Teamschreibstube I

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Lena berichtet

„Unser Hund bettelt nicht“

 

„Lena, du bekommst nichts am Tisch, das weißt du doch!“

Was meine Leute immer reden! Sie lügen, ohne rot zu werden. Ich bekomme oft etwas. Da habe ich meine Methode. Ein Milchtritt, der bei mir ein Schnauzenstoß ist, und ein Hungergesicht, und schon gibt’s was. Ein Hungergesicht ist übrigens eine ganz ernste, sehnsuchtsvolle Miene, die gleichzeitig ein wenig vorwurfsvoll  („Ihr fresst und gebt nichts ab!“) und Mitleid erregend ist. Mein Herrchen sagt immer: “Nie ist die Lena so hübsch, wie wenn sie bettelt. Unwiderstehlich!“ Frauchen: „Ich denke unser Hund bettelt nicht.“

Auf jeden Fall habe ich mit meinem Hungergesicht – es ist übrigens schwer zu erlernen – und den Wadenstupsern schon manchen Brocken erhalten, auch wenn Frauchen sagt: „Wir haben uns doch vorgenommen, Lena nichts mehr am Tisch zu geben, seien wir doch mal konsequent!“

Wenig konsequent ist es, dass meine Leute mich manchmal drängen, etwas aufzusuchen, was ihnen hingefallen ist. Ich bin natürlich bereit zu helfen. Das habe ich schon bei den Enkelkindern gern gemacht, als sie im Hochstühlchen saßen.

So werde ich zum Fressen am Tisch bestellt. Und dann heißt es wieder „Unser Hund bettelt nicht!“

Der Satz scheint sie zu beruhigen und von ihren Inkonsequenzen abzulenken.

 

Heute Abend kommen scheinbar wieder Gäste. Dann werde ich wieder meine Erfolge haben, übrigens auch bei jemandem der seinem Hund nie am Tisch etwas gibt. So gut ist meine Methode.  

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Lena berichtet

„Ich helfe den Wiedehopfen!“

Bei uns im Dach brüten Wiedehopfe, schon zum zweiten Mal in diesem Jahr. Fleißig fliegen die Alten Futter beschaffen. Jedes Mal setzt ein Piepsen und Schreien ein, wenn Vater oder Mutter mit Beute eintrifft. Der Lebenswille der Kleinen ist da.

Und dass ihr Leben geschützt wird, dafür sorge ich. Denn neulich schlich Lune, Nachbars schwarze Katze, unterhalb des Nestes herum und legte sich schließlich auf die Lauer. Ängstlich hüpften die Alten auf unserem Dach hin und her und gaben Warnlaute von sich.

Da bin ich gekommen. Lune suchte sofort das Weite. Bis zu ihrem Haus habe ich sie verfolgt.

Jetzt liege ich immer unter einem Mimosenbusch in der Nähe des Nestes. Vater und Mutter Wiedehopf kennen mich. Sie stören sich nicht an mir. Offensichtlich können sie Hunde und Katzen unterscheiden. Ich freue mich immer, wenn neues Futter eintrifft und die Kleinen zetern und schreien: „Ich bin dran!“ – „Her mit der Larve!“ – „Nein, ich, ich, ich!“

Natürlich werde ich zuweilen müde auf meinem Posten. Die Augen fallen mir zu. Einmal muss ich tief eingeschlafen sein. Aber meine Nase schläft nie. Sie witterte Lune. Sofort war ich auf. Und Lune rannte.

Spannend und gefährlich wird es, wenn die Kleinen flügge werden und das Nest verlassen. Ob sie sofort fliegen können? Ich werde auf jeden Fall auf meinem Posten sein und Lune hat keine Chance. 

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Lena berichtet

 

EURONAT: OB BESUCH KOMMMT?

„Lena, du bleibst zu Hause, wir gehen einkaufen!“ Herrchen versucht streng zu sprechen. Ob er meinen Widerstand erwartet? Völlig überflüssig. Supermärkte mag ich nicht aufsuchen. Zum Metzger in Euronat gerne, und vor allem in die Markthalle von Soulac. Ich sondere immer Speichel ab angesichts des Fischangebots.

Also, ich bleibe gerne zu Hause. Aber warum werde ich eingesperrt? Im sonnigen Garten ist es interessanter. Meine Leute wissen doch, dass ich nicht weglaufe. Na ja, vielleicht haben sie Angst, dass mich jemand mitnimmt. Ich akzeptiere also den Bungalow.

Frauchen trägt große Körbe zum Auto. Sie haben wohl einen großen Einkauf vor. Vorräte sind überlebenswichtig. Ob Besuch kommt?

Kaum höre ich den Wagen abfahren, da träume ich schon in meinem Körbchen. So ein Schlaf am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Etwa zwei Stunden Ruhe sind mir vergönnt.

Auf dem Kies knirschend rollt der Wagen in die Einfahrt. Die Begrüßung ist wie immer stürmisch. Sie sind ja so dankbar, dass ich das Haus bewacht habe. Die hoch bepackten Körbe stehen auf der Terrasse. Ich prüfe den Inhalt. Es duftet verführerisch nach Crevetten, Fisch und Lammfleisch. Einen Geruch kenne ich nicht. Später stelle ich fest, dass es sich um Jakobsmuscheln handelt. Etwas ganz Köstliches, wie ich beim Abendessen durch Betteln erkenne.

Haben meine Leute ein Gelage vor oder kommt Besuch? Ich werde es im Laufe des Nachmittags erfahren. Erst gibt es einen Spaziergang Richtung Strand. Heinrich, mein schöner Dackelfreund, begegnet uns. Ich freue mich. Er aber ist zurückhaltend: kurzes Wedeln, einmal Schnuppern und schon will er weiter. Ist er noch immer hinter Finchen her?

Nach dem Fressen am Mittag genießen wir die Siesta. Alle liegen im Schatten und dösen vor sich hin. Ein Schnarcher weckt mich. War ich’s vielleicht selbst? Als die Hitze vorbei ist, fängt Herrchen an, Spargel zu schälen, der Menge nach gibt’s Besuch. Das freut mich. Dann kommen auch die Crevetten auf den Tisch. Wenn die gepuhlt werden, bekomme ich immer eine, eine riesige Crevette royale.

Frauchen deckt den Tisch. Herrchen bereitet den Apéritif vor. Wer mag wohl kommen? Die meisten bringen mir ein Leckerchen mit. Gabi und Inge, Ulla und Ulli sind sehr zuverlässig. Irmchen hat zuweilen noch was von der letzten Lammkeule. Besuch lohnt sich. Vielleicht habe ich auch Glück mit dem Betteln.

Auf jeden Fall ist es Zeit, sich auf den Begrüßungsposten zu begeben. Da habe ich eine Stelle vor dem Haus unter einer dichten Mimose. Nachbarn, die vorbeigehen, sehen mich nicht. Tarnie ist zu dieser Tageszeit nicht unterwegs. Die Nachbarkatze Lune bleibt in sicherer Entfernung.

Ich warte. Wer mag wohl kommen? Wenn es Spargel gibt, tippe ich auf Ulli und Ulla.

Ich warte. Auf der Terrasse höre ich Gläser klingen. Gleich muss es soweit sein. Da!  Der Besuch kommt auf dem Fahrrad. Es sind Ulla und Ulli. Ich begrüße sie gebührend. Mein Leckerchen ist sicher und vor allem eine geschickte Hand, die mich hinter den Ohren krault mit der Feststellung: „Die Lena hat keine kahlen Stellen hinter den Ohren. Sie wird zu wenig gekrault.“

Ich bin einverstanden.       

 

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Lena berichtet

  1. Mai 2010 Lenafieber

„Du bist Lena!“ – „Lena ist Deutschland!“ – „Lena ist unser Sommermärchen!“ –  „Heute sind wir Lena!“

Ich höre meinen Namen überall. Eine Lena hat den europäischen Gesangswettbewerb gewonnen. Ich freue mich für sie.

Aber der Name ist doch schon immer was Besonderes, nicht nur weil ich eine einzigartige Hündin bin, sondern auch von der Namenstradition her. Ist doch Lena von Helena abgeleitet, der schönsten Frau der Antike. Keinesfalls von Magdalena, der berühmten Sünderin.

Ich billige die Euphorie um Lena, ich akzeptiere die Freude der Fans, die doch sonst nichts haben. Aber es stört mich, wenn mein Herrchen ruft „Lena komm!“ und die Leute erheitert, überrascht und mitleidig lächeln.

