Médoc-Notizen Okt. – Dez. 2018
Dezember 2018
Bevölkerungsentwicklung
Die Zahl der Einwohner des Departements Gironde, der Fläche nach das größte des französischen Mutterlandes und nach der Bevölkerungszahl auf dem siebten Platz rangierend, hat zwischen 2006 und 2016 von 1,39 auf 1,56 Millionen zugenommen. In den Jahren von 2011 bis 2016 nahm die Bevölkerung zu um 0,3% auf Grund des Geburtenüberschusses und zu 1,1% wegen der Zuwanderung. Alle Arrondissements haben Bewohner hinzugewonnen, die sich jedoch über die Fläche des Departements sehr ungleichmäßig verteilen. 950.099 Einwohner gab es im Arrondissement Bordeaux, 154.067 im Arrondissement Libourne, 150.979 im Arrondisement Arcachon, 132.346 im Arrondissement Langon, 90.090 im Arrondissement Blaye und 89.098 im Arrondissement Lesparre-Médoc.
Im Médoc gab es in paar wenige Kommunen, aus denen Einwohner abgewandert sind. Dazu gehört Pauillac, das 202 Bewohner verloren hat, vor Le Verdon, Vendays-Montalivet, Queyrac und Jau-Dignac-et-Loirac, aus denen zwischen 100 und 200 Bewohner weggezogen sind. Die meisten Gemeinden im nördlichen Médoc haben jedoch Einwohner hinzugewonnen wie Soulac, Grayan-et-L’Hôpital, Vensac und Saint-Vivien.
(D. L.: Les maires face à la croissance démographique, in: SUDOUEST, 28. 12. 2018)
Gilets jaunes, Akt VII in Bordeaux
Am letzten Dezembersamstag haben zwar die Aktivitäten der Gilets jaunes in ganz Frankreich weiter abgenommen, doch gilt das nur eingeschränkt für Bordeaux, wo mehr als 2.000, nach anderen Angaben sogar 3.000 Protestanten durch die Straßen zogen. Dabei ereigneten sich Rempeleien mit den Ordnungskräften, doch blieben die Auseinandersetzungen weniger gewaltgeladen als an den vorhergegangenen Wochenenden. Rund zwei Dutzend besonders Aktive wurden vorübergehend zur Feststellung der Personalien festgenommen. An einigen Stellen wurde wieder versucht, Barrikaden zu errichten und in Brand zu setzen, doch konnte die Polizei die Trupps der Gilets jaunes teilen und dadurch bremsen. Gegen 19.00h kehrte wieder Ruhe auf den Straßen ein.
(X. Sota: Gilets jaunes à Bordeaux : des milliers de manifestants, médias et forces de l’ordre ciblés, in: SUDOUEST, 29. 12. 2018, 20.48h, Internet-Ausg.)
Gilets jaunes, Akt VII
Auch für das letzte Wochenende des Jahres sind in Bordeaux Aktionen der Gilets jaunes zu erwarten, zumindest gab es Aufrufe in vermeintlich sozialen Medien im Internet, die zur Fortsetzung der Proteste aufriefen. Wie schon an den vorhergehenden Aktionstagen wurden keine Demonstrationen bei der Präfektur angemeldet. Da als Treffpunkt der Place de la Bourse ausgegeben wurde, werden sich die Ordnungskräfte darauf einstellen und Präsenz zeigen. Die Stadtverwaltung hat angeordnet, dass Museen, Bibliotheken, die Oper und und die öffentlichen Parks und Gärten geschlossen bleiben. Gleichzeitig wurde die Bevölkerung aufgerufen, keine Mülltonnen auf den Straßen stehen zu lassen und Objekte, die sich als Wurfgeschosse verwenden lassen, zu sichern. Für die Zeit bis zum 2. Januar ist der Verkauf von Feuerwerkskörpern untersagt, ebenso wie der Verkauf von brennbaren Flüssigkeiten, .
Für den Neujahrstag ist ein weiterer Aktionstag angekündigt, der diesmal auf dem Pont d’Aquitaine stattfinden soll. Dabei sollen alle Fahrspuren bis auf eine blockiert werden. Näheres zu dieser Aktion wurde noch nicht bekannt, jedoch sollte man sich auf Verkehrsbehinderungen einstellen.
(É. A.-C.: Gilets jaunes : un acte VII annoncé pour samedi, in: SUDOUEST, 28. 12. 2018)
Kurzarbeit etc.
Während die Aktivitäten der Gilets jaunes deutlich abklingen, macht man sich daran, die wirtschaftlichen Folgen ihrer Aktionen für Frankreich zu beziffern. Danach sind Anträge für mindestens 43.000 Lohn- oder Gehaltsempfänger auf Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit gestellt worden, weil die betroffenen Arbeitsplätze durch Protestaktionen blockiert oder lahmgelegt worden waren. Die Arbeitsämter haben kurzfristig 28 Millionen Euro bereitgestellt, um die Einkommensausfälle wenigstens teilweise auszugleichen.
Der Handel ist der Wirtschaftsbereich, der am direktesten die Folgen der Aktionen der Gieltes jaunes zu spüren bekommen hat. In der Zeit der Protestaktionen sind die Umsätze im Handel um rund 25% zurückgegangen und rund 2 Milliarden weniger in den Kassen gezählt worden, davon 700 Millionen Euro in den Lebensmittelabteilungen. Besonders zu leiden hatten kleinere Geschäfte, aber auch Hypermärkte und Supermärkte hatten Einbußen. Bei Carrefour hat man Einnahmeausfälle von rund 150 Millionen kalkuliert. Insgesamt haben es die Gilets jaunes im Einklang mit ihren Intentionen geschafft, die französische Wirtschaft auszubremsen und damit Effekte erzielt wie etwa zuletzt bei den Transportstreiks im Jahre 1995. Die Folgen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung schlagen mit einer Abnahme des Wachstums um 0,2% zu Buche. Zu den bereits jetzt ermittelten Kosten der Aktionen der Gilets jaunes werden weitere hinzukommen, die sich erst in den nächsten Monaten zeigen werden. So wird erwartet, dass im Restaurationsgewerbe und im Tourismus Umsatzverluste eintreten werden, die auf die Protestaktionen der letzten Wochen zurückzuführen sind. In der Tourismusbranche hat man bereits deutliche Buchungsrückgänge verzeichnet, im Großraum Paris sind die Buchungen für den Jahreswechsel um 30% eingebrochen.
(W. Garcin-Berson: Les «gilets jaunes» ont mis 43.000 personnes au chômage partiel, in: Le Figaro, 27. 12. 2018, 12.12.h, Internet-Ausg.)
Auf Sinkkurs
Die französischen Wirtschaftsdaten sehen nicht gut aus. Während das Wachstum im im dritten Quartal 2018 von erwarteten 0,4% auf 0,3% zurückging, haben die Staatschulden kräftig zugelegt und erreichen nahezu wieder den Wert von 100% des Bruttosozialprodukts. Der berichtigte Wert des Staatsdefizits für 2018 wurde von ursprünglich 2,6% auf 2,7% angehoben, während der Wert für 2019 bei 3,2% liegen wird. Pessimisten nehmen gar ein Ansteigen nahe bei 3,5% an. Die Mittel, die der Staat einsetzen wird, um den Zorn der Gilets jaunes zu dämpfen, werden mit 10 bis 12 Milliarden Euro zu Buche schlagen, von denen 60% über neue Schulden finanziert werden müssen. Das Wirtschaftswachstum für 2019 wurde von früher erwarteten 1,7% auf 1,2% herabgestuft. Auch die Zahlen für den privaten Verbrauch sind zurückgegangen, um 0,3% im November gegenüber dem Vormonat. Der Geschäftsklimaindex, der die Stimmung der Unternehmen wiederspiegelt, verheißt ebenfalls wenig Gutes, da er auf 102 Punkte, den niedrigsten Stand seit zwei Jahren, zurückgefallen ist. Der Rückgang betrifft besonders den Einzelhandel, für den eine Abschwächung um 7 Punkte erwartet wird, während der Rückgang in der industriellen Produktion nur bei 1% liegen wird.
(L’économie française est en berne, in: SUDOUEST, 22. 12. 2018)
Alle Jahre wieder
Kaum sind die Weihnachtsgeschenke in Frankreich ausgepackt, überlegen manche Menschen schon, wie sie sie wieder loswerden und dabei noch ein kleines Geschäft machen können. Schon seit den Morgenstunden des ersten Weihnachtstages wimmelt es auf den Kleinanzeigenseiten einiger dafür geeigneter Internetportale von Angeboten. EbayFrance rechnet mit 800.000 neuen Annoncen an den beiden Weihnachtstagen. Bis zum 3. Januar erwartet man insgesamt 3 Millionen Anzeigen, was gegenüber 2017 eine Steigerung um 13% bedeuten wird. Die Seite RakutenFrance (vormals Priceminister) stellt sich ebenfalls auf drei Millionen Verkaufsangebote ein, die einen mehr oder weniger offensichtlichen Bezug zu Geschenken haben, die entweder überflüssig oder unerwünscht waren. Neben den direkt nach den Feiertagen eingestellten Verkaufsanzeigen wird eine weitere Welle etwa 30 Tage nach Weihnachten erwartet, wenn die Umtausch- bzw. Rückgabefristen der angebotenen Gegenstände abgelaufen sein werden. Die Leichtigkeit, mit der man sich von derartigen Geschenken trennt, nimmt offenbar von Jahr zu Jahr zu. Schon vor Weihnachten erklärten 22% der Befragten, dass sie damit rechneten, Geschenke zu erhalten, die sei eigentlich nicht wollten und dass sie die dann auf diesem Weg Dinge verkaufen wollten. Diese Verbraucherhaltung hat sich in den letzten 15 Jahren herausgebildet und dies offenbar zu einem großen Teil deswegen, weil Verkaufsaktionen per Internet mit weniger Aufwand verbunden sind als auf anderen Wegen. Besonders aktiv ist dabei die Gruppe der 25-34jährigen, die sozusagen mit dem Internet aufgewachsen sind. Für eine nicht kleine Gruppe der Anbieter von nicht gewollten Geschenken spielt die finanzielle Einnahme, die sich damit erzielen lässt, eine gewichtige Rolle. 42% der Befragten erklärten, dass sie die Verkaufserlöse zur Seite legten, 35% kaufen andere Dinge und 24% füllen damit die Löcher auf, die die Feiertage in ihr Portemonnaie gefressen haben.
(Sudouest.fr, Cadeaux de Noël : c’est déjà l’heure de la revente en ligne, in: SUDOUEST, 25. 12. 2018, 15.37h, Internet-Ausg.)
Weihnachtszahlen 2018
Die Feiertage sind noch nicht vorbei, doch haben die Statistiker schon Hand angelegt und Berge von Zahlen mit weihnachtlichem Bezug geliefert. Danach hat ein Durchschnittsfranzose ein Weihnachtsbudget in Höhe von 571 Euro. 67% der Befragten erklärten, die von ihnen geplanten Ausgaben bewegten sich auf dem Niveau des Vorjahres. Davon werden 340 Euro für Geschenke ausgegeben (17 mehr als im Vorjahr), 129 Euro sind für Nahrungsmittel verplant (1 Euro weniger als 2017), 37 Euro entfallen auf Fahrtkosten, und 34 Euro für Kleidung. Im Großraum Paris ist das Weihnachtsbudget mit 751 Euro üppiger als in der Provinz, wo ein Durchschnittswert von 530 Euro zusammenkommt. Im letzten Jahr wurden 5,7 Millionen Weihnachtsbäume gekauft, leicht weniger als in Vorjahren. Dabei wurden 158 Millionen Euro umgesetzt, nach 156 Millionen Euro im Jahr davor. 2017 waren 75% der Weihnachtsbäume Nordmannstannen, die für einen Durchschnittspreis von 26,90 Euro den Besitzer wechselten. Die höchsten Preise wurden mit 31,7 Euro für künstliche Tannenbäume verlangt. 72% der Franzosen wollen ihre Weihnachtsgeschenke in Geschäften in ihrer Region kaufen, doch wird der Anteil der Käufe im Internet stetig größer.
(Noël 2018, in: SUDOUEST, 24. 12. 2018)
Gilets jaunes Akt VI
Der sechste Aktionstag der Gilets jaunes hat zwar wesentlich weniger Protestierende auf die Straße gebracht als an den vorhergehenden Wochenenden, doch sind dabei Dinge vorgefallen, für die es wenig Entschuldigungsmöglichkeiten gibt.
In Paris hat sich auf dem Montmartre eine größere Gruppe der Gilets jaunes zusammengefunden, aus der plötzlich von einigen Dutzend der Teilnehmer ohne erkennbaren Grund ein eindeutig antisemitisches Lied angestimmt wurde. Der Staatsekretär und Regierungssprecher Benjamin Griveaux nahm Bezug auf diesen Vorfall und beklagte, dass in der Protestbewegung offensichtlich rassistische, antisemitische und putschistische Personen befänden, die die Anonymität der Masse ausnutzten, um ihre nicht hinnehmbaren Ansichten vorzutragen.
In Angoulême wurde ein Scheingerichtsverfahren gegen eine Puppe mit den Gesichtszügen von Präsident Macron durchgeführt, nach dem der „Angeklagte“ zum Tode verurteilt wurde und die „Hinrichtung“ durch Enthauptung vollzogen wurde.
In Paris schließlich wurden drei motorisierte Polizisten aus einer Gruppe Gilets jaunes massiv mit Projektilen und anderen Wurfgeschossen attackiert, so dass sie Schwierigkeiten hatten, sich aus dieser Bedrohungslage zu befreien.
In der Provence wurde an einem Kreisverkehr ein Schriftband mit antisemitischem Inhalt gezeigt, in dem zudem Staatspräsident Macron massiv attackiert wurde.
In Bordeaux fanden sich rund 2.600 Gilets jaunes zusammen, von denen ein Teil die Konfrontation mit den Polizeikräften suchten. Erst gegen 20.00h lösten sich die gewaltbereiten Gruppen auf.
(«Gilets jaunes» : une fin de semaine marquée par des actions choquantes et polémiques, in: Le Figaro, 22. 12. 2018, 18.35h, Internet-Ausg. und: Sudouest.fr.: Vidéos. Acte VI des gilets jaunes à Bordeaux : 2 600 manifestants et 15 interpellations, in: SUDOUEST, 22. 12. 2018, 22.38h, Internet-Ausg.)
Windkraft auf französische Art
Bei der Planung von Windkraftanlagen in küstennahen Meeresregionen nimmt Frankreich einen vorderen Platz ein. Sobald Baugenehmigungen beantragt werden müssen, sieht es allerdings schlechter aus. Und fertige Offshore-Windkraftparks in französischen Gewässern gibt es trotz mancher Projekte noch gar nicht. Niemand weiß, wie lange das so weitergehen wird, doch scheint das japanische Konsortium Sumitomo davon unbeeindruckt. Die fernöstlichen Investoren haben jedenfalls größere Summen locker gemacht und sind in die Finanzierung von zwei Projekten von Engie und EDPR eingestiegen, von denen angesichts der dagegen mobilisierten Einsprüche nicht sicher ist, dass sie realisiert werden können. Es handelt sich dabei um einen Windpark vor den Inseln von Yeu und Noirmoutier und um einen Park vor dem Departement Seine-maritime. Die französische Regierung hat zwar beide Projekte befürwortet, doch sind die Baugenehmigungen wegen einer Reihe von Einsprüchen immer noch nicht erteilt. In den Planungen der Regierung spielen Windkraftanlagen mit einer projektierten Gesamtleistung von über 40 GW eine bedeutende Rolle, doch existieren diese Kapazitäten überwiegend nur auf dem Papier. Wieviel davon tatsächlich in Betrieb gehen werden, und wann das sein wird, ist derzeit nicht abzuschätzen.
(Un groupe japonais dans l’éolien français, in: SUDOUEST, 19. 02. 2018)
Claverina und Sorita
Den beiden aus Slowenien stammenden Bärinnen, die am 4. und 5. Oktober mit einer Hubschrauberaktion in den Pyrenäen freigelassen worden sind, geht es gut. Sie haben, wie die Sendehalsbänder, die sie tragen, den Fachleuten verraten, inzwischen ihren neuen Lebensraum hauptsächlich im Béarnais ausgiebig erkundet und dabei mehr als 500 km zurückgelegt. Sie haben auch kurze Abstecher in das spanische Grenzland gemacht, von wo sie aber bald zurückgekehrt sind. Zur Zeit reduziert sich ihr Aktionsradius, offensichtlich weil sie ihre Winterruhe vorbereiten, die in den nächsten Tagen beginnen dürfte. Obwohl die Fachleute recht genau wissen, wo sich die beiden Bärinnen aufhalten, wird ihr Aufenthaltsort nicht preisgegeben. Und dies aus gutem Grund, da es immer noch Bärengegner gibt, denen man nicht so recht traut. Gespannt ist man natürlich, ob die beiden Bärinnen im nächsten Jahr für Nachwuchs sorgen werden und damit einen wichtigen Beitrag zum Fortbestehen der Bärenpopulation im östlichen Pyrenäenbereich leisten.
(J.-D. Renard: Les ourses Claverina et Sorita vont bien, merci, in: SUDOUEST, 19. 12. 2018)
Le Signal, Soulac
Nach langem Zittern hat der Kampf der Eigentümer des Appartementhauses Le Signal in Soulac, das wegen der Absturzgefahr seit Februar 2014 nicht mehr betreten und genutzt werden darf, einen halbwegs glücklichen Ausgang gefunden, weil die französische Nationalversammlung in das Haushalsgesetz für 2019 einen Posten eingefügt hat, der es ermöglichen wird, die Eigentümer des Signal angemessen zu entschädigen. Einer der rührigsten Verfechter dieses Anliegens war der Abgeordnete B. Simian. Als Ergebnis werden nunmehr 7 Millionen Euro an die Besitzer der Wohnungen in dem Appartementhaus ausgezahlt werden, so dass pro Eigentümer eine Entschädigungssumme um die 90.000 Euro zustande kommen wird. Bislang waren pro Wohnung nur Beträge in der Größenordnung von 20.000 Euro angeboten worden. Wenn jetzt nicht noch Unvorgesehenes eintritt, nimmt damit die Reihe der Frustrationen, die die Wohnungseigentümer des Signal seit dem verheerenden Winter 2013/2014 hinnehmen mussten, ein Ende. In der Vergangenheit waren trotz eines langen Zuges durch die zuständigen Gerichtsinstanzen alle ihre Versuche, eine angemessene Entschädigung für ihre Besitzanteile am Signal zu erhalten, abgewiesen worden. Der nächste Schritt muss jetzt die Übertragung der Eigentumsrechte an den Wohnungen auf das Departement sein, damit anschließend der kontrollierte Abbruch des Gebäudes erfolgen kann. Ein verlässlicher Zeitplan dafür existiert noch nicht, doch dürfte davon auszugehen sein, dass die Behörden möglichst schnell zur Tat schreiten wollen, um das Appartementhaus abzutragen.
Obwohl die größte Erleichterung über die jüngste Entwicklung naturgemäß bei den Eigentümern liegt, ist man auch in der Stadtverwaltung von Soulac froh, nun mit den Planungen für die Abtragung des Gebäudes beginnen zu können, das inzwischen zwar in ganz Frankreich bekannt ist, dem guten Ruf von Soulac aber alles andere als förderlich war.
(Sudouest.fr avec AFP: Erosion en Gironde : l’Assemblée vote en faveur de l’indemnisation des habitants du Signal, in: SUDOUEST, 19. 12. 2018, 10.13h, Internet-Ausg. und: D. Lherm und B. Donnadieu: Le Signal : les propriétaires évacués seront indemnisés, in: SUDOUEST, 20. 12. 2018))
Bio-Château La Tour
Das Château La Tour bei Pauillac gehört zu den renommiertesten Weinbaubetrieben des Médoc. Seit zehn Jahren wird dort eine Anbaustrategie verfolgt, die den Chemieeinsatz reduziert und naturnahen Verfahren bei der Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten den Vorrang gibt. Dieses beharrliche Bemühen hat Früchte getragen, denn man hat für den Jahrgang 2018 für die gesamte Anbaufläche des Châteaus, immerhin 93 ha, die Anerkennung als Bio-Wein erreicht. Darauf ist die Leitung ebenso wie die Schar der Mitarbeiter aus verständlichen Gründen stolz, erfahren sie doch auf diese Weise die Anerkennung für die zum Teil arbeitsintensiven und auch nicht immer risikofreien Bemühungen, ohne synthetische Pflanzenschutzmittel die Rebstöcke gesund zu erhalten.
