Médoc-Notizen Okt. – Dez. 2019

Dezember 2019

Aufwertung der Abtei Vertheuil

Die Abtei Saint-Pierre in Vertheuil wurde im 12. Jahrhundert errichtet, aber sie hat, obwohl sie noch immer beeindruckt, einiges von ihrem einstigen Glanz verloren. Das soll sich nach dem Willen der Gemeinde Vertheuil, die Eigentümerin der Baulichkeiten ist, bald ändern. Der Gemeinderat billigte den Entschluss der Stadtverwaltung, einen Vertrag mit einer Planungsfirma in Listrac abzuschließen, die einen Vorschlag für die Aufwertung der Abtei erarbeitet hat. Danach soll ein moderner Erweiterungsbau neben den bestehenden Baulichkeiten errichtet werden, der Raum schafft für größere Veranstaltungen. Weiter sollen die beiden großen Galerien der Abtei renoviert und behindertengerecht modernisiert werden. Damit sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass größere kulturelle Veranstaltungen nach Vertheuil geholt werden können, die die Attraktivität der Gemeinde erhöhen sollen. Für die geplanten Arbeiten werden 2,7 Millionen Euro veranschlagt, deren Beschaffung noch nicht ganz gesichert ist. 

(Th. Dusseau: L’abbaye Saint-Pierre de Vertheuil sera valorisée, in: SUDOUEST, 27. 12. 2019)

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Die Streikwelle hält an

Die Franzosen haben ein weiteres Wochenende zu bestehen, an dem der Bahnverkehr weitgehend durcheinander geraten ist. Der letzte Dezembersamstag war der 24. Streiktag, der wieder gekennzeichnet war durch zahlreiche Zugausfälle. Nur sechs von 10 TGV, 3 von 10 IC und 4 von 10 Regionalzügen verkehrten. In Paris sind 13 von 16 Metrolinien stillgelegt. Hinsichtlich der Länge der Streikbewegung dauern die Ausstände schon zwei Tage länger als bei der letzten großen Streikwelle in Frankreich im Jahre 1995, und es sieht so aus, als ob der bisherige Rekord von 28 Streiktagen, die 1986/1987 gezählt wurden, übertroffen wird, zumal die nächste Gesprächsrunde zwischen der Regierung und den Gewerkschaften erst für den 7. Januar angesetzt ist. Obwohl erste Stimmen aus dem Gewerkschaftslager zu hören sind, die zum Kompromiss raten, verharrt der extrem linke Flügel der Streikbewegung auf seinen Maximalforderungen, nach denen die gesamte Reform des Rentensystems zurückgenommen werden sollte. Staatspräsident Macron hat für den 31. Dezember eine Rede angekündigt, die vielleicht Bewegung in die verfahrene Situation bringen könnte, sicher ist das jedoch nicht.

( Entre les réveillons, la mobilisation se poursuit, in: SUDOUEST, 329. 12. 2019)

 

 

Abschied von Tempo 80?

Seit in Frankreich die Höchstgeschwindigkeit auf zweispurigen Straßen ohne feste Fahrbahntrennung auf 80 km/h abgesenkt worden ist, wird diese Regelung mehr oder weniger lautstark kritisiert. Nun sieht es so aus, als ob das Lieblingsprojekt des Premierministers Édouard Philipp abgeschafft würde, denn seit wenigen Tagen kann auf zweispurigen Straßen die Höchstgeschwindigkeit wieder auf 90km/h angehoben werden. Die Freude bei den Gegnern des reduzierten Tempos dürfte aber nur von kurzer Dauer sein, denn die Regierung hat die Rückkehr zu Tempo 90 an enge Bedingungen geknüpft. So müssen auf Straßen, auf denen bisher Tempo 80 galt, Überholverbote in beiden Richtungen verfügt werden. Weiterhin darf die Heraufsetzung auf 90 km/h nur für Straßen erfolgen, auf denen keine landwirtschaftlichen Fahrzeuge verkehren. Von den 400.000 km zweispurigen Straßen, die es in Frankreich gibt, sind aber nur ganz wenige für Landwirtschaftsfahrzeuge gesperrt. Schließlich müssen die Gemeinden, die die Heraufsetzung auf 90 km/h verfügen wollen, diese bei der zuständigen Präfektur beantragen und dabei begründen, weshalb sie die Anhebung auf 90 km/h vornehmen wollen. Damit müsste eigentlich alles beim Alten bleiben, doch haben die Franzosen in der jüngeren Vergangenheit reichlich Belege dafür geliefert, dass in der Politik nicht alles rational verläuft.

(Sudouest.fr.: Le retour aux 90 km/h est autorisé, mais la décision ne sera pas si simple pour les élus locaux, in: SUDOUEST, 27. 12. 2019, 12.37h, Internet-Ausg.)

 

Auch eine bedrohte Art

Wer von bedrohten Arten hört, denkt fast automatisch an Schmetterlinge, Insekten, Vögel und anderes Getier, dem es nicht bekommt, dass die Menschen gedankenlos ihre Ansprüche an die Natur über das stellen, was der Tierwelt früher zugestanden wurde. Die bedrohte Art, von der hier zu berichten ist, hat jedoch mit der Natur recht wenig zu tun, denn es handelt sich um Geldautomaten. Die haben in Frankreich allerdings mit so mancher Tierart gemeinsam, dass sie aussterben. Das gilt zumindest für das flache Land, wo man, abseits der Städte, mittlerweile oft 10 und mehr Kilometer zurücklegen muss, um an einen Geldautomaten zu gelangen. Im Departement Dordogne leben, laut Gutachten der Bank von Frankreich, mehr als 50% der Bevölkerung in Gemeinden, in denen es keine Geldautomaten (mehr) gibt. Das führt dazu, dass Touristen, die die örtlichen Gegebenheiten nicht kennen, oft knapp an Bargeld sind und besonders bei kleineren Beträgen, für die Bankkarten nicht akzeptiert werden, in Schwierigkeiten geraten. Versuche, Geldinstitute für dieses Problem zu sensibilisieren, sind bislang fast immer  ohne Erfolg geblieben. Und eine Wende ist offenbar nicht in Sicht, da die Banken die Kosten ins Feld führen, die ein Geldautomat verursacht und die aus ihrer Sicht erst von einer bestimmten Menge an Inanspruchnahmen an tragbar werden. Da eine Änderung nicht in Sicht ist, ist allen Ortsfremden, die sich in ländliche Gebiete begeben, zu empfehlen, sich zuvor mit ausreichenden Bargeldbeständen auszustatten.

(É. Delpeyrat: Dordogne : attention, espèces en voie de disparition, in: SUDOUEST, 26. 12. 2019. Abend-Ausg.)

 

Vor 20 Jahren

Am 26. und 27. Dezember 1999 gingen die Orkane Lothar und Martin zunächst über Frankreich hinweg und töteten dabei 27 Menschen. Dann  zogen sie ihre Spur der Verwüstung weiter nach Osten. Die in Frankreich während dieser Unwetter registrierten Windgeschwindigkeiten von stellenweise deutlich mehr als 200 km/h sind glücklicherweise in den beiden Jahrzehnten, die seither vergangen sind, nicht wieder erreicht worden, aber die Spuren besonders von Orkan Martin sind für Beobachter, die die damaligen Ereignisse hautnah erlebt haben, noch heute sichtbar. Damals wurden 28 Millionen Kubikmeter Kiefernholz entwurzelt oder abgebrochen, davon 20 Millionen m³ im Departement Gironde und 10 Millionen m³ im Médoc. Tausende Hektar Wald wurden mehr oder weniger schwer verwüstet. Die Waldbesitzer, oft Eigentümer kleiner Parzellen, die bis dahin nicht planmäßig bewirtschaftet worden waren, sahen sich vor Aufgaben gestellt, auf die sie nicht vorbereitet waren. Das größte Problem war dabei, dass in wenigen Stunden so viel Holz auf dem Boden lag wie ansonsten in drei Jahren, und dieses Überangebot musste bewältigt werden. Ein Teil des vor Ort nicht zu verarbeitenden Holzes wurde über neu geschaffene Vertriebswege exportiert, ein großer Teil wurde in den geschädigten Zonen gelagert. Man entwickelte dabei eine Lagerungstechnik, bei der das Holz beregnet wurde und so vor dem Befall durch Ungeziefer oder Pilze bewahrt werden konnte. Angesichts der angefallenen Mengen an Holz wurden neue Maschinen eingesetzt, mit denen die Stämme entastet und auf die passenden Längen geschnitten werden konnten. Bei den Wiederaufforstungsarbeiten experimentierte man mit neuen Baumsorten, die schneller wachsen, dabei aber standfester sein sollten. Und schließlich musste man sich Gedanken darüber machen, ob und wie man die Waldbesitzer entschädigen konnte und wie man sie durch Versicherungen gegen künftige Katastrophen absichern könnte.

(V. Deymes: Les leçons de Martin, 20 ans après, in: SUDOUEST, 26. 12. 2019)

 

Zum Orkan Martin in Euronat: Klick + Klick + Klick

 

Eine beeindruckende Bilderserie zum Orkan Martin zeigt der SUDOUEST. : Klick

https://soir.sudouest.fr/2019-12-20/6982391-tempete-martin-en-1999-les-photos-chocs-dans-le-sud-ouest?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=MonAlerteAboEditionSoir&utm_term=20191220

 

 

Kein Weihnachtsmarkt in Lesparre

Eigentlich gehört der Weihnachtsmarkt in Lesparre zu den Konstanten im Jahresablauf des nördlichen Médoc. In diesem Jahr fiel dieser Weihnachtsmarkt jedoch aus, sehr zum Leidwesen vieler Stammgäste. Die Erklärung für den Ausfall ist einfach, sie liegt beim Verein der Kaufleute von Lesparre, der federführend den Weihnachtsmarkt ausrichtet. Dort gab es im Frühjahr des Jahres einen Wechsel im Vorsitz, der auf eine Phase des organisatorischen Stillstandes des Vereins folgte. Erst als der neue Vorstand etabliert war, hätten die Vorbreitungen für den nächsten Weihnachtsmarkt beginnen können, aber da war der zeitliche Abstand zur Weihnachtszeit schon so stark geschrumpft, dass eine erfolgversprechende Organisation nicht mehr möglich war, für die nach den bisherigen Erfahrungen ein ganzes Jahr gebraucht wird. Man geht aber davon aus, dass die Vorasssetzungen für 2020 so beschaffen sind, dass dann der Weihnachtsmarkt von Lesparre wieder den Platz einnehmen wird, den er in den zurückliegenden Jahren gehabt hat.

