 2017 70.000 Besucher angezogen hat, wird wieder im Médoc stattfinden und zwar bei Vertheuil. Das Datum des Festivals, keine Überraschung, ist das erste Augustwochenende, vom 3. bis zum 5. August. Bis dahin werden die Veranstalter noch Informationen nachreichen, damit die diesjährigen Besucher auch wirklich dort ankommen, wo sie hinwollen.
(J.Lestage : Gironde : le festival Reggae Sun Ska repart dans le Médoc, in SUDOUEST, 16. 01. 2018, 12.21h. Internet-Ausg.)
130 Millionen
2017 war für den Flughafen Bordeaux-Mérignac das bisher erfolgreichste Jahr seit dem Beginn des Betriebs. Damit man unter allen Umständen in der Erfolgsspur bleibt, will die Betreibergesellschaft küntig weiter kräftig investieren. Im Zentrum steht dabei der Bau eines Terminals, das die bestehenden Terminals A und B verbinden soll. Die Planung und Finanzierung ist längst abgeschlossen, aber die Bauarbeiten haben noch nicht begonnen. Trotzdem werden schon weitere Projekte geschmiedet, die in den nächsten sechs Jahren mit einem Investitionsvolumen von 130 Millionen Euro den Flughafen noch attraktiver machen sollen. Angestoßen wurden diese Vorhaben vom Rückgang der Passagierzahlen zwischen Paris und Bordeaux um 7,5%, der eingetreten war, nachdem die Hochgeschwindigkeitsverbindung der Bahn Anfang Juli 2017 ihren Betrieb aufgenommen hatte. Dass mit diesem Rückgang des Passagieraufkommens zwischen Bordeaux und Paris die absoluten Zahlen der Reisenden für Mérignac nicht eingebrochen sind, lag an der Steigerung auf den internationalen Verbindungen und an der weiteren Zunahme im Billigfliegerbereich, der inzwischen 3,1 Millionen Passagiere zählt und 50% der Gesamtzahlen ausmacht. In der nunmehr auf sechs Jahre ausgelegten Planung für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Mérignac ist die Erweiterung und Modernisierung der Terminals A und B enthalten ebenso wie der Bau des die beiden Bereiche verbindenden neuen mittleren Terminals, der jedoch erst 2023 fertiggestellt werden wird, weil man die Baumaßnahmen revidiert hat, um sicherzustellen, dass der Flughafen während der Arbeiten nicht geschlossen werden, sondern voll funktionsfähig bleiben soll.
(St. Dubourg: Un plan d’avenir à 130 millions, in : SUDOUEST, 13. 01. 2018)
Hafen Bordeaux
Der Hafen von Bordeaux, zu dem sieben Zonen gehören, die sich von Le Verdon bis zum Port de la lune ausdehnen, wird bald aus der Regie des Staates in die Zuständigkeit der Region Nouvelle-Aquitaine überwechseln. Danach werden nur noch die Häfen von Le Havre, Dunkirchen und Marseille direkt vom französischen Staat gesteuert, weil deren Bedeutung und ihre Anbindung an die Welthandelswaeg deutlich höher eingeschätzt wird als die der Häfen von La Rochelle, Bordaux oder Bayonne in der Region Nouvelle-Aquitaine. Für den Hafen von Bordeaux und seine verschiedenen Standorte könnte sich daraus eine bessere Ausrichtung am Hinterland der jeweiligen Hafenanlage ergeben, wovon besonders der in den letzten Jahren arg vernachlässigte Hafen von Le Verdon profitieren könnte. Ob das wirklich geschieht, und wann dann vielleicht der Hafenbetrieb in Le Verdon wieder anfängt, ist zur Zeit aber noch nicht kalkulierbar. Noch nicht geklärt ist auch die Frage, wer künftig die Kosten für die Freihaltung des Zugangs zum Hafen von Bordeaux tragen wird. Um die Fahrrinne auf der Tiefe zu halten, die für große Seeschiffe erforderlich ist, müssen jährlich rund 9 Millionen Tonnen Ablagerungen ausgebaggert werden, was Kosten in Höhe von rund 14 Millionen Euro verursacht. Die Umschlagleistung der verschiedenen Hafenzonen von Bordeaux liegt derzeit noch bei 8,5 Millionen Tonnen jährlich, in einer eher abnehmenden Tendenz.
