Kiefernprozessionsspinner

 

 

Außerhalb der Monate Februar und März machen sich die Kiefernprozessionsspinner kaum bemerkbar. Sie hinterlassen jedoch die  Nester hoch in den Kiefern, die irgendwann zu Boden fallen und dort immer noch Hautreizungen verursachen können.

Die Raupen verlassen irgendwann im Februar oder März ihre Nester und suchen den Boden auf, um sich dort zu verpuppen. Dann sind sie oft so zu beobachten, wie das die nächsten Bilder zeigen.

 

Der Mittelteil einer langen Prozession, die zeigt, warum der Kiefernprozessionspinner so heißt, wie er heißt.

 

Nicht immer geht der Prozessionszug sofort in Richtung auf einen Untergrund, in den sich die Raupen zum Verpuppen eingraben könne.

 

Eine junge Kiefer, die oben ein Nest trägt. Die darin hausenden Prozessionsspinnerraupen haben bereits einen großen Teil der Nadeln abgefressen. Das verlangsamt das Wachstum der Kiefer, im Wiederholungsfall kann der Baum absterben

 

 

Mehrere Nester in umittelbarer Nachbarschaft, eine schwere Belastung für die Kiefer

Die Raupen der Kiefernprozessionsspinner sind von einer Unzahl feiner Härchen umgeben, angefüllt mit aggressiven Substanzen, die bei empfindlichen Menschen unangenehme Hautreizungen und in einzelnen Fällen sogar Atem- und Kreislaufbeschwerden auslösen können. Daher sollte man auf jeden Fall Hautkontakte mit Raupen oder ihren Nestern vermeiden.

Die Reizungen durch die Härchen der Kiefernprozessionnspinnerraupen überdauern die Lebenszeit der Raupen. Auch alte, ausgediente Raupennester wie das hier gezeigte, sollten auf keinen Fall mit bloßen Händen berührt werden, sondern mit einer Schaufel entfernt und am besten mit Sand abgedeckt werden.

Noch ein altesNest, bei dem wie auch bei der folgenden Aufnahmen noch Reste des Gespinstes zu erkennen sind, mit denen die Raupen ihr Netz gegen winterliche Temperaturen geschützt haben.

 

Die Raupen der Kiefernprozessionsspinner schützen sich gegen Fressfeinde weitgehend durch ihre aggressiven Härchen. Lediglich die Puppen, die im Boden ihre Verwandlung  zu kleinen schmucklosen Schmetterlingen erwarten, sind etwas gefährdet, doch auch hier gibt es keine existentiellebedrohung, da die Wiedehopfe, die die Puppen der Kiefernprozessiosspiner gern aus dem Boden holen und fressen, nicht sehr zahlreich sind.

Ein Wiedehopf auf Nahrungssuche

Ein Wiedehopf mit einer Insektenpuppe im Schnabel, möglicherweise die Puppe einer Kiefernprossionspinnerraupe

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In der ersten Hälfte der achtziger Jahre sind die Raupen des Prozessionsspinners eine schlimme Plage in  Euronat gewesen. Hier der  Bericht einer Euronat-Bewohnerin aus dieser Zeit. :

Renate Stottmeister (2008):

Die Kiefernprozessionsspinner: Mitte der 80er Jahre eine wahre Plage!!!!

In dieser Zeit krochen die Raupen in Mengen über die Straßen. Eigentlich eindrucksvoll: In langen Schlangen – die Raupen hielten sich mit dem Vorderteil am Hinterteil der vor ihr kriechenden fest.  So ließen sie sich leicht „auf die Schüppe nehmen“ und in die Tüte befördern.

In dieser Zeit gab es auch sehr viele Vögel: vor allen Dingen viele Wiedehopfe. Diese sind ja inzwischen seltener geworden. Und den Kuckuck hörte man dauernd, so wie heute die Tauben……

Morgens sah man im Tau auf dem Boden so kleine Gespinste, aber es waren keine Spinnen, die Netze gemacht haben. Und viele viereckige Löcher im Boden, wo Wiedehopfe gegraben haben, um die verpuppten Raupen zu holen.

Wir waren im Frühjahr da und haben -zusammen mit Nachbarn- eingesammelt, was ging. Bewaffnet mit Papiertüten (vom Bäcker) und einer Kehrschaufel ging es los. Zurück wurden die vollen Tüten in den brennenden Ofen geworfen.
Andere sammelten in Plastiktüten, verknoteten diese und warfen es in den Müll.
Im Herbst (auch in der Zeit) wurde mit Hubschraubern gespritzt, was viele Proteste nach sich zog. Schließlich saß man draußen in der Sonne und hatte Essen auf dem Tisch! Angeblich soll es für Menschen ungefährlich gewesen sein.