In Bio-Betrieben ist nur der mengenmäßig streng limitierte Einsatz von Kupfer- und Schwefelmitteln erlaubt. Damit diese Mittel ihre Wirksamkeit gegen die verschiedenen Erscheinungsformen des Mehltaus entfalten können, müssen sie zeitnah zu den klimatischen Gegebenheiten eingesetzt werden, die die Erkrankungen begünstigen. Das geht oft nur dann, wenn die mit den Arbeiten betrauten Mitarbeiter nicht starr auf ihrem Achtstundentag beharren. Da der Einsatz vorbeugender Mittel im Bio-Modus ebenso verboten ist wie die Anwendung von Mitteln, mit denen aufgetretene Schädigungen nachträglich bekämpft werden können, ist es erforderlich, die Rebstöcke permanent im Auge zu behalten, um die ersten Anzeichen von krankhaften Veränderungen zu bemerken und umgehend zu bekämpfen. Diese unter dem Strich kostenintensive beständige Bereitschaft zur Intervention können sich die Betriebe; deren Flaschen zu dreistelligen Europreisen verkauft werden, erlauben, doch bei den kleineren Châteaux sehen die Dinge oft anders aus. Dennoch werden schon heute 10% der französischen Weinanbauflächen nach biologischen Grundsätzen bewirtschaftet, Tendenz steigend.
(C. Compadre: Quand le château Latour passe au bio, in: SUDOUEST, 17. 12. 2018)
Alle vier Minuten
Am Tag ihrer Schutzpatronin, der Hl. Barbara, haben die Feuerwehrleute des Departements Gironde in einer zentralen Feierstunde in Bordeaux Rückblick gehalten auf das zu Ende gehende Jahr, in dem die rund 5.000 professionellen und freiwilligen Feuerwehrleute zu rund 130.000 Einsätzen ausgerückt sind, umgerechnet auf das Jahr alle vier Minuten. Gegenüber dem Vorjahr hat die Zahl der Interventionen um 15.000 oder 13% zugenommen, ohne dass die Zahl der Feuerwehrleute signifikant zugenommen hat. Im Endeffekt beutete das ein erhebliches Mehr an Arbeit für alle eingesetzten Kräfte, die für ihre aufopfernde Tätigkeit gelobt wurden. Und dennoch haben sie sich nicht selten verbalen und körperlichen Angriffen ausgesetzt gesehen.
Der Service départemental d’incendie et de secours de Gironde (Sdis 33) wird unter Beteiligung der Gemeinden hauptsächlich vom Departement finanziert, doch haben die finanziellen Mittel nicht Schritt gehalten mit der Zahl der Einsätze und dem Zuwachs der Bevölkerung, die seit 2002 um 271.000 Einwohner angewachsen ist. Berechnet auf diese Zunahme fehlen den Feuerwehren im Jahr rund 7 Millionen Euro, von denen derzeit nicht zu sehen ist, wie sie beschafft werden können.
(Fl. Moreau: Une opération toutes les 4 minutes pour les pompiers de Gironde, in: SUDOUEST, 16. 12. 2018, 17.40h, Internet-Ausg.)
Gegen das Bienensterben
Nach Erhebungen der UNO sind 40% der Bestäuber, darunter an erster Stelle die Bienen, vom Aussterben bedroht. Wenn das geschähe, hätte das verhängnisvolle Folgen für die Ernährung der Menschheit, denn die Bienen besorgen 90% der Bestäubungsaktionen der wichtigsten Kulturpflanzen dieser Welt. In den letzten Jahren wurde nicht nur in Frankreich eine große und bedrohliche Sterblichkeit der Bienenvölker beobachtete, ohne dass man Gegenmittel gehabt hätte, um diese Entwicklung zu stoppen. Bei der Suche nach Möglichkeiten, dem Bienensterben Einhalt zu gebieten ist man an der Universität Helsinki offenbar fündig geworden, denn dort haben Wissenschaftler eine Substanz entdeckt, mit der Bienen immunisiert werden können gegen Krankheiten, die von Mikroorganismen verursacht werden. Man ist sich bewusst, dass damit nur ein Teil der Bienensterblichkeit aufgehalten werden kann, betont aber, das wäre schon ein Fortschritt gegenüber der bisherigen Situation. Der Nachweis der Wirksamkeit des neuen Verfahrens ist zwar erbracht, aber bis zur Marktreife eines Impfstoffs, der auf breiter Basis eingesetzt werden kann, werden noch vier bis fünf Jahre vergehen.
(Sudouest.fr. avec AFP: Mortalité des abeilles : des scientifiques mettent au point le premier vaccin au monde, in: SUDOUEST, 14.12.2018, 8.46h, Internet-Ausg.)
Kampf gegen die Erosion
Die Hauptkräfte der Erosion sind der Wind und die Wellen, von denen letztere für die Küsten des Médoc die größere Bedrohung darstellen. Die Maßnahmen, die notgedrungen dagegen ergriffen werden müssen, verschlingen große Summen, mehr als in der Regel in den Kassen der betroffenen Küstenorte vorhanden ist. Aus diesem Grunde ist es notwendig und sinnvoll, wenn die finanziellen Lasten verteilt werden. Eine besondere Bedeutung kommt hier den Schutzmaßnahmen für Lacanau zu, die eine Pilotfunktion für die Erprobung von Anti-Erosionsprogrammen haben. Auch Montalivet und Soulac erhalten Fördermittel, die in Höhe von 720.000 Euro von der Region Nouvelle-Aquitaine bereitgestellt werden. Einen noch größeren Posten steuert der europäische Fonds für die regionale Entwicklung bei, der 2,5 Millionen Euro überweist. Mit diesen Mitteln sollen sowohl Programme finanziert werden, die die zum Küstenschutz erforderlichen Ingenieurleistungen projektieren als auch Maßnahmen ausgeführt werden, die es erlauben, die bereits bestehenden oder in Errichtung begriffenen Schutzbauten zu verwirklichen.
(J. Lestage: Érosion : le soutien de l’Europe et de la Région, in: SUDOUEST, 12. 12. 2018)
Ob man das wünschen sollte?
Die nächsten Wahlen in Frankreich, die ein breiteres Bild von den politischen Präferenzen der Franzosen abgeben werden, finden im Mai 2019 statt beim Urnengang für das Europa-Parlament. Bis dahin vergehen zwar noch rund fünf Monate, für die Meinungsforscher ist das aber kein Grund, nicht schon jetzt ihre Instrumente auszupacken. Nach der jüngsten Ifop-Umfrage würden sich bei dieser Wahl 24% für das rechstaußen positionierte Rassemblement national (RN), die Partei von Marine Le Pen, aussprechen, vor der Bewegung von Präsident Macron mit 18%. Danach folgen mit Abstand die konservativen Republikaner (11%), die extrem links positionierte France insoumise, die Grünen (Europe Écologie-Les Verts) mit 8,5%, die Sozialisten (4,5%) und kleinere Gruppierungen, die allenfalls auf Achtungserfolge hoffen können. Obwohl vor vorschnellen Wertungen zu warnen ist, ist es aber offensichtlich, dass das traditionelle Parteiensystem Frankreichs in einer existentiellen Krise steckt, und daran hat zweifellos die Protestbewegung der Gilets jaunes einen nicht unerheblichen Anteil.
Derzeit noch nicht abzuschätzen sind wohl die Konsequenzen. Vorstellbar ist, dass die Gruppierungen auf der extremen Rechten Hauptgewinner dieser Entwicklung sind. Denkbar ist aber auch, dass basisdemokratische Strömungen ein bislang nicht gekanntes Gewicht bekommen und damit die repräsentative Demokratie an den Rand gedrängt wird. Vielleicht kommt aber auch die Vernunft zurück und die zur Zeit grassierenden Schreckensszenarien verschwinden wieder. Beunruhigend ist jedoch, dass zur Zeit vieles möglich ist.
(A. Berdah: Européennes : un sondage donne le RN en tête, loin devant LaREM, in: Le Figaro, 13. 12. 2018, 08.29h, Internet-Ausg.)
Auf dem Vormarsch
Bald wird es mehr als 500 Wölfe in Frankreich geben, und das mit steigender Tendenz. 1992 wurden die ersten Wölfe auf französischem Boden gesichtet. Sie waren von Osten über die italienischen Alpen eingewandert und haben sich seither kontinuierlich ausgebreitet. Anfang 2013 wurden 21 Rudel in Frankreich gezählt, im März 2017 waren es 44, und im Sommer dieses Jahres 72, die zuletzt regelmäßig in 85 Aufenthaltszonen angetroffen wurden. Diese Ausbreitung hat sich vollzogen, obwohl ziwschen dem 1. Juli 2017 und dem 30. Juni 2018 insgesamt 40 Wölfe abgeschossen wurden. In der Region Nouvelle-Aquitaine wurden noch keine Wölfe nachgewiesen, aber für die Fachleute ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch dort auftauchen und von den für sie günstigen natürlichen Voraussetzungen Gebrauch machen.
(J.-D. Renard: Installés en Occitanie, les loups arrivent par l’Estin: SUDOUEST, 07. 12. 2018)
Unter strenger Bewachung
Die Wasserschutzpolizei im Bassin von Arcachon hat zur Zeit eng gefüllte Dienstpläne, die sich zu einem großen Teil um die Austernbänke drehen. Für die Austernzüchter naht die wirtschaftlich wichtigste Zeit des Jahres, denn zu den kommenden Festtagen findet ein großer Teil des jährlichen Umsatzes statt. Das wissen auch Langfinger, die sich auf den Diebstahl von vermarktungsreifen Austern spezialisiert haben. Im letzten Jahr wurden sieben Tonnen Austern als gestohlen gemeldet. Im Durchschnitt wechselten in den letzten Jahren 3,5 Tonnen der begehrten Schalentiere unrechtmäßig den Besitzer. Die Polizei versucht, den Dieben ihr Handwerk so schwierig wie möglich zu machen. Zu diesem Zweck wird ein Patrouillenboot eingesetzt, das regelmäßig nahe bei den Austernbänken unterwegs ist und dabei alle ungewöhnlichen Vorgänge registriert. Zur Unterstützung ihrer Konttrolltätigkeit können die Ordnungshüter auch eine Drohne einsetzen, und wenn es dringend wird, können sie einen Hubschrauber anfordern, mit dem sie schnell und zielgerichtet Verdächtige kontrollieren können. Die Austernzüchter begrüßen die häufige Anwesenheit der Wasserschutzpolizei, da dies eine offensichtlich abschreckende Wirkung auf Diebe hat.
(B. Dubourg, Les parcs à huîtres sous multiples surveillances, in: SUDOUEST, 13. 12. 2018)
Zwei Kurzberichte über das Autofahren im Frankreich der Gilets jaunes
– Rückfahrt nach Euronat:
Navi meldete: Zufahrt nur möglich über Bordeaux – aber dazu diverse Straßensperren –Fährverbindung nicht mehr „vorhanden“! – App TransGironde: alles ok – wie laut offiziellem Fährplan! – Sind nicht über Bordeaux gefahren, obwohl immer wieder dazu aufgefordert, sondern Richtung Saintes/Royan. Vor Royan/Flugplatz Kreisverkehr – Gilets Jaunes noch mit Aufbau Sperre beschäftigt – zur Tankstelle abgebogen. – Dank Benziner auch noch etwas erhalten, wenn auch nicht wie gewünscht – hinter Tankstelle rechts abgebogen – zum Kreisel – hinter der noch nicht ganz fertigen vorgesehenen Sperre vorbei – weiter Richtung Royan – nächster Kreisel (hinter Einkaufszentrum re.Leclerq) – Navi sagt gesperrt – Aufforderung links fahren – über Bordeaux – rechts neue Gruppe Gilets Jaunes – zügig vorbeigekommen bzw. ignoriert – Navi sagt immer wieder zurück – zurück – wir Entscheidung getroffen zur Fähre und wenn nötig Übernachtung in Royan – —- und dann: vor der Fähre: Parkplätze fast voll – und dann kam die Fähre auch!
Auf der Fähre versuchte 1 Einzelkämpfer der GJ noch für Stau zu sorgen – war aber chancenlos – zwar nicht überfahren – aber umfahren!
Oh,waren wir froh! — auch dank der App Transgironde! :::Empfehlung runterladen- ansehen! evt/und Warnmeldungen zu Störungen über Email einrichten.
(M. W., 09. 12. 2018)
– Fahrt aus Deutschland nach Colmar:
„Gestern haben wir einen Ausflug zum Weihnachtsmarkt nach Colmar gemacht.. Also: die Fahrt verlief problemlos. Kurz vor Colmar Richtung Stadt hatten sich an zwei Kreisverkehren die Protestler niedergelassen mit Zelten, Holzpaletten und vielen, vielen Autoreifen. Ein Feuer brannte. Die Autoreifen lagen so, dass man gut vorbeikam, aber keine Sperre. Auch auf der Rückfahrt wurden wir nicht aufgehalten, aber der Gegenverkehr in die Stadt wurde stark durch Verengung der Straße behindert, weil die Autoreifen weiter in die Straße gezogen wurden. Eine Autoschlange bis nach Deutschland. In der Stadt selber war es ruhig. Übrigens, eine sehr schöne, sehenswerte Altstadt, festlich geschmückt!“
(R. St., 12. 12. 2018)
Kraniche in Ajurzanx
Ajurzanx ist ein kleines Örtchen im Departement Landes, bei dem einst Braunkohle abgebaut wurde, nicht sehr viel und auch nicht sehr lange. Nach dem Ende der Braunkohlezeit bildeten sich dort Wasserflächen, die für Kraniche offenbar sehr attraktiv sind. Mittlerweile überwintern dort rund 37.000 dieser großen Stelzvögel. Die ersten noch kleinen Gruppen ließen sich dort 1983 nieder, als der Tagebau noch aktiv war. Nach dem Auslaufen des Braukohleabbaus hat sich die Beliebtheit des Ortes bei den Kranichen kräftig gesteigert, so dass sie jetzt in großen Scharen dort ihre Winterquartiere beziehen. Dies ist in diesen Tagen Anlass für einen großen Kongress von Kranichforschern, die sich Gedanken darüber machen, weshalb die Kraniche sich gerade bei Ajurzanx niederlassen, obwohl sie dort keine optimalen Nahrungsbedingungen vorfinden. Die Örtlichkeit scheint aber aus der Sicht der Vögel andere Vorzüge zu haben, denn sie, die eigentlich pro Tag 300 gr Mais benötigen, haben ihre Ernährung umgestellt und nehmen jetzt für die Dauer ihres Aufenthaltes auch mit anderen bescheideneren Mahlzeiten vorlieb.
(Ph. Grand: À Arjuzanx (40), le monde au pied des grues cendrées, in: SUDOUEST, 06. 12. 2018, 20.44h, Internet-Ausg.)
Präsident Macron: Problemlösung in 13 Minuten?
Staatspräsident Macron hat sich am Abend des 10. Dezember 2018 in einer Ansprache an die Franzosen gewandt und dabei Fehler eingeräumt, die er bedauerte. Daneben verkündete er ein Bündel von Maßnahmen, die vor allem den sozial Schwächeren zugute kommen und deren Kaufkraft stärken sollen. Dazu gehören eine Anhebung des Mindesteinkommens (SMIC) um 100 Euro pro Monat vom 1. Januar an, die Befreiung der Löhne auf Überstunden von Steuern und Abgaben und die Aufhebung der Erhöhung der Sozialabgaben für alle Rentner mit Monatseinkommen unter 2000 Euro. Und schließlich schlug der Präsident vor, alle Unternehmen, die dazu in der Lagen seien; sollten ihren Beschäftigten zum Jahresende eine Sonderzahlung zukommen lassen. Abgesehen von dem letzten Vorschlag, dessen Umsetzungschancen nur schwer einzuschätzen sind, haben die anderen Ankündigungen direkte Auswirkungen auf die Staatsfinanzen. Erste Kalkulationen rechnen mit einem Finanzierungsbedarf zwischen 8 und 10 Milliarden Euro, die wohl nur über eine kräftige Zunahme der Staatsverschuldung aufzubringen sein dürften und damit den wirtschaftlichen Reformkurs, den die Regierung angesteuert hatte, zu erheblichen Teilen in Frage stellen.
Die ersten öffentlichen Reaktionen auf die Rede des Staatspräsidenten waren eher zurückhaltend. Sie lassen Zweifel zu, ob damit die noch am letzten Wochenende hochgehende Protestwelle wirkungsvoll gedämpft werden kann.
In einer ersten Meinungsumfrage erklärten 52% der Befragten, sie seien von dem, was Staatspräsident Macron vorgetragen habe, nicht überzeugt worden, 48% zeigten sich zufrieden.
(UM, 10. 12. 2018, 22.30h)
Radarausfälle
Mehr als die Hälfte der in Frankreich aufgestellten 3.200 stationären Radargeräte sind seit Beginn der Aktivitäten der Gilets jaunes außer Betrieb gesetzt worden. Nur noch 1.500 sind aktiv, mit abnehmender Tendenz. Das ist vielleicht die einzige Begleiterscheinung dieser Bewegung, der nahezu einhellig Beifall gezollt wird. Aber auch hier gibt es eine Rechnung, die letztendlich der Gemeinschaft der Steuerzahler präsentiert werden wird. In der staatlichen Finanzplanung für das kommende Jahr waren 1,19 Milliarden Euro als Einnahmen aus den von den Radargeräten generierten Bußgeldern veranschlagt. Diese Summe wird, daran besteht kein Zweifel, kräftig nach unten korrigiert werden müssen, und dazu kommen noch die nicht unbeträchtlichen Aufwendungen für die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der blind gewordenen Apparaturen. Nach ersten Erhebungen muss die Hälfte der außer Gefecht gesetzten Geräte völlig abgeschrieben werden, da sie in Brand gesetzt wurden und nur noch Schrottwert haben.
(Angélique Négroni: Près de la moitié des radars hors service depuis le mouvement des «gilets jaunes», in: Le Figaro, 10. 12. 2018, 13.31h, Internet-Ausg.)
Verwüstungen
Auch in Bordeaux sind am späten Nachmittag und in den Abendstunden des 8. Dezember im Gefolge der Aktionen der Gilets jaunes Zerstörungen verursacht worden, auf die niemand wirklich gefasst war. Es gab mehr als dreißig Verletzte, hauptäschlich bei den Ruhestörern. Die Polizei setzte Hartgummigeschosse, Tränengas, Wasserwerfer und erstmals gepanzerte Fahrzeuge ein. Die Liste der Sachschäden ist lang: verbrannte Autos, eingeschlagene Schaufenster, in Brand gesetzte Müllbehälter, Brandspuren auf dem Asphalt der Straßen, aufgesprühte Parolen auf den Hauswänden, etc.
Besonders spektakulär war die Plünderung des Apple-Stores in der Nähe der Oper durch eine Gruppe von Tätern, die in Blitzeseile alles aus dem Laden schleppten, was sich stehlen ließ.
Bürgermeister Alain Juppé zeigte sich entsetzt und empört und verlangte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Die über 500 eingesetzten Polizisten und Gendarmen haben über fünfzig identifizierte Täter in Untersuchungshaft genommen, die sich auf empfindliche Gefängnisstrafen gefasst machen müsen.
Auch im Médoc gab es Aktivitäten der Gilets jaunes, die jedoch allesamt friedlich verlaufen sind und keine Schäden verursacht haben..
(J. Desport: Réveil difficile pour Bordeaux, in: SUDOUEST, 10. 12. 2018)
Hoffnung für Le Signal
Nach vielem Hin und Her gibt es wieder Anlass zur Hoffnung für die 75 Besitzer von Wohnungen im Appartementhaus Le Signal in Soulac. Die Senatorin für das Departement Gironde hat es geschafft, in das Haushaltsgesetz für 2019 einen Posten von 7 Millionen Euro einfügen zu lassen, der dazu bestimmt ist, die Eigentümer der seit Februar 2014 nicht mehr nutzbaren Wohnungen im Le Signal zu entschädigen. Damit kämen Zahlungen zustande, die sich ungefähr am theoretischen Wert der Appartements orientieren, während bislang nur von Entschädigunszahlungen in der Größenordnung von 20% des einstigen Verkehrswertes die Rede war. Der Senat hat dem Haushaltsgesetz für das nächste Jahr mit den 7 Millionen Euro bereits zugestimmt, doch steht das Votum der Nationalversammlung noch aus. Da die Regierung ihre Ablehnung für eine am einstigen Wert der maroden Immobilie orientierte Entschädigung bereits wiederholt ausgesprochen hat, ist der Ausgang der Abstimmung in der Nationalversammlung noch unsicher. Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ist in der jüngsten Vergangenheit durch die von den Gilets jaunes ausgelösten Unruhen hinzugekommen, die möglicherweise auch Einfluss auf das Funktionieren der Nationalversammlung haben könnten, was sich für die Eigentümer der Immobilie fatal auswirken könnte.
