Wussten Sie schon?

 

Wussten Sie schon, wer der älteste bekannte Einwohner von Soulac war?

Also, mit vollem Namen kennt man ihn nicht, man weiß aber, wann er ungefähr gelebt hat, denn er kann auf ein mehr als biblisches Alter von reichlich 115.000 Jahren zurückblicken. Wenn er heutzutage in den Straßen von Soulac auftauchen würde, würde er mächtig Aufsehen erregen, denn er war rund 2,50 m groß, bewegte sich auf vier Beinen und war ein Elefant. Sein relativ gut erhaltenes, wenn auch nicht vollständiges Skelett wurde 1994 in Soulac entdeckt und eingehend untersucht. Dabei kam heraus, dass er in der Riss-Würm-Zwischeneiszeit gelebt hatte, als die Landschaft des heutigen Médoc zu einer wärmeren Klimazone gehörte, in der es auch Elefanten gut gefiel.

Der Elefantenfund wurde an das Archäologische Museum von Soulac übergeben und dort in anschaulicher Weise ausgestellt, bis 2017 diesem schönen Museum der Garaus gemacht und seine Sammlung in den Magazinkeller verbannten wurde. 2021 sind erste Bestände wieder sichtbar gemacht worden, der Elefant gehört jedoch nicht dazu. Dafür kann man an Stellen, wo früher archäologische Exponate richtig gut präsentiert wurden, Plastikmüll sehen, der an den Stränden eingesammelt worden war und an Wänden und Vitrinen, angeblich kunstvoll drapiert, einen großen Teil dessen verdrängt hat, was dieses Museum zeigen könnte und sollte. Schwer zu verstehen. Auch der Elefant hätte damit seine Schwierigkeiten gehabt.  

Ein Blick auf diesen Elefanten: Klick

 

 

Kennen Sie Napoleon II. und seine Regierungszeit?

Nun, regiert hat er eigentlich gar nicht, denn in der kurzen Zeit, in der Joseph Karl Franz, der am 20. 03. 1811 in Paris als Sohn Napoleons I. und der Habsburgerin Marie-Louise geborene Napoleon II. den Titel des Königs von Rom trug, war er ein kleines Kind. Nach der endgültigen Abdankung Napoleons I. im Jahre 1815 und dessen anschließender Deportation auf die Atlantikinsel Sankt-Helena kehrte seine Mutter zusammen mit ihrem damals vierjährigen Sohn nach Österreich zurück. Dort wurde der Sohn Napoleons I. als Herzog von Reichstadt in die Großfamilie der Habsburger eingeordnet, allerdings im Rang erst nach den Erzherzögen und von Napoleon II. redete niemand mehr. Er starb relativ jung im Jahre 1840 an der damals noch unheilbaren Tuberkulose und wurde, der habsburgischen Familientradition entsprechend, in der Kapuzinergruft in Wien bestattet. Dort stand sein Sarkophag bis 1940, als er auf Geheiß der nationalsozialistischen Führung nach Paris verfrachtet wurde, um die öffentliche Meinung der Franzosen günstig zu beeinflussen. In Paris wurde die sterbliche Reste Napoleons II. im Invalidendom in der Nähe des monumentalen Steinsargs beigesetzt, in dem seit 1840 die von Sankt-Helena überführten Gebeine seines Vaters Napoleons I. ruhen, und dort befindet er sich noch heute.

 

 

Wussten Sie schon, dass die französische Nationalversammlung im März 1871 ihren Sitz  in Bordeaux hatte?

Normalerweise hätte das Parlament in Paris getagt, aber in diesen Monaten ging in Frankreich vieles nicht seinen gewohnten normalen Gang. Man war im Krieg gegen Preußen und die mit diesem Hauptgegner verbündeten deutschen Staaten. Am 2. September 1870 hatte Kaiser Napoleon III. bei Sedan kapituliert, und im Gefolge dieses Ereignisses war die Republik ausgerufen worden. Die neu gebildete Regierung war erst nach Tours und dann Anfang Dezember 1870 nach Bordeaux ausgewichen. Insofern war es zweckmäßig, dass die nach dem Waffenstillstand vom 28. Januar 1871 im Februar 1871 in aller Eile neu gewählte Nationalversammlung ebenfalls nach Bordeaux ging und dort im Grand Théâtre tagte. Die wichtigste Abstimmung der Nationalversammlung in ihrem Exil in Bordeaux betraf die Annahme des Vorfriedensvertrages mit dem preußisch-deutschen Kriegsgegner, durch den Elsaß-Lothringen an das Deutsche Reich fiel. Bald danach zog die Nationalversammlung nach Versailles um und wartete dort ab, dass sich die durch den Aufstand der Commune aufgewühlte Hauptstadt Paris wieder beruhigte.

 

 

 

Wussten Sie schon, dass nicht alle Kaltblüter eine von der Außenluft abhängige Körpertemperatur haben?

Wer das Wort Kaltblüter hört, der denkt vielleicht zuerst an wechselwarme Tiere, wie z. B. Reptilien, Schildkröten, Frösche und mancherlei anderes Getier, deren Organismen nicht dazu in der Lage sind, die Körpertemperatur auf Werte zu bringen wie sie etwa bei Säugetieren und Vögeln üblich sind. Die Wechselwarmen müssen sich, wenn es draußen zu kalt wird, in einen Kälteschlaf flüchten, aus dem sie erst wieder erwachen, wenn es draußen Temperaturen gibt, bei denen ihre Körperfunktionen wieder auf Touren kommen. Das hat zwar manche Nachteile, aber den unschätzbaren Vorteil, dass sie nur etwa ein Fünftel der Nahrung brauchen wie Lebewesen mit stabiler höherer Körpertemperatur.

Und zu diesen Wesen zählen auch die sogenannten Kaltblüter, von denen nicht nur Eingeweihte wissen, dass sie zu einem besonders schweren und kräftigen Pferdetyp gehören, der alles meist gemächlich angehen lässt. Daher nennt man sie wohl Kaltblüter. Es gibt bei den Pferden auch sogenannte Warmblüter, die einen Pferdetyp verkörpern wie er etwa bei den mittelschweren Hannoveranern oder den Trakehnern zu finden ist. Und auf der Temperamentskala ganz weit oben stehen die Vollblüter, zu denen etwa die im arabischen Raum heimischen Pferde gehören. Die normale Körpertemperatur bei gesunden Pferden liegt übrigens zwischen 37 und 38 Grad, unabhängig vom Pferdetyp.

(UM, 15. 04. 2021)

 

Wussten Sie schon, warum aller guten Dinge drei sind?

Seien Sie vorsichtig, wenn sie mit ja antworten wollen, denn dann gehören Sie zu dem Teil der Zeitgenossen, der wirklich alles weiß, auch das, was sonst keiner weiß. Die Redewendung ist übrigens auch in anderen Sprachen zu Hause, im Französischen sagt man: Jamais deux sans trois und meint so ziemlich Dasselbe wie im Deutschen. Im Französischen ist die Wendung zu einer Art Sprichwort geworden, sozusagen aber als Muster ohne Wert, dessen Stichhaltigkeit nur selten bestätigt wird.  Immerhin kann man seine Verwendung bis in das 12. Jahrhundert zurückverfolgen, wo sich dann allerdings die Spuren im Nebel der Sprachgeschichte verlieren. Irgendjemand hat mal vermutet, dass die Redewendung auf ein Spiel zurückgehen könnte, das inzwischen vergessen ist, aber als seriöse Erklärung taugt das nicht. So wird man weiter sagen, dass aller guten Dinge drei sind, wohl wissend, dass die Aussage ohne Beweiskraft ist und das niemand weiß, woher sie kommt. 

(UM, 10. 04. 2021)

 

 

Wussten Sie schon, dass es seit 1834 eine Schule in Grayan gab, in der die Schüler sozusagen à la carte, je nach der Zahlungsbereitschaft ihrer Eltern unterrichtet wurden?

Für Kinder, die nur lesen lernen sollten, kostete der Schulbesuch : 1,25 Francs

Für Kinder, die lesen und schreiben lernen sollten: 2 F

Für Kinder, die lesen, schreiben, rechnen und Grammatik lernen sollten: 3 F

Daneben wurden 9 Kinder, 6 aus Grayan und 3 aus L’Hôpital gratis unterrichtet.

Eine allgemeine Schulpflicht wurde in Frankreich übrigens erst in den 80er Jahren des 19 Jahrhunderts eingerichtet.

(UM, 28. 02. 2021)

 

 

Wussten Sie schon, dass 1954 in Grayan auf 250 ha  Wein angebaut wurde?

Der daraus gewonnene Wein war von nur bescheidener Qualität. Er wurde zum Teil an Händler verkauft, zum Teil auch von der Bevölkerung selbst verbraucht. 1967 war die Anbaufläche auf 67 ha zurückgegangen. Der erzeugte Wein fand kaum noch Abnehmer, er wurde nahezu ausschließlich vor Ort konsumiert. Die nachlassende Nachfrage führte dazu, dass die Anbaufläche fortlaufend verkleinert wurde. Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die letzten Weinstöcke gerodet. Selbst in Kreisn, die sich um die lokale Vergangenheit kümmern, gibt es keine Anregungen, wieder Weinstöcke in Grayan anzupflanzen.

 

 

 

Wussten Sie schon, dass die Figurengruppen der beiden Fontänenbecken am Fuß des Denkmals der Girondisten in Bordeaux rund vierzig Jahre verschwunden waren?

Sie kamen erst 1983 wieder zum Vorschein und nahmen dann wieder ihren Platz zu beiden Seiten der großen Denkmalsäule auf der Esplanade des Quinconces ein.

Hört sich erklärungsbedürftig an, ist es auch.

Das Denkmal besteht aus einer Säule, auf der eine kettenzerreißende  Allegorie der Freiheit steht und zwei großen Becken mit wasserspeienden Bronze-Figuren. Die weckten  während des Zweiten Weltkrieges die Begehrlichkeit der rohstoffknappen deutschen Besatzer, die die Figuren kurzerhand kauften, sie auf Eisenbahnwaggons verluden und in Richtung Deutschland in Marsch setzten, wo sie jedoch nie ankamen. Auf heute nicht eindeutig erklärbare Weise schaffte es der Bronzetransport nur bis Angers, wo er irgendwie vergessen wurde. Erst nach Ende der Kampfhandlungen wurde man wieder darauf aufmerksam und verfrachtete das Ganze zurück nach Bordeaux, wo der Transport im Juli 1945 ankam. Wieder geschah schwer Erklärliches, denn der Bronzetransport wurde in Bacalan etwa da, wo heute der Pont d’Aquitaine steht, zwischengelagert, und …. wieder vergessen. Erst in den 70er Jahren erinnerte man sich, und ein Verein kümmerte sich um die Bronzen, die mittlerweile gründlich restauriert werden mussten. Das geschah dann auch in gemächlicher Geschwindigkeit bis 1983, Erst dann wurden in einer pompösen Zeremonie die Skulpturen wieder an ihrem angestammten Platz gebracht und eingebaut, wobei allerdings der alte Zustand nicht ganz wiederhergstellt werden konnte..   

Zum Denkmal der Girondisten allgemein: Klick

Zu seinem besonderen Schicksal: Klick

 

Wussten Sie schon, wie die Arena zu ihrem Namen gekommen ist?

Na, die Antwort ist eigentlich leicht zu geben, wenn man sich darauf besinnt, dass eine Arena ursprünglich eine meist ovale, in der Regel relativ große Fläche war, die mit Sand bedeckt war. Dass sich die Bedeutung später von dieser grundsätzlichen Befindlichkeit gelöst hat und übergesprungen ist z. B. auf millionenteure Fußballarenen und was es da sonst noch gibt, kann man dem Wort nicht zur Last legen.

Wenn man zur Ur-Arena zurückkehrt, kommt man in die römische Antike und zu den oft gigantischen Amphitheatern, in deren Zentrum sich eben diese sandbelegten Flächen befanden, auf denen Menschen und Tiere zur Unterhaltung eines nach heutigem Verständnis verrohten Publikums kämpfen mussten, wobei in der Regel Blut floss, meist reichlich. Und dieses Blut, das nach dem Willen der Zuschauer zwar fließen, sich aber nicht unangenehm bemerkbar machen sollte, versickerte am besten im Sand. Dann ist ja alles klar, oder?

In dem Wappenspruch von Soulac ist das Wort arena in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet: ex arena redidiva surgit. Frei übersetzt: Aus dem Sand ist sie lebendig wieder auferstanden.

 

Wussten Sie schon, was es mit dem dicken schwarzen Rohr auf sich hat, das am Hauptstrand von Montalivet aus der Strandbefestigung ragt?

 

Wer jetzt an Wasser denkt, zeigt, dass er einen praktischen Verstand hat, denn wer baut schon irgendwo ein Rohr ein, in dem nicht irgendetwas fließen soll, naheliegend dabei an Wasser zu denken. Bei der Frage Ab- oder sonstiges Wasser geht es aber ohne Spekulieren nicht richtig weiter. In diesem Fall ist es gut, wenn man einen kennt, der einen kennt, der weiß, was wirklich los ist. Und der erklärt dann, dass vor noch nicht allzu langer Zeit mitten durch Montalivet ein kleines Bächlein rann, das Gaul hieß. Solange der Prachtboulevard von Montalivet sich als simple breite Sandpiste zeigte, störte dieser Gaul nicht richtig. Doch als man die heutige Avenue de l’Océan zu einer festen Teerstraße machen wollte, da wusste man nicht so recht, wohin mit dem Gaul. Da man aber auch damals schon schlaue Lösungen konnte, wurde beschlossen ihn in ein Rohr zu zwängen und dasselbe einzugraben. Und das geschah dann auch. Und seither kommt der einstige Gaul dort am Strand von Montalivet an, wo man das zur Zeit aus Plastikmaterial bestehende dicke schwarze Rohr sehen kann. Und wenn man jetzt die oben gestellte Frage hört, dann kann man richtig gut antworten. Gut so?

 

 

 

Wussten Sie schon, dass es in Euronat einen „Restaurantbunker“ gibt und warum der so heißt?

Gemeint ist dieser Bunker, der je nach Laune der Sprayer sein Äußeres bisweilen ändert. Mehr dazu erfährt man (allerdings etwas weiter unten) auf dieser Seite: Klick

 

 

 

Wussten Sie schon, dass das Weiße Haus in Washington einen Vorfahren im Departement Dordogne in Frankreich hat?

Das Schloß von Rastignac ist ein französisches Château, das zwischen 1811 und 1817 von dem Architekten Mathurin Salat (genannt Blanchard) in der Gemeinde La Bachellerie im Department Dordogne gebaut worden ist.

Das Besondere an diesem Château ist, dass es eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Südfassade des Weißen Hauses in Washington hat, dessen Portikus 1829 errichtet worden ist.

Die Ähnlichkeiten sind schon überraschend. Wir lassen es hier bei dieser Feststellung und laden unsere Leser ein, mit Google und Co zu recherchieren, was es mit damit auf sich hat.

 

 

Wussten Sie schon, dass der 25. und der 27. Präsident der USA nicht nur denselben Namen hatten, sondern sogar dieselben Männer waren?

Das hört sich zunächst etwas seltsam an, lässt sich aber leicht erklären, wenn man berücksichtigt, dass die amerikanische Verfassung festlegt, dass ein Präsident nur zwei Amtszeiten von jeweils vier Jahren absolvieren kann. Der 25. Präsident der USA hieß Grover Cleveland. Er trat sein Amt am 4. März 1885 an und stellte sich 1889 erneut zur Wahl, unterlag aber seinem Konkurrenten Benjamin Harrison. Das wollte er jedoch nicht auf sich sitzen lassen und so trat er 1893, also vier Jahre später erneut an: diesmal wurde er wieder gewählt und war damit der 27. US-Präsident. Soweit überliefert, waren seine Wähler mit seiner zweiten Präsidentschaft recht zufrieden.

Ob die Gefahr besteht, dass der noch amtierende 45. Präsident der USA sich als Wiedergänger betätigt und noch einmal als Kandidat antritt? Auch wenn sich das nur wenige wünschen dürften, rechtlich möglich wäre es, frühestens in vier Jahren.

 

 

Wussten Sie schon, dass die Kathedrale Saint-André in Bordeaux bewohnt ist?

Na ja, nicht ganz und gar, aber in einem Teil. Dort ist nämlich eine 80m² große Wohnung eingerichtet, in der der Sakristan der Kathedrale samt Frau und zwei Kindern wohnt. Manche sagen zu dem Beruf des Mannes auch Küster, und dann kann man sich gut vorstellen, was er zu tun hat. Er ist sozusagen der gute Geist und das Mädchen für alles, was in dieser Kirche herzurichten ist, damit Messen, Konzerte und was sonst noch alles in einer derartig repräsentativen  Kirche abläuft, reibungslos vonstatten geht. Für den Sakristan hat die Wohnung neben der zentralen Lage in der Stadt und dem kunsthistorisch hochkarätigen Ambiente den Vorteil, dass er mit ein paar Schritten an seiner Arbeitsstelle ist.

Wer die Nordfassade der Kathedrale schon mal intensiv betrachtet hat, dem müsste aufgefallen sein, dass …

 

da hinter einigen Fenstern Gardinen zu sehen sind, die eigentlich in Kirchen nichts zu suchen haben. Hier verbirgt sich dahinter die Wohnung des Sakristans.

 

 

Wussten Sie schon, welches Tier über die größten Körperkräfte verfügt ?

Um hier zu anerkennbaren Ergebnissen zu kommen, muss man natürlich erstmal definieren, wie man die Körperkraft eines Tieres messen will. Hier verstehen wir darunter die Fähigkeit, ein möglichst großes Mehrfaches des eigenen Köpergewichts zu stemmen. Und dann denkt man wahrscheinlich erstmal an Löwen, Elefanten oder Nashörner, aber die bringen es nicht wirklich. Absoluter Champ in dieser Disziplin ist der Mistkäfer, der es schafft, das 1141fache seines Körpergewichts von A nach B zu bringen. Unglaublich und erstaunlich. Wenn ein Elefant dasselbe Potential hätte, müsste er in der Lage sein, rund 6.000 Tonnen zu schleppen. Das wäre etwas vom Format eines kleinen Kreuzers. Und daran versucht sich nicht mal der stärkste Elefant.  

 

 

Wussten Sie schon, wo sich die längste Fußgängerzone Europas befindet?

Sie ist ziemlich genau 1,25 km lang und geht in Bordeaux mitten durch das historische Zentrum von der Place de la Comédie zur Place de la Victoire. Die Umgestaltung zur Fußgängerstraße begann schon 1976 und wurde 1984 abgeschlossen, so dass sich heute kaum noch jemand daran erinnern kann, wie es in der Rue Sainte Cathérine zuging, als dort die Fußgänger noch nicht die Vorfahrt hatten.

 

 

Wussten Sie schon, was in Frankreich passiert, wenn beim zweiten Wahldurchgang die beiden Erstplatzierten gleich viele Stimmen bekommen?

Der Fall ist vorstellbar, doch tritt er höchst selten ein. Bei der zweiten Runde der Kommunalwahlen 2020 trat er aber ein, und zwar in dem kleinen Ort Saint-Sulpice-et-Cameyrac im Departement Gironde. Dort erhielten Pierre Cotsas und seine Konkurrentin Sybille Philippe jeweils 864 Stimmen. Und nun?

Da das französische Wahlsystem zwar einen zweiten Durchgang vorsieht, wenn im ersten keine eindeutigen Mehrheiten zustande gekommen sind, aber keine dritte Runde, stellt sich die Frage, wer denn nun als Sieger aus dem Wahllokal hervorgeht. Gar nicht so einfach, in Frankreich aber kein Problem, denn dann entscheidet dort die règle de séniorité, bei der das Alter der Bewerber den Ausschlag gibt und zwar zugunsten des älteren Kandidaten. In diesem Fall war das der 67 Jahre alte M. Cotsas, der seine etwas mehr als 40jährige Mitbewerberin ausstach. Niemand muss dieses System gut finden, aber keiner kann sagen, er hätte nicht vorher wissen können, wie in diesem Fall der Stimmengleichheit entscheiden wird.

 

 

 

Wussten Sie schon, wo das größte Wildschwein der Welt zu Hause ist?

Es ist 10 m hoch, 14 m lang und 5m breit, wiegt über 50 Tonnen und lebt abseits der großen Verkehrswege in den Ardennen, genauer gesagt auf der Raststätte Saulces an der Autobahn A 34.

Die Aufnahme entstand 2012, als Jule noch bei uns war und mit ihrem robusten Charme für Kurzweil und Abwechlung in der Redaktion sorgte.

 

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Wussten Sie schon, welche Bewandtnis es mit den Ringen oben am Turm der Basilika in Soulac hat?

 

Da diese Ringe schon recht lange dort hängen, wo man sie heute sieht, ist klar, dass hier Historiker gefragt sind. Die, die von sich sagen, dass sie gut Bescheid wissen in der Geschichte von Soulac, erzählen, dass Leute, die nach Soulac kamen, als die Basilika noch unter dem Sand begraben war, an diesen Ringen ihre Esel oder Maultiere angebunden hätten, um sich etwas in der Stadt umsehen zu können. Es ist nicht verboten, das zu sagen, aber man braucht einen starken Glauben, um das als bare Münze zu nehmen, denn zu der Zeit, als die Basilika nur in ihren oberen Teilen aus dem Sand hervorlugte, wäre niemand auf den Gedanken gekommen, dorthin zu gehen, denn es gab dort gar keine Stadt mehr. Die ehemaligen Bewohner hatten vor dem Sand kapituliert und waren in das Jeune Soulac gezogen. Wer mit Esel oder Maultier anreiste, ging also dorthin und suchte sich eine passende Stelle, um seine vierbeinige Begleitung am Davonlaufen zu hindern. Im heutigen Soulac regte sich erst nach 1850 wieder Leben, als man anfing, die Basilika aus dem Sand auszugraben und den übrigen Ort nach und nach in der heute geläufigen Art aufzubauen. Anfangs machte man das übrigens, indem die noch heute so geschätzten villas soulacaises baute, aber das ist eine andere Geschichte. Die Ringe, um die hier geht, sind erst nachweisbar in den Jahren nach der Freilegung der Basilika, das heißt also, in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Und da haben sie für eine kurze Zeit eine Funktion gehabt als oben auf dem Turm ein Glockenstuhl aufgebaut wurde, dessen Lasten nach oben geschafft werden mussten. Als das passiert war, wurden die Ringe im eigentlichen Sinne arbeitslos. Nicht ganz, denn auch heute noch geben sie Anlass zu Fragen, auf die wir nun geantwortet haben.

 

 

Wussten Sie schon, wem wir den 29. Februar verdanken?

Schon wieder so eine Frage, bei der viele Antworten möglich sind, die aber alle den Nachteil haben, dass sie der Sache nicht bis zu den Anfängen auf den Grund gehen. Gesichert ist immerhin, dass das System der Schaltjahre von Gaius Julius Caesar im Jahr 45 v. Chr. im Römischen Reich mit dem von ihm angeordneten Kalender in die Welt kam und auch nach den Ende des Römerreiches bestehen blieb. Auch als sich im 16. Jahrhundert herausstellte,  dass der julianische Kalender einige Unzulänglichkeiten hatte und er daher zum gregorianischen Kalender umgemodelt wurde, blieb das Prinzip der auf Caesar zurückgehenden Kalenderkonstruktion bestehen.