(J. Lestage: Le port pourrait passer de l’État à la Région, in: SUDOUEST, 12. 01. 2018)
Entscheidung für Le Signal?
Die Eigentümer des Appartementhauses Le Signal in Soulac leben immer noch in der Ungewissheit, ob sie für ihre Besitzanteile an dem Gebäude, das wegen seiner prekären Lage am Rand der Düne seit Anfang 2014 weder bewohnt noch betreten werden darf, eine Entschädigung bekommen, die sich am einstigen Wert ihres Besitzes orientiert oder ob sie mit einer Summe abgefunden werden, die kaum 10% des einstigen Wertes ausmacht. Nach einem langen Zug durch die zuständigen Gerichtsinstanzen, die bisher die Ansprüche der Eigentümer zurückgewiesen haben, ist die Entscheidung nunmehr in die Zuständigkeit des Conseil d’État gelegt worden, der in etwa dem entspricht, was in Deutschland als Bundesverwaltungsgericht bezeichnet wird. Der Conseil d’État hat die Frage zu entscheiden ob das, was den Eigentümern des Appartementhauses Le Signal widerfahren ist, Folge eines nicht vorhersehbaren Naturereignisses ist. Wird die Frage bejaht, haben die Eigentümer Anspruch aus einem Gesetz, die sogenannte Loi Barnier, das ihnen eine auskömmliche Entschädigung verschaffen wird. Der Conseil d’État hat die ihm vorgelegte Frage zwar angenommen, doch ist damit noch nichts über das Urteil gesagt. Noch müssen die 75 Besitzer der stillgelegten Wohnungen warten, aber der Spruch des Conseil d’État ist für Ende Januar 2018 angekündigt.
(L’immeuble le Signal devant le Conseil d’État, in: SUDOUEST, 12. 01. 2018 und : J. Lestage : Le long calvaire des copropriétaires du Signal, in : SUDOUEST, 13. 01. 2018)
Photovoltaik
Bei Hourtin ist kürzlich eine weitere Photovoltaik-Anlage in Betrieb genommen worden, die auf einer Fläche von ungefähr 70 Hektar eine elektrische Leistung von 41 MW hat, was ausreicht, um 20.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Die bei Hourtin erzeugte Energie wird an die französische EDF geliefert und in das nationale Netz eingespeist. Der neue Solarpark ist geplant und finanziert worden von der in München ansässigen BayWa.re, die seit 25 Jahren Solarstromanlagen betreibt und mittlerweile 1.300 Angestellte beschäftigt. Als Besonderheit wird für die Anlage bei Hourtin ein Lehrpfad eingerichtet, der eine Fülle von Informationen rund um den Solarstrom bereithält und sich sowohl an interessierte Erwachsene als auch an Schülerinnen und Schüler richtet. Mit der Eröffnung der Anlage wir dort ein Schäfer mit einer Herde Schafe aktiv, um zu verhindern, dass die Solarmodule überwuchert und damit in der Leistungsfähigkeit gemindert werden.
(R. Boivinet : Mise en service du parc photovoltaïque, in : SUDOUEST, 12. 01. 2018)
Schwerelos
Thomas Pesquet ist in Frankreich eine Berühmtheit Er verdankt seine Popularität seiner Laufbahn als Astronaut, denn er verbrachte vom 17. November 2016 bis zum 2. Juni 2017 einige Monate in der Internationalen Raumstation, wo er die Schwerelosigkeit ausführlich kennenlernte. Bald können auch Neugierige ohne Astronautenausbildung dieses Phänomen erfahren, wenn sie einen Flug in dem speziell ausgerüsteten Airbus A310 ZeroG der in Bordeaux-Mérignac angesiedelten Gesellschaft Novespace buchen. Und dabei haben sie bald die Chance, dass am Steuerknüppel ihres Flugzeugs Thomas Pesquet sitzen wird, der derzeit eine Einweisung auf diesem Flugzeug erhält, die für ihn kein Problem sein wird, da er vor seiner Astronautenzeit als Pilot auf dem Airbus A320 eingesetzt war. Neu wird für ihn vor allem sein, dass er bei den Flügen, die die Erfahrung der Schwerelosigkeit vermitteln, sein Flugzeug in einer langen Parabel halten muss, in deren oberem Scheitelpunkt die Insassen für einige Sekunden schwerelos sein werden. Wer sich diese Erfahrung verschaffen will, muss allerdings für den Flug 6.000 Euro aufbringen, denn eigentlich sind die Flüge der Gesellschaft Novespace für wissenschaftliche Experimente oder die Ausbildung von Astronauten bestimmt. Zivile Fluggäste werden nur mitgenommen, wenn dafür Platz ist.