 

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Lena berichtet

April 2010: Rückkehr nach Euronat

Die Vorfreude ist groß: „Lena, wir fahren nach Euronat! Morgen geht’s los!“

Euronat ist mir ein Schalmeienklang, steht doch der Ort für gutes Klima, zunächst wettermäßig. Aber auch mit meinen Leuten herrscht immer herzliches Einverständnis und Entspanntheit. Die Bekanntschaft vieler Hunde bringt mir Geselligkeit, obwohl ich auch das Alleinsein schätze. Kurz: Euronat ist das Paradies auf Erden.

Die Fahrt nach Euronat ist wie immer langwierig, aber ich habe meine Methode: die meiste Zeit wird geschlafen, sonst herrscht Vorfreude, die am stärksten wird, wenn die Strecke von der Barriere zum Haus gefahren wird. Der Meeresduft schaukelt sich auf, das Geräusch der Brandung, das so oft meine Träume begleitet, schwillt an.

Nach elf Stunden – Pipimachen im Schnelldurchgang – sind wir da. Beglückt springe ich aus dem Auto. Alle herrlichen Düfte sind versammelt. Das würzige Harz atme ich tief ein. Die fischige Meeresbrise belebt. Der warme Duft der Erde beruhigt.

Die schwarze Lune räkelt sich provozierend in der Auffahrt gegenüber. Sie hat Glück, dass ich Nachbarkatzen nicht mehr jage. Aber wo ist Lili, die mich immer freudig begrüßt?

Meine Leute sprechen mit Corinne. Lili ist schon im Herbst in den Hundehimmel gewechselt. Ich bin sehr traurig. Eine Seele von Hund. Immer guter Laune, immer freundlich.

Die Nachbarn Michèle und Alain sind auch schon da. Ich begrüße sie, doch wo ist Mija, die Berner Sennenhündin. Alain schweigt. Ich sehe Tränen in seinen Augen. Schließlich schafft Michèle es: „Elle est morte en novembre.“

Wieder ein Schock! Mit Mija war ich gut befreundet. Wir strichen wechselweise und zusammen durch unsere Gärten.

Am nächsten Morgen besuchen wir Gabi und Inge. Es ist verdächtig ruhig. Kein Bellen. Sollte etwa….?  Nur langsam folge ich meinen Leuten auf die Terrasse. Tatsächlich, keine Jule! Wir erfahren, dass sie vor einigen Wochen die ewigen Dackel-Jagdgründe aufgesucht hat. Ich bin nicht fähig, ein Leckerchen anzunehmen. Gibt es denn nur noch Tod, Elend und Kummer? Wie soll das weitergehen?

Den Nachmittag verbringe ich ganz deprimiert im Garten. Kein Bellen nirgends. Wann bin ich dran? Ich sage mir, dass ich noch Zeit habe. Meine sieben Jahre sind vielleicht die Hälfte des Lebens. Dennoch kommen mir immer wieder die Tränen des Mitgefühls mit den verstorbenen Freundinnen.

Da plötzlich bebt die Erde unter dem Galopp eines herannahenden Etwas. Das ist Tarnie, gefolgt von Venu. Das Leben ist wieder da. Das Leben geht weiter.

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Jules Ecke (11)

Turm im Versteck und Schuh im Morast

Zu Beginn unseres diesjährigen Betriebsausfluges zu den Wasserflugzeugen in Bordeaux und Biscarosse machten sich der Chef der Médoc-Notizen und seine Cheflektorin in meiner Begleitung auf die Suche nach dem Turm von Bessan in Soussans, zwischen Margaux und Macau. Einheimische beschrieben uns sehr freundlich den Weg zu dem alten Gemäuer, an dem wir zunächst einmal vorbeifuhren, ohne es zu bemerken. Erst auf dem Rückweg haben wir etwas entdeckt, was von weitem grau und unscheinbar durch die Bäume lugte. Das war dann tatsächlich der Turm, den wir suchten. Ich habe bis heute noch nicht herausgekriegt, warum die Leuten den so verstecken. Den nimmt doch bestimmt keiner mit.

Also, wir haben angehalten und uns auf den Weg gemacht. Aber war nichts mit Weg, über einen tief gefurchten, mit allerlei Gesträuch und dornigen Brombeeren bestandenen Acker mussten wir uns vorarbeiten. Dabei habe ich mal wieder gesehen, dass ich viel geländegängiger bin als meine übrige Meute. Dann wurde es matschig, was mir natürlich im Gegensatz zu meiner Obrigkeit, die heftig zu kämpfen hatte, mächtig gefiel. Wir arbeiteten uns vorsichtig an der Turmmauer entlang, bis ich plötzlich einen Entsetzensschrei hörte. Was war passiert? Unsere Lektorin saß fest im Morast und einer ihrer Schuhe war weg! Mit Mühe konnte sie ihn herausziehen und sie gelangte auf einen schmalen, zugewachsenen Pfad, der an der Turmmauer entlang nach oben ins Trockene führte. Von dort konnte man in die Ruine hinabschauen. Und was sah man? Nix, alles alt und demoliert. Unser Chef machte, wie das so seine Art ist, ein Foto nach dem anderen und hatte nur Augen für das alte kaputte Mauerwerk. Mir wären da schon noch ein paar spannendere Sachen eingefallen, aber ich durfte mal wieder nicht. Da ein mehrere Meter breiter Wasserlauf, von dem mein Chef sagte, der habe früher mal die Burg, deren Reste wir soeben beguckten, ganz umgeben, auch mir auf dieser Seite ein Weiterkommen verwehrte, ging es auf dem uns bekannten Weg  ohne erschwerende Vorkommnisse zurück zu unserem Wohnmobil, das uns freudig erwartete. Dieser Ausflug, der uns alle ziemlich verschlammt hatte, war ein Erlebnis, dem weitaus aufregendere in Bordeaux, wo wir unsere Lektorin kurzzeitig verloren, und Biscarosse folgten. Hoffentlich machen wir bald wieder einen solchen Betriebsausflug! Da bin ich wie immer dabei!

(Einen Bildbericht über das, was wir am Turm von Bessan entdeckt haben, gibt es demnächst bei unseren Bildberichten.)

 

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Jules Ecke (10)

Wissen Sie, was ein Nomenklator ist? Nein? Na, macht nichts, hab ich auch nicht gewusst, aber Ignace, der weiß so was. Na ja, bei dem Kopf, was da so alles reinpasst. Also, ein Nomenklator war im alten Rom ein Bediensteter, meist ein Sklave, der vor seinem Herrn herging und die Leute auf der Straße beäugte. Sobald er jemand entdeckte, den sein Herr kannte (oder eigentlich hätte kennen sollen), hat er den Betreffenden lauthals begrüßt. Der Begrüßte war zufrieden und der Herr, der seinen Nomenklator funktionieren hörte, auch. Aber vielleicht fang ich mal vorne an.

Also mein Chef, der ist da, wo er einen großen Teil des Jahres seine Zeit zubringt, bekannt wie ein vielfarbiger Hund. Hat seine Vorteile, aber auch Nachteile. Bei meinem Chef bisweilen letzteres, weil der ein lausiges Personengedächtnis hat. Und dazu hat er wohl noch eine Brille, bei der nur in der Blickmitte so richtig genau sieht, wen er da vor sich hat.

Ich hab ja gute Ohren und krieg so ziemlich alles mit. Ich höre Leute dann öfter über meinen Chef sagen, na der kennt auch nur die Leute, die er kennen will.

Damit ist das Problem klar. Klar ist auch, dass wir so was mitkriegen und uns fragen, was man da machen kann. Passieren muss wohl was, denn dass unser Chef Leute, die er kennen könnte oder sollte, nicht standesgemäß begrüßt, häuft sich. Und so wie wir das einschätzen, wird das auch nicht besser.

Wir haben also überlegt, was wir tun sollten, aber das wäre gar nicht nötig gewesen, wenn wir gleich auf Ignace gehört hätten. Der hat nämlich gesagt, unser Chef braucht einen Nomenklator. Haben wir alle ein bisschen unstet geguckt, weil nämlich außer Ignace keiner wusste, was das auf sich hat mit dem Nomenklator. Ignace, der ja meist recht geduldig ist, hat uns dann das erklärt, was Sie jetzt alle schon wissen, und wir waren alle Feuer und Flamme. Nur, hat dann einer nach ein paar Minuten gesagt, wo kriegen wir einen Nomenklator her? Hat Ignace gesagt, das ist lediglich ein Kostenproblem. Guckt ins Internet und stellt fest, was so ein Nomenklator heute kostet. Haben wir gemacht. Ist ganz schön teuer, jedenfalls mehr, als wir zur Zeit in unserer Kaffeekasse haben.

Deswegen sparen wir jetzt. Wenn Sie was dazulegen wollen, ist das gut, dann melden Sei sich bei Fred, der kommt vorbei und regelt das Formale.

