Euronat-Erinnerungen

Bilder zeigen viel, haben jedoch dort ihre Grenzen, wo Sachverhalte berichtet werden, bei denen kein Fotograf auf den Auslöser drückte. In dieser Rubrik sammeln wir  Erinnerungen und Berichte, die Einblicke in die Geschichte von Euronat und seiner Bewohner geben. Wir ordnen sie chronologisch, respektieren dabei jedoch Wortwahl und Tonfall der Autoren. 

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Erste Kontakte mit Euronat.

Teil 1

Sommer 1974. Endlich Ferien. Ein halbes Jahr vor unserem Examen glaubten wir, die Ferien verdient zu haben. Aber wohin sollte die Reise gehen? Intensive Kartenstudien des Hexagons. Die Spitze an der Girondemündung müsste eigentlich ein idealer Urlaubsort sein. Der VW –Käfer wurde mit der spärlichen Campingausrüstung beladen und dann ging es los.

Eine endlose aber bequeme Autobahnstrecke führte uns bis Poitiers. Dann war Schluss. Über Landstraßen kamen wir schließlich übermüdet in Royan an. Die Überfahrt nach Verdon war kein Problem. Aber wieweit wollten wir noch fahren? Auf der „Route des Lacs“ gelangten wir schließlich an die Abfahrt nach Euronat. Euronat gab es damals noch nicht. An der Stelle befand sich ein FKK-Platz, der von einem französischen Lehrerverein – association naturiste des enseignants – in privater Regie betrieben wurde. Am Eingang trafen wir einen Verantwortlichen.“ On fait du naturisme, c’est un problème pour vous?“ Natürlich verneinten wir das spontan, obwohl wir noch nie FKk_Urlaub gemacht hatten. Waren wir doch erst einmal froh, in unserem Wunsch-Zielgebiet angekommen zu sein. Er erklärte uns, dass wir nur Zugang zu dem Platz bekämen, wenn wir ein Mitglied des Vereins kennen würden. Jeder Campinggast hätte eine Reihe von Pflichten zu erfüllen. Dazu zählte auch die Reinigung der Toilettenanlagen. Er würde uns gern aufnehmen, aber er beabsichtigte, am selbigen Tag abzureisen. Ein kurzer flüchtiger Blick zeigte uns eine einfache aber gepflegte Campinganlage. Mehr bekamen wir an diesem Tag von dem späteren Euronat-Platz nicht zu sehen. Der nette französische Lehrer schickte uns dann nach „Le Gurp“. (Wir kannten ja niemanden auf dem privaten Campingplatz.) Nachsatz zu dem ersten Teil. Wir verbrachten sehr schöne Ferien „au Gurp“ Das sollte unsere Feriengegend werden.

 

Teil 2

Während dieser Ferien, Sommer 1974, baten mich Campingnachbarn, sie zu einem Zahnarztbesuch zu begleiten. Sie benötigten dringend einen Übersetzer. Die redselige Zahnärztin erzählte mir aufgebracht von dem Projekt „Euronat“. Sie entrüstete sich darüber, dass die Gemeinde Grayan einen der wertvollsten Küstenstreifen als Naturistenzentrum ausweisen wollte. Es würde auch  sehr viel westdeutsches Kapital  in die Verwirklichung dieses Projektes fließen. Wertvoll sei  diese Gegend deshalb, so die Ärztin, weil dort eine artenreiche Fauna und Flora anzutreffen sei. Ihr Groll stieß auch bei mir auf positive Resonanz. Aber einen Blick auf das Projekt wollte ich dennoch wagen. Meine Frau und ich fuhren dann am nächsten Tag in Richtung „Euronat“ .Da war noch der Platz der Lehrer,  aber es gab  -vorgelagert – einen Informationsstand von dem „späteren“ Euronat. Junge Damen boten uns – heute würde man ja sagen – „flyer“ an von einfachen „Nurdachhäusern“, die man käuflich erwerben konnte. Wenn  ich mich recht erinnere, konnten sie für einen Preis von 35 Tausend DM erworben werden. Wir hätten gern ein solches Objekt erworben, bot es doch eine erhebliche Verbesserung unserer dürftigen Camping-Infrastruktur. Aber wir hatten nicht die „Zeit“ dafür, uns solchen Luxus leisten zu können.

