Immer noch kurios

 

Eigentlich sind wir bei unserer Berichterstattung über das Médoc um Seriosität und Ernsthaftgkeit bemüht. Nicht immer wissen das diejenigen, die die von uns weitergereichten Meldungen generieren,  und so kommt es vor, dass immer mal wieder über Dinge und Sachverhalte zu berichten ist, die  zum Schmunzeln oder zum Staunen Anlass geben. Es ist kein Geheimnis, dass wir solche Meldungen mögen, aber wir finden es schade, dass solche Kuriositäten oft in der normalen Berichterstattung untergehen. Aus diesen Überlegungen heraus haben wir, zunächst probeweise, eine Seite eingerichtet, auf der wir ältere Meldungen mit  Schmunzelpotential unterbringen, von denen wir denken, dass sie es verdient haben, in einer Welt, in der es viel zu viel gibt, was gar  nicht lustig ist, als kleines Gegengewicht zu fungieren.

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Wagner in Bordeaux

In der Eingangshalle des Hotels Quatre Soeurs in Bordeaux hängt unübersehbar ein Gemälde, das Richard Wagner zeigt, und außen an dem Gebäude findet sich eine Plakette, die vermeldet, selbiger habe dort im Mai 1850 gewohnt. Dabei war Wagner damals schon zum zweiten Male in Bordeaux. Sein erster Aufenthalt hat eine Vorgeschichte, die nur indirekt mit den musikalischen Meriten des Meisters zu tun hat, dafür aber mit einer Frau. Es handelte ich um Jessie Laussot, eine gebildete junge Engländerin, die mit einem Weinkaufmann aus Bordeaux verheiratet war, der sich aber wohl mehr um seine Geschäfte als um seine attraktive junge Frau gekümmert zu haben scheint. Wager lernte sie in Dresden kennen, wo er als Kapellmeister angestellt und mit Erfolg um die Festigung seines Ruhmes bemüht war. Als er 1849, weil man ihn revolutionärer Umtriebe verdächtigte, Hals über Kopf aus Dresden verschwinden musste und ins Ausland ging, erhielt er eine Einladung der Familie Laussot nach Bordeaux, die er annahm. Dabei kam er seiner jungen Verehrerin näher als es schicklich war, was er später auch ohne Umschweife in seiner Autobiographie vermerkte. Der dreiwöchige Aufenthalt verlief jedoch nach außen hin ungestört und Wagner reiste ab in Richtung Paris. Doch kam die Affäre bald darauf ans Licht, weil sich Jessie Laussot ihrer Mutter anvertraut hatte und ihr Mann ins Bild gesetzt worden war. Der war  in höchstem Grade wütend und kündigte an, er werde Wager eine Kugel in den Kopf schießen. Verständlicherweise hatte Wagner alles Interesse daran, dass es nicht soweit kommen würde. Er machte sich auf nach Bordeaux, um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen, wobei nicht überliefert ist, wie er es fertigbringen wollte, einen zum Äußersten entschlossenen Ehemann friedlich zu stimmen. Tatsächlich fand die Begegnung in Bordeaux jedoch nicht statt, denn als Wagner eintraf, war die Familie Laussot verreist. Dafür wurde Wagner von der Polizei aufgesucht und ihm, sicher auf Betreiben der Familie Laussot, bedeutet, seine Anwesenheit in Bordeaux sei in hohem Maße unerwünscht. Er habe unverzüglich abzureisen. Wagner verlegte sich aus Verhandeln und erreichte, dass er zwei Tage in Bordeaux bleiben konnte. Und die verbrachte er in dem Hotel, in dessen Eingangshalle sein Porträt noch heute hängt. Er hat Jessie Laussot übrigens nie wiedergesehen. Sie brach mit ihm und schrieb ihm, offenbar unter dem Einfluss ihrer Familie, sie sei von einem „professionellen Verführer manipuliert worden“.

(J. Rousset: Les frasques de Wagner, in : SUDOUEST, 28. Juli 2015)

 

Sorgen um Herakles

Stadtmütter und -väter haben viele Sorgen. Manche sind international und weit verbreitet, andere individuell und lokal ausgeprägt. Zu der letzten Sorte gehört ein Kümmernis, das die Stadtverwaltung von Arcachon plagt. Die sorgt sich nämlich um einen aus Carraramarmor modellierten Herakles von beträchtlichen 3,10m Größe, der in der Berufskleidung griechischer Heroen dargestellt ist, was heißt, er kommt ohne Textilien einher, lediglich mit dem Fell des nemäischen Löwen als Umhang.