 

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Lena berichtet

 Letzte Tage in Euronat

Ein wunderschöner Sommer! Er macht eine kurze Pause und ist wieder voll da. Ich liege im Garten. Die Sonne küsst mein Fell. Der Wind streichelt mich. Wie angenehm alles ist! Da höre ich Herrchen fragen: Wann müssen wir denn zu packen beginnen? Wenn wir Samstag fahren wollen, müssen wir Donnerstag anfangen.“ Frauchen weiß, was zu tun ist. Die verschiedenen Sitzecken müssen abgebaut werden. Die Terrassenmöbel, die Fahrräder, die Vogeltränken und die Solarlampen. Alles muss versorgt werden.“

Ich werde melancholisch. Ich hasse es von einem Ort wegzugehen, der das Paradies ist. Zu Hause gehen wir zwar spazieren, aber ich habe keinen Garten. Mit Rilke kann ich sagen: “Der Sommer war sehr groß“. Doch das „war“ bedeutet Abschied nehmen und das ist traurig.

Plötzlich fällt mir auf: Die Schwalben sind schon weg. Es geht zum Ende.

Ist das Ende nicht auch ein neuer Anfang? Zu Hause laufen wir jeden Tag auf den Schlossberg.  Oder wir machen richtige Wanderungen im Hunsrück, besuchen Ilse und Arnim, und Hansjörg reicht mir wieder beste Brocken.

Die Traurigkeit verfliegt. Die Erinnerung an diesen Sommer wird bleiben.

Und im März fahren wir wieder hierher. Wenn ich dann auf der Terrasse liege und die blühenden Mimosen und den herrlich gelben Ginster sehe, fühle ich mich wieder wie im Himmel.

Einige dunkle Tage sind zu überstehen und dann ist da noch das Fest des Lichts.

 

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Jules Ecke (9)

Also, wir hatten wieder Redaktionssitzung. Das heißt, wollten wir eine machen. Aber der Reihe nach. Als wir alle ruhig waren, hat unser Chef gesagt, er habe was zu sagen. Hat der eigentlich immer, aber wir haben ihn erwartungsvoll angeguckt. Also hat er gesagt, es gibt noch mal was zum Thema Datenklau bei den Médoc-Notizen. Also mal ehrlich, haben wir alle weggeguckt, will doch keiner mehr hören. Das hat wohl auch unser Chef gemerkt, denn er hat schnell den Beamer angemacht und uns einen Text gezeigt, der so geht:

„Alle bei www.xxxxxxxx.de, erschienenen Artikel und Meldungen sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte an jeglicher weiteren Verwendung liegen ausschließlich bei der xxxxxxxxx . Reproduktionen gleich welcher Art sowie die schriftliche oder elektronische Auswertung nur mit Zustimmung der xxxxxxxxx “

Haben wir fragend geguckt, aber der Chef hat gesagt, dass er das auf einer Internet-Seite so gefunden hätte, und er wollte wissen, wie wir das fänden. Haben wir alle gesagt, gut so, denn dann kann keiner mehr im Internet was klauen, zumindest auf dieser Seite nicht.

Na prima. Hat unser Chef gesagt, dann hat er weitergeschaltet. Dann stand auf dem Beamer:

„xxxxxxxxxxx versucht, für all seine Websites, die Urheberrechte des verwendeten Materials zu beachten. Sollte sich auf den xxxxxxxxxxx-Websites dennoch ein durch fremdes Copyright geschütztes, aber nicht als solches kenntlich gemachte Material befinden, so konnte das fremde Copyright von xxxxxxxxxxxx nicht festgestellt werden. Im Falle einer solchen, nicht beabsichtigten Verletzung fremden Copyrights wird xxxxxxxxxxxx nach entsprechendem Hinweis das beanstandete Material aus seinen Websites entfernen bzw. auf Wunsch mit einem Copyright-Vermerk kenntlich machen.“

 

Na und, haben wir gesagt, ist doch ganz vernünftig. Ja, hat unser Chef gesagt, ist es auch. Jetzt setzt aber euch alle fest hin, habt Ihr eine Ahnung, wo ich das gefunden habe? Wusste natürlich keiner. Haben wir den Chef angeguckt, der hat aber eine Kunstpause gemacht, und dann hat er gesagt, das stammt von der Internetseite, die uns beklaut hat. Ganz sicher weiß  ich nicht, ob er das so gesagt hat, bei seinem Hang zu gewählter Ausdrucksweise wird er wohl gesagt haben, dass er das auf einer Internetseite gefunden habe, die bei uns unberechtigt Daten entnommen hat. Ist aber eigentlich egal, wie er das gesagt hat. Jedenfalls war ein par Sekunden Schweigen im Redaktionssaal. Aber nur ein par Sekunden. Dann ging Ignace los. Wenn der lacht, dann wackelt nicht nur der Tisch, an dem er sitzt, der schlägt aus, dass man sich fürchten muss. Am schlimmsten war Fred, glaube ich, der hat so schrill gelacht, dass alle Fliegen Schreckstarre gekriegt haben. Rocco wurde unplanmäßig wach und blieb es für mindestens fünf Minuten. Lena dachte eher an geordneten Rückzug und ich, ich war sauer, denn bei mir wirkt Lachen nicht. Wenn ich mich abreagieren soll, dann muss das anders gehen.

Als keiner mehr richtig Luft kriegte, hat der Chef gefragt, wie es weiter gehen sollte. Hab ich als erste meinen Vorschlag gemacht, den wollte der Chef aber nicht so gerne hören. Dann hatte Ignace auch etwas Handfestes vor, was der Chef ebenfalls nicht wollte. Schließlich kam Lena und sagte, am besten, wir machen gar nichts, wir haben den Datenklau jetzt dingfest gemacht, und dann warten wir mal, wie der reagiert. Vielleicht sieht er ja ein, was er angerichtet hat und besinnt sich noch.

Ich konnte nicht sehen, wer das war, aber einer hat gesagt, wer’s glaubt wird selig.

Also ich hab gedacht, wenn ich mit den paar Kilo von Lena auskommen müsste, wäre ich auch so vorsichtig, aber mit meinen Möglichkeiten, kann man schon mehr Phantasie entfalten. Irgendwie blöd, dass mein Chef dann immer sagt, Jule, Du bist ein liebes Hundemädchen, denk dran und bleibe es. Ich wünsch mir zum nächsten Geburtstag, dass mein Chef mal sagt Jule, leg mal los und zeig, was Du drauf hast. Wird wohl nicht passieren, aber schön wäre es schon.

 

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Lena berichtet

Hundstage in Euronat.

Was für ein Sommer! Wie für mich gemacht! Fast kein Regen. Herrchen mault schon mal, weil die Regentonne seit Wochen leer ist. Aber er genießt das schöne Wetter auch.

Manche sprechen von Hundstagen oder canicule und stöhnen dabei und wischen sich den Schweiß. Geht man richtig mit diesen Hundstagen um, wie es zum Beispiel ein Dackel macht, ist es gar nicht so schlimm.

Bei meinem morgendlichen Strandspaziergang ist die Luft noch frisch, da der Wind vom Meer her kommt. Später stellt sich dann Ostwind ein. Auf jeden Fall genieße ich die Morgenfrische, umlaufe die Priele nicht, sondern begebe mich zügig rein; muss ich schwimmen, schadet das auch nicht. Das Wasser ist ja anders als der Regen, der meine Ausgänge zu Hause unangenehm gestaltet. Nach dem Frühstück lege ich mich eine Zeitlang unter den Minzenstrauch Von dort aus kann ich alles um mich herum überblicken und die lieben Nachbarn begrüßen. Sollte sich die schwarze Katze von gegenüber nähern, brauche ich mich nur zu zeigen, um ihr den gehörigen Respekt beizubringen.

Gegen 12 Uhr wird es richtig heiß. Markisen und Sonnenschirme sind in Funktion. Im Schatten lässt es sich angenehm ruhen. Doch nach dem Mittagessen ziehe ich mich zu einer ausführlichen Siesta unter Frauchens Bett zurück. Vor 17.30 Uhr sieht man mich nicht mehr.

Hoffentlich schnarche ich nicht so wie Herrchen, der auf der Terrasse immer einschläft.. Von dem sagt Frauchen, dass er es ziemlich laut kann, während Herrchen behauptet, man verleumde ihn, er habe sich noch nie schnarchen gehört. Ich bin da neutral, aber ich kann sagen, Herrchen ist ziemlich gut.