(P. Rabiller : Thomas Pesquet rejoint Novespace à Mérignac, in: SUDOUEST, 11. 01. 2018)
Tempo 80 etc.
Nach den vorbereitenden Ankündigungen von französischen Regierungsmitgliedern war das, was Premierminister Édouard Philippe am 9. Januar verkündete, keine Überraschung mehr, doch werden die Autofahrer auf Frankreichs Straßen wohl eine längere Zeit brauchen, bevor sie die neuen Regelungen so verinnerlicht haben, dass sie damit reibungslos zurechtkommen. Die erste und in den letzten Wochen aus verschiedenen Richtungen am lautstärksten kritisierte Neuerung betrifft die Herabsetzung der zulässigen Geschwindigkeit auf zweispurigen Straßen ohne feste Fahrbahntrennung auf 80 km/h. Die neue Höchstgeschwindigkeit gilt ab 1. Juli 2018.
Neu ist auch die Verschärfung des Handyverbots beim Autofahren. Wer bei einem Verstoß gegen die geltenden Verkehrsgesetze erwischt wird und dabei ein Mobiltelefon in der Hand hat, muss von nun an damit rechnen, dass sein Führschein eingezogen wird.
Teuer wird es auch für Autofahrer, die wiederholt mit unzulässig hohen Alkoholwerten im Blut aufgefallen sind. Die müssen demnächst eine Apparatur in ihr Auto einbauen lassen, díe nach einer Kontrolle der Atemluft das Starten eines Autos verhindert, wenn derjenige, der in das Kontrollgerät geblasen hat, mehr Alkohol im Blut hat als der Gesetzgeber erlaubt.
Und noch in einem vierten Bereich werden die Zügel angezogen, nämlich da, wo es um den Schutz von Fußgängern im Straßenverkehr geht. Autofahrer, die die Rechte der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer nicht respektieren, sollen deutlich härter bestraft werden als bisher. Die ersten Reaktionen auf die Ankündigungen des Premierministers sind nicht einheitlich. Nicht einzuschätzen ist derzeit, was die Gegner der soeben verkündeten Maßnahmen unternehmen werden, um ihrem Unmut Luft zu machen.
(B. Dive: Édouard Philippe tape fort, in: SUDOUEST, 10. Januar 2018)
Schlecht für Parksünder
Es gibt vieles, worüber sich Autofahrer in Frankreich mehr oder weniger regelmäßig ärgern. Ziemlich weit oben auf der Skala der Aufreger rangiert alles, was mit dem Parken im Innern von Städten zusammenhängt. Das Problem ist alt, doch wurde es bisher dadurch entschärft, dass kaum 40% der Autofahrer die fälligen Parkgebühren zahlten oder die 17 Euro entrichteten, die ihnen per Bußgeldbescheid für unzulässiges Parken aufgebrummt wurden. Seit dem 2. Januar 2018 gilt für diese Dinge in Frankreich eine neue Regelung, die den Gemeinden freistellt, wieviel Geld sie Autofahrern abknöpfen, die sich nicht an die geltenden Parkregelungen halten oder die an ihren Autos befestigten Knöllchen schlicht ignorieren. Obwohl die neue Regelung noch recht jung ist, kann schon jetzt festgestellt werden, dass die neue Gebührenordnung für Falschparker in Höhen aufgestiegen ist, die sich nur noch wenige leisten können. Den vorläufigen Spitzenreiter gibt dabei die Stadtverwaltung von Lyon ab, die von jedem Falschparker von nun an 60 Euro einkassieren will. In Angoulême kommt man mit 50 Euro nicht viel billiger davon, in Bordeaux wird man je nach Zone um 30 bis 35 Euro erleichtert, was immer noch eine Verdoppelung der Beträge bedeutet, wenn man die noch bis zum Jahresende gültige Gebührentafel zugrundelegt. Angesichts der offensichtlichen Gebührenexplosion macht es Mühe, darin Freundliches zu erblicken, doch kann man für Bordeaux eine eindeutige Empfehlung geben: Nutzen Sie die Straßenbahnen, fahren Sie zu einer der Endstationen und lassen Sie Ihr Auto dort stehen. Es lohnt sich wirklich, denn es schont Portemonnaies und Nerven. Und Zeit spart es auch.