So verbrachten wir diese und so manch folgende Ferien erst einmal in „Le Gurp“.

(Gerd Reinold, Jan. 2011)

 

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Euronat-Erinnerungen (1982 ff.)

Es ist zwar schon eine Weile her, aber ich kann mich gut erinnern, wie alles begann. Wir – mein inzwischen verstorbener Mann und ich sowie 2 Kinder –  kamen über OBÖNA nach EURONAT.- Vorher waren wir ein paar Mal in Jugoslawien gewesen. Und nun waren wir hier.

Sommer 1982! Wir erschienen am nächsten Morgen auf dem Dorfplatz.. An langen Tischen – mit einem Glas Wein – wurden wir von OBÖNA – der dicken Ingrid –  und MS  (damals der kleine Gehilfe von ihr) in die Fein- und Besonderheiten dieser Ferienanlage eingeführt.–

Jean-Luc kümmerte sich viel um die Kinder, die mit Schnitzeljagden etc. gut und jeden Morgen beschäftigt wurden. Oben auf den Dünen Richtung Südstrand – den Abgang dort gab es damals noch gar nicht – lernten Jungs und Mädchen einen Bumerang bauen und werfen. Es war immer ein großes Erfolgserlebnis, wenn diese Dinger dann durch die Dünen sausten. Den von meinem Sohn Ralph gebauten haben wir noch.

In einem der kleinen Häuschen am Minigolfplatz gab es einen Fernsehraum, in dem sich vor allem bei Fußballübertragungen viele Leute zusammenfanden. Denn zu dieser Zeit war Fernsehen in unseren Häuschen noch Luxus! Und dann war da noch die aufblasbare blaue Halle, in der fast jeden Abend Musik und Tanz war. Damals waren wir noch begeisterte Tänzer, da es gute Musik gab. Alles ging natürlich ganz leger zu. Inzwischen ist  ja eine feste Halle gebaut worden.

Außerdem gab es das EURONAT-Orchester, das sich aus etlichen freiwilligen Urlauber-Musikern zusammensetzte, die gerne Konzerte dort gaben. Und ihre Musik war hörenswert!

Oben an dem ehemaligen Cafe-Bunker war ein großer Holzkohlegrill und 2x die Woche konnte man dort mit Grillgut bewappnet grillen. Wir saßen dort im Sand zusammen wie eine große Familie.- Natürlich waren auch die wöchentlich am Strand inszenierten Lagerfeuer vor allem für unsere Kinder  immer wieder ein Erlebnis. Denn sie waren schon tagsüber damit beschäftigt, Holz und Brennmaterial zusammenzubringen, was damals nicht überall herumlag.

Das Theatre de Verdure gab es auch noch, und dort fanden richtige Vorstellungen statt. Wir saßen alle recht unbequem auf den teilweise noch vorhandenen Bänken, aber die Stimmung und die Darbietungen waren stets gut und immer ein Erlebnis. Es waren Künstler und Sänger von Frankreich und Spanien, die dort auftraten.

Und es gab noch die Strandsauna oben am Hauptstrand, urig, naturverbunden, ganz einfach, aber sehr beliebt. Nach dem großen Schwitzen ging man zum Abkühlen ins Meer. Denn Duschen und WC’s waren  auch noch nicht vorhanden. – Dort konnte man sich vor allem in den Osterferien mal aufwärmen.

                                                                       HELGA REINECKE

 

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Anfänge von Euronat. Interview mit Madame Lannaud

Seit 1976 ist Frau Lannaud – in Euronat überall  bekannt unter dem Namen „Mimi“ die Chefin des SPAR-Supermarktes im Einkaufszentrum des Naturistenzentrums Euronat. Die Familie Lannaud ist seit mehreren Generationen in Grayan ansässig. Die Vergabe der Geschäfte in Euronat wurde von der Mairie in Grayan vorgenommen, wo sich Interessierte einzuschreiben hatten. Dabei wurden bevorzugt Bewerber aus Grayan berücksichtigt.