Aber zurück zur Ausgangsfrage. Wer tatsächlich die Idee mit dem einzuschaltenden Tag hatte, ist bis heute nicht wirklich bekannt. Man kann aber als gesichert davon ausgehen, dass Caesar trotz seiner unbestreitbaren, freilich nicht durchgehend sympathischen Talente nicht das Zeug und die Zeit hatte, einen Kalender zu berechnen. Er wusste aber, wo er sich Rat holen konnte, um dem im Laufe der Jahre zunehmend chaotischer gewordenen Kalender der Römer eine zweckmäßige Form zu geben. Und diesen Rat fand er in Alexandria, dem zu Caesars Zeiten intellektuellen Zentrum der bekannten Welt. Dort hatte Caesar Kontakt zu zwei Wissenschaftlern, die davon überzeugt waren, dass ein zuverlässiger und dauerhafter Kalender nur auf dem Sonnenjahr aufgebaut werden konnte. Die dabei erforderliche Schaltjahre-Regelung wurde schon seit 238 v. Chr. in der Verwaltung des Reichs Ptolemäus II. praktiziert. Einer von den Experten, die Caesar damals berieten, war Sosigenes aus Alexandria, über den sonst wenig bekannt ist. Er hat damit dazu beigetragen, dass der später sogenannte Julianische Kalender mit seiner Schaltjahrregelung die Qualität bekam, die ihm zu seiner Langlebigkeit verholfen hat. Dabei ist aber sicher, dass Sosignes die Idee der Schaltjahre zwar befürwortet, begründet und verbreitet hat, doch ist er nicht der Erfinder, denn der hat schon rund zwei Jahrhunderte früher am Nil gewirkt, ohne dass man heute sagen könnte, wie er hieß.

(UM, 29. 02. 2020)

 

 

 

Wussten Sie schon wie viel ein Bürgermeister in Frankreich verdient?

Bürgermeister und ihre Stellvertreter stehen in Frankreich in der Rangskala ihrer Gemeinden ganz weit oben. Sie spielen im öffentlichen Leben der 34.968 Gemeinden unserer westlichen Nachbarn ein wichtige Rolle, aber reich werden sie dabei nicht.

Sie erhalten eine Aufwandsentschädigung, die nach einem Gesetz vom 27. Dezember 2019 berechnet wird. Die dabei festgesetzten Beträge sind nach der Größe der Gemeinden gestaffelt.

Danach erhalten Bürgermeister (in Klammern Zahlen für die Stellvertreter)

in Gemeinden von bis zu 500 Einwohnern                  991 Euro (256,70 )

in Gemeinden von 500 bis 999 Einwohnern             1566 Euro (320,88 )

in Gemeinden von 1000 bis 3499 Einwohnern:       2006 Euro (641, 75 )

in Gemeinden von 3500 bis 9999 Einwohnern        2139,17 Euro (855,67 )

in Gemeinden von 10.000 bis 19.999 Einwohnern  2528,11 Euro (1069,59)

in Gemeinden von 20.000 bis 49.999 Einwohnern  3500,46 Euro (1283,50 )

in Gemeinden von 50.000 bis 99.999 Einwohnern  4278,34 Euro (1711,34 )

in Gemeinden über 100.000 Einwohnern                   5639,63 Euro (2819,82)

Man sieht also, dass finanzielle Erwägungen wohl nur selten eine Rolle spielen, wenn sich jemand darum bewirbt, Madamae oder Monsieur la oder le Maire zu werden.

(SudOuest.fr avec Visactu: Municipales : combien gagne votre maire ? in: SUDOUEST, 04. 02. 2020, Internet-Ausg.)

 

Wussten Sie schon, dass die metallverarbeitende Industrie im Médoc eine uralte Tradition hat?

Angefangen hat dieses Tradition in der Bronzezeit, also im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung, als im Médoc Zinn aus Cornwall und Kupfer aus den Pyrenäen zusammengeführt wurde und mit Hilfe der vor Ort vorhandenen Holzvorkommen zu Bronze geschmolzen wurde. Dabei ist allerdings zuzugeben, dass die verarbeiteten Mengen nicht sehr bedeutend waren. Immerhin wurden diese Bronzeerzeugnisse über die Grenzen des Médoc hinaus verhandelt, so dass man tatsächlich von einer Art Industrie sprechen kann. Sie setzte sich in der Eisenzeit fort, bevor dann andere Produktionsstandorte für längere Zeit das Médoc in dieser Beziehung überrundeten. Erst im 19. Jahrhundert finden sich wieder Spuren von Anlagen zum Schmelzen von Eisen, das aus dem vor Ort anzutreffenden Raseneisenerz gewonnen wurde. Überreste eines Hochofens aus dieser Zeit kann man bei Lacanau noch heute sehen. Als das bei Lacanau praktizierte Produktionsverfahren nicht mehr konkurrenzfähig war, starb dieser Wirtschaftszweig im Médoc für längere Zeit aus. Erst in den 30erJahren des 20. Jahrhunderts gab es eine erneute, wenn auch späte Blüte, als bei Pauillac moderne Hochöfen errichtet wurden, die bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg in Betrieb waren. Zu Anfang des 21. Jahrhunderts ist von der einstigen Metallproduktion im Médoc nur noch die Erinnerung geblieben, die allerdings mehr und mehr verblasst.

 

 

 

 

Wussten Sie schon, dass das Datum des 2. Februar 2020 ein Palindrom ist?

Na, wenn man das Datum so schreibt wie in der Überschrift, muss man schon richtig gut im Um-die-Ecke-Denken sein, um das Palindrom zu erkennen. Besser geht es, wenn man das Datum so schreibt: 02. 02. 2020

Jetzt kann man das Datum von links nach rechts lesen und erhält: 02. 02. 2020.

Und wenn man von rechts nach links liest, erhält man: 02 02 2020.

Das ist dann ein palindromischer Tag, der übrigens einen richtigen Seltenheitswert hat. Den letzten vor dem 02. 02 2020 gab es am 11. 11. 1111, also vor exakt  909 Jahren; und den nächsten wird es erst am 12. 12. 2121 geben, also in mehr als 100 Jahren. Und wer den verpasst, der muss bis zum 03. 03. 3030 warten. Ganz schön lange, wenn man dabei sein will. 

Nun sind palindromische Tage eigentlich ein Sonderfall für das Phänomen der Palindrome. Sprachlich kann man noch besser zeigen, worin das Erfolgsgeheimnis liegt. Hier ein paar Wortpalindrome: Rentner, Reittier, Regallager, Reliefpfeiler.

Man wundert sich, was es alles so gibt.

Palindrom kommt übrigens aus dem Griechischen (παλίνδρομος palíndromos) und meint, frei übersetzt: „rückwärts laufend“.

(Vgl.: https://www.t-online.de/leben/familie/id_87264972/raritaet-02-02-2020-deshalb-ist-das-heutige-datum-so-besonders.html#utm_source=websuche&utm_medium=t-online-ergebnisse&utm_campaign=link1)

 

 

Wussten Sie schon, dass erst 1822 in Bordeaux eine Brücke die Überquerung der Garonne ermöglichte?

Die Anfänge der Erbauung dieser Brücke gingen auf Napoleon I. zurück, der 1810 den Befehl gegeben hatte, eine feste Brücke über die Garonne zu errichten. Es dauerte jedoch mehr als zehn Jahre, bevor 1822 schließlich der Pont de Pierre freigegeben werden konnte. Für die ersten Jahrzehnte war die Benutzung der 476m langen  Bücke mautpflichtig, bevor sie nach einiger Zeit kostenfrei benutzt werden konnte. Erstaunlich, dass es bis in 60er Jahre des 20. Jahrhunderts dauerte, bevor eine weitere Straßenbrücke über die Garonne gebaut wurde.

 

 

Wussten Sie schon, dass Kamele einen Wasserverlust bis zu 25% ihres Körpergewichts ertragen können, ohne dabei Schaden zu nehmen?

Ehrlich gesagt, gehört das im Médoc nicht zu den drängendsten Problemen, aber wir waren doch überrascht. Aber irgendetwas muss diese Tiere ja befähigen, in Wüsten und sonstigen unfreundliche Gegenden unterwegs zu sein, wo niemand freiwillig hingeht und wo nicht alle Nase lang eine Tankstelle wartet. Dabei wissen wir natürlich, dass man eigentlich zwischen Kamelen, das sind die mit zwei Höckern, und Dromedaren unterscheiden sollte, die sich mit einem Höcker zufrieden geben. In bezug auf ihr Verhältnis zum Wasser sind beide Varianten gleich leistungsfähig, und sie haben noch eine Besonderheit aufzuweisen: Sie können, wenn sei richtig durstig sind, innerhalb von 15 Minuten 200 Liter Wasser trinken.

Es gäbe noch einiges zu berichten, was nur Kamele können, aber das machen wir hier nicht, wir wollen ja keine Fachleute für Kamelkunde ausbilden.

 

 

 

Wussten Sie schon, was in französischen Publikationen die hinter den Ortsnamen oft angegebenen im Klammern eingeschlossenen Zahlen bedeuten?

Auch hier geht die Welt nicht unter, wenn man es nicht weiß, aber die Erklärung ist einfach: Die eingeklammerten Zahlen geben das Departement an, in dem der betreffende Ort liegt. So liest man in einem Artikel, in dem Vensac vorkommt, etwa : Vensac (33) ….  

Damit ist klar, dass der Ort sich im Departement mit der Nummer 33 befindet, das den Namen Gironde trägt. In früheren Zeiten lernten die Schulkinder die Namen der Departements auswendig, zusammen mit der laufenden Nummer, die diesen seit der Errichtung der ersten Republik während der Französischen Revolution zugewiesen worden war. Früher fand sich übrigens die Nummer des Departements auf den französischen Autokennzeichen ganz rechts als letzte Zeichengruppe und gab damit an, wo ein Auto zu Hause war.

 

Wussten Sie schon, dass es in Grayan-et-L’Hôpital im März 2020 einen neuen Bürgermeister geben wird?

Diese Vorhersage, ist, obwohl sie die Zukunft betrifft, ausnahmsweise unproblematisch, da der bisherige Amtsinhaber, Serge Laporte darauf verzichtet hat, sich bei den im März 2020 stattfindenden Gemeindratswahlen noch einmal zur Wahl zu stellen. Mit dieser Entscheidung wird in Grayan eine langlebige Tradition beendet, die darin bestand, dass der amtierende Bürgermeister sich bei der nächsten Wahl wieder präsentierte. Auf diese Weise blieb die Liste der bisherigen Amtsinhaber sehr kurz, denn seit dem Zweiten Weltkrieg amtiert derzeit erst der zweite Bürgermeister in Grayan. Der erste, Guy Lartigue, war Maire von 1947 an. Er setzte sich erst 2002 zur Ruhe und machte damit den Bürgermeistersessel für Serge Laporte frei.

Neu wird bei der kommenden Wahl auch sein, dass es zwei konkurrierende Listen für den Gemeinderat gibt, so dass die meisten Wähler erstmalig die Chance haben werden, wirklich wählen zu können. Bislang gingen sie, etwas respektlos gesagt, nur zum Abnicken an die Urnen. Der nicht stattgehabte Wechsel an der Spitze hat der Gemeinde allerdings überhaupt nicht geschadet, denn heute zählt Grayan zu den wohlhabendsten Gemeinden des Médoc, die ihren Einwohnern viele Dinge bietet, die anderswo nicht selbstverständlich sind.

 

 

Wussten Sie schon, warum Weihnachten am 25. Dezember gefeiert wird?

Seien Sie vorsichtig mit Ihrer Antwort, denn die steht wahrscheinlich auf ziemlich wackeligen Füßen.

Klar ist, dass die Christen am 25 Dezember die Geburt Jesu feiern, aber dann ist es mit den Klarheiten schon vorbei. Keiner der Texte des neuen Testaments, die über die Geburt des Jesuskindes berichten, macht eine Datumsangabe. Lediglich bei Lukas gibt es einen mit viel Wohlwollen als Zeitangabe zu nutzenden Hinweis. Lukas sagt, die Hirten auf dem Felde hätten mitbekommen, dass sich in Bethlehem etwas Besonderes tat. Doch ist damit nicht viel gewonnen, denn Hirten sind mit ihren Herden nicht mitten im Winter nachts im Freien.

Auch der Stern, der der Überlieferung nach den Heiligen Drei Königen den Weg gezeigt haben soll, hilft nicht weiter, denn die Astronomen haben keinen Hinweis auf einen solchen Stern gefunden.

Es bleibt also bei der Fehlanzeige. Immerhin kann man aber fragen, seit wann Weihnachten am 25. Dezember gefeiert wird. Dabei stellt sich heraus, dass die früheste Quelle, die den 25. Dezember als Geburtstag Jesu nennt, aus dem Jahr 336 stammt, ohne dass dabei zu erfahren wäre, warum gerade dieses Datum festgelegt wurde. 425 bestimmte der oströmische Kaiser Theodosius feste Formen für die Abläufe des Weihnachtsfestes, und 525 machte Kaiser Justinian den 25. Dezember zum Feiertag. Und dabei ist es geblieben. Damit erschöpfen sich aber die Gewissheiten um das Datum für das Weihnachtsfest.

 

 

Wussten Sie schon, dass EU-Bürger, unter bestimmten Umständen in Frankreich an Kommunal- und Europa-Wahlen teilnehmen können?

Diese Möglichkeit wird allen EU-Bürgern eingeräumt, die einen festen Wohnsitz in Frankreich haben, für den sie Steuern an eine Gemeinde zahlen.

Das setzt allerdings voraus, dass sie in das Wählerverzeichnis einer französischen Gemeinde eingetragen sind. Die Wählerverzeichnisse werden von den Bürgermeisterämtern geführt, bei denen man folglich die Eintragung beantragen muss. Diese Eintragung erfolgt nicht automatisch, sondern auf Antrag der Person, die in das Wählerverzeichnis aufgenommen werden will.

 

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Wussten Sie schon, dass es einst im nördlichen Médoc eine Pferdebahn gab?

Dieses Verkehrsmittel wurde nach 1875 gebaut, weil die Eisenbahn in das Médoc in Le Verdon endete. Da es Reisende gab, die über die Gironde nach Royan übersetzen wollten, entschloss man sich, eine schmalspurige, von Pferden gezogene Bahnlinie vom Bahnhof Le Verdon zum Port Bloc an der Pointe de Grave zu bauen, von dem aus die Schiffe nach Royan abgingen.

Im Bahnhof Le Verdon: friedliche Koexistenz zwischen normalspuriger Eisenbahn und schmalspuriger Pferdebahn

 

Endstation der Pferdebahn an der Pointe de Grave, die sich damals noch nicht so recht dem Tourismus geöffnet hatte.

Die spartanisch eingerichteten Fahrzeuge der Pferdebahn waren ungefedert, an allen Seiten offen, jedoch überdacht. Diese Verbindung bestand nur wenige Jahre, denn sie wurde 1893 von Sturmfluten zerstört und danach nicht wieder aufgebaut. Erst 1903 wurde die noch heute bestehende normalspurige Bahnlinie von Le Verdon zum Fährhafen Port Bloc weitergebaut.

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Wussten Sie schon, dass  in der Region Nouvelle-Aquitaine einst Braunkohle abgebaut wurde?

Das  geschah, wie bei Braunkohle üblich, im Tagebau. Die Spuren finden sich südlich von Bordeaux an mehreren Stellen. Das größte Abbaugebeit befand sich bei Ajurzanx, wo von 1958 bis 1991 Braunkohle gefördert und in einem nahe gelegenen Kraftwerk zur Stromerzeugung verfeuert wurde. Nach der Erschöpfung der Braunkohlelager wurde noch vor der Jahrtausendwende der Abbau eingestellt und bald darauf mit der Renaturierung begonnen. Auf diese Weise entstand bei Ajurzanx ein Naturschutzgebiet, in dem es eine Seen- und Feuchtgebietslandschaft von rund 500 ha gibt. Schon bald darauf wurde die Gegend um Ajurzax von Kranichen als Überwinterungsgebiet entdeckt. Mittlerweile werden dort in den Wintermonaten um die 30.000 Kraniche gezählt, deutlich mehr als in dem Naturschutzgebiet von Cousseau in der Nähe von Carcans.

 

 

Wussten Sie schon, dass am 21. November 1694, also vor nunmehr 325 Jahren, François-Marie Arouet in Paris das Licht dieser Welt erblickte?

Wer hier mit ja antworten kann, gehört zu dem kleinen Kreis Eingeweihter, die wissen, dass dieser François-Marie Arouet auf den Namen, den er seinem Vater verdankte, nur wenig Wert legte und sich schon in jungen Jahren Voltaire nannte.  Unter diesem Namen hat er eine Fülle von Texten der unterschiedlichsten Art veröffentlicht. Leute, die viel Zeit haben, wollen kalkuliert haben, dass die Texte Voltaires rund 15 Millionen Wörter zählen. Neben rund 20.000 Briefen hat er eine Reihe philosophischer Abhandlungen, eine beträchtliche Zahl Theaterstücke, Romane und noch manches mehr verfasst. Leitende Idee war immer, mal in ganz unverhüllter, mal in geschickt verpackter Form, seine Leser nachdenken zu lassen und sie vom blinden Glauben an die überlieferten Autoritäten abzubringen, wobei seine Attacken auf die katholische Kirche breiten Raum einnahmen. Er zertrümmerte, wo er es nur konnte, auf geistreiche Art Vorurteile und forderte umfassende Toleranz ein. Die hatte für ihn persönlich jedoch ihre Grenzen, wenn er Leute attackierte, die sich seinen Ansichten widersetzten, denn dann schreckte er vor kaum einer Bosheit zurück.  

Voltaire wurde nicht zuletzt wegen seines geschliffenen Stils  zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit, so dass man mancherorts das 18. Jahrhundert das Jahrhundert Voltaires nennt. Das ist zwar übertrieben, aber nur etwas. Voltaire hat jedenfalls den Gedanken, die sich dann ab 1789 in der Französischen Revolution Bahn gebrochen haben, Vorschub geleistet wie kaum ein anderer und dies auf eine Weise, die ihm noch heute eifrige Leser beschert. Die Revolution selbst hat er jedoch nicht mehr erlebt, denn er starb am 30. Mai 1778 in Paris, gut ein Jahrzehnt vor dem Zusammenbruch der alten Ordnung in Frankreich.

 

 

Wussten Sie schon, was ein deutscher Akademiker und ein französischer Académicien miteinander gemeinsam haben?

Bei Licht besehen nicht viel. In dem deutschen Wort Akademiker steckt zwar ebenso wie in dem französischen Wort Académicien das Wort Akademie bzw. Académie, aber damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Während in Deutschland jeder, der ein Studium an einer Hochschule absolviert hat, das sind mittlerweile ein paar Millionen, als Akademiker bezeichnet werden kann, ist die Zahl der Académiciens in Frankreich viel, viel kleiner. Jenseits des Rheins wird die Bezeichnung Académicien nur für Menschen verwendet, die Mitglied einer Akademie sind. Und das kann man in Frankreich nur nach einem förmlichen, teilweise auch umständlichen Berufungsverfahren werden. Die Bezeichnung Académicien ohne Zusatz wird im korrekten Französischen nur und ausschließlich für die Mitglieder der Académie Française verwendet, die seit 1635 besteht und als Hauptaufgabe den Schutz und die Pflege der französischen Sprache hat.

Wer übrigens das deutsche Wort Akademiker in das Französische übersetzen will, der benutzt dann was Wort l’universitaire (für Männlein und Weiblein dieselbe Form). Wenn das französische Wort Académicien ins Deutsche übertragen werden soll, heißt es in korrekter Übersetzung Akademiemitglied, oder  besser Mitglied der Académie Française oder einer namentlich genannten anderen Akademie.

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Wussten Sie schon, wieviel Bürgermeister es in Grayan-et-L’Hôpital seit 1945 gab?

Auch hier kann natürlich gefragt werden, was man davon hat, wenn man es weiß. Aber es sagt doch etwas über die Gemeinde aus, wenn man erfährt, dass es nur zwei Maires gab, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Geschicke dieser Gemeinde gelenkt haben. Der erste war Guy Lartigue, der bei der ersten Kommunalwahl nach dem Ende der deutschen Besatzung am 23. November 1947 zum Bürgermeister gewählt wurde. Er war damals mit 23 Jahren übrigens der jüngste Maire in Frankreich. Er zog sich 2001 aus der Politik zurück, nachdem er 54 Jahre lang das oberste Amt in Grayan bekleidet hatte. Sein derzeit imer noch amtierender Nachfolger wurde Serge Laporte, der angekündigt hat, er werde sich bei der nächsten Kommunalwahl im Frühjahr 2020 nicht wieder um den Posten des Bürgermeisters bewerben. Danach wird des dann einen neuen, den dritten Bürgermeister oder auch eine Bürgermeisterin  in Grayan geben.

 

 

Wussten Sie schon, dass eine „Mamie“ im Französischen etwas anderes ist als im Deutschen?

Wenn Sie in Frankreich eine junge Frau fragen, ob sie die „Mamie“ ihres Sprösslings sei, werden Sie auf Ihre freundlich gemeinte Frage eine Reaktion bekommen, die im günstigsten Fall unfreundlich, vielleicht aber auch grob unhöflich ist. Wenn Sie ein Wörterbuch zur Hand haben und das Wort „Mamie“ nachschlagen, erfahren Sie, dass „Mamie“ im Deutschen Oma heißt. Und dann verstehen Sie auch, warum die junge Frau so anders reagiert hat als  Sie es erwartet hatten.

 

 

Wussten Sie schon, wann Sie mit Kreis- oder Kettensägen Krach machen dürfen?

Schon mal das vorweg: auch dafür gibt es in Frankreich Regeln. Die für das Departement Gironde zuständigen sind 2016 vom Präfekten erlassen worden. Sie erlauben dort, wo es Nachbarn gibt, die durch den Krach belästigt werden könnten, den Einsatz von lärmerzeugenden Gerätschaften wie Bohrmaschinen, Sägen oder Rasenmähern werktags in der Zeit von 8.30h bis 12.30 h und von 14.30h bis 19.30h. Samstags ist Maschinenlärm zulässig von 9.00h bis 12.00h und von 14.30h bis 19.30h. Sonntags darf allerdings nur zwischen 10.00h und 12.00h Krach gemacht werden, aber das reicht ja auch.

 

Wussten Sie schon, wieviel ein französischer Pfarrer verdient?

Wir geben zu, dass das eine recht indiskrete Frage ist, doch glauben wir, dass wir sie stellen und auch beantworten können, ohne damit Schaden anzurichten. Die Ergebnisse unserer Nachforschungen sind ernüchternd, denn ein französischer Pfarrer verdient pro Monat etwa 975 Euro. Dazu kommt das Recht, kostenfrei eine Dienstwohnung zu nutzen. Weiterhin werden ihm die Kosten ersetzt, die ihm für dienstlich bedingte Fahrten entstehen. Und er kann sich auch Kosten erstatten lassen für Ausgaben, die mit seiner Amtsführung verbunden sind. Tatsächlich liegt das Einkommen eines französischen Pfarrers unter dem staatlich garantierten Mindesteinkommen, auf das jeder Franzose Anspruch hat, der in einem Beschäftigungsverhältnis steht. Und wenn man das Einkommen eines französischen  Pfarrers mit dem eines Kollegen in Deutschland vergleicht? Dann steht der Franzose noch schlechter da, denn er bekommt weniger als ein Viertel der Bezüge seines deutschen Kollegen.

 

 

 

 

 

Wussten Sie schon, dass New York nicht immer so geheißen hat wie heutzutage?

