Bunker Les Arros

Bunker der ehemaligen „Festung Gironde Sud“ in Les Arros (nördlich von Soulac)


Einer der vier Bunker, in denen Seezielgeschütze (167 mm) aufgestellt waren.

Bunker in Les Arros

Nördlich von Soulac, schon auf dem Boden der Gemeinde Le Verdon liegt ein Komplex aus über 100 Betonbunkern, der im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Besatzungstruppen errichtet worden ist. Er ist Teil des hochtrabend Atlantikwall genannten Befestigungssystems, das sich vom Nordkap bis zu spanisch-französischen Grenze erstreckte, dessen militärischer Wert sich jedoch am 6. Juni 1944, dem Tag, als die alliierten Kriegsgegner Deutschlands in der Normandie zum Angriff auf den deutschen Herrschaftsbereich antraten, sich als weniger groß erwies, als die deutsche  Propaganda behauptet hatte.

Die Bunker in Les Arros zeigen zwar heute, über 60 Jahre nach dem Ende der Kampfhandlungen ein weniger dramatisches und kriegerisches Bild als zur Zeit ihrer Entstehung, sie vermitteln aber immer noch beklemmende Eindrücke aus einer Zeit, von der niemand wünschen sollte, dass die zurückkehrt.

Der ehemalige Atlantikwall ist heute zu großen Teilen von seinem ursprünglichen Standort auf der Dünenkante abgestürzt auf den Strand und dort, zumindest teilweise schon in den Untergrund eingespült worden. Beispiele dafür gibt es etwa in L’Amélie und an der Pointe de la Négade. In Les Arros befinden sich die Bunker noch auf ihren ursprünglichen Positionen, weil dort ein in den 30er Jahre des 20. Jahrhunderts unternommenes Küstenschutzprogramm der Erosion wirksam Einhalt geboten hat. Wäre dieses unter Hinzuziehung holländischer Fachleute ausgeführte Programm unterblieben. wäre Le Verdon heutzutage möglicherweise eine Insel und nicht der von vielen Reisenden in das Médoc angestrebte Punkt zum Betreten des gewünschten Feriengebietes. So wie die Dinge liegen  befindet sich bei Les Arros heute der größte zusammenhängende und am besten erhaltene Bunkerkomplex aus dem Zweiten Weltkrieg auf französischem Boden.

Die Bunker in Les Arros sind wie auch anderenorts auf wenige grundsätzliche Funktionen zurückzuführen. Dabei stand in erster Linie die Abwehr feindlicher Landungen vom Meer aus. Folglich wurde ein großer Teil der Bunker so ausgelegt, dass darin Geschütze unterschiedlicher Herkunft aufgestellt werden konnten. Das waren erbeutete französische Geschütze aus zum Teil recht fortschrittlichen Produktionslinien  aber auch tschechische und russische. Neben diesen Geschützstellungen gab es als zweitgrößte Gruppe Bunker, die als Unterkunft für die in dem Gebiet stationierten Soldaten dienten. Neben diesen beiden hauptsächlichsten Bunkertypen wurden Munitionsbunker, Befehlsstände, Feuerleitstände, Lazarette, Radarstellungen und noch andere Bunkertypen errichtet.

Die Bunker wurden in einer aus heutiger Sicht erstaunlich kurzen Zeit vornehmlich in den Jahren 1941 bis 1943 gebaut. Der größte Teil der Arbeiten wurde von zwangsverpflichteten STO (Service de Travail obligatoire) verrichtet, die naturgemäß wenig motiviert waren, sich für die verhasste Besatzungsmacht zu quälen. Obwohl offen erkennbare Sabotage lebensgefährlich war, wurde an vielen Stellen verdeckt und heimlich Widerstand geleistet.

Die Arbeiten selbst wurden zwar in den Abläufen dadurch optimiert, dass eine weitgehende Standarisierung der Bunkertypen erfolgte und z. B. Schalungen für Betonkonstruktionen mehrfach verwendet werden konnten, dennoch dominierte die Handarbeit mit Schaufel und Schiebkarre.

Die Bunker waren nach dem Stand der damaligen Technik sehr leistungsfähige und fortschrittliche Bauten, die allesamt mit dem von der Besatzungsmacht errichteten Telefonnetz verbunden waren und überdies sowohl an die zentrale Stromversorgung angeschlossen wurden als auch über eigene Notstromversorgungen über dieselbetriebene Generatoren verfügten. Die geschlossenen Bunker wurden über ein Belüftungssystem mit Frischluft versorgt, wobei durch Aktivkohlefilter einerseits und durch den in den Bunkern hergestellten leichten Überdruck das Eindringen giftiger Gase verhindert werden sollte. Der optische Kontakt mit der Umgebung erfolgte über Periskope, die im Prinzip so funktionierten  wie bei U-Booten.