(S. Cottin : PV de stationnement : comment les villes font flamber les tarifs, in: SUDOUEST, 5. janaur 2018, Abend-Ausg.)
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Harte Zeiten für die Strände
Die erste Januarwoche brachte für die Strände des Médoc viele und starke Belastungen, die nicht spurlos an den Stranddünen vorübergegangen sind. An erster Stelle der belastenden Faktoren rangierte die stürmische Wetterlage mit Böen in Orkanstärke aus Richtung Nordwesten, die ziemlich frontal auf die Küste prallten. Dazu kamen hohe Koeffizienten bis über 100, die die Fluthöhe um rund einen Meter gegenüber Fluten mit niedrigeren Koeffizienten ansteigen ließen. Und schließlich wurden ungewöhnlich hohe Wellen von den Stürmen von weit her gegen die Küsten getrieben, die das durch die Koeffizenten bewirkte Anschwellen der Flut noch beträchtlich verstärkten. Alles zusammen führte dazu, dass die Stranddünen an vielen Stellen des Médoc nach diesen Ereignissen aussehen wie eine Steilküste, was bei der sandigen Beschaffenheit der Düne natürlich dazu führt, dass in kurzer Zeit große Mengen Sand abrutschen, die Dünenkante damit landeinwärts verschoben wird und damit wieder ein kleiner oder manchmal auch größerer Schritt der Erosion zu registrieren ist. Besonders deutlich ist diese Entwicklung in dem zur Gemeinde Vensac gehörenden Strandabschnitt zwischen Montalivet und Euronat zu sehen, wo die Dünenkante weiter in Richtung der strandnahen Straße verschoben worden ist. An manchen Stellen sind rund 4 m der ozeanseitigen Düne abgetragen worden. Noch mehr von der Düne ist an einigen Strandabschnitten von Soulac verschwunden. Am Appartementhaus Le Signal, das bekanntlich schon seit nahezu vier Jahren weder bewohnt noch betreten werden darf, sind weitere Teile der Dünenkante abgebrochen. Dabei wirkt sich aus, dass die noch vor einigen Jahren von der Gemeinde Soulac veranlasste Anschüttung von Sand am Fuß der Düne eingestellt worden ist.
Die letzte Erhebung hat ergeben, dass im Südwesten Frankreichs auf kürzere oder mittlere Sicht rund 5.800 Wohnungen in unmittelbarer Strandnähe von der Erosion bedroht sind. Dabei stellt sich nicht die Frage, ob sie bedroht sind, sondern wann die Bedrohung so groß sein wird, dass Wohnungen geräumt werden müssen.
(J.-D. Renard: Les grandes marées malmènent les plages de la région, in : SUDOUEST, 06. 01. 2018, Abend-Ausg.)
Staatsschulden
Mit einem Foto der „Schuldenuhr“ in Berlin berichtet der SUDOUEST über die erstmals seit 25 Jahren abnehmende Höhe des staatlichen Schuldenbergs in Deutschland, der um 78 Euro pro Sekunde reduziert wird. Der Gesamtschuldenstand Deutschlands beträgt zu Zeit etwas weniger als 2.000 Milliarden Euro. Pro Kopf der Bevölkerung 23.827 Euro.