Klar, wer aufgepasst hat, weiß, dass das heutige New York einst von Holländern angelegt und als Neu-Amsterdam bezeichnet wurde. Die Holländer, die sich ab 1624 in Nieuw Amsterdam niedergelassen hatten, hatten  das Gebiet den indianischen Ureinwohnern der Region für 60 niederländische Gulden abgekauft, doch überließen sie notgedrungen 1667 im Frieden von Breda ihren Besitz den Engländern, die dem Gebiet einen neuen Namen gaben: New York.

Dabei war Neu-Amsterdam nicht einmal der erste Namen, den die Gegend trug, die man heute als New York kennt. Schon 1524 ging eine unter französischer Flagge segelnde Karavelle, die von dem Kapitän Giovanni da Verrazzano befehligt wurde, dort vor Anker und taufte die vermeintlich namenlose Gegend nach dem Förderer da Verrazzanos auf den Namen Terre d’Angoulesme. Unter diesem Namen wurde sie bis zur Ankunft der Niederländer in den Seekarten geführt, aber auch das war nicht der erste Namen der Gegend. Den hatten die dort ansässigen Indianer vergeben, die ihre Heimat Manna-hatta oder Mannahatta nannten, Land der vielen Hügel. Und diese Bezeichnung hat sich, wie jeder weiß, für einen der Stadtteile von New York bis heute erhalten.

(O. Srazon: „Quand New York s’appelait Angoulême“, le film documentaire…, in: SUDOUEST, 7. 9. 2019, Internet-Ausg.)

 

 

Wussten Sie schon, was die Sonne am 21. Juni dieses Jahres macht?

Klar, sie geht auf und unter, etc. Das tut sie allerdings an allen anderen Tagen des Jahres auch. Das Besondere am 21. Juni ist, dass die Sonne zu Mittag so hoch steht und so weit nördlich am Himmel zu sehen ist wie an keinem anderen Tag des Jahres. Und sie scheint an diesem Tag in unseren Breiten so lange wie an keinem anderen Tag des Jahres. Sie berührt dann nämlich den nördlichen Wendekreis und kehrt danach (scheinbar) nach Süden zurück. Das alles hat zu tun mit der Tatsache, dass die Erdachse um rund 23 Grad zur Sonne geneigt ist, und das sorgt dafür, dass es Jahreszeiten gibt und so manches andere auch, was hier nicht in ein paar Zeilen erklärt werden kann.

 

Wussten Sie schon, dass die Welse, die es heutzutage in französische Gewässern gibt, einen Migrationshintergrund haben?

Damit sind sie zwar in guter Gesellschaft, aber man fragt sich schon, warum das so ist. Eigentlich gehören Welse in verschiedenen Unterarten seit dem Anfang der Zeiten zum Tierbestand des heutigen Frankreich, aber mit den Eiszeiten sind sie verschwunden und in Europa nur noch im Südosten anzutreffen gewesen. Dass sie wieder in Frankreich heimisch geworden sind, geht auf das Konto von Anglern zurück, die 1857 Welse im Doubs ausgesetzt haben. Dort gediehen sie prächtig. 1970 wurden sie in der Rhone heimisch, 1975 in der Loire und 1989 in der Garonne. Welse werden bis zu 2,30 m lang und 130 kg schwer. Sie fressen alles, was sich nicht schnell genug vor ihnen in Sicherheit bringen kann. Da dazu auch manche Fische gehören, deren Bestand gefährdet ist, sind Welse nicht überall willkommen, aber sie sind da, und es dürfte kaum möglich sein, sie wieder loszuwerden.

 

 

 

Wussten Sie schon, was der Leuchtturm von Cordouan allen anderen Leuchttürmen dieser Welt voraus hat?

Gemeint ist nicht seine einzigartige Lage, sondern die kreisrunde königliche Kapelle in der zweiten Etage, die den Ruhm der französischen Könige mehren sollte, auf deren Veranlassung der Leuchtturm erbaut und später in die Form gebracht wurde, die er heute hat. Eine derartige Kapelle gibt es weltweit in keinem anderen Leuchtturm, aber sie zeigt auch, dass sie einem rein symbolischen Zweck dienen sollte, denn es gab weder eine Gemeinde noch einen Pfarrer, der dieser Kapelle zum Leben verholfen hätte.

Der Verein, der sich um den Erhalt des Leuchtturms kümmert, hat 1978 die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass in der Kapelle eine Weihnachtsmesse gefeiert wurde. Seit 1996 organisiert der Curé von Le Verdon im Sommer Fahrten zum Leuchtturm und zelebriert dann dort eine Messe. Dennoch bleibt die Kapelle das, was sie seit Anbeginn war, ein Unikat mit Symbolwert, auch wenn die Werte, die bei der Errichtung galten, aus der Zeit gefallen sind.

 

 

 

Wussten Sie schon, dass es einst Edamer und Gouda aus dem Médoc gab?

Das wirft natürlich Fragen auf, bei denen es gut ist, wenn man den Historiker vom Dienst zur Hand hat. Der holt ein bisschen weiter aus und erklärt dann, dass das Médoc, so wie es heute im Bereich des Ufers der Gironde aussieht, eine künstlich geschaffene Landschaft ist, die entstand, als die ursprünglich sumpfige und häufig überschwemmte Uferregion trockengelegt wurde. Diese Arbeiten, die vor gut 350 Jahren von den damaligen Herren von Lesparre in Auftrag gegeben und in der Folge immer weiter fortgesetzt wurden, haben den überaus fruchtbaren Landstreifen der Mattes geschaffen. Die Planung und zum Teil auch die Durchführung dieser Trockenlegungsmaßnahmen wurde von Holländern, die bis heute die weltweit führenden Spezialisten auf diesem Gebiet sind, besorgt. Spuren dieser Tätigkeit haben sich lange auf den Landkarten erhalten, wo es im nördlichen Médoc eine mal Petite Hollande oder auch Petite Flandre genannte Region gab. Praktisch wie Holländer sind, haben die auch gleich Vorschläge für die Nutzung der neuen Flächen mitgebracht: sie schafften Milchvieh heran und das, was zur Verarbeitung der Milch benötigt wurde. So entstand also die Molkerei, die den Médoc-Edamer und den Médoc-Gouda produzierte. Diese Molkerei hat bis 1975 in Queyrac auf dem Gelände der Domaine du Carcanieux bestanden und ist dann aus Rentabilitätsgründen stillgelegt worden, die hauptsächlich damit zusammenhingen, dass die dort verarbeitete Milch von vielen kleinen Produzenten stammte und oft über weite Wege angefahren werden musste. Das ändert aber nichts daran, dass es einst tatsächlich Médoc-Edamer und Médoc-Gouda gab.

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Wussten Sie schon, dass Lesparre einst eine Hafenstadt war?

Wer heutzutage nach Lesparre kommt, kann sich kaum vorstellen, dass es einst möglich war, per Schiff dorthin zu gelangen, aber es ging tatsächlich, weil bis in das 17. Jahrhundert die Wasser der Gironde bis vor die Mauern von Lesparre reichten. Erst im 17. Jahrhundert veranlassten die dort ansässigen Herren, dass das Gelände um Lesparre trockengelegt wurde, so dass die bis dahin bestehende Möglichkeit, mit flachen Booten bis an die Stadtgrenze zu gelangen, aufhörte. Die Trockenlegungsmaßnahem wurden von Niederländern ausgeführt, die schon damals  Experten auf diesem Gebiet waren. Wenn man für die Zeit vor der großen Trockenlegung von Lesparre als Hafenstadt spricht, dann muss man das allerdings relativieren, denn das, was die Boote, die früher bis nach Lesparre gelangten, dort vorfanden, war eine einfache Anlegestelle, mehr nicht. Aber immerhin, die Anreise auf dem Wasserweg war möglich.

(UM, 28. 04. 2019)

 

Wussten Sie schon, welcher Unterschied zwischen einem Médocain und einem Médoquin beziehungsweise zwischen einer Médocaine und einer Médoquine besteht?

Die allein mögliche richtige Antwort ist hier: Nein. In beiden Fällen ist nämlich eine männliche oder weibliche Person gemeint, die aus dem Médoc stammt. Ob die betreffende Person als Médocain(e) oder Médoquin(e)  tituliert wird, hängt vom Sprecher ab. Will der zum Ausdruck bringen, dass für ihn das Standardfranzösisch das Maß aller sprachlichen Dinge ist, wird er Médocain(e) sagen. Will er darauf hinweisen, dass früher im Médoc Gascognisch gesprochen wurde, dann wird er Médoquin(e) sagen.

Das Gascognische ist ebenso wie das Französische eine romanische Sprache, es gehört jedoch zu der im Süden Frankreichs entstandenen Sprachfamilie der Languedoc, die sich in vielen Bereichen vom im nördlichen Frankreich entstandenen  Standardfranzösisch unterscheidet. Heute ist das Gascognische stark auf dem Rückzug und spielt im öffentlichen Leben kaum noch eine Rolle. Vor wenigen Generationen war es aber nicht nur im Médoc die gebräuchliche Verständigungssprache, besonders auf dem Lande, so dass Kinder, die mit dem Gascognischen aufgewachsen waren, in der Schule, in der das Standardfranzösisch verpflichtend war, erstmal Französisch lernen mussten, bevor sie sich an die Feinheiten der Rechtschreibung und Grammatik machen konnten. Und bis in den Ersten Weltkrieg hinein mussten junge Männer aus dem Südwesten Frankeichs einen Schnellkurs in Französisch machen, bevor man sie mit so gefährlichen Dingen wie Karabiner und Handgranaten hantieren ließ.

(UM, 11. 04. 2019)

 

Wussten Sie schon, wie viele gewählte Volksvertreter es in Frankreich gibt?

Einerlei, was Sie schätzen, es sind höchstwahrscheinlich zu wenige. Auf allen Ebenen, in denen es gewählte Vertreter der Bevölkerung gibt, also beginnend mit den Gemeinderäten bis ganz nach oben zur Nationalversammlung und zum Senat, sind es mehr als 500.000. Das ist ein internationaler Rekord, der nach Erklärungen verlangt. Die lasen sich leicht finden, denn in dieser beeindruckenden Zahl finden sich 498.083 gewählte Gemeinderäte, und das hat durchaus seine Richtigkeit, denn in Frankreich gibt es eine extrem große Zahl von Gemeinden: 34.970, rund die Hälfte aller Kommunen innerhalb der Europäischen Union. Von denen sind sehr viele sehr klein, aber sie haben einen Bürgermeister, Stellvertreter und einen kompletten Gemeinderat, so dass man beim Zusammenzählen wirklich auf fast eine halbe Million gewählte Würdenträger kommt. Sehr viele davon haben aber außer ihrer Würde, die sie berechtigt, in Ausübung ihres Amtes eine trikolorenfarbige Schärpe zu tragen, nur Arbeit, die sie sehr oft ehrenamtlich leisten. Und da das schon seit Generationen so geht, ist schwer vorstellbar, warum und wie man das ändern sollte.

(Vgl.: B.L. Les élus locaux sont-ils trop nombreux ? in SUDOUEST, 15. 03. 2019)

 

 

Wussten Sie schon, warum französische Standard-Weinflaschen 0,75  Inhalt haben?

Wer will, kann sagen, dass das zu den Dingen gehört, die man schlicht akzeptieren muss, aber wer den Dingen auf den Grund gehen will, hat hier mal wieder eine gute Gelegenheit. Die Europäische Union hat 2007 eine Reihe von Flaschengrößen zugelassen, zu denen auch die mit dem Inhalt von 0,75l gehören. Bleibt die Frage, warum die Franzosen es am liebsten mit dieser Flaschengröße halten. Antwort: weil es praktisch ist und man es schon seit langem so macht. Im Endeffekt bevorzugt man in Frankreich diese Flaschengröße, weil damit die Engländer leichter zurechtkommen und außerdem ist es für den Transport leichter. Die Flaschengröße von 0,75l war besonders für den Export nach England, lange Zeit der Hauptabnehmer französischer Weine im Ausland, richtig praktisch. 0,75 l ist der zwölfte Teil einer doppelten englischen Gallone, wenn man ein paar Tropfen Schwund zulässt. Der Flascheninhalt von 0,75 l   ist wohl in Bordeaux erdacht worden besonders für den Export nach England. Früher kalkuliere man die Tragfähigkeit eines Schiffes in tonneaux. Ein tonneau bordelais entsprach 900 Litern. Wenn man 900 durch 0,75 teilt, bekommt man 1200, also 100 Kisten zu 12 Flaschen. Richtig praktisch, um zu berechnen, wie viele Kisten ein Schiff laden durfte, wenn man wollte, dass es seinen Bestimmungshafen erreichte. Und da sich das beschriebene Verfahren als leicht zu begreifen und zu handhaben erwies, machte man es zum Standard.  

 

 

Wussten Sie schon, welches der längste französische Fluss ist?

So ganz sicher, ob man das wissen muss oder kann, sind wir nicht, aber immerhin und weil schon damit angefangen haben: Die Loire ist der längste Fluss Frankreichs, der gleichzeitig auch die längste Strecke auf französischem Boden absolviert. In der Rangfolge der auf französischem Boden zurückgelegten Gewässer folgt dann die Seine mit 776 km vor der Rhône, die von ihren insgesamt 812 km 545 km über französischen Boden fließt.

Die Garonne, die in Spanien entspringt schafft es auf den 4. Platz mit 523 französischen Kilometern von  insgesamt 647 km. Die insgesamt 950 km lange Maas, die sich 486 km über französischem Grund bewegt, belegt den 5. Platz, direkt vor der  Dordogne, die ihre gesamten 483 km innerhalb der Landesgrenzen abspult. Die Römer nannten die Loire übrigens Liger, weshalb die Bewohner des Departements Loire auch heute noch daran erinnern und Ligériens heißen.

 

 

Wussten Sie schon, in welchem Land die meisten von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhobenen Weinbaugebiete liegen?

Auch wenn man es nicht weiß, kann man eine Vermutung äußern und auf Frankreich tippen, womit man durchaus richtig liegt. Von den zehn von der UNESCO ausgezeichnete Gebieten liegen drei in Frankreich, in die übrigen sieben teilen sich Deutschland, Österreich, Ungarn, Italien und die Schweiz mit je einem Gebiet, während Portugal mit zweien vertreten ist. Die in Frankreich ausgezeichneten Anbaugebiete sind die Champagne, Burgund und Saint-Émilion, vom Médoc spricht die UNESCO nicht. Spricht nicht gegen die Médoc-Weine, aber gegen die UNESCO, oder?

 

 

Wussten Sie schon, warum man in einem französischen Supermarkt keine Zigaretten kaufen kann?

Die beste Antwort wäre hier, wenn man sagen könnte, das interessiere nicht, weil man nicht rauche. Aber auch Nichtraucher haben das Recht, auf Ihre Fragen Antworten zu bekommen. Also, die Tatsache, dass es im Supermarkt oder beim Bäcker keine Zigaretten gibt, hat eine Erklärung, die mal wieder ins Historische driftet. In Frankreich wird seit Alters her der Verkauf von Tabakerzeugnissen von der staatliche Zollverwaltung kontrolliert und reglementiert. Und nicht zuletzt belegt der Staat Tabakerzeugnisse mit Steuern, die er natürlich voll und ganz in seine Kassen lenken will. Damit das gelingt, vergibt die Zollverwaltung an interessierte Bewerber Konzessionen zum Verkauf von Tabakerzeugnissen und bindet die Inhaber der Verkaufsstellen durch Verträge an die Regularien der Zollverwaltung. Seit 1906 müssen die Débits de tabac (manchmal sagt man auch Bureaux de Tabac) ein außen angebrachtes landesweit einheitliches Symbol zeigen. Diese mittlerweile rund 34.000 Verkaufsstellen haben das Monopol zum Verkauf von Tabakwaren, wobei bei der Vergabe der Konzessionen einige Bedingungen bedacht werden müssen. Im Gegenzug haben die Buralistes, also die Inhaber eines Bureau de tabac, an ihrem Standort wenig oder in kleineren Orten gar keine Konkurrenz. Und da Supermärkte etc. von der Zollverwaltung keine Konzessionen zum Verkauf von Tabakerzeugnissen bekommen, dürfen sie auch keine Zigaretten anbieten.

 

 

 

Wussten Sie schon, dass in Frankreich der 1. Januar nicht immer der Tag des Jahresanfangs war?

Nun weiß man, dass die Gebräuche der Menschen, die mit dem Kalender zusammenhängen, von bunter Vielfalt sind, wobei nicht einmal weltweit Einigkeit darüber besteht, in welchem Jahr wir derzeit leben. Das stört einen Europäer wahrscheinlich wenig, weil sich die in Europa üblichen Kalendergewohnheiten in der weiten Welt durchgesetzt haben. Das sagt allerdings noch nichts über den Tag des Jahresbeginns. Auch da gab es in früheren Zeiten keinen verbindlichen Standard. Das galt selbst für ein Land wie Frankreich, wo der König Karl IX. bei seiner ersten Rundreise durch sein Reich immer wieder neue Jahresanfänge antraf, was nicht nur ihm mit der Zeit richtig lästig wurde. Wenn man König ist, hat man die Möglichkeit, hier aufzuräumen, und das tat Karl IX. auch. Er setzte mit dem Edikt von Roussillon vom 9. August 1564 fest, dass das schon im Januar 1563 erlassene Edikt von Paris, mit dem der 1. Januar zum ersten Tag des Jahres gemacht worden war, endlich Gültigkeit erlangen sollte. Was dann auch geschah. Und seitdem wissen die Franzosen, dass der 1. Januar zu Recht der jour du Nouvel An ist.  

 

 

Wussten Sie schon, warum es keinen deutschen Champagner gibt?

Eigentlich gibt es das Produkt, das in Frankreich als Champagner vermarktet wird, auch aus deutscher Produktion, wenn die beim Originalchampagner üblichen Herstellungsverfahren angewendet werden. Vor dem ersten Weltkrieg hieß das betreffende Produkt auch in Deutschland problemlos Champagner, wenn bei seiner Entstehung deutsche Winzer am Werk gewesen waren. Seit dem Vertrag von Versailles ist das jedoch anders, denn in den Paragraphen 274 und 275 dieses fragwürdigen Vertragswerks war es deutschen Produkten verboten, Herkunftsbezeichnungen wie Champagner oder Cognac zu führen. Und seit dieser Zeit gibt es Deutschland zwar teilweise hochwertigen Sekt, der es mit jedem Champagner aufnehmen kann, aber er darf nicht mehr so heißen.

 

 

Wussten Sie schon, welcher Unterschied zwischen einem pain au chocolat und einer chocolatine besteht?

Wenn Sie es nicht wissen,  grämen Sie sich nicht. Die Antwort ist einfach: es gibt keinen, denn bei beiden handelt es sich um Backwaren, die nach exakt dem gleichen Rezept zubereitet werden. Sie sind weitläufig mit den Croissants verwandt, haben aber eine süße und klebrige Schokoladenfüllung. Und warum gibt es dann zwei Bezeichnungen? Auch das ist einfach zu beantworeten: Damit man unterscheiden kann, woher der oder die Sprechende kommt. Im Südwesten Frankreichs sagt man Chocolatine und ist sicher, dass das die korrekte Begrifflichkeit ist,  im übrigen Frankreich, wo man es nicht so genau weiß, spricht man von  Pain au chocolat. Je nachdem, wo man ist, verrät man so mit der Entscheidung für die eine oder die andere Bezeichnung, ob man ein Zugereister ist, oder nicht. Französischsprechende Ausländer, mit denen Franzosen mild lächelnde Nachsicht zeigen, können sagen, was sie wollen, Franzosen hingegen geraten bei der Erörterung der korrekten Bezeichnung  leicht in erbitterten Streit, besonders, wenn sie sich auch sonst nicht leiden mögen. Im Médoc macht man Punkte, wenn man eine Chocolatine bestellt, oder nach Bedarf auch mehr.

 

Wussten Sie schon, warum der Winterbeginn mal am 21. und mal  am 22. Dezember stattfindet?

Erstmal vorweg: das hat weder mit dem Klimawandel noch mit des Gilets jaunes noch mit irgendwelchen Protestbewegungen zu tun. Die beiden möglichen Daten erklären sich daraus, dass das Sonnenjahr, also die Zeit, die die Erde braucht, um einen Umlauf um die Sonne zu absolvieren, ca. 6 Stunden länger dauert als die 365 Tage des Kalenderjahres. Die Wintersonnenwende 2018 und damit der kalendarische Winterbeginn ereignet sich diesmal am 21. Dezember, dem Tag mit der längsten Nacht und dem kürzesten Tageslicht. Die erwähnten sechs Stunden, die das Kalenderjahr vom Erdumlauf abweicht wirken sich übrigens auch auf die Sommersonnenwende (20., 21. oder 22. Juni) aus und ebenso auf die Tag- und Nachtgleichen (um den 20. März bzw. den 23 September) aus.

 

 

 

Wussten Sie schon, seit wann deutsche Leser auch ohne Französischkenntnisse genau verstehen konnten, was in dem kleinen gallischen Dorf geschah, in dem man nicht tat, was Caesar wollte?

Während die historischen Daten für dieses Dorf, in dem Asterix und Co. am liebsten Wildschweine vertilgten und Römer verprügelten, bis heute noch nicht exakt ermittel worden sind,  kennt man das Datum für das erste Erscheinen einer deutschen Asterix-Ausgabe genau: 7. Dezember 1968. Der erste französische Asterix war schon 1961 erschienen.

 

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Wussten Sie schon, warum man in früheren Zeiten die Weihnachtsbäume nicht am Boden aufstellte, sondern an der Zimmerdecke aufhängte?

Antwort: weil man praktisch dachte, aber warum? Nun, die Weihnachtsbaumidee ist ja im Elsass entstanden, und da entwickelte sich dann schnell der Brauch, an die Zweige des Baums allerhand Naschbares, anfangs hauptsächlich Lebkuchen und Kekse, zu hängen. Das sprach sich natürlich auch bei den Mäusen herum, von denen es früher aus verschiedenen Gründen mehr als heute in den Wohnhäusern der Menschen gab. Und damit war klar, was die Mäuse machten. Da das den Menschen jedoch überhaupt nicht passte, sann man auf Abhilfe, und schon kam man auf die rettende Idee: die Bäume wurden an einem möglichst dünnen Faden an der Zimmerdecke aufgehängt. Das machte die Weihnachtszeit der Mäuse um vieles freudloser, gefiel aber Kindern und allen menschliche Nachkatzen.

Jetzt müsste eigentlich die Frage kommen, warum man heute die Bäume auf den Fußboden stellt. Dazu sagen wir aber nichts, weil wir denken, dass jeder die Antwort selbst finden kann.

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Wissen Sie noch, was Obelix sagte, als er zum ersten Male bei den Briten festlich tafeln wollte?

Das war im Gasthaus zum Lachenden Wildschwein. Als erste Mahlzeit bekamen Asterix und Obelix lauwarme Cervisia und gekochtes Wildschwein in Pfefferminzsoße.

Darauf Obelix: „Das arme Schwein!“

 

 

Wussten Sie schon, welches die beliebtesten Haustiere in Frankreich sind?

Bei spontanen Antworten hört man für gewöhnlich, da sei doch klar, der Hund komme auf Platz eins und dann die Katze auf Rang zwei. Diese Antwort ist zur Hälfte richtig, denn die Katze rangiert in der Skala der Beliebtheit in Frankreich tatsächlich auf Platz zwei, jedoch vor dem Hund, der sich mit der dritten Position begnügen muss. Und Platz eins? Der geht an die Fische, von denen es über 35 Millionen in französischen Aquarien gibt. Die Gesamtzahl der Haustiere in Frankreich wird auf 62.750.000 geschätzt, davon sind 55% Fische, 20% Katzen, 12% Hunde und 9% Vögel. Dann folgen Kleinsäuger wie Hamster und Mäuse mit 5%.