Versuche der Bekämpfung im Jahre 2010 in Euronat

Mitte Oktober 2010: Ein Auto mit spezieller Bestückung durchfährt Amérique du Nord mit beträchtlicher Rauch- und Geräuschentwicklung. Verstäubt wird bei dieser Aktion ein Mittel, das die Raupen des Kiefernprozessionspinners vernichten soll.

Kurzzeitig rauchfrei zeigt das Gerät, das zuvor schon in Amérique du Sud im Einsatz war, seine wesentlichen Bestandteile. Der Tank rechts enthält das zu zerstäubende Mittel, mit dem die Raupen des Kiefernprozessionsspinners bekämpft werden sollen.

Die Rauchwolke zeigt aber auch die Schwächen des angewendeten Verfahrens: Das verstäubte Mittel breitet sich nur in der unmittelbaren Umgebung der Straßen aus, die das zerstäubende Fahrzeug befährt,. Und selbst da reicht die Wirkung nicht sehr hoch.

Nochmal ein Eindruck von der begrenzten Reichweite des eingesetzten Mittels.

Und nochmal: da, wo der Wind mithilft, verbreitet sich der Nebel des verstäubten Mittels auch neben den Straßen, wie man sieht, jedoch nicht bis in die Wipfel der Bäume. Da, wo der Wind nicht hilft, kommt es jedoch nicht hin. Es wird deutlich, dass dieses Verfahren der Verstäubung einen großen Teil der Nester der Raupen der Kiefern-Pozessionsspinner nicht erreicht. 

 

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Um Energie zu sparen, rücken wir noch ein paar Beiträge ein, der vor einiger Zeit in den Médoc-Notizen zu lesen waren:

Mehr als 7,5 Milliarden in Aquitanien

Gemeint sind die überaus unerwünschten Raupen des Prozessionsspinners (chenilles processionaires), die die Nadeln der Kiefern Aquitaniens fressen und damit das Wachstum und die Gesundheit der Bäume stark beeinträchtigen. Nachts ziehen sich die Raupen in ein wärmendes Nest zurück, das aussieht, als wäre es aus weißer Seide. Durch das Nest geschützt, können die Insekten im Winter aktiv sein.
Die Raupen treten alle fünf bis sieben Jahre besonders zahlreich auf. Man weiß natürlich nicht, wieviele es davon gibt, aber die Schätzungen sind recht zuverlässig. Für 2005 wurde eine Zahl von 7,5 Milliarden Raupen, verteilt auf 75 Millionen Nester errechnet.
Die Wissenschaft interessiert sich für diese Tiere nicht nur wegen der von ihnen verursachten Waldschäden, sondern auch, weil sie als Indikatoren für den Klimawandel gelten. Sie benötigen Temperaturen über null Grad in der Nacht und über 9 Grad tagsüber, damit sie ihre Nester verlassen und sich ernähren können. In den Nestern können sie es bis zu 16 Grad unter Null aushalten.  Bis in die achtziger Jahre war die Nordgrenze ihrer Verbreitung etwa die Loire-Linie. Inzwischen werden sie in der Normandie und am Stadtrand von Paris gesichtet.
Die Raupen haben die für Menschen und Tiere unangenehme Eigenschaft, dass ihre Härchen schmerzhafte Hautreizungen hervorrufen, die bei empfindlichen Menschen und Tieren bedrohliche Folgen haben können. Dazu muss nicht einmal direkter Hautkontakt bestehen, da die Raupen diese Härchen abwerfen, wenn sie sich bedroht fühlen, und dann verbreiten sie sich in der Umgebung. Es gibt zwar inzwischen Mittel, die die Wirkungen der Raupenhärchen mildern können, die beste Empfehlung ist jedoch, jeglichen Kontakt zu vermeiden.
Seit die Bekämpfung der Schädlinge mit chemischen Produkten verboten worden ist, muss  man auf biologische Mittel ausweichen und die natürlichen Feinde der Raupen fördern. Dazu zählen der Wiedehopf, der Kuckuck, der Ziegenmelker und einige Meisenarten.
Da man festgestellt hat, dass die Prozessionsspinnerraupen Birken und Eichen meiden, versucht man, durch die gezielte Anpflanzung von Eichen- und Birkengürteln die Ausbreitung der Insekten zu beschränken. Es werden auch Versuche mit Duftstoffen, die von Eichen und Birken ausgehen, unternommen, um einen ähnlichen Effekt zu erzielen.