Die französische Staatsverschuldung beläuft sich aktuell auf 2.262 Milliarden Euro, macht pro Kopf der Bevölkerung 36.026 Euro. Zunahme pro Sekunde: 2665 Euro. Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt liegt die Staatsverschuldung in Frankreich bei 96,7%, in Deutschland sind es 68,1%.
(Allemagne : « L’horloge de la dette » recule, in: SUDOUEST, 06. 01. 2018)
Langfinger
Unter den rund 4.000 Zuschauern, die gekommen waren, um den ersten Tag der diesjährigen Gurp TT zu erleben, waren einige mit besonders langen Fingern. Im Laufe des Tages wurden drei Motorräder als gestohlen gemeldet und ebenso vier Quads. Wer die Diebe sind und wohin das Diebesgut geschafft worden ist, ist zur Zeit noch unklar, die Ermittlungen haben aber begonnen.
(Vols avant la course Gurp TT, in : SUDOUEST, 07. 01. 2018)
Munitionsfund
Am Nachmittag des 7. Januar wurden in der Nähe des Campingplatzes Les Sables d’Argent in Soulac am Strand zwei Granaten gefunden, die aus dem Zweiten Weltkrieg stammen. Die beiden Granaten waren zwar stark angerostet, dennoch aber noch gefährlich. Derartige Funde werden im nördlichen Médoc immer wieder gemacht, besonders nach Wetterlagen, in denen wie in den letzten Tagen größere Mengen Sand weggespült worden sind. Die dann freigelegten Explosivstoffe stammen aus der Zeit, in der die Nordspitze des Médoc von den deutschen Besatzern zur Festung Gironde Süd aufgerüstet worden war.
Wenn Funde gemacht werden, bei denen der Verdacht besteht, das es sich um Munition handeln könnte, sollten die verdächtigen Teile auf keinen Fall bewegt werden, sondern vielmehr am Fundort belassen werden. Wichtig und eigentlich selbstverständlich sollte es sein, die Polizei, die Feuerwehr oder die Gemeindeverwaltung über den Fund zu informieren, damit der in der Regel schnell anrückende Minenräumdienst die gefährlichen Fundstücke beseitigen kann.
(Deux obus découverts près d’un camping, in: SUDOUEST, 07. 01. 2018)
Mehr zur Festung Gironde Süd : Klick
Noch ein toter Wal
Am 4. Januar wurde am Strand von Pin sec bei Naujac-sur-mer ein zweiter toter Wal angeschwemmt, der mit rund 15 m Länge fast genau so groß ist, wie der vor wenigen Tagen bei Le Verdon aufgefundene. Der Wal von Naujac zeigt Spuren einer geschwächten Gesundheit. Über die Ursachen seines Todes gibt es bislang nur Vermutungen. Erst wenn genauere Untersuchungen durchgeführt sein werden, wird man mehr erfahren. Ähnlich wie der Wal von Le Verdon soll auch dieser möglichst bald abtransportiert werden.
(R. Boivinet. La côte médocaine, un cimetière marin, in: SUDOUEST, 05. 01. 2018)
GurpTT 2018
Am ersten Januarwochenende wird die winterliche Stille in Le Gurp für einige Stunden unterbrochen von einer Geräuschkulisse, an der knapp 500 Motorräder beteiligt sein werden, die einen Parcours zu bewältigen haben, der über 4,5 km den Strand entlang und danach 6 km durch den Kiefernwald führt. Das Rennen, das sich über etwa drei Stunden erstrecken wird, zählt als fünfter Lauf zur französischen Meisterschaft der Sandbahnfahrer. Start zu diesem Rennen wird am Sonntag um 13.00h sein. Vorher gibt es ein reichhaltiges Programm, das am Samstagvormittag beginnt und sich über den gesamten Tag erstrecken wird. Vor dem Hauptereignis am Sonntag wird um 10.30h ein Sandbahnrennen für Junioren gestartet, für das über 70 Meldungen eingegangen sind. Die Vorbereitungen für das Rennwochenende laufen schon seit mehreren Wochen. Sie wurden ausnahmslos von ehrenamtlichen Helfern geleistet, von denen am Renntag rund 200 im Einsatz sein werden, um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu garantieren. Um unvorhergesehene Zwischenfälle auszuschließen, wird die Gendarmerie an der Zugangsstraße nach Le Gurp die Besucher intensiv kontrollieren. Man rechnet mit mindestens 15.000 Schaulustigen, denen zu wünschen ist, dass sie akzeptable Wetterbedingungen haben werden. Der Streckenverlauf wird im Wesentlichen so sein wie in den vorigen Jahren, so dass die Zuschauer gute Beobachtungsmöglichkeiten haben werden. Die einzige einschränkende Veränderung wird es an der Pointe de la Négade geben, wo in diesem Jahr kein Publikum zugelassen sein wird.