(Th. Dusseau: L’absence de marché de Noël suscite des crispations, in: SUDOUEST, 24. 12. 2019)

 

 

Keine Weihnachtsmesse in Notre-Dame de Paris

Zum ersten mal seit 1803 wird es an Weihnachten 2019 keine Messe in Notre-Dame de Paris geben. Der Grund liegt in den Folgen des verheerenden Brandes, der vor gut 8 Monaten den Dachstuhl der Kathedrale zerstört hatte. Seitdem ist die Stabilität des gesamten Gebäudes in Frage gestellt. Erst nach umfangreichen Arbeiten wird die Kirche ihrer eigentlichen Bestimmung zurückgegeben werden können. Das sollte nach Aussagen von Präsident Macron bis 2024, dem Jahr an dem die übernächsten Olympischen Spiele in Frankreich abgehalten werden, möglich sein, was Fachleute jedoch bezweifeln. Zur Zeit wird neben der Kathedrale ein riesiger Baukran aufgestellt, mit dessen Hilfe in den nächsten Monaten das Gerüst abgebaut werden soll, das zum Zeitpunkt des Brandes für Renovierungsarbeiten über einem Teil des Kirchendaches errichtet worden war. Diese 250 Tonnen schwere Konstruktion war durch den Brand deformiert und unbrauchbar geworden. Sie muss aber entfernt werden, damit die Wiederherstellungsarbeiten am Dach der Kathedrale in Angriff genommen werden können. Für diese Arbeiten werden mehrere Monate veranschlagt. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind schon 922 Millionen Euro an Spenden für die Wiederaufbau  der meistbesuchten gotischen Kathedrale der Welt eingegangen, so dass die Arbeiten bald beginnen können.

(Notre-Dame de Paris, in: SUDOUEST, 22. 2. 2019)

 

Briefe an den Weihnachtsmann

Das Büro, das der Weihnachtsmann in Libourne unterhält, hat am Dienstag, dem 17. Dezember für dieses Jahr seine Aktivitäten eingestellt. Damit sind die 60 Postangestellten, die dafür abgeordnet waren, an ihre angestammten Arbeitsplätze zurückgekehrt, nicht alle in richtig zufriedener Stimmung, denn es gab auch in diesem Jahr eine ganze Reihe von Briefen an den Weihnachtsmann, die nicht so beantwortet werden konnten, wie das eigentlich sein sollte. Ein Teil der Briefe, die ohne Antwort blieben, enthielt keinen Absender, andere Briefe kamen zu spät an und wiederum andre blieben unerledigt, einfach, weil es zu viele davon gab und die Zahl der Bearbeiter nicht ausreichte. Gegenüber den Vorjahren hat man zwar die Zahl der Briefe, die ohne Antwort blieben, reduzieren können, aber es sind immer noch zu viele. Im nächsten Jahr will man mit der Mairie von Libourne zusammenarbeiten und gleichzeitig Freiwillige gewinnen, die einige Stunden mitarbeiten und damit dafür sorgen, dass die Zahl derjenigen, die dem Weihnachtsmann schreiben, aber keine Antwort bekommen, weiter verkleinert wird. Beginnend mit diesem Jahr bleibt übrigens eine kleine Mannschaft bestehen, die nach der Weihnachtzeit eingehende Briefe bearbeiten wird, wobei allerdings andere Texte verendet werden sollen als bei der Weihnachtspost.

(Jean-Charles Galiacy: Que sont nos lettres au Père Noël devenues ? in: SUDOUEST, 21. 12. 2019, Abend-Ausg.)

 

Sturm Fabien im nördlichen Médoc

Ein Augenzeuge berichtet:

„Es sollte ja ab 20 Uhr losgehen, dann sich bis Mitternacht steigern auf bis zu 11 Bfd. um dann wieder langsam zum Sonntag hin abzunehmen. Was kam, war eigentlich – zumindest aus unserer Sicht – gut auszuhalten. Kein Stromausfall, kein Ausfall des Telefons, ein kurzer Donner (warum?) die Bäume wackelten, die Mimosen beugten sich, kein Heulen des Windes. Wir haben eine ruhige Nacht verbracht und konnten uns dann am Morgen in aller Ruhe umsehen. Bei einer kleinen Inspektionsfahrt durch Euronat: abgerissene kleine Zweige und Äste an vielen Stellen auf der Straße, kein umgefallener Baum – doch einer ist etwas geköpft worden (Baugebiet Europa II), sonst aber alles heil. Schäden habe ich keine entdecken können.

Bei der Fahrt nach Montalivet nur wenig auf die Straße gewehter Sand, dafür eine richtig tolle brechende See. Das sah bei einem kurz aufgeklarten blauen Himmel mit Sonne richtig schön aus und ein Foto wert. Nur: „keine Speicherkarte eingesetzt“ – zu blöd. Will sehen, ob ich das Foto bei Hochwasser um 14 Uhr nachholen kann – ging aber ohne Sonne am Hauptstrand Euronat.

In Monta hätte sich fotografieren auch nicht gelohnt — es war nichts, aber auch wirklich nichts los. Die Markthalle einschl. Fischhalle hatten auf, eine Go-Kart Bahn war aufgebaut, auf der angesichts des Wetters wenig Betrieb war. Sonst „Tote Hose“ in Monta; außer eventuell bei ALDI mit seinen Sonderangeboten zum Fest.

Soweit der Tagesbericht aus Euronat.“

(Axel Stottmeister, 22. 12. 2019)

 

Der Südwesten nach Sturm Fabien

Auch wenn Sturm Fabien in einzelnen Böen Windstöße von mehr als 140 km/h produziert hat, ist die Bilanz im Südwesten Frankreichs im Ganzen nicht schwerwiegend. Es gab bis auf eine Ausnahme keine Personenschäden, allerdings waren wieder eine Menge Haushalte für mehr oder weniger lange Zeit vom Stromnetz abgeschnitten, weil es immer noch oberirdische Leitungen gibt, die nicht so standfest sind wie sie es sein sollten. Im Departement Gironde waren rund 19.000 Haushalte betroffen, aber die Reparaturtrupps der Elektrizitätsversorger taten ihr Bestes, um so schnell wie möglich für die Wiederkehr normaler Verhältnisse zu sorgen. Auch die Feuerwehr hatte alle Hände voll zu tun, denn, wieder auf das Departement Gironde bezogen,  gab es 140 Einsätze, um umgestürzte Bäume zu beseitigen.

Auch in Bordeaux gab es Schäden, die jedoch allesamt keine allzugroßen Ausmaße hatten. So wurde ein Schornstein zum Einsturz gebracht und dadurch ein Dach so stark beschädigt, dass die 8 Bewohner des betroffenen Hauses anderweitig untergebracht werden mussten. Der große Weihnachtsbaum nahe der Cathédrale St. André wurde zertrümmert und musste abgefahren werden. An mehreren Stellen des Departements waren Nebenstraßen zeitweilig überspült und für den Verkehr gesperrt. Während sich im Departement Gironde die Sturmschäden in Grenzen hielten, ging es in anderen Regionen Frankreichs nicht so glimpflich ab.

Im Béarn verwüstete ein Tornado in einem Dorf 20 Häuser. Im Périgord wurde ein junger Mann durch einen umstürzenden Baum schwer verletzt. Und weiter im Südosten war Korsika für einige Stunden von der Außenwelt abgeschnitten, weil der Fährbetrieb eingestellt werden musste und  auf den Flugplätzen Startverbote verhängt wurden.

Im Verlaufe des Sonntags beruhigten sich die Elemente deutlich, so dass die erforderlichen Aufbauarbeiten in Angriff genommen werden konnten.

(E.A.C.: Tempête Fabien : 19 000 foyers privés d’électricité en Gironde à la mi-journée, in: SUDOUEST, 22. 12. 2019, 13.10h, Internet-Ausg.)

 

Sturm Fabien

Am letzten Wochenende vor Weihnachten wird der Südwesten Frankreichs von einem weiteren Wintersturm getroffen, der nach den Voraussagen der Meteorologen stärker sein wird als der Sturm vom 13. Dezember. An den Küsten der Nouvelle-Aquitaine werden Windstärken bis 140 km/h erwartet, im Binnenland rechnet man mit 100 bis 120 km/h. Am Samstag und Sonntag werden etwa 15 Departements vornehmlich im Südwesten Frankreichs unter diesem Sturm zu leiden haben. Der Sturm wird wieder von kräftigen Niederschlagen begleitet werden, was erwarten lässt, dass zahlreiche Bäume entwurzelt werden, die ohnehin schon in den durchfeuchteten Böden wenig Halt finden. Aufgepeitscht durch die starken Winde ist mit hohen Wellen an den Küsten zu rechnen, wobei Höhen von 7 bis 9 m angekündigt werden. Die Höhe der Flut wird um bis zu 80 cm oder 1 m über den Normalwerten liegen, so dass mit Überschwemmungen und starken Erosionseffekten an den Dünenkanten zu rechnen ist. Das Maximum des Sturms wird in der Nacht vom Samstag zu Sonntag erwartet, wobei angenommen wird, dass die Intensität in den Morgenstunden nachlassen wird..

Sudouest. fr: Rafales à 140 km/h, vagues de 9 mètres : la tempête Fabien balaye le Sud-Ouest, in: SUDOUEST, 21. 12. 2019, 20.35h, Internet-Ausg.)

 

 

Schleusenwärter im Médoc

Wer an das Médoc denkt, hat in seiner Vorstellung sicher alles Mögliche: Sand, Hügel, Wald und noch manches mehr, doch wohl kaum Schleusen. Und doch gibt es sie, wenn auch nicht vom Anfang der Zeiten an, aber seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Canal des étangs gegraben wurde, der die Seen des Médoc mit dem Bassin von Arcachon verbindet. Vor der Anlage des Kanals waren die Gebiete, die er durchquert, häufig überschwemmt und sumpfig und erschwerten das Leben der Bewohner der Gegend. Da das Gelände, durch das der Kanal geht, ein leichtes Gefälle zum Bassin von Arcachon aufweist, mussten Vorkehrungen getroffen werden, die es erlauben, die Wasserstände in den durch den Kanal verbundenen Seen zu regulieren. Daher wurden Schleusen und Wehre eingebaut, mit denen dafür gesorgt wird, dass das Niveau der Seen in einem Bereich gehalten werden kann, der für alle Beteiligten vorteilhaft ist. Insgesamt gibt es 14 derartige Vorrichtungen, von die drei größten mittlerweile elektrisch betrieben werden, bei den anderen ist aber immer noch  Handarbeit angesagt. Die wird seit 1988 von einem Schleusenwärter geleistet, der bei Bedarf täglich alle Schleusen und Wehre inspiziert und, wenn erforderlich, reguliert. Er ist mit 77 Jahren längst jenseits des Rentenalters angekommen, aber wenn er gefragt wird, wann er sich zur Ruhe setzen wolle, dann antwortet er, für ihn sei seine Tätigkeit keine Arbeit, sondern eine passion, von der er nicht lassen möchte.