(J.-D. Richard: À Soulac, le Signal attend le verdict de l’Assemblée, in: SUDOUEST, 05. 12. 2018)
Gilets jaunes, 4. Akt
Auch beim 4. Akt der Aktionen der Gilets jaunes , bei dem diesmal im ganzen Land geschätzt 125.000 Personen auf die Straßen gegangen sind (nach 136.000 am 1. Dezember, 166.000 am 24. November und 287.000 am 17. November), hat es wieder Gewalttätigkeiten, verbunden mit Verletzten und zum Teil erheblichen Sachbeschädigungen gegeben. In ganz Frankreich wurden 118 Verletzte gezählt, davon 17 Polizisten und Gendarmen. 1385 Personen wurden festgenommen (davon 68 in Bordeaux), von denen 974 in Untersuchungshaft kamen (44 in Bordeaux). In Bordeaux wurden 4.500 Demonstranten gezählt, es kam zu teilweise heftigen Zusammenstößen mit den Ordnungskräften auf der Place Pey Berland und auf dem Cours Victor Hugo.
(Acte IV des gilets jaunes : 1 385 interpellations en France, des dégâts et des blessés à Bordeaux, in: SUDOUEST- ECO, 8. 12. 2018, 23. 38h, Internet-Ausg.)
Günstigere Fährpreise
Die beiden Fährverbindungen über die Gironde bringen pro Jahr zusammen 1,5 Millionen und dazu 450.000 Fahrzeugen von einem Ufer zum anderen, und das zu Tarifen, mehr als kostendeckend sind. Die schon lange erhobenen Forderungen, Sonderkonditionen für bestimmte Nutzergruppen einzuführen, haben jetzt Ergebnisse erbracht, die in Zusammenarbeit zwischen der Fährgesellschaft und Abordnungen von Fährennutzern erarbeitet worden sind. Die neue Gebührentafel gilt vom April 2019 an mit Inkrafttreten der Fahrpläne für das neue Jahr. Darin sind eine Reihe von Neuerungen enthalten:
– Möglichkeit, in der Hauptsaison Fährtickest zu nutzen, die in der Nebensaison erworben worden sind,
– ein Fußgängertarif, der um 25 bis 50% unter dem aktuellen Preis leigt,
– eine Karte für zehn Überfahrten für Fußgänger für 2 Euro pro Überfahrt,
– Abschaffung der Tarife abhängig von der Fahrzeuggröße,
– Einführung von Sozialtarifen zu 50 Cent pro Überfahrt
– Einführung eines Studententarifs
Zur Zeit, d. h. bis Ende März 2018, gilt allerdings noch die Gebührentafel, die Anfang 2017 festgelegt worden ist.
(D. Lherm: Les tarifs du bac en baisse, in: SUDOUEST, 06. 12. 2018)
Gefahr für Palmen
Die Liste der nach Europa eingeschleppten ud dort unerwünschten Lebewesen wird immer länger. Der letzte Zuwachs resultierte aus der Beobachtung einer fachlich versierten Beobachterin, die im August 2010 im Botanischen Garten von Bordeaux einen Schmetterling entdeckte, der ihr unbekannt war. Mit Hilfe von geistesgegenwärtig gemachten Fotos konnte der Unbekannte identifiziert werden als Paysandisia archon (Burmeister, 1880) aus der Familie der Castniidae. Diese Schmetterlinge sind im tropischen Amerika zu Hause, wo ihre Raupen sich in den Stämmen von Palmen einnisten, die nach dem Befall nur noch eine begrenzte Lebenserwartung haben. In ihrer Heimat wird die Ausbreitung des Schädlings durch Fressfeinde reguliert, die in Europa jedoch vollständig fehlen. Da die Raupen ihr Unwesen im Innern der Stämme der Palmen treiben, ist ihr Vorhandensein eigentlich erst dann zu entdecken, wenn ein Baum abstirbt. Da der Schädling erst seit vergleichsweise kurzer Zeit in Europa beobachtet wird, gibt es noch keine erfolgversprechenden Bekämpfungsstrategien. Die derzeit einzige Möglichkeit, gegen diese Bedrohung für die Palmenbestände vorzugehen, besteht darin, importierte Pflanzen, die potentiell den Schädling enthalten können, zu isolieren und sie erst dann weiterzubefördern und einzupflanzen, wenn genügend Zeit vergangen ist, um sagen zu könne, dass die beobachteten Palmen nicht befallen sind.
(B. Cahuzac: Gironde : ce papillon qui menace les palmiers de notre littoral, in: SUDOUEST, 03. 12. 2018, Abend-Ausg.)
Bedrohliche Vorzeichen
Am kommenden Samstag und Sonntag steht in Paris und womöglich in vielen großen Städte Frankreichs offensichtlich der vierte Akt der Auseinandersetzungen zwischen den Ordnungskräften und den mehr und mehr gewaltbereiten „Casseurs“ bevor. Nachdem die Polizei am letzten Wochenende aus verschiedenen Gründen in die Defensive gedrängt wurde, lassen immer mehr Ordnungshüter erkennen, dass sie entschlossen sind, sich zur Wehr zu setzen, notfalls wohl auch mit Waffengewalt, wenn sie sich ihrer Haut erwehren müssen.
Auf der Gegenseite hört man immer schrillere Töne, die erkennen lassen, dass die Gewaltbereitschaft nicht ab- sondern eher zugenommen hat.
Der Premierminister hat bekannt gegeben, dass frankreichweit 89.000 Polizisten und Gendarmen einsatzbereit sein werden, davon 8.000 in Paris, fast doppelt so viel wie am letzten Wochenende, die zudem nach wirksameren Einsatzgrundsätzen geführt werden sollen. Zusätzlich werden gepanzerte Fahrzeuge in Bereitschaft gehalten, um notfalls an Brennpunkten eingesetzt zu werden, an denen die Ordnungskräfte ins Hintertreffen zu geraten drohen. Falls auch damit die Ordnung nicht wiederhergestellt werden kann, können im Extremfall Spezialeinheiten eingesetzt werden, die über Mittel verfügen, die regulären Polizeieinheiten nicht zur Verfügung stehen. Der Premierminister kündigte zudem an, dass man mit großer Entschlossenheit gegen alle Gewaltakte vorgehen werde, wobei man davon ausgehe, dass dann mehr als die am letzten Wochenende verhafteten 412 Gewalttäter hinter Schloss und Riegel gebracht würden.
(Chr. Cornevin: «Acte IV» des «gilets jaunes» : les forces de l’ordre se préparent au pire, in: Le Figaro, 06. 12. 2018, 21.47h, Internet-Ausg.)
Panikattacken in der Regierung?
Es ist offensichtlich, dass die französische Regierung das Schlimmste für das kommende Wochenende befürchtet. Auf jeden Fall geht man nicht davon aus, dass nach den chaotischen Vorgängen vom letzten Wochenende und nach den als Besänftigungsversuch verkündeten Verschiebungen der Erhöhungen der Steuern auf Kraftstoffe und Heizöl um sechs Monate Ruhe einkehren werde. In Regierungskreisen ist man im höchsten Grade beunruhigt, dass die Protestbewegung weitergehen wird und möglicherweise am kommenden Wochenende einen neuen Höhepunkt erreicht. Um dem zuvorzukommen, gab Premierminister Edouard Philipe schnell bekannt, dass die Kraftstoff- und Heizölsteuern für das gesamte Jahr 2019 nicht angetastet werden sollen, und dass man weitere Maßnahmen treffen werde, etwa im Bereich der Vermögenssteuer, um den Zorn der Massen zu besänftigen. Ob das gelingt , darf bezweifelt werden, denn nun haben die Gewerkschaften der Eisenbahner dazu aufgerufen, Reisende mit gelben Westen ohne Fahrausweise nach Paris fahren zu lassen, was die Zahlen der Protestierenden in der französischen Hauptstadt noch einmal anschwellen lassen kann. Dazu kommt, dass auch die Gymnasiasten auf die Straße gegangen sind, um ihren Unmut über geplante Reformen mit zum Teil rabiaten Mitteln zu dokumentieren und dass die französische Landwirte angekündigt haben, die laufenden Protestaktionen zu verstärken. Was genau sich in den nächsten Tagen ereignen wird, entzieht sich der Voraussagbarkeit, aber es ist offensichtlich, dass dabei die Regierung das Gesetz des Handelns nicht bestimmt.
(Sudouest.fr avec AFP: Gilets jaunes : l’exécutif annule la hausse des taxes sur les carburants pour 2019, in: SUDOUEST, 05. 12. 2018, 22.25h, Internet-Ausg.)
Riesenpanne
Am 3. Dezember blieben in Bordeaux gegen 19.15 Uhr plötzlich und unvermittelt alle Straßenbahn auf allen drei Linien dort stehen, wo sie sich gerade befanden. Ursache war ein „incident technique important“, eine bedeutende technische Störung also, was jedoch mehr als leicht unterbrieben war, denn das Malheur, das sich ereignet hatte, war ein Totalausfall des gesamten Straßenbahnsystems. Die bewegungslos gewordenen Straßenbahnzüge verteilten sich ziemlich gleichmäßig auf die insgesamt 65 km des Schienenetzes und entließen ihre ratlosen Fahrgäste oft kilometerweit von ihren Zielen, was für viele kilometerlange Fußmärsche in der Dunkelheit bedeutete. Erst 15 Stunden nach der Komplettpanne kam langsam wieder Bewegung in die liegengebliebenen Straßenbahnen. Das passierte jedoch erst deutlich nach dem morgendlichen Berufsverkehr, so dass unzählige Berufstätitge im Großraum Bordeaux nicht auf die gewöhnliche Art und Weise zu ihren Arbeitstellen gelangen konnten.
Der Ursprung des Totalausfalls war schnell ausgemacht. Er lag in dem zentralen Befehlsstand der Betreibergesellschaft Kéolis in La Bastide, von wo aus das gesamte Straßenbahnnetz und die darauf eingesetzten 104 Straßenbahnzüge zentral gesteuert werden. Der Fehler wurde verursacht von einem kleinen elektronischen Bauteil, von dem bis dahin angenommen worden war, dass es nie defekt werden würde. Wohl aus diesem Grund war kein Ersatz verfügbar, der erst von der deutschen Firma Hirschmann beschafft werden muss, was ein paar Tage benötigen wird. Bis dahin wurde das Steuersystem der Tram so umprogammiert, dass es behelfsmäßig wieder in Gang gesetzt werden konnte. Die damit betrauten Techniker beten, dass es halten wird, bis das Originalteil verfügbar ist.
Vor der Panne vom 3. Dezember hat es bereis eine Serie unterschiedlicher Störfälle gegeben, die zu unliebsamen Betriebsunterbrechungen geführt haben. Die Betreibergesllschaft ist darüber nicht glücklich, verweist aber darauf, dass die Straßenbahnen bis an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit beansprucht werden, wobei die Auslastung in den letzten vier Jahren um 30% zugelegt hat. Die Triebwagen haben im Schnitt 600.000 km auf dem Kilometerzähler, so dass bald viel Geld für Ersatzbeschaffungen benötigt werden wird.
(D. Lherm: L’énorme panne du tram, in: SUDOUEST, 05. 12. 2018)
Eingeknickt
Präsident Macron hat die Reißleine gezogen und am 4. Dezember 2018 verkünden lassen, dass die Regierung die geplanten nächsten Erhöhungen der Steuern auf Kraftstoffe und Heizöl um sechs Monate verschieben wolle. Obwohl nicht feststeht, dass diese Maßnahme den Zorn der Gilets jaunes besänftigen wird, lassen sich schon jetzt die Kosten berechnen. Im französischen Staatshaushalt werden rund zwei Milliarden Euro fehlen, von denen 1,5 Milliarden auf die Verschiebung der Steuererhöhung für Kraftstoffe entfallen werden und 500 Millionen Euro auf die parallele Maßnahme beim Heizöl. Abgesehen von den Prestigeproblemen für eine Regierung, die bis vor wenigen Stunden noch verkündet hatte, sie werde den einmal eingeschlagenen Kurs nicht verlassen, ergibt sich ein fiskalisches Problem, denn die 2 Milliarden Euro, die demnächst in den Staatskassen fehlen werden, vergrößern das Staatsdefizit beträchtlich, so dass möglicherweise gegen in der EU vorgeschriebene Grenzen verstoßen wird. Für definitive Rechnungen ist es wohl noch zu früh, doch steht schon jetzt fest, dass das, was sich zur Zeit in Frankreich abspielt, der Stabilität in der Europäischen Union nicht förderlich ist.
(G. Guichard: Geste en faveur des «gilets jaunes» : la facture se monte à 2 milliards d’euros au moins, in: Le Figaro, 04. 12. 2018, 221.00h, Internet-Ausg.)
Dass die Folgen der Aktionen der Gilets jaunes inzwischen auch im Médoc angekommen sind, ließ sich am 4. Dezember 2018 in Montalivet beobachten. Mehr: Klick
Gilets jaunes: weiter Unterstützung
Die Gewaltexzesse des letzten Samstags haben den Rückhalt der Bewegung der Gilets jaunes in der französischen Bevölkerung kaum beeinflusst. Immer noch stehen 72% der Franzosen hinter den Forderungen der Gilets jaunes. 85% der Befragten erklären, dass sie Gewalt ablehnen, und 90% meinen, dass die Regierung ein schwaches Bild abgegeben habe.
(Sudouest.fr.: Gilets jaunes : 72% des Français continuent de soutenir de mouvement, in: SUDOUEST, 03. 12. 2018, 8.41h, Internet-Ausg.)
Gefährliche Treibjagden
In Frankreich gibt es immer mehr Wildschweine, die sich inzwischen mit großer Unverfrorenheit bis in die Städte vorwagen und dort so ziemlich alles umwühlen und ruinieren, was nicht betoniert oder geteert ist. Obwohl jährlich rund 800.000 Schwarzkittel geschossen werden, nimmt deren Zahl weiter zu. Dazu trägt die große Zahl der neu hinzugekommenen Frischlinge bei, von denen mittlerweile im Durchschnitt fünf pro Wurf beobachtet werden. Die Interessenverbände der Landwirtschaft fordern vehement, dass deutlich mehr Wildschweine zur Strecke gebracht werden müssen. Die Jäger tun ihr Bestes, doch können sie der Vermehrung der überaus intelligenten Borstenviecher kaum Herr werden.
Immer wieder kommt es bei den Treibjagden zu Unfällen, die häufig nicht glimpflich abgehen. Die Jagdvereinigungen verweisen allerdings darauf, dass die Anzahl der Jagdunfälle in den letzten zwanzig Jahren halbiert werden konnte (von einst auf 223 pro Jahr auf 113), aber es steht außer Frage, dass die aktuellen Zahlen noch zu hoch sind. Auch dei Zahl der tödlichen Jagdunfälle konnte deutlich reduziert werden (von 40 in der Saison 1997/98 auf zuletzt 13, von drei an den Jagden nicht beteiligt waren.) Die Regularien der Jagdverbände sind strikt und eindeutig, um Unfälle zu verhüten, doch kommt es immer wieder vor, dass die beteiligten Jäger unter Stress geraten und gegen die Vorschriften verstoßen.
(D. Richard: Les battues au sanglier ne sont pas sans risque, in: SUDOUEST, 03. 12. 2018)
Probleme mit der Oberleitung
Wenn von der Bahnlinie Bordeaux – Le Verdon gesprochen wird, ist in der Regel wenig Rühmliches zu vermelden, obwohl sie für die Anbindung des Médoc an den Großraum Bordeaux angesichts des wenig leistungsfähigen Straßensystems eine große Bedeutung haben könnte. Eine der empfindlichsten Schwachstellen der Strecke ist die in die Jahre gekommene Oberleitung, die dringend saniert werden müsste. Dafür werden rund 40 Millionen Euro veranschlagt, die in die Planungen État-Région für die Jahre 2015 bis 2020 einbezogen worden sind, doch stehen dieses Summen nur auf dem Papier. Ansätze zu Ausführung der Sanierungsarbeiten sind bisher nicht in Sicht. Vor diesem Hintergrund schlägt seit geraumer Zeit der LREM-Abgeordnete Benoît Simian vor, auf die Aufarbeitung der Oberleitung zu verzichten und stattdessen Züge anzuschaffen, die mit neuartigen Wasserstoffantrieben ausgerüstet werden, wie sie zur Zeit in Deutschland im Versuchseinsatz erprobt werden. Da eine Entscheidung in dieser Angelegenheit noch nicht in Sicht ist, muss man hoffen, dass die altersschwache Oberleitung weiter ihren Dienst tut, auch wenn dabei Störungen und Aussetzer in Kauf genommen werden müssen.
(J. Lestage: La caténaire à bout de souffle, in: SUDOUEST, 01. 12. 2018)
Aus dem Ruder gelaufen
Die Aktionen der gilets jaunes gehen in die dritte Woche, ohne dass erkennbar wird, wo und wie ein Ausgang aus dieser Protestwelle gefunden werden kann. Dabei wirkt sich komplizierend und erschwerend aus, dass die von mehr als 80% der Franzosen mit Verständnis und Wohlwollen betrachteten Forderungen der gilets jaunes von radikalen Kräften missbraucht werden, um die öffentliche Ordnung zu stören. In Paris haben etwa 2500 casseurs (von casser -zerbrechen, zerstören) eine Fülle von Gewaltakten begangen, bei denen Autos angezündet, Geschäfte demoliert und geplündert wurden, ohne dass die Polizeikräfte, die zum Teil seit den Morgenstunden ohne Verpflegung im Einsatz waren, es geschafft hätten die Ordnung wieder herzustellen. Auch in vielen anderen Städten Frankreichs hat es Aktionen gegeben, die sich nicht mit der Ausgangsidee der Bewegung der gilets jaunes in Einklang bringen lassen, wenn auch die Gewaltbereitschaft nicht so ausgeprägt war wie in Paris.
(UM 02. 12. 2018)
Stromspeicher
Die Firma Neoen betreibt in der Region Nouvelle-Aquitaine mehrere Photovoltaikanlagen, z. B. in Cestas, im Departement Gironde, wo zur Zeit die größte Einrichtung dieser Art in Frankreich arbeitet. Ebenso wie die Windkraftwerke haben diese Anlagen den Nachteil, dass sie nicht rund um die Uhr und permanent Strom liefern, sondern abhängig sind von den natürlichen Gegebenheiten. Dieser Nachteil ist den Betreibern bewusst, und sie suchen schon seit längerem Auswege. Jetzt errichtet Neoen bei Azur im Departement Landes eine Speicheranlage, die bis zu 6 MW elektrischer Energie aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben kann. Dazu werden Lithium-Ionen-Batterien installiert, die zur Zeit für diesen Zweck die technisch und wirtschaftlich beste Lösung darstellen. Die Batterien können innerhalb von 30 Sekunden so geschaltet werden, dass sie 30 Minuten lang ihre Energie in das Netz zurückspeisen. Diese Zeitspanne reicht aus, um mit Gas betriebene Kraftwerke hochzufahren, die im Verbund mit Photovoltaik- oder Windkraftanlagen dafür sorgen, dass die Abnehmer auch dann, wenn weder die Sonne scheint noch der Wind geht, über elektrische Energie verfügen können. Das von Neoen errichtete Batteriespeichersystem hat eine gewisse Pilotfunktion, die mit noch relativ hohen Kosten verbunden ist, doch geht man davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren der finanzielle Aufwand für Speicheranlagen dieser Art so stark sinken wird, dass ihr Einsatz in großem Stil wirtschaftlich sein wird.
(J.-D. Renard: À Azur, une batterie pour équilibrer le réseau électrique, in: SUDOUEST, 30. 11. 2018)
Schiffbruch vor Soulac
Ein Segler von 10 m mit einem deutschen Ehepaar an Bord ist in der Nacht vom 29. zum 30. November vor Soulac in Seenot geraten. Nachdem der Ehemann über Bord gefallen war, alarmierte seine Frau das Seenotkoordinierungszentrum in Bremen, das gegen 23.00h das Centre opérationnel de surveillance et de sauvetage d’Etel informierte, das umgehend Rettungsmaßnahmen einleitete. Dabei wurden drei Hubschrauber und zwei Schiffe eingesetzt. Der Ehemann konnte einige hundert Meter von dem Boot entfernt nur noch tot geborgen werden. Seine Frau wurde verletzt, konnte aber von einem Rettungshubschrauber der französischen Luftwaffe aufgenommen und in das Krankenhaus Robert-Picqué in Bordeaux geflogen werden. Auch ein Retter, der ins Wasser gestürzt war, wurde verletzt.