(J. Lestage. Le show de la GurpTT, c’est ce week-end ! in: SUDOUEST, 05. 01. 2018)
Neues zu Tempo 80
Es ist unzweifelhaft, dass die Unfallstatistik in Frankreich Anlass zur Besorgnis gibt. Seit vier Jahren steigen die Zahlen der tödlich Verunglückten: +3,5% in 2014, +2,3% in 2015, +0,5% in 2016. In den ersten elf Monaten 2017: +0,9%. Zwar ist der Vergleich mit den Zahlen von Anfang der 70er Jahre, als im Jahresmittel 17.000 Todesopfer im Straßenverkehr zu beklagen waren, auf 3,477 im letzten Jahr beeindruckend, doch ist die Tendenz der letzten vier Jahre kein Grund zur Zufriedenheit. Im europäischen Vergleich steht Frankreich damit schlecht da: In Frankreich wurden im letzten Jahr auf eine Million Einwohner 54 Verkehrstote gezählt, in Schweden waren es 28, in Deutschland 39 und 50 im Durchschnitt aller europäischen Länder. Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion um die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen zu sehen, die vor wenigen Monaten von der Regierung lanciert wurde und seitdem für erhebliche Aufregung unter den Autofahrern sorgt. Demgegenüber bleibt die Regierung bei ihrem Kurs auf die Geschwindigkeitsbegrenzung, wobei man einräumt, dass dieser Schritt nicht populär ist. Regierungsvertreter betonen aber, angesichts der Statistiken gebe es keine Alternativen. Obwohl die Entscheidung noch nicht förmlich und definitiv gefallen ist, deuten die weiterlaufenden Vorbereitungen und die in Aussicht gestellten Aufklärungs- und Überzeugungskampagnen darauf hin, dass der Kurs in Richtung Tempo 80 weiterverfolgt wird. Man wird sehen, wie lange die offizielle Entscheidung noch auf sich warten lässt.
(J. Rousset: Sécurité routière : limiter la vitesse à 80 km/h, une bonne idée ? in: SUDOUEST, 03. 01. 2018, Abend-Ausg.)