 

 

 

Wussten Sie schon, wieviel Menschen weltweit französisch sprechen?

Auch wenn man sich dabei vielleicht hier und da verzählt haben kann, kommt aber eine Gesamtzahl von beträchtlichen 274 Millionen zusammen. Und das vielleicht Erstaunlichste daran ist, mehr als die Hälfte davon sind in Afrika zu Hause, rund 150 Millionen. Dabei ist Französisch in rund 35 Ländern Amtssprache, freilich mitunter neben einheimischen Sprachen.

 

 

 

Wussten Sie schon, wie die Gallier, immerhin die hauptsächlichsten Vorfahren der heute lebenden Franzosen an den Wein geraten sind?

Auch hier besteht der missliche Tatbestand, dass die Hauptakteure nicht mehr auf dieser Welt weilen, aber sie haben so ausführliche Spuren hinterlassen, dass man ihnen auf die Schliche kommen konnte. Bei dieser Spurensuche wurde schon früh ganz deutlich, dass die irgendwo herumerzählte Version, Caesar habe bei der Eroberung Galliens nichts als die Verfügung über die Médoc-Weine im Kopf gehabt, Unfug ist und das schlicht deswegen, weil es zur Zeit Caesars noch keinen  Weinbau im Médoc gab. Wenn man im Médoc in dieser Zeit Wein trinken wollte, was ohnehin nur einer betuchten und dünnen Oberschicht vorbehalten war, dann kam er aus Spanien oder aus Italien, wie man an Hand der gefunden Amphoren, in denen der Wein transportiert wurde, zweifelsfrei belegen kann. Erst rund 100 Jahre nach den Eroberungszügen Caesars, also in den ersten Jahrzehnten unserer Zeitrechnung fing man an, in der Gegend um Bordeaux Wein anzubauen, zunächst jedoch in relativ kleinem Umfang, der nur auf den lokalen Verbrauch abgestimmt war. Und dann dauerte es noch einige Zeit, bevor man probierte, ob der Anbau von Wein im Médoc möglich war. Von da bis zum heutigen Ruf der Médoc-Weine vergingen aber noch einige weitere Jahrhunderte, auf die wir später eingehen werden.

 

 

Wussten Sie schon, dass die kleine Kapelle in L’Hôpital älter aussieht als sie wirklich ist?

Zur Zeit der Blüte der Pilgerbewegung zum Heiligen Jakob von Compostella im Mittelalter führte ein Pilgerweg über L’Hôpital, und dabei stellte der Vorgängerbau der heutigen Kapelle eine wichtige Station dar für die Pilger, die auf dem Seeweg bis Soulac gekommen waren. Als mit Beginn der Neuzeit die Pilgerbewegung nachließ, ließ auch das Interesse an der Kapelle nach, und sie verfiel allmählich. Die jetzige Kapelle steht seit 1880-1881 auf den Grundmauern des baufällig gewordenen Vorgängerbaus, der für den Neubau abgetragen wurde. Die neue Kapelle erinnert an die Architektur der Templer-Kirchen, wenn sie auch keine exakte Fortsetzung dieser Stilrichtung ist. Erst vor wenigen Jahren hat sich ein Verein gebildet, der die Kapelle betreut und sie wieder so hergerichtet hat, dass man sie besuchen kann und dass in ihr Vorträge und Konzerte sattfinden können.

 

 

 

Wussten Sie schon, was die Freiheitsstatue vor New York und der Eiffelturm in Paris miteinander gemeinsam haben?

Obwohl man auch hier sagen muss, dass es nicht überlebenswichtig ist, schadet es nicht, wenn man weiß, dass hinter beiden Werken ein und derselbe Ingenieur steckte. Der war 1832 in Dijon als Gustave Bönickhausen geboren worden und arbeitete den größten Teil seines Ingenieurlebens unter diesem Namen. Erst kurz vor  der Fertigstellung des Eiffelturms nahm er den Namen Eiffel an, weil er es leid war, dass kaum ein Franzose seinen eigentlichen Namen richtig sprechen oder gar schreiben konnte. Der neue Namen erinnerte daran, dass seine Vorfahren aus der Eifel nach Frankreich gekommen waren. Warum der Ingenieursname ein zweites „f“ bekam, weiß man allerdings nicht so genau, aber auch das ist nicht lebenswichtig.

 

 

 

Wussten Sie schon, warum kein Président de la République länger oder gleichlang im Amt sein kann als François Mitterrand?

Mitterand war von 1881 bis 1995 über zwei jeweils 7 Jahre lange Amtszeiten Präsident, mithin also 14 Jahre. Das wird keiner seiner Amtsnachfolger schaffen, weil 2000 die Amtsdauer des französischen Präsidenten auf fünf Jahre begrenzt wurde. Da ein Präsident nur einmal wiedergewählt werden kann, ist die künftige Höchstdauer im Amt zehn Jahre. Der von Mitterand aufgestellte Rekord hat also Aussicht, sehr alt zu werden, es sein denn, die Verfassung würde geändert, wonach es aber nicht aussieht.

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Wusssten Sie schon, was ein journal mit Ochsen zu tun hat?

Also gleich vorweg, Gedanken, die in die Richtung des Vokabulars des irrlichternden und intellektuell unorganisierten derzeitigen Bewohners des Weißen Hauses in Washington gehen, tragen nicht zur Beantwortung unserer Frage bei. Die Beziehung zwischen den stämmigen und kraftstrotzenden Spalthufern und dem journal bildete sich zu  Zeiten heraus, als noch niemand daran dachte, die USA zu erfinden, zu Zeiten nämlich, als Ochsen die Standard-Zugtiere für schwere Lasten waren, die so ziemlich alles voran brachten, was menschliche Kraftanstrengungen überforderte. Und damit sind wir schon ganz nahe an der Beantwortung unserer Frage: Ein journal ist die Fläche, die ein solides Ochsengespann an einem Tag umpflügen kann. Als Maßeinheit sind das etwas mehr als 3.000 Quadratmeter.

 

 

Wussten Sie schon, wieviele Leuchttürme es im Médoc gibt?

Wenn Sie wissen, dass dafür die Finger einer Hand nicht ausreichen, dann sind Sie schon gut informiert hinsichtlich der Größenordnung. Noch besser sind Sie, wenn Sie wissen, dass es sieben oder acht sind und hinzufügen, dass dabei die Frage zu klären ist, ob das 300 m voneinander entfernt stehende Zwillingspärchen bei Hourtin als ein Leuchtturm oder als zwei gezählt wird.

Da vielleicht nicht jedermann weiß, wo die insgesamt 8 Leuchttürme stehen, machen wir eine Kurzvorstellung. Der älteste dieser Médoc-Leuchttürme ist der Leuchtturm von Cordouan, der vor der Girondemündung steht. Erste Leuchtfeuer wurden an dieser Stelle schon im Mittelalter unterhalten. Der heutige Turm ist 68 m hoch, er ist noch aktiv und kann besichtigt werden. Der zweithöchste Leuchtturm des Médoc steht gegenüber von Pauillac auf der Île de Patiras, er kann besichtigt werden, ist aber nicht mehr aktiv. Der drittgrößte Leuchtturm ist wiederum noch aktiv, 28 m hoch und befindet sich an der Pointe de Grave. Kurz dahinter rangieren in der Größenliste mit 27 m die beiden Leuchttürme bei Hourtin, die noch aktiv sind, aber nicht besichtigt werden können. Dann folgen noch  der inaktive Leuchtturm von Richard mit 18 m Höhe an der Gironde, der ebenfalls inaktive Leuchtturm von Trompeloup unweit von Pauillac mit 13 m und der  nur 12 m hohe Leuchtturm von Saint Nicolas in der Nähe der Pointe de Grave, den nur wenige kennen und der ganz anders aussieht als man sich für gewöhnlich einen Leuchtturm vorstellt, aber noch aktiv ist.  

Wenn Sie mehr über die Medoc-Leuchttürme erfahren wollen: Klick

 

Wussten Sie schon, daß Frankreich mit schöner Regelmäßigkeit alle sechs Monate um rund 3000 m² größer wird, um dann nach sechs Monaten wieder um 3000 m² zu schrumpfen?

Wenn Sie es nicht wissen, dann grämen Sie sich nicht. Es gibt wirklich nur ganz wenige Experten, die hier den Durchblick haben. Das sind dann zum größten Teil Historiker, die die spanisch-französischen Beziehungen der letzten Jahrhunderte besonders gut kennen. Und die wissen, dass die sogenannte Fasaneninsel in der Bidassoa, um die es hier geht, seit 1659, als auf ihr der Pyrenäenfrieden verhandelt und unterzeichnet wurde, ein französisch-spanisches Kondominium ist. Diese abwechselnde Unterstellung der Insel unter französische bzw. spanische Hoheit wurde 1856 in einem in Bayonne geschlossenen Vertrag in eine völkerrechtlich klare Form gebracht. Danach wird die Fasaneninsel für jeweils ein halbes Jahr zum spanischen Staatsgebiet erklärt und danach für ebenfalls sechs Monate zum französischen. Dass man sich mit dieser ansonsten unwichtigen kleinen Insel so viel Mühe gab, hängt damit zusammen, daß dort einige für die spanisch-französischen Beziehungen wichtige Ereignisse stattgefunden haben, auf die wir hier aber nicht eigens eingehen.

 

Wussten Sie schon, wie oft die Tour de France das Gebiet des Departements Gironde berührt hat?

Da es keine Augenzeugen mehr gibt, die den ersten Tourbesuch im Jahr 1903 erlebt haben, muß man sich auf Statistiker verlassen. Die haben festgehalten, daß die Tour de France seit ihrem Beginn 86 mal dieses Departement berührt hat. Am häufigsten übrigens in den dreißiger Jahren, denn da konnte man die Tour-Caravane jedes Jahr in Bordeaux und Umgebung bestaunen. Seither hat sich die Tour etwas rar gemacht, seit 2010 macht sie einen Bogen um das Departement. Das hat wenig mit emotionalen Aspekten zu tun, sondern damit, daß  die Gemeinden, die von der Tour berührt werden, sehr tief in ihre Kassen greifen müssen, wenn sie das Tourspektakel bei sich haben wollen.

 

 

Wussten Sie schon, wie alt die jüngste Gemeinde des Médoc ist?

Jung ist in diesem Zusammenhang allerdings ein relativierbarer Begriff, denn nicht wenige Gemeinden ziehen einen erheblichen Teil ihres Selbstwertgefühls aus dem Alter ihrer Stadt oder ihres Dorfes. Für gewöhnlich werden für die Altersermittlung die ältesten erhaltenen Urkunden oder Verträge herangezogen, die aber nur selten das exakte Geburtsjahr einer Gemeinde angeben. Für die jüngste Gemeinde des Médoc kann man einen genauen Geburtstag angeben: es ist der 11. Juli 1874. An diesem Tag unterzeichnete der französische Staatspräsident ein Dekret, mit dem die Gemeinde Le Verdon eine selbständige Existenz erhielt, die bis dahin ein Teil der Gemeinde Soulac war. Nun weiß man zwar, wann die jüngste Gemeinde des Médoc das Licht der Welt erblickte, doch bleibt dabei das Ringen im verborgenen, was zu dem besagten Dekret geführt hat. Wir reichen das  an unseren Historiker vom Dienst weiter, der irgendwann mal darstellen wird, wie es zur Begründung von Le Verdon gekommen ist.

 

 

Wussten Sie schon, dass der Parkplatz baleine (Walfisch) in Soulac seinen Namen einem richtigen Walfisch verdankt?

Ist tatsächlich so, muss aber ein wenig erklärt werden. Tote Wale werden immer wieder an die Küsten des Médoc geschwemmt, manchmal sogar von beträchtlicher Größe. Ein solcher großer Wal strandete 1870 bei Soulac, und dieses Ereignis löste eine Diskussion aus, wem denn das tote Wassertier gehörte: der Gemeinde Soulac oder dem Staat. Noch bevor die Frage richtig geklärt war, verzichtete der zuständige Präfekt pfiffig zugunsten von Soulac, und dort hatte man ein äußerst geruchsintensives Problem, denn der Wal war mit einem Gewicht von einem guten Dutzend Tonnen in einem Zustand angeschwemmt worden, den selbst abgestumpfte Nasen kaum ertragen konnten. Es wurde daher beschlossen, den toten Wal zu vergraben, in der Hoffnung, dass damit das Geruchsproblem gebändigt werden konnte. Diese Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht, erst lange nach der Strandung des Wals, als nur noch das Skelett übrig war, konnte man sich ohne Bedenken der Stelle nähern, an der der tote Riese einst vergraben worden war. Bald legt man das Skelett frei und stellte es öffentlich zur Schau, das so zu einer richtigen Attraktion wurde. . Nach und nach verschwanden die Knochen, es hielt sich aber der Name baleine, der wohl auf Dauer daran erinnern wird, dass der heutige Parkplatz eine Vorgeschichte hat, die mit einem richtigen, wenn auch toten Wal begonnen hat.

Das schon nicht mehr vollständige Walskelett als Touristenattraktion

 

Wussten Sie schon, was mit dem Abwasser in Euronat geschieht?

Nun, wenn man dem glaubt, was so herumerzählt wird, dann kann man auf ganz schlimme Dinge kommen. Glücklicherweise ist hier aber die Wirklichkeit sachlicher und beruhigender als es der Gerüchteküche gefällt. Tatsächlich geht das gesamte Abwasser, das in Euronat entsteht, in ein solide verlegtes Rohrsystem und wird dann, wie sich das für zivilisierte Verhältnisse gehört, in eine Kläranlage geleitet, die etwa 500 m entfernt vom nördlichen Zaun von Euronat steht.

Bilder zum Thema: Klick

 

 

Wissen Sie, dass es einen unterirdischen Verbindungstunnel zwischen der Festung Blaye und dem in der Gironde gelegenen Fort Pâté gibt?

Die Antwort ist, wie es gutem abendländischen Standard entspricht, möglich  mit ja oder nein. Nein ist unkritisch, dazu Näheres weiter unten. Bei ja ist eine Nachfrage erforderlich: Seit wann weiß der Antwortende von der Existenz dieses Tunnels und auf welchem Wege hat er davon erfahren? Wenn zum ersten Teil der Frage eine Antwort kommt, die ein Datum vor dem Frühjahr 2015 angibt, dann disqualifiziert der Betreffende sich selbst als unglaubwürdig. Das korrekte Datum müsste hier sein: 1. April 2015, und jetzt weiß man, warum man mit der Antwort nein auf der sicheren Seite gewesen wäre.

Wer Lust hat, tiefer in die Problematik des Tunnels einzusteigen: http://www.vieuxblaye.fr/spip.php?article90

Und wenn noch immer nicht alles klar ist, sollte man noch mal über das Datum nachdenken. An der Existenz des Festungsgürtels in der Gironde bestehend aus den Festungen Blaye, Fort Pâté und Fort Médoc ist trotz der Tunnelsache aber nicht zu zweifeln, wobei es diesmal unerheblich ist, an welchem Tag man davon erfahren hat..

Mehr dazu: Klick

 

 

Wussten Sie schon, wo das älteste erhaltene,  von Menschen errichtete Bauwerk im Médoc zu finden ist?

Kenner der Geschichte des Médoc wissen natürlich, dass hier vom Grabhügel von Barbehère die Rede ist, der sich auf dem Boden der Gemeinde Saint-Germain d’Esteuil besichtigen lässt. Für die dort ausgegrabenen archäologisch interessanten Funde muss man allerdings nach Bordeaux fahren und sie dort im Musée d’Aquitaine unter die Lupe nehmen. Unsere Empfehlung: erst nach Barbehère und dann nach Bordeaux. Planen Sie dabei für das Musée d’Aquitaine mehr Zeit ein als sie für die Funde bei Barbehère brauchen. Es lohnt sich.

Mehr zum Grabhügel von Barbehère: Klick

Mehr zum Musée d’Aquitaine: Klick

 

 

Wussten Sie schon, dass es in Bordeaux Autorennen der Formel 1 gab?

Auch wenn man sich das schwer vorstellen kann, dass das möglich war, es gab tatsächlich ein paar Jahre lang auf einem Kurs um die Esplanade des Quinconces Autorennen der höchsten Leistungsklasse. Angefangen hatten die Rennen etwas außerhalb von Bordeaux, aber ab 1951 wurden sie im Stadtzentrum ausgetragen. Als nach dem schweren Unglück beim Rennen von Le Mans im Jahre 1955 die Sicherheitsauflagen drastisch verschärft wurden, wurde die Ausgabe 1956 jedoch abgesagt und auch in der Folge kein weiteres Formel-1-Rennen in Bordeaux zugelassen.

 

Wussten Sie schon, was Ludwig XIV. mit den kleinen grünen Erbsen zu tun hat?

Nun, auf den ersten und auch den zweiten Blick kann man sich schwer vorstellen, dass ein König wie Ludwig XIV. etwas mit Erbsen zu tun gehabt haben soll. Denn dieser 14. Ludwig, der von 1641 bis 1715 auf dem französischen Thron saß, regierte eigentlich den größten Teil des Tages so, dass seine ausländischen Kollegen richtig neidisch wurden,  und dabei sorgte er noch dafür, dass sein Hof zum unübertroffenen Vorbild des höfischen und gesellschaftlichen Lebens in Europa wurde. Und der soll noch Zeit für Erbsen gehabt haben?  Hat er aber tatsächlich. Er lernte den Wohlgeschmack der kleinen grünen Erbsen durch einen Offizier kennen, der dieses heutzutage preiswerte Gemüse in Italien genossen hatte und davon begeistert schwärmte. Da er eine Kostprobe mitgebracht hatte, konnte er seinem König ein Geschmackserlebnis vermitteln, das der bis dahin nicht kannte. Erbsen kannte man in Frankreich zwar schon, aber sie wurden erst nach der Reife geerntet, dann getrocknet und später zu Gerichten verarbeitet, die mit dem Geschmack der frischen grünen Erbsen nicht mehr viel Verbindung hatten. Ludwig XIV kam also auf den Geschmack und ordnete an, dass grüne Erbsen angebaut wurden. Sein oberster Gärtner ließ dafür im Park von Versailles eine Reihe von Gewächshäusern anlegen und so geschickt bepflanzen, dass man fast  das ganze Jahr über grüne Erbsen ernten und auf die Tafel des Königs bringen konnte. Aber eigentlich ist dieser Ludwig natürlich nicht wegen der Erbsen in die Geschichte eingegangen, das hätte auch wohl kaum gereicht, um Louis Le Grand genannt zu werden, wie er gern von sich reden ließ.

 

 

 

Wussten Sie schon, dass der französische Staat bei der Besoldung von Priestern und Pastoren es mit dem Prinzip der Gleichheit nicht so genau nimmt?

Die drei großen Begriffe Liberté, Fraternité, Égalité sind die Achsen, um die die französische Republik kreist, oder doch kreisen sollte. Bei den Geistlichen funktioniert das Prinzip der Gleichheit aber nur mit Einschränkungen. Dabei sollte alles klar sein, denn seit 1905 trennt ein Gesetz in Frankreich säuberlich, was des Staates und was der Kirche ist. Das betrifft auch die Finanzen, mit der Konsequenz, dass der französische Staat sich nicht um die Besoldung der kirchlichen Amtsträger kümmert.

Die müssen sehen, dass sie durch Spenden oder auf anderem Weg ihren Lebensunterhalt bestreiten, was häufig nicht wirklich gut gelingt. Nur in einem Teil Frankreichs ist das anders, nämlich in Alsace-Moselle, das sind die Gebiete, die zwischen 1871 und 1918 als Reichsland Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich gehört haben. In diesem Gebiet hat das französische Gesetz von 1905 keine Gültigkeit. Es gilt vielmehr das Konkordat von 1801 weiter, das unter anderem festlegt, dass der Staat die Geistlichen so besoldet, dass sie standesgemäß leben können. Da die deutschen Behörden daran nichts auszusetzen hatten, blieb es bei dieser Regelung auch, als Elsass-Lothringen nach dem Krieg von 1870/1871 an das Deutsche Reich angeschlossen wurde. Und da ein Konkordat nicht so einfach gekündigt oder verändert werden kann, wurde es nach der Rückkehr von Alsace-Moselle nach Frankreich nicht angetastet, es gilt auch heute noch. Und das regelt, dass die dortige Geistlichkeit auf der Gehaltsliste des französischen Staates steht und es ihr damit besser geht als ihren Kollegen im größten Teil Frankreichs. Wer noch einen Berufswunsch offen hat und dabei daran denkt, die geistliche Laufbahn in Frankreich einzuschlagen, sollte über diese Dinge gut nachdenken.

(UM, 17. 02.. 2o18)

 

 

 

Wussten Sie schon, wo sich der größte Süßwassersee in Frankreich befindet?

Französische Kinder und namentlich die im Médoc lernen das in der Schule. Und wer sich im Médoc auskennt, hat ihn sicher schon gesehen, den See von Hourtin-Carcans, der manchmal auch nur See von Hourtin genannt wird. Er hat eine Fläche von ungefähr 57 km² , wenn er nicht, wie im Sommer 2017 unter Wassermangel leidet und dann an den Rändern breite Sandstreifen zeigt. Der See erstreckt sich über 18 km in Nord-Südrichtung. An seiner breitesten Stelle bringt er es auf 5 km. Er steht mit dem südlicher gelegenen Lac de Lacanau und dem Bassin von Arcachon über den in der Mitte des 19. Jahrhunderts künstlich angelegten Canal des Étangs in Verbindung. Der See von Hourtin-Carcans ist ein relativ junges Gewässer, denn er hat sich erst in der Zeit zwischen 500 und 1000 n.Chr. gebildet, als sich die Küstendünen aufgetürmt haben, die  die früher bestehenden Abflüsse zum Atlantik versperrten.

 

 

Wussten Sie schon was im Französischen ein wattman ist?

Falls nein, besteht kein Grund zur Beunruhigung, denn das Wort wattman ist so veraltet, dass auch Franzosen nicht mehr viel damit anfangen können. Heute sagt man eher traminot oder conducteur de tram, doch hat das Wort wattman seinen eigenen Charme. Es bezeichnete in der Frühzeit der Straßenbahnen, also noch vor 1900,  nämlich den Mann, der eine Straßenbahn durch Betätigen eines Reglers in Bewegung setzte oder auch zum Stehen brachte, je nachdem, in welche Richtung er den Regler drehte. Wer jetzt fragt, ob es auch wattwomen gegeben habe, der bekommt eine klare Antwort: Nein, gab es nicht, zumindest nicht in den ersten Jahrzehnten der Straßenbahnen. Als man jedoch nach 1914 die meisten Straßenbahnfahrer in den Krieg schickte, nahmen Frauen notgedrungen ihre Plätze ein. Das löste aber das Problem der Gleichberechtigung nicht, doch gehört das in ein anderes Kapitel.

(UM, 12. 01. 2018)

 

Wussten Sie schon, von wem gesprochen wird, wenn irgendwo über die Bleus oder die Bleues berichtet wird?

Klar, blau ist eine Farbe, aber anders als im Deutschen ist jemand, der als Bleu der Bleue einherkommt,  nicht in einem Zustand, in dem ihr oder ihm mancherlei schwerfällt, was im nüchternen Zustand keine Schwierigkeiten macht. In unserem Fall ist das Blau, das ein Bleu oder eine Bleue zur Schau stellt, ziemlich genau das fröhliche Azurblau, das sich auch in der französischen Nationalflagge findet. Und damit ist die Erklärung schon passiert: Eine Bleue (weibliche Form) oder ein Bleu (männlich) ist jemand, der in einer Sportart ein Trikot trägt, das ausweist, dass die Trägerin oder der Träger für Frankreich startet, z. B. im Fußball als Nationalspielerin oder Nationalspieler.