Als dieser Herakles 1948 aufgestellt wurde, wurde er als Symbol verstanden, bei dem man an Résistance, Befreiung von der Besatzung etc. dachte.  Aber nicht allen damaligen Teilnehmern der Einweihungszeremonie gingen  die genannten Gedanken durch den Kopf, denn einige anwesende Damen zeigten sich  vor allem von der ausgeprägten Männlichkeit des Helden irritiert. Die, so befanden sie, sei eindeutig zu voluminös geraten und müsse auf ein realistisches Maß reduziert werden. Der Künstler beugte sich dem Druck und nahm zweimal kosmetische Operationen vor, die Verkleinerung zum Ziel hatten.

Eine wirklich dauerhafte Lösung des Problems gelang damit aber nicht, denn in der Folge wurde der Herakles immer wieder mal verstümmelt und musste mit Mühen und Kosten wieder in einen anatomisch glaubhaften Zustand versetzt werden. Auf der letzten Sitzung der Stadtteilversammlung des Ortsteils Ville d’Hiver, wo der Park liegt, in dem der leidgeprüfte Herakles sich in die Höhe reckt, kam das Thema wieder zur Sprache. Ganz zum Schluß der Sitzung, aber klar und deutlich. Die Berichterstatterin, eine Ärztin, stellte fest, der besagte Herakles habe tatsächlich eine fragile Männlichkeit, die prinzipiell nicht vollwirksam gegen Angriffe zu schützen sei. Daher habe die Verwaltung beschlossen, eine Prothese der problematischen Körperregionen  anfertigen zu lassen, die vor jeder offiziellen Veranstaltung an der Statue angebracht, und danach  flugs wieder entfernt werde. Man sieht, es gibt kaum ein Problem, für das es keine Lösung gibt. Mythologisch Bewanderte  werden allerdings ins Grübeln geraten. Wenn man an die 51 Töchter des Thespios denkt …., aber das ist eine andere Geschichte, und von der gibt es mehrere Versionen.

(vgl. dazu : D. Patsouris: La virilité d’Héraclès mise sous prothèse, in: SUDOUEST, 19. 04. 2016)

 

 

Oberweitenprobleme

Ein Bürgermeister aus dem Norden Frankreichs hat seine Gemeinderatsmitglieder mit einer schwierigen Kostenentscheidung konfrontiert. Besagter Maire hatte nämlich eine neue Marianne-Büste geordert. Kommt vor und ist manchmal auch notwendig. Die alte war, von einer lokalen Bildhauerin gestaltet, mit einer eher auffälligen Oberweite ausgestattet worden, die, nach Bekunden des Bürgermeisters, immer wieder zu anzüglichen oder auch anderen Bemerkungen Anlaß gab, wenn sie in seinem Amtszimmer in den Blickkreis von Besuchern geriet. Dabei entsprach selbige prinzipiell den Standards, die für derartige Büsten als Norm empfunden werden: Phrygische Mütze als Zeichen der in der Revolution gewonnenen Bürgerfreiheit, Trikolore und Schriftzug „République Française“. Keine Norm besteht aber für die weibliche Formensprache, und die war schließlich Grund dafür, dass die allzu üppige Marianne verschwand. An ihre Stelle trat, zum Preis von 900 Euro, eine neue, anatomisch eher unauffällige. Damit hat der Bürgermeister in einer Zeit knapper Kassen ein Problem, zumal die ersetzte Marianne zehn Jahre in der Mairie Dienst getan hatte und eigentlich noch ziemlich neuwertig war. Ein Problem haben aber auch seine Kritiker, zumindest die männlichen. Denen wird nämlich bisweilen vorgehalten, dass sie jetzt etwas im Amtszimmer des Maire vermissen, was sie zehn Jahre lang mit Wohlgefallen betrachtet haben. Ein richtiges Problem also.

(SudOuest.fr und AFP: Un maire retire le buste de Marianne…. à la poitrine trop volumineuse, 1. April 2011, 17.40 h Internet-Ausg.)