(J. Lestage: Laubian, l’éclusier des lacs, in: SUDOUEST, 19. 12. 2019)

 

 

Warmer Regen

In der letzten Sitzung des Gemeinderates von Vendays-Montalivet gab es erfreuliche Nachrichten, denn die Verwaltung konnte den Eingang von rund 1,2 Millionen Euro melden, die aus dem Verkauf der Grundstücke im Siedlungsgebiet Minigolf in Montalivet stammen. Ein Teil dieser Einnahmen wird verwendet für die Erschließung des nächsten Baugebietes Les Pins de l’océan in Montalivet.

Darüberhinaus investiert die Gemeinde größere Summen in die Verlegung der Stromleitungen unter die Erde, um die immer noch vorhandene Anfälligkeit der Freileitungen bei Stürmen zu beseitigen. Die dafür erforderlichen Arbeiten werden sich über mehrere Jahre erstrecken. Im ersten Bauabschnitt werden die Leitungen an der Route de Lesparre in die Erde verlegt, dann folgen die Avenue des vagues und der Boulevard du Front de mer.

(Chr. Grivalliers: 1,2 million d’euros reversés au budget, in: SUDOUEST, 18. 12. 2019)

 

 

Markthalle von Royan

Die Markthalle von Royan, seit 2002 als monument historique eingestuft, gehört zu den bemerkenswertesten Bauwerken ihrer Art in Frankreich. Nicht von ungefähr schaffte sie es im letzten Jahr bei der Wahl der schönsten Markthalle in Frankreich in die letzte Runde. Doch hat die Schönheit ihren Preis: der Zahn der Zeit nagt auch an dieser eleganten, weitgespannten Betonkonstruktion. Um die bereits registrierten Schäden nicht anwachsen zu lassen, sollen die erforderlichen Renovierungsarbeiten möglichst bald eingeleitet werden. Dafür werden rund 10 Millionen Euro veranschlagt, wobei die Verantwortlichen hoffen, dass man damit auskommen wird.

(Marché central :la note des travaux s’annonce salée, in: SUDOUEST, 12. Dez. 2019)

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Zuwachs beim SMIC

Das Salaire minimum interprofessionnel de croissance in Frankreich, kurz SMIC genannt, entspricht in etwa dem Mindestlohn in Deutschland. Die Höhe des SMIC wird jedes Jahr am 1. Januar offiziell festgesetzt. Bis dahin werden zwar noch ein paar Tage vergehen, aber die statistischen Basiszahlen, die dafür herangezogen werden, sind schon vorhanden, so dass die neue Höhe des SMIC von der Arbeitsministerin schon bekannt gegeben werden konnte. Danach wird die neue Höhe des SMIC vom 1. Januar an um 1,2% über dem Vorjahreswert liegen, was darauf hinausläuft, dass ein Arbeitnehmer, der exakt mit dem SMIC entlohnt wird, vom 1. Janaur 1209 Euro netto pro Monat erhalten wird. Die Formel, auf der die Berechnung des SMIC beruht, sieht vor, dass dabei die Inflationsrate, in diesem Fall 0,7%, berücksichtigt wird und ebenso die Hälfte der Lohnsteigerungen der abhängig Beschäftigten, macht 0,5%, zusammen also 1,2%.

In Frankreich werden 2,3 Millionen Arbeitnehmer mit dem SMIC entlohnt.

(Sudouest.fr: « Un salarié au smic touchera 15 euros de plus par mois en 2020 », affirme Muriel Pénicaud,  in: SUDOUEST, 17. 12. 2019, 7.21h, Internet-Ausg.)

 

Überschwemmungen

Nach den überaus ergiebigen Niederschlägen der letzten Tage sind im Oberlauf der Garonne eine ganze Reihe von Überschwemmungen aufgetreten, deren Höhepunkt erst für den Morgen des 16. Dezember erwartet wurde. Die Überflutungen werden beeinflusst von den Auswirkungen der Gezeiten, die sich in der Garonne noch weit über Bordeaux hinaus auswirken. Bei La Réole werden bei Flut Wasserstände der Garonne zwischen 8,70 m und 9,30 m erwartet. Bei den nächsten Fluten sind auch weiter flussabwärts Überschwemmungen zu erwarten. Rund 20 Straßen sind aus diesem Grunde strecken- und zeitweise gesperrt. Straßensperrungen gibt es  auch im Médoc, wo nahe der Gironde verlaufende Abschnitte der RD 2, RD 107, RD 104 und RD204 zeit- und streckenweise gesperrt sind. Da es Umleitungen gibt, sollten sich die Beeinträchtigungen des Verkehrs aber in Grenzen halten.

(Sud-Gironde : les pieds dans l’eau, in: SUDOUEST, 16. 12. 2019)

 

 

Eröffnung der Linie D in Bordeaux

Am 14. Dezember wurde die vierte Straßenbahnlinie in Bordeaux eröffnet, zunächst nur von der Place des Quinconces bis zur Mairie von Bouscat. Der zweite und letzte Bauabschnitt, der bis nach Eysines führt, wird in etwa drei Monaten den Betrieb aufnehmen. Dann ist für Besucher aus dem Médoc eine komfortable Möglichkeit gegeben, am Parkhaus in Eysines den Wagen abzustellen und mit allen Insassen per Straßenbahn nach Bordeaux hinein- und wieder herauszufahren.

(D. Lherm/ A. Fourcade: Tramway : c’est le grand jour pour la ligne D, in: SUDOUEST, 14. 12. 2019)

 

Mit der Straßenbahn nach Bordeaux: Klick

 

 

Zweite Liste für Kommunalwahl in Grayan

Der kürzlich zurückgetretene erste Stellvertreter des amtierenden Bürgermeisters von Grayan-et-L’Hôpital, Alain Bouchon, präsentiert sich als Kandidat für das Amt des Bürgermeisters bei den Gemeinderatswahlen am 15. und 22. März 2020. Er führt eine Liste an, die auf ein politisches Etikett verzichtet, in der sich aber rund ein Drittel Kandidaten findet, die dem gegenwärtigen Gemeinderat angehören oder angehört haben. Alain Bouchon verweist darauf, dass er, zuletzt in seinem Amt als Stellvertreter des Bürgermeisters, in drei Wahlperioden verantwortlich war für mehrere Tätigkeitsfelder in der Gemeindeverwaltung. Er führt eine Liste an, in der sich Personen zusammenfinden, die in den verschiednesten Bereichen des Gemeindlebens engagiert sind und die daher die Probleme und Nöte der Einwohner aus der Nähe kennen. Der von Alain Bouchon angeführten Liste steht eine konkurierrende Liste gegenüber, die von Florence Legrand angeführt wird. Auch diese Liste ist nicht parteipolitisch etikettiert. Mit der Existenz zweier Listen ist erstmals seit Jahrzehnten in Grayan bei dem kommenden Urnengang tatsächlich eine Wahl möglich. Bisher gab es in der Regel nur eine Liste, so dass eigentlich vor der Wahl schon feststand, wer das Amt des Gemeindeoberhauptes bekleiden würde. Dazu kam, dass man in Grayan traditionell den alten Bürgermeister wieder wählte. Das führte dazu, dass Serge Laporte, der amtierende Maire, erst der zweite Amtsinhaber seit 1945 ist. Da der nicht wieder antritt, wird der neue Bürgrmeister der dritte seit dem Ende des zweiten Weltkriegs sein.

(M. Caporal: Alain Bouchon conduira une liste, in: SUDOUEST, 14. 12. 2019)

 

Enttäuschung

Die Olympischen Spiele, die 2024 in Frankreich stattfinden werden, sind zwar noch nicht in Sicht, doch sind die Vorbereitungen schon angelaufen. Dazu gehören auch die Entscheidungen für die Surf-Wettbewerbe, die 2014 erstmalig im Programm der Olympischen Spiele sein werden. Dafür hatten drei Orte aus der Nouvelle-Aquitaine, darunter Lacanau, Bewerbungsunterlagen eingereicht, wobei sich auch Lacanau gute Chancen ausgerechnet hatte, den Zuschlag zu erhalten. Am 12. Dezember 2019 gab das Organisationskomitee für die Olympischen Spiele 2024 jedoch bekannt, dass keiner der drei Bewerber aus dem Südwesten Frankreichs ausgewählt worden war. Die Surf-Wettbewerbe werden 2024 vielmehr in dem französischen Überseeterritorium Tahiti stattfinden, was unter anderem  bedeutet, dass die Teilnehmer sich an einen Ort begeben müssen, der rund 15.000 km entfernt ist von den Austragungsstätten, an denen die übrigen Wettbewerbe stattfinden, die 2024 auf dem Programm der Olympischen Spiele stehen werden.

(Sudouest.fr: JO 2024 : le surf attribué à Tahiti, une « légitime déception » pour la candidature landaise, in SUDOUEST, 12. 12. 2019, 15.02h, Internet-Ausg.)

 

 

Nach dem Sturm

Der Sturm, der in der Nacht vom 12. zum 13. Dezember 2019 über den Südwesten Frankreichs hinweggezogen ist, hat in Böen Windgeschwindigkeiten bis zu 130 km/h gehabt. Damit einher gingen schwere Regenfälle, Überschwemmungen  und Erdrutsche vor allem in den Departements Landes und Pyrénés Atlantiques. Dabei kam ein Mensch zu Tode, mehrere Personen wurden verletzt. Durch die Auswirkung von Sturm und Regen wurde der Verkehr erheblich behindert. Rund 400.000 Haushalte waren in Spitzenzeiten ohne Strom. Dabei kam das Departement Gironde vergleichsweise glimpflich davon, doch waren auch dort gegen 17.30h noch 10.000 Haushalte von der Elektrizitätsversorgung abgeschnitten. Die Überschwemmungen trafen vor allem den südlichen Bereich der Nouvelle-Aquitaine, wo bis in den Freitag hin Alarmstufe rot herrschte.