Nach dem Abendessen ruhe ich im Garten, natürlich von Kiefern beschattet. Wenn meine Leute gegessen haben, brechen wir gegen 20 Uhr zum Spaziergang auf. Der Meereswind bringt gute Abkühlung. Die suchen meine Leute bei kaltem Weißwein auf der Düne bei Fred&Damian. Die Stöhnerei über die Hundstage verstehe ich nicht. Womöglich macht man die Hunde noch für die Hitze verantwortlich, dabei ist die Zeit von Ende Juli bis Ende August durch den Sirius, den hellsten Stern des Großen Hundes, geprägt.

Kluge Dackel wissen das!

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Jules Ecke (8)

Nach Datenklau nun Brillenklau – was kommt danach?

Über den Datenklau bei den Médoc-Notizen habe ich berichtet. Auch darüber, dass der Datendieb seinen Klau nicht als solchen sieht. Muss er mit sich und dem für die Verwaltung seiner Seele zuständigen Ressort abmachen. Vielleicht gibt es aber bald eine Interessenvertretung für alle, die mit Mein und Dein nicht säuberlich umgehen können. Zu wünschen wäre, dass dann auch etwas organisiert wird für alle Beklauten.

Mir wird berichtet, dass in Europe ein dem Lesen zugeneigter Bewohner seine Lesebrille aus hier nicht relevanten Gründen kurzzeitig auf einer Zeitung deponierte und sich einer anderen Verrichtung zuwandte. Was er besser nicht getan hätte, denn, kaum in Ruhestellung, wurde die besagte Brille von einer Elster erspäht und geklaut. Ich weiß zwar nicht genau, ob diesem Tier das Problematische seines Tuns bewusst war, für das Schicksal der Brille wäre dies aber wohl belanglos gewesen. Die befand sich nämlich, als der rechtmäßige Inhaber der Nutzungsrechte an dieser Brille sich der Fortsetzung seiner Zeitungslektüre zuwenden wollte, einige Meter über dem Erdboden im Schnabel der bereits angesprochenen Elster. Die hätte nun die Chance gehabt, das Unrechtmäßige ihres Tuns einzusehen. Dann hätte sie die Brille etwa formlos fallen lassen können, sie eventuell sogar zurückbringen können, sie hätte jedenfalls mehrere Möglichkeiten gehabt. Die hier aktive Elster öffnete zwar ihren Schnabel, worauf die problemschaffende Brille sich erdwärts bewegte, allein damit war nicht die Möglichkeit verbunden, dass der Nutzungsrechtsinhaber an der Brille seine Lesehilfe hätte einsammeln können. Er konnte zwar sehen, dass die Brille fiel, jedoch nicht wohin. Da alle Varianten für den Verbleib der Brille durchgeprüft wurden, bleibt angesichts der immer noch manifesten Unauffindbarkeit des besagten Hilfsmittels nur die Option, dass die Elster ihre Beute just über dem Schornstein des Geschädigten fallen lassen hat.

Das muss ich dann allerdings als perfide und verwerflich einstufen, woraus ich schließe, dass Brillendiebe vom Lieben Gott mit einem Charakter ausgestattet wurden, der bestimmt nicht erste Wahl war.

Kommt bei mir natürlich die Frage auf, ob das für Datenklauer auch gilt. Wäre ja möglich und vielleicht für die Klauer eine Entschuldigung, auf die sie selbst noch gar nicht gekommen sind.

Ich mache mir allerdings Gedanken und frage mich, was jetzt wohl als nächstes geklaut wird und welche Klimmzüge die Klauer dann machen, um den Eindruck zu erwecken, sie hätten gar nicht geklaut, sie wüssten lediglich nicht, wo Mein anfängt und Dein aufhört.

Wenn mal wieder schlechtes Wetter ist, werde ich darüber nachdenken und Laut geben, wenn ich was herausgefunden habe.

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Lena berichtet

Venu perdu?

Wie ich schon mehrmals berichtet habe, mache ich jeden Morgen noch vor dem Frühstück einen Strandspaziergang mit meinen Leuten. Eine herrliche Tageszeit! Wie neu geschaffen sieht die Welt aus.

Regelmäßig treffen wir Hunde. Während unsre Herrchen und Frauchen miteinander plaudern, toben wir ein bisschen. Bewundernd sehe ich zu, wie Tarnie ein Loch nach dem anderen gräbt. Sie ist flink und ungewöhnlich schnell. Ihr Herrchen, Helmut S. läuft jeden Morgen lange Strecken mit ihr, um ihrem Bewegungsdrang zu genügen.

Vor drei Wochen sahen wir einen schwarz-grauen Rüden, der offensichtlich allein war am Strand. Er näherte sich, schon entfernte er sich wieder. Er trug kein Halsband. Ich hatte den Eindruck, dass er herrenlos war. Von zu Hause weggerannt oder gar ausgesetzt. Das gab mir einen Stich ins Herz. Ich versuchte, den hübschen Hund anzulocken. Er blieb aber unsicher auf Distanz.

Auch an den folgenden Tagen begegnete uns dieser Hund regelmäßig. Manchmal schon im Wald, immer aber am Strand. Er lief sehr schnell, verschwand irgendwo und tauchte plötzlich wieder auf, wie gehetzt. Täglich hörte ich, wie die Hundebesitzer sagten: Wir müssen was für den armen Hund tun

Er wird immer dünner. Wo mag er wohl die Nacht verbringen? Helmut S. erläuterte:“Nein, er wird nicht dünner, wir haben ihm bei uns Futter hingestellt. Das holt er sich.“  Alle freuten sich, dass der streunende Hund nicht verhungern musste. So vergingen die Wochen. Jeden Morgen die Angst, was mit unserem fremden Hund war.

Eines Morgens auf dem Weg zum Strand nahm ich zusätzlich zu Tarnies Geruch eine andere Witterung auf. Sie war mir nicht unbekannt, genau wusste ich aber nicht, um wen es sich handelte. Am Strand sah ich Helmut S. mit zwei Hunden an der Leine uns entgegenkommen. Neben Tarnie ging der bisher Herrenlose. Wir waren alle überrascht und erfuhren, dass Helmut S. am Vortag  Venu, so nannte er den Hund bezeichnend, habe festhalten können. Er habe schon in der Gendarmerie Meldung gemacht. Der Arzt hat keinen Chip finden können. Wenn kein Besitzer aufzutreiben sei, behalten er und seine Frau den Hund.

Beifall, Lob und Dank wurden von allen Seiten geäußert. Venu war nicht perdu! Vielleicht wird er mein Freund.

 

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Jules Ecke (7)

Datenklau im Internet.

Eigentlich wollte ich ja nur meine Meinung sagen, aber das geht nicht. Erst muss ich loswerden, was wir in unserer letzten Redaktionssitzung verhandelt haben. Also, wie wir zufällig herausgefunden haben, hat sich ein sogenannter „Veranstaltungskallender“ (steht da wirklich in dieser individuellen Schreibweise!) in der Rubrik Veranstaltungen der Médoc-Notizen bedient und eine ganze Menge Daten bei uns geklaut. Wir haben nachgezählt: Alle Veranstaltungen bis auf vielleicht eine sind bei uns abgekupfert worden! Macht man unter halbwegs erzogenen Erwachsenen nicht.

Zumal wir (einstimmiger Redaktionsbeschluss!) schon im Herbst des letzten Jahres festgelegt und auf unserer Impressumseite auch veröffentlicht haben, unter welchen Bedingungen wir Entlehnungen bei den Médoc-Notizen erlauben. Wir haben nichts dagegen, dass einzelne Beiträge bei uns ausgeliehen werden, wenn der Entleiher die Fundstelle (Médoc-Notizen) deutlich angibt und uns per eMail von der Entleihung unterrichtet. Wir haben dabei an faire und rechtsbewusste Internetnutzer gedacht, Datendiebe wollten wir damit eigentlich vom Klauen abhalten. Wollten wir, hat aber nicht geklappt.

Als wir den oben angesprochenen „Veranstaltungskallender“ zu Gesicht bekommen hatten, haben wir dem für dessen Inhalt Zuständigen und Verantwortlichen eine eMail geschickt und ihn aufgefordert, seinen Datenklau einzustellen, die geklauten Daten aus seinem „Veranstaltungskallender“ zu löschen und zu versichern, dass er künftige Räubereien bei den Médoc-Notizen unterlassen werde.

Unsere eMail wurde prompt beantwortet. Die Antwort hat uns jedoch beinahe die Sprache verschlagen, obwohl wir eigentlich nicht zur Sprachlosigkeit neigen.