Während der ersten Jahre war der Supermarkt relativ klein, aber mit wachsender Kundenzahl entschloss sich die Familie Lannaud 1984, das Geschäft erheblich zu vergrößern.

Zu der Zeit gab es im Einkaufszentrum neben dem SPAR Supermarkt eine Bäckereiverkaufsstelle, die von einer Bäckerei in Montalivet mit fertigen Backwaren beliefert wurde. Es gab schon das Haushaltswarengeschäft, ein Tabakwaren – und Zeitungsgeschäft links vom Supermarkt, einen Geldwechselschalter des Crédit agricole ein Getränkegeschäft mit Wein aus Blaye, den man aus Fässern zapfen oder flaschenweise kaufen konnte, das Lebensmittelgeschäft der Reys, die Metzgerei der Maurins, den Traiteur, wo man fertige Gerichte kaufen konnte und immer noch kann. M. und Mme Boudon hielten den Eis- und Frühstücksanbieter, und dort , wo später   das Restaurant le Bidaou entstand, gab es den Tabak- und Presseladen von Mme Brudray. Später kamen ein Waschsalon, Geschäfte  mit Campingartikeln und Souvenirs, eine Boutique, ein Fahrradgeschäft, eine Spielhalle dazu. 1996 entstand außerhalb des Zentrums die große selbständige Bäckerei der Familie Mauriac.

Inzwischen ist das Angebot im Einkaufszentrum noch größer geworden. Es gibt mehrere Restaurants, einen Bio-Laden, ein Fischgeschäft, ein Internetcafé, zwei Friseurgeschäfte, einen (mehrsprachigen) Geldautomaten. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Naturistenzentrum verändert und die Kundschaft ebenso. Der Anteil des Zeltplatzes ist kleiner geworden, dafür gibt es mehr Mobilheime und Ferienhäuser. Zu Beginn gehörten überwiegend Deutsche und Holländer zu den Bewohnern, inzwischen ist die Kundschaft international und auch viele Franzosen gehören dazu.  

In der Anfangszeit von Euronat führte die Hauptachse vom Eingang zum Strand mitten durch das centre commercial. Erst nach der Errichtung des Gebäudes, in dem heute der Fahrradhandel- und –verleih untergebracht ist, wurde der Verkehr um das Zentrum herumgelenkt, wie dies auch heute noch der Fall ist.

Der Campingbetrieb wurde übrigens mit der Eröffnung von Euronat aufgenommen, noch bevor die dafür später bereitgestellten Einrichtungen existierten. Als Folge davon suchten sich die Camper ihre Plätze selbst  und stellten Zelte oder Wohnwagen dort auf, wo es ihnen gefiel.

Fertig war, entgegen manchmal zu hörenden Stimmen, die Straße, die nach Montalivet in Richtung Strand um das Euronat-Geände herumführt. Am Eingang des Euronat-Geländes gab es eine handbetriebene Schranke, die von Johnny, einem im Médoc hängengebliebenen ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen, der wegen seiner Freundlichkeit allseits beliebt war, betätigt wurde..

(Interview, Übersetzung und Schlussredaktion Ulla Marwedel, Okt. 2009)

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Heinz u. Ursula Zerwinsky: Urlaub in Euronat vor Euronat – Erinnerungen an die allerersten Euronat-Anfänge

 

1973: Urlaub im CHM Montalivet mit Wohnwagen (wunderbar! Wir kommen wieder!)

1974: CHM Monta fermé! Zutritt nur für Personen, keine Fahrzeuge!

Was nun? Campingplatz textil – gegenüber auf der anderen Straßenseite.

Allgemeine schlechte Stimmung, ca. 8-10 Wohnwagengespanne aus Hannover, Köln und anderswo.

Da fährt man 1000 km und mehr und nun das!

Dann ein Gerücht! Ca. 8 km nördlich von Monta gibt es ein neues Gelände – EURONAT!

Also! Auf geht’s!

Wir und die anderen fahren los!

Ankunft!: Zelt, Schlagbaum!

Im Zelt ein Deutscher, war nach dem Krieg in Frankreich hängen geblieben. Alle Mitglieder seiner Familie waren umgekommen. Er nannte sich Jonny. der machte die Schranke hoch. Dann fahrt mal alle rein!

