Minenräumung

Minenräumung in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg

Als nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 das Kampfgeschehen des Zweiten Weltkriegs sich zunehmend in Richtung auf die Reichsgrenzen verlagerte, entstand in den von den deutschen Truppen aufgegebenen Gebieten ein Problem, auf das nachdrücklich reagiert werden musste, denn die abziehenden deutschen Verbände hinterließen ausgedehnte Minenfelder, die sich vornehmlich in den Küstenbereichen konzentrierten, wo sie als Unterstützung für die Bauten des Atlantikwalls angelegt worden waren. Zusätzlich zu den Minenfeldern an den Küsten wurden von beiden Seiten neue Minenfelder im Rahmen der laufenden Kämpfe geschaffen. Schließlich gab es noch Minenfelder, die von französischer Seite im Bereich der Maginot-Linie angelegt worden waren. Da es keine soliden Zählungen über die Anzahl der verlegten Minen  gab, war man auf Schätzungen angewiesen. Alles in allem, so nahm man anfangs an, waren über 50 Millionen Minen und Blindgänger auf französischem Gebiet anzutreffen, wodurch 500.000 ha, also 1% des gesamten Staatsgebietes als höchst gefährlich eingestuft werden mussten.

Auszug aus einer Michelin-Karte von 1945. Verminte Gebiete sind rot schraffiert. Die Fortsetzung nach Norden bis zur Pointe de Grave würde dieselben Schraffuren an der Küste zeigen.

Für die Räumung wurden, ausgehend von diesen Zahlen, mehrere Jahrzehnte veranschlagt. Nach und nach wurden die Schätzungen nach unten revidiert, aber es blieben immer noch 13 Millionen der gefährlichen explosiven Überreste im Boden.

Neben vielen anderen Belastungen gehörten die von den Minenfeldern ausgehenden Gefahren zu den Dingen, die vordringlich in Angriff genommen werden mussten, wenn der Wiederaufbau nach dem Krieg in Frankreich in Gang kommen sollte.

Die ersten Anfänge einer systematischen Minenräumung gehen auf die Wochen nach der Invasion in der Normandie zurück, wobei zunächst auf englische Hilfe zurückgegriffen werden musste, da es in Frankreich weder ausgebildetes Personal noch geeignetes Gerät gab, um der bestehenden Aufgabe gerecht werden zu können. Die erste Schulungsstätte für Minenräumungspersonal wurde im Sommer 1944 in Bayeux eingerichtet, wobei Instrukteure und Material zum größten Teil von Engländern bereitgestellt wurden. Die ersten in Frankreich produzierten Minendetektoren waren Nachbauten englischer Geräte. Nach der deutschen Niederlage wurden aus Beständen der Besiegten Pläne über die Lage der Minenfelder, die Art der verlegten Minen etc. verfügbar, die die Effizienz der Räumung erheblich steigerte.

Die massive und im großen Stil betriebene Räumung der Minen begann im Herbst 1945. Als Personal wurden zunächst junge französische Freiwillige angeworben, die angelockt wurden von der überdurchschnittlich hohen Entlohnung, die über die Gefahren des Einsatzes hinwegsehen ließ. Nach dem Ende der Kampfhandlungen wurden in großer Zahl auch deutsche Kriegsgefangene eingesetzt, dies im Widerspruch zu den Bestimmungen des Artikels 31 der Genfer Konvention, der den Einsatz von Kriegsgefangenen bei gefährlichen Aktionen untersagt.

Trotz der ständig intensivierten und verbesserten Ausbildung und Ausrüstung der eingesetzten Männer, fanden etwa 1.800 Deutsche und rund 500 Franzosen den Tod bei Räumaktionen. Die Zahl der meist schwer Verletzten liegt noch höher. Zahlen über Opfer unter der Zivilbevölkerung sind nicht bekannt.

Ende 1947 waren die planmäßig durchgeführten Minenräumungen beendet, viel früher als man anfangs angenommen hatte.

Eine Restgefahr geht auch heute noch aus von nicht aufgespürten Minen und Granaten, die immer wieder gefunden werden. Besonders vorsichtig sollte man immer dann sein, wenn in Gebieten, in denen Minen verlegt oder Munition verwendet worden ist, unbekannte metallische Körper zu Tage treten. Viele der unentdeckt gebliebenen Sprengkörper sind auch heute noch hoch gefährlich. Sie müssen der Polizei oder den Bürgermeisterämtern gemeldet werden, die für die fachgerechte Beseitigung eventuell bestehender Gefahren sorgen werden.

 

Vgl. Dazu :   

http://www.cheminsdememoire.gouv.fr/page/affichepage.php?idLang=fr&idPage=3509


Ein Denkmal in den Dünen von Vensac-Océan

„Dem Gedenken des Minenräumers DELVOLVE Lucien, gestorben für Frankreich. Montalivet Juni 1946“

 

 Todesanzeige für einen deutschen Kriegsgefangenen, der bei einem Minenunfall ums Leben kam