In Bordeaux wurde der Straßenbahnverkehr zeitweise eingestellt. Überschwemmungen gab es vor allem im Bereich des Zusammenflusses von Garonne und Dordogne.

Auch im Médoc gab es Sturmschäden, die sich jedoch auf abgebrochene Äste und vereinzelte umgestürzte Bäume beschränkten. Störungen gab es bei der Fährverbindung zwischen Royan und le Verdon.

Erst für den Samstag wird mit einer Rückkehr zur Normalität gerechnet.

(Sudouest.fr: Intempéries dans le Sud-Ouest : les Pyrénées-Atlantiques en vigilance rouge, le point sur la situation, in: SUDOUEST, 13.12.2019, 19.09h, Internet-Ausg.)

 

Frühwarnsystem für Delfine

Delfine gehören zu den Meeresbewohnern, denen von den Menschen die größten Sympathiewerte entgegengebracht werden. Dennoch kommen jedes Jahr allein vor den Atlantikstränden Frankreichs viele hundert Delfine zu Tode, die sich in Fischernetzen verfangen und dann nicht mehr auftauchen können, um sich mit neuer Atemluft zu versorgen. Erst jetzt, so scheint es, hat man ein Verfahren entwickelt, dass sich als segensreich für die Delfine erweisen könnte. Dabei werden an den Eingangsöffnungen der Fischernetze Schallgeneratoren angebracht, die die Delfine abschrecken und damit verhindern sollen, dass sie in die Netze eindringen. Die ersten Ergebnisse, die mit diesem System erzielt wurden, sind vielversprechend, so dass zu hoffen ist, dass es  bald in der Praxis eingesetzt wird, damit viele Delfine überleben können, die noch vor kurzer Zeit Opfer der Fischernetze geworden wären.

(SudOuest.fr avec AFP. Capture accidentelle de dauphins : bientôt des répulsifs acoustiques sur les filets, in: SUDOUEST, 10. 12. 2019, 18.42h, Internet-Ausg.)

 

Der nächste Sturm

Am kommenden Freitag, 13. Dezember, erwarten die Meteorologen den nächsten kräftigen Sturm im Südwesten Frankreichs. Dazu wird es reichlich regnen. Man rechnet mit Niederschlagsmengen zwischen 40 und 80 mm, örtlich werden auch 100 mm für möglich gehalten.

Da die Koeffizienten mit 83 und 87 relativ hoch sind, ist bei Flut im Zusammenwirken mit dem Sturm, der die Wellen strandwärts treibt, in gefährdeten Zonen mit Überschwemmungen zu rechnen.

(Sudouest.fr: Un fort coup de vent attendu dans le Sud-Ouest vendredi, in: SUDOUEST, 10. 12. 2019, 18.29h, Internet-Ausg.)

 

Landwirtschaft im Untergrund

Wer an Landwirtschaft und Gemüseanbau denkt; hat für gewöhnlich ein Bild vor sich, in dem Frischluft und Sonne dominieren. Dieses Bild ist seit einiger Zeit in Floirac, einem Stadtteil von Bordeaux, aber revisionsbedürftig, wo bestimmte Gemüsepflanzen und Pilze ohne direkten Kontakt mit dem Tageslicht erfolgreich angebaut werden. Das funktioniert sogar recht gut in den Untergeschossen von Wohnhochhäusern, wo die Firma Cycloponics Tonnen von Chicorée (franz. endives) und Champignons erntet. Auf einer Fläche von 1500 m², die demnächst auf 3000 m² vergrößert wird, werden derzeit jede Woche  400 kg Chicorée und 600 kg Pilze verschiedener Arten geerntet. Der Inhaber der jungen Firma ist sicher, dass sein Geschäftsmodell ausbaufähig ist. Im nächsten Monat schon wird er neue Mitarbeiter einstellen, und er schmiedet schon Pläne, wie er seine Geschäftsidee in anderen Städten verwirklichen kann, wobei es ihm nicht zuletzt darum geht, die Wege zwischen landwirtschaftlichen Erzeugern und Abnehmern so kurz wie möglich zu halten.

(G. Richard: Caves agricoles : sous les immeubles, les légumes poussent comme des champignons, in: SUDOUEST, 10. 12. 2019, Abend-Ausg.)

 

Auflagen für Kreuzfahrtschiffe

Kreuzfahrtschiffe werden seit einigen Jahren, zumal wenn sie in größeren Zahlen auftreten, als potentielle Belastungen für die Umwelt angesehen. Das trifft besonders auf die Zielhäfen zu, die, wie in Bordeaux, mitten in der Stadt liegen. Aus diesem Grund haben die Stadtverwaltung von Bordeaux, die Hafengesellschaft und die Veranstalter von Kreuzfahrten Regeln aufgestellt, die dafür sorgen sollen, dass die Kreuzfahrtschiffe, die künftig im Port de la lune von Bordeaux festmachen, die Umweltso wenig wie möglich belasten. Dazu gehört in erster Linie, dass sie nur äußerst schwefalrme Dieseltreibstoffe in ihren Motoren verwenden dürfen. Die Höchstgrenzen für den Schwefelanteil wurde auf 0,1 % festgesetzt. Auch  wenn auf dem offenen Meer billigere Treibstoffe mit höherem Schwefelanteil verbrannt werden, müssen Kreuzfahrtschiffe bei der Einfahrt in die Gironde und bis zu deren Verlassen den umweltfreundlicheren, wenngleich teureren schwefelarmen Dieseltreibstoff benutzen. Weiterhin dürfen die Schiffe keine Abwässer in die Gironde bzw. Garonne abpumpen, sondern müssen diese an spezielle Entsorgungsboote übergeben. Die nächste Auflage betrifft die Busse, die benutzt werden für Exkursionen der Passagiere. Die müssen schadstoffarm betrieben werden, wobei die Motoren erst angelassen werden dürfen, wenn die Busse in Fahrt gehen. Weiter soll alles getan werden, um die Schließungszeiten für den Pont Chaban-Delmas so kurz wie möglich zu halten. Die Kreuzfahrtschiffe sind darüberhinaus gehalten, so wenig Geräusche wie möglich zu erzeugen, also z. B. keine Musikveranstaltungen auf offenen Decks abzuhalten. Die sechste und letzte Vorgabe betrifft die Fahrtgeschwindigkeit der Schiffe, die so niedrig wie möglich sein soll.

Erstaunlich ist allerdings, dass die Schiffe nicht verpflichtet werden, ihre Motoren nach dem Anlegen abzuschalten und ihre Stromversorgung von Land aus zu beziehen. Vermutlich ist der vor geraumer Zeit von der Stadtverwaltung stolz angekündigte Aufbau eines Stromversorgungssystems für die Schiffe zu den Akten gelegt worden.

(G. Richard, Vers des paquebots durables, in: SUDOUEST, 10. 12. 2019)

 

 

Sanierungsbedarf

Die Zitadelle von Blaye, eindrucksvolles Zeugnis der Festungsbaukunst des 17. Jahrhunderts, ist nie von Feinden eingenommen worden, doch jetzt werden ihre hohen und einst nahezu uneinnehmbaren Mauern erstiegen, und das in ihrer gesamten Länge. Die Männer, die sich daran machen werden, kommen allerdings nicht als Feinde, sondern als Restauratoren des alten und vielfach brüchig gewordenen Mauerwerks. Anders als die Maurer, die im 17. Jahrhundert die Pläne des Festungsbaumeisters Vauban in mühseliger Handarbeit umgesetzt haben, bedienen sich die Spezialisten, die nun die in die Jahre gekommenen Gemäuer ausbessern werden, der modernsten technischen Hilfsmittel. Ihr Ziel ist es, die Zitadelle in den kommenden drei Jahren so zu sanieren, dass sie wieder für die nächsten Jahrhunderte Wind und Wetter trotzen kann. Die Kosten, die dafür aufzubringen sind, belaufen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Da die Zitadelle auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und unter Denkmalschutz steht, müssen die Renovierungsarbeiten, auch wenn dabei große Mengen von Beton und Stahlankern verbaut werden, so ausgeführt werden, dass sie nach der Ausführung so gut wie unsichtbar sind. Schwierig, aber für geübte Restauratoren machbar.

(S. Cottin: Les remparts de Blaye enfin pris d’assaut  in: SUDOUEST, 09. 12. 2019)

Mehr zur Zitadelle von Blaye und dem Festungsriegel der Gironde: Klick

 

 

Mindestabstände für Pestizidanwendungen

Die Diskussion darüber, welche Abstände beim Ausbringen von Pestiziden zu bewohnten Gebäuden eingehalten werden müssen, wird in Frankreich schon seit geraumer Zeit geführt. Dabei sind schon Schadensersatzprozesse geführt worden, und manche Gemeinden haben per Dekret Mindestabstände verfügt, gegen die mit unterschiedlichen Erfolgen die Verwaltungsgerichte bemüht wurden. Vor diesem Hintergrund hat die Regierung angekündigt, dass das Problem auf dem Weg der Gesetzgebung gelöst werden soll. Zur Vorbereitung dieser Regelung ist eine ausgiebige Konsultation durchgeführt worden, bei der mehr als 50.000 Stellungnahmen abgegeben wurden. Auf der Basis dieser Aussagen sollen nach der Ankündigung der Staatsekretärin für den Ökologischen Wandel Ende Dezember verbindliche Mindestabstände festgelegt werden. Damit ist ein neues Datum aufgetaucht, denn der Landwirtschaftsminister hatte schon für Anfang Dezember eine verbindliche Vorschrift angekündigt. Zur Zeit herrscht also noch Ungewissheit, die besonders von der Landwirtschaft als belastend empfunden wird. Wie es heißt, wird im Landwirtschaftsministerium eine gestaffelte Regelung erwartet, die für hohe Kulturen Abstände von mindestens 10 m und für niedrige Kulturen von mindestens 5 m festlegen soll. Genaueres wird man aber wohl erst Ende Dezember erfahren.

(SudOuest.fr avec AFP: Épandage de pesticides : la distance minimum autorisée devrait être décidée « d’ici fin décembre », in: SUDOUEST, 08. 12. 2019, 9.34h, Internet-Ausg.)