(Gironde : un plaisancier allemand se noie à Soulac, in: SUDOUEST, 30. 11. 2018, 15.45h, Internet-Ausg. und: dpa, 30.11.2018, 20.09h: Deutscher Segler stürzt vom Boot und ertrinkt)
November 2018
Kupfer im Weinbau
Nicht nur die Châteaux, die sich dem biologischen Weinbau verschrieben haben, atmen auf: sie dürfen auch weiterhin kupferhaltige Mittel einsetzen, wenn auch die zulässigen Dosierungen herabgesetzt worden sind. Das wird nicht ungeteilt für gut befunden, weil mancherorts befürchtet wird, die Wirksamkeit der eingesetzten Präparate leide unter der weniger kräftigen Anwendung. Dennoch überwiegt die Erleichterung darüber, dass diese Mittel nicht verboten wurden. Die Entscheidung für die kupferhaltigen Mittel wurde für zunächst sieben Jahre von der zuständigen Behörde der Europäischen Union getroffen nach einen monatelangen Kampf der interessierten Verbände. Nach der neuen Regelung dürfen von nun an bis zu 4 kg Kupferpräparate pro Hektar ausgebracht werden, vorher lag die Grenze bei 6 kg/ha. Diese Mittel werden zur Bekämpfung des für die Weinstöcke lebensbedrohenden Mehltaus eingesetzt. Der französische Minister für Landwirtschaft und Ernährung begrüßte die Brüsseler Entscheidung, während der Conseil interprofessionnel des vins de Bordeaux die Begrenzung der Dosierung kritisierte. Das Syndicat des vignerons bio d’Aquitaine hält die Genehmigung der weiteren Verwendung kupferhaltiger Mittel für eine Not- und Übergangslösung und verlangt, es müssten gezielte Anstrengungen unternommen werden, um in absehbarer Zukunft ganz ohne Kupfermittel auskommen zu können.
(X. Sota: Le cuivre pourra encore être utilisé en viticulture, in: SUDOUEST, 29. 11. 2018)
Energiewandel
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat am 27. November 2018 in einer programmatischen Rede die Linien aufgezeigt, nach denen die französische Energiewirtschaft ausgerichtet werden soll. Danach soll der Anteil der Elektrizität, die in Atomkraftwerken erzeugt wird, von derzeit 71% auf 50% abgesenkt werden, was bedeutet, dass 14 der bestehenden 58 Reaktoren stillgelegt werden. Nach Präsident Macron soll das bis 2035 geschehen, wobei jedoch daran zu erinnern ist, dass in früheren Planungen der partielle Atomausstieg schon 2025 vollzogen sein sollte. Um den angestrebten Energiewandel voranzubringen, sollen die Mittel, die für die Förderung von Windkraftanlagen bereitgestellt werden, bis 2030 verdreifacht werden. Weiter soll die Leistung der Photovoltaikanlagen verfünffacht und die Errichtung von Biogasanlagen massiv gefördert werden. Damit will man erreichen, dass alle Kraftwerke, in denen fossile Brennstoffe verfeuert werden, schon in wenigen Jahren stillgelegt werden.
Fraglich ist jedoch, ob die von Präsident Macron aufgezeigten Linien Wirklichkeit werden können, denn in der französischen Öffentlichkeit ist die Bereitschaft, Windkraft- und Photovoltaikanlagen zu akzeptieren, nur gering entwickelt. Wie groß die Widerstände sind, haben zahlreiche Einsprüche und Verwaltungsgerichtsverfahren gezeigt, mit denen in den letzten Jahren derartige Anlagen verhindert oder erheblich verzögert worden sind. Auch gegen die Schließung von Atomkraftwerken regt sich ständig und massiv Widerstand. Das AKW Fessenheim, das schon 2012 stillgelegt werden sollte, produziert immer noch, und ob das von Präsident Macron jetzt genannte Jahr 2020 für das Herunterfahren dieser pannenanfälligen und altersschwachen Anlage Realität wird, bleibt abzuwarten. Für das im Stillegungsprogramm sehr wahrscheinlich enthaltene AKW bei Braud-St.Loius auf dem rechten Girondeufer hat die Gewerkschaft CGT schon jetzt angekündigt, dass man für den weiteren Betrieb mit allen Mitteln kämpfen werde.
(J.-D. Renard: Macron confronté au défi d’une écologie populaire, in: SUDOUEST, 29. 11. 2018)
Gefahr für die Kiefern
Vor wenigen Tagen läuteten die Alarmglocken in der Nähe von Bordeaux, als bei einer routinemäßigen Kontrolle von Paletten im Holz Nematoden, also winzige Fadenwürmer, entdeckt wurden. Die in Portugal hergestellten Paletten trugen zwar Prüfzeichen, doch der Befund ist eindeutig. Wenn Nematoden Kiefern befallen, verändern die sich in den ersten zwei Monaten nach dem Befall nicht, aber dann werden die ersten Nadeln gelb und nach vier Monaten ist der Baum tot. Mit Nematoden verseuchte Paletten wurden an drei Stellen bei Bordeaux gefunden, doch bislang gibt es noch keinen Nachweis, dass die winzigen Schädlinge bereits Kiefern befallen haben. Die Nematoden selbst können aus eigener Kraft nicht zu einem Baum gelangen, sie brauchen ein Tier, etwa einen holzfressenden Käfer, der die Nematoden aufnimmt und in seinem Verdauungstrakt zu einem Baum bringt. Zur Zeit ruhen die Käfer, die dafür in Frage kommen, doch spätestens, wenn sie wieder zu fliegen anfangen, wird es gefährlich. Ob bereits eine Ausbreitung der Nematoden über die verseuchten Paletten hinaus erfolgt ist, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, doch werden alle Bäume im Umkreis der Fundstelle der befallenen Paletten aufmerksam beobachtet. Bis jetzt konnten noch keine Veränderungen bei den untersuchten Bäumen festgestellt werden. Man macht sich jedoch Sorgen, dass noch weitere Paletten im Umlauf sind, die mit den gefährlichen Schädlingen verseucht sind. Die Aufgabe, die sich damit stellt, ist kaum zu bewältigen, denn allein in Frankreich sind 500 Millionen Paletten im Umlauf, und jährlich werden 50 Millionen neue hergstellt, zu denen pro Jahr noch einmal 100 Millionen kommen, die aufgearbeitet werden. Der Kampf gegen die Nematoden wird noch dadurch erschwert, dass sie mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Sie können nur in relativ aufwändigen und zeitintensiven Laborunteruntersuchungen nachgewiesen werden. Die zur Zeit einzige, wenn auch nicht vollkommen sichere Möglichkeit, die Ausbreitung der Nematoden zu verhindern, besteht darin, keine Paletten in der Nähe von Kiefern zu lagern, was jedoch in einer baum- und waldreichen Gegend beinahe unmöglich ist.
(V. Deymes: Nématode, la bête noire du pin a débarqué, in: SUDOUEST, 26. 11. 2018)
Wieder Seehunde an Médocstränden
In den letzten Tagen wurden an den Stränden des Médoc wieder junge Seehunde gesichtet. Die Ligue de protection des oiseaux (LPO) bestätigte diese Meldungen und gab Hinweise zum Verhalten gegenüber dem Seehundnachwuchs. Die werden von ihren Müttern etwa drei Wochen lang gesäugt, bevor sie sich selbst um ihre Nahrung kümmern müssen. Um sich auszuruhen und womöglich wärmende Sonnenstrahlen einzusammeln, suchen die Kleinen gern Strände auf und erholen sich dort. Dabei dürfen sie auf keinen Fall gestört werden, da sie sonst ihre Ruhepausen abbrechen und in Stress geraten. Wer es gut mit den kleinen Meeressäugern meint, hält also gehörigen Abstand. Das sollte auch im eigenen Interesse geschehen, denn Seehunde sind Raubtiere, die, wenn sie sich bedroht fühlen, durchaus einmal zubeißen können.
(Les phoques, de retour sur les plages de Gironde, in: SUDOUEST, 24. 11. 2018)
Trüffeln im Médoc
Wenn von Trüffeln geredet wird, dann denken Eingeweihte spontan an das Périgord, wo die schwarze Trüffel (tuber melanosporum) gefunden und zu Preisen bis zu 1000 Euro pro Kilo gehandelt wird. Nur ganz wenige wissen, dass man auch im Médoc Trüffeln finden kann. Die gehören zu einer anderen, weißen, Trüffelspezies (tuber aestivium), die ein weniger intensives Aroma verströmen und daher, wenn man sie überhaupt kaufen kann, für um die 200 Euro pro Kilo verhandelt werden. Für die Jagd auf die schwarze Trüffel setzte man früher Schweine, die berühmten Trüffelschweine, ein, heute besorgen das speziell ausgebildete Hunde. Die Médoc-Trüffeln kann man mit einer speziellen Begabung auch ohne tierische Hilfe entdecken, wenn man es versteht, bestimmte Merkmale im Boden zu erkennen, die auf die mögliche Existenz der begehrten Gewächse hinweisen. Dabei besteht keine Gefahr, dass die Trüffeln in die Hände von Sonntagsspaziergängern fallen, da sie in der Erde wachsen, mithin also oberirdisch nicht zu sehen sind. Die Mengen der gefundenen Médoc-Trüffeln sind alles in allem recht begrenzt. Sie werden für den Eigenverbrauch verwendet oder an Familienangehörige oder Freunde verschenkt. Noch im 18. Jahrhundert waren die Mengen deutlich größer, so dass es einen regelrechten Markt für diese Trüffelspezies gab. Mit der Ausdehnung des Weinbaus nahmen jedoch die Flächen stark ab, auf denen sie gedeihen konnten, so dass die Médoc-Trüffel heutzutage ein selten gewordenes Gewächs ist.
(A. Larrue: La truffe vit dans le Médoc, in: SUDOUEST, 24. 11. 2018)
Kaufkraftschwund
Die Kaufkraft französischer Haushalte hat in der Zeit von 2008 bis heute um durchschnittlich 400 Euro (bezogen auf ein Kalenderjahr) abgenommen. Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber das Ergebnis ist eindeutig und erklärt wohl zu einem guten Teil, warum so viele Franzosen mit Warnwesten angetan in den letzten Tagen auf die Straßen gegangen sind. Die Zahlen, die in der letzten Woche von der nationalen Statistikbehörde publiziert wurden, lassen erkennen, dass die Reformen und Veränderungen im Steuer- und Sozialversicherungssystem unter den Präsidenten Sarkozy und Hollande hauptverantwortlich für die Veränderungen der Kaufkraft sind. Daneben haben sich auch demographische Faktoren ausgewirkt, wie etwa die Zunahme der Haushalte mit Kindern, in denen es nur ein Elternteil gibt. Ausgewirkt hat sich auch das Ansteigen der Arbeitslosigkeit von 7,1% im Jahre 2008 auf 9,8% im Jahr 2016.
Im Mittel sind französische Haushalte seit 2008 durch die Steigerung der Steuern und Sozialabgaben um 750 Euro jährlich belastet worden, während sie auf der anderen Seite durch Erhöhungen der staatlichen Sozialleistungen 250 Euro erhalten haben. Dabei haben die 5% der finanziell am besten gestellten Haushalte Mehrabgaben in Höhe von 5640 Euro pro Jahr zu tragen, während die 5% der sozial schwächsten Haushalte 450 Euro mehr erhalten haben, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass in diesem Segment der Bevölkerung die Arbeitslosigkeit am weitesten verbreitet ist.
Bei den meisten Franzosen besteht der Eindruck, dass ihnen der Staat immer mehr abverlangt, ohne dass sie dafür Gegenleistungen erhalten. Die für alle Autofahrer an den Tanksäulen ablesbaren jüngsten Steuererhöhungen verstärken und verschärfen diese Wahrnehmung noch. Die Protestbewegung der Gilets jaunes reflektiert diese Grundstimmung in deutlicher Weise, wobei zur Zeit nicht abzusehen ist, welche Folgen sich daraus ergeben werden.
(Sudouest.fr: Le pouvoir d’achat des Français a baissé de 440 euros depuis 2008 selon une étude, in: SUDOUEST, 22. 11. 2018, Internet-Ausg.)
Sommergäste mit Hörnern
Pro Jahr überqueren rund eine Million Passagiere die Gironde mit der Fähre zwischen Royan und Le Verdon, normal und unauffällig. Doch 320 Fahrgäste unterscheiden sich durch die Zahl ihrer Beine und die Tatsache, dass sie mit Hörnern durch die Welt gehen vom Gros der Mitreisenden. Es sind Rindviecher, die den Sommer im Médoc verbringen. Das geschieht nicht ganz freiwillig, aber die Besitzer dieser Herde, in Beuray, im Departement Charente -Maritime ansässig, konnten trotz aller Bemühungen in der Nähe ihres Hofes die 60 ha Weiden, die sie für ihre Tiere brauchten, nicht kaufen oder pachten. Durch Zufall erfuhren sie davon, dass es bei Le Verdon eine Fläche gab, die für ihre Bedürfnisse gut geeignet war. Da der Besitzer, der Autonome Hafen von Bordeaux, keinen Bedarf an diesen Ländereien hatte, weil die Projekte für den Ausbau des Hafens von Le Verdon auf Eis gelegt waren, signaliserte man, dass man bereit war, einen Pachtvertrag mit den Viehzüchtern aus Beurlay abzuschließen. Und so kommt es, dass im Frühjahr um den 15. März herum 320 Rindviecher auf Transportern über die Gironde kutschiert werden und im Herbst zum 15. November wieder den Weg zurück antreten. Der Transport kostet zwar einiges Geld, unter dem Strich lohnt es sich aber doch, zumal die Pachtflächen bei Le Verdon recht günstig zu haben waren.
(N. Daury-Pain: Estuaire de la Gironde : quand 320 bovins prennent le bac, in: SUDOUEST, 22. 11. 2018, Abendausg.)
Bahnlinie Bordeaux – Le Verdon
Die Bahnverbindung von Bordeaux nach Le Verdon ist 111 km lang, sie hat 14 Bahnhöfe, 140 niveaugleiche Bahnübergänge und wird durchschnittlich von 1700 Fahrgästen täglich genutzt. Die Linie hat wegen der häufigen Verspätungen und Zugausfälle keinen guten Ruf, aber sie hat ein comité de ligne, eine Gesprächsplattform, auf der Interessierte ihre Meinungen über diese Bahnlinie kundtun können. Allerdings machen nur wenige davon Gebrauch, bei der letzten Zusammenkunft in Macau waren es nur 40. Vielleicht wirkt sich dabei der Frust darüber aus, dass seit Jahrzehnten ohne wirklich sichtbare Folgen gefordert wird, diese Bahnverbindung zu sanieren und zukunftsfest zu machen. Die Mitglieder des Komitees legten Wert darauf, dass seriöse Anstrengungen seitens der Bahnverwaltung unternommen werden müssten, um die Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit der Züge wirksam zu verbessern. Dabei gaben besonders die Anwesenden aus dem nördlichen Médoc ihrem Unmut Ausdruck, weil sie der Meinung sind, dass der nördliche Teil der Halbinsel auch bei der Bahnanbindung vernachlässigt wird. Weiter wünschte man die Einführung eines einheitlichen Tickets, mit dem Bahnreisende aus dem Médoc in Bordeaux ohne Nachlösungspflicht die dortigen Nahverkehrsmittel nutzen können. Ohne Beschönigung wurde auch darauf hingewiesen, dass das gesamte Oberleitungssystem der Linie marode ist und einer gründlichen Sanierung bedarf. Klagen wurden auch geführt über die zu kurzen Öffnungszeiten der Fahrkartenschalter an den Bahnhöfen und über die schlechten Parkmöglichkeiten an den Bahnhöfen, besonders für Fahrgäste mit eingeschränkter Beweglichkeit. Alles in allem war die Zusammenkunft eine Gelegenheit, auf Unzulänglichkeiten hinzuwesen und Vorschläge für Verbesserungen zu äußern, doch konnte nicht der Eindruck entstehen, dass damit ein wirksamer Schritt zum Abbau der bestehenden Mängel getan worden wäre.
(Chr. Morice: TER Bordeaux – Le Verdon : une ligne dynamique malgré la voie unique, in: SUDOUEST, 21. 11., 2018, 16.56h, Internet-Ausg.)
In der Spitzengruppe
Die im Umweltschutz aktive Vereinigung Générations futures hat, gestützt auf Zahlen, die das französische Umweltministerium ermittelt hat, eine Rangliste der französischen Departements erstellt, in denen die meisten chemischen Mittel in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Danach nimmt das Departement Aude mit 3276 Tonnen den Spitzenplatz ein, dicht gefolgt vom Departement Gironde mit 3154 Tonnen und leicht vor dem Departement Marne mit 2804 Tonnen. Wenn man diese Mengen umrechnet auf die nutzbare landwirtschaftliche Fläche, dann steht an der Spitze allerdings das Departement Vaucluse vor dem Departement Gard, gefolgt vom drittplazierten Departement Gironde.
Bei den Substanzen, die Einfluss haben können auf das Hormonsystem nimmt das Departement Aube mit einer angewandten Menge von 3,77 kg pro Hektar wieder den ersen Platz ein, erneut vor dem Departement Gironde. Die Fachleute verweisen darauf, dass im Weinbau, der im Departement Gironde ein bedeutendes Gewicht hat, besonders viele chemische Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt werden. Wie überall bei Statistiken, ist auch hier Vorsicht angebracht bei der Interpretation der Ergebnisse, denn die zugrunde gelegten Zahlen stammen allesamt von Händlern mit Sitz in Frankreich, sie erfassen weder die Mengen, die über das Internet gekauft werden und auch nicht Produkte, die im Ausland geordert werden. Tatsächlich, so muss vermutet werden, liegen die Mengen an eingesetzten Chemikalien mit großer Wahrscheinlichkeit über den Werten, die das französische Umweltministerium ermittelt hat.
(T. Zappi: Pesticides et glyphosate : la Gironde mauvaise élève, in: SUDOUEST, 20. 11. 2018, Abendausg.)
Verdoppelung
Die Statistikbehörde der Region Nouvelle-Aquitaine hat festgestellt, dass sich zwischen 1968 und 2014 die Zahl der Haushalte, die in ihren eigenen vier Wänden wohnen, verdoppelt hat. Das bedeutet, dass 1968 730.470 Haushalte Besitzer ihrer Wohnstätte waren, während es 2014 1,68 Millionen Eigenheim- oder Wohnungsbesitzer gab. Dabei haben sich die Zahlen in den einzelnen Departements unterschiedlich entwickelt. Im Osten der Region, wo schon 1968 mehr als 50% der Haushalte Besitzer ihrer Wohnung waren, haben die Zahlen nur in der Größenordnung von 10% zugelegt, während die Zuwachsraten im Großraum von Bordeaux und in den Küstenzonen stärker entwickelt waren.
Je älter die Mitglieder eines Haushaltes sind, desto größer ist unter ihnen der Anteil der Besitzer. Bei den Rentnern sind 80% Eigentümer ihrer Wohnung beziehungsweise ihres Hauses. Bei den unter 25jährigen besitzt hingegen nur eine kleinen Gruppe die von ihnen genutzte Immobilie, was jedoch angesichts der länger gewordenen Ausbildungszeiten wenig erstaunt. Wenig überraschend erscheint auch die Tatsache, dass bei den hinzugekommenen Immobilienbesitzern leitende Angestellte oder vergleichbare Berufe weit an der Spitze liegen. Sie bewohnen auch die größten Einheiten, mittlerweile 4,8 Zimmer im Durchschnitt, vor 50 Jahren verfügten sie nur über 4,1 Räume.
(V. D.: Deux fois plus de Néo-Aquitains propriétaires qu’il y a 50 ans, in: SUDOUEST, 19. 11. 2018)
Gurp TT 2019
Bis vor kurzem war es so gut wie sicher, nunmehr steht es fest, dass das nächste Sandbahnrennen in Le Gurp am 12. und 13. Januar 2019 stattfinden wird. Nach dem Rennen im Januar 2018 hatte die Präfektur eine Reihe von Auflagen für die nächste Rennsaison gemacht, die dem ausrichtenden Moto Club des Esteys zusätzliche Kosten von 20.000 Euro verursacht hätten. Da der Verein sich außerstande sah, diese Ausgaben zu finanzieren, hatte man im Frühjahr 2018 kurzerhand beschlossen, in Le Gurp keine weiteren Sandbahnrennen zu veranstalten. Das rief viele Anhänger des Rennens und nicht zuletzt die Fédération française de motocyclisme auf den Plan und löste Bemühungen aus, die Durchführung der traditionsreichen Veranstaltung doch noch zu sichern. Diese Bemühungen waren erfolgreich, vor allem, weil die Fédération française de motocyclisme den größten Teil der zusätzlichen Kosten übernahm. Auch die Präfektur trug durch Kompromissangebote dazu bei, dass am zweiten Januarwochenende 2019 wieder rund 20.000 Zuschauer nach le Gurp strömen werden. Die Präfektur machte allerdings enge Auflagen, die im wesentlichen eine teilweise veränderte Streckenführung verlangen und vor allem detaillierte Vorgaben dafür machen, dass die Zuschauer sich nur in den ihnen zugewiesenen Zonen aufhalten dürfen. Diese Bestimmung nimmt man in der Präfektur sehr ernst und erklärte, dass die Fortsetzung der Rennen in den kommenden Jahren nur möglich sei, wenn die Zuschauer sich diszipliniert verhielten und keinesfalls geschützte Dünenbereiche betreten. Der Veranstalter hat daher eine Reihe von Vorkehrungen dafür getroffen, dass das Publikum sich vorschriftsgemäß verhält und hofft, das seine Appelle Gehör finden. Das soll nicht zuletzt dadurch erreicht werden, dass den Zuschauern eindringlich erklärt wird, dass ihr Verhalten darüber bestimmt, ob es auch in Zukunft Sandbahnrennen in Le Gurp geben wird.
