Abtei La Sauve Majeure

 

Die Abtei La Sauve Majeure so wie sie ein heutiger Besucher sieht

Die Abtei La Sauve Majeure liegt rund 20 km östlich von Bordeaux und ebenso weit südöstlich von Libourne in dem kleinen Örtchen La Sauve. Sie hat ihre Ursprünge in der kirchlichen Reformbewegung des 11. Jahrhunderts, als sich Bestrebungen regten, zurückzukehren zu den Klosterregeln des Hl. Benedikt, die den Mönchen auferlegten, sich von allem Weltlichen abzuwenden, aber nicht nur zu beten, sondern auch zu arbeiten (Ora et labora). Als Gérard von Corbie und seine Freunde nach einem geeigneten Platz für eine Klostergründung unter diesen Vorzeichen suchten, entschieden sie sich für den Ort, an dem heute die Abtei La Sauve Majeure steht, wobei der Name auf das lateinische Silva major (großer Wald) zurückgeht. Den Gründern des Klosters gelang es, sich von der Kontrolle des Landesherren und des Erzbischofs von Bordeaux zu befreien und diesen Status vom Papst bestätigen zu lassen.

Die Abtei, die auf einem der wichtigsten Wege zum Grab des Hl. Jakob in Compostella lag, nahm einen schnellen Aufschwung und war am Ende des 12. Jahrhunderts die bedeutendste Abtei Aquitaniens. Sie zählte 80 bis 90 Mönche. Die von der Abtei La Sauve Majeure abhängigen Besitzungen lagen vornehmlich im Gebiet der Dordogne und Garonne, aber auch in Nordspanien, Nordfrankreich bis hin nach England. Bis zum 13. Jahrhundert erfreute sich die Abtei der besonderen Gunst der Plantagenets, die über das Anjou, Aquitanien und England herrschten. Es entwickelte sich zudem eine rege Wallfahrtstätigkeit zum Grab des Gründers der Abtei, der 1197 heilig gesprochen wurde.

Mit dem Ende des 13. Jahrhunderts begann der Niedergang der Abtei, der beschleunigt wurde durch die Ereignisse des Hundertjährigen Krieges. Der endgültige Niedergang vollzog sich im Gefolge der Französischen Revolution. Die Gebäude verfielen zusehends und wurden von den Anwohnern als Steinbruch genutzt. 1840 wurde die Ruinen unter Denkmalschutz gestellt, aber erst 1952 kam das Gelände in staatlichen Besitz, und erst nach diesem Datum wurde mit der Restaurierung begonnen. Die dafür erforderlichen Arbeiten werden sich über viele Jahre hinziehen und für Besucher bedeuten, dass Teile der Abtei nicht oder nur schwer besichtigt werden können.

Die baulichen Überreste lassen, wenn auch vielleicht mit einiger Mühe, den einstigen Glanz der Abtei erkennen. Dafür beeindrucken die erhaltenen Kapitelle direkt und unvermittelt. Sie sind von herausragender Qualität und allein schon wert, die Abtei La Sauve majeure zu besuchen.

Wir zeigen ein paar dieser Prachtstücke und geben dazu Erläuterungen.

 

Eine Luftaufnahme, die zeigt, wieviel von der ursprünglichen Bausubstanz noch vorhanden ist

Eine moderne Rekonstruktionszeichnung der Abtei

 

Ein Grundriss der Abtei aus dem Jahr 1672, als die Baulichkeiten der Abtei noch einigermaßen intakt waren.

Ein Kapitell, das ein löwenähnliches Wesen zeigt, das zwei Körper, aber nur einen Kopf hat.

Zwei Sirenen, Gestalten aus der griechischen Sagenwelt also, die hier mit weiblich-menschlichem Oberkörper aber fischähnlichem Unterkörper gezeigt werden.

Zwei geflügelte Fabelwesen, links davon ein Centaur

 

 

 

Zwei Löwen, die einen Menschen verschlingen.

Dieselbe Szene aus einem anderen Blickwinkel, der zeigt, wie plastisch die Gestaltung dieser Kapitelle ist.

Eine Jagdszene, bei der ein Löwe sich eines Angriffes mit Pfeil und Bogen erwehren musss.

Noch eine Löwenjagd

Noch einmal Wesen mit einem Löwenkopf, aber zwei Körpern

Adam und Eva. Rechts hält Eva ihrem Mann die Frucht der Erkenntis hin, Links sieht man Adam, der von nun an seinen Lebensunterhalt  im Schweiße seines Angesichts erwerben muss

Die vielleicht komplexeste Darstellung der noch vorhandenen Kapitelle: Das Schicksal  Johannes des Täufers.