Mehr zur Marianne-Problematik: Klick

 

Knöllchen nach dem Tod

Unangenehm berührt ist die Familie eines 2008 verstorbenen Franzosen, nachdem bei ihr seit Anfang Januar dieses Jahres fünf Strafbefehle gegen den Verstorbenen wegen zu schnellen Fahrens während des Monats Januar 2012 eingegangen sind. Die mitgelieferten Fotos zeigen ein Auto der Marke Opel mit portugiesischem Kennzeichen, während das einst von dem Verstorbenen benutzte ein in Frankreich zugelassener Renault 4L war, der aber schon 1999 den Weg alles alten Eisens gegangen war. Die verstörte Familie wandte sich an die zentrale Bearbeitungsstelle für Bußgeldbescheide, mit Einschreiben und per Telefon. Die einzige Auskunft kam am Telefon: man solle erst mal die geforderten Strafgelder zahlen, damit habe man die Voraussetzung dafür, dass man Einspruch einlegen könne. Solange keine Zahlung erfolgt sei, könne ein Einspruch nicht bearbeitet werden. Bizarr, mindestens.

(Décédé depuis quatre ans, il a été flashé cinq fois pour excès de vitesse, in : SUD OUEST, 18. Febr. 2012)

 

 

Französische Schutzengel sind die besten

Garantiert. Das wissen alle, die mit einem Vorfall zu tun hatten, der sich am Morgen des letzten Sonntags ereignete. Hauptakteur war ein 19jähriger Jüngling, der nach überaus kräftigem Disco- und Alkoholgenuss den Weg nach Haus nicht mehr in einer Etappe schaffte. Er suchte nach dem nächstbesten Bett und ließ sich darauf nieder. Selbiges war allerdings das Gleisbett einer Eisenbahnstrecke. Nicht das einer längst stillgelegten, sondern zu der höchst stark befahrenen TGV Strecke Quimper – Paris gehörend. Der junge Mann verfiel in einen alkoholbedingt so tiefen Schlaf, dass er nichtmal das mit Getöse verbundene Nahen eines TGV registrierte. Der Lokführer des Zuges sah den Liegenden und leitete eine Schnellbremsung ein, die den Zug aber erst nach einigen hundert Metern anhalten ließ. Als der Lokführer bei dem immer noch Schlafenden ankam, stellte er gegen alle Erwartungen fest, dass der nicht einmal eine Schramme hatte. Er schlief immer noch so tief, dass er nicht reagierte. Zu Hilfe gekommene Polizei- und Feuerwehrangehörige brachten es dann doch fertig, ihn zu wecken, doch nur, um ihm Gelegenheit zu geben, freundlich zu winken und wieder einzuschlafen. Jetzt ist man gespannt, was er sagen wird, wenn er wieder ansprechbar ist. Noch unklar ist, was ihn sein Experiment auf Funktionsfähigkeit seiner Schutzengel kostet.

(http:  www.lesfaitsdivers.com  actualite  faits-divers-bretagne-tgv-festival-ivre  171528 )

 

 

Noch ein Grund zum Abnehmen?

Air France verschreckte gestern seine Passagiere mit der Mitteilung, dass von nun an Passagiere mit Übergewicht einen zweiten Platz bezahlen müssten. Entwarnung für „normal“ Übergewichtige: Zur Kasse gebeten werden sollten stark Übergewichtige mit einem Taillenumfang von mehr als 135 cm. Der Widerstand, der vor allem von Allegro Fortissimo, einer Interessenvertretung von stark korpulenten Personen, artikuliert wurde, war aber für Air France stark genug, die besagte Ankündigung zurückzuziehen. Zurückbleibt dennoch eine gewisse Verunsicherung. Soll man sicherheitshalber abnehmen oder nicht?

(Hélène Rouquette-Valeins : Air France en fait des tonnes, in: SUD OUEST, 21. Jan. 2009)

 