(M. Lemesle: La Gurp TT de Grayan est enfin sur de bons rails, in: SUDOUEST, 19. 11. 2018)
Biogas im Medoc
Nach Vorarbeiten und Planungen, die seit November 2016 laufen ist jetzt bei Saint-Laurent mit den Bauarbeiten für die Errichtung einer Methangasanlage begonnen worden. Bauherr ist die Firma Médoc Biogaz, die seit Dezember 2017 besteht und von sechs landwirtschaftlichen Betrieben getragen und finanziert wird. Die Produktionstätte wird eine Fläche von 3,5 ha beanspruchen und nach der Fertigstellung in der ersten Ausbaustufe Grünpflanzen von einer Anbaufläche von rund 340 ha verarbeiten. Zu den erwarteten 10.000 Tonnen Grünschnitt werden 600 Tonnen Rückstände aus Mais-Siloanlagen kommen und dazu noch 500 Tonnen Rückstände von Weintrauben. Alles in allem wird die Menge des erzeugten Methangases für die Versorgung von 3.000 Haushalten reichen. Anfang 2021 soll die Kapazität der Anlage verdoppelt werden und dann Gas für 6.000 Haushate erzeugen. Ein großer Teil der für die Anlage benötigten elektrischen Energie wird in Solarelementen gewonnen, die auf dem Dach der Gebäude installiert werden. Bei der Berichterstattung wird allerdings nicht erwähnt, dass die Flächen, auf denen die Biomasse für die Methangsanalage erzeugt wird, für die Erzeugung von Nahrungsmitteln ausfallen
(P. Vallade: De l’énergie verte dans le Médoc, in: SUDOUEST, 17. 11. 2018)
Phare de Cordouan
Auch wenn mancher es nicht glauben mag: der Leuchtturm von Cordouan gehört immer noch nicht zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das kann sich in naher Zukunft ändern, denn inzwischen ist das Dossier, das vorgelegt werden muss, um den Leuchtturm in den illustren Kreis aufzunehmen, präsentationsreif. Das französische Komitee des Weltkulturerbes hat jedenfalls den Antrag zugunsten des Leuchtturms von Cordouan geprüft und befürwortet. Der nächste Schritt ist jetzt vom französischen Staatspräsidenten zu vollziehen, der bei der UNESCO den Antrag stellen kann, einem weiteren französischen Bauwerk den Status des weltweit anerkannten Kulturdenkmals zuzuerkennen. Dabei ist noch nicht ganz sicher, ob Präsident Macron sich für den Leuchtturm von Cordouan entscheiden wird, denn es gibt einen Konkurrenten mit der Vulkan- und Waldlandschaft des nördlichen Martinique. Dabei erscheint es nicht unmöglich, dass die Wahl des Staatsoberhauptes aus politischen Überlegungen anders ausfallen könnte als es sich die zahlreichen Befürworter des Leuchtturms von Cordouan wünschen.
(St. Durnad: Unesco : le phare de Cordouan a le feu vert, in: SUDOUEST, 17. 11. 2018)
Neues von der Weinfront
Auf 990 Flaschen des renommierten Château Pape Clément wurde kürzlich die Abkürzung PC4 angebracht, die wohl die meisten Betrachter nicht auflösen können. Hinter dem Kürzel verbirgt sich eine neue Idee des Besitzers des Châteaus, Bernard Magrez, der etwas Neues schaffen wollte, das jedoch exklusiv sein sollte. Seine Idee war es, vier ausgewählte Jahrgänge seines Spitzenweines zusammenzufügen, um daraus etwas entstehen zu lassen, das besser sein sollte als die einzelnen Jahrgänge. Derartige Verfahren waren früher im Bordelais nicht unbekannt, sie sind aber in den letzten Jahren nicht mehr praktiziert worden, ohne dass man recht erklären könnte, warum. In außereuropäischen Anbaugebieten wie in Argentinien oder den USA hat man auch in der Gegenwart keine Scheu, Weine aus verschiedenen Jahrgängen zusammenzuführen.
Im Château Pape Clément fiel die Wahl auf die Jahrgänge 2000, 2005, 2010 und 2015, die jeder für sich überdurchschnittlich gut waren. Da diese Jahrgänge bereits auf Flaschen gezogen waren, mussten dafür bereits gelagerte Flaschen entkorkt und die Inhalte zusammengefügt werden. Die Anteile der einzelnen Jahrgänge sind als Betriebsgeheimnis nicht bekannt gemacht worden, doch soll das Ergebnis von besonderer Güte sein. Insgesamt wurden auf diese Art 990 Flaschen hergestellt, die auf den Etiketten das bereits erwähnte Kürzel PC4 zeigen. Sie werden im normalen Handel nicht auftauchen, da sie für betuchte Liebhaber reserviert sind, die es sich leisten können, etwas Neues zu probieren, ohne über die Kosten nachzudenken.
(J. Desport: Un Pape Clément puissance quatre, in: SUDOUEST, 14. 11. 2018)
Ende der Kapselsammlung
Seit mehreren Jahren werden in weiten Teilen Frankreichs Korken von Weinflaschen und Kapselverschlüsse von Tetrapacks, Mineralwasserflaschen etc. gesammelt und an interessierte Unternehmen verkauft. Die Erlöse der Korkensammlung gingen dabei an ein Krebsforschungsinstitut in Bordeaux, während von dem Geld, das aus dem Verkauf der Kapseln stammte, Hilfsmittel für körperlich Benachteiligte beschafft wurden. In den letzten Jahren kamen dabei im Departement Gironde jedes Jahr Beträge im fünfstelligen Bereich zusammen, die unter wohlwollender Wahrnehmung der Medien an die jeweiligen Adressaten überreicht werden konnten.
Leider wird mit dem 30. November dieses Jahres im Departement Gironde die Sammlung und Weiterverwendung der Kapseln eingestellt, weil für die arbeitsintensive Sortierung und die Vorbereitung für den Verkauf, nicht mehr genügend Freiwillige zur Verfügung stehen. Der Verein, der frankreichweit als Dachorganisation diese Sammelaktionen betreut, besteht weiter, doch ist zur Zeit nicht zu sehen, dass die Kapselsammlung im Departement Gironde fortgesetzt werden wird.
Die Sammlung der Korken, wobei sowohl solche aus Naturkork als auch Kunststoffprodukte gesammelt werden, geht weiter. In Euronat bestehen zwei Sammeleimer: in der Avenue du Congo und vor dem Sitz der Redaktion der Médoc-Notizen (8, av. du Colorado), die dafür sorgt, dass die an diesen beiden Stellen abgegebene Korken weitergeleitet werden an die nächste Sammelstelle im Office du Tourisme von Montalivet, an der übrigens jedermann gesammelte Korken abgegeben kann.
Die Redaktion der Médoc-Notizen hofft, dass doch noch eine Lösung für die Weiterführung der Sammlung der Kapseln gefunden wird. Unabhängig davon geht die Korkensammlung weiter.
(UM,16. 11. 2018, und: L’association tire sa révérence, suite aux restrictions de collecte et faute de bénévoles, in: SUDOUEST, 26. 09. 2018 und
https://www.bouchonsdamour.com/dans-votre-departement/33-gironde)
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Blockaden
Am 17. November wird es, zurückhaltend formuliert, schwierig sein, die Straßen Frankreichs zu benutzen, weil es eine große Anzahl von Blockaden geben wird. Hinter diesen Blockaden stehen die „gilets jaunes“, die als Erkennungszeichen eine gelbgrüne Warnweste tragen und damit signalisieren wollen, dass sie sich in einer Not- und Ausnahmesituation sehen. Ausgangspunkt dieser Bewegung, die mehr oder weniger spontan entstanden ist und über wenig organisatorische Strukturen verfügt, wie man sie etwa von Gewerkschaften oder Parteien kennt, war der beständig ansteigende Zorn über die kontinuierliche Anhebung der Kraftstoffpreise, an denen die staatliche Besteuerung einen nicht unwesentlichen Anteil hat. Daneben gibt es vornehmlich bei sozial schwächeren Gruppen Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik, der vorgeworfen wird, die Wohlhabenden zu bevorzugen und sich zu wenig um Benachteiligte und Randgruppenzu kümmern. Was genau am 17. November passieren wird, weiß zur Zeit niemand wirklich genau. Im Departement Gironde wird mit mehr als einem Dutzend Straßenblockaden gerechnet, die vermutlich den Straßenverkehr in der Region für einige Stunden nachhaltig lahmlegen werden.
(S. Petitjean, Le ras-le-bol général s’habille en jaune fluo, in: SUDOUEST, 14. 11. 2018)
Maut
Mit unschöner Regelmäßigkeit werden in Frankreich die Mauttarife für die Benutzung der gebührenpflichtigen Autobahnen angehoben. Diese Erhöhungen erfolgen in der Regel mit Wirksamkeit vom 1. Februar. Sie sind so kalkuliert, dass sie auf jeden Fall die Geldwertentwicklung berücksichtigen und den Betreibergesellschaften sichere und kräftige Gewinne bescheren. Die kommende Erhöhung wird kräftiger ausfallen als die letzten, weil es einen Aufschlag geben wird in der Größenordnung von bis zu 0,39%. Damit soll ein Programm von 700 Millionen Euro finanziert werden, mit dem unter anderem 23 Anschlussstellen ausgebaut werden sollen. Weiter sollen damit Arbeiten finanziert werden, die der Umwelt zugute kommen sollen und schließlich sollen 4.500 co-voiturage-Parkplätze angelegt werden für Autobahnnutzer, die sich mit anderen zusammentun und Fahrten gemeinsam absolvieren. Die Tariftabellen für die Zeit nach dem 1. Febraur 2019 sind noch nicht erstellt, weil die zur Berechnung erforderlichen Daten über die Geldwertentwicklung noch nicht vorliegen. Feststeht allerdings, dass die Mautgebühren weiter steigen.
(SudOuest.fr avec AFP: Péages : les prix augmenteront plus que d’habitude en 2019, in: SUDOUEST, 12. 11. 2018, 8.48h, Internet-Ausg.)
Neues vom Weihnachstmann
Wenn ein Franzose gefragt wird, ob es den Weihnachtsmann gebe oder nicht, dann erfolgt in der Regel ein bestätigendes Kopfnicken, das von meist ausführlichen Ergänzungen begleitet wird, die darin gipfeln, dass jedermann selbst prüfen könne, ob der rauschebärtige freundliche, meist rot Gewandete real existiere oder nicht. Schließlich brauche man dem Weihnachtsmann nur eine Karte oder einen Brief zu schicken, seit einigen Jahren ginge das auch per Email und dann werde man schon sehen, dass er wirklich existiere. Um das zu testen, brauche man seine Nachricht nur zu adressieren an den „Père Noël“. Wer auf Nummer sicher gehen wolle, könne noch eine Ortsangabe hinzufügen, nämlich Libourne, dann könne man sicher sein, dass man in Kürze eine Antwort erhalte. Prinzipiell kann man den Weihnachtmann in allen Sprachen dieser Welt anschreiben, aber hat es am liebsten, wenn er seine Post in französischer Sprache lesen kann.
Tatsächlich arbeitet seit einigen Tagen beim Postamt in Libourne wieder das Sekretariat des Weihnachstmanns, bei dem schon seit Jahrzehnten alljährlich alle Karten und Briefe zusammenlaufen, die für den Weihnachtsmann bestimmt sind. Im letzten Jahr waren es mehr als 1,2 Millionen. Die französische Post stellt während der Vorweihnachtszeit bis zu 60 Angestellte für dieses Postamt ab, die von Mitte November bis Weihnachten täglich jeweils bis zu 400 Zuschriften auf meist recht persönliche Weise beantworten.
(S. Petitjean: Libourne : au secrétariat du père Noël, des courriers par milliers, in: SUDOUEST, 10. 11. 2018, und: Le secrétariat du Père Noël a ouvert, in: SUDOUEST, 09. 11. 2018)
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Trump in Paris
Hier sollte eigentlich ein Bericht über die Feierlichkeiten anlässlich der 100. Wiederkehr des 11. November 1918 stehen. Da dabei ein Teilnehmer offensichtlich Wert darauf legte, sich von den übrigen Gästen nachdrücklich abzuheben, haben wir uns entschlossen, den Bericht in unsere Rubrik Kurioses zu verlagern.
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100 Jahre
Vor 100 Jahren, exakt am 11. November 2018, beendete der Waffenstillstand, der im Wald von Rethondes bei Compiègne zwischen den Bevollmächtigten des Deutschen Reiches und der Alliierten abgeschlossen wurde, den Ersten Weltkrieg. Für die Franzosen ist dieser Krieg immer noch der „Große Krieg“, was man gut verstehen kann, wenn man die in fast jedem französischen Ort vorhandenen Kriegerdenkmale betrachtet, deren bedrückend lange Liste der Morts pour la Patrie vor allem mit den Ereignissen zwischen 1914 und 1918 zu tun haben.
Zu den Erinnerungsfeierlichkeiten anlässlich der 100. Wiederkehr des Tages, an dem am 11. November 1918 die Waffen geschwiegen haben, werden sich in Paris 60 oder mehr Staatsoberhäupter oder Regierungschefs einfinden, um dieser Ereignisse zu gedenken. Dass dabei den deutsch-französischen Beziehungen eine besondere Bedeutung zukommt, versteht sich mittlerweile fast von selbst.
Staatspräsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel haben diesem Umstand Rechnung getragen. Sie haben sich daher am 10. November 2018 im Wald von Rethondes bei Compiègne getroffen und dabei dort eine Inschrift enthüllt, die deutlich macht, in welche Richtung sich die deutsch-französischen Beziehungen entwickelt haben.
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Votum gegen die Ausbaggerungspläne
Der Verein Estuaire pour tous engagiert sich an exponierter Stelle für den Erhalt der Mündung der Gironde und kämpft dabei engagiert gegen die Pläne, große Mengen Sand und Kies im Mündungsbereich abzubaggern und zu Baumaterial zu machen. Am 8. November hat der Conseil de gestion du Parc Naturel Marin de l Estuaire de la Gironde et de la Mer des Pertuis, in dem der Verein Estuaire pour tous Sitz und Stimme hat, getagt und noch einmal über die Problematik der Entnahme großer Sand- und Kiesmengen im küstennahen Bereich vor dem rechten Girondeufer diskutiert. Im Anschluss an die Aussprache fand eine Abstimmung statt, die ein überaus eindeutiges und klares Ergebnis erbrachte: Von 49 Stimmberechtigten enthielten sich 5 der Stimme, 4 sprachen sich für das Entsandungsprojekt aus und 40 dagegen. Dieses Votum geht an den Wirtschaftsminister, der unter Berücksichtigung des Abstimmungsergebnisses eine Stellungnahme zu dem Antrag auf Genehmigung des Ausbaggerungsvorhabens abgeben muss. Damit ist klar, dass das Wirtschaftsministerium erneut den Antrag auf Genehmigung der Ausbaggerung ablehnen wird. Aus verfahrensrechtlichen Gründen ist damit aber noch keine unwiderrufliche Ablehnung der beantragten Abbaugenehmigung verbunden, denn die Antragsteller haben die Möglichkeit, gegen die zu erwartende Ablehnung erneut ein Verwaltungsgerichtsverfahren anzustreben. So wie die Dinge liegen, ist das allerdings eher eine theoretische Möglichkeit. Nach dem Abstimmungsergebnis vom 8. November ist das Ausbaggerungsprojekt eigentlich gestorben.
Maßarbeit
Spätestens seit dem Winter 2013/2014, in dem eine Serie heftiger Stürme an manchen Abschnitten des Médoc die Küstenlinie um mehr 20 m zurückgedrängt hat, müsste jeder wissen, dass die Erosion als latente Bedrohung jederzeit wieder die Dünenkante attackieren kann. Alledings sieht es immer noch schlecht aus um präzise Vermessungen der Küstenlinie, die es erlauben, exakte Aussagen über Veränderungen zu machen. Das wird sich in Kürze ändern, wenn die derzeit laufenden Vermessungen des Institut national de l’information géographique et forestière (IGN) abgeschlossen sein werden, die mit Luftaufhamne und ausgeklügelten Laserinstrumentren ein exaktes Bild der Küstenlinie liefern werden. Dazu wird eine zweimotorige Beachcraft King Air 200 eingesetzt, die die zu kartographienrenden Küstenabschnitte in 1000 m Höhe überfliegt und dabei zentimetergenaue Daten über den Küstenverlauf liefert. Mit diesen Daten können selbst kleine Veränderungen des Küstenverlaufs erfasst werden, die es erlauben sollen, die Abläufe der Erosion genauestens zu dokumentieren. Damit sind noch keine Maßnahmen verbunden, die den Veränderungen des Küstenverlaufs entgegenwirken könnten, aber es gibt eine Basis, auf der Modelle entwickelt werden können, die bei der Einschätzung der künftigen Entwicklung hilfreich sein können..
(J. Lestage: Une mesure chirurgicale de l’érosion, in: SUDOUEST, 06. 11. 2018)
Wiederverwendung
Die für die Abfuhr des Mülls im nördlichen Médoc zuständige Firma Smicotom betreibt seit 2015 ein Programm, das dazu führen soll, dass die Menge des letztlich zu lagernden Mülls reduziert wird. Zu diesem Zweck wird alles, was von den Haushalten zur Abfuhr gestellt wird, daraufhin gesichtet, ob sich zumindest für Teile davon eine neue Verwendung finden lässt. Nach einer technisch bedingten Anlaufphase sind seit Januar dieses Jahres 52 Tonnen wiederverwertbarer Gegenstände gesichert worden, von denen 27 Tonnen bereits verkauft worden sind. Dabei handelt es sich unter anderem um Elektrogeräte, die in einer Werkstatt durchgesehen und, falls möglich und notwendig, instandgesetzt werden, bevor sie für geringe Preise angeboten werden. Ferner werden Textilien, Bücher und medizintechnische Hilfsmittel wie Rollstühle, Gehhilfen etc. für eine neue Verwendung aufbereitet. Inzwischen arbeitet Smicitom mit vier Firmen zusammen, die die Dinge abnehmen und verkaufen, die nicht direkt abgesetzt werden können. Obwohl man weiß, dass nur ein begrenzter Teil der für die Müllabfuhr bestimmten Dinge wieder verwendet werden können, hat man sich das Ziel gesetzt, bis 2020 10% des Haus- und Sperrmülls so aufzubereiten, dass eine Wiederverwendung sinnvoll möglich ist.
(R. Boivinet: La Recyclerie élargit ses champs d’action, in: SUDOUEST, 02. 11. 2018)
Doggen auf der Opernbühne
Luciano und Meetia, zwei deutsche Doggen, beträchtlich an Größe und Gewicht, waren bislang eher unbekannt, doch das wird sich in den nächsten Tagen ändern, wenn die beiden in der Donizetti-Oper Anna Boleine im Grand Théâtre von Bordeaux einen kaum zu übersehenden Auftritt haben werden. Die Rolle, die die beiden Hunde in einer Jagdszene spielen werden, ist nicht gerade tragend, aber sie wird bei vielen Beteligten im Gedächtnis bleiben. Dem Weg der Hunde auf die berühmten Bretter ging eine Anfrage der Oper voraus, die alle Züchter großer Hunde in der Umgebung von Bordeaux kontaktierte. Die Züchterin von Luciano und Meetia zeigte sich interessiert, und von da an war es eigentlich nur noch die Frage, ob die beiden Hunde mit der erforderlichen Gelassenheit sich in den Opernbetrieb einfügen würden. Die Proben dazu wurden vorsichtig dosiert, um die Tiere nicht zu überfordern, aber es zeigte sich, dass die beiden sich von nichts beeindrucken ließen, was einem Hund vielleicht nicht genehm sein könnte. Eine der größeren Unsicherheiten bestand darin, ob die Hunde, die ein um vieles feineres Gehör als Menschen haben, der geballten Wucht eines großen Orchesters aus größter Nähe standhalten würden, aber auch dabei blieben sie unbeeindruckt, so dass alle Beteiligten den kommedne Aufführungen entspannt entgegensehen. Bei den Aufführungen wird die Züchterin vorsichtshalber in den Kulissen stehen, um eingreifen zu könne, falls die Hunde an unpassender Stelle zu bellen anfangen.
(C. Darfay: Des dogues allemands du Blayais sur scène à l’Opéra, in: SUDOUEST, 05. 11. 2018)
Umgehungsstraße Lesparre
Nicht zuletzt, um auf die in letzter Zeit zum Teil lautstark vorgebrachte Kritik an dem Projekt der Umgehungsstraße um Lesparre zu reagieren, ist nunmehr eine öffentliche Anhörung angesetzt worden, bei der in der Zeit vom 19. November bis zum 21. Dezember die lokale Bevölkerung Gelegenheit haben wird, Stellung zu nehmen zu den geplanten Baumaßnahmen. Die dafür bestimmten Unterlagen werden in den Verwaltungen der betroffnen Gemeinden ausgelegt. Stellungnahmen könne dort abgegeben oder über die Internetseite des Departments Gironde (https://www.gironde.fr/). Dort wird vom 19. November an auch das Dossier zu der Umgehungsstraße einsehbar sein. Am 23. November wird um 19.00h in Lesparre in der Salle François Mitterand unter der Leitung des Vizepräsidenten des Conseil départemental eine Informations- und Diskussionsveranstaltung durchgeführt. Man darf gespannt sein, ob dabei die derzeit bestehenden Vorbehalte gegen die Umgehungsstraße ausgeräumt sein werden. Nach der Lautstärke und Tonlage der bisher zu hörenden Kritik ist das alles andere als sicher.
(Déviation Lesparre-Gaillan : concertation et réunion publique au programme, in: SUDOUEST, 03. 11. 20189
Volksabstimmung in Neu-Kaledonien
In dem französischen Überseegebiet Nouvelle-Calédonie hat am 4. November 2018 eine Volksabstimmung stattgefunden, bei der den Wählern die Frage gelegt wurde, ob sie wollten, dass die Nouvelle Calédonie in vollem Umfang souverän und unabhängig werden solle. Wie nach vorangegangenen Umfragen zu erwarten war, haben 56,4% der Wähler mit Nein geantwortet, wobei sich allerdings eine Mehrheit der Ureinwohner für die Unabhängigkeit ausgesprochen hat. Die Verträge, die den rechtlichen Hintergrund für die Abstimmung bilden, sehen vor, dass in den nächsten Jahren weitere Abstimmungen mit der Frage nach der Unabhängigkeit folgen können, was allerdings nicht sicher ist. Bei den Entscheidungen der Befürworter des bestehenden Zustandes haben sicher auch finanzielle Überlegungen eine Rolle gespielt, den zur Zeit zahlt Frankreich pro Jahr mehr als eine Milliarde Euro in die öffentlichen Kassen der Nouvelle-Calédonie.
(Aude Bariéty: Référendum en Nouvelle-Calédonie : les disparités du vote dans les 33 communes, in: Le Figaro, service infographie, 04. 11. 2018, 15.54h)
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Roboter im Weinbau
Der Weinbau ist von Natur aus ein arbeitsintensiver Wirtschaftsbereich, in dem angesichts des Ansteigens der Lohnkosten zunehmend mehr versucht wird, Handarbeit durch Maschinen zu ersetzen. Das hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass der größte Teil der Weinlese von Pflückmaschinen besorgt wird ebenso wie das anschließende Sortieren der geernteten Früchte. Neuerdings wird versucht, auch die Pflege der Parzellen maschinell durchzuführen. Führend dabei ist ein Unternehmen Im Anbaugebiet Saint-Émilion, das Vitirover herstellt, einen kleinen Roboter, der das Unkraut zwischen den Reihen der Rebstöcke abmäht, und das nahezu vollautomatisch und vor allem ohne irgendwelche chemischen Mittel. Das Gerät ist 80 cm lang, 35 cm breit und 30 cm hoch. Es geht zurück auf Entwicklungsarbeiten, die 2008 begonnen haben und die nach vielen Versuchen zu dem heute als praxistauglich eingestuften Roboter geführt haben, dessen Serienproduktion in der nächsten Zukunft beginnen soll. Vitirover mäht zwischen den Reihen der Weinstöcke Gras und Unkräuter, es nähert sich dazu bis auf einen Zentimter den Weinstöcken. Pro Stunde können so 300 m bearbeitet werden, und das 12 bis 14 Stunden täglich. Der Mähroboter wird mit seinen vier Rädern mit nahezu allen Hindernissen fertig, auf die er während seiner Arbeit treffen kann. 2018 wurden 50 Roboter hergestellt, 2019 sollen es 150 sein, danach ist an eine weitere Steigerung der Produktion gedacht.
(L. Douifi: Des cybermoutons en pâturage dans le vignoble girondin, in: SUDOUEST, 02. 11. 2018)
Pilzflaute
In normalen Jahren sind die nachsommerlichen Monate für Pilzsammler eine ergiebige Zeit, doch in diesem Jahr ist vieles anders, einfach, weil es kaum Pilze gibt. Schuld daran ist der Mangel an Niederschlägen in den vorangegangenen Monaten, ohne die Pilze nicht gedeihen können, zumindest nicht in den Mengen, die Pilzsammler zufrieden macht. Noch ist eine Wende möglich, aber dafür bräuchte es Niederschläge in der Größenordnung von 60 bis 80 mm und dann eine Wartezeit von zwei Wochen. Zur Zeit werden auf den Märkten zwar Pilze angeboten, aber zu relativ hohen Preisen von 15 bis 20 Euro pro Kilogramm, für besonders gute Qualitäten werden sogar 25 Euro pro kg gefordert und gezahlt. Für die Aufkäufer von Pilzen ist die Saison 2018 schon gelaufen, denn selbst wenn jetzt das Angebot noch größer wird, sind die Mengen und Umsätze normaler Jahre nicht mehr zu erreichen.
(H. Chassain: Drôle d’automne pour les cèpes, in: SUDOUEST, 02. 11. 2018)
Claverina und Sorita
Claverina und Sorita sind die beiden Braunbärinnen, die Anfang Oktober in den französischen Pyrenäen ausgesetzt worden sind, um die kleinere der dort bestehenden beiden Bärenpopulationen, die nur noch aus zwei Männchen bestand, zu verstärken und ihr Überleben zu sichern. Da die bedien Bärinnen Halsbänder mit Sendern tragen, weiß man ziemlich gut über sie Bescheid, so zum Beispiel, dass sie nach der Freilassung schon beträchtliche Wanderungen unternommen haben und dass es ihnen offensichtlich gut geht. Das Office national de la chasse et de la faune sauvage (ONCFS), in dessen Zuständigkeit die Fürsorge um die Pyrenäenbären liegt, macht noch einmal nachdrücklich darauf aufmerksam, dass die Bären unter besonderem Schutz stehen. Jegliche Störung oder Beeinträchtigung ihrer Existenz wird empfindlich bestraft. Diese besonders an die Adresse der Bärengegner gerichtete Ansage wird zwar nicht dazu führen, dass die bestehenden Vorbehalte gegen die ausgewilderten Tiere verschwinden, aber man will offenbar damit erreichen, dass die noch vor wenigen Wochen hochgehenden Wogen de Ablehnung und des Widerstandes sich allmählich beruhigen.
(Étienne Czernecka: Les ourses, relâchées cet automne, vont bien, in: SUDOUEST, 01. 11. 2018)
Altglas
Die Firma Smicotom, die in gemeinsamem Besitz von rund 30 Gemeinden des nördlichen Médoc ist, besorgt dort seit Jahren die Müllabfuhr, zu der auch die Abfuhr von Altglas gehört. Das wurde bisher an den privaten Haushalten in einem speziellen Behältnis deponiert und von der Firma Smicotom eingesammelt. Vom nächsten Frühjahr an wird sich für viele der 57.000 dauerhaften Einwohner des Médoc im Einzugsbereich von Smicotom eine Änderung ergeben, da die Abholung an der Haustür beendet wird. Stattdessen werden an geeigneten Stellen Sammelbehälter aufgestellt, zu denen künftig das Altglas zu bringen ist. Als Begründung für diese Umstellung führt Smicotom in erster Linie Kostenüberlegungen an. Daneben wird darauf verwiesen, dass das manuelle Einsammeln von Altglas an den Haustüren für die damit befassten Arbeitskräfte oft beschwerlich ist und zudem die Qualität des eingesammelten Altglases nicht zufriedenstellt. Im letzen Jahr wurden im Arbeitsbereich von Smicotom 4.300 Tonnen Altglas eingesammelt und zu 100% der Wiederverwendung zugeführt. Die Leitung von Smictom erinnert daran, dass in die Altglasbehälter, einerlei ob an den Häusern oder auf öffentlichen Plätzen nur Flaschen ohne Korken und Verschlüsse und Verpackungsgläser ohne Deckel eingegeben werden dürfen. Andere Glasarten wie Spiegel, Geschirr etc. haben hingegen haben dort nichts zu suchen, da diese Glasarten andere Schmelztemperaturen haben als Flaschen und Verpackungsgläser und demzufolge nicht zusammen eingeschmolzen werden können.
(R. Boivinet: in: SUDOUEST, 31. 10. 2018)
Oktober 2018
Und nach dem Brexit?
Man muss wohl über besondere Fähigkeiten verfügen, um im Brexit Vorteile zu sehen. Die meisten der über 150.000 Bürger des Vereinigten Königreichs, die ihren ständigen Wohnsitz in Frankreich haben, verfügen darüber offenbar nicht. Auf einer Veranstaltung im Musée d’Aquitaine, die von der britischen Botschaft ausgerichtet wurde, hatten die über 200 erschienenen britischen Bürger, die im Südwesten Frankreichs ansässig geworden sind, ausgiebig Gelegenheit, ihre Sorgen und Befürchtungen zu artikulieren, und sie taten es ohne Vorbehalte. Der Ort für die Veranstaltung war mit Absicht gewählt, denn in der Region Nouvelle-Aquitaine leben die meisten Briten in Frankreich, und zwar vornehmlich in den Departements Charente, Dordogne, Vienne und Haute-Vienne. Die Sorgen dieser Briten, die vielfach schon zehn Jahre und länger in Frankreich zu Hause sind, kreisten um Fragen, die sich für sie bei künftigen Reisen in der Europäischen Union ergeben, das Recht zu wählen, Besteuerung von Renten und Einkünften, und noch vieles mehr. Einhellig war man der Meinung, dass der Brexit ihnen nur Nachteile bringen werde. Zudem wurde die Unsicherheit beklagt, über das, was konkret nach dem 29. März 2019, dem voraussichtlichen Datum des Brexit, auf britische Bürger zukommen wird. Immer wieder klang an, dass man wohl die französische Staatsbürgerschaft beantragen werde, um vor vorhersehbaren oder zumindest vermuteten Nachteilen geschützt zu sein. Im letzten Jahr haben 3.200 Briten einen französischen Pass beantragt. Seit 2016 sind 367 darauf bezogene Anträge bei der Präfektur des Departements Gironde eingegangen, die zuständig ist für die fünf Departements der alten Region Aquitaine. In der Region Nouvelle-Aquitaine leben derzeit ständig 39.000 Briten, die damit 0,7% der Wohnbevölkerung ausmachen. 1968 waren es erst 840. 26% der ständig in Frankreich lebenden Briten haben ihren Hauptwohnsitz in der Region Nouvelle-Aquitaine. Das bevorzugte Departement ist dabei die Charente, in der 5.000 Briten zu Hause sind, vor der Dordogne mit 2.500. Über 47% der in Frankreich lebenden Briten sind Rentner oder Vorruheständler, 26% üben einen Beruf aktiv aus. Die Ruheständler, die ihre Bezüge aus heimischen Kasssen beziehen, haben schon jetzt unter den Brexit-Vorboten zu leiden, denn durch den Verfall des Pfund-Kurses haben sie deutlich weniger Geld zur Verfügung als früher.
(J. Rousset: Les Anglais de la région dans le flou du Brexit, in: SUDOUEST, 29. 10. 2018)
Tour de France 2019
Der Streckenverlauf der 106. Auflage der Tour de France ist kein Geheimnis mehr. Das Rennen wird am 6. Juli 2019 in Brüssel gestartet, um an den ersten Tour-Sieg von Eddy Merckx vor 50 Jahren zu erinnern. Zum ersten Male wird es im kommenden Jahr drei Bergankünfte auf über 2000 m geben. Insgesamt stehen 30 Pässe auf dem Programm, auch das ein Rekord in der bisherigen Geschichte der Tour de France. Der Streckenverlauf berührt zwar den Pyrenäenbereich, lässt aber den übrigen Südwesten und den Westen Frankreichs links liegen. Vor der letzten Etappe, die traditionsgemäß auf den Champs Élysées endet, fallen die Entscheidungen über Sieg und Platzierungen in den Alpen, falls nicht zuvor schon die Bergankünfte in den Pyrenäen für klare Verhältnisse gesorgt haben sollten.
(Sudouest.fr: Voici le parcours détaillé du Tour de France 2019, in: SUDOUEST, 25. 10. 2018, 14.45h, Internet-Ausg.)
Grabungen an der Dune du Pilat
Die Dune du Pilat zieht, wie man weiß, Touristen an wie ein Magnet. In diesen Tagen, in denen die Besucherströme eher klein geworden sind, sind Archäologen am Werk, die auf der dem Atlantik zugewandten Sete der Düne mit schwerem Gerät und großem Einsatz Ausgrabungen durchführen. Sie profitieren dabei davon, dass die Düne, die bekanntermaßen langsam landeinwärts wandert, im Untergrund Dinge preisgibt, die dort schon lange ruhen, wegen der Sandmassen aber nicht einsehbar waren. Die jetzt laufenden Grabungen sollen Kenntnisse, die man bereits 2014 gewonnen hat, vervollständigen und dabei noch offene Fragen klären. An der Stelle, an der momentan gegraben wird, sind Reste einer Salzgewinnungsanlage, ein Wohnbereich und zahlreiche Keramikscherben gefunden worden. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert sind bei einer Reiehe von Grabungen an rund fünfzig Stellen unter der Düne Spuren von menschlichen Siedlungen zutage getreten, die bis in die ausgehende Bronzezeit und die frühe Eisenzeit zurückreichen. In der Zeit vom 27. bis zum 30. Oktober werden um 14.30h Führungen zu den Grabungen angeboten, die am Fuß der großen Treppe beginnen.
(S. Menet: ce que fait la pelleteuse sur la dune du Pilatin: SUDOUEST, 25. 10. 2018)
Radargeräte
Die Radargeräte im Médoc haben kaum Aussichten darauf, in Frankreich in die Spitze der fleißigsten Apparaturen dieser Art vorzudringen. Der Grund liegt weniger darin, dass die Verkehrsteilnehmer im Médoc sich besonders darin befleißigen, die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung einzuhalten, sondern in dem Umstand, dass die Radargeräte der Region in großer Regelmäßigkeit daran gehindert werden, wahrzunehmen, was sich in ihrem Erfassungsbereich ereignet. Die meisten Attacken werden mit Farbe ausgeführt, die auf das Sichtfenster der Geräte aufgetragen wird und diese damit blind macht. Bisweilen wird auch zu noch rabiateren Methoden gegriffen, doch das sind eher Einzelfälle. Wirksame Gegenmittel gegen Anschläge auf fest installierte Messstationen gibt es bislang nicht, und es ist auch anzunehmen, dass das so bleiben wird, solange es Aufstellungsorte gibt, die, zumindest in den späteren Abend- und den Nachstunden, längere Zeit unbeobachtet sind. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer eher Reaktionen der Schadensfreude zeigt, wenn mal wieder ein Radargerät außer Gefecht gesetzt worden ist. Der jüngste Angriff wurde zwischen Carcans und Hourtin ausgeführt, wobei der oder die Täter kräftige rote Farbe auftrugen und der Messeinrichtung damit eine Pause verschafften.
(Carcans-Hourtin : le radar une nouvelle fois dégradé, in: SUDOUEST, 24. 10. 2018)
Polizeieinsätze
Die Kommandantin der Gendarmeriekompanie des Médoc hat nach Abschluss der Saison 2018 eine erste Bilanz gezogen, in der sie mit Zufriedenheit feststellte, dass es in den zurückliegenden Monaten keine größeren Störungen der öffentlichen Ordnung gegeben habe. Offenbar hat die taktische Ausrichtung der Poizeiarbeit, die erfolgreich versuchte, möglichst viel Präsenz zu zeigen, ihre Früchte getragen. Dabei haben die Polizisten im Juli und August 1772 Einsätze gehabt, 4% mehr als im Vorjahr. Die Steigerung ging im wesentlichen auf das Konto von Gewaltdelikten, während die Zahl der einfachen Diebstähle um gut 10% abgenommen hat. Leicht angestiegen ist die Zahl der Einbrüche von 113 im letzten Jahr auf 119. Die Zahl der Diebstähle von Autos und Zweirädern hat hingegen deutlich abgenommen von 218 auf 158. Rückläufig war auch die Zahl der Verkehrsunfälle. Es wurde nur ein Todesopfer gezählt gegenüber drei im Vorjahr. Die Gesamtzahl der Unfälle sank von 19 auf 13, und die Zahl der Verletzen von 27 auf 20.
(J. Lestage: Sécurité : les gendarmes plus sollicités cet été, in: SUDOUEST, 24. 10. 2018)
Öffentlicher Protest
Am 27. Oktober 2018 um 15.00h soll auf dem Square de l’Océan in La Palmyre eine Demonstration stattfinden, auf der gegen das Projekt der großflächigen Ausbaggerung von Sand und Kies im Bereich von Le Matelier vor La Palmyre protestiert werden soll. Dieses Projekt, von dem große Gefahren für das ökologische Gleichgewicht im Mündungsbereich der Gironde ausgehen, ist zwar von der Regierung im Juli 2017 gestoppt worden. Es ist aber immer noch möglich, wenn ein von den Firmen, die die Ausbaggerung vornehmen wollen, angestrengtes Verwaltungsgerichtsverfahren zugunsten dieser Firmen ausgeht. Zur Zeit gibt es noch keine Genehmigung für die Ausbaggerung, aber das könnte sich, abhängig von dem Gerichtsentscheid, noch ändern.
Aus diesem Grund haben zwölf Vereinigungen, darunter an nicht unbedeutender Stelle der Verein Une Estuaire pour tous, dazu aufgrufen, gegen die immer noch mögliche Abbaugenehmigung zu protestieren.
Teilnehmer an der Veranstaltung vom linken Girondeufer treffen sich am 27. Okt. vor 13.45h in Le Verdon, um gemeinsam die Fähre nach Royan zu nehmen, wo ein Bus bereitsteht, der zum Veranstaltungsort fährt und die Teilnehmer danach wieder zur Fähre bringt..
Anmeldungen per Mobiltel.: 06 37 15 09 28
Umgehungsstraße Lesparre
Als vor Jahren die Diskussion um die Umgehungsstraße um Lesparre begann, war man einhellig der Meinung, dass die dadurch geschaffene Entlastung des innerstädtischen Verkehrs nicht nur für die Bewohner von Lesparre Erleichterung und Segen sein würde, sondern auch eine willkommene Wohltat für die Feriengäste, die an die Küsten des nördlichen Médoc strebten und denen irgendwann einmal erspart bleiben würde, sich durch die engen und teilweise noch dazu schmalen Straßen von Lesparre zu quälen. Von dieser erwartungsfrohen Grundstimung ist inzwischen nicht mehr viel geblieben, wenn man einmal absieht von dem Verein „Überleben auf der 1215“, der sich noch immer nachhaltig für den Bau der Umgehung einsetzt. Auf einer kürzlich privat organisierten Zusammenkunft in Gaillan ließen sich nur noch wenige Befürworter hören. Die Ladeninhaber in Lesparre führen an, dass sie in den Ferienmonaten um 20 – 30% höhere Umsätze hätten, auf die sie nach der Inbetriebnahme der Umgehung wohl oder übel verzichten müssten, was viele in existentielle Schwierigkeiten brächte. Von den Anliegern der geplanten Steckenführung sind 800 Unterschriften gesammelt worden, die sich gegen den Straßenbau aussprechen, weil dadurch angeblich der Umwelt Belastungen auferlegt würden, die niemandem Vorteile brächten. Anstelle der Umgehungsstraße solle man vielmehr nach Lösungen im Verlauf der bestehenden Straßen in Lesparre suchen, die etwa zwischen den beiden Kreisverkehren ausgebaut werden könnten und damit die bestehenden Probleme lösen könnten. Im Zusammenhang mit den derzeit veranschlagten Kosten von rund 35 Millionen Euro für die Verwirklichung der Umgehung wurde gefragt, wem diese letztlich nützen würde, wobei für einen großen Teil der Anwesenden festzustehen schien, dass die Nutznießer sich nicht unter den Bewohnern von Lesparre finden ließen. Der gegenwärtige Diskussionsstand um die Umgehung von Lesparre ist noch weit von einer konsensgetragenen Lösung entfernt, aber diejenigen, die die Planung voranbringen wollen, sind sicher gut beraten, wenn sie sich darauf einstellen, dass vor ihnen noch viel Überzeugungsarbeit liegt, bevor die derzeit noch bestehenden Konflikte beigelegt werden können.
(G. Rigal: Le contournement échauffe les esprits, in: SUDOUEST, 23. 10 .2018)
Kraftstoffpreise
Die Preise, die Autofahrer in Frankreich an den Zapfsäulen zahlen müssen, sind auf Rekordkurs. Dass das so ist, liegt zu einem erheblichen Teil daran, dass der Staat mit unerbittlicher Regelmäßigkeit die Steuern auf Benzin und Diesel erhöht. 2018 wurden auf diese Weise pro Liter 4 Centimes auf Benzin und 7 Centimes für Diesel aufgeschlagen. 2019 kommen weitere 6 Centimes für den Diesel und 3 Centimes für Benzin hinzu. Die Steuererhöhungen werden weitergehen bis 2022, wenn der Dieselpreis höher sein wird als die Benzinpreise. Dahinter steht die Absicht, den Anteil der Dieselfahrzeuge, die als schadstoffintensiver als die Benziner gelten, zurückzudrängen. Marktbeobachter sehen in dieser Politik Risiken, die von den Rohölpreisen ausgehen, so dass die tatsächlichen Preisaufschläge deutlicher höher ausfallen könnten als die Zuschläge bei den Steuern. In der letzten Woche wurden den Autofahrern pro Liter Benzin 1,55 Euro und für Diesel 1,52 Euro abgenommen. Die Verbraucher- und Automobilistenverbände rufen dazu auf, dem Staatspräsidenten Briefe zu schreiben und die letzten Tankquittungen beizulegen. Pessimisten fürchten, dass schon in naher Zukunft Dieselpreise von 2 Euro pro Liter möglich sein können. Zur Zeit entfallen von dem Preis 7,6% für den Handel und die Verteilung,, 5,5% für Raffineriekosten, 28,3% auf das Rohöl und 58,6% auf Steuern. In den letzten 12 Monaten haben die Dieselpreise um 23,7% zugelegt, beim Benzin waren es etwas mehr als 15%.
(J. Desport: Carburants : une hausse des prix à haut risque, in: SUDOUEST, 23. 10. 2018)
Wohin mit den Fahrrädern?
Auch in Bordeaux waren die Stadtväter angesichts der innerstädtischen Verkehrsprobleme nicht unzufrieden, als immer mehr Fahrräder im Straßenbild auftauchten. Mittlerweile nutzen 9% der Bewohner von Bordeaux nur noch ihr Fahrrad für innerstädtische Besorgungen. Sie ersparen sich damit zwar die kostenträchtige und mühsame Suche nach einem Parkplatz für ihr Auto, aber sie haben dafür ein anderes Problem: Sie finden immer weniger Plätze, wo sie ihre Räder abstellen und diebstahlsicher zurücklassen können. Die Stadtverwaltung hat in zwischen mehr als 10.000 Stahlrohrbögen montiert, an denen Fahrräder sicher abgestellt und angeschlossen werden können, doch ist die Nachfrage immer deutlich größer als das verfügbare Angebot, auch wenn die Stadtverwaltung jährlich rund 100.000 Euro für die Anschaffung neuer Fahrradständer bereitstellt. Viele Radfahrer schließen ihre Stahlrösser ersatzweise an Verkehrsschilder oder Absperrgitter, doch ist das keine zufriedenstellende Lösung. Die Stimmung unter den Radfahrern ist mittlerweile mehr als gereizt, doch wird dies in den meisten Fällen nicht dazu führen, dass mangels wirklicher Alternativen auf das Fahrrad als Verkehrsmittel verzichtet werden wird.
(L. L.: Vélos : attache-moi si tu peux …, in: SUDOUEST, 22. 10. 2018)
Neue Arbeitsplätze
Bordeaux ist nicht nur beim Zuzug neuer Bewohner im Aufwind, sondern auch bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Deren Zahl nahm 2014 um 1.200 zu, 2015 waren es 5.100, 2016 kamen 9.100 hinzu und im letzten Jahr 11.000. Die Pläne der Stadtverwaltung für die Jahre bis 2030 gehen von der Einrichtung weiterer 100.000 neuer Stellen as, was nach den Werten für die letzten Jahre realistisch erscheint. Der größte Teil der bisher entstandenen neuen Arbeitsplätze wurde durch die Vergrößerung bestehender Firmen bewirkt, doch ging ein Teil der Zuwächse auch auf das Konto neu gegründeter Unternehmen, von denen in den letzten Jahren jeweils rund 70 bis 80 gezählt wurden. Bordeaux nimmt hinsichtlich der Zunahme der Beschäftigtenzahlen nach Paris und Nantes den dritten Platz unter den französischen Großstädten ein. Es besteht kein Anlass, anzunehmen, dass sich das in absehbarer Zukunft ändern wird, auch wenn es Bereiche wie etwa den Hafen gibt, in denen die Zahl der Beschäftigten stagniert oder zurückgeht.
(X. Sota: 11 000 emplois créés en 2017, in: SUDOUEST, 19. 10. 2018)
Monsieur le Maire gibt Einblicke
Alain Juppé, mit einer kurzen Unterberechung seit 1995 Bürgermeister von Bordeaux, gilt nicht gerade als unnahbar, aber er gibt nicht gern Einblicke in seine innere Gedanken- und Gefühlswelt. Nun hat er bei den Éditions Plon einen Dictionnaire amoureux de Bordeaux veröffentlicht, in dem er in alphabetischer Folge Dinge und Ereignisse anspricht, zu denen er eine besondere Beziehung hat. Dass dabei die Stadt Bordeaux, die er seit über zwei Jahrzehnten geprägt hat, eine Hauptrolle spielt, verwundert nicht sonderlich. Er wehrt sich dabei auch gegen Kritik, die er für unberechtigt hält, so z. B. wenn man ihm vorwirft, er habe Bordeaux „mineralisiert“, also unter Steinen begraben. Dem hält er entgegen, dass in seiner Amtszeit ein Park von 40ha Fläche angelegt worden sei, und dass die Bepflanzungen der Quais der Garonne belege, dass das innerstädtische Grün in den Planungen der Verwaltung stets eine gewichtige Rolle gespielt habe.
(B. Béziat: Les confidences de « l’amoureux » Juppé, in: SUDOUEST, 18. Oktober 2018)
Petition gegen Sandabbau
Der Verein Estuaire pour tous, der sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, umweltschädliche Eingriffe im Bereich der Girondemündung zu verhindern, hat eindeutig Stellung bezogen gegen das Vorhaben, vom Banc du Batelier (vor der Küste nördlich von Royan) im Verlauf der nächsten 30 Jahre 13 Millionen Kubikmeter Sand abzubaggern, weil diese Maßnahme irreparable Auswirkungen auf das sensible Umweltgefüge in diesem Küstenbereich haben würde. Zudem, so führt der Verein an, habe sich herausgestellt, dass die Simulationen über die angebliche Umweltverträglichkeit der Sandentnahme, die die Firmen vorgelegt hätten, die diese betreiben wollten, auf unzutreffenden Annahmen aufgebaut sei.
Aus diesem Grund startet der Verein Estuaire pour tous eine Petition, die an das für die Erteilung der Abbaugenehmigung zuständige Ministerium für Wirtschaft und Finanzen gerichtet wird und die unter Hinweis auf die ökologisch bedenklichen Folgen erreichen will, dass die Genehmigung zum Sandabbau am Banc du Batelier nicht erteilt wird.
Wenn Sie einen Beitrag dazu leisten wollen, dass der Mündungsbereich der Gironde so erhalten bleibt, wie man ihn heute kennt, dann sollten Sie sich der Petition anschließen.
Wenn Sie das wollen: Klick
Blauer Wein
Vor fünf Jahren haben sich fünf Studenten aus dem spanischen Baskenland vorgenommen, die Welt mit einem Wein zu überraschen, wie es ihn noch nie gegeben hat, und der sollte blau sein, mithin also signifikant abweichen von der Farbpalette der herkömmlichen Weine. Nach zwei Jahren intensiven Experimentierens und Probierens haben sie 2015 das Untennehmen Gik Live! gegründet, das heute 12 Angestellte hat und schon im ersten Jahr 30.000 Flaschen des neuartigen Weins verkaufen konnte. Im letzten Jahr wurden bereits 500.000 Flaschen abgesetzt und in 21 Länder verkauft. An der Spitze der Abnehmerländer stehen die USA, was vielleicht wenig Verwunderung auslöst, wenn man bedenkt, wozu man in diesem Land fähig ist, doch schon auf dem zweiten Platz folgt Frankreich.
Bei der Entstehung des blauen Weins folgt man mehr oder weniger den Prinzipien der konventionellen Vinifikation. Die blaue Farbe entsteht durch Mischung von weißen Trauben mit ein wenig roten, und das vor der Fermentierung. dann werden Farbstoffe zuesetzt, die teilweise aus den Häuten roter Trauben gewonnen werden, teilweise aber auch aus zwar natürlichen, aber nicht in den Weintrauben vorkommenden Pigmenten bestehen. Das Ergebnis hebt sich jedenfalls farblich von den Weinen ab, die man bisher kannte. Die junge Firma Gik Live! peilt in diesem Jahr einen Umsatz von 1,5 Millionen Euro an, für ein junges Unternehmen ein honorables Ergebnis. Und schon gibt es die ersten, freilich nicht autorisierten, Nachahmungen aus chinesischen Produktionsstätten. Die Châteaux des Médoc machen sich allerdings keine Gedanken, ob sie ihre Produktpalette um einen neuen Farbton erweitern sollen.
(M. Barraux: On a goûté le Gik Blue : un vin basque et… bleu, in: SUDOUEST, 18. 10. 2018, Abend-Ausg.)
Radarbilanz
Die französischen Behörden sind eher reserviert, wenn sie sich zu den Aktivitäten der Radargeräte für die Verkehrsüberwachung äußern sollen, aber mittlerweile machen die Medien ordentlich Druck, so dass dann doch Zahlen an die Öffentlichkeit kommen. Danach haben die Radargeräte im letzten Jahr in Frankreich 16 Millionen mal ausgelöst, wobei die Zahlen für die Radargeräte, die Ampeln überwachen, eigenartigerweise nicht mitgezählt wurden. Insgesamt gibt es an Frankreichs Straßen 4.446 Radargeräte, von denen 29% fest installiert sind, 9 % sind mobil, d. h. sie können an wechselnden Standorten abgesetzt werden. 21% der Radargeräte sind in Fahrzeugen eingebaut, 16% stehen an Ampeln, 16% messen die Geschwindigkeit in beiden Richtungen, und 19 % passen in keine der genannten Kategorien. Von den 16 Millionen Blitzauslösungen führten rund 75% zu Bußgeldbescheiden. Die staatlichen Kassen haben ihre Einnahmen aus Aktivitäten der Radargeräte zwischen 2009, als die Bußgelder 509 Millionen eingebracht haben, und 2018 nahezu verdoppelt. Für 2019 rechnet man damit, dass erstmals mehr als eine Milliarde Euro erreicht werden, wobei sich die Beträge nicht zuletzt wegen der neuen Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h auf dem größten Teil des Straßennetzes einnahmensteigernd auswirken werden.
(F. Sallet: Le nouveau Top 100 des radars automatiques en France, in: SUDOUEST, 16. 10. 2018, 8.36h, Internet-Ausg.)
Erinnerungsarbeit
Das Ende des Zweiten Weltkrieges liegt zwar schon mehr als sieben Jahrzehnte zurück, aber nicht nur die betonierten Zeugen des Atlantikwalls ragen in unsere Zeit und geben Anlass zu Fragen. Die letzten Kampfhandlungen im Médoc fanden erst am 20. April, also kurz vor der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 ihr Ende, als sich die letzten Soldaten der Wehrmacht in der sogenannten Festung Gironde Süd nördlich von Soulac ergaben.
Seit beinahe 20 Jahren kümmert sich Jean-Paul Lescorce um diese Bunker, von denen er mehr als zwanzig in mühseliger Handarbeit freigelegt und zugänglich gemacht hat. Seither hat er eine kaum noch zu zählende Schar von Interessierten an der Erinnerungsarbeit, die er leistet, teilhaben lassen, und das Interesse an seinen Führungen nimmt nicht ab, sondern eher zu.
Während die Bunker als stumme Zeitzeugen einen direkten Zugang zu dem Abschnitt der Geschichte, in dem sie entstanden sind, ermöglichen, steht es weniger gut um die Erinnerung an die persönlichen Schicksale der rund 3000 deutschen Soldaten, die die Kämpfe überlebt haben und danach in französische Gefangenschaft gerieten. Hier gehen die Fragen vornehmlich aus von den Söhnen und Töchtern dieser Männer, die oft nur fragmentarische Kenntnisse über die Dinge haben, die ihren Vätern widerfahren sind. Es gibt zwar inzwischen wissenschaftlich abgesicherte Untersuchungen zur Thematik der deutschen Kriegsgefangenen nach 1945 in französischem Gewahrsam, aber die Besonderheiten der Erlebenswelt der Soldaten, die in der Festung Gironde Süd gekämpft und gelitten haben, wird in diesen Darstellungen aus verständlichen Gründen nicht so herausgearbeitet, wie sich das die Nachfahren wünschen. An dieser Stelle setzt eine Initiative an, die von Elke Schwichtenberg und Christian Büttner, den Betreibern der Internet-Seite medoc actif ( http://www.medoc-actif.eu) angestossen worden ist, und die es sich, unterstützt von einer Gruppe Gleichgesinnter, zum Ziel gesetzt hat, in möglichst breiter Weise alles das einzusammeln, was Aufschluss und Einblick gibt in die Lebensumstände der deutschen Kriegsgefangenen und der französischen Umwelt, in der sie teilweise mehrere Jahre zugebracht haben. Hier wird z.B gefragt, was aus den Soldaten nach der Kapitulation der Festung Gironde Süd geworden ist, wo und wie sie untergebracht waren und zu welchen Arbeiten sie herangezogen wurden. Hier interessieren alle, auch die kleinsten Informationen, die erhellend sein können. Wer dazu Beiträge leisten kann, ist eingeladen, sich an die Kontaktadresse pg@medoc-actif.eu zu wenden oder das Telefon 05 56 41 17 43 zu nutzen. Ziel dieser Bemühungen ist es, eine Dokumentation zu erstellen, die möglichst viele Einblicke in die Lebensumstände der deutschen Kriegsgefangenen im Médoc vermitteln soll.
(J. Lestage: Les familles de soldats allemands veulent savoir, in: SUDOUEST, 16. 10. 2018)
Verjüngungskur
Es ist mittlerweile guter Brauch, jährlich einmal bei der Journée nationale des phares die Aufmerksamkeit auf die Leuchttürme der Region zu lenken. In diesem Jahr hatte der Verein Phares de France dazu den Leuchturm vom Cap Ferret ausgewählt, der zwar wie alle anderen Leuchttürme Eigentum des Staates ist, aber von der Gemeinde, auf deren Boden er steht, betreut wird. In erster Linie interessiert die Gemeinde die touristische Attraktivität des Bauwerks, das jährlich 118.000 Besucher anzieht und damit einer der meist besuchten Leuchttürme Frankreichs ist. Zur Zeit werden Arbeiten durchgeführt, die dem Leuchtturm zu alter Frische verhelfen sollen. Kürzlich wurde mit Hubschrauberhilfe das Schutzgeländer oben auf dem Turm entfernt. Es wird in naher Zukunft, ebenfalls mit Hubschrauberhilfe, durch ein neues ersetzt werden. Gegenwärtig sind Anstreicher damit beschäftigt, auf dem Äußeren des Turms einen neuen rot- weißen Anstrich aufzubringen, was aus erklärlichen Gründen nur von außen geschehen kann. Die Maler seilen sich dazu aus luftiger Höhe ab, weil sie nur so die gesamte Außenfläche des Gebäudes bearbeiten können. Wenn alles nach Plan verläuft, werden die auf 500.000 Euro veranschlagten Renovierungsarbeiten im nächsten Jahr abgeschlossen. Danach wird der Leuchtturm wieder für den Touristenverkehr geöffnet.
(D. P.: le phare du Ferret en pleine lumière, in: SUDOUEST, 15. 10. 2018)
Temperaturrekord
Die Thermometer in Frankreich sind weiter auf Rekordkurs. Am 13. Oktober wurden in Paris 27,2 Grad gemessen, doch ist das nur die Einstellung eines Rekords, der schon 1921 aufgestellt wurde. In Bordeaux kletterten die Thermometer auf 28,8 Grad. In Lacanau war der Strand so stark besucht wie an den Spitzentagen der Sommersaison.
(Des records de température hier, in:SUDOUEST, 14. 10. 2018)
Verschwendung
Am 16. Oktober wird in Frankreich die Journée nationale de lutte contre le gaspillage alimentaire begangen, bei der aufmerksam gemacht werden soll auf die Verschwendung von Lebensmitteln. In Frankreich werden pro Kopf der Bevölkerung und Jahr 30 kg Lebensmittel weggeworfen, was eine Gesamtmenge von 10 Millionen Tonnen ergibt. Am häufigsten wird Gemüse ungenutzt entsorgt, danach folgen Flüssigkeiten (z.B. Milch) und Obst.
(Le chiffre 30, in: SUDOUEST, 14. 10. 2018)
Preisverteilung
Der Verein der Eigentümer alter Villen in Soulac besteht seit 29 Jahren, in denen er sich in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung bemüht hat, die für die Stadt typischen und prägenden villas soulacaises zu erhalten und, wo nötig, wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Dazu führt der Verein umfangreiche Erhebungen durch, an deren Ende besonders gelungene Restaurierungsmaßnahmen ausgezeichnet werden. Am vergangenen Samstag wurden in der Salle socio-culturelle wieder zwei Diplome und Medaillen vergeben, die an die Besitzer der Villen Julienne und Cordouan gingen für die Arbeiten, die sie an ihren Häusern im Geist der für Soulac typischen und kennzeichnenden Architektur durchgeführt haben. Der Bürgermeister betonte dabei in seiner Rede, dass es erfreulich sei zu sehen, dass die Besitzer der historischen Villen sich erfolgreich beteiligten an der Aufwertung des Stadtbildes, dessen touristische Anziehungskraft dadurch nachhaltig gestärkt werde.
(M. Caporal: Des médailles pour les villas anciennes, in: SUDOUEST, 10. 10. 2018)
Neue Kraftstoffkennzeichung in Kraft
Mit dem 12. Oktober 2018 ist die von der EU verfügte neue einheitliche Kennzeichnung für Kraftstoffe in Kraft. Dazu werden Kreise (für Benzin), Quadrate (für Diesel) und Rauten (für gasförmige Kraftstoffe) zur Kennzeichnung der verschiedenen Kraftstoffarten verwendet. In den Kreisen, Quadraten bzw. Rauten finden sich Zahlen und oder Buchstaben, die die Unterscheidung der verschiedenen Benzin-, Diesel oder Gasarten ermöglichen.
Der Dieselkraftstoff B7 kennzeichnet die häufigste Dieselvariante, das Benzin E5 steht für die bisherige Bezeichnung sans plomb 95 oder 98, und bei den gasförmigen Kraftstoffen bezeichnet LPG das bisherige Kürzel GPL.
Bei den französischen Verbrauchern kommt der Wechsel der Bezeichnungen nicht sonderlich gut an, doch sollte man hier Gelassenheit zeigen: die alten Kennzeichnungen bleiben erhalten, die neuen treten daneben und sorgen namentlich bei Auslandsfahrten für eine eindeutige Systematik, die bislang nicht existierte. Die neuen Kennzeichnungen sind ab 12. Oktober auch für die von diesem Datum an ausgelieferten Kraftfahrzeuge vorgeschrieben.
In Frankreich legen täglich 5 Millionen Automobilisten einen Tankstopp ein. Im Durchschnitt tankt ein französischer Autofahrer einmal alle 14 Tage sein Fahrzeug voll. Jeden Monat werden 4,25 Milliarden Liter Kraftstoff verbraucht, davon gehen 80,1% in Dieselfahrzeuge, der Rest verteilt sich auf die drei Benzinarten. Dabei hat die Zahl der Tankstellen in Frankreich von 41.500 im Jahre 1980 auf 11.147 im Jahr 2017 abgenommen.
