Kalte Winter im Médoc

 

Die letzten Februartage 2018 werden im Südwesten Frankreichs in die Annalen als sehr kalt eingehen, aber, so wie es aussieht, werden die bestehenden Rekordlisten nicht revidiert werden müssen. Dort sind in den letzten Jahrzehnten Werte verzeichnet, deren Wiederholung zumindest in diesem Winter nicht zu erwarten ist.

Eine Ausnahmestellung in der Wetteraufzeichnung nimmt der Winter 1955/1956 ein, in dem es in Bordeaux für 28 Tage durchschnittlich -10° C kalt war. Während damals in Nordfrankreich Werte bis -20° verzeichnet wurden, ging das Thermometer in Bordeaux nicht ganz so weit zurück, doch wurden in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1956 am Stadtrand  -12°C gemessen, ein Wert der für den Südwesten Frankreichs außergewöhnlich ist. Nach einer vorübergehenden Frostabschwächung fielen die Temperaturen Mitte Februar 1956 erneut auf Tiefstwerte. Gemessen wurden – 28°C in Sainte-Foy-la-Grande, -25°C in Bergerac und -15°C in Bordeaux. In der Nacht vom 20. auf den 21. Februar 1956 deckte zudem ein ungewöhnlich harter Schneesturm den Südwesten Frankreichs mit einer dicken Schneelage zu. In Bordeaux gab es im Stadtzentrum 60 – 80 cm Schnee, der erst mit dem am 25. Februar beginnenden Tauwetter langsam verschwand.

Der nächste kalte Winter 1962-1963 brachte zwar zunächst keine neuen Kälterekorde, aber dafür hielt sich ein Dauerfrost von durchschnittlich -6,5°C über 27 Tage. Insgesamt hielt die Kältewelle von Mitte November 1962 bis zum 7. März 1963 an. Spitzenwerte wurden dabei in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar 1963 verzeichnet, als die Temperaturen im Médoc in Lesparre, Gaillan und Lacanau auf -18°C fielen. In Carcans maß man -20°C. Der See von Lacanau war von einer geschlossenen Eisdecke bedeckt, die  bis zu 20 cm dick war.

1971 erlebte man in ganz Frankreich den kältesten März seit Menschengedenken. Es wurden gemessen: -6°C in la Rochelle, -7°C in Biarritz, und -10°C in Bordeaux.

Ungewöhnlich kalt war es auch im Januar 1985, als eine Kältewelle über zwei Wochen herrschte. Die tiefsten Werte wurden am 16. Februar gemessen: -15°C in Saintes, -12,7°C in Biarritz -16,4°C in Bordeaux und -20°C in Montauban.

Der Frost ließ viele Wasserleitungen zerplatzen, zerstörte Abwasserrohre, ließ Transformatoren ausfallen und führte schließlich dazu, dass viele Schulen geschlossen werden mussten. In Bordeaux wurde auf dem Rasen des Stade Chaban-Delmas eine Eislauffläche angelegt, und auf der Place de la Victoire konnte man Ski laufen. Als das Tauwetter einsetzte, wurden immense Schäden in der Landwirtschaft, im Weinbau und an Wasser- und Abwasserleitungen sichtbar, die bis dahin nicht wahrgenommen worden waren.

Die bis zu dem Winter 2017/2018 letzte Welle sibirischer Kaltluft mit Temperaturen bis -10°C zeigte sich im Winter 2005 vom 14.  Februar bis zum 10. März und verursachte beträchtlich Schäden vor allem deswegen, weil sie bis in den März anhielt, wo normalerweise die Vegetation sich schon auf den Frühling vorbereitet.

(C. Lafon: Vague de froid : de 1956 à 2005, retour sur ces hivers polaires qui ont glacé le Sud-Ouest, in: SUDOUEST, 25. 02. 2018)