 

 

Kein Winterschlaf in Mérignac

Für den Flughafen von Bordeaux-Mérignac ist zwar die Tourismussaison 2019 beendet und damit sind einige Verbindungen, die nur in den Sommermonaten bedient werden, ausgelaufen, doch bleiben 73 Zielorte im Programm. Mit Prag, Wien und Budapest kommen drei neue Ziele hinzu, die ganzjährig angeflogen werden. Mit Köln, Frankfurt, Berlin und München sind auch im Winter vier deutsche Städte von Bordeaux aus direkt zu erreichen.

2019 war für Bordeaux-Mérignac ein weiteres Jahr mit ansteigenden Passagierzahlen. Es wurden insgesamt 7,1 Millionen Fluggäste gezählt, 800.00 mehr als im Vorjahr. Rund 60% der Passagiere wurden von Billigfliegern nach Bordeaux gebracht, deren Anteil am Fluggastaufkommen in Mérignac auch in den nächsten Jahren hoch sein wird. 

(St. Dubourg: 73 destinations au plan de vol hivernal, in: SUDOUEST, 07. 12. 2019)

 

 

 

Es wird weiter gestreikt

Nach dem Generalstreik vom 5. Dezember wird es in Frankreich einige Zeit dauern, bis wieder alles in geregelte Bahnen zurückkehrt. Der Zugverkehr bleibt in den nächsten Tagen unregelmäßig und gestört, da die meisten Züge in ihren Depots bleiben. Wie lange dieser Zustand andauern wird, ist noch nicht abzuschätzen. Die Verwaltung der SNCF erneuerte die Ansage, dass Fahrkarten, die wegen ausgefallener Verbindungen nicht genutzt werden können kostenfrei zur Erstattung der Kaufpreise zurückgegeben oder umgebucht werden können. Überdies  ist an allen Tagen ab 17.00h über die Informationsdienste der Bahn zu erfahren, welche Züge am kommenden Tag fahren werden.

Währenddessen hat Premierminister Édouard Philippe bekräftigt, dass die Regierung bei ihrem Kurs bleibt und an ihrem Projekt einer Reform des Rentensystems festhält.

Die Gewerkschaften erklären dazu, dass sie ihren Widerstand fortsetzen und weitere Streiks ausrufen werden.

Keine Aussicht, auf eine besinnliche Adventszeit in Frankreich.

(Sudouest.fr: Grève SNCF : à quoi s’attendre ce week-end en Nouvelle-Aquitaine ? in: SUDOUEST, 06. 12. 2019, 17.36h, Internet-Ausg.)

 

Generalstreik

Die 5. Dezember war ein Tag, an dem in Frankreich nur wenig so lief wie an normalen Tagen. Die Gewerkschaften, die zum Generalstreik wegen der von der Regierung angekündigten Reform des Rentensystems aufgerufen hatten, wollen 1,5 Millionen Demonstranten auf den Straßen gezählt haben, während die Ordnungshüter von 806.000 Demonstranten sprachen. Premierminister Édouard Philippe bedankte sich bei den Organisatoren dafür, dass die meisten Demonstrationen friedlich und geordnet abgelaufen seien, doch ist nicht sicher, ob es nicht in den Abend- und Nachtstunden noch Krawalle und Gewalttätigkeiten geben wird.

Im Departement Gironde war wie zu erwarten der Schwerpunkt der Demonstrationen in Bordeaux, wo sich ein Zug von 20.000 Teilnehmern formiert hatte, die ihre Ablehnung der Reformen überwiegend friedlich artikulierten. Dennoch setzte die Polizei 31 Personen fest, die die Ordnungshüter attackiert hatten, von denen 11 Beamte leicht verletzt wurden.

Verwunderlich bei alledem ist wohl, dass die Reformen des Rentensystems zwar angekündigt wurden und erste Eckpunkte auch schon skizziert wurden, dabei aber viele Details noch im Dunkeln liegen. Dennoch ist die Front der Ablehnung breit und entschlossen, wobei sich besonders die Gruppen, die durch die Reformen Privilegien verlieren werden, hervortun. Dazu gehören die Eisenbahner, die schon angekündigt haben, dass der Streik nach dem 5. Dezember fortgesetzt werden soll.

Vor Präsident Macron liegen ungemütliche Wochen, in denen sich entscheiden wird, ob er die aus seiner Sicht unumgänglichen Reformen durchsetzen kann oder ob er wie seine Vorgänger, die bei dem Versuch, das zum Teil bizarre System der Renten zu reparieren, gescheitert sind, schließlich klein beigeben muss.

(Sudouest.fr.: Grève du 5 décembre : 806 000 manifestants en France, le point sur la mobilisation dans le Sud-Ouest, in: SUDOUST, 05. 12. 2019, 19.58h, Internet-Ausg.)

 

Viel Wasser in den Médoc-Seen

An den Seen des Médoc, unter ihnen der größte natürliche Süßwassersee Frankreichs, der See von Carcans-Hourtin, lässt sich anschaulich ablesen, wie es um die Niederschlagsbilanz der Region bestellt ist. Während im Sommer die Wasserspiegel auf einem sehr tiefen Stand waren, der Anlass zu Besorgnis gab, sind nach den reichlichen Regenmengen besonders im November die Wasserstände wieder deutlich angestiegen. Im See von Carcans-Hourtin wurde ein Anstieg um 30 cm verzeichnet. Insgesamt wurden im Gebiet der Seen 368 mm Regen im November gemessen, ein Rekord, der den bisherigen Höchstwert vom November 2000 um 38 mm übertrifft. Auf die Seen von Carcans-Hourtin und Lacanau sind insgesamt 360 Millionen Kubikmeter Wasser heruntergegangen. Sorgen, dass die Seen über die Ufer treten und Überschwemmungen verursachen würden, musste man sich allerdings nicht machen, denn beide Seen sind über einen künstlich geschaffenen Kanal mit dem Bassin von Arcachon verbunden, über den die Wasserstände in den Seen reguliert werden können. Erst wenn es zwei Monate lang weiter so intensiv regnen würde wie im November könnte es Probleme geben, aber damit wird nicht gerechnet.

(J. Lestage: Météo en Gironde : « Il est tombé 360 millions de m3 d’eau sur les lacs médocains », in: SUDOUEST, 03. 12. 2019, Internet-Ausg.)

 

 5. Dezember 2019: Verkehrschaos mit Ansage

Nach den Ankündigungen der Streiks am 5. Dezember war schon klar, dass dieser Tag für alle Franzosen, die nicht zu Hause bleiben können, wenig erfreulich sein wird, doch konnten Optimisten hoffen, dass es nicht so schlimm werden würde. Nachdem nunmehr bekannt gemacht wurde, welche Lücken es im Zugverkehr geben wird, besteht kaum noch Anlass zu der Annahme, dass das öffentliche Leben nicht in schwere Turbulenzen geraten wird. Die SNCF meldete, es werden nur 10% der laut Plan vorgesehenen Züge verkehren. 90% der TGV sind annulliert und 80% der Regionalzüge.

In der Region Nouvelle-Aquitaine werden am 5. Dezember überhaupt keine Regionalzüge fahren. Dafür sollen 300 Busse eingesetzt werden, wobei reguläre Fahrpläne nicht zu erwarten sind. Auch im grenzüberschreitenden Bahnverkehr wird es Ausfälle geben. Die Hälfte der Eurostar-Verbindungen nach England und  ein Drittel der Thalys werden entfallen.

Für die beiden Fährlinien über die Gironde wurde angekündigt, dass mit Störungen zu rechnen sei, was darauf hinauslaufen dürfte, dass beide Linien am 5. Dezember nicht verkehren werden.

Da ein großer Teil des bei den Eisenbahnen ausfallenden Verkehrs auf die Straßen drängen wird, ist besonders in den Ballungsräumen mit Staus von ungewöhnlicher Häufigkeit und Länge zu rechnen.

Tröstlich für die Bahnreisenden, die keine Züge vorfinden werden, ist aber immerhin, dass Fahrkarten, die für die Zeit vom 5. bis 9. Dezember gekauft worden sind, ohne Zusatzkosten umgetauscht oder erstattet werden.

Auch wenn der Schwerpunkt der Streiks am 5. Dezember sein wird, ist aber damit zu rechnen, dass sich die Verhältnisse im Bahnverkehr erst in den Tagen danach wieder normalisieren werden.

(SudOuest.fr avec B.L et AFP: Grève du jeudi 5 décembre à la SNCF : 90% des trains annulés, aucun TER en Nouvelle-Aquitaine, in: SUDOUEST, 03. 12. 2019, 17.40h, Internet-Ausg.)

 

Seenotrettungskreuzer im Médoc

Erst vor ein paar Tagen wurde die Öffentlichkeit auf einen der Seenotrettungskreuzer aufmerksam, die im Médoc stationiert sind, als dieser bei der Rettung eines havarierten Seglers vor Royan wesentliche Hilfe leistete. Dieses Boot liegt im Hafen von Le Verdon. Daneben gibt es einen zweiten Seenotrettungskreuzer in Pauillac. Auch der hatte vor nicht langer Zeit einen spektakulären Einsatz, als er im Port de la lune von Bordeaux am 14. Juli 2019 einen gefährlichen Brand löschte, der  auf dem Boot ausgebrochen war, von dem aus das Feuerwerk zum 14. Juli gestartet wurde. Obwohl diese Aktionen in der Öffentlichkeit aufmerksam registriert wurden, wünscht sich die SNSM (Société nationale de sauvetage en mer), die die Seenotrettung in Frankreich organisiert, mehr Unterstützung, namentlich im finanziellen Bereich. Die SNSM ist ein eingetragener Verein, der die Mittel für die von ihm unterhaltenen Rettungsschiffe und deren Ausrüstung bereitstellt, was zum überwiegenden Teil durch Spenden geschieht. Zu den Aktivposten des Vereins gehören nicht zuletzt die Freiwilligen, in Le Verdon sind es 15, in Pauillac 23, ohne die die Boote nicht auslaufen könnten. Für den Unterhalt der Boote und die Beschaffung von Treibstoff etc. sind jedoch Spenden erforderlich und erwünscht, die auch in kleinen Beträgen über das Internet eingebracht werden können.