Die Straße schnurgerade bis zum Strand, rechts und links nur Wald, sonst nichts. Irgendwo blieben wir stehen und zwar da, wo heute der Kreisel nach Nordamerika ist.

Also, Wohnwagen hingestellt, Vorzelt usw. alles gerichtet.

Wo ist Wasser?

Wo ist Toilette. Dusche usw?

Nichts!!

Doch dann ein Lichtblick!

Rechts neben der Straße Richtung Strand ein Wasserhahn! (der ist auch 2009 noch vorhanden.)

 

 

Im Wald ist mit Spaten ein Not-WC gebaut!

Duschen: Eimer Wasser über den Kopf – fertig!

Verpflegung ging zu Ende. Wo konnte man einkaufen?

Tatsächlich erschien am nächsten Tag ein fliegender Händler – der hatte so ziemlich alles!

Die andere Möglichkeit: In Grayan an der Tankstelle war ein kleiner Laden, der existiert heute immer noch.

Da wir im Wohnwagen nur 2 Gasflaschen hatten, musste sparsam damit umgegangen werden. Im erwähnten Laden konnten wir Kühlelemente aufladen (kühlen) lassen. Es war ein heißer Sommer!!

Am Strand standen mehrere der von den Deutschen gebauten Bunker noch auf der Düne. Eine Betonstraße ging noch bis nach Le Gurp.

1979 konnte man noch in den Dünen (jetzt Hundestrand ) mit den Wohnwagen stehen. Man hatte einen wunderbaren Blick aufs Meer, besonders im Abendrot.

Es folgten Ferienaufenthalte in Euronat: 1976, 1979, 1982, 1983, 1985,1986,1987,1988,1989, 1990,1993, 1994,1998,2000.2001,2002,2004

Und dann ab 2005 ein eigenes Haus  „Sonnen-Häusle“in 15, Portugal!

(Heinz und Ursula Zerwinsky, Euronat, Juni 2009)

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Erinnerungen an die Gründerzeit von Euronat

Wir kauften unser Haus in Euronat im Oktober 1976, als das „Paradies“ dort erst entstand und als die Häuser noch nach Bauplan verkauft wurden und der Hausname „Solitude“ noch berechtigt war.

Da wir  zu Hause  meinen Schwiegervater  mit über 90 Jahren betreuten, konnten wir nicht spontan verreisen und so war es uns  erst in den Herbstferien 1977 möglich, das inzwischen fertige Haus zu sehen. Wir fuhren  mit zwei kleinen Töchtern (6 und 3 Jahre alt) von K. „in einem durch“, d.h. Start im Dunklen, Fahrt durch Paris mit Fragen, Ankunft an der Fähre im Dunklen. Dort trafen wir zufällig die Eheleute S. und wir wurden sofort in die Gemeinschaft Euronats aufgenommen und über die Besonderheiten unseres Hauses aufgeklärt: „Der Kühlschrank … deswegen schon ein Loch in die  Wand gebrochen. Es fehlen bei manchen Häusern 3 cm.“ Wir fuhren ab Pointe de Grave im „Geleitzug“ hinterher. Ich war   mehr als müde und erinnere mich  noch an diese Straßen durch endlose Wälder. Die Schranke wurde von Jonny geöffnet, mit Handbetrieb natürlich. Er wohnte in einem Wohnwagen direkt daneben. Der Krieg hatte ihn mit der deutschen Sprache in Berührung gebracht – Verständigung kein Problem und nach dem ersten Sehen genügte in Zukunft Gesichtskontrolle.

Für mich im Nachhinein  unvorstellbar – wir kauften die Möbel bei einem Gruppentreffen mit anderen Neu-Eigentümern über die Firma B. im Frühjahr 1977. Mehrere Möbelwagen brachten die Sammelladung nach Euronat. Da die Häuser aber beim Eintreffen der Möbel noch nicht fertig waren, wurden viele Möbel in einen Bau gesteckt und später verteilt. Da wir zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht von Zuhause weg konnten, fanden wir bei unserer ersten Ankunft im Herbst z. T. Möbel und Lampen vor, die wir so nicht bestellt hatten, aber die Grundausstattung war vorhanden.