(UM, 29. 11. 2017)

 

Wussten Sie schon, dass der größte Fisch, der derzeit in französischen Binnengewässern angetroffen wird einen Migrationshintergrund hat?

Angler wissen es bestimmt, und Leute, die sowieso alles wissen, auch. Aber der Normalverbraucher hat da wahrscheinlich eine Lücke, die wir füllen wollen. Also, der größte Fisch, der sich gegenwärtig in innerfranzösischen Gewässern finden lässt, ist der Wels. Die imposantesten bisher gefangenen Exemplare haben Längen von über 2,50m und sie bringen bis zu 126 kg auf die Waage. Welse scheuen das Licht und leben auf dem Grund von Flüssen und Seen, weshalb man sie selten zu Gesicht bekommt. Sie bewohnten schon von altersher den Rhein, aber in ein französisches Gewässer kamen sie erst 1857, als sie im Doubs ausgesetzt wurden. Dort lebten sie lange still und ortsfest vor sich hin. Erst um 1970 siedelten sie sich in der Rhône an, seit 1983 bevölkern sie den Tarn. Vier Jahre später, also 1997 wurden die ersten Exemplare in der Dordogne gesichtet, und seit 1989 werden Fänge aus der Garonne gemeldet.

(vgl. P. I. : Un monstre d’eau douce, in: SUDOUEST, 25. 11. 2017)

 

Wussten Sie schon, wo sich im Médoc die älteste bislang bekannte religiöse Kultstätte finden lässt?

Wer es weiß, ist ein richtig guter Kenner des Médoc und seiner Geschichte, denn selbst den meisten Médocains ist unbekannt, dass sie die Gemeinde Saint-Germain d’Esteuil ansteuern müssen und dort nach der archäologischen Stätte von Brion suchen oder fragen müssen. Wenn sie dann in Brion angekommen sind und das Gelände erkunden, werden sie die Reste eines antiken Tempels entdecken, dessen Grundriss freigelegt wurde. Die Anlage wurde im ersten Jahrhundert n. Chr. errichtet und irgendwann im frühen Mittelalter aufgegeben und danach als Steinbruch benutzt. Das erklärt, warum die Archäologen nur noch spärliche Reste der Grundmauern freilegen konnten.                                                             (UM, 18. 11. 2017)

Mehr zu Brion: Klick

 

Wussten Sie schon, warum das Wasser der Garonne und auch das der Dordogne so braun ist?

Also, es gibt da die verschiedensten Erklärungsversuche, teilweise richtig amüsant, aber die meisten sind Fehlschüsse. Wer meint, der Mensch sei Schuld, da er es nicht lassen könne, seine Abwässer mehr oder weniger ungeklärt in die Natur zu entlassen, irrt ebenfalls. Die heutzutage noch zu beobachtende Färbung von Garonne und Dordogne gab es schon, bevor der Mensch in diesen Regionen auftauchte. Außerdem ist die Garonne ein paar Dutzend Kilometer oberhalb von Bordeaux, dort, wo der Gezeiteneinfluss aufhört, klar und rein, wie sich das für einen naturbelassenen Fluß gehört, obwohl der da schon eine lange Strecke durch recht dicht besiedeltes Gebiet hinter sich gebracht hat. Aber an diese Beobachtung könnte sich die Frage anschließen, ob die Färbung etwa zu tun hat mit dem Wechsel von Ebbe und Flut, und mit dieser Frage ist man auf dem richtigen Weg. Die Wasserfärbung hat tatsächlich zu tun mit den Gezeiten, allerdings nicht so, dass die Färbung durch das Aufwirbeln von Ablagerungen entstünde. Ursache ist vielmehr das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Wassermassen. Das von der Garonne herantransportierte Wasser enthält mikroskopisch kleine Tonpartikel, die mit bloßem Auge kaum wahrzunehmen sind. Das vom Atlantik mit den Gezeiten hereindrängende Wasser enthält Salz, und wenn diese beiden Wasserarten zusammentreffen, dann flocken die Tonpartikel aus und fertig ist die braune Färbung. Was da chemisch abgeht, ist ein bisschen komplizierter, aber wenn man sich nur für das Ereignis, in diesem Fall die Farbe, interessiert, kann das reichen.        (UM, erste Veröffentlichung 10. Febr. 2014, erneute Veröffentlichung, Nov. 2017)

 

Wussten Sie schon, was eine Région ultrapériphérique ist?

Ganz einfach, das ist eine Region in äußerster Randlage. Bringt aber auch nicht die richtige Erleuchtung, oder? Also eine Région ultrapériphérique bezeichnet ein Gebiet, das zwar außerhalb Europas liegt,  aber zur Europäischen Union gehört, weil es mit einem Mitglied der EU auf besondere Weise verbunden ist. Derzeit gibt es neun dieser Regionen in äußerster Randlage: fünf davon sind französische Überseedepartements (Guyane, Mayotte, Martinique, Guadeloupe und La Réunion). Weiter zählen dazu die Kanarischen Inseln (zu Spanien), eine Collectivité d’outre-mer française (Saint Martin, in der Karibik) und schließlich die beiden autonomen portugiesischen Regionen der Azoren und Madeira.

 

 

Wussten Sie, wo sich Staatspräsident Macron aufhielt, als die Zeitungen berichteten, er habe der Cité phocéenne einen Besuch abgestattet?

Wenn Sie es nicht wussten, sind Sie in guter Gesellschaft, wenn Sie es aber gewusst haben, sind Sie in noch besserer, denn dann haben Sie sich intensiv mit den Anfängen der französischen Geschichte beschäftigt und wissen daher, dass die besagten Phokäer tatsächlich etwas mit der ganz frühen Geschichte der Mittelmeerregionen Frankreichs zu tun haben. Das waren Griechen, die um 600 v. Chr. aus dem damals griechisch besiedelten westlichen Küstenstreifen Kleinasiens (heute Türkei), genauer aus der Stadt Phokäa (heute Foça, eine bedeutungslose türkische Kleinstadt), kamen und Land suchten, um eine Stadt anzulegen. Eine solche Siedlungsunternehmung war in der griechischen Welt zwischen 750 v. Chr. Und 550 v. Chr. nicht selten, da die Bevölkerung in den griechischen Stammgebieten zunahm, die Lebensgrundlagen der Einwohner aber kaum zu vermehren waren. Gängige Lösung für die drohende Überbevölkerung war die Aussendung von Schiffen, die  an fernen Gestaden neue griechische Siedlungen anlegten. Für die über zwei Jahrhunderte gehende Wanderung hat sich der ungenaue Begriff Griechische Kolonisation eingebürgert, besser wäre es, man spräche von der Zeit der griechischen Pflanzstädte. Die neuen Städte blieben eindeutig dem griechischen Kulturkreis verhaftet, die Bewohner waren mit ihren in den Kerngebieten verbliebenen Landsleuten gleichberechtigt, etwa bei der Zulassung zu den Olympischen Spielen.

Die Gründungsumstände von Marseille waren offenbar friedlich, denn in einer hübschen Legende wurde erzählt, Protis, der Anführer der ersten Griechen, die zum späteren Marseille gelangten, sei von dem lokalen Fürsten eingeladen worden zu einer Feier, bei der seine schöne Tochter Gyptis ihren Ehemann bestimmen sollte. Das tat sie denn auch, indem sie als Zeichen ihrer Wahl dem Protis einen Krug Wasser anbot, und als Mitgift brachte sie das Gebiet ein, auf dem die erste griechische Niederlassung entstand.

Die Erinnerung an die Gründung der Stadt durch Griechen hat sich bis heute gehalten, wenn Marseille als cité phocéenne angesprochen wird, im Fußball heißen die Spieler aus Marseille oft kurz Phocéens, obwohl die meisten von ihnen wohl nicht wissen, warum.

 

Wussten Sie schon, warum man in einer Olympiade keine Medaillen gewinnen kann?

Kann man wirklich nicht, auch wenn viele Leute so reden, als ob das möglich wäre. Die Erklärung ist aber ziemlich einfach und eigentlich auch einleuchtend, denn eine Olympiade ist nichts anderes als eine Zeiteinheit wie Woche, Monat oder Jahr, in diesem Fall vier Jahre.

In Olympia, einem Ort in Griechenland, genauer auf der Peloponnes,  versammelten sich in einem weithin bedeutsamen Heiligtum des Göttervaters Zeus alle vier Jahre griechische Jünglinge, die nichts anderes im Kopf hatten, als in einem der damals noch wenig zahlreichen Wettbewerbe zu siegen. Das lohnte sich in den meisten Fällen, denn wer bei den Spielen in Olympia gesiegt hatte, der hatte für den Ruhm seiner Heimatstadt so viel getan, dass er zu Hause meist ausgesorgt hatte.

Da eine Olympiade nichts anderes ist als dieser Zeitraum von vier Jahren zwischen den Spielen in Olympia, wird folglich bei der Eröffnung von Olympischen Spielen heutzutage von dem Staatsoberhaupt des austragenden Landes verkündet, dass man die Spiele der  soundsovielten Olympiade eröffne. Und bei diesen Olympischen Spielen gibt es dann Medaillen oder auch nicht. Alles klar? Wenn nicht, sollte man bei den Herrschaften nachfragen, die Spiele einer Olympiade, also olympische Spiele eröffnet haben. Die werden dann nochmal erklären, was es mit der Olympiade auf sich hat.

Da wir gerade schon beim sprachlichen Aufräumen sind, kann gleich noch eine sprachliche Unreinlichkeit beseitigt werden: der  inflationäre Gebrauch des Wortes Olympionike. Den gibt es nach Meinung vieler Leute  in großen Mengen, zuletzt in Rio rund 12.000. Geht gar und überhaupt nicht. Ein Olympionike (eine moderne Wortbildung aus Olympia und dem griechischen Wort Nike = Sieg), ist  jemand, der bei den Olympischen Spielen gesiegt hat, und das geht pro Sportart nur einmal, weil, wie die Erfahrung lehrt, der Sieger als erster durchs Ziel geht, und danach gibt es Zweit-,  Dritt- und sonstige Platzierte aber keine Olympioniken.

Und als Nachtrag: Medaillen gab es im antiken Olympia auch nicht. Die wurden erst mit den modernen olympische Spielen eingeführt. Und noch etwas: Die Olympischen Spiele der alten Griechen waren eine Männerangelegenheit, zu der Frauen keinen Zugang hatten.

Auch wenn wir jetzt die Möbel zurecht gerückt haben: Die Olympischen  Spiele der Neuzeit sind immer noch eine feine Sache.

(UM, 09. 08. 2017)

 

Wussten Sie schon, dass die ersten Geschwindigkeitssünder im Médoc schon lange vor der Erfindung der Radar-Geräte zur Kasse gebeten wurden?

Auch wenn man es nicht glauben mag, passierte das schon in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, und zwar in Vendays. Dieses einst friedlich-verschlafene Dörfchen war durch die Gründung des Badeortes Montalivet um seine Beschaulichkeit gebracht worden. Schuld daran waren pferdebespannte Kutschen, die mit eisenbereiften Rädern auf dem Pflaster der Dorfstraße einen Höllenlärm verursachten, wenn sie, so schnell es ging, Reisende vom Bahnhof Queyrac, der nächstgelegenen Bahnstation nach Montalivet schafften, wo noch heute eine kleine Straße Rue de la Gare heißt, obwohl es dort nie einen Bahnhof gab. Die kracherzeugenden Kutschen störten also die Bürger von Vendays, wobei der rasante Aufschwung von Montalivet dafür sorgte, dass sich die Vendaysiens immer mehr gestört fühlten. So erließen sie eine Vorschrift, die Kutschen, die durch Vendays fuhren, zwingen sollte, das im Schritt zu tun. Und das wurde längst nicht so beachtet, wie die Gemeindeväter das haben wollten. Aber man hatte ja die besagte Vorschrift und auch einen Gendarmen, der mit der Vorschrift unter dem Arm zu schnell fahrende Kutschen stoppte und abkassierte.

Und nun weiß man, wie die Geschwindigkeitsbegrenzungen in das Médoc gekommen sind. 

                                                                                   (UM, 30. 07. 2017)

Wusssten Sie schon, wie die Kartoffelkäfer in das Médoc gelangt und von da aus zur Eroberung Europas gestartet sind?

Nein? Macht nichts, dann geht es Ihnen wie fast allen Europäern. Gut für uns, denn dann können wir wieder mal aufklären. Der Kartoffelkäfer ist von Hause aus eigentlich Mexikaner und gar nicht auf die Vernichtung von Kartoffelpflanzen spezialisiert. Das hat er sich im Laufe des 19. Jahrhunderts erst in den USA angewöhnt, als dort begonnen wurde, in großem Stile Kartoffeln anzubauen. Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts tauchte er erstmals punktuell in Europa auf, z.B. in Bremen, wo er aber schnell wieder ausgerottet werden konnte, weil sein Vorkommen in einem sehr frühen Stadium bemerkt wurde. Erst 1922 war dies nicht mehr möglich und das ausgerechnet im Médoc. Als man ihn dort im Gebiet um  Le Taillan entdeckte, hatten er und seine Artgenossen sich schon über mehr als 250 km² ausgebreitet und damit eine Fläche besiedelt, die zu groß war, um den Eindringling wieder zu vertreiben. Sehr wahrscheinlich sind die ersten Kartoffelkäfer in den letzten beiden Jahren des Ersten Weltkriegs zusammen mit Kartoffellieferungen, die aus Zweckmäßigkeits- und Sicherheitsgründen in Häfen der Girondemündung  transportiert worden waren, nach Frankreich gelangt, von wo aus sie ihre Ausbreitung über große Teile Europas begonnen haben. 1935 kam er an der Westgrenze Deutschlands an, und um 1950 überschritt er die Elbe. Als er im Gebiet der späteren DDR angekommen war, wurde er als besonders perfides Instrument des US-Imperialismus gebrandmarkt, der auch auf diesem Wege versuchte, den Aufbau des friedliebenden Sozialismus, der damals freilich noch Stalins Züge trug, zu unterminieren. Es gab Flugblätter mit Zeichnungen von US-Flugzeugen beim Abwerfen der gefräßigen Colorado-Käfer, was natürlich Unfug war wie so vieles in der Propaganda, denn der Kartoffelkäfer war ja schon 1922, und das ganz ohne Luftunterstützung, zur Eroberung Europas gestartet. Im Médoc nämlich.

                                                                                    (UM, 22. Mai 2017)  

Mehr: http://fr.wikipedia.org/wiki/Doryphore

 

Wussten Sie schon warum das deutsche Segelschulschiff Gorch Fock am 6. Mai 1967 in Bordeaux war?

Ohne groß nachzuforschen, kann man es als Beweis für die im Jahre 1967, also 22 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs schon weit gediehene deutsch-französische Aussöhnung nehmen, doch erklärt das nicht, warum der deutsche Großsegler gerade am 6. Mai unter vollen Segeln in den Port de la lune eingelaufen ist. Dieser Anlass war die Einweihung des Pont d’Aquitaine, der zweiten Brücke über die Garonne im Bereich der Stadt Bordeaux. Diese auch heute noch beeindruckende Brücke war damals als ingenieurtechnische Meisterleistung nach sieben Jahren Bauzeit fertiggestellt worden. Die Hängebrücke überspannt 394 m bei einer Gesamtlänge von 1767 m. Sie ist Teil der Umgehungsautobahn um Bordeaux herum und sie hat, was überraschen mag, auf beiden Seiden Rad- und Fußwege, die Interessierten Blicke auf Bordeaux ermöglichen, die sonst nicht möglich sind.

Mehr : Klick

(UM, 07. 05. 2017)

 

 

Wussten Sie schon, was die schön blühenden Kamelien mit Kamelen zu tun haben ?

Also, um es kurz zu machen: eigentlich nichts. Aber so ganz richtig ist diese Antwort auch nicht, und das liegt an Herrn Linné. Dieser Carl von Linné, Schwede und ausgewiesener Naturforscher, hat im 18. Jahrhundert dafür gesorgt, dass alles, was in der Natur blüht und sprießt oder kreucht und fleucht, säuberlich geordnet einen eindeutigen Namen bekam, lateinisch natürlich. Und als besagter Experte das von ihm camellia japonica genannte Gewächs bearbeitete, stützte er sich auf ein reichhaltig bebildertes botanisches Werk eines mährischen Jesuitenpaters und Apothekers mit Namen Georg Joseph Kamel, der auf den Philippinen gearbeitet hatte und dort 1706 verstarb. In diesem Werk des Paters Kamel war die Kamelie dargestellt und beschrieben, und schon hatte sie ihren Namen und der Pater Kamel ein Denkmal, das die Erinnerung an ihn in einer Weise erhält, die es ohne Linnés Hilfe wohl nicht gegeben hätte.

(UM, 30. 03. 2017)

 

Wussten Sie schon, wieviele Sandwiches pro Jahr in Frankreich verspeist werden?

Auch wer gut im Schätzen ist, wird nicht darauf kommen: es sind rund 2,35 Milliarden. Beeindruckend. Davon sind 51% Sandwich jambon beurre, deren Anteil gegenüber den anderen Varianten jedoch leicht rückläufig ist. Wer will, kann für ein Sandwich richtig viel Geld ausgeben, denn der Spitzenpreis, in Paris ermittelt, liegt bei 7,90 Euro. Das ist aber ein Ausreißer nach oben. Der durchschnittliche Sandwichpreis liegt  zwischen 2,30 Euro (in Supermärkten)  und  3,34 Euro (in Bars, Brasserien und Cafés). Und dabei muss man sich um die Zukunft des Sandwich in Frankreich bestimmt keine Sorgen machen.

(Le jambon-beurre est en baisse mais reste en tête, in: SUDOUEST, 03. 03. 2017)

 

Wussten Sie schon, dass Kaiserin Sissi, die eigentlich Elisabeth hieß, einst einen Kurzaufenthalt in Arcachon gemacht hat?

Nun gut, irgendwo müssen sich auch Majestäten aufhalten, solange sie auf dieser Erde wandeln, aber warum es die hohe Dame nach Arcachon gezogen hat, weiß man nicht so recht. Sie kam dort am 29. August 1890 an und blieb bis zum 4. September. Sie reiste incognito als Madame de Tolna und war darauf bedacht, kein Aufsehen zu erregen. Was allerdings so gut wie aussichtslos war, denn Ihre Majestät reiste mit reichlich Gefolge an und belegte in einem der renommiertesten Hotels der Stadt eine große und geräumige Etage. Die Kaiserin, die viele wohl nur in der pudergezuckerten Filmversion mit Romy Schneider kennen, hatte, als sie nach Arcachon kam, einige schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen, zu denen unter andrem der Selbstmord ihres einzigen Sohnes Rudolf gehörte. Und zu der Strahlefrau, zu der sie Dank Romy Schneider gemacht wurde, fehlte ihr außerdem so einiges, aber das ist eine andere Geschichte.

                                                                    (UM, 24. 01. 2017)

 

 

Wussten Sie schon, dass es bereits lange vor dem Euro eine Währungsunion in Europa gab?

Einerlei, ob man es weiß der nicht, das Prinzip, nach dem diese Währungsunion, in der Italien, Frankreich, Belgien und die Schweiz vertreten waren, funktionierte, wäre heutzutage nicht mehr praktikabel. Die besagte Währungsunion, die im Dezember 1865 beschlossen und besiegelt wurde, legte fest, dass in den vier zunächst beteiligten Ländern das Gold-Gewicht der jeweiligen Referenzmünzen gleich war. Das bedeutete, dass in den vier Ländern Münzen, die nach diesem Goldstandard geprägt worden waren, als Zahlungsmittel nebeneinander bestanden und gleichwertig waren, auch  wenn sie als italienische Lira oder als schweizer, französischer oder belgischer Franc geprägt worden waren. In der Praxis bedeutete das, dass man in Rom, Paris, Genf oder Brüssel mit Münzen zahlen konnte, die nach dieser Konvention geprägt worden waren. Papiergeld, das bekanntlich keine Absicherung über seinen Materialwert hat, war in dieses Zahlungssystem nicht einbezogen. Da die Idee, die dieser bald als Union latine bezeichneten Währungsunion überzeugende Vorteil bot, traten ihr bald mehr als zwanzig Länder bei, allerdings hielten sich wirtschaftliche Schwergewichte wie Großbritannien und das Deutsche Reich abseits. Ihr Ende fand die Union latine in den Verwerfungen des Ersten Weltkrieges und mit der Aufgabe des Goldstandards. Formal wurde sie 1927 aufgelöst.

(UM, 04. 01. 2017)

 

Wussten Sie schon, wie NORAD an den Weihnachtsmann gekommen ist?

Was NORAD (North American Aerospace Defense Command) mit dem Weihnachtsmann zu tun hat, haben wir in den Médoc-Notizen unter der Überschrift „Wo steckt der Weihnachstmann gerade?“ mit Datum vom 25. Dez. 2016 berichtet. Dabei kam allerdings nicht zur Sprache, wie NORAD dazu gekommen ist, sich um den Weihnachtsmann zu kümmern, denn eigentlich hat NOARD die wirklich seriöse Aufgabe, die Sicherheit des Luftraums über Nordamerika zu überwachen. Das war auch 1955 so, als die Kaufhauskette Sears eine Annonce schaltete, in der die Kunden aufgefordert wurden, direkt per Telefon mit dem Kaufhausunternehmen in Kontakt zu treten, wenn sie Fragen hätten. Dazu war eine Telefonnummer angegeben, die es jedoch in sich hatte, denn die führte nicht zur Telefonzentrale von Sears, sondern zu NORAD. Und dort ging auch prompt ein Anruf eines Jungen ein, der den Mann am anderen Ende der Leitung fragte, ob er der Weihnachtsmann sei. Wenn er nein gesagt hätte, wäre vielleicht alles anders gekommen, aber der Offizier, bei dem Anruf des Jungen ankam, reagierte blitzschnell und ließ den Jungen im Glauben, er habe wirklich den Weihnachtsmann am Telefon. Nach dem Gespräch gab der Offizier Weisung, bei den nächsten Anrufen, die auch tatsächlich in Mengen kamen, genauso zu verfahren wie er. Und  so ist bei NORAD die Abteilung Weihnachtsmann entstanden und beibehalten worden, die mit der Entwicklung der Computertechnik immer ansprechendere Möglichkeiten fand, Einblicke zu geben in das, was der Weihnachtsmann in der Zeit des Jahres tut, die ihm eine besondere Bedeutung verleiht.

(Vgl. dazu: Insolite : suivez la tournée du Père Noël en temps réel, in: SUDOUEST, 24. 12. 2016, 19.55h, InternetAusg.)

 

 

Wussten Sie schon, dass die Länge der Tage auf unserer Erde sich ändert?

Na ja, so richtig deutlich merkt das niemand, denn die Veränderung der Tageslänge (nicht der Dauer des Tageslichts, das ist etwas anderes), geschieht schleichend und langsam, sehr langsam. Schuld daran ist der Mond, der durch seine Einwirkung über die Gezeiten die Rotation der Erde langsam, sehr langsam abbremst. Zur Zeit nimmt die Tageslänge um rund 23 Mikrosekunden jährlich zu. Irgendwann wird dann der Erdentag 25 Stunden lang sein oder später gar 26 Stunden. Bis das soweit ist, werden aber ein paar Millionen Jahre vergangen sein, und dann ist längst nicht sicher, dass es noch jemanden gibt, der bestätigen kann, dass das, was die Astronomen zu unserer Zeit ausgerechnet haben, korrekt und zutreffend ist.