Auf diesem Betonblock stand ursprünglich ein 167-mm-Geschütz, das vor dem Zweiten Weltkrieg von den französischen Streitkräften aufgestellt worden war zur Verteidigung des Zugangs zur Gironde.  Nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 besetzten deutsche Truppen die gesamte Atlantikküste und nahmen dabei die französischen Küstenbefestigungen in Beschlag. Das hier ursprünglich vorhandene Geschütz wurde in den oben gezeigten Bunker gebracht und damit gegen Beschuss gesichert.

 


Zum Schutz der Seezielgeschütze vor Angriffen von der Landseite wurden eigene Bunker angelegt und mit Waffen ausgestattet, die zumeist aus Beutebeständen stammten.

 


Die hintere Ansicht des oben gezeigten Bunkers. In der Mitte der Zugang zum Geschützraum, rechts der Aufgang zum MG-Stand.

 
Blick durch den hinteren Eingang des Bunkers auf das, was von der ehemalgen Geschützstellung vor Ort erhalten geblieben ist.
 

In der Mitte die Reste der Aufhängung des 75 mm-Geschützes des Bunkers. Dahinter die gemauerte Brüstung, die nicht in Beton ausgeführt war wie der übrige Bunker, damit nach Entfernung dieser Brüstung das Geschütz im Notfall nach draußen gebracht und nach Bedarf auf andere Ziele ausgerichtet werden konnte.
 

Die Tafel, die an die verlustreichen und vom militärischen Standpunkt aus nutzlosen Kämpfe vom April 1945 erinnert, in denen, obwohl der Ausgang des Zweiten Weltkrieges feststand, zusammen mehr als 1000 Soldaten den Tod fanden.
 

Der Befehlsbunker, vom dem aus die vier Seezielgeschütze der Stellung les Arros geleitet wurden.
 

Reste der Radarstellung weiter im Norden. Hier war ein weitreichendes Gerät vom Typ Mammut aufgestellt, das jedoch nie einsatzbereit wurde, weil zwei Röhren fehlten, die nicht mehr beschaftt werden konnten.

 

Ein Bunker, in dem die Besatzungen der benachbarten Geschützstellungen lebten.
 

Eine Stellung, in der eine rundum schwenkbare Vierlingsflak aufgestellt war.
 

Eine weiterer Bunker für ein 167 mm-Geschütz, das im Ernstfall bis zu 19 km weit schießen konnte.
 


Eine Abdeckplatte für ein Periskop, mit dessen Hilfe aus den Bunkern die Umgebung beobachet werden konnte.

 

Die Bunker waren nach einem einheitlichen Schema gekennzeichnet. Hier ist der Bunker Gironde, Stützpunkt 307, Marine Bunker 05, Baujahr 1943 zu sehen.
 

Blick aus dem Innern eines Bunkers durch die Schießscharte, die den Eingangsbereich abdeckte.
 
 
Das Innere eines Bunkerraumes, so wie er am Ende der Kampfhandlungen aussah. Die schwarze Färbung rührt  von Bränden her, die  während der Kämpfe tobten
 


Ein Bunkerraum, in dem Teile der ursprünglichen Inneneinrichtung erhalten geblieben sind.

 

Eine noch funktionsfähige Klappe, die ein Lüftungsrohr abschloss. Im Bunker herrschte, wenn die Türen verschlossen waren und die Lüftung lief, immer ein leichter Überdruck, womit verhindert wurde, dass Angreifer evtl. mit Gas die Bunkerbesatzung ausser Gefecht setze konnte.
 


Eine Ritzung, die aus der Bauzeit der Bunker stammt.

 


Überreste von Klappbetten in einem Mannschaftsbunker

 

Einschüsse in einem Bunker, der im April 1945 besonders umkämpft war.

 

Eine Schießscharte mit einem aufgesprühten Symbol,  das aus der Zeit stammt, als amerikanische Truppen Anfang der 50er Jahre in der Bunkeranlage von les Arrros Landungsoperationen übten.
 

 

Nochmal Bunkerblick aus der Zeit der amerikanischen Nutzung der Bunker von Les Arros.