Der Datenklau versuchte uns zu belehren:

„Datenklau ist eine der Nebenerscheinungen des Internets die nicht so toll sind.“ Dem stimmen wir zu, jetzt kommt es aber recht dick:

„Das Internet ist frei und die dort aufgeführten Informationen stehen jedem frei zur Verfügung es sei denn, dort steht etwas gegenteiliges. Die Informationen die ich auf meinen Webseiten verwende sind alle frei zugänglich oder sind mir zur freien Verwendung zur Verfügung gestellt worden.“

Darauf muss man erst mal kommen: Das Internet ist ein Selbstbedienungsladen, es gibt keine Urheberrechte etc., man nimmt sich, was gefällt und ist niemandem zur Rechenschaft verpflichtet!  Wir teilen diese Wildwestmentalität nicht, haben wir auch gar nicht nötig. Vielleicht muss man dazu mal sagen, dass das, was bei uns in die Rubrik Veranstaltungen eingestellt wird, manchmal erst nach teilweise mühsamen Recherchen gefunden wird und dann ja auch noch übersetzt werden muss. Machen wir ja gerne. Aber wir lassen uns nicht gerne etwas klauen, für das wir uns angestrengt haben. Außerdem haben wir (siehe oben!) Regeln aufgestellt für die Übernahme von Daten aus den Médoc-Notizen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Jeder Gebrauch von Informationen aus den Médoc-Notizen für den individuellen privaten Gebrauch ist in Ordnung und von  uns so gewollt! Wir ärgern uns nur darüber, wenn  bei uns Daten geklaut  und in andere Internetzusammenhänge eingefügt werden. Ein redlicher Internetnutzer schmückt sich nicht mit fremden Federn, zumal wenn er weiss, wo und bei wem er sich bedient!

Wir hätten eigentlich als Antwort auf unsere eMail eine Entschuldigung verbunden mit der Bitte, aus dem Ärgernis keinen Skandal werden zu lassen, erwartet. Kam jedoch nicht. Sagt aber einiges über den Datendieb aus.

Ach so, wenn Sie sich selbst einen Eindruck von dem (inzwischen vielleicht desinfizierten?) „Datenkallender“ machen wollen, tun Sie das. Dort standen am 27. August 2009 um 0.10h immer noch 9 Termine (von ingesamt 10), die bei den Médoc-Notizen entwendet worden sind. Als wir den Datenklau entdeckt haben, waren es rund doppelt so viel. Wieviel Termine insgesamt bei uns geräubert worden sind (wir schätzen, dass der Klau im Frühjahr erfolgt ist), wissen wir nicht, da der Betreiber des „Datenkallenders“ erledigte Termine schnell gelöscht hat. War ja auch angezeigt, um Spuren zu verwischen.

Wenn Sie jetzt selbst nachsehen, werden Sie feststellen, dass der „Datenkallender“  nun „Datenkalender“ heisst.  Macht die Sache aber nicht weniger unerfreulich.

Hier ist die Internetadresse, bei der Sie nachprüfen können, ob wenigstens beim Datenklau bei den Médoc-Notizen sorgfältig und systematisch verfahren worden ist:

http://www.ferienhaus-euronat.de/Touristik/veranstaltungen.php

Wenn Sie jetzt fragen, ob der für die eben genannte Internetseite Verantwortliche nicht der sei, der …., dann sagen wir Ihnen, dass Sie Recht haben. Vielleicht finden wir das bald normal.

 

Bis hierhin habe ich die Mehrheitsmeinung von unserer letzten Redaktionskonferenz wiedergegeben. Jetzt will ich noch etwas loswerden, was mich als Redaktions-Jule richtig ärgert. Dafür ist aber nicht der Datenklauer verantwortlich, sondern mein Chef. Den habe ich nämlich gefragt, ob er sich noch an die Redaktionssitzung erinnern könnte, auf der wir die Regeln für Entlehnungen aus dem Médoc-Notizen beschlossen haben. Konnte er. Habe ich dann gefragt, ob er noch wüsste, dass ich dafür eingeteilt worden sei, Datendieben anständiges Benehmen beizubringen. Hat mein Chef gesagt, ja, weiß ich. Aber, hat er hinzugefügt, das galt und gilt nur für Datendiebe, die einsehen können, dass sie geklaut haben. Hier liegt der Fall anders, und außerdem müsse man bei Vorstandsmitgliedern etwas großzügiger sein. Die seien ja etwas Besonderes und dürften demzufolge auch Dinge tun, die Normalbürgern verwehrt wären. Hab ich meinen Chef schräg angeguckt und ihn gefragt, ob er das alles so meinte, wie er das sagt. Hat er den Kopf geschüttelt, wäre ja auch noch schöner. Trotzdem hat er mich zur Friedfertigkeit vergattert. Find ich richtig blöd. Was hätte ich für einen Spaß gehabt! Na, man kann nicht alles haben. Vielleicht klappt es beim nächsten Datenklau.

 Mehr zum Thema Datenklau bei den Médoc-Notizen auf unseren Redaktionsseiten, zu denen Sie kommen, wenn Sie hier klicken.

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Lena berichtet

Die köstliche Baguette

Morgens pflegen meine Leute mit mir durch den Wald zum Strand zu gehen. Dort bin ich gern. Die Luft ist noch frisch. Die Frühsonne wärmt angenehm, ohne gleich Hundstage auszulösen. Der Meeresduft ist unvergleichlich. Nach dem Strandspaziergang begleite ich Herrchen in unsere hervorragende Bäckerei. Wir fahren mit dem Fahrrad dorthin, ich bin vorne im Körbchen. Es ist wunderschön gefahren zu werden und die Welt von oben betrachten zu können.

Herrchen kauft nicht nur die schöne weiße Baguette, sondern auch Körnerbaguette und sogar „Holzscheite“.

Zu Hause beim Frühstück bekomme ich regelmäßig Proben von den leckeren Brotsorten, entweder mit Leberpastete oder mit Enten- oder Gänserillette.

Brot, das wir nicht aufessen, wird getrocknet und mitgenommen, wenn wir meine große Freundin Jule besuchen. Die frisst das gern und ihr Herrchen sagt: „Das ist zum Zähneputzen.“ Er mag ja Recht haben. Ich halte  nicht soviel vom Zähneputzen.

Wenn wir morgens so unterwegs sind, sehe ich Leute ihren Abfall in die Mülltonnen werfen. Ich bin jedes Mal entsetzt, dass oftmals halbe Baguettes in den Müllbehältern landen.

Ich will nicht dazu aufrufen, alles alte Brot zu meiner Freundin Jule zu bringen. Sie würde das nicht bewältigen können, auch die Pferde am Eingang des Zentrums können und dürfen nicht so viel Brot fressen.

Vor Jahren sah ich mal irgendwo in Frankreich, dass ein Bäcker vor seinem Laden eine Tonne aufgestellt hatte, in die die Kunden ihr altes Brot werfen konnten, damit es der Tierfütterung zugeführt werden konnte. Hühnern und Schweinen wäre das alte Brot eine Köstlichkeit.

Zur Nachahmung empfohlen!

 

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Lena berichtet

Radfahren in Euronat

Neulich nahm mich mein Frauchen mit ins Centre zum Einkaufen. Mit dem Fahrrad! Radfahren ist meine große Leidenschaft. Aber denkt nicht, kann eine Zwergdackelhündin denn Rad fahren? Ich lasse natürlich fahren. Vorne am Rad habe ich einen Korb mit Drahtdeckel, der natürlich völlig überflüssig ist. Ich springe doch während der Fahrt nicht auf oder ab!

Auf jeden Fall ist Radfahren genauso schön wie einer Kaninchenspur nachwittern. Wenn der Wind meine Löwenmähne aufstellt und ich die Welt von oben sehe, viel größer bin als alle anderen Hunde und ich sie von oben betrachten kann! Herrlich! Ich liebe die gute Luft, denn fast alle Euronatler lassen das Auto stehen und fahren Rad. Eine Versammlung der schönsten Räder morgens vor der Bäckerei.

Vor dem Centre gibt es viele Fahrradständer. Dort machte auch mein Frauchen halt, zwischen Zeitschriften- und Weinhandlung. Ich durfte mit, leider an der Leine, eine Zeitung kaufen. Etwas eng und schummerig in dem Laden! Ich musste höllisch aufpassen, nicht getreten zu werden. Frauchen achtete natürlich auf mich. Ich freute mich, als wir den Laden verließen und zwischen den Ständern ins Freie traten. Die Sonne blendete. Was war das? Etwas zischte an uns vorbei: ein Radfahrer, der uns beinahe umgelegt hätte. Und sich selbst wahrscheinlich auch. Mein Frauchen konnte mich noch gerade zurückziehen. Leinen haben also doch Vorteile.