Esel-Schule
Esel haben mit zahlreichen Vorurteilen zu kämpfen und wenn jemand gar als Esel bezeichnet wird, dann ist auf der Skala der Schimpfwörter nur noch wenig Platz nach oben. Allerdings, so muss man sich fragen, wenn denn auf die Esel alles das zutrifft, was man ihnen hinterherruft, warum sich die Menschen seit Urzeiten der Dienste dieses Tieres mit Zufriedenheit bedient haben. Die Antwort ist einfach: Esel sind genügsam, zäh, ausdauernd, belastbar und gelehrig. Allerdings muss man wissen, wie man einen Esel dazu bringt, das zu tun, was er leisten kann. Früher vererbte sich das überall da, wo es Esel gab, vom Vater auf den Sohn wie selbstverständlich, doch ist diese Tradition wenigstens in den industrialisierten Gegenden abgerissen, auch in Frankreich. Dort hat man sich jedoch in den Kreisen, in denen biologische Anbauverfahren im Gemüse- und Weinbau praktiziert werden, daran erinnert, was Esel können und 2013 in Villeneuve-sur-Lot eine Schule eingerichtet, in der nicht nur Esel, sondern auch diejenigen, die einen Esel einsetzen wollen, das lernen, was zu einem gedeihlichen und erfolgreichen Arbeiten erforderlich ist. Die Kurse für Eselführer gehen über drei Tage und vermitteln die grundlegenden Kenntnisse, die man braucht, um einen Esel steuern zu können. Dazu reichen fünf Kommandos: « Holà » (Anhalten), « marche », « recule », « gauche », « droite », wobei es wichtig ist, dass diese Kommandos deutlich hörbar sind und konsequent auf ihre Befolgung geachtet wird. Esel können überall dort als Zugtier eingesetzt werden, wo ansonsten Traktoren verwendet werden. Sie haben den Vorteil, dass sie ohne umweltbelastende Schadstoffe arbeiten und, wenn sie gelernt haben, dass sie in Gemüsekulturen nur zwischen die Pflanzen treten dürfen, dann tun sie das auch, ohne dass sie gelenkt werden müssen. Gegenüber Pferden haben Esel den Vorteil, dass sie mit 40 cm Platz zwischen den Pflanzreihen auskommen, während Pferde 80 cm benötigen. Mithin kann auf einem von Eseln bewirtschafteten Feld die doppelte Menge Gemüsepflanzen angebaut werden. Die Esel-Schule in Villeneuve-sur-Lot verkauft auch ausgebildete Esel zum Preis von rund 2500 Euro, und nicht wenige der Lehrgangsteilnehmer verlassen die Schule zusammen mit einem neu erworbenen Esel.
(C. Lafon: Initiative. En Lot-et-Garonne, les ânes vont à l’école apprendre le labour écolo…, in: SUDOUEST,Ma Planète, 31. 12. 2017)
Médoc Ausblick 2018
Das Médoc gehörte noch nie zu den Regionen Frankreichs, in die bevorzugt öffentliche Mittel investiert wurden. Das war auch in der jüngsten Vergangenheit so und wird es wohl auch für geraume Zeit bleiben. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Projekten, die immer wieder ins Gespräch gebracht werden, dann aber aus verschiedenen Gründen von der Tagesordnung verschwinden. Das Vorhaben, das wohl schon am längsten darauf wartet, dass es ernsthaft in Angriff genommen wird, betrifft die RD 1215, die Hauptachse, die von Bordeaux zu Pointe de Grave führt. Hier wird schon lange gefordert, diese Straße durchgehend vierspurig auszubauen, aber zur Zeit gibt es keine Aussicht, dass in absehbarer Zeit etwas geschieht, was ihre Leistungsfähigkeit wirksam steigern wird. Schlecht sieht es auch um die Bahnlinie Bordeaux – Le Verdon aus, die dringend saniert werden müsste, um die Zuverlässigkeit des Zugverkehrs zu verbessern, der nach den Erfahrungen regelmäßiger Nutzer zu störanfällig und häufig zu unpünktlich ist. Besser sieht es dank privater Initiativen für den Oenotourismus aus, der sich durchaus positiv entwickelt, wenn auch hier Wünsche bestehen, die Verkehrsinfrastruktur des Médoc auszubauen. Düster sind hingegen die Zukunftsaussichten für den Containerhafen in Le Verdon, wo zwar Ersatz für die maroden alten Kräne geschaffen wurde, doch gelingt es nicht, den Verladebetrieb wieder anzufahren. Mittlerweile ist fraglich, ob der Hafen in Le Verdon überhaupt wieder in Betrieb genommen werden wird.