Es gibt Sachen …

 Am 20. Juli fuhren drei Angelfreunde mit einem Schlauchboot in Richtung Bassin von Arcachon. Wenn man sie vor ihrer Ausfahrt gefragt hätte, was sie zurückzubringen hofften, dann hätten sie sicherlich eine Reihe schmackhafter Fische aufgezählt und das für normal und richtig gefunden. Als sie zurückkamen, hatten sie keinen einzigen Fisch im Boot, aber sie waren zu fünft, fanden das in Ordnung und waren richtig zufrieden mit sich und der Welt. Mysteriös? Nur, wenn man nicht weiß, was passiert ist. Die drei fuhren also aus, und als sie zwei Seemeilen vor Cap-Ferret standen, sahen sie zwei Rehe, die zielgerichtet auf ihr Boot zuschwammen. Und das in aller Ruhe und ohne die diesen Tieren eigentlich eigene Scheu vor Menschen, aber mit dem offensichtlichen Vertrauen darauf, dass ihnen die Menschen in dem Boot helfen würden. Was auch geschah. Die drei Angelfreunde nahmen die Rehe ins Boot, die sich benahmen wie handzahme Haustiere. Die Ankunft am Landesteg von Bélissaire vollzog sich unter einem wahren Blitzlichtgewitter, das auch die Rehe in aller Ruhe über sich ergehen ließen. Danach nahmen sie allerdings die Gelegenheit wahr, sich unverzüglich waldwärts zu entfernen. Wo sie ja auch eigentlich hingehören. Und was lehrt uns die Geschichte? Es gibt Anglerlatein, und es gibt solches, das keins ist.

 ( Annie Peyras : Pêche miraculeuse , SUD OUEST, 21. Juli 2009)

 

Vorweihnachtlicher Konflikt

In Pau erwischte die Polizei eine junge Frau von 22 Jahren, als sie an einem Auto die Reifen zerstach und dem armen Gefährt mit Kratzern und anderen Attacken erhebliches Ungemach bereitete. Von der Polizei nach dem Motiv ihres Energieausbruchs befragt, erklärte die Erwischte, ihre Attacke habe dem Firmenwagen ihres Schwiegervaters gegolten, an dem sie sich rächen wollte, weil der sie zurechtgewiesen habe, als sie angefangen habe, von den für das Weihnachtsmahl bestimmten Austern zu naschen. Es ist anzunehmen, dass nunmehr ein weiteres Kapitel in den Beziehungen zwischen Schwiegervater und Schwiegertochter geschrieben wird, das auch nicht sehr harmonieorientiert verlaufen wird.(Pau : elle crève les pneus de son beau-père pour une histoire d’huîtres, in: SUDOUEST, 25. 12. 2017, 7.33h, Internet-Ausg.)

 

Neuer Stress für Bahnkunden im Médoc

Wer im Médoc den Zug nimmt und das gar regelmäßig, muss über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen, denn ihm wird regelmäßig einiges zugemutet: Verspätungen, Zugausfälle, Pannen, alles das, was findige Bahnverwaltungen im Programm haben, um Kunden zu vergraulen. Jetzt tut sich ein neues Feld auf, weil im südlichen Médoc in Margaux und Macau neue Bahnsteige gebaut werden. Die werden von Grund auf neu und modern und behindertengerecht sein, wogegen niemand etwas haben dürfte, aber während der schon seit Anfang Februar laufenden Bautätigkeit wird der Zugverkehr mehr als durcheinandergebracht. Lauten Protest deswegen gibt es nicht, weil, wie der Präsident der in Aquitanien aktiven Vereinigung der Bahnnutzer feststellt, die Bahnkunden im Médoc schon so frustriert sind, dass sie sich nicht einmal mehr beklagen. Schlimm, aber glaubhaft.

(Th. Seurin: Nouveaux quais pour les gares du Sud-Médoc, in: SUDOUEST, 28. Febr. 2014)

 

 

 

Was Tauben so anrichten

Die Eglise Notre-Dame in Lesparre hat, wie sich das für eine Kirche gehört, die auf sich hält, Glocken, und die werden geläutet, mit den bekannten Folgen. Seit einiger Zeit war es jedoch mit den Folgen nicht mehr so weit her, der einst volltönende Glockenklang hatte an Frei- und Klarheit verloren. Da alles, was eine Wirkung hat, auch eine Ursache haben muss, forschte man nach und stellte fest, dass die nachlassende Glockenleistung in direktem Zusammenhang mit den Unmassen von Tauben stand, die den Turm bevölkern und dort große Teile ihres Lebens verbringen. Schließlich wurde eine auf derlei Dinge spezialisierte Firma beauftragt, Abhilfe zu schaffen. Zunächst musste jedoch aufgeräumt werden. Man entfernte 2000 kg Taubenkot, die säuberlich verpackt mit einer kleinen Seilbahn zu Tal geschafft wurden. Als dieser wenig angenehme Teil der Angelegenheit erledigt war, vergitterte man alle Öffnungen des Glockenturms, um den Tauben den Zugang zu versperren. Und nun kann man testen, ob ein Glockenklang ohne Dämpfung durch die Hinterlassenschaften der Tauben mehr Wohlklang entfaltet als der vertraute gedämpfte. Womit niemand gerechnet hatte: für die sauber per Seibahn zu Tal beförderten Hinterlassenschaften der Tauben fanden sich schnell Abnehmer, die ihre Gemüsegärten naturnah und billig düngen wollen. Sollen sie.

