Fähre Blaye – Lamarque

Die Fähre zwischen Blaye und Lamarque

Erst Bilder, dann etwas Geschichte, ganz unten ein Bericht über die Schnellfähre Baie des Anges

Die im April 2014 in Dienst gestellte neue Fähre zwischen Blaye und Lamarque.

Sébastien Vauban,  60 m lang, 12,5 m breit. Transportkapazität 300 Passagiere und 40 leichte Fahrzeuge oder 20 leichte Fahrzeuge und vier Busse. Der Antrieb wird von zwei um 360 Grad schwenkbaren Schottel Propulsoren geleistet, die der Fähre eine hohe Beweglichkeit und Manövrierbarkeit verleihen.

Der vordere Teil der beweglichen Seitenwand ist herabgelassen worden, damit die auf der Fähre wartenden Fahrzeuge problemlos und vorwärts die Fähre verlassen können.

Auch für Wohnmobile kein Problem


Sébastian Vauban entschwindet hinter der Île de Paté

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Die Côtes de Blaye, die Fähre zwischen Blaye und Lamarque, die bis 2014 die Verbindung zwischen den beiden Ufern der Gironde besorgte.

Dieselbe Fähre, allerdings nicht da, wo sie sonst ihren Dienst tut, sondern in Royan, vermutlich aus technischen Gründen.

Da ist sie wieder dort, wo sie hingehört. Ein paar Zahlen zu dieser Fähre: 1970 gebaut, 51,50 m lang, 12,30 m breit, 1,70 m Tiefgang, Gewicht 530 t, Kapazität: 40 Fahrzeuge, 350 Passagiere.


Die Fähre Les Deux Rives am Anleger in Lamarque

Die ehemalige Fähre Les Deux Rives nach iher Außerdienststellung. Sie hat einen erheblichen Gestaltwandel durchgemacht und heißt nunmehr   Ville de Bordeaux.  Sie liegt im Port de la Lune und dient als Ausflugsschiff. Vielleicht nicht mehr lange.

Backbordansicht derselben ehemaligen Fähre, die früher Les Deux Rives hieß.

Hier kann man gut nachvollziehen, was aus der einstigen Fähre ein Ausflugsschiff gemacht hat. Die auffälligste Veränderung fand auf dem ehemaligen Fahrzeugdeck statt, wo ein geräumiger Passagierraum eingebaut wurde, der dem Schiff einen eigenartigen Charme verleiht.

Und nun ein kleiner historischer Exkurs:

Fährverbindung zwischen Blaye und Lamarque

Auch heute noch trennt die Gironde die Verkehrsströme auf ihren beiden Ufern, aber es gibt immerhin Möglichkeiten von der rechten auf die linke Seite zu gelangen, umgekehrt natürlich auch. Über die eine Fährverbindung, die zwischen Le Verdon und Royan, haben wir schon berichtet. Hier soll nun die Verbindung zwischen Blaye und Lamarque etwas ins Licht gerückt werden.

Vorläufer gab es schon im späten 19. Jahrhundert, als eine mehr oder weniger regelmässige Schiffsverbindung zwischen Bordeaux, Blaye und Pauillac eingerichtet wurde, die 1902 durch einen Zwischenhalt in Lamarque erweitert wurde. Damit war, zumindest für Passagiere, die Möglichkeit gegeben, die Gironde zwischen Blaye und Lamarque zu queren, doch in zeitlich größeren Abständen, die nicht erlauben, von einer wirklichen Verbindung zwischen den beiden Orten zu sprechen. Außerdem wurde der Zwischenhalt in Lamarque schon 1915 wieder aufgehoben, vermutlich, weil der Ertrag in keinem rechten Verhältnis zum Aufwand stand. Eigentlich erstaunlich, denn schon 1912 wurde vom damaligen Bürgermeister von Cussac die Idee formuliert, eine dampfgetriebene Schiffsverbindung zwischen Blaye und Lamarque einzurichten. Der Conseil genéral des Départements stimmte dem Projekt zu, doch machte, wie bei vielen anderen Dingen, auch hier der erste Weltkrieg einen Strich durch die Rechnung. Immerhin wurde 1915 eine kleine Lösung geschaffen, als sich ein Schiffer aus Blaye bereit erklärte, eine Verbindung von Blaye nach Pauillac sicherzustelllen, die Zwischenhalte in Saint Julien und Lamarque anbot. Auch hier bestand keine Möglichkeit, Fahrzeuge zu transportieren.

Erst 1926 kam dann die Diskussion im Conseil général wieder in Gang, und 1932 wurde das Projekt endgültig zu Wasser gelassen. Die erste planmäßige Fährfahrt zwischen Blaye und Lamarque fand am 15. März 1934 statt. Die eigens zu diesem Zweck gebaute Fähre trug den beziehungsreichen Namen Les deux rives, die beiden Ufer. Sie versah treu und brav ihren Dienst bis zum Juni 1940, als sie von der französischen Kriegsmarine beschlagnahmt wurde. Schließlich nahmen die deutschen Besatzer das Schiff in ihre Dienste und setzten es als Verbindung zwischen La Pallice und Saint-Martin-de-Ré ein. Nach  Kriegsende wurde die Fähre ins Dock nach Bordeaux geschickt, wo sie ihre grüngraue Kriegsbemalung gegen das ursprüngliche Weiß und Rot tauschte und auch sonst überholt wurde. 1970 wurden die altersschwach gewordenen Motoren gegen stärkere ausgewechselt. Da der Verkehr ständig zunahm, wurde nach einer leistungsfähigeren Fähre gerufen und die Deux rives 1980 stillgelegt. Sie wurde 1982 verkauft und nach Bordeaux verlegt, wo sie umgebaut und als Ville de Bordeaux lange Jahre als Ausflugsschiff Dienst tat.

Nachfolgerin auf der Fährstrecke von Blaye nach Lamarque wurde ein Neubau, der den Namen „Côtes de Blaye“ erhielt. 

 

Naviplane als Schnellfähre zwischen Blaye, Lamarqe und Pauillac.

In Jahre 1971 kaufte das Département Gironde die Baie des Anges, ein Luftkissenboot vom Typ Naviplane 300, das zuvor vom Flughafen Nizza aus die Orte Cannes, Saint-Tropez, Monaco und San Remo anfuhr.

 

Die Baie des Anges in Saint Tropez im Juli 1970. Sie sitzt auf dem Trockenen, was für ein Luftkissenboot aber nicht bedrohlich ist.

Die Baie des Anges auf dem Weg von Saint Tropez nach Nizza

Das Boot, das ursprünglich zum Transport von Fracht eingerichtet war, wurde als Fähre umgebaut und konnte nach den dabei durchgeführten Arbeiten 4 Pkw und bis zu 38 Passagiere aufnehmen. Es wurde 1972 als Schnellfähre auf der Route Blaye, Lamarque, Pauillac in Dienst gestellt. Ende 1975 wurde die Baie des Anges nach 4.000 Betriebsstunden, in denen sie 20.000 Überquerungen der Gironde geschafft hatte, stillgelegt.


Die Baie des Anges im Einsatz als Schnellfähre auf der Gironde

Die Baie des Anges war von dem Ingenieur Jean Bertin konstruiert und nach umfangreichen Tests im Jahr 1968 in Betrieb genommen worden. Das Boot war 24 m lang, 11 m breit und 7,5 m hoch. Es wog 27 t und konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 115 km/h erreichen. Es war einsatzfähig bis zu Wellenhöhen von 1,5 m.

Nach der Stilllegung der Schnellfähre wurde die Baie des Anges  auf dem Gelände der Erbauerfirma SEDAM, die sich inzwischen in Pauillac angesiedelt hatte, stillgelegt. Nach dem Erlöschen der Firma SEDAM wurden sie zum Verkauf angeboten. Sie wurden schließlich, da sich kein Abnehmer fand,  Ende 1983 zerlegt.

(vgl. Alain Cotten : Conservatoire de l’Estuaire de la Gironde : Jean Bertin et les naviplanes, in : http://www.estuairegironde.net/doc/docu/chronique05b.pdf

vgl. auch : http://aernav.free.fr/Naviplane/Histo_Navi.html

vgl. auch:  http://fcapoulade.pagesperso-orange.fr/n300.htm

(UM, überarbeitet und erweitert, 14. Apr.  2012)