Festung Blanquefort
Festung Blanquefort bei Bordeaux
Die Ruine der mittelalterlichen Festung von Blanquefort liegt heute auf privatem Grund inmitten der Flächen eines landwirtschaftlichen Betriebes. Der im Vordergrund zu sehende Weg folgt dem Lauf seines mittelalterlichen Vorgängers, der den damals einzigen Zugang in das Médoc von Bordeaux aus bildete.
Die südliche Seite der Außenmauern. Die unterschiedlichen Formate der verbauten Steine verweisen auf unterschiedliche Entstehungszeiten. Der Turm links gehört zu den letzten Bauten der Festung. Die aus unregelmäßigen kleineren Steinen aufgeführten Mauerteile rechts davon sind älter.
Die Festung Blanquefort
Die noch heute beeindruckenden Ruinen der Festung Blanquefort liegen vor den Toren von Bordeaux in einem landwirtschaftlich genutzten Gelände, das viel von seiner ursprünglichen Oberflächenbeschaffenheit verloren hat. Einstmals war die Burganlage rundum von unpassierbaren Sümpfen umgeben, durch die nur eine einzige Straßenverbindung in das Médoc führte. Und genau an dieser Stelle wurde die Festung errichtet, die damit eine wirksame Kontrolle aller Bewegungen zwischen dem 10 km entfernten Bordeaux und der Halbinsel des Médoc ermöglichte.
Die Entstehung des Namens ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt mindestens drei Angebote. Entweder ist die Festung benannt nach einer Dame namens Blanche, oder sie verdankt ihren Namen dem hellen, fast weißen Kalkstein, aus dem sie errichtet wurde. Oder sie hat ihren Namen nach einem starken Weißwein, der früher hier angebaut worden sein soll. Am plausibelsten erscheint die zweite Erklärung, bei der ersten soll es sich um eine maurische Prinzessin gehandelt haben, die von ihren Landsleuten vergessen worden ist, als die bei ihrem Vorstoß nach Norden von Karl Martell im Jahre 732 gestoppt und zurückgeschlagen wurden. Wenig wahrscheinlich, das mit der Dame Blanche.
Die erste Festung wurde Ende des 10., Anfang des 11. Jahrhunderts, also um das Jahr 1000 gebaut. Sie bestand wohl vollständig aus Holz, sowohl für die Bauten als für die Umfriedung. Von dieser Anlage sind keine Spuren archäologisch nachgewiesen. Beginnend mit dem Ende des 11. Jahrhunderts wurden die hölzernen Bestandteile nach und nach durch steinerne ersetzt. Zuerst wurde ein viereckiger Bergfried errichtet, der heute noch vorhanden ist, wenn auch in gewandelter Gestalt. Nachdem die Anlage in den Besitz des Königs Eduard I von England (1272 – 1307) gelangt war, wurde die hölzerne Palisade durch eine solide Mauer ersetzt und sechs große Rundtürme errichtet, die den rechteckigen Bergfried ergänzten und damit eine wahrhaftige Festung mit beträchtlichem militärischen Wert darstellten..
Mit dem Aufkommen der Artillerie wurden während des 15. Jahrhunderts eine Reihe von Umbaumaßnahmen erforderlich. Dabei wurde der zentrale Bau zu einer wohnlicheren Residenz umgebaut mit größeren (und verglasten) Fenstern, ein Turm wurde zur Ehrentreppe umgestaltet und zwei massive Türme, auf denen Kanonen aufgestellt werden konnten, verstärkten die Außenbefestigung. Ferner wurden Schießscharten eingebaut, die für die damaligen Feuerwaffen günstige Schussbedingungen schaffen sollten.
1476 gelangte die Festungsanlage an die Familie Durfort, die den Besitz bis zur Französischen Revolution (1789) hielt. Schon im 17. Jahrhundert residierte die Familie nicht mehr hier. Mitte des 17. Jahrhunderts verlor nach der Trockenlegung der umgebenden Sumpfgebiete der Ort seine strategische Bedeutung, und nach einem Brand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Anlage ganz aufgegeben.
In der Revolutionszeit wurde der Festungskomplex an einen privaten Unternehmer verkauft, der die Festung zum Steinbruch degradierte. 1862 wurde das, was noch erhalten ist, unter staatlichen Denkmalschutz gestellt, aber erst 1962 begann die archäologische Erforschung.
Mehr:
http://fr.wikipedia.org/wiki/Forteresse_m%C3%A9di%C3%A9vale_de_Blanquefort
Der nördliche Teile der Anlage. Links der direkt an die Mauer grenzende viereckige Bau ist der älteste Bergfried dieser Festung, der Ende des 11. Jahrhunderts errichtet wurde. Der massive Turm in der Bildmitte wurde bei der letzten großen Umbaumaßnahme hinzugefügt. Er trug auf der obersten Plattform eine Kanone.
Blick von oben.
Noch eine Luftaufnahme
Das verwitterte Wappen der einstigen Herren der Festung über dem Eingangstor.
Im Vordergrund der viereckige erste Bergfried, der, am Material erkennbar, später umgebaut wurde zu einem Wohngebäude.
In der Bildmitte eine später eingefügte Schießscharte
Oben in der Bildmitte die Reste des ersten Bergfrieds. Hier ist zu erahnen, was nach dem Umbau zu einem (relativ) komfortablen Wohngebäude aus dem einst kargen fast fensterlosen Bau gemacht worden ist.
Details des viereckigen einstigen Bergfrieds und des rechts davon stehenden mächtigen Rundturms