Königsportal
Das Königsportal der Kathedrale Saint-André
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Das Königsportal im Jahre 2009, also vor den Renovierungsarbeiten
Die Cathédrale Saint-André in Bordeaux weist einige Besonderheiten auf, die es an anderen Kirchen nicht gibt. Zu den bemerkenswertesten gehört die Tatsache, dass es in der Nordfassade des Gebäudes zwei große, nahe beieinander liegende Portale gibt. Das eine davon scheint so etwas wie das Hauptportal der Kirche zu sein, aber tatsächlich ist das zweite, etwas zurückgesetzt gelegene, das bedeutendere. Dieses sogenannte Portail royal, manche sagen auch Porte royale, war in früheren Zeiten hochstehenden Persönlichkeiten, etwa Königen, von den es seinen Namen herleitet, vorbehalten. Als nicht mehr so viele Könige und anderswie Hochgeborene vorbeikamen, legte man dieses Portal still. Gegenwärtig ist es nicht einmal zu benutzen, weil es keine beweglichen Türen mehr gibt. Das soll nach den inzwischen abgeschlosenenen Restaurierungsarbeiten anders werden.
Das Portail royal weist den reichhaltigsten und künstlerisch wertvollsten Skulpturenschmuck der Kathedrale auf und verdient es, ein wenig eingehender dargestellt zu werden.
Im Tympanon wird das Jüngste Gericht dargestellt, das hier allerdings vom Staub der Jahrhunderte noch ziemlich zugedeckt ist. (Aufnahme von 2010)
Die Darstellung ist in drei Ebenen komponiert. Ganz oben sind Engel zu sehen.
Die mittleren Engel tragen die Sonne und den Mond, was in der christlichen Bildsprache etwas verwundert.
Und hier Ausschnitte von der rechten Seite.
Die Bildmitte beherrschend: der thronende Christus
Der Christuskopf mit Spuren der ursprünglichen Bemalung
Auch die Skulpturen der das Tympanon umrahmenden Bögen sind von ausnahmslos hervorragender Qualität.
Einer der vielen Engel mit Spuren der ursprünglichen Bemalung.
Die Basis der rechten Seite
Das sieht man hier: Der Mann steht auf einem Wildschwein, nach den Vorstellungen der Juden ein unreines Tier, mit dem ein rechtgläubiger Jude nicht in Verbindung gebracht werden wollte. Die Drahtgebilde im rechten Teil des Bildes (ähnliche sind auf anderen Bildern ebenfalls zu sehen) sind Abwehrmaßnahmen gegen Tauben.
Zum Schluß ein Versuch, die ursprüngliche Farbigkeit der Skulpturen vorzustellen. Die eine Hälfte des Kopfes ist so bemalt, wie dies zur Zeit der Entstehung des Portals um die Mitte des 13. Jahrhunderts ausgesehen hat. Die bei der Restaurierung freigelegten Reste der ursprünglichen Farbigkeit des Figurenschmucks sind nur soweit sichtbar gemacht worden, wie sie noch vorhanden waren. Die heutige weitgehende Einfarbigkeit der Skulpturen ist im 19.Jahrhundert hergestellt worden, als man die Farbe beziehungsweise, das, was davon noch übrig war, weitgehend abgekratzt hat und die Figuren dann mit einem dem Farbton des Steins angepassten Überzug versehen hat.
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Nachträge (Februar 2014)
Die beiden Figuren aus der Figurenreihe oberhalb vom Königsportail: links König David, rechts Betheseba
Ausschnitt: König David und die schöne Bethseba
Urias, der unglückselige Mann der Bethseba dem die Schönheit seiner Frau zum Verhängnis wurde.
Der bildwichtigste Teil des Königsportals nach Entfernung der Bautreppe.
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