                                                                               (UM, 26. 11. 2016)

 

Wussten Sie schon, seit wann es einen Öffentlichen Personen-Nahverkehr in Bordeaux gibt?

Um es kurz zu sagen, schon so lange, dass niemand mehr lebt, der seine Eröffnung gesehen hat. Und das war im Jahr 1830, als ein Netz von pferdebespannten speziellen Kutschen, die man Omnibus nannte, weil sei allen zugänglich waren, in Betrieb genommen wurde. Diese Omnibusse verkehrten nach festen Fahrplänen und waren damit für ein halbes Jahrhundert ein überaus verlässliches und beliebtes, wenn auch eher gemächliches und wenig komfortables  Nahverkehrsmittel. 1880 wurde die erste Linie einer schienengebundene Straßenbahn eröffnet, die ebenfalls von Pferden gezogen wurde. Schon bald zogen über 750 Pferde jeden Tag 71 dieser Wagen, und dies mit einer mittleren Geschwindigkeit von 8,57 km/h. Zum Ärger der um Bordeaux liegenden Gemeinden endete das Netz der pferdebespannten Tram an den Stadtgrenzen von Bordeaux. So entstand in den Vororten schon 1890 das vierte elektrisch betriebene Straßenbahnnetz in Frankreich, das zum Ausgangspunkt des späteren Straßenbahnnetzes von Bordeaux und Umgebung wurde und bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg betrieben wurde.

                                                                            (UM, 15. 11. 2016)

 

Wussten Sie schon, dass es in Bordeaux zwei Rocaden (Umgehungsstraßen) gibt?

Damit man diese beiden unterscheiden kann, hat man die eine Rocade intérieure genannt, die andere Rocade extérieure. Beide Rocaden, die als A 630 bzw. N 230 auf den Straßenkarten geführt werden, liegen direkt nebeneinander. Als Rocade intérieure werden die Fahrbahnen bezeichnet, die zur Stadtmitte hin liegen, und die Rocade extérieure wird dann von den außenliegenden Spuren gebildet. Auf der Rocade intérieure fährt man also im Uhrzeigersinn um Bordeaux herum, auf der Rocade extérieure gegen den Uhrzeiger. Meist spricht man nur allgemein von der Rocade, wobei den meisten Nutzern die Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Rocade wenig wichtig ist, wenn sie ihre Zielrichtung kennen. Manchmal ist es aber doch gut zu wissen, welches die innere und welches die äußere Rocade ist, denn bei Sperrungen wird die Unterscheidung meist gemacht, um sagen zu können,  welche Richtung betroffen ist. Mit dem Bau der  Rocade wurde übrigens 1972 begonnen, und 1983 wurde sie fertiggestellt. Sie ist mit 45 km  die längste Umgehungsstraße in Frankreich und sie gehört wegen des in Spitzenzeiten sehr großen Verkehrsaufkommens auch zu den Straßen mit der größten Stauwahrscheinlichkeit.

                                                                           (UM, 02. 11. 2016)

 

Wussten Sie schon, woran man bei den Fähren, die zwischen Le Verdon und Royan verkehren, erkennen kann, was vorn und hinten ist?

Wir zeigen erst ein paar Bilder.

Die Fähre La Gironde

Ihr Schwesterschiff L’Estuaire

Wussten Sie schon, woran man bei den Fähren, die zwischen Le Verdon und Royan verkehren, erkennen kann, was vorn und hinten ist?

Richtig, gefragt werden müsste, woran man erkennen kann, was Bug und Heck dieser eigenwillig gestalteten Fahrzeuge ist. Auch richtig, dass man antworten kann, das sei eine Frage frei von jeglicher Erheblichkeit, das Wichtigste sei doch, dass die Fähren das täten, wofür sie angeschafft worden sind. Aber es gibt schließlich noch diejenigen, die den Dingen auf den Grund gehen wollen, und an die haben wir hier vor allem gedacht. Wenn man aufmerksam und vorurteilsfrei diese Fähren betrachtet, die im Französischen mit dem wenig gebräuchlichen Wort amphidrome bezeichnet werden, was ausdrückt, dass sie aus zwei nahezu gleichen Teilen zusammengefügt wurden und sich gleich behende vorwärts und rückwärts bewegen können, dann kommt man schon ins Grübeln. Wenn man jedoch weiß, dass es in der Seefahrt gewisse Gebräuche gibt, die überall eingehalten werden, weil sie international zweckmäßig sind, dann ist man schon ein Stückchen weiter. Dazu gehört z.B., dass Schiffe einen Namen haben. Und damit man schon von weitem sehen kann, woher sie kommen,  schreibt man außer bei Kriegschiffen den Namen des Heimathafens am Heck an. Gerade diese Angabe hat sich als mächtig zweckmäßig erweisen, wenn z. B. ein Schiff irgendwo gefunden wird, dann weiß man gleich, an welches Fundbüro man den Findling schicken muss. So, und wer jetzt noch einmal auf die Fotos der Fähren, um die es hier geht schaut, der ist fein raus, denn er entdeckt mit etwas Optimismus, dass auf beiden Fotos an einem Ende des Schiffs der Name Bordeaux unter dem Namen der Fähre auftaucht. Und dann weiß er nicht nur, wo er unter Umständen das Schiff abliefern kann, sondern er ist sich auch sicher, wo das Heck ist.

Da bei den  beiden Bilder oben die eigentlich bildwichtigen Teile recht klein sind, geben wir zwei Ausschnittsvergrößerungen dazu:

Das Heck der L’Estuaire

Der Bug der L’Estuaire.
Alles klar? 

Auf beiden Fotos, die die Fähren vollständig zeigen, ist der Bug übrigens rechts im Bild.  

(UM, 17. 10. 2016)

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Wussten Sie schon was L’Amélie und Hollywood miteinander zu tun haben?

Nun, wenn Sie an die schönheitschirurgisch und auch ansonsten aufgebrezelte Glanz- und Glimmerwelt des Films denken, dann ist das Thema schnell durch. Damit hat L’Amélie, der am südlichen Stadtrand gelegene Ortsteil von Soulac eigentlich nichts zu tun. Und doch hat Hollywood bis heute sichtbare Spuren hinterlassen, genau datierbar mit dem 29. November 1945. Da lief nämlich ein amerikanischer Frachter mit dem Namen Hollywood auf eine Sandbank direkt vor L’Amélie und dort liegt er auch heute noch, natürlich abzüglich der dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallenen Teile. Nach mancherlei vergeblichen Versuchen, den Havaristen wieder flott zu bekommen, wurde seine Ladung auf Leichter umgeladen und nach Royan geschafft. Heutzutage, nach  mehr als siebzig Jahren, ragen bei Ebbe immer noch Fragmente der Aufbauten der Hollywood gut sichtbar aus dem Wasser zur Freude von Möwen und anderen Seevögeln, die sich dort für Zwischenlandungen niederlassen.

(UM, 13. 09. 2016; vgl. J.-P.Lescorce, Chroniques soulacaises, Aliénor Éditions 2015, p. 229f.)

Wenn Sie einen Blick werfen wollen auf das, was von der Hollywood noch zu sehen ist: Klick

 

Wussten Sie schon, was ein Grenier médocain mit einem Vide grenier zu tun hat?

Richtig, da kommt zweimal das Wort grenier  vor und das heißt doch Boden, Speicher, oder? Nicht falsch, doch bringt das nicht weiter. Der Grenier médocain ist tatsächlich ein für das Médoc typisches Gericht, das oft als Zwischenmahlzeit oder Vorspeise verzehrt wird. Warum und wie diese durchaus nahrhafte Angelegenheit zu ihrem Namen gekommen ist, weiß niemand so recht genau, weshalb man von dürftigen Spekulationen Abstand nehmen sollte. Dafür kann man recht deutlich und missverständnisfrei sagen, was den Grenier médocain ausmacht. Ein mit der Herstellung dieses Gerichts vertrauter Metzger bietet eine einfache Beschreibung: Danach ist ein Grenier médocain ein Schweinemagen, der mit Schweinemägen gefüllt wird. Das stimmt prinzipiell, erklärt aber nicht, warum viele Leute dieses Gericht sehr schätzen, denn Schweinemagen plus Schweinemagen ist von Natur aus eine eher fade Angelegenheit. Und dass der oben zitierte Metzger nicht verraten hat, was aus dem von Natur aus wenig attraktiven Schweinemagen ein schmackhaftes Gericht macht, hat seinen Grund, denn die Rezepturen, die schließlich zu einem unverwechselbaren Genuss führen, sind in der Regel Betriebs- oder Familiengeheimnis. Bei der Herstellung werden die Schweinmägen entfettet, gereinigt, dann in eine kugelige Form gebracht und, nachdem allerlei Geschmacksförderliches hinzugegeben worden ist, zusammengenäht. Anschließend werden die gefüllten Mägen gebrüht, und nach dem Abkühlen in Scheiben geschnitten und serviert. Wer meint, dass der Grenier médocain etwa mit dem Pfälzer Saumagen verwandt sei, hat nur ganz wenig Recht, denn die Füllung eines Pfälzer Saumagens hat mit dem, was in den Grenier médocain hineinkommt, nicht viel gemeinsam.

(UM, 31. 07. 2016, vgl. Auch : A. Larrue: Le grenier, casse-croûte des vignerons du Médoc, in: SUDOUEST, 30. 07. 2016)

 

 

Wussten Sie schon, dass die Rue de la plage in Soulac sich als Langlaufpiste eignet?

Nun, normalerweise sind die Winter im Médoc relativ gnädig. Bisweilen, wie im Winter 2015/2016 überstehen selbst frostempfindliche Pflanzen wie Geranien die Wintermonate ohne Schaden zu nehmen, auch wenn sie nicht besonders geschützt werden. Es geht aber auch anders. In größeren Abständen gibt es Winter, in denen die Temperaturen unter -10 Grad absinken und dann frieren z.B. Mimosen ab, die jedoch danach mit Wucht wieder aus dem Boden schießen. In noch größeren Abständen kann es auch im Médoc polare Temperaturen geben. Das war im Februar 1956 der Fall. Damals ging das Thermometer für rund drei Wochen bis auf -20 Grad in den Keller, und das für rund drei Wochen. Dabei gab es ausgiebig Schnee in einer Höhe von 30 cm, der es tatsächlich ermöglichte, dass in der Rue de la plage in Soulac eine Loipe für Skilanglauf eingerichtet wurde.

Temperaturen bis zu -22 Grad gab es auch, wenn auch so lange wie 1956, in den Jahren 1962, 1963, 1985, 1986, aber meistens geht es gnädiger ab. Gut so. Schnee ist den meisten Médoc-Wintern Mangelware, und wenn es doch dazu kommt dann werden nur selten 5 cm erreicht, meist weniger. Wer im Winter in das Médoc reist, muss also nicht unbedingt Langlaufskier einpacken.

(vgl.: J.-P. Lescorce, Chronique soulacaise de 580 à nos jours, Aliénor éditions 2015, S. 237

 

 

Wissen Sie schon das Neueste von Armande Louise?

Ach, Sie kennen Armande Louise gar nicht? Nun, das lässt sich schnell ändern. Also, Armande Louise ist 2 m groß, wiegt dabei aber 7.800 kg, woraus sich schließen lässt, dass der besagte Name keinem menschlichen Wesen zugeordnet ist. Tatsächlich ist das eine große Glocke, die seit 1775 in der Grosse Cloche, einem der wenigen Überbleibsel der mittelalterlichen Befestigungsanlagen von Bordeaux hängt. Diese Glocke wurde bislang  nur an wenigen besonderen Tagen des Jahres geläutet, weil man das Gebäude nicht zu oft den von der Glocke ausgehenden Schwingungen aussetzen wollte. Daher war Armande Louise bisher nur zu hören am 1. Januar, 8. Mai (Ende des Zweiten Welkriegs), 14. Juli (Franz. Nationalfeiertag), 28. August (Befreiung von Bordeaux im Jahre 1944) und am 11. November (Waffenstillstand 1918). Inzwischen schätzt man die Risiken wohl etwas weniger bedrohlich ein, denn vom Juli dieses Jahres an wird die Glocke einmal monatlich jeweils am ersten Sonntag zu hören sein. Mithin wird sie dam 17 mal pro Jahr erklingen und nicht nur wie bislang fünfmal.

(UM, 02. 07. 2016)

 

Wussten Sie schon, wieviele Châteaux es im Bordelais gibt?

Wenn Sie es nicht wissen, sind Sie in guter Gesellschaft, denn so ganz genau können das nur einige wenige Experten sagen. Zum Beispiel bei der Fédération des AOC de Gironde, dort wird nämlich ein Verzeichnis geführt, in dem alle existierenden Weinbaubetriebe des Bordelais aufgeführt sind. Die letzte Ausgabe des jährlich erscheinenden Berichts dieser Vereinigung zählt exakt 8944 Châteaux auf, von denen rund 10% ihren Wein in Kooperativen herstellen, während die große Mehrheit das in eigener Regie im eigenen Château macht.

Insgesamt gibt es 7000 Weinbaubetriebe, von denen einige mehrere Châteaux ihr eigen nennen. Seit 1990 gibt es eine Regelung, die festlegt, dass pro Betrieb nur ein einziges Château zulässig ist, Ausnahmen werden nur dann geduldet, wenn ein Betrieb seit altersher einen oder mehrere weitere Château-Namen führt. Und dann kommt man auf die schon genannte Zahl von 8944. Der Blick auf diese große Zahl  relativiert die bisweilen zu hörende Befürchtung, es drohe ein Ausverkauf, weil immer mal wieder ein Château in chinesische Hände gerät. Zur Zeit haben rund 100 Châteaux Eigner aus China, so dass die Alarmglocken noch eine ganze Reihe von Jahren in Ruhestellung bleiben können.

                                                                                   (UM, 17. 06. 2016)

 

 

Wussten Sie schon, seit wann Autos in Frankreich einen Rückspiegel haben müssen?

Also, die allermeisten der heute lebenden Franzosen wissen nicht mehr, wie das ist, wenn man ohne Rückspiegel, nur auf das eigene Gehör vertrauend, Auto fährt. Die Erklärung, dafür, dass das kaum noch jemand weiß,  ist recht einfach, denn schon 1930 mussten alle in Frankreich verkehrenden Autos einen Rückspiegel haben. Zunächst war das ein Innenspiegel. Erst 1972 wurde der Außenspiegel verpflichtend, und seither macht sich kein Mensch Gedanken darüber, ob man so ein Ding haben sollte oder nicht.

 

 

Wussten Sie schon, dass der Bolero von Ravel seit dem 3. Mai 2016 urheberrechtsfrei ist?

Na ja, eigentlich kümmert das nur Leute, die im Musikbetrieb ihr Geld verdienen, aber interessant es schon, zumal die Uraufführung im November 1928 eine Anekdote produziert hat, die auch heute noch schmunzeln lässt. Damals sprang nämlich eine Zuschauerin auf und rief: „Au fou“, was schwer exakt zu übersetzen ist, aber etwa sagen soll, dass der Komponist nicht ganz bei Troste war. Ravel, der anwesend war, erhob sich seinerseits und rief.“ « En voilà une, au moins, qui a compris ! » (Da ist wenigstens eine, die es begriffen hat) . Während diese Anekdote vielleicht nicht ganz den historischen Ablauf abbildet, ist es unstrittig, das der Bolero von Ravel lange Jahre das Musikstück war, das der SACEM (Société des Auteurs, Compositeurs et Éditeurs de Musique), der französischen Gesellschaft, die die Rechte von Autoren, Komponisten und Musik-Verlegern verwaltet, das meiste Geld in die Kassen brachte. Einerlei wie man zu diesen pekuniären Dingen steht, es ist gut, dass es den Bolero gibt, oder?                          

 

Wussten Sie schon, wo das Departement Charente-Inférieure in Frankreich liegt?

Richtig, es liegt gar nicht mehr, weil es ein Departement mit diesem Namen nicht mehr gibt. Bis 1941 war das allerdings anders, da gab es ein Departement, das diesen Namen trug. In der Anfangsphase der Ende 1789 verfügten Einteilung Frankreichs in die Verwaltungseinheiten der Departements hieß dieses Departement kurzzeitig Aunis-et-Saintonge, doch wurde der Namen mit Dekret vom 26. Februar 1790 in Charente-Inférieure geändert, und blieb  so bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges.  Sitz der Präfektur dieses Departements war übrigens La Rochelle, und mit diesem Hinweis lässt sich die Lösung des vermeintlichen Rätsels leicht einleiten. Also, das Departement, das heute Charente Maritime heißt und die laufende Nummer 17 in der Liste der Departements des französischen Mutterlandes trägt, hieß früher, und zwar bis 1941 Charente-Inférieure. Die Umbenennung erfolgte übrigens auf Betreiben mehrerer Bürgermeister des Departements Charente-Inférieure, die sich darüber ärgerten, dass sie in einem Departement leben mussten, das vermuten ließ, dass es auch eine Charente-Supérieure gab, und da traf es sich gut, dass man die Namenänderung in Charente-maritime vornehmen konnte, mit der alle Welt bis heute gut und glücklich leben kann.

 

 

Wussten Sie schon, dass die Franzosen sich beim Zählen manchmal eher weniger logisch verhalten?

Dass das so ist, sieht man, wenn man bis 100 zählt, dann kommt cinquante (50), soixante (60) und plötzlich soixante-dix also (60+10). Und dann wird es noch krauser, denn der nächste Zehner heißt quatre-vingts (also 80, denn viermal 20 macht achtzig), der nächste Zehner heißt dann quatre-vingt-dix (viermal zwanzig plus zehn; das ergibt wirklich 90, aber man könnte es auch einfacher haben.. Das machen Belgier und Schweizer, soweit sie Französisch als Muttersprache haben, denn die zählen brav cinquante, soixante, septante, octante, nonante und finden das richtig und gut. Die Franzosen haben da eine andere Meinung, die allerdings, anders als sie es sonst gern mit Bezug zu ihrer Sprache sagen nicht gerade logisch ist. Die Ursprünge der französischen Zählweise liegen weit zurück, in einer Zeit, als die meisten Leute nicht lesen und nur ganz wenig zählen und rechnen konnten. Und da war es für die allermeisten Menschen einfacher, mit Zahleneinheiten zu hantieren, die sich überschauen ließen, und dabei kam dann heraus, dass man quatre-vingts sagte, wenn man octante (80) meinte. Na ja, so ganz zwingend ist diese Erklärung nicht, aber das was die Franzosen mit ihrer Zählerei fabrizieren, ist es auch nicht, oder?

Wer einen kleinen Hang zur Boshaftigkeit hat, kann den abbauen, wenn er fragt, warum es korrekt heißt: quatre-vingts livres aber quatre-vingt-un livres oder quatre-vingt-dix livres, wobei sich die Frage darauf konzentriert, wann es quatre-vingt mit ‚s’ oder ohne ‚s’ heißt. Die Antwort ist eigentlich einfach: wenn hinter dem quatre-vingt(s) eine weitere zahl folgt, schreibt man nur quatre-vingt-un (also z. B. quatre-vingt-un). Das ist allerdings ein Detailwissen, das heutzutage nicht mehr von allen Franzosen geteilt wird. Und dabei wäre das ein weiteres Argument zu der Zählweise septante, octante, nonante zu wechseln.

 

 

Wussten Sie schon, wie viel Prozent der Gemeinden in Frankreich weniger als 500 Einwohner haben?

Wir geben zu, dass man das  vielleicht nicht um jeden Preis wissen muss, aber die Statistiker lassen sich von solchen Überlegungen nicht abhalten. Und die haben festgestellt, dass 54% der insgesamt 36.529 französischen Kommunen weniger als 500 Bürger aufbieten können. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung leben 7% der Franzosen in diesen kleinen Gemeinden. 1968 waren es noch 11%. Gut, dass man das jetzt weiß, oder?

                                                                                 (UM, 22. 01. 2016)

 

 

Wussten Sie schon, wann in Frankreich die ersten öffentlichen Telefonzellen aufgestellt wurden?

Klar, dass das sinnvoller Weise erst nach der Erfindung des Telefons passiert ist, und das war in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts, wobei wohl für immer ungeklärt bleiben wird, wer nun tatsächlich derjenige war, der die entscheidenden Entwicklungsschritte gemacht hat, damit das Telefon praxistauglich werden konnte. Die Bezeichnung Telefon geht übrigens auf Philipp Reis zurück, der dieses Kunstwort zu Beginn der 1860er Jahre einführte.

In Frankreich wurde die erste Telefonzelle 1881 anlässlich der Internationalen Elektrizitätsausstellung in Paris aufgebaut. Das erste lokale öffentliche Netz In Frankreich wurde 1883 in Reims installiert, bald darauf folgten Paris und andere große Städte. Lange Zeit gab es Telefongelegenheit nur in Postämtern, Bahnhöfen und Cafés. Die flächendeckende Ausbreitung der Telefonzellen erfolgte erst in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, und danach dauerte es nicht sehr lange, bis die Mobiltelefone den konventionellen Telefonzellen den Rang abliefen, die in Kürze nach einer nur kurzen Glanz- und Blütezeit ganz aus dem Straßenbild verschwunden sein werden.

(UM, 17. 01. 2016)

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Wussten Sie schon, dass das Departement Gironde mit einer Fläche von 10.000 km² das größte Departement in Frankreich, aber nicht das größte französische Departement ist?

Also, das größte französische Departement trägt den Namen Guyane und hat eine Fläche von 86.504 km², aber nur 230.000 Einwohner, woraus sich eine Bevölkerungsdichte von 4 Einwohnern pro Quadratkilometer ergibt. Einerlei wie man das findet, die Fakten sind eindeutig. Wer jedoch jetzt eine Frankreichkarte herausholt, um das besagte Departement zu orten, der hat Pech. Er müsste nämlich eine Karte des nördlichen Teiles Südamerikas haben, denn dort liegt neben anderen Territorien das französische Departement Guyane. Dass das so ist, hat historische Gründe, die wir hier nicht weiter berühren wollen. Wir beschränken uns auf den Hinweis, dass das gegenwärtige Frankreich aus dem Mutterland und ein paar überseeischen Departements besteht, neben denen es noch Überseeterritorien mit einem anderen Status gibt. Und daher muss ein französisches Departement nicht notwendig in Frankreich liegen.

(UM, 07. 01. 2016)

 

Wussten Sie schon, warum der Pont de pierre in Bordeaux 17 Bögen hat?

Also, wenn Sie es wirklich wissen, haben Sie den meisten Bewohnern von Bordeaux etwas voraus, denn die erzählen gern und häufig, die besagte Brücke, deren Bauidee schließlich auf Napoleon zurückgeht, verdanke die Zahl ihrer Bögen dem Namen Napoleons, denn der hieß schließlich, bevor er sich zum Kaiser avancieren ließ, Napoleon Bonaparte, macht netto 17 Buchstaben und damit möglich, dass man eine Beziehung herstellt zwischen dem Namen des Korsen und der Brückenkonstruktion. Wenn man näher zusieht, stellt sich jedoch heraus, dass die Brücke, deren Bau von Napoleon angeordnet worden war, 19 Bögen hatte, doch wurde dieser Bau nie ausgeführt, nicht zuletzt, weil das Geld fehlte und Napoleon schon bald darauf kein Kaiser mehr war. Stattdessen wurde ein neuer Anlauf zum Bau einer Brücke über die Garonne unternommen, für den kapitalkräftige Geschäftsleute aus Bordeaux das Geld flüssig machten und dabei keine Gedanken an Napoleon verschwendeten, den man inzwischen weit weg nach Sankt Helena verfrachtet hatte, weil man vor ihm Ruhe haben wollte. Der neue Plan hatte dann tatsächlich 17 Bögen, was aber rein technische und vor allem statische Gründe hatte. Dass die ominöse Zahl 17 irgendjemanden inspirieren konnte, dabei an Napoleon zu denken, war nicht auszuschließen, aber eigentlich nicht wahrscheinlich. Als die Brücke im Jahre 1822 eingeweiht wurde, war Napoleon schon gestorben. In Frankreich war man übrigens zu diesem Zeitpunkt nicht gerade gut auf ihn zu sprechen, denn man verband mit seinem Namen vor allem die lange Reihe von Kriegen, die er geführt hatte und die dem Land schwer zugesetzt hatten. Erst als die Erinnerung daran verblasst war, stieg der Stern des Korsen wieder, dann allerdings recht schnell, denn schon 1840 wurde sein Leichnam nach Paris überführt und im Hôtel des Invalides in einem reichlich bemessenen Porphyrsarkophag beigesetzt, aber das ist eine andere Geschichte, die mit dem Pont de pierre in Bordeaux rein gar nichts zu tun hat.

(UM, 30. 12. 2015)

 

Wussten Sie schon, dass es in Bordeaux ein Bauwerk gibt, das größer ist als alle anderen seiner Art in Europa?

Wenn Sie es wissen, sind Sie wahrscheinlich ein Spezialist in Eisenbahnangelegenheiten, denn das Gebäude, das für sich in Anspruch hinnehmen kann, das größte seiner Art in Europa zu sein, ist die Bahnhofshalle von Bordeaux, die eine Grundfläche von 17.400 m² überdeckt und damit Platz für vier Fußballfelder böte, wenn dafür Bedarf bestünde. Die  Halle ist 1894 errichtet worden. Sie ist eingedeckt mit 11.000 m² Zinkblech und 14.000 m² Glasplatten, und diese Dimensionen werden in einer Zeit, in der nur noch selten neue Großbahnhöfe gebaut werden, dafür sorgen, dass die Bahnhofshalle von Saint-Jean sich keine Sorgen machen muss, dass sie ihren Rang in Europa verliert.

(UM, 13. 12. 2015)

 

 

Wussten Sie schon, was es mit den drei Farben der französischen Nationalflagge auf sich hat?

Falls Sie es wissen, verfügen Sie über Kenntnisse, um die sie viele Experten beneiden, denn so richtig mag sich niemand festlegen, wenn er gefragt wird, welche Bedeutung die Farben der Trikolore haben und warum sie so angeordnet sind, wie sie es sind. In einem Punkt gibt es allerdings Gewissheit: die heutige französische Flagge wurde am 15. Februar 1794 zur offiziellen Nationalflagge, was sie mit einer Unterbrechung in der Zeit der Restauration von 1814 bis 1830 auch geblieben ist. Die Bedeutung der Farben wird meist so erklärt, dass die Nationalflagge die Farben der Stadt Paris (blau und rot) und die der französischen Könige (weiß) verbindet und zwar so, dass durch die Anordnung das weiße Feld in der Mitte eingerahmt und im übertragenen Sinne dominiert wird. Hört sich irgendwie gut an, doch wirft es die Frage auf, warum man eine derartige Symbolik, wenn sie denn geplant und beabsichtigt war, im Jahre 1794 zum Ausdruck bringen wollte, obwohl die Monarchie in Frankreich seit dem 21. September 1792 abgeschafft war und der letzte König Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 hingerichtet worden war.

Wenn man wieder zur faktengestützten Berichterstattung zurückkehrt, kann man festhalten, dass die Trikolore aus drei gleichbreiten Farbstreifen (blau, weiß, rot) besteht, die an der Seite des blauen Streifens am Fahnenstock befestigt werden. Die Festlegung der Streifenbreite gilt jedoch nicht für die französische Nationalflagge, die an Schiffen gezeigt wird. Dort hat man ein Breitenverhältnis von 30:33:37 (blau, weiß, rot), was erreichen soll, dass bei einer im Wind flatternden Fahne der Betrachter den Eindruck haben soll, dass die Streifen als gleich breit wahrgenommen werden.

                                                                            (UM, 28. 11. 2015)

 

Wussten Sie schon, wie die Krawatten zu ihrem Namen gekommen sind?

Na ja, Krawattenträger gehören offenbar zu einer bedrohten Art, und das müsste eigentlich eine Art Reflex auslösen, sich mit ihnen zu befassen. Wir versuchen das zu tun, wobei uns gefällt, dass man, um sich schlau zu machen, ins Historische abbiegen muss. Wenn man das tut, bekommt man heraus, dass der Vorläufer des Wortes Krawatte, 1651 in die französische Sprache eingewandert ist. Und daran waren  die Angehörigen eines Regiments von Kroaten beteiligt, die Ludwig XIII. in Dienst genommen hatte. Sie drapierten eine weiße Schärpe so um den Hals wie man das heutzutage mit einer Krawatte tut, was zu ihrem Markenzeichen wurde. Sie blieben unter Ludwig XIV. in französischen Diensten als  Regiment Royal-Cravates, woei man sich wohl wenig Mühe gab, ihren Namen präzise zu schreiben. Und von da an war es nur noch ein kleiner Schritt, der dem Wort cravate  Eingang in die französische Sprache verschaffte. Und da zu dieser Zeit nicht nur in Modefragen alle Welt auf Frankreich schaute, war es nicht verwunderlich, dass diese cravate als modisches Kleidungsstück samt dem dazugehörigen Namen in viele Sprachen übernommen wurde, wobei sich die Experten etwas schwer tun, wenn sie sagen sollen, wann das Wort als Krawatte eingedeutscht wurde. Da der damit verbundene Vorgang aber schon verjährt ist, muss man das auch nicht ganz genau wissen. Wenn man noch viel Zeit hat, kann man sich daran versuchen, herauszubekommen, wie die Kroaten zu ihrem Namen gekommen sind, aber das ist ein lange Geschichte, auf die wir hier nicht eingehen.  

(UM, 16. 11. 2015)

 

 

Wussten Sie schon, dass es weltweit nur einen Flugplatz gibt, der sich im Weinbau versucht?

Das ist der Flughafen Bordeaux-Mérignac, der neben seinen sonstigen Aktivitäten sich auch mit dem Anbau von Wein befasst, und zwar auf einer Fläche von 15 Ar, also 1500 m². Der Entschluss, diesen Weinberg anzulegen, hat natürlich mit der Beziehung zwischen Bordeaux und dem Wein zu tun, die man auf diese Weise direkt vor dem Eingang des Flughafens augenfällig demonstrieren wollte. Auf den besagten 1500 m² stehen 40% Cabernet sauvignon und 60% Merlot, die jedes Jahr, und dies schon zum 17. Male von 50 Firmenchefs, die in der Industrie- und Handelskammer von Bordeaux engagiert sind, vor laufenden Kameras medienwirksam geerntet werden. Wer hofft, von diesem außergewöhnlichen Weinberg irgendwo ein Fläschchen zum Probieren zu bekommen, der hat jedoch Pech. Denn nach der Weinlese verschwinden die geernteten Trauben. Sie werden schlicht entsorgt, weil die Anbaubedingungen der Rebstöcke nicht den Vorschriften entsprechen. Einerlei wie man das findet, der Flughafen Mérignac bleibt dennoch der einzige in der Welt, auf dessen Grund und Boden Weinstöcke gedeihen und auch abgeerntet werden. Und, ebenso einzigartig, auch dies weltweit, die besagten 15 Ar sind der einzige Vignoble, der gehegt, gepflegt und abgeerntet wird, ohne dass dahinter die Absicht steht, ein besonderes Tröpfchen zu erzeugen.

                                                                          (UM, 23. Okt. 2015)

 

Wussten Sie schon, dass die Vorfahren der heutigen Bewohner Aquitaniens Theatermuffel waren?

Na ja, vielleicht ist dies Urteil ein bisschen hart und ungerecht, aber es gibt schon einen Befund, über den man nachdenken muss, wenn man sich in dieser Beziehung ein Bild verschaffen will. Nachdem die Römer – Sie erinnern sich, das war ein großer Auftritt Caesars – von Gallien Besitz ergriffen hatten, brachten Sie recht schnell ihre kulturellen Errungenschaften ins Land und zu denen gehörte das Theater. So entstanden in recht schneller Folge in Gallien rund 120 Theater und dazu noch vierzig Amphitheater, in denen freilich meist recht kulturferne Dinge veranstaltet wurden. Bei der Zahl ist Gallien das römisch beherrschte Gebiet außerhalb Italiens, das am dichtesten mit Theateranlagen überzogen war, noch vor Spanien und Nordafrika. Die Verteilung der Theater in Gallien deckt den größten Teil der Fläche des Landes ziemlich gleichmäßig ab, weshalb man annehmen kann, dass die einheimische Bevölkerung dem Theater recht aufgeschlossen gegenüberstand. Ein Gebiet macht allerdings eine Ausnahme, und das ist der Südwesten des heutigen Frankreich. Dort hat man bei Brion im Médoc nur ein einziges gallo-römisches Theater in dem Bereich zwischen Garonne und Pyrenäen gefunden, und so, wie es aussieht, wird das wohl auch das letzte sein. Archäologen ziehen aus der Verteilung der Theater auf der Landkarte Galliens den Schluss, dass die Bituriges Vivisques, die dieses Gebiet besiedelten, mit dem Theater nicht so viel im Sinn hatten wie die Bewohnern des übrigen Gallien. Und wenn das so ist, kann man ihnen vielleicht eine Theatermuffligkeit anhängen. Muss man aber nicht. Vielleicht kann man aber sagen, dass die Vorfahren der heutigen Médocains die theaterfreundlichsten Bituriges Vivisques waren, aber auch das muss man nicht. Einerlei, wie man verfährt, der Gang der Weltgeschichte wird davon nicht wesentlich berührt, aber es war vielleicht gut, dass wir darüber gesprochen haben.

(Vgl. Société Archélogique et Historique de Saint Germain d’Esteuil. Journées du patrimoine des 20 et 21 septembre 1997. Exposé sur le théâtre de Brion. http://sge.archeohistoire.pagesperso-orange.fr/Autre/theatre.pdf)

Mehr zu den gallo-römischen  Ruinen von Brion : Klick

 

Wussten Sie schon, warum in Frankreich in der Zeit von Mitte August bis Mitte Oktober eine Flut von Romanen erscheint, während es in der übrigen Zeit des Jahres kaum Neuerscheinungen gibt?

Na ja, das ist eine Sache, die hängt offensichtlich mit der rentrée zusammen, einem das Leben der Franzosen bestimmenden Einschnitt, der das Kalenderjahr unübersehbar gliedert. Nicht nur, dass die Schule nach der Sommerpause wieder beginnt, auch das politische Leben fängt wieder an und das literarische auch. Die rentrée littéraire, der Neuanfang des Literaturlebens, hat dabei Erscheinungsformen, die Ausländern auf den ersten Blick unerklärlich erscheinen mögen, denn die können oft nicht verstehen, dass von Mitte August bis Mitte Oktober in kurzen Abständen ein Roman nach dem anderen erscheint, meist so um die 600. Danach ist in der Regel Ruhe bei den Neuerscheinungen, allerdings nur bis zur nächsten rentrée littéraire, und die kommt garantiert. Hinter diesem lawinenartigen Anschwellen der Neuveröffentlichungen steckt eine weitere Eigentümlichkeit des französischen Kalenders: die Verleihung der Literaturpreise, die im Herbst vergeben werden. Der renommierteste von ihnen, der Prix Goncourt, sichert dem Preisträger Verkaufszahlen, die 400.000 oder auch 600.000 Exemplare erreichen können. Bei den anderen Preisen wie Renaudot, Femina oder Interallié sind die Absatzzahlen  nicht ganz so groß, aber sie liegen immerhin noch bei 100.000 bis 150.000 verkauften Exemplaren, was in einem umkämpften Markt, in dem die durchschnittlichen Auflagen von Romanen bei 800 bis 2.000  liegen, schon einen beträchtliche Effekt hat. In der Regel reichen schon Gerüchte, dass dieser oder jene Romane für diesen oder jenen Preis in Frage komme, um die Verkaufszahlen in Schwingungen zu versetzen. Wie so vieles im menschlichen Leben gibt es auch die rentrée littéraire nicht vom Anbeginn der Zeiten an, sie hat sich vielmehr in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts herausgebildet, als Offiziere, Beamte und Angehörige des gut situierten Bürgertums anfingen, sich einen Sommerurlaub zu leisten. Das literarische Treiben stellte sich schnell darauf ein und machte einen Sommerschlaf, der mit der rentrée littéraire schlagartig zu Ende ging, mit den nunmehr bekannten Folgen.

(vgl dazu auch: J. Rousset: La rentrée littéraire, une exception française, in: SUDOUEST, 6. Sept. 2015)

 

Wussten Sie schon, das es in Grayan einst einen Flugplatz gab?

Wenn nicht, dann sind Sie in guter Gesellschaft, denn so richtig tiefe Spuren  hat diese Einrichtung nicht im kollektiven Gedächtnis hinterlassen. Und einen richtigen Flugplatz mit Kontrollturm und sonstigem Zubehör gab es in Grayan auch nicht. Das, was es da gab, war eine bescheidene feldflugmäßig nutzbare Start- und Landebahn, die in der Zeit der deutschen Besatzung von Verbindungs- und Kurierflugzeugen genutzt werden konnte, die mit derartigen Voraussetzungen zurechtkamen. Das waren wohl meist Flugzeuge vom Typ Fieseler Storch, die über auch aus heutiger Sicht noch beeindruckende Kurzstart- und Landefähigkeiten verfügten. Der bekannteste Benutzer des Flugfeldes von Grayan war übrigens der General de Gaulle, der  am 22. April 1945 nach der Befreiung der Nordspitze des Médoc mit seinem Dienstflugzeug dort landete, um die Siegesparade abzunehmen. Er reiste mit einem Fieseler Storch an.

(UM, 04. Aug. 2015)

 

 

Wussten Sie schon, welche Gemeinde des Médoc die meisten Leuchttürme hat?

Also, da es Leuchtürme ja nicht gibt wie Sand am Meer, könnte man das vielleicht wissen. Wenn nicht, dann ist das aber keine Katastrophe. Fragen Sie einfach jemanden, der es weiß. Der sagt Ihnen dann, dass die Gemeinde Le Verdon in Sachen Leuchttürme Spitzenreiter im Médoc ist, denn da gibt es drei davon,  und das ist bei Leuchttürmen schon eine richtige Menge. Das sind: der Leuchtturm von Cordouan, der Leuchtturm der Pointe de Grave und der Leuchtturm von Saint Nicolas, den kaum einer kennt. Damit sich das ändert, werden wir in unserer Leuchtturmabteilung in den nächsten Tagen Bilder und Hinweise zu diesem etwas anderen Leuchtturm bringen.

(UM, 22. 07. 2015)

 

 

Wussten Sie schon, dass ein Seehund einen Schwanz hat, um den ihn mancher Hund beneiden müsste?

Wenn nicht, grämen Sie sich nicht. Wer hat schon  einen Seehund im Haushalt, bei dem man so etwas beobachten könnte? Wir haben das erst, als wir einen Seehund ausführlich beobachten und fototgrafieren konnten, bemerkt. Und hier ist der Beleg:

Ein Seehund von hinten. Das Schwänzchen, um das es geht, liegt auf den hinteren Flossen. Mancher Hund hat an dieser Stelle weniger.

(UM, 16. Juli 2015)

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Wussten Sie schon, wie die Lotsen auf die Schiffe gelangen, die in die Gironde einlaufen oder sie verlassen?

Nun, da gibt es nicht viel zu kombinieren oder zu spekulieren, zu Fuß geht es nicht. Die Lotsen erreichen die Schiffe, die ihre Dienste in Anspruch nehmen, mit ihren schnellen Lotsenbooten oder, wenn das Wetter zu grob ist, per Hubschrauber. Der erste Hubschrauber wurde 1985 angeschafft, der jetzt im Einsatz befindliche wurde 2008 in Dienst gestellt. Er ist ein Eurocopter EC 135 T2 +, der rund 1000mal jährlich eingesetzt wird, um einen Lotsen an Bord eines Schiffes zu bringen, das in die Gironde einlaufen will. Die Lotsen werden dann mit einer Seilwinde auf das Schiff herabgelassen, das sie führen sollen. Landen dürfen sie aus Sicherheitsgründen auf den Schiffen prinzipiell nicht, da es dafür keine geeigneten Landeeinrichtungen gibt. Der gefährlichste Teil der Gironde liegt übrigens in Sichtweite des Leuchtturms von Cordouan. Für auslaufende Schiffe steigen die Lotsen dann auf der Höhe von Le Verdon oder der Pointe de Grave auf die Schiffen, für die sie verantwortlich isnd.

Zur Zeit gibt es übrigens 21 Lotsen. Sie werden von einer Verwaltung geführt, die weitere 25 Angestellte hat, die sich auf Arbeitsplätze in Le Verdon oder Bassens verteilen.

Mehr dazu: http://www.pilotagegironde.com/

Lotsenboote gib es hier zu sehen: Klick

Ein Eurocopter EC 135 T2 +, der aktuelle Lotsenhubschrauber.

 

 

Wussten Sie schon, warum der Kirchturm in Saint Vivien so anders aussieht als seine Kollegen ringsherum?

Das ist der aktuelle Kirchturm von Saint Vivien, von dem niemand behauptet, seine Gestaltung habe einen Bezug zu dem Ort, an dem er steht.

Sein Vorgänger, den das zweite Bild zeigt, war hingegen nah verwandet mit ähnlich aussehenden Turmkonzepten, die an vielen Stellen des Médoc im 19. Jahrhundert entstanden waren. Diese alte Turm war jedoch von britischen Bombern im Jahre 1944 zerstört worden zu einer Zeit, als das nördliche Médoc noch unter deutscher Besatzung stand. Der Angriff, dem der Turm der Kirche zum Opfer fiel, zerstörte auch das Kirchenschiff und das Gebäude, in dem sich heute die Mairie befindet. Als nun nach dem Ende der Kampfhandlungen überlegt wurde, was mit der demolierten Kirche in Saint Vivien geschehen sollte, lag es nach Meinung der Bürger von Saint Vivien eigentlich nahe, das zerstörte Kirchenschiff samt Turm so wiederaufzubauen, wie es vor 1944 ausgesehen hatte. Da die Mittel zum Wiederaufbau jedoch vom Staat gestellt wurden, glaubte man dort, auf die Interessen der womöglich mit künstlerischen Dingen sowieso überforderten Einheimischen nicht sonderlich viel geben zu müssen. Der in staatlichen Diensten stehende Architekt, der die Wiederaufbauarbeiten leitete, war vollends der Meinung, der alte Turm verdiene es nicht, wiederzuerstehen, sondern man müsse etwas Neues, vielleicht sogar Richtungsweisendes schaffen. So entstand also der aktuelle Kirchturm, vom dem man sagen kann, dass er keine Ähnlichkeit mit seinem Vorgänger hat, aber alles, was darüber hinaus sonst in Saint Vivien über den Turm gesagt wird, hört sich nicht sehr freundlich an. Und wenn man dann noch in Betracht zieht, dass die zum Bau des Turms verwendeten Materialen nicht unter dem Gesichtspunkt der Langlebigkeit ausgewählt worden waren, weshalb alle paar Jahre Reparaturarbeiten erforderlich werden, die die Finanzen der Gemeinde, die Eigentümerin der Kirche ist, strapazieren, dann versteht man gut, dass der Architekt, auf dessen Zeichenbrett der Kirchturm entworfen wurde, nie in Gefahr war, zum Ehrenbürger von Saint Vivien ernannt zu werden.

 

Wussten Sie schon, wann der erste Campingplatz in Soulac eingerichtet wurde ?

Zugegeben, dass die Beantwortung dieser Frage den Gang der Weltläufte nicht wirklich nachhaltig beeinflusst, aber es richtet auch keinen Schaden an, wenn man es weiß. Wir klären also ein wenig auf. Das Wort camping gibt es seit 1903 im Französischen, wie z.B. der Petit Robert verrät. Damit weiß man schon mal etwas, aber richtig schlau ist man immer noch nicht. Hilfreich ist es, wenn man die Chroniques Soulacaises von Jean-Paul Lescorce zur Hand hat und das Jahr 1938 aufschlägt. Dort erfährt man, dass die Gemeinde Soulac in just diesem Jahr zwei Areale ausgewiesen hat, auf den die damals neumodischen Camper ihrem Tun nachgehen konnten. Sie hatten eindeutige Regeln zu beachten, zu denen es  z. B. gehörte, dass man den Wald, in dem die Campinggelände gelegen waren, nicht grundlos abfackelte und dass man mit den jungen Kiefern pfleglich umging, weil die ja dafür sorgten, dass der Dünenboden nicht wieder ins Wandern geriet, womit man in Soulac schließlich Erfahrungen hatte. Da die Gemeinde offenbar wusste, dass Camper zur Reinlichkeit neigen und sonst mancherlei Bedürfnisse haben, verlegte man Wasserleitungen und baute Toilettenhäuschen und war sich sicher, dass man damit alles getan hatte, um den Beginn der Campingära auch in Soulac zu ermöglichen. (vgl. Jean-Paul Lescorce, Chroniques Soulacaises, Aliénor Éditions, o.J. (2015))

 

 

Wussten Sie schon, daß Frauen in Frankreich erst vor 70 Jahren zum ersten Male wählen konnten?

Das konnten sie exakt am 29. April 1945 bei den damaligen Kommunalwahlen tun. Das Gesetzgebungsverfahren dafür war einige Monate zuvor über die Bühne gegangen, aber die erste Möglichkeit für Frauen, das frisch erworbene Wahlrecht zu nutzen, ergab sich erst am 29. April 1945. Damit wurde auch in Frankreich ein wesentlicher Teil der Benachteiligungen der Frauen aufgehoben, doch gehörte Frankreich nicht zu den Vorreitern in dieser Beziehung. Das erste Land in Europa, in dem Frauen wählen durften, war Finnland, das 1906 die Frauen an die Urnen ließ. Es folgten Norwegen (1913) und Dänemark (1915), bevor 1918 in dem wiedergegründeten Polen, in Deutschland und Österreich die Frauen zu Wahlen zugelassen wurden. Schon vor Finnland war den Frauen im Jahre 1893 das Wahlrecht im US-Staat Colorado zuerkannt worden, wenig später auch in Neuseeland und Süd-Australien. Nachzügler beim Frauenwahlrecht im westl. Europa waren die Schweiz (1971) und Liechtensten (1984).

 

 

Wussten Sie schon, was ein „Père cent“ ist?

Ja? Na, dann liegen sie möglicherweise falsch, denn obwohl man weiß, was ein Père ist, ein Vater nämlich, und wer weiter zählen kann, als er Finger hat, der weiß, dass Cent schlicht die Zahl 100 meint. Trotzdem weiß man dann immer noch nicht, was ein Père cent ist, denn der hat es in sich, manchmal sogar so, dass sich die Polizei darum kümmern muss. Also, ein Père cent ist eine Fête, die junge Leute abziehen, wenn z. B. das Abitur noch 100 Tage entfernt ist. Man kann einen Père cent auch starten, wenn das Ende des Militärdienstes nach den nächsten 100 Tagen kommt. Gemeinsame Idee ist dem Père Cent also die vorweggenommene Feier des Endes einer wie immer auch empfundenen Beschränkung der Freiheit. Dabei gibt es allerlei Schreibweisen für das Ereignis: Père Cent, Pèrcent, persans, und sonst noch was. Was in dem Wort nicht zum Ausdruck kommt, ist die Tatsache, dass in letzter Zeit nicht wenige dieser Père-cent-Veranstaltungen aus dem Ruder laufen und dabei allerlei Sachbeschädigungen und sonstige Nebenwirkungen passieren, die mit der an sich harmlosen Grundidee des Père Cent nicht in Einklang zu bringen sind.

                                                                      (UM, 14. 04. 2015)

 

 

Wussten Sie schon, was ein Lieutenant de louveterie zu tun hat ?

Also, ein Lieutenant ist im engen Verständnis ein Mann, der an Stelle oder im Auftrag eines anderen eine bestimmte Funktion erfüllt und louveterie heißt, etwas locker übersetzt, Wolfsjagd. Dann ist als ein Lieutenant de louveterie ein staatlich beauftragter Wolfsjäger. Na also. Aber, darf man fragen, wo, bitte schön, gibt es in Frankreich noch Wölfe? Es gibt sie tatsächlich, im Jahre 2013 schätzten man die Gesamtzahl auf rund 250, von denen 90% in den Alpen zu Hause waren, vorwiegend Einwanderer aus Italien. Die werden seit etwa 1980 beobachtet, vorher war Frankreich für fast ein halbes Jahrhundert wolfsfrei. Der Beruf des Lieutenant de louveterie ist übrigens schon von Karl dem Großen 813 oder 814 eingerichtet worden und der hat sich seit dieser Zeit, zwar mit mancherlei Wandlungen des Berufsbildes erhalten, auch als es in Frankreich keine wildlebenden Wölfe mehr gab. Dafür wurde der besagte Lieutenant für mancherlei Dinge zuständig, die mit der Jagd zusammenhängen. Dabei fungiert er auch als Beauftragter für die Zurückdrängung von wildlebenden Tieren, die als schädlich eingestuft werden, und dazu gehören z.B. Wildschweine. Weshalb das jüngst in Bordeaux zur Strecke gebrachte Wildschwein auch von einem Lieutenant de louveterie erlegt wurde.

                                                                              (UM, 24. 01. 2015)

 

 

Wussten Sie schon, dass es in Bordeaux schon seit 1451 ein Parlament gab?

Dieses Parlament wurde zwar nach wenigen Jahren aufgelöst, aber 1462 wieder eingerichtet und es bestand bis 1790. Allerdings war es gar kein Parlament, wie man es heute versteht, wo damit eine gesetzgebende Körperschaft gemeint ist, die aus demokratischen Wahlen hervorgegangen ist, sondern ein Gerichtshof, dessen Mitglieder vom König ernannt wurden und die hauptsächlich als Berufungsgericht fungierten. Daneben hatten die Provinzparlamente wie z. B. das von Bordeaux eine nicht zu unterschätzende politische Bedeutung dadurch, dass sie das Recht hatten, neue Gesetze zu registrieren. Damit verbunden war eine Prüfung der Vereinbarkeit des neuen Gesetzes mit den geltenden regionalen Gesetzen, wobei es häufiger geschah, dass die Registrierung verweigert wurde und damit ein Gesetz für den Zuständigkeitsbereich eines regionalen Parlaments zunächst nicht in Kraft trat. Letztendlich konnte der König die Registrierung erzwingen und damit seinen Willen durchsetzen, doch wurde davon nur sparsam Gebrauch gemacht, so dass den Parlamenten eine, wenn auch begrenzte, Mitwirkungsmöglichkeit im Prozess der Gesetzgebung zukam. Aber, wie schon gesagt, eine gewählte Volksvertretung waren diese Parlamente nicht.

(UM, 11. Jan. 2015)

 

Wussten Sie schon, dass es im Ersten Weltkrieg in Frankreich rund 10.000 Lazarette gab?

Die meisten davon mussten in großer Eile und oft provisorisch eingerichtet werden, da man auch in dieser Beziehung durch den Verlauf des Kriegs vor Probleme gestellt wurde, auf die kaum jemand vorbereitet war. Von den 10.000 Lazaretten fanden sich z.B. rund 80 in und um Bordeaux, rund fünfzig gab es beiderseits der Gironde und eine relativ große Zahl auch im Médoc. Sie wurden wie z.B. in Soulac in der Mairie eingerichtet, oder in den Salle des fêtes wie in Saint-Vivien oder in den Schulen wie in Pauillac und Vendays. Auch einige Châteaux wurden ganz oder teilweise zu Lazaretten. Dazu zählten z. B. Beychevelle, Beaucaillou, Lagrange, Mescot und andere. Insgesamt gab es in 120 Orten des Départements Gironde Lazarette, manchmal mehrere.

(M. Vigneau: Les hôpitaux de la Grande Guerre, in : L’estuarien, no 51, p. 8)

 

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Wussten Sie schon, dass Frankreich einst einen König hatte, der einen noch heute gültigen Weltrekord aufstellte?

Na ja, ob das, was diesem König zuzurechnen ist, in qualitativer Hinsicht als Rekord einzustufen ist, ist wohl nur schwer zu definieren, aber was die Länge der Regierungszeit angeht, sind derlei Vorbehalte nicht zu machen. Da lässt sich leicht ausrechnen, dass dieser König sage und schreibe 72 Jahre auf dem Thron gesessen hat. Klar, dass er zwischendurch mal aufstehen musste, aber das gefährdet den Rekord nicht. Ach ja, bleibt noch zu sagen, dass es sich bei dem Rekordinhaber um Ludwig XIV. handelte, der von 1643 bis 1715 König von Frankreich war. Da er 1638 geboren wurde, kann man feststellen, dass er schon mit 4 Jahren auf dem Thron Platz nahm. Bei diesem Alter konnte er natürlich noch nicht richtig allein regieren, aber dafür gab es eine bei Königs in solchen Fällen gebräuchliche Lösung: es wurde eine Regentschaft eingerichtet, die in den ersten Jahren die eigentlichen Regierungsgeschäfte führte. Für die Berechnung der Regierungszeit hat er aber 1643 den Thron bestiegen, den er erst mit seinem Tod freimachte. Ludwig XIV. hatte in den langen Jahren seiner Regierung genug Gelegenheit, Spuren in der Geschichte zu hinterlassen, die hier natürlich nicht alle aufgezählt werden können. Er hat die Großmachtstellung Frankreichs erkämpft und gesichert. In seiner Regierungszeit wurde Frankreich nicht nur politisch und wirtschaftlich, sondern auch im kulturellen Bereich mit lang anhaltender Nachwirkung zur führenden Macht in Europa. Damit alle Welt sehen konnte, was für eine glanzvolle Herrschaft er ausübte, ließ er sich gern als Sonnenkönig titulieren und damit er dabei einen standesgemäßen Rahmen hatte, hat er die Schlossanlage von Versailles bauen lassen.

(UM, 20. 12. 2014)

Wussten Sie schon, was es mit den Koeffizienten in den Tabellen der Gezeiten auf sich hat?

Wenn Sie Bescheid wissen, verfügen Sie über Expertenwissen und erfahren hier nichts Neues, denn dann wissen Sie, dass in den Tabellen von Ebbe und Flut in einer gesonderten Spalte Koeffizienten angegeben werden, die etwas aussagen über die Höhe der zu erwartenden Flut bzw. Ebbe. Dieses Koeffizienten sind abhängig von der Stellung von Erde, Mond und Sonne zueinander. Wenn die Sonne und der Mond bezogen auf die Erde in Reihe stehen oder wenn sie sich, so gegenüberstehen, dass die Erde dazwischen ist, dann addieren sich ihre Kräfte mit dem Ergebnis, dass ein hoher Koeffizient zustande kommt. Wenn das nicht so ist, dann reduzieren sich die Kräfte, die auf die Fluten auf der Erde einwirken und die Werte der Koeffizienten bewegen sich nach unten. Da man berechnen kann, wann und wo Sonne, Mond und Erde in der Zukunft stehen werden, braucht man nur noch ein bisschen zu rechnen und schon hat man die Koeffizienten. Wer sich die Mühen des Rechnens sparen will, der schaut in einschlägigen Tabellen nach (s. unten).

Der nächste wirklich große Koeffizient ereignet sich am 21. März 2015 mit Fluthöhen nahe 6 m.

Der rechnerisch und theoretisch niedrigste Koeffizient hat den Wert 20. Der größtmögliche Koeffizient  hat den Wert 120. Wem der Koeffizient 119 vom 21. März nicht groß genug ist, der kann auf den nächsten Wert von 120 warten. Aber man muss sich etwas gedulden, denn das passiert erst am 25. März 2073, aber falls man dann nichts anderes vorhat …

Hilfreich dazu:

http://marine.meteoconsult.fr/meteo-marine/soulac-sur-mer/horaires_maree_soulac-sur-mer_point__1075_3.php

 

 

Wussten Sie schon, dass die Inseln in der Gironde einst bewohnt waren?

Dass es Inseln in der Gironde gibt, weiß jedermann, der einmal etwa von Pauillac aus in die Gironde geschaut hat, aber wieviel von diesen Inseln es gibt, das ist nicht so eindeutig zu sagen, einfach deswegen, weil diese Inseln mancherlei Veränderungen unterworfen sind. Zur Frage der Bewohnbarkeit ist zu sagen, dass dies vor allem für die Île nouvelle gilt, die einst durch das Zusammenwachsen zweier kleinerer Inseln (île Sans-Pain und île Bouchaud) entstanden ist. Die rund 260 ha große  Île nouvelle ist ab Mitte des 19. Jahrhunderts besiedelt worden von Menschen, die auf der Insel Wein- und Ackerbau betrieben haben. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts zählte man bis zu 120 Bewohner, die „îlouts“ genannt wurden. Ab 1950 ging die Bewohnerzahl jedoch zurück, und in den 70er Jahren verließen die letzten îlouts die Insel, die seither unbewohnt ist, aber immer noch landwirtschaftlich genutzt wird.

                                                                                (UM, 06. 12. 2014)

 

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Wussten Sie schon, wohin im Südwesten Frankreichs die meisten Touristen im Jahr strömen?

Also, kein Mensch kann alles wissen und überall nachschauen, wie es mit dem Tourismus denn so aussieht, kann man auch nicht. Aber in unserem Fall ist Hilfe von den Statistikern zu bekommen und die haben ausgezählt, dass jährlich 1,9 Millionen Touristen die Dune du Pilat besuchen. Das tun sie mit Bedacht, denn dieses wahre Sandgebirge ist die höchste Düne Europas, und sie wandert immer noch. Dabei besteht sie aus 60 Millionen Kubikmeter Sand, die sich bis zu 108 m hoch auftürmen. Die Besucher sind vorwiegend Franzosen, nur 11% von ihnen kommen aus dem Ausland. Für die Nachbarschaft sind diese Besucherströme eine Menge Geld wert, denn die Touristen lassen jährlich 168 Millionen Euro an der Dune du Pilat.

(B. Dubourg: Incontournable Pilat, in SUDOUEST, 26. Nov. 2014)

 

 

Wussten Sie schon, dass das nicht weit von Blaye gelegene kleine Örtchen Bourg-en-Gironde einst Hauptstadt Frankreichs war?

Nein? Na, dann müssen Sie sich nicht grämen, denn Bourg war auch nur für ein paar Wochen, genauer zwischen dem 27. August 1650 und dem 2. Oktober 1650 der Sitz der französischen Regierung. Wer jetzt nachrechnet, um herauszufinden, welcher französische König, denn  zu dieser Zeit auf dem Lilienthron gesessen haben mag, der landet bei Ludwig XIV., dessen Regierungszeit von 1643 bis 1715 reichte. Und wer sich ein bisschen auskennt in der Geschichte dieses später zum Sonnenkönig stilisierten Monarchen, der weiß, dass der Beginn seiner Regierung überaus turbulent ablief, denn da gab es eine von verschiedenen Gruppierungen des Adels losgetretene Revolte, die die königliche Macht beschränken wollte. Diese Fronde war die Ursache dafür, dass der Hofstaat mit dem minderjährigen Ludwig XIV. aus Libourne ziemlich abrupt abreisen musste, um den Kräften der Fronde zu entkommen. Und bei diesem eigentlich wohl eher als Flucht zu bezeichnenden Unternehmen gelangte man nach Bourg, wo man in einer standesgemäßen Schlossanlage unterkam, in der dann für ein paar Wochen tatsächlich das politische Zentrum Frankreichs zu finden war. Mit einer Hauptstadt im modernen Sinne hat das aber noch nicht viel zu tun, aber in dieser Zeit bilden sich die Strukturen heraus, die zum modernen Staat führen.

(UM, 11. 11. 2014).

 

Wussten Sie schon, dass Frankreich weltweit in der Rangliste der Länder mit den meisten Feiertagen ziemlich weit vorn rangiert ?

Böse Zungen behaupten zwar, in Frankreich werde entweder  gestreikt oder es sei gerade Feiertag, aber zumindest bei den Feiertagen geht das kräftig an der Wahrheit vorbei. Bei einem internationalen Vergleich landet Frankreich mit 11 Feiertagen auf dem 8. Platz (zusammen mit Italien, Dänemark und China), ein wenig vor den USA mit zehn, Deutschland mit neun und Großbritannien mit acht Feiertagen. Spitzenreiter in Europa sind die Spanier, die an 14 Tagen nicht zur Arbeit müssen.

Und hier sind sie, die 11 Feiertage in Frankreich:

  1. Januar, Neujahr

Ostermontag, Tag der Arbeit

  1. Mai, Ende des 2. Weltkrieges

Himmelfahrt

Pfingstmontag

  1. Juli, Nationalfeiertag
  2. August, Mariae Himmelfahrt
  3. Novembre, Allerheiligen
  4. November, Waffenstillstnd 1918
  5. Dezember, Weihnachten

(UM, 06. Okt. 2014)

 

Wussten Sie schon, wo der Wein herkommt?

Na klar, aus Flasche, Fass oder sonst einem Behältnis, doch ist das eine eher verbraucherorientierte Sichtweise, die hier nicht gemeint ist. Wenn die Frage nach der Herkunft von einem Historiker gestellt wird, dann wird es meist ausführlicher. So auch hier. Der Weinbau kommt, wie so vieles, was zum  Leben der heutigen Menschen gehört, aus dem Orient, doch diesmal nicht aus dem Zentrum des fruchtbaren Halbmondes, in dem die Menschen vor gut 10.000 Jahren erstmals planmäßig Ackerbau betrieben haben, sondern etwas nördlich aus dem Gebiet des heutigen Georgien und Armenien. Dort, so haben amerikanische Archäologen festgestellt, ist vor rund 8000 Jahren weltweit erstmals, soweit sich das heute belegen lässt, Wein produziert worden. Von dem gibt es zwar keine für Degustationen geeigneten Muster, aber Reste, die sich molekularbiologisch untersuchen lassen und damit kann man den eindeutigen Beweis führen, dass schon in der Jungsteinzeit Weinbau betrieben wurde. Aus ebenfalls gefundenen Samenkernen lässt sich feststellen, dass die damals kultivierte Weinrebe der Gattung Vitis vinifera angehört, deren Nachfahren noch heute genutzt werden. Aus dem ersten Anbaugebiet hat sich der Weinbau dann nach Mesopotamien, in den Iran und andere Regionen des Vorderen Orients ausgebreitet. Vor rund 5000 Jahren wurde in Ägypten erstmals Wein angebaut. Dann breitete sich die Kenntnis von der segensreichen Wirkung des Weins nach Westen aus und kam vor rund 2500 Jahren in den Süden des heutigen Frankreich, um sich dort dauerhaft anzusiedeln und langsam in die heutigen Anbaugebiete vorzuwandern. Heute umfassen die Weinbauregionen in Armenien 13.000 ha (etwa soviel wie im Anbaugebiet Bergerac), während in Georgien 45.000 ha für den Weinbau genutzt werden (etwa die doppelte Fläche wie im Médoc).

(vgl.: C. C.: Géorgie et Arménie : le vin originel, in : SUDOUEST, 14. Sept. 2014)

 

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Wussten Sie schon, warum der 14. Juli in Frankreich Nationalfeiertag ist?

Also, das Ereignis, an das der 14. Juli erinnert geschah am 14. Juli 1789 und spielte sich in Paris ab, vor der Bastille nämlich. Das war damals eine technisch längst überholte Festung, die als Staatsgefängnis diente. So schlimm, wie das später verbreitet wurde, war die Bastille nicht. Dort saßen 1789 nur wenige Gefangene ein und die speisten, wenn sie von Rang waren, sogar an der Tafel des Gouverneurs der Bastille. Schlecht ging es hingegen meist den unbemittelten Häftlingen. Gleichwohl hielt man in der Bevölkerung die Bastille für das Symbol des Absolutismus und erstürmte es, am 14. Juli 1789. Das heißt, die Erstürmung fand damals gar nicht statt, die wurde erst später erfunden. Tatsächlich übergab der Gouverneur die Festung, als sich abzeichnete, dass Gewalt angewendet würde. Er tat dies, nachdem ihm freies Geleit zugesichert worden war, doch half ihm das wenig, denn er wurde von der wütenden Menge gelyncht ebenso wie ein Wachsoldat und ein Mann, der ihnen zu Hilfe kommen wollte. Die Köpfe der Ermordeten wurden dann im Triumph durch die Strassen getragen. Insofern waren die Ereignisse des 14. Juli tatsächlich blutig. Mit den Jahren vergaß man die unrühmlichen Begleitumstände und stilisierte die Vorgänge zur Erstürmung hoch. Das war zwar eine veritable Geschichtsklitterung, doch markiert dieser 14. Juli 1789 einen ersten Höhepunkt in den revolutionären Ereignissen vom Juli 1789 und er wurde schließlich zum Tag des Ausbruchs der Revolution deklariert. Und genau 101 Jahre später, am 14. Juli 1880 wurde er zum ersten Male als Nationalfeiertag begangen, und von da an  jedem 14. Juli. Tatsächlich erinnert der Nationalfeiertag an zwei Ereignisse, die sich am 14. Juli jähren: die Ereignisse an der Bastille im Jahr 1789 und ein Jahr später an die Fête de la Fédération, bei der die Überwindung der alten Ordnung des Absolutismus gefeiert wurde. Die kombinierte Erinnerung an beide Ereignisse sicherte dem Gesetz zur Festlegung des Nationalfeiertags auf den 14. Juli ein breite Mehrheit in der Nationalversammlung, doch denkt man heute meist nur noch an den 14. Juli 1789.

                                                                                 (UM, 25. Juli 2014)

Wussten Sie schon, wo Sie im Médoc mehr als 300 Stufen bewältigen können ?

Klar, es gibt nicht viel Auswahl, hier kommt nur der Leuchtturm von Cordouan in Frage, bei dem hat man tatsächlich die Chance, 311 Stufen in geradliniger Folge zu ersteigen. Er steht kurz davor, als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuft zu werden, was ihm aber vermutlich relativ egal sein dürfte, dafür hat er schon zu viel erlebt. Und dies nicht zuletzt deswegen, weil er es jährlich mit rund 25.000 Besuchern zu tun hat, die zwischen dem 1. April und dem 30. Oktober von 7 Booten unterschiedlicher Größe und von beiden Ufern der Gironde herangeschafft werden. Der Leuchtturm selbst ist 67 m hoch. Er steht auf dem Rest einer felsigen Plattform, die 70 Algenarten Lebensraum bietet und dazu 230 Arten von Tieren. Das Leuchtfeuer an der Spitze des Bauwerks reicht 36 km weit, bei guter Sicht, versteht sich. Das unverwechselbare Signal des Leuchtturms sind die Abdunklungen pro Periode von 12 Sekunden.

                                                                              (UM, 05. Juli 2014)

 

Wussten Sie schon, dass es im Médoc eine Gemeinde gibt, die schuldenfrei ist?

Wir hatten diese Meldung schon mal in einer Redaktionssitzung auf dem Tisch, haben sie damals wegen der Nähe zum 1. April aber zurückgestellt. Da diese Vorsicht nicht mehr gefordert ist, können wir melden, dass die Einwohner dieser glücklichen Gemeinde in Vensac zu Hause sind. Kompliment.

Das Thema Schulden existiert natürlich auch für andere Gemeinden im Médoc: Wir bringen die Zahlen (Schulden pro Kopf der Einwohner in Euro) für einige ausgewählte Gemeinden.

Grayan: 247 €; Saint-Vivien : 942 € ;  Le Verdon : 1 195€ ; Vendays-Montalivet: 3 216 € ; Soulac : 5 340 € ; 

Die Gemeinden, die hier noch aufgeführt werden könnten, sind alle mehr oder weniger kräftig verschuldet, auf jeden Fall höher als Vensac und Grayan.

                                                                                 (UM, 28. 04. 2014)

 

 

 

Wussten Sie schon, was Sie anlegen müssten, wenn Sie Bordeaux kaufen wollten?

Also, eigentlich muss das wohl niemand wirklich wissen, denn wer will schon eine ganze Stadt kaufen, auch wen sie so einherkommt wie Bordeaux? Aber wenn doch, dann müsste der Käufer 35 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Das hat jetzt der Wirtschaftswissenschaftler und Historiker Patrice de Moncan ausgerechnet. Eigentlich gut, dass das jetzt heraus ist. Dann kann man wenigstens ausrechnen, wie lange man noch sparen muss. Und außerdem könnte man sich auf das Gefühl vorbereiten, das man wohl haben wird, wenn einem alle Parkplätze gehören.

(UM, 17. 04. 2014)

 

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Wussten Sie schon, was an diesem Bild nicht in Ordnung ist?

Na klar, hier hat sich ein Fotograf bemüht, so viele Fehler zu machen, wie man normalerweise in einem einzigen Schnappschuss nicht unterbringen kann.
Deswegen zeigen wir das Bild aber nicht. Konzentrieren Sie sich bitte auf die Schärpe, die in diesem Fall ein Bürgermeister bei einer Eheschließung trägt. Sehen Sie jetzt, wo das Problem liegt? Nein, na, dann haben Sie sicher noch nicht in Frankreich als Bürgermeister gearbeitet. Deswegen helfen wir ein bisschen.
Also es ist richtig, dass Monsieur le Maire bei einer Eheschließung eine Schärpe trägt. Muss er sogar, sonst wissen nicht alle, wo gerade der Bürgermeister ist. Dabei hat er die Wahl, ober er sie diagonal als Schärpe oder quer als Bauchbinde trägt. Unser Maire hat sich für die Schärpe entschieden, aber entweder war er in Eile oder irgendetwas anderes hat ihn abgelenkt. Eigentlich müsste er die Schärpe von oben auf der rechten Schulter zur linken Körperseite hin tragen und dann so, dass der blaue Streifen am Hals anliegt. Das gilt für Links- und Rechtshänder gleichermaßen.
Wer die Bauchbinde vorzieht, muss darauf achten, dass der blaue Streifen noch oben zeigt.
Wer meint, dass er dazu noch mehr wissen muss, bitte hier:

Dekret n° 2000-1250 du 18 décembre 2000 (Journal officiel du 23 décembre 2000).

Nicht geklärt, aber bestimmt eine Doktorarbeit wert ist die Frage, ob eine mit falsch angelegter Schärpe geschlossene Ehe wirklich rechtsgültig besteht. Nicht ganz sicher, oder?

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Hier gibt es noch mehr Artikel unter der Fragestellung Wussten Sie schon? 

http://www.medoc-notizen-seite-2.medoc-notizen.de/15.html