Rufen Sie dazu diese Adresse auf: https://jesoutiens.snsm.org/et

(J. Lestage: Le Médoc peut compter sur ses deux stations SNSM, in: SUDOUEST, 30. 11. 2019)

Bilder von den Seenotrettungskreuzern: Klick

 

 

Nasse Rekorde

Die Niederschläge der letzten Novembertage im Südwesten Frankreichs haben dafür gesorgt, dass die schon vorher rekordträchtigen Messwerte für die Regenmengen weiter nach oben gerückt wurden. Schon am 12. November, nach den ersten mehr als reichlichen Regentagen des Monats November, hatte Météo France prognostiziert, dass der vorletzte Monat des Jahres die im Laufe des Sommers arg strapazierten Grundwasserreserven nachhaltig auffüllen würde. Nunmehr, nach dem Ende des Monats, stellt sich heraus, dass die Prognosen der Meteorologen mehr als erfüllt wurden. Die an den Regemessstationen registrierten Werte für November liegen im Südwesten Frankreichs beim Eineinhalbfachen der langjährigen Durchschnittswerte, an manchen Orten sogar beim Doppelten. Besonders viel Regen ist dabei im Bereich der Pyrenäen und ihres Vorlandes heruntergekommen. Dabei wechselte die Rekordmarke, die seit 2005 von Biarritz gehalten wurde, nach Cambo-les-Bains und Socoa, zwei anderen ebenfalls baskischen Orten. Auch in Mont-de-Marsan gab es einen neuen November-Höchstwert, der die seit Dezember 1981 mit 299,9 mm bestehende Marke nach oben schob. In Bordeaux, Cognac und La Rochelle wurden zwar keine neuen Rekorde gemessen, doch fiel in diesen drei Städten  im November 2019 doppelt soviel Regen wie ansonsten üblich.

(La pluie tombe, les records aussi, in: SUDOUEST, 01. 12. 2019)

 

 

Wolf im Departement Gironde

In der Nähe von Blaye haben zwei Beobachter unabhängig voneinander auf der Küstenstraße einen Wolf gesichtet. Ob es sich dabei um denselben Wolf handelt, der vor einigen Tagen etwas weiter westlich in der Charente-Maritime gesehen und fotografiert worden ist, ist nicht sicher, doch relativ wahrscheinlich. Da Wölfe Tiere sind, die in Rudeln leben und dabei auch die besten Existenzmöglichkeiten haben, ist anzunehmen, dass dieser Wolf weiterwandern wird, falls er nicht in dem Gebiet, das er derzeit durchstreift, eine Partnerin findet, mit der er ein festes Revier besetzen kann. Es ist wohl damit zu rechnen, dass man noch von ihm hören wird.

(Le loup en Gironde ? in: SUDOUEST, 30. 11 2019)

 

November 2019

 

Wo sind die Kraniche geblieben?

Das Naturschutzgebiet von Arjuzanx im Departement Landes ist seit einigen Jahrzehnten ein beliebtes Winterquartier für Kraniche, die schon hier ihre Winterquartiere aufschlagen und sich damit den weiten Weg in das südliche Spanien oder nach Afrika ersparen. Am Ende des Winters haben diese Kraniche dann ein paar Tagesreisen weniger zurückzulegen, um in die Regionen im nördlichen Europa zu gelangen, wo sie im Sommer brüten und ihre Jungen aufziehen. Damit gehören sie zu den ersten Kranichen, die in den Brutregionen eintreffen und damit haben sie beste Chancen, sich die besten Brutplätze zu sichern. Das Nturschutzgebiet von Ajurzanx war einst ein Braunkohlentagebau, in  dem seit 1958 der Brennstoff für ein thermisches Kraftwerk der EDF gefördert wurde. Nach der Erschöpfung der Vorräte wurde die Grube zueinem Naturschutzgebiet umgestaltet, das unter anderem für Kraniche als Winterquartier interessant wurde. Seither versammeln sich dort jeden Winter einige Zehntausend der großen Schreitvögel und bilden eine große Kolonie. In diesem Jahr wunderte man sich, dass dort, wo sonst der Hauptteil der Kraniche versammelt war, nur ein paar hundert der großen Vögel waren. Bei Nachforschungen stellte sich dann aber heraus, dass die Gesamtzahl der Kraniche in etwa der der Vorjahre entsprach, doch hatten sie sich in eine Reihe kleinerer Trupps aufgeteilt. Die Erklärung dafür war leicht zu finden: Die Kraniche, die als Übernachtungsplätze Flachwasserzonen brauchen, fanden diese als Folge der ausgiebigen Niederschläge der letzten Wochen an vielen Stellen, die sonst für Kraniche nicht attraktiv sind.

(Ph. Grand: Landes : où sont passées les grues cendrées ? in: SUDOUEST, 25. 11. 2019, 16.40h, Internet-Ausg.)

 

Gurp TT 2020

Am 11. und 12. Januar 2020 wird die 18. Auflage des Sandbahnrennens Gurp TT ausgetragen. Für dieses Ereignis, das in den Vorjahren um 20.000 Besucher anzog, wird auch im kommenden Januar wieder ein großes Publikumsinteresse erwartet. Hoch ist auch die Zahl der Teilnehmer. Bis Ende November liegen schon 970 Anmeldungen für die insgesamt vier Teilwettbewerbe vor. Da die Meldefristen noch nicht abgelaufen sind, wird erwartet, dass die Gesamtzahl der Teilnehmer einen neuen Rekord abgeben wird. Für das Motorradrennen, das den Höhepunkt der insgesamt vier Wettbewerbe bilden wird, die am 11. und 12. Januar ausgetragen werden, wollen die Veranstalter die Teilnehmerzahl aus Sicherheitsgründen auf 650 begrenzen. Anders als im Vorjahr, als die Veranstalter wegen der schwer zu erfüllenden Auflagen, die die Präfektur für die Genehmigung der Veranstaltung verfügt hatte, mit dem Gedanken gespielt hatten, alle Rennen abzusagen, ist man für die nächste Veranstaltung mehr als zuversichtlich, weil sich offenbar das Klima bei den Kontakten mit der genehmigenden Behörde deutlich entspannt hat. Seit dem letzten Wochenende sind die Arbeiten für die Vorbereitung  der Rennstrecke angelaufen. Sie werden für die vielen freiwilligen Helfer an den nächsten Wochenenden weitergehen und damit, so hofft man, die Voraussetzungen für eine gelungene 18. Auflage von Gurp TT schaffen.

(J. Lestage: La Gurp TT sur de bons rails pour sa 18e édition, in: SUDOUEST, 26. 11. 2019)

 

 

 

Rettung aus Seenot

Ein Segelboot von 11 m Länge, das auf dem Weg von Bordeaux nach Les Sables d’Olonne war, ist am Morgen des 26. November südwestlich vom Leuchtturm von Cordouan in Seenot geraten, als 5 m hohe Wellen das Boot trafen und im Gefolge der Mast brach und das Boot sich mehrfach um seine Achse drehte. Der einzige Passagier an Bord setzte gegen 8.30h einen Notruf ab, nach dem ein Hubschrauber und ein Seenotrettungskreuzer in seine Richtung in Marsch gesetzt wurden. Um 9.00Uhr sichtete die Besatzung des Hubschraubers den Havaristen. Über dem Boot setzte der Hubschrauber einen Taucher ab, der die Rettungsaktion des in Not geratenen Skippers absicherte, der mit einer Seilwinde in den Hubschrauber gehievt wurde. Währenddessen lag der Rettungskreuzer in Sichtweite. Um 9.30 h wurde der Gerettete auf dem Dach des Krankenhauses von La Rochelle abgesetzt und in ärztliche Obhut übergeben.

(E. Chaveau:Charente-Maritime : un plaisancier en détresse hélitreuillé au large de Cordouan, in: SUDOUEST, 26. 11. 2019, 14.50h, Internet-Ausg.

 

 

Wetterkapriolen

In der Nacht von Dienstag, 26. 11. auf Mittwoch, 27. 11. 2019, erwarten die Meteorologen für den Südwesten Frankreichs einen unerfreulichen Wettermix, der aus Windgeschwindigkeiten um 90 m/h und äußerst ergiebigen Niederschlägen bestehen wird. Alles in allem wird das, was der Sturm Amélie gebracht hat, nicht erreicht, doch kommen die zu erwartenden Regenmengen auf rekordverdächtige Werte. Der November ist im Südwesten Frankreichs zwar traditionell der regenreichste Monat des Jahres, aber in diesem Jahr liegen die  Werte in vielen Orten um 200 bis 400% über den bisher registrierten Durchschnittswerten. In Vendays-Montalivet hat ein bisher bestehender Rekord gute Chancen, übertroffen zu werden, denn dort wurden bis zum 25 November dieses Jahres schon 247 mm Niederschlag gemessen und damit ein Wert ereicht, der schon nah an dem bisherigen Höchstwert von 255mm liegt, der im November 2000 verzeichnet wurde.

(S. Petitjean: Météo : un coup de vent attendu mardi soir, la Gironde en vigilance orange pour les inondations, in: SUDOUEST, 25.11.2019, 11.32h, Internet-Ausg.)

 

 

Überschwemmungen in Südfrankreich

Nach zwei Tagen mit sintflutähnlichen Niederschlägen stehen weite Landstriche im Süden Frankreichs zwischen Marseille und Nizza unter Wasser. Zwei Menschen sind in den Fluten umgekommen, nach vier vermissten Personen wird noch gesucht. Feuerwehr und Polizei stehen im Dauereinsatz, doch können sie kaum mehr als Hilfen in  Notsituationen leisten. Besonders in Mitleidenschaft gezogen sind wiederum Gebiete, die nahe an Flüssen und Bächen liegen. Die materiellen Schäden sind zur Zeit noch nicht einzuschätzen, sie werden aber beträchtliche Größen erreichen, so dass bald nach staatlichen Hilfen verlangt werden wird. Der Höhepunkt der Fluten ist offenbar überschritten, doch gehen die Wasserstände nur langsam zurück.

Die Region Nouvelle-Aquitaine im Südwesten Frankreichs hat zwar in den letzten Tagen auch kräftige Regenmengen abbekommen, die aber alles in allem kein gefährliches Ausmaß erreicht haben.

(SudOuest.fr avec AFP: Inondations sur la Côte d’Azur : deux morts dans le Var, quatre personnes portées disparues, in: SUDOUEST, 18.09h, 24. 11. 2019, Internet-Ausg.)