Als das Haus im Sommer bewohnbar war, konnten wir es schon vermieten, ohne es selbst gesehen zu haben. Wir wussten nicht, dass zu diesem Zeitpunkt der Wasseranschluss im Haus noch nicht voll  funktionierte und z. T. draußen gezapft werden musste.

Im Herbst fuhren wir also auf unser Grundstück und der Volvo saß prompt im Sand fest. Der Kühlschrank-Block wurde dann am ersten Tag in zwei Teile zerlegt. Er hat uns dies sehr übelgenommen und damit reagiert, dass sich die Temperatur nicht regeln ließ. Zu Anfang glaubte ich noch, ein französischer Elektriker würde uns helfen und ich verbrachte die Tage „in froher Erwartung“ im Haus. Nachts wurden wir durch lautes Rappeln des Kühlschranks geweckt. Vom vielen Steckerziehen ging dann auch noch die Steckdose kaputt. Ein Ersatzteil aus Deutschland brachte die Erlösung und tat wohl 20 Jahre lang seine Pflicht, nachdem es mit Vierkanthölzern unterbaut in die Küchenzeile eingepasst wurde. Wenn wir nach Euronat fuhren, war immer der halbe Kofferraum mit Werkzeug bestückt. Für jedes Teil musste man sonst zum Baumarkt nach Lesparre. fahren.

Es entstand unter den „Pionieren“ eine einmalige Nachbar-Gemeinschaft. Kein Einkauf ohne Rundfrage „Was braucht ihr?“ Der „Höker“ in Grayan bei der Tankstelle hatte als Familienbetrieb immer auf – sonntags und bis abends spät- und verkaufte fast alles. Die Geschäfte im Zentrum entstanden erst viel später.

Strandspaziergänge waren damals noch die aufregendsten Abenteuer- besonders im Frühjahr, wenn über Winter „Beutegut“ angeschwemmt worden war oder nach Stürmen in den Herbstferien. Einmal fanden wir 60 m dickes Tau, vier Netzsäcke mit kleinen Krebsen, die wir sofort an der Wasserkante wieder freiließen und viele Fischerkugeln (auch aus Metall), Fender und Auftriebskörper, Puppenteile und sogar eine echte Flaschenpost. Die Kinder waren begeisterte „Strandräuber“ und ihre kleinen Beine wurden nicht so schnell müde.

Inzwischen haben sich Euronat  und die ganze Region stark verändert, aber für unsere Enkel (3 und 7 Jahre alt) ist es immer noch ein unverfälschtes Abenteuerland.

Euronat ist auch nach über dreißig Jahren  außergewöhnlich:

Du kommst an und hast plötzlich Probleme statt Erholung pur – z.B. die zum Glück über Putz verlegte Wasserleitung sprudelt beim ersten Aufdrehen im Frühling oder die Abwasserleitung ist verstopft. Der Boiler im Dachboden tropft und der Klempner meint “C’est pas français, c’est arabique!“ So wachsen die Französischkenntnisse von Mal  zu Mal.

Ostern 1978: Im Bad muss eine Kachel „nachgebessert“ werden. Durch das Andrücken beim Kleben geht die Kachel kaputt und damit die Gestaltung der Osterferien. Da dieser Raum auf  dem Fußboden nur einen PVC-Belag hatte, wurde er zur Baustelle. Euronat ist nur etwas für Typen mit vier rechten Händen…

Osterferien 1979: Ein Arzt macht Hausbesuch bei Nachbarn- das spricht sich schnell herum und es strömt von allen Seiten; u. a. soll ein Hundebiss behandelt werden. „Wo ist der Hund?“ Der ist in Bremen. Der Arzt verstand die Deutschen nicht – Sprachschwierigkeiten? Unsre Tochter schaukelt kurz davor auf einem Seil zwischen zwei Kiefern, fällt und bricht sich das Schlüsselbein. Der Arzt will es mit einem Fahrradschlauch bandagieren. Ich  traute meinen Französischkenntnissen nicht, bekam aber später in der Praxis ein altes Medizinbuch vorgelegt, das zu dieser Behandlung riet. Trotzdem fuhr ich mit den Kindern lieber wieder nach Deutschland zurück- über 1000 km nachts mit Schneegestöber in Belgien nach nur drei Tagen Euronat.