Der Schrecken konnte uns nicht abhalten, weitere Dinge einzukaufen. Gegenüber beim Metzger. Herrlich! Frauchen kaufte etwas für mich. Leider wurde ich draußen an den Picknickbänken festgemacht. Unmöglich, dass der Metzger mir etwas zuwarf.

Ich legte mich auf die warmen Steine und versuchte Frauchen von hinten zu hypnotisieren. Ein Stück aus der Lammkeule wäre schön!

Plötzlich fuhr eine Radfahrerin an meiner  Nase vorbei in den Laden. Vor der Theke stieg sie ab. Mein Frauchen musste auf dem Weg zur Kasse um das Rad herumgehen. Als sie bezahlt hatte, stieß sie fast mit einem jungen Radfahrer zusammen, der Pommes holen wollte. Kopfschüttelnd kam sie zu mir.

Wir brauchten noch Brot und bewegten uns auf die Bäckerei zu. Das war aber gar nicht einfach. Zwischen Spielhalle und Restaurant sausten Radfahrer in beiden Richtungen. Wir konnten uns an die Hauswand drücken, um nicht angefahren zu werden. Als endlich mal frei war, eilten wir Richtung Bäckerei. Da! Ein schrilles Klingelzeichen. Da wurde mein Frauchen doch ärgerlich. Sie sagte dem unbekümmerten Radfahrer: “Das Centre ist gesperrt für Räder. Sehen Sie die Schilder nicht?“ – „Wieso? Alle fahren hier.“

 

 

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Lena berichtet

Oh Schreck, meine Leute fasten!

Heute morgen. Ich kuschele mich noch in mein Körbchen, denn ich bin noch sehr müde. Gute Freunde waren gestern Abend da, mit denen meine Leute gegessen und getrunken haben, währen ich in der Dämmerung auf Jagd ging. Einmal wurde ich ermahnt: Lena, du bleibst ja schön am Haus!“ Wie überflüssig! Heute morgen also.

Ein tiefes Stöhnen erklingt aus dem Schlafzimmer. Von den begleitenden Geräuschen her weiß ich: Herrchen hat sich gewogen. Ich höre Frauchen sagen:“Ich wiege mich erst gar nicht.“

Herrchen betritt das Wohnzimmer. Ich sehe sofort. Üble Laune. Jeden Morgen begrüßt er mich im Körbchen, streichelt mich, spricht mit mir. Kein schöner Tagesbeginn! Heute kein Wort. Es ist, als wäre er völlig zerknirscht. Der Weltuntergang nahe. Und das wegen ein paar Kilos! Gestern Abend war er noch so lebenslustig. Wie kann man es sich so unnötig schwer machen?

Beim Frühstück isst er nichts, trinkt nur eine Tasse Kaffee, mault: „Mir passt bald keine Hose mehr, am Hemd reißen die Knöpfe aus. Schrecklich! Dieses französische Essen! Man ist schon satt, dann gibt es noch fetten Käse und der Wein dazu! Ab sofort gibt’s Diät“ Das Wort trifft mich wie ein Blitz. Ich höre Frauchen zustimmen: „Wir machen 10 Tage Null-Diät. Das wirkt am besten.“ Herrchen protestiert: “Nein, dann ist mir immer so flau. Wenn man nichts isst, schaltet der Körper auf Sparflamme. Dann nimmt man nicht mehr ab.“ „Gut, was hältst du von der Mittelmeerdiät? Viel Salat, Gemüse, Fisch, etwas Fleisch, keine Kartoffeln, kein Brot.“ – „Was, keine frische Baguette mehr?“ – Du musst dich schon etwas schikanieren, sonst geht es so weiter wie bisher.“

Ich lag ganz erstarrt in meinem Körbchen. Wenn meine Leute abnehmen wollen, fahren sie nicht mehr zum Einkauf. Dann gibt’s auch für mich nichts mehr zu fressen. Schreckliche Vorstellungen! Man kann sich doch im Urlaub nicht kasteien.

Die machen auch alles falsch! Statt mit Freunden zu feiern, sollten sie sich mehr bewegen. Meine Spaziergänge könnten durchaus länger und zahlreicher sein. Sie könnten sich auch mehr aufs Rad setzen , auch mich spazieren fahren. Jeden Tag nach Soulac zum Metzger, Traiteur, Fischhändler. Das macht schlank. Und es ist etwas im Haus. Vielleicht lesen sie das in den Médoc-Notizen. Ich kann zwar schreiben, beim Sprechen habe ich doch erhebliche Schwierigkeiten.

Es scheint nicht so schlimm zu werden. Sie einigen sich auf Mittelmeerdiät. Da sind immer noch mal Leckerbissen im Haus. Und sie wollen auch mich mehr bewegen. Sag ich doch!

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Lena berichtet

Genießen am Meer.

Die alte Oranginadose am Südstrand, attraktiv durch neue Pächter, ist das Ziel meiner Leute und einiger Freunde.

Kurz nach 19 Uhr machen wir uns auf den Weg. Ich denke zunächst an meine geliebten Abendspaziergänge an den Strand, doch wir machen an der Oranginadose Halt und setzen uns an reservierte Tische mit Blick aufs Meer. Das gefällt mir. Ein herrlicher Platz. Die Sonne wärmt noch. Der Wind bläst sanft. Nur kleine Wellen schwappen auf den Strand und bieten eine angenehme Hintergrundmusik.

Während meine Begleitung sich die Stühle zurecht setzt, nehme ich an der Dünenkante Platz. Die Menschen werden erst interessant, wenn sie etwas auf dem Teller haben. Ich sehe noch einige Badende, Spaziergänger und Sonnenanbeter im Sand. Ein herrliches Plätzchen Erde, vielleicht die schönste Stelle im paradiesischen Euronat.

Am Nebentisch erhalten Leute ihr Essen. Muscheln mit Fritten. Herrlicher Duft! Ich setze mich neben das essende Paar und hypnotisiere jeden Bissen. Schließlich nimmt man mich wahr: „Was bist du für ein großer Hund!“ Der Mann gibt mir ein Kartoffelstäbchen. Ich rieche mal dran, fresse es aber nicht. Die Frau sagt: “Die ollen Pommes mag so ein edler Hund nicht. Hier hast du eine Muschel.“ Nicht nur die Worte tun mir gut. Ich bekomme noch weitere Muscheln. Da ruft mich mein Frauchen und schimpft was von Bettlerin. Ich überhöre die Beleidigung und gehorche sofort.

Denn auch bei uns wird das Essen aufgetragen. Ich setze mich neben Günther. Sein Platz riecht verführerisch. Er sieht mich gar nicht, also springe ich an seinen Beinen hoch. Da! Was ist das? Er gibt seinen Teller der Bedienung zurück. Das Steak hätte ich schon gefressen.

Ich nehme die anderen Gerüche auf. Salat! Salat!

Ah! Da gibt es auch Muscheln. Ich hypnotisiere. Ohne Erfolg! Da! Günther bekommt seinen Teller zurück. Das Steak dampft ordentlich. Er und die anderen essen genüsslich. Ich will die Hoffnung schon aufgeben, meinerseits zu genießen, als mir Günther nacheinander zwei Stücke Fleisch heruntergibt. Sie schmecken köstlich, obwohl sie etwas knorpelig sind.

Alle haben gegessen und sehen glücklich aus, wozu sicher auch der Wein beigetragen hat. Zwei Flaschen stehen auf dem Tisch. Mir wird schon schlecht, wenn ich so etwas rieche.

Zufrieden durchstreife ich das Dünengras. Ich wittere Kaninchen, leider alte Spuren.

Da wird meine Gesellschaft wieder aktiv. Sie zücken Fotoapparate. Die Sonne ist kurz davor ins Meer zu tauchen. Wie verrückt drücken sie auf die Auslöser. Würde ich nie machen. Denn ich habe Heinrich Heine gelesen:

 

Das Fräulein stand am Meere

Und seufzte lang und bang,

Es berührte sie so sehre

Der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein, sei’n Sie munter.

Das ist ein altes Stück;

Hier vorne geht sie unter

Und kehrt von hinten zurück.

 

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Lena berichtet.

Afrikanisches am Hundestrand

Ein Nachmittag am Meer. Tiefblauer Himmel, mäßige Brandung. Bei frischem Nord-West angenehme Stunden am Strand. Ich döse in der Sonne, die Nase in Windrichtung auf dem Sand. Meine Leute neben mir ausgestreckt. Paradiesische Idylle. Die Ruhe herrscht jedoch nur kurze Zeit. Andere Hunde treffen mit ihren Leuten ein: der schöne Heinrich, der schnelle Rocco, die wilde Jule, die Heinrich und mich nicht in Ruhe lassen. Nach einem sinnbetäubenden Toben bringt ein bittendes Knurren Jule zur Mäßigung.