(Jacques Ripoche: Plus de 7,5 milliards en Aquitaine !, in: SUD OUEST, 17. Nov. 2008)

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Ökologisch gegen Prozessionsspinnerraupen

Die Raupen der Kiefernprozessionsspinner sind eine schwer zu ertragende Plage, da sie nicht nur den befallenen Kiefern schwer zusetzen, sondern darüber hinaus durch ihre an die Umgebung abgegebenen Gifte bei vielen empfindlichen Menschen schmerzhafte Hautreizungen auslösen. Gegen diese Schädlinge darf seit einigen Jahren nur noch mit unbedenklichen Giften vorgegangen werden, deren Wirksamkeit hinter den früher üblichen deutlich zurückbleibt. Da verwundert es nicht, wenn nach neuen Wegen gesucht wird, um der Raupenplage Herr zu werden. Ein solcher Versuch wird jetzt in Lacanau gestartet.

 Dort werden Fallen an Bäumen befestigt, die die Raupen auf ihrem Weg von den Bäumen zur Erde abfangen und sie in Behältnisse lenken, in denen sie keinen Schaden anrichten können. Zu diesem Zweck werden um die Baumstämme ringförmige Manschetten aus Zinkblech gelegt, die an den Rändern steil nach oben zeigen und nach unten nur einen einzigen Ausgang haben, der in einen Plastikbeutel führt, aus dem es keinen Rückweg gibt. In diesem Beutel sammeln sich die Raupen ohne die Möglichkeit, ihre Giftstoffe in die Umgebung zu entlassen. Das Kalkül der Bekämpfung geht jedoch nur dann auf, wenn die Raupen bei ihrem Weg zum Erdboden eindeutig auf die Richtung nach unten fixiert sind, denn dann bleibt ihnen nur das Loch in der Manschette, das in den besagten Beutel führt. Es versteht sich, dass die Fangvorrichtungen an Bäumen mit Raupenbefall angebracht werden müssen, aber das ist relativ leicht zu erkennen. Die Fallen selbst kosten zur Zeit je nach Stammumfang zwischen 30 und 50 Euro, sie sind beliebig oft wieder verwendbar. Nur die Kunststoffbeutel, die, nachdem die Raupen sich darin versammelt haben, vernichtet werden müssen, sind Einwegartikel. Wenn der Versuch erfolgreich verläuft und die Produktion der Fallen industriemäßig vorgenommen werden wird, dürften die Preis für die Fallen noch deutlich sinken.

(Chasse aux chenilles, in:  SUD OUEST, 16. Jan. 2010)

Eine Raupenfalle der Art, wie sie in dem vorstehenden Artikel beschrieben ist.

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Umweltfreundlich gegen Prozessionsspinnerraupen

Zu den Dingen, über die sich im Médoc niemand freut, gehören die Prozessionsspinnerraupen, die in den ersten Monaten des Jahres auftreten und bei vielen Menschen, aber auch bei Hunden und Katzen, allergische Reaktionen auslösen. Die bislang üblichen Bekämpfungsmaßnahmen haben allesamt nur begrenzten Erfolg und sie sind zudem wegen der dabei verwendeten Gifte mit Begleiterscheinungen verbunden, die nicht unproblematisch sind. Dabei gibt es schon seit längerer Zeit Verfahren, um gegen die Raupen vorzugehen, die ohne Chemie auskommen. Und diesen Weg hat die Gemeinde Ludon-Médoc eingeschlagen. Dabei werden um die Stämme der Bäume, in denen sich Nester befinden, aus denen die Raupen zur Verpuppung auf den Boden herabsteigen, eng anliegende Manschetten aus Plastikfolie gelegt, die so beschaffen sind, dass die Raupen in diese Plastikhindernisse hineinkriechen und durch ein Röhrchen so gelenkt werden, dass sie in einen mit Erde gefüllten Bereich kriechen, der dann Endstation für die Raupen ist. Diese Plastikmanschetten werden nach einiger Zeit abgenommen und die in dem Erdabteil befindlichen Raupen dann vernichtet. Die Gemeinde Ludon-Médoc hat rund dreißig Bäume in der Nähe der Schule und des Gemeindeparks mit den beschriebenen Fangeinrichtungen ausgestattet, was Kosten von lediglich 800 Euro verursacht hat, weniger als bei jeder anderen Bekämpfungsmethode. Da das Verfahren wirklich ohne Umweltbelastung auskommt und zudem kostengünstig ist, ist zu wünschen, dass es viele Nachahmer findet.

(M. Jay: Piège écolo contre espèce invasive, in: SUDOUEST, 10. 02. 2018)