Trotzdem fahren wir immer wieder gern dorthin. – Euronat ist uns zur zweiten Heimat geworden.

(G. S., K., Februar 2009)

 

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Euronat 1983 ff.

Roswitha und Alfred Kröschel aus Düsseldorf verbringen  seit 1983 jeden Sommer im Euronat, immer an der Allée des Saules 48. Sie berichten:

„Im Jahr zuvor hatte man uns in Jugoslawien von den schönen Stränden des Médoc und 2 Naturistenzentren berichtet. Da wir auf unsere Anfrage hin keine Antwort vom CHM erhielten, beschlossen wir, es in dem zweiten Zentrum, dem Euronat, zu versuchen. Wir wurden freundlich aufgenommen und erhielten für unseren Wohnwagen gleich den Stellplatz, der seit 3 Jahren unser Jahresstellplatz ist. Im Zentrum gab es den Sparladen, den Metzgerladen, den Traiteur mit der freundlichen alten Dame an der Kasse, die crèmerie der Bellocs. Das Brot kauften wir im dépot de pain bis 1996 die neue Bäckerei, in der Bernadette Mauriac und ihre fleißigen Helfer für wahre Wunder in der Brot- und Kuchentheke sorgen,  ihren zunächst noch nicht ganzjährigen Betrieb aufnahmen.

Auch den Wein konnte man lose oder in Flaschen im Zentrum kaufen, es gab schon die Quincaillerie, die Boutique, Geschäfte, in denen man Campingzubehör kaufen konnte, den Sparladen mit Mimi, 2 Restaurants, ein Fischgeschäft. In der Wäscherei konnte man bei Bedarf zu günstigen Preisen eine der Waschmaschinen benutzen und die Wäsche sogar trocknen lassen. Man konnte auch damals schon alle Bedürfnisse, die man im Camperleben hatte, im Zentrum stillen.

Die Stellplätze für die Wohnwagen und Zelte waren wunderbar groß und umgeben von Kiefernwald, in dem vor allem die Kinder nach Herzenslust spielen, spielen, spielen konnten. Etwa 50 m entfernt von unserem Stellplatz gab es ein Sanitärhaus, das hervorragend von der Euronat-Reinigungsmannschaft gepflegt wurde. Durch den Kiefernwald ging ein Sandweg zum Strand.

Dort fielen uns gleich die Bunker auf, die damals noch auf  den Dünen lagen. Und dann – Sandstrand, so weit man sehen konnte. Eine Betonstraße führte  vom Euronat nach Le Gurp.

Wir fühlten uns von Anfang an wohl und hatten bald, obwohl wir kein Französisch sprachen, Kontakt zu Franzosen, der sich zu Freundschaft entwickelte. Unser Vorzelt wurde rasch zum Treffpunkt für viele Camper.

Vor einigen Jahren wurde Alfred von Nachbarn zum „Oberbürgermeister“ der Allée des Saules ernannt, was natürlich entsprechend gefeiert wurde.

 Inzwischen hat er einen eigenen Gemüsegarten angelegt, in dem Kartoffeln, Tomaten, Bohnen, Rote Bete, Schwarzwurzeln, Pflücksalat, Kopfsalat und manch anderes Gemüse für den täglichen Essensplan wunderbar im Sand gedeihen.

Natürlich hat sich im Laufe der Jahre einiges in Euronat verändert: vieles ist modernisiert worden, Strom, fließendes Wasser und Abwasserentsorgung ist an vielen Stellplätzen Selbstverständlichkeit. Durch die vielen Häuser, besonders durch die Anlage von “Nordamerika“ und nach den heftigen Stürmen der letzten Jahre ist der Wald sehr in Mitleidenschaft gezogen worden und geschrumpft, aber Euronat ist immer noch ein Paradies. Die Besucher sollten aber die Regeln des Naturismus konsequenter befolgen, darauf müsste auch von der Zentrumsleitung mehr geachtet werden.“    

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