(J. Lestage: 2018 : les dossiers chauds de la presqu’île ,in: SUDOUEST, 30. 12. 217)
Nasser Dezember
Das zu Ende gegangene Jahr hat im Südwesten Frankreichs in fast allen Monaten zu wenig Niederschlag gebracht, wobei die Defizite etwa 20% der langjährigen Mittelwerte ausmachten. Die Fehlmengen wurden noch durch einen ungewöhnlich trockenen Oktober verstärkt, so dass Befürchtungen aufkamen, dass es im kommenden Frühjahr Dürreprobleme geben könnte. Nun hat der Dezember aber für Entspannung auf diesem Gebiet gesorgt, denn es regnete überall im Südwesten ausgiebig. So wurden in Bordeaux 163 mm Niederschlag gemessen, 109 mm in Cognac und 99 mm in La Rochelle. Ähnliche Niederschlagswerte gab es auch im übrigen Frankreich, wo der Dezember 2017 als regenreichster Dezember seit 2012 verzeichnet wurde. Damit wurde erstmals seit längerem wieder ein Beitrag zur Auffüllung der Grundwasservorräte geleistet, die dabei waren, bedenklich abzunehmen. Um den Grundwasserstand auf den Normalstand zu bringen, sind aber noch weitere Niederschläge in den nächsten Wochen erforderlich. Mithin eine Nachricht, die nicht überall Begeisterung auslösen wird.
(J.-D. Renard: Décembre en pomme d’arrosoir, in: SUDOUEST, 02. 01. 2018)
Nach Carmen
Der dritte Wintersturm, dem der Namen Carmen zugelegt wurde, ist im wesentlichen vorbei, und die erste Bilanz zeigt, dass es zwar kräftig gestürmt hat mit Böen bis zu 132 km/ in La-Teste-de-Buch, doch sind die befürchteten größeren Schäden nicht eingetreten. Die hohen Wellen, die der Sturm vor sich hergetrieben hat, sind noch nicht abgeklungen, doch lässt sich schon jetzt sagen, dass die Küstendünen glimpflicher davongekommen sind als anfangs befürchtet worden war. Die Feuerwehr im Departement Gironde hatte dennoch einiges zu tun, um abgedeckte Dächer zu sichern, umgewehte Reklametafeln von den Straßen zu entfernen und vereinzelt entwurzelte Bäume zu beseitigen. In Ludon-Médoc sind drei Häuser schwer beschädigt worden. In Soulac war gegen 17.00h der Boulevard de Front de Mer von Sandmassen bedeckt, die Carmen hatte.
Der Sturm ist inzwischen weitergezogen und wird in der Nacht vom Montag zu Dienstag in Korsika für Unruhe sorgen. Für den Südwesten Frankreichs ist damit aber nur eine vorübergehende Phase der Beruhigung verbunden, denn der nächste Sturm, der den Namen David bekommen hat, ist schon im Anmarsch. Er wird aber vor allem die nördlicheren Bereiche der Atlantikküste betreffen.
(Sudouest.fr.: Tempête Carmen : de fortes rafales mais pas de dégâts majeurs, in SUDOUEST, 01. 01. 2017, 20.52h, Internet-Ausg.)
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Stürmisch
Den französischen Südwesten erwartet ein stürmischer Jahresbeginn. Für den Nachmittag des Neujahrstages ist der Sturm Carmen mit Windgeschwindigkeiten über 100 km/h angekündigt. Da gleichzeitig heftige Regenschauer vorhergesagt werden, wird es im Freien wenig angenehm sein, obwohl das Thermometer auf milde Werte ansteigen soll. Ungemütlich und teilweise gefährlich wird es an den Stränden sein, wo hohe Wellen zu erwarten sind, die am Nachmittag des 1. Januar die Normalwerte deutlich übertreffen werden. So werden in Royan Wellen von bis zu 8,90 m Höhe vorhergesagt, in Lacanau können 9,60 m erreicht werden, wobei sich die relativ hohen Koeffizienten auswirken werden. Diese hohen Koeffizienten sind bei normalen Witterungsbedingungen problemlos, wenn jedoch durch einen Sturm die aufgetürmten Wellen auf die Küste zugetrieben werden, kann es zu Überschwemmungen kommen. Ebenfalls möglich sind Schäden an den Stranddünen, deren Festigkeit in diesem Winter noch nicht ernsthaft auf die Probe gestellt worden ist. Auf jeden Fall ist Vorsicht und Umsicht an den Stränden dringend zu empfehlen.
(J.-D. Renard: Attention, voilà Carmen, in: SUDOUEST, 31. 12. 2017)