(B. Lasserre: Carburants : nouveaux logos, mêmes pompes, in: SUDOUEST, 12. 10. 2018)
Gefahr für den Canal du Midi
Der Canal du Midi, mit dessen Bau vor rund 350 Jahren unter Ludwig XIV. begonnen wurde, sollte eine Wasserstraße schaffen, auf der Schiffe vom Mittelmeer zum Atlantik gelangen konnten, ohne den weiten und gefährlichen Weg um die iberische Halbinsel nehmen zu müssen. Heute hat der Kanal als Verkehrsweg kaum noch eine Bedeutung, aber er ist für den Tourismus interessant, und er gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Zur Zeit macht man sich allerdings Sorgen, ob dieser Status von Dauer sein wird, denn die Ufer des Kanals verändern rasant ihr Aussehen. Grund sind ausgedehnte Fällaktionen unter den hundertjährigen Platanen, die dem Kanal sein unverwechselbares Aussehen geben. Die Platanen werden gefällt, weil sie von einem Pilz befallen sind, der innerhalb weniger Monate zum Absterben der davon befallenen Bäume führt. Er verbreitet sich über winzige Sporen, die sich auf vielfältige Weise ausbreiten können. Wenn ein Baum befallen ist, muss er schnellstmöglich gefällt werden und seine Nachbarn ebenfalls, die wahrscheinlich bereits infiziert sind. Inzwischen sind von den 42.000 Platanen, die im 19. Jahrhundert gepflanzt worden sind, schon 22.000 gefällt worden, aber ein Ende der Bedrohung durch den Pilz ist noch nicht in Sicht.
( Le canal va-t-il perdre son label ? in: SUDOUEST, 07. 10. 2018)
Leuchtender Radweg
Wer im Dunkeln Rad fährt, klagt nicht selten darüber, dass die Ausleuchtung des Weges allzu spärlich ist. Moderne und leistungsfähige Scheinwerfersysteme bringen zwar deutlich mehr Licht ins Dunkel, aber davon hat die große Mehrheit älterer Fahrräder nichts. Es gibt allerdings einen interessanten Versuch, hier für mehr Licht und Sicherheit zu sorgen. Dafür steht die in Pessac ansässige junge Firma Olikrom, die zusammen mit der Gruppe Eiffage einen selbstleuchtenden Anstrich entwickelt hat, der etwa als Fahrbahnmarkierung aufgetragen werden kann und damit unabhängig von anderen Beleuchtungssystemen den Verlauf z. B. eines Radweges markieren kann. Um die Praxistauglichkeit der Farbe zu testen, wurde ein 2 km langer Radweg mit einer mittigen Markierungslinie versehen, wofür 200 kg Farbe benötigt wurden. Das Prinzip ist einfach: die Farbe speichert über Tag die Sonneneinstrahlung und gibt bei Dunkelheit eine gut wahrnehmbare Helligkeit ab, etwa so wie das bei nachtleuchtenden Zifferblättern schon länger praktiziert wird. Der Test soll zeigen, ob die die neu entwickelte Farbe die Erwartungen namentlich hinsichtlich der Haltbarkeit erfüllt. Wenn der Versuch zur Zufriedenheit ausfällt, wird die Firma Olikrom die vorhandene Produktionskapazität auf bis zu 10 Tonnen pro Monat hochfahren und bald außerhalb von Bordeaux eine Produktionsanlage errichten, in der noch größere Mengen erzeugt werden können.
(Th. Dusseau: La piste cyclable qui s’illumine arrive en France, in: SUDOUEST 09. 10. 2018)
Ein König auf den Spuren seines Vorfahren
Am 8. Oktober 2018 hat König Karl XVI. Gustav von Schweden in Pau im Haus seines Ururgroßvaters ein Museum eingeweiht, das die Erinnerung daran wachhalten soll, wie ein Mann aus relativ einfachen Verhältnissen zum Gründer der heute noch amtierenden Dynastie in Schweden werden konnte. Dabei war diesem als Jean-Baptiste Bernadotte am 26. Januar 1763 in Pau geborenen Mann aus bürgerlichen Verhältnissen angesichts der festgefügten sozialen Strukturen zur Zeit seiner Geburt eine Zukunft bestimmt, die einen gesellschaftlichen Aufstieg eigentlich ausschloss. Erst als die Französische Revolution nach 1789 die Standesschranken niederlegte, wurde es Männern bürgerlicher Herkunft möglich, Karriere zu machen, und, dies bei den kriegerischen Zeiten in den Jahren nach 1789 kaum verwunderlich, in erster Linie im Militär. Im Oktober 1794 war Bernadotte Divisionsgeneral, 1799 für kurze Zeit Kriegsminister. 1804 machte ihn Napoleon zum Marschall und Oberbefehlshaber der Hannover-Armee und 1806 zum Fürsten von Ponte Corvo, einem kleinen Staat im Süden Italiens. Aus verschiedenen Gründen verschlechterten sich in den folgenden Jahren die Beziehungen zwischen Napoelon und Bernadotte, so dass dieser im Oktober 1810 um seine Pensionierung ersuchte und sich nach Paris zurückzog.
Unterdessen ereigneten sich in Schweden Dinge, die dem Schicksal Bernadottes eine neue Wendung gaben, denn im Mai 1810 starb dort der Kronprinz, der von dem kinderlosen König Karl XIII. adoptiert worden war. In dieser Situation setzte in den politisch führenden Kreisen Schwedens die Suche nach einem neuen Thronfolger ein, bei der schließlich die Wahl auf Bernadotte fiel. Nachdem Bernadotte zugestimmt hatte, wurde am 12. Juli 1810 seine Kandidatur als Thronfolger verkündet. Am 21. August 1810 wurde er vom schwedischen Reichstag einstimmig zum Kronprinzen von Schweden gewählt und am 28. September desselben Jahre zum Oberbefehlshaber der schwedischen Streitkräfte ernannt. Am 5. November 1810 adoptierte ihn Karl XIII. unter dem Namen Karl Johann. Mit diesen Ereignissen identifizierte sich Bernadotte ohne Vorbehalte mit den Angelegenheiten Schwedens und hielt diese Linie auch in den Kriegen durch, die schließlich 1814 und 1815 zum Ende der napoleonischen Herrschaft führten. In Frankreich galt er vielen allerdings lange als Verräter, da er seine Loyalität gegenüber Schweden über seine Verpflichtungen gegenüber seinem Geburtsland stellte. Sein bedeutendster außenpolitischer Erfolg war dabei die Gewinnung Norwegens, das bis dahin von Dänemark dominiert worden war und das er für ein Jahrhundert in Personalunion mit Schweden verbinden konnte..
König Karl XIII., der Adoptivvater Bernadottes, starb am Abend des 5. Februar 1818 und noch vor Mitternacht leisteten Staatsräte und hohe Beamte ihren Eid auf den neuen König Karl XIV., der am 11. Mai 1818 in Uppsala feierlich gekrönt wurde.
Als Karl XVI. Gustav bei seinem Besuch in Pau gefragt wurde, ob sein französischer Vorfahr Spuren in der schwedischen Geschichte hinterlassen habe, erklärte er, Bernadotte habe das moderne Schweden auf den Weg gebracht, indem er eine Menge fortschrittlicher Ideen aus Frankreich auf die schwedischen Verhältnisse übertragen habe.
(vgl. R. Bely: « Le début d’une nouvelle ère », in: SUDOUEST, 9. Oktober 2018)
Ein Kreuzfahrtschiff der besonderen Art
Das Kreuzfahrtschiff „The World“, das im Port de la Lune von Bordeaux festgemacht hat und dort bis zum Donnerstag bleiben wird, sieht von außen aus wie ein ganz normales Schiff seiner Art, das 196,4 m lang ist, mit 43.188 t vermessen ist und 2002 in Dienst gestellt wurde. Ungewöhnlich ist es allerdings schon, dass an Bord sich 280 Besatzungsmitglieder um maximal 230 Passagiere kümmern, und noch ungewöhnlicher ist es, dass die Passagiere Besitzer ihrer Kabinen sind. Wer sich hier einkaufen will, muss für ein Studio 2,6 Millionen Euro anlegen, ein Appartement mit drei Zimmern kostet 10 Millionen Euro. Da nicht immer alle Besitzer an Bord sind, reisen im Durchschnitt 150 bis 200 Passagiere nach einem gemeinsam abgestimmten Fahrplan durch die Weltmeere, wobei sie auf nichts verzichten müssen, was gut und teuer ist.
(Bordeaux : le paquebot géant „The World“ est à quai jusqu’à jeudi, in: SUDOUEST, 08. 10. 2018, 21.00h, Internet-Ausg.)
1000 Schafe in Bordeaux
Für gewöhnlich ist der Stadtbereich von Bordeaux schafsfrei, und dies aus erklärlichen Gründen. In Blanquefort, am nördlichen Rand von Bordeaux Métropole und in Villenave d’Ornon im Süden, sind allerdings seit Jahren Schafherden zu Hause, die wie üblich am Ende der Saison in die Winterquartiere umziehen. In diesem Jahr hatte man die Idee, quer durch das Stadtgebiet von Bordeaux eine 33 km lange transhumance zu organisieren, bei der und 1000 Schafe vom Norden zum Süden ziehen sollten. Dafür waren zwei Tage vorgesehen, die bei den Schafen wohl eher in weniger erfreulicher Erinnerung bleiben werden, denn es gab zwischendurch zu lange Strecken, die, weil unbegrast, für die vierbeinigen Wolllieferanten eher steril und öde waren. Gleichwohl fand sich ein zahlreiches Publikum, das die aus sieben Zuchtbetrieben stammende große Herde bestaunte, wobei allerdings Geduld angesagt war, denn Schafherden bewegen sich gemächlich voran. Immerhin gab es Bilder mit Seltenheitswert, denn wann sieht man schon auf dem Pont de pierre eine derartig kompakte Ansammlung von Lebewesen, die mit der Stadtluft eher nicht viel anfangen können? Wegen der nächtlichen Pause wurde der Pont de pierre sogar zweimal überquert, bevor sich die Herde auf den Weg zu ihrem Ziel in Villenave d’Ornon machte. Auch nach dem Durchzug der Schafe konnte man sehen, wo sie ihres Weges gegangen waren, denn auf dem Straßenbelag fanden sich unzählige Belege für den Durchzug von Lebewesen, die sich wenig Gedanken darum machen, wer nach ihnen kommt.
(C. Darfay: Le passage remarqué des moutons dans la ville, in: SUDOUEST, 07. 10. 2018)
Störche
Wenn man von Störchen in Frankreich spricht, dachte man bisher in erster Linie an das Elsass, das lange als die Region galt, in der die meisten Störche zu Hause waren. Seit kurzem hat die Nouvelle-Aquitaine, in der in diesem Jahr 1121 Storchenpaare gezählt wurden, das Elsass überholt und ist zu der Region in Frankreich aufgestiegen, die die meisten Storchenpaare zählt. Bei der Liga der Vogelschützer ist man richtig stolz auf diese Entwicklung und betont, dass die Störche im Südwesten Frankreichs von allein zurückgekommen seien, nachdem sie vor 40 Jahren im Gefolge einer heftigen Dürre in Nordafrika fast ausgestorben schienen. Knapp die Hälfte der Störche in französischen Südwesten hat sich im Departement Charente maritime niedergelassen, aber auch im Departement Gironde und hier besonders im Médoc sind die Störche wieder Stammgäste geworden..
(S. Cotin: Nouvelle-Aquitaine : petit à petit, c’est ici que les cigognes refont leur nid, in: SUDOUEST, 05. 10. 2018, Abend-Ausg.)
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Neuer Lehrpfad
Die Saison ist zwar vorbei und der Zeitpunkt deswegen nicht geschickt gewählt, aber die Eröffnung eines neuen Lehrpfades in den Dünen von Hourtin wird auch die Sommergäste des nächsten Jahres erfreuen, zumindest diejenigen, die sich für die einheimische Pflanzen- und Tierwelt interessieren. Als erste Gruppe auf dem offiziell seiner Bestimmung übergebenen Pfad konnte eine Schulklasse aus Blanquefort auf Entdeckungstour gehen. Der Lehrpfad ist benannt nach dem Leinkraut, einer Pflanze, zu deren Verwandten auch die Löwenmäulchen gehören. Neben der linaire commune findet sich auch die viel seltenere linaire feuille de thym, die nur in einigen Bereichen der Dünen des Médoc, und eben auch an dem neuen Lehrpfad anzutreffen ist. Der Lehrpfad hat zehn Stationen, an denen mit anschaulichen Tafeln auf die dort anzutreffenden Pflanzen oder Tiere hingewiesen wird und deren Besonderheiten erläutert werden. Der Pfad ist 1,5 km lang, er beginnt am Parkplatz des Südstrandes von Hourtin Océan. Von den zehn Stationen des Lehrpfades liegen acht in den Dünen und zwei im Wald.
(R. Boivinet: Inauguration du sentier de la Linaire à Hourtin, in: SUDOUEST, 05. 10. 2018)
Bärenprobleme
Es gibt in den französischen Pyrenäen zwei Bärenpopulationen, eine, um deren Fortbestand man sich derzeit keine Sorgen macht und eine, die nur noch aus zwei männlichen Tieren besteht, deren Überlebenschancen begrenzt sind. Schon seit längerem plant die französische Regierung, im Gebiet der zwei Junggesellen zwei Bärinnen auszusetzen. Das trifft jedoch bei einem Teil der Bevölkerung der Gegend auf heftigen Widerstand. Als sich das Gerücht verbreitete, dass die Aussetzung unmittelbar bevorstand, organisierten die gut vernetzten Bärengegner eine Reihe on Straßensperren, um den erwarteten Bärentransport aufzuhalten. Die mit der Aussetzung befassten Behörden erfuhren ihrerseits von den Straßensperren und reagierten schnell und wirksam. Da eine Nachrichtensperre verhängt wurde, liegen die nächsten Aktionen im Dunkeln. Angesichts des Aufgebots an Polizeikräften und von Hubschraubern ist aber nicht davon auszugehen, dass der Plan aufgegeben wird, die beiden fraglichen Bärinnen an ihren Bestimmungsort zu bringen.
(E. C., S. C. et R. B.: Les anti-ours sur le pied de guerre, in: SUDOUEST, 04. 10. 2018)
Septemberwetter
Schon gegen Ende September zeichnete sich ab, dass dieser Monat in den Annalen der Wetteraufzeichnungen einen besonderen Platz einnehmen würde. Nun, da der Monat vorbei ist, bestätigen sich die Schätzungen und Annahmen. Überall in der Region haben die Niederschlagswerte nahe bei den niedrigsten Werten der letzen Jahre gelegen, in Bordeaux wurde mit 3,2 Millimeter gar ein neuer Minimalwert gemessen, der unter dem bisherigen Negativrekord von 3,6 mm aus dem Jahre 1985 lag. Neben den Niederschlagswerten fielen auch die Werte für die Sonnenscheindauer aus dem Rahmen. Für Bordeaux wurden in diesem September 217,7 Stunden verzeichnet, mehr als die 265,2 Stunden vom September 2014.
(J.-D. Renard: Des pluies exceptionnellement faibles en septembre, in: SUDOUEST, 03. 10. 2018)
Streunende Katzen
In Lesparre gibt es viele Katzen, nicht eben unüblich für eine französische Kleinstadt. Der größte Teil von ihnen hat geregelten Familienanschluss, aber eine nicht unerhebliche Anzahl führt ohne menschliche Fürsorge ein mehr oder weniger ungeregelt wildes Leben. Nach Einschätzung der Stadtverwaltung ist diese Katzengruppe zu groß. Schon am 23. Juli 2018 hatte der Gemeinderat beschlossen, diese wild lebenden Katzen sterilisieren zu lassen, um so ihre Zahl langfristig zu reduzieren. Dieser Beschluss wurde gefasst auf Basis des Code rural, der seit 2015 den Kommunen das Recht gibt, Maßnahmen zur Sterilisierung wild lebender Katzen zu ergreifen. In Lesparre soll ein dazu bestimmtes Programm in der Zeit vom 1. Oktober 2018 bis zum 30. März 2019 durchgeführt werden. Dabei sieht man in der Stadtverwaltung realistisch, dass man nicht über die Mittel und Techniken für derartige Aktivitäten verfügt. Die sollen nun von dem Verein Adoption féline estuaire (AFE ) umgesetzt werden, der schon seit längerem in kleinerem Rahmen ziemlich genau dieselben Ziele verfolgt. Die Kosten werden bis zur Höhe von 5000 Euro von der Gemeinde Lesparre übernommen, wobei derzeit noch nicht gesagt werden kann, ob diese Summe ausreichen wird, um alle freilebenden Katzen des Stadtgebietes einzufangen und tierärztlich untersuchen, bzw. behandeln zu lassen.
(A. Larrue: Les chats errants vont être stérilisés, in: SUDOUEST, 02. 10. 2018)
Neues an den Tankstellen
Am 12. Oktober 2018 findet an den Tankstellen Frankreichs eine große Umtaufaktion statt. Dann werden vertraute Begriffe wie „sans plomb“ oder „diesel“ verschwinden und durch ein von Brüsseler Experten erdachtes System von Bezeichnungen ersetzt werden, die, womöglich mit Absicht, an keinerlei geläufige Zuordnungen oder Sachverhalte anknüpfen. Dafür gibt es dann ein System der neueren Art, das mit abstrakten Formen, Zahlen und Buchstaben einherkommt. Vom 12. Oktober an steht ein Oval für Benzin, in dem der Buchstabe E kombiniert mit einer Zahl angibt, wieviel Äthanol darin enthalten ist. Ein aufrecht stehendes Rechteck mit abgerundeten Ecken kennzeichnet künftig Dieselkraftstoffe: B7 und B10 für Diesel mit Beimischung von Bio-Diesel und XTL für synthetischen Dieselkraftstoff, für den kein Erdöl verwendet wird. Ein aufrecht stehender Rhombus markiert gasförmige Kraftstoffe, wobei insgesamt vier verschiedene Typen mit unterschiedlichen Buchstaben- bzw. Zahlenkombinationen belegt werden. Wie der Fernsehsender BFM TV erfahren haben will, sollen die neuen Bezeichnungen nicht sofort an allen Tankstellen verwendet werden, wohl, damit die Verbraucher Gelegenheit haben, sich daran zu gewöhnen.
Wer die neuen Kraftstoffkennzeichnungen für ein Produkt der Brüsseler Regulierungswut hält, sollte sich allerdings fragen, ob es nicht schön ist, dass in einer vermutlich fernen Zukunft ein Finne ohne Kenntnis der Landessprache in Palermo weiß, an welche Zapfsäule er sein Fahrzeug dirigieren sollte. Und den geschätzt reichlich 99,9% der EU-Bewohner, die lieber bei den vertrauten Begriffen blieben, mit denen sie ja in der Vergangenheit ganz gut leben konnten, sollte gesagt werden, dass sie hier gelebte Fremdenfreundlichkeit praktizieren können. Und was ist daran schlecht?
(Sudouest.fr.: Les carburants vont changer de nom le 12 octobre : adieu „sans plomb“ et „diesel“, in: SUDOUEST, 01. 10. 2018, 15,45h, Internet-Ausg.)
Algen in den Médoc-Seen
Es gibt Probleme, die man hervorragend und wissenschaftlich fundiert beschreiben kann, ohne dass es eine nachhaltige Lösung gäbe. Ein derartiges Dilemma gibt es schon seit längerem in den Seen des Médoc. Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts trat dort erstmalig die dickblättrige Wasserpest (egeria densa) auf, zunächst unauffällig und verborgen, doch ab 1996 gab es erste Beschwerden, weil die Triebe dieser überaus frohwüchsigen Pflanze in den Badezonen auftraten, sich um Schiffsschrauben legten und auch sonst für Unzufriedenheit sorgten. Dabei ist die Wasserpest ein bei Aquarienfreunden beliebtes Gewächs, das geschätzt wird wegen seiner Fähigkeit, Sauerstoff an das umgebende Wasser abzugeeb. Wie die Wasserpest in die Seen gelangt ist, weiß man nicht, doch gibt es eine plausible Vermutung, nach der ein Aquarienfreund seien Wasserbecken samt der darin enthaltenen Wasserpflanzen, untern denen wohl eben die Wasserpest vertreten war, in den See entsorgt hat. Dort gefiel es der Wasserpest so gut, dass bald das passierte, was heut beobachtet und beklagt wird. Nachdem versucht worden ist, die unerwünschten Pflanzen auszureißen, man aber feststellen musste, dass die Überlebenden schnell für einen neuen Algenteppich sorgten, geht man mittlerweile dazu über, die Algen in einer Tiefe von 1,50 m abzuschneiden, allerdings nur in den touristisch genutzten Zonen der Seen. Bei Kosten von 1.500 Euro pro Hektar scheint dieses Verfahren derzeit die einzige Möglichkeit darzustellen, dem weiteren Vormarsch der Wasserpest Einhalt zu gebieten. Allerding ist das eine Daueraufgabe, denn verschwinden wird die Wasserpest aus den von ihr besiedelten Gewässern nicht mehr.
(F. Laison: les algues qui pullulent dans les lacs médocains, in: SUDOUEST, 29. 09. 2018)