(Le carillon clochait à cause des pigeons, in: SUDOUEST, 25. März 2014)

 

 

Geheimnisvolles in Lesparre

Es ist kein Geheimnis, dass es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, die sich nicht erklären lassen. Manche sind davon näher am Himmel, manche näher an der Erde. In Lesparre gibt es ein Phänomen dieser Art, das zwar näher an der Erde, aber dennoch von einem bislang undurchdringlichen Geheimnis umgeben ist. Zu berichten ist von einem Tonkrug, der an einer Stelle angebracht ist, an der Tonkrüge eher keine rechte Funktion haben. Dieser steht nämlich oben auf einem Schornstein, genauer gesagt auf der Abdeckplatte eines Schornsteins, wo er rein gar nichts bewirkt. Aber er ist da, manche meinen schon seit 40 oder noch mehr Jahren, aber niemand weiß, wer ihn dort platziert hat und warum. Jemand bringt ihn mit einem Deutschen, einem Kriegsgefangenen gar, in Verbindung, der den Krug dort hoch oben angebracht habe, um daran zu erinnern, dass er da gewesen sei, doch sieht wohl die wirkliche Lüftung eines Geheimnisses anders aus. Ein anderer Deutungsversuch meint, der Krug solle anzeigen, dass man in diesem Haus etwas zu trinken bekommen könne, aber auch hier muss wohl nicht lange über Sinnhaftigkeit nachgedacht werden, denn in welchem bewohnten Hause könnte man wohl ohne zu trinken überleben? Zum Nachdenken Anlass gibt aber wohl die Tatsache, dass man erst jetzt anfängt zu fragen, was es mit diesem Krug auf sich habe, wo er doch schon seit mehr als Menschengedenken dort oben auf seinem Schornstein am Marktplatz in Lesparre thront. Falls doch irgendwo eine überzeugende Lüftung des Geheimnisses gelingt, rufen Sie hier an: 06 31 33 00 87

(A. Larrue: Le mystère de la cruche, in : SUDOUEST, 13. März 2014)

 

Der geheimnsivolle Krug

 

Ein Geheimnis weniger

Vor kurzem entdeckte jemand in Lesparre am Marktplatz, hoch oben auf der Abdeckplatte eines Schornsteins einen tönernen Krug, von dem  nicht herauszubekommen war, was ihn auf seinen Platz  in den Lüften gebracht hatte. Eine kurze Notiz samt Bild im SUDOUEST führte auf die Spur des Rätsels um das geheimnisvolle Gefäß. Es meldete sich nämlich genau der Mann, der den Krug dort deponiert hatte, wo er immer noch steht. Und er erklärte, wie es dazu kam. Vor 45 Jahren ereignete sich in einem Gebäude gegenüber der Stelle, an der der Krug sich befindet, ein Kaminbrand, nicht ungefährlich, wie man weiß. Angesichts der offensichtlichen Gefahr stieg eine Gruppe mutiger junger Männer nahezu ohne Hilfsmittel auf das Dach und stopfe in den brennenden Schornstein angefeuchtete Jutesäcke. Das dafür benötigte Wasser wurde in dem inzwischen geradezu berühmt gewordenen Krug auf das Dach geschafft, der immer wieder mit Wasser gefüllt und von Hand zu Hand an den Einsatzort gereicht wurde. Als letzter in dieser Kette fungierte Pierre Verdier, inzwischen ein betagter älterer Herr. Und der hatte, nachdem der Brand gelöscht war, entdeckt, dass sich zufälligerweise Zement auf dem Dach befand. In einer spontanen Idee beschloss er, den Krug dort festzumachen, wo er heute noch steht. Jetzt weiß man, dass der damals verwendete Zement offenbar von besonders guter Qualität war, denn er hält den Krug auch heute noch verlässlich fest. Und man weiß auch, was es mit dem nicht mehr ominösen Krug auf sich hat, aber irgendwie war es spannender, als man noch ziemlich ungebremst spekulieren konnte.