 

 

Streiks am 5. Dezember 2019

In Frankreich brodelt und gärt es an vielen Stellen. Es sind nicht nur die Gelbwesten, deren Bewegung allerdings offenbar ausläuft, es sind auch viele Berufsgruppen, die Sturm laufen gegen die angekündigten Änderungen im System der Renten. Im Kern geht es bei den geplanten Reformen darum, die Renten an die Veränderungen in der Alterstruktur der Bevölkerung anzupassen und die Kosten, die der Staat für die Alterssicherung aufzubringen hat, auch in der Zukunft beherrschbar zu machen. Das bedeutet bei einigen Berufsgruppen, z. B. bei den Eisenbahnern, das Abschmelzen von attraktiven Privilegien, auf die verständlicherweise die wenigsten freudig verzichten werden. Am 5. Dezember wird es eine erste Streikwelle geben, die das öffentliche Leben in Frankreich erheblich durcheinander bringen dürfte. So wird es bei den Eisenbahnen, den Busunternehmen und im Transportgewerbe Arbeitsniederlegungen geben, über deren Tragweite zur Zeit noch nicht viel Konketes gesagt werden kann, nicht zuletzt deswegen, weil der Teil der gewerkschaftlich Organisierten in diesen Berufsgruppen nicht sehr hoch ist. Streiks sind auch zu erwarten im Luftverkehr, wo zwar die Piloten nicht streiken wollen, aber auf dem Boden eine Reihe von Beschäftigten, ohne die der Flugbetrieb nicht funktioniert, in den Ausstand treten werden. Wer plant, am 5. Dezember oder in den Tagen unmittelbar danach in Frankreich mit einem öffentlichen Verkehrsmittel zu reisen, sollte sich überlegen, ob er seine Pläne nicht auf einen anderen Zeitpunkt verschieben kann. Wenn das nicht geht, sollten kurzfristig vor Antritt Informationen darüber eingeholt werden, ob der betreffende Zug oder Flug nach Plan verkehren wird oder nicht.

(SudOuest.fr avec AFP: Trains, transports en commun, routes, transports aériens : qui fera grève le 5 décembre ? in: SUDOUEST, 21. 11. 2019)

 

 

Ein Wolf auf dem rechten Girondeufer

Die Zeiten, in denen in Frankreich der Wolf nur im Märchen vom Chaperon rouge (Rotkäppchen) vorkam, sind schon länger vorbei. In den letzten Jahren wurde beobachtet, dass mehr und mehr Wölfe, aus Italien kommend, über den Alpenraum nach Frankreich einwanderten. Nunmehr gibt es eine erste Meldung, dass im Departement Charente maritime ein Wolf gesichtet und fotografiert wurde. Auf dem Foto, das ein Autofahrer gemacht hat,  sieht man eindeutig einen Grauwolf, von dem möglicherweise Schafe gerissen worden sind, die in der Nähe der Stelle, an der er fotografiert worden ist, aufgefunden wurden. Mittlerweile ist man sicher, dass es sich bei dem gesichteten Tier tatsächlich um einen Wolf gehandelt hat. Nicht sicher ist allerdings, ob er sich in dem Gebiet, in dem er beobachtet wurde, länger aufhalten wird oder ob er weiterwandern wird.

(Fr. Zbalza: Un loup gris observé le long de l’estuaire de la Gironde, in: SUDOUEST, 21. 11. 2019, 21.30h, Internet-Ausg.)

 

 

 

Pont d’Aquitaine

Der Pont d’Aquitaine, der bei Bordeaux in einer Höhe von rund 52 m die Garonne überspannt, wird in den nächsten drei Monaten einer gründlichen Inspektion unterzogen. Diese Untersuchung steht nicht im Zusammenhang mit dem kürzlich vorgefallenen Brückeneinsturz bei Toulouse, sie ist schon seit langem geplant und gehört zu den alle sechs Jahre vorgeschriebenen Überprüfungen, bei denen Bauwerke wie der Pont d’Aquitaine besonders gründlich auf mögliche Schwachstellen abgeklopft werden. Die nunmehr vorgesehenen Arbeiten sollen bis Januar 2020 abgeschlossen sein. Dabei wird es wohl auch zu zeitlich befristeten Sperrungen der Brücke kommen.

(Le pont d’Aquitaine passé au crible jusqu’en janvier 2020, in: SUDOUEST, 21. 11. 2019)

Noch mehr Kokain

Seit etwa einem Monat werden Päckchen in der Größe eines Schuhkartons an den französischen Atlantikstränden angespült, die, sorgfältig verpackt, hochreines Kokain enthalten. Mittlerweile sind 1.225 kg eingesammelt worden, wobei nicht bekannt ist, wieviele Päckchen trotz Sperrung der Strände den Weg in unbefugte Hände gefunden haben. Noch immer kann die Polizei nicht sagen, woher das Rauschgift stammt und wie es in das Atlantikwasser gelangt ist. Immerhin nimmt die Zahl der Funde seit ein paar Tagen deutlich ab, so dass vielleicht bald mit einem Ende der Anschwemmungen und der Sperrungen der Strände gerechnet werden kann. 

(1 225 kilos de cocaïne récupérés sur les plages de l’Atlantiquein: SUDOUEST, 20. 11. 2019)

 

„Ein Monat ohne Alkohol“

Die nationale Agentur für die öffentliche Gesundheit möchte im Januar des kommenden Jahres eine Aktion starten, die dazu führen soll, dass möglichst viele Franzosen einen Monat lang auf den Genuss von Alkohol verzichten. Vollständig und ohne Ausnahmen. Da man über die mit dem Alkohol verbundene Gefahren ziemlich gut Bescheid weiß, sollte man denken, dass eine derartige Initiative nur positive Reaktionen auslöst. In Frankreich ist das jedoch nicht so. Da meldeten sich sofort die Interessenverbände der Weinerzeuger und wiesen auf ihre ohnehin schon schwierige Lage hin, da sie unter den zunehmenden Verboten des Einsatzes von Schädlingsbekämpfungsmitteln zu leiden hätten und außerdem von  den Folgen der US-amerikanischen Strafzölle auf Weinimporte geplagt seien. Den Januar zum alkoholfreien Monat zu erklären sei auch deswegen für die Weinerzeuger schlecht, da dies die Zeit der Veranstaltungen der guten Wünsche zum neuen Jahr sei, was gemeinhin nur gelinge mit einem Glas in der Hand. Schließlich stoßen sich die Lobbyisten der Weinbranche an der Totalität des Alkoholverzichts, was, so sagen sie gelegentlich, so sei, als wenn man Autofahrern für einen Monat abverlange, mit Tempo 50 zu fahren. Wenn man schon gegen den Alkoholmissbrauch etwas unternehmen wolle, dann solle man das in die Zuständigkeit der Regionen geben, die in besonderer Weise von der Weinerzeugung abhingen.

(T. Zappi: La filière du vin  contre « le mois sans alcool », in: SUDOUEST, 15. 11. 2019)

 

Kokain-Tourismus

Eigentlich sind die Strände des Médoc seit ein paar Tagen, seitdem dort immer wieder Kokain-Päckchen angeschwemmt werden, gesperrt. Eigentlich. Da die Strände lang sind und die Beamten von Polizei und Zollverwaltung wenig zahlreich, zieht die Aussicht auf Kokainfunde offenbar eine Menge zwielichtiger Besucher an, die besonders zu nächtlicher Zeit und in der Morgen- und Abenddämmerung die Strände in Erwartung von Funden, die sich leicht zu viel Geld machen lassen, absuchen. Sie kommen aus Bordeaux oder aber auch von weither, offenbar angezogen von der Möglichkeit, sehr schnell sehr viel Geld machen zu können. Darunter sind Interessenten, die sich hubraumstarke Wagen leisten können, aber die Mehrheit ist weniger gut betucht und spekuliert offenbar auf einen Zufallsfund. Nicht immer sind diese Strandbesucher erfolgreich. Bei Lacanau wurde ein Geländewagen offenbar so ungeschickt abgestellt, dass er von der Flut erfasst und abgetrieben wurde. Solange diese Strandbesucher nicht mit einem Kokainpäckchen unter dem Arm erwischt werden, ist ihr Auftritt ziemlich ungefährlich, denn für das unerlaubte Betreten eines gesperrten Strandes können sie allenfalls mit einer Buße von ein paar Euro belegt werden

(J. Lestage: Cocaïne sur la Côte : Ils „viennent chercher le trésor“ sur les plages de Lacanau, in: SUDOUEST, 17. 11. 2019, Abend-Ausg.)

 

 

Filmgeld

Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass in Frankreich Geldscheine sichergestellt werden, die von weitem aussehen wie wirkliches Geld, bei näherem Hinsehen sich aber als Filmgeld erweisen. Diese 20- oder 50-Euroscheine tragen deutlich an der Seite den Hinweis: „This in not legal, it is to be used for motion props“. Außerdem fehlen die Unterschrift des EZB-Präsidenten und die zahlreichen Sicherheitsmerkmale der echten Banknoten. Eigentlich müsste schon beim Anfassen der Scheine deutlich werden, dass sie aus gewöhnlichem Papier bestehen, das sich deutlich von dem Material unterscheidet, aus dem die echten Scheine bestehen. Wegen der deutlichen Unterschiede zum richtigen Geld, ist der Besitz des Filmgeldes nicht strafbar. Man kann es sogar im Internet kaufen. Dann zahlt man für ein Bündel von 300 20-Euroscheinen um die 25 Euro. Das in  China hergestellte movie money taucht hauptsächlich nachts auf in Diskotheken und ähnlichen Lokalitäten mit schwacher Beleuchtung und wird dort dem einen oder anderen Gutgläubigen oder Alkoholisierten angedreht, der dann allerdings darauf sitzen bleibt und zum Schaden auch noch den Spott hat.

(J. M. Desplos: La « movie money » essaime, in: SUDOUEST, 15. 11. 2019)

 

 

 

Eselsrücken

In der Beliebtheit bei den französischen Autofahrern rangieren sie irgendwo kurz hinter den Radargeräten, denn Freunde haben sie nicht, die quer über die Fahrbahnen gelegten, oft recht kantigen Schwellen, die ralentisseurs, für die es eine Reihe von wenig freundlichen Bezeichnungen gibt, z. B. dos d’âne (Eselsrücken). Sie sollen die Autofahrer dazu bringen, langsamer zu fahren, was größtenteils auch passiert. Dabei gibt es immer wieder Beschädigungen an Autos, bei denen nicht klar ist, wer dafür aufzukommen hat. Die Interessenverbände der Autofahrer raten dazu, Rechnungen für die Beseitigung von Schäden durch Fahrbahnschwellen an die Gemeinden weiterzuleiten, die für Anlage, Form und Gestalt derartiger Geschwindigkeitsbremsen zuständig sind. Soweit in Erfahrung zu bringen ist, bleiben derartige Versuche allerdings erfolglos, da die Gemeinden den geschädigten Autofahrern vorhalten, sie seien einfach zu schnell gefahren. Für die Gestaltung der Fahrbahnschwellen gibt es Vorschriften, die eigentlich beachtet werden müssten und die Fahrzeugschäden unwahrscheinlich machen sollten. Dennoch sind im Departement Gironde von den insgesamt rund 800 dos d’âne etwa 10% nicht so ausgeführt wie es die Vorschriften verlangen. Ein Teil ist nach einer Verordnung des Präfekten inzwischen normgerecht nachgearbeitet worden, doch gibt es immer noch Ausreißer, so dass die Empfehlung auszugeben ist, bei jeder Fahrbahnschwelle davon auszugehen, dass es besser ist, sie vorsichtig und langsam zu passieren.

(Aude Boilley: Bonnets d’âne aux dos, in: SUDOUEST, 14. 11. 2019)

 

 

 

 

10 Millionen Euro für den Hafen von Bassens

Das Containerterminal im Hafen von Bordeaux-Bassens wird, wie die Leitung des Autonomen Hafens von Bordeaux mitteilte, mit einem erheblichen finanziellen Aufwand ausgebaut und modernisiert, so dass die Kapazität der Anlage verdoppelt werden kann. Zu diesem Zweck wird ein Teil des alten Hangars 45, in dem einst Bananen gelagert wurden, abgerissen, um Platz für die Vergrößerung der Verladeanlagen zu bekommen. Die dann auf 88.000 m² erweiterte Containerverladung soll sicherstellen, dass der Standort Bassens zukunftssicher gemacht wird. Nebenher ist damit für den einstigen Containerhafen in Le Verdon eine klare Aussage verbunden: der Standort Le Verdon bleibt stillgelegt, ohne dass Erwartungen bestehen, dass sich dieser Zustand ändern wird.

(G. Richard: 10 millions pour le port de Bassens, in: SUDOUEST, 12. 11. 2019)

 

Kraftstoff aus Traubenresten

Wo Wein entsteht, entstehen auch Abfälle, die von den leeren Beerenhüllen, den Kernen und den Stielen herrühren, die nach dem Pressen der Trauben übrig bleiben. Aus einem Teil dieser Rückstände, die immer noch  einen kleinen Alkoholanteil enthalten, wird Tresterschnaps, im Französischen Marc gebrannt, wobei jedoch nur ein Teil der anfallenden Rückstände verwendet wird. Genau hier setzt die Firma Raisonor France an, die ein Verfahren entwickelt hat, mit dem ein Bioethanol-Kraftstoff hergestellt werden kann, der unter der Bezeichnung ED 95 verwendet werden kann, um Lastkraftwagen und Busse anzutreiben. Zu diesem Zweck werden in der Kooperative UCVA in Coutras die fraglichen Rückstände, die in Weinbaubetrieben von bis zu 200 km um Coutras entstehen,  gesammelt und weiterbehandelt. Ganz problemlos ist der Biokraftstoff, der aus den Traubenresten gewonnen wird, jedoch nicht, denn er kann nur in speziell ausgelegten Motoren verbrannt werden. Die werden derzeit nur von dem schwedischen Hersteller Scania produziert, aber es gibt berechtigte Erwartungen, dass dieser Engpass in absehbarer Zeit beseitigt werden wird und dass der Absatz von ED 95 dann ausgeweitet werden kann.

(J. Sanudo: On n’a pas de pétrole mais on a du raisin, in MAGSO, 09. 11. 2019

 

Noch ein Strandfund

Am Strand von Grayan wurde am Morgen des 11. November 2019 bei Ebbe ein länglicher rundlicher Gegenstand gefunden, der bei einer Länge von rund zwei Metern zunächst Rätsel aufgab. Da er  dicht von Entenmuscheln besiedelt war, ist davon auszugehen, dass er schon längere Zeit im Wasser des Atlantiks unterwegs war. Die Unruhe, die der Fund besonders in den sogenannten sozialen Medien ausgelöst hatte, konnte jedoch bald gedämpft werden, denn die mit der Begutachtung des Fundes beauftragten Gendarmen stellten fest, dass der mysteriöse Körper ein Zusatztank war, wie er von Jagdflugzeugen zur Vergrößerung ihrer Reichweite eingesetzt wird. Die Entscheidung der Finder, die Polizei zu informieren war aber durchaus zweckmäßig, da es an den Stränden des Médoc immer wieder Funde von Munition und anderen gefährlichen Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg gibt, die häufig noch  sehr gefährlich sind. Funde, bei denen nicht klar erkennbar ist, dass sie ungefährlich sind, müssen bei der zuständigen Gemeindeverwaltung, der Feuerwehr oder der Polizei gemeldet werden, damit sie  schnell  und professionell beseitigt werden können.

(L’objet non identifié échoué sur une plage du Médoc était un réservoir d’avion de chasse, in: SUDOUEST, 12. 11. 2019)

 

 

Kokainfunde an Atlantikstränden

Seit Oktober dieses Jahres werden an den Atlantikstränden von der Vendée bis zum Departement Landes immer wieder sorgfältig verklebte Päckchen gefunden, in denen sich Kokain von höchster Reinheit befindet. Wer das Kokain verpackt und in das Atlantikwasser gebracht hat, weiß zur Zeit noch niemand. Die Polizei ist aber ziemlich sicher, dass die jüngsten Funde in Zusammenhang stehen mit anderen sichergestellten Kokainpäckchen, die seit Oktober an der Westküsten Frankreichs angetrieben werden. Mittlerweile sind fast 900 kg Kokain sichergestellt worden. Die Polizei hat zwei Hubschrauber im Einsatz, die aus geringer Höhe die Strände abfliegen, um neue Funde schnell wegzuräumen. Kokain in so reiner Form wie bei den Strandfunden ist höchst gefährlich, da es schon in geringen Mengen lebensbedrohlich sein kann

Lège-Cap-Ferret, Naujac, Le Porge, Hourtin, Lacanau, Carcans und auch Grayan-et-L’Hôpital haben den Zugang zu ihren Stränden  gesperrt, doch ist ein derartiges Verbot nur schwer durchzusetzen. Die Polizei hat aber ein Auge auf verdächtige Autos in Strandnähe und kontrolliert Kofferräume, da der Besitz und der Transport von Rauchgiften strafbar ist. Ein junger Mann, der fünf Kokainpakete bei sich hatte, wurde verhaftet.

Wenn weitere Fund dieser Art auftauchen ist umgehend die Polizei zu unterrichten oder, falls die nicht zu erreichen ist, die zuständige Gemeindeverwaltung oder Feuerwehr. Obwohl die Kokainfunde auf dem Drogenmarkt sehr hohe Verkaufserlöse erzielen würden, erhalten die Finder keinen Finderlohn. Sie können sich aber mit dem Gedanken trösten, dass sie dazu beigetragen haben, dass das Drogenangebot in Frankreich nicht über Gebühr anwächst. Wer einen Kokainfund nicht anzeigt, macht sich übrigens strafbar.  

(Sudouest.fr avec Julie L’Hostis et Eric Chauveau: Cocaïne : ces mystérieux paquets de drogue sur les plages de la côte Atlantique, in: SUDOUEST, 09. 11. 2019, 19.47h, Internet-Ausg, vgl. auch: B. Béziat: Cocaïne sur les plages : calme plat à La Teste et Arcachon, in: SUDOUEST, 12. 11. 2019)

 

 

Nachwuchsmangel

Die Franzosen haben ein anderes Verhältnis zu den militärisch wichtigen Ereignissen ihrer Geschichte als die Deutschen, und dies aus Gründen, die man niemandem erklären muss. Frankreichweit sind die großen Feiertage, die mit traditionell geprägtem Zeremoniell begangen werden, der 11. November, an dem an den Waffenstillstand, der den Ersten Weltkrieg beendete, erinnert wird und der 8. Mai 1945, der das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete. Dazu kommen noch lokal wichtige Ereignisse wie z. B. in Soulac der 20. April, an dem an die Befreiung von der deutschen Besatzung im Jahr 1945 erinnert wird.

An diesen in einigen Gemeinden bis zu fünf oder sechs jährlichen Erinnerungsveranstaltungen nehmen außer der lokalen politischen Prominenz Abordnungen der Anciens Combattants teil, die in Uniform und mit Fahnen auftreten. Besonders die Fahnenträger haben es dabei nicht leicht, denn sie müssen eine 15 bis 18 kg schwere Fahne bei unter Umständen unfreundlichem und windigem Wetter während der üblicherweise länger dauernden Zeremonie würdig präsentieren. Das macht mittlerweile aber vielerorts Probleme, weil viele Ortsvereine der Anciens Combattants ein so hohes Durchschnittsalter haben, dass es schwerfällt, Fahnenträger zu finden, die den damit verbundenen Anstrengungen noch gewachsen sind. In der Region um Royan hat man aus diesem Grund die Erinnerungsfeiern von fünf Gemeinden zusammengelegt und damit einen Ausweg gefunden, der jedoch nur wenige Jahre halten wird. Für eine langfristige Lösung versucht man daher,  jüngere Fahnenträger auszubilden, die an die Stelle ihrer ergrauten Vorgänger treten können, wobei jedoch zur Zeit nicht klar ist, ob es gelingen wird, genügend Jüngere zu gewinnen, die in die Tradition der Fahnenträger eintreten wollen.

(F. Paillot: Anciens combattants : à Royan, ces ados qui prennent la relève des porte-drapeaux, in. SUDOUEST, 11. 11. 2019, Abend-Ausg.)

 

 

Freigeschleppt

Das vor Lacanau gestrandete Fischerboot Si.. ist nach mehrfachen Versuchen freigeschleppt worden. Diese Aktion gestaltete sich recht schwierig, da das Boot quer zum Strand lag und für die Bergung erst so gedreht werden musste, dass es mit dem Bug zum offenen Wasser zeigte. Ein starker Schlepper zog den Havaristen stückweise in die gewünschte Richtung, wobei seitens des Schleppers großes Fingerspitzengefühl erforderlich war, um Beschädigungen an der Si.. zu vermeiden. Nachdem das gelungen war, wurde die  Si.. in freies Wasser gezogen und anschließend zur Île d’Oléron geschleppt, wo das Boot einer gründlichen Inspektion unterzogen werden soll. Bevor der Schlepper in Aktion trat, waren bereits die rund 2,5 Tonnen Thunfisch, die sich an Bord der Si.. befanden ausgeladen und auf den Weg zur Versteigerung in Arcachon gebracht worden.

(D. Lherm: Le « Si… » sorti du piège, in: SUDOUEST, 10. 11. