Wasserbüffel im Médoc

 

Wer heutzutage durch das Médoc streift und Ausschau hält nach Wasserbüffeln, der hat Pech, denn der Europäische Wasserbüffel (Bubalus murrensis) verschwand allerspätestens am Ende der letzten Warmzeit (Eem-Warmzeit) vor rund 115.00 Jahren. Bis vor wenigen Jahren wusste man gar nicht, dass diese imposanten Tiere, die in der Statur etwa den heute noch lebenden Wisenten ähneln, einst durch das Médoc streiften. Erst ein nördlich von Le Gurp gemachter zufälliger Strandfund führte zum Nachweis, dass es diese Wasserbüffel  einst dort gab, wo sich heute Feriengäste aus vielerlei Nationen wohlfühlen. Dass das gelang, war vor allem dem Finder zu verdanken, der zunächst geglaubt hatte, er habe ein besonders geformtes Stück Treibholz gefunden. Da er aber wegen des Gewichts mehr über sein Fundstück erfahren wollte, stellte er es beim Naturkundemuseum Bielefeld vor und traf dort auf fachkundiges Interesse. Dabei kam heraus, dass das Mitbringsel zu einem Europäischen Wasserbüffel gehört hatte, der vor gut 300.000 Jahren gelebt hatte. Er lebte damit gleichzeitig mit den riesigen warmzeitlichen Waldelefanten, die bisher als die ältesten großen Säugetiere galten, die einst ihre Kreise im Médoc gezogen haben.

 

Das Fundstück von der Seite.  Es ist Teil des Knochenzapfens, über dem einst das eigentliche Horn saß, das sich nicht erhalten hat.

 

Der Ort, an dem das Hornstück einst sass

 

 

Das Fragment aus einer anderen Perspektive

Das eigentliche Sensationelle an dem Fund war aber, dass damit der Nachweis gelang, dass diese Wasserbüffel, von denen sich in Europa vergleichsweise nur wenige Überreste erhalten haben, zu ihrer Zeit einen Lebensraum besetzt hatten, der rund 500 km weiter nach Westen reichte, als man bis daher angenommen hatte. Wegen der geringen Zahl der Fundstücke können zur Zeit (noch) keine Aussagen darüber gemacht werden, ob Wasserbüffel zu den Jagdtieren der damals lebenden Menschen gehörten oder nicht.  

Der Finder überließ seinen Fund dem Naturkundemuseum Bielefeld, wo er mittlerweile unter optimalen Bedingungen aufbewahrt wird.

Vielleicht kann eines Tages ein 3D-Druck angefertigt werden, der dann im Archäologischen Museum von Soulac ausgestellt werden könnte, falls dieses kleine aber feine Museum, dessen archäologische Abteilung unter merkwürdigen Umständen vor zwei Jahren geschlossen wurde, wieder zum Leben erweckt wird.

Dem Finder des Hornfragments gebührt auf jeden Fall Dank und Anerkennung dafür, dass er seinen Fund an kompetenter Stelle vorgestellt  und ihn damit der Wissenschaft zugänglich gemacht hat.

Funde dieser Art sind an den Küsten des Médoc zwar nicht häufig, aber immer wieder möglich, wobei zu wünschen wäre, dass sie in ähnlich verantwortungsbewusster Weise in die richtigen Hände gegeben werden.