Wir Dackel und die beiden Großen liegen friedlich im Sand und beäugen unsere Leute, die redend, meistens durcheinander, zusammen stehen statt endlich den Strandspaziergang Richtung Le Gurp zu beginnen. Aufgeregte Gespräche! Endlich geht’s los!

Wir Hunde dürfen vorausrennen. Jule nervt, weil sie ständig ins Wasser geht und sich dann trockenschüttellt. Wobei wir Dackel ungewollt nass werden. Ich renne los. Die anderen überholen mich schnell. Herrlich, so zu galoppieren! Ich bewundere, wie elegant Rocco läuft, leicht wie eine Gazelle. Noch schneller ist Jule, kraftstrotzend. Heinrich und ich laufen Schweinsgalopp.

Da! Was ist das?

Drei Hunde ziehen an uns vorbei. Afrikanische Windhunde, so mager, dass sie wohl nur Diät halten.

Ich habe diese drei noch nie gesehen. Ich frage die anderen: „Was sagt ihr zu diesen Eindringlingen?“ „Hergelaufenes Pack!“ „Das muss verboten werden!“ „Es sind genug Hunde am Strand.“ „Die passen hier nicht hin.“ „Viel zu groß!“ „Wir werden uns beschweren!“ „Wir werden sie wegbeißen.“ Wir werden klagen!“

Während unserer Schimpftiraden haben wir uns völlig verausgabt. Die drei Eindringlinge kommen zurück. Ohne uns vier Freunde wahrzunehmen, stürmen sie drauflos, fast über uns weg. Wir sind empört, beraten uns, bis unsere Leute uns einholen. „Was ist denn mit euch los? Ihr hockt zusammen, als soll es eine Verschwörung geben!“

Ich antworte: “Hier sind fremde Hunde eingedrungen, sie sind zu groß und zu schnell! Sie passen hier nicht hin. Wir wollen sie nicht.“ „Spinnt ihr? Hier ist Platz genug. Ihr müsst die Windhunde ja nicht mögen. Akzeptiert sie einfach!“

Heinrich, Rocco, Jule und ich sehen einander an. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig.  

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Lena, freie Mitarbeiterin der Médoc-Notizen:

Lena berichtet

Ankunft in Euronat oder wo ist das Paradies?

Endlich, der Duft der Kiefern wird immer stärker!

Als sich noch der etwas fischige Meergeruch dazugesellt und der Ozean hörbar wird, ist es klar, wir sind in Euronat!

Ich kann kaum erwarten, dass sich die Autotür öffnet! Ein Sprung, das Glück beginnt. Erst mal unters Haus. Gibt es Katzen oder gar Kaninchen? Nein, es riecht nur nach Mäusen!

Frauchen und Herrchen leeren das Auto. Was die nur immer mitnehmen? Klamotten braucht man hier nicht, zu fressen gibt es auch genug! Dicke Taschen mit Büchern, eine Lampe, Pfannen. Geräte, Decken. Wozu das alles?

Wer lesen will, soll die Kaninchenfährten aufnehmen, Spuren von tausend Wesen sind auszumachen. Wozu ein Grill? Das Fleisch schmeckt roh am besten! Wozu Decken? Es sind genug da, außerdem ist Sommer! Ich lasse sie schleppen und gehe in den Garten. Ein wenig Wasser aus der Vogeltränke: köstliche Regengaben!. Ich lege mich. Di e Sonnenstrahlen wärmen angenehm. Leise umstreichelt mich der Wind! Herrlich! Als ob mich Frauchen liebkost! 

Ob der schöne Heinrich schon angekommen ist? Oder der schnelle Rocco? Oder die wilde Jule? Na, wir werden sehen!

Auf dem warmen Sand zwischen gelben Blumen liegt sich’s bestens. Ich schnuppere Käfer, höre Bienen, ja, sogar einen Kuckuck in der Ferne . Unmerklich nicke ich ein. Das ist Entspannung!

Ich träume vom Strandspaziergang. Meine Pfoten donnern über den festen Sand. Die Möwen erheben sich respektvoll. Da kommt Heinrich. Wir rennen zusammen. Er schnappt im Lauf nach meinem Ohr. Was will er nur? Ich schlage einen Haken, da bin ich ihn los. Doch nicht! Er durchquert einen Priel. Na, mal sehen? Zärtlich knabbert Heinrich an meinem Ohr und schleckt es. Wie schön!

Eine Stimme reißt mich aus dem Traum: „Lena, Leckerchen!“ Als ich die Augen öffne, steht Frauchen da mit einem Napf, den sie auf die Terrasse stellt. Ich will meinen Hunger nicht zugeben und nähere mich gesittet. Hm, Lammfleisch, eine hinreichende Portion! So Lässt sich’s leben. Euronat ist mein Paradies!

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Jules Ecke (6)

Also, wir hatten wieder Redaktionssitzung. War nicht so lustig wie sonst. Ginevra war zum letzten Mal da. Na ja, geht nicht anders, irgendwann muss sie ja ihre Diplomarbeit loswerden. Fred hat sie gefragt, ob sie uns jetzt das über die Vereine im Médoc sagen würde, was sie bislang für sich behalten hätte.

Da hat Ginevra etwas gezögert, dann aber doch geantwortet. Sie hat gesagt, dass Vereine im Médoc wirklich etwas Besonderes sind, weil da das Irrationale schon mächtig wirke. Sie fügte hinzu, sie wisse nicht warum das so sei, aber es sei schon auffällig, wieviel in Médoc-Vereinen aus dem Bauch oder noch tiefer liegenden Regionen entschieden werde.

Dann wollte Ignace wissen, was man denn tun könnte, um diesen Unfug zu beenden. Da hat Ginevra gesagt, das sei schwierig, aber man könne hoffen; manchmal geschehe es, dass die Götter Hirn vom Himmel werfen, und wenn das zufällig über dem Médoc passierte, dann könnte es sein, dass mancher Krawall ganz plötzlich zu Ende sei.

Wir hoffen jetzt, dass Ginevra ihre Diplomarbeit gut beendet, dass die Götter das gewünschte Hirn genau über dem Médoc abwerfen, und dass die, die das brauchen können, dann genau unter der Abwurfstelle stehen.

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Jules Ecke(5)

Also, wir hatten wieder eine Redaktionssitzung, und als wir eigentlich fertig sind, klopft es und eine sympathische Stimme fragt, ob sie reinkommen darf.

Als Ignace, der sonst meistens etwas brummelig ist, herein gesagt hat, geht die Tür auf.

Eintritt Ginevra

Ich habe gesagt, guten Tag, ich glaube, Sie sind eine Nachfahrin der Arbeitgeber meiner Vorfahren.

Sagte sie, genau, so ist das. Aber die Zeiten haben sich geändert und unsere Berufsbilder auch. Dann hat sie gesagt, dass sie ein Interview mit uns machen möchte. Sie schreibe nämlich eine Diplomarbeit über Vereine im Médoc unter besonderer Berücksichtigung des Irrationalen, und dafür brauche sie noch ein paar Detailinformationen.

Plötzlich haben alle den Kopf eingezogen, weil, mit Vereinen im Médoc ist nicht zu spaßen.

Das hat sie wohl gemerkt und gesagt, Spaß mache ihr das auch nicht, aber vielleicht sei es nützlich, wenn man etwas nachdenkt.

Und da haben ein paar von uns gefragt, ob es Auffälliges bei den Vereinen im Médoc gebe.

Ginevra sagte, da gebe es schon einiges, aber bevor sie darüber reden könnte, hätte sie noch ein paar Fragen. Und dann hat sie losgelegt. Wir haben geantwortet, was das Zeug hält und sie war richtig zufrieden.

Dann hat sie gefragt, ob sie bei uns einige Zeit hospitieren dürfte, das wäre für sie bestimmt nützlich. Ehe einer was sagen konnte, hat Ignace, der doch manchmal recht brummelig ist, gesagt, gern, dann haben wir jetzt eine nette Hospitantin.

Und die werden wir demnächst mal fragen, was sie so bei ihren Forschungen herausbekommen hat. Wir sind schon ganz gespannt, ob wir dann verstehen, warum bei den Vereinen im Médoc nicht alles rund läuft.

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Unser Teammitglied Pepsi greift erstmals zum Bleistift. Hier ein Augenzeugenbericht mit besonderer Perspektive zum Sturm Quinten :

Bericht von Pepsi zu Quinten:

total erledigt- schon 2 Tage Unruhe im Haus- aufladen von Rasierer,Zahnbürsten und Handys bzw Portables– man hatte ja von Klaus noch Erinnerungen im Kopf- – der Weltempfänger steht bereit. Kaffee in Isolierkanne- Aufregung den ganzen Tag -besser auch noch ein Süppchen für den nächsten Tag vorbereiten -und den Kühlschrank auch noch hochdrehen- ob der Strom diesmal wieder ausfällt? Und dann- geht’s los-22.00 Uhr- Frauchen flüchtet aufs Sofa- kein Licht mehr: Natürlich wieder kein Strom. 15 Minuten später –  nur noch Kerzen — und draußen tobt der Sturm — nichts mit Gassi gehen — einhalten !! – wie lange noch ? – Um 1.00 Uhr nachts verlege ich mein Quartier in die letzte Ecke der Dusche– Nicht nur Frauchen hat Angst — Bäume um unser Haus beugen sich fast bis zur Erde—– aber sie brechen nicht– erstaunlich! Um 4.00 kriechen Frauchen und ich zusammen -( Herrchen schläft und schnarcht.) — Nein, das ist nicht meine Welt!

Endlich – es wird wieder hell — 8.15 — es ist nicht mehr zum aAshalten -bzw. Einhalten- schnell mal raus—- und schnell wieder rein ! Stöckchen suchen – und spielen? Es sind viel zu viele- die Auswahl macht einen ja krank! – aber ich muß doch sehen, was sich so in der Nacht ereignet hat! Schließlich bin ich ein pflichtbewußter Hund – Reporter der weltberühmten Médoc-Notizen!!

Am Abend- siehe Bild – total erledigt! – Zum letzten Ausflug — zum „lauen Lüftchen“ am Atlantik- habe ich gestreikt – : ich hatte recht damit: Frauchen und Herrchen mußten die letzten Meter vor der Orangina-Dose vom Rad absteigen– der Sturm war stärker, wie sie berichteten. Einige Bilder haben sie dennoch „geschossen“ – Herrchen wäre dabei beinahe in 5 Meter Höhe von einer Welle überrascht worden-!

Also das war’s vom 10. Februar und Quinten– hört das nicht endlich mal auf? Wann kommt der Sommer?

wau,wau-woof-woof

eure Pepsi

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Jules Ecke (4)

Also, da hatten wir wieder eine Redaktionssitzung, und da hat Ignace gefragt, wo bleibt denn unser Wörterbuch? Hat er noch gesagt, dass er dauernd  was übersetzen muss. Klar macht er, der ist ja nett und nicht fremdenfeindlich, aber ist schon lästig, wenn man auch sonst voll ausgelastet ist.

Und dann haben wir überlegt, wie wir das anstellen, das mit unserem Wörterbuch. Hat einer gesagt, ganz einfach, wir machen eine Befragung, und dann kriegen wir raus, was wir jetzt noch nicht wissen.

Alle waren einverstanden, und dann haben wir Teams gebildet und die sind losgezogen.

Als die zurückgekommen sind, haben wir uns erst angehört, was die so gesagt haben, und dann haben wir es aufgeschrieben. Erst wollten wir es einsprachig Französisch machen, aber da hat Ignace gesagt, das ist nicht gut, denkt mal an die armen, die noch kein Französisch können, wollt Ihr, dass die sich grämen?

Wollten wir natürlich nicht, deswegen haben wir unser Wörterbuch zweisprachig gemacht.

Alle wollten, dass das Jules Wörterbuch heißen sollte.

 

Also hier ist es nun, unser Wörterbuch:

 

Ein Tier macht

In Frankreich

In Deutschland

Eine Kuh macht

meuhhh

Muh

Ein Schwein macht

Ron ron ron

Öff öff öff

Ein Huhn macht

Cotcotcotcotcot

tucktucktuck

Ein Hahn macht

Cocorico

Kikeriki

Eine Katze macht

Miaou miaou

Miau miau

Ein Hund macht

Ouah ouah

Wau wau

Eine Ente macht

Coin coin coin

Quak quak quak

Ein Frosch macht

Couac couac

Quak quak

Ein Esel macht

i-an i-an  i-an

Iah iah

Eine Ziege macht

Mêeeh

Mähh

 

Als wir damit fertig waren, hat Ignace gesagt, ihr wisst, dass auch bei unsereins Dialekte vorkommen. Das, so hat er noch gesagt, kann bei manchen unserer Wörterbucheinträge bedeuten, dass in manchen Gegenden anders gesprochen wird. Wenn Ihnen so etwas begegnet, informieren Sie uns bitte mit genauer Angabe der Region, aus der Sie berichten.

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Jules Ecke (3)

Neulich hatten wir Redaktionssitzung, und wir waren mal wieder schnell fertig. Nein, nicht, was Sie jetzt denken! Ein paar von uns haben zwar immer noch Beulen, aber das soll nicht wieder vorkommen, wir sind nämlich wirklich Freunde. Wenn wir etwas erreichen wollen, dann müssen wir zusammenhalten. Machen wir, wir sind doch nicht blöd!!

Aber das wollte ich eigentlich gar nicht erzählen.

Also, die Redaktionssitzung ist vorbei, da geht die Tür auf und kommt einer reingegockelt und macht Cocorico. Ich guck den an und denke, da bist du mal höflich und mach Kikeriki. Macht der noch mal Cocorico. War ich mit meinem Französisch erst mal am Ende.

Sagt Ignace, das ist schon richtig, der spricht so. Wenn der Kikeriki macht, lachen alle Hühner und meinen, er ist im Stimmbruch, und das ist für das Sozialprestige (der kennt Wörter, der Ignace!) nicht gut, besonders unter Hähnen.

Kommt von der anderen Ecke des Tisches mjuu, mjuu!, (schreibt sich miaou, miaou,  weil, ist nämlich französisch für miau, miau!) So ging das noch etwas weiter, manchmal ist es bei uns wirklich total lustig!

Und da sagt einer, wisst ihr was, wir sollten mal ein Wörterbuch für unsereins machen, damit Hund und Katz und Kuh und Kalb und wer sonst noch da ist, richtig miteinander reden kann. Und das machen wir nun. Sobald wir fertig sind, sagen wir Bescheid.

Wenn Sie glauben, das ist nicht nötig, machen Sie einen Test. Stellen Sie sich mal vor eine französische Kuh und machen Sie muh! Was macht die dann? Probieren Sie es aus, die antwortet bestimmt nicht so, wie Sie das denken.

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Jules Ecke (2)

Also, neulich hatten wir Redaktionssitzung. Und dabei waren eine Menge Zaun- und sonstige Gäste. Und dann ging alles wie geölt und wir waren fertig. Da sagte einer, aber was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend? Sagte einer, wir spielen Verein. Fragte einer, welchen Verein?, na den.

Nun gut, haben wir Verein gespielt. Ich hab mich gefreut, denn ich hab gedacht, jetzt kannst du deinen Turbo mal so richtig auslasten. Hab ich dann auch, aber die andern waren auch voll drauf. Fred hat seinen gefürchteten Nahkampfschrei gemacht, Ignace hat vorn und hinten ausgeschlagen und dann hat er den armen Fred so überschrieen, dass der sich die Ohren zugehalten hat. Und ich, ich hab in alle Waden gebissen, die ich kriegen konnte und gekeift hab ich dabei, dass sogar Ignace neidisch wurde.

Das ging eine ganze Zeit so, bis alle dicke Beulen und jede Menge blaue Flecken hatten und außer Puste waren und einer sagte, aber wir sind doch Freunde! Da haben wir uns alle angeguckt, und keiner wusste so recht, was er sagen sollte.

Und dann haben wir was Vernünftiges gemacht, und der Abend war gerettet.

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Jules Ecke

Also, meine Obrigkeit sagt immer, ich hab Glück, dass ich mit meinem dicken Pullover in Euronat geduldet werde. Stimmt wohl, aber: mein Pullover ist Natur und angewachsen, und außerdem, ab 25 Grad ist das gar nicht so lustig. Da ich von meiner Obrigkeit weiss, dass Menschen manchmal um die Ecke denken, wundere ich mich nur noch selten.
Hier in Euronat, wenn es so richtig heiss ist, kapier ich es aber nicht. Laufen da doch Leute voll aufgerüstet rum, als ob sie in Bordeaux oder sonstwo unterwegs wären. Auch am Strand, wo Naturismus pur angesagt sein sollte, werden die Textiler immer mehr. Und warum? Weiss man nicht. Vielleicht eine besondere Form von Snobismus: Seht her, wir leisten uns Euronat, aber wir tun so, als ob wir woanders wären.

Nur gut, dass die nicht wissen, was ich von denen halte.
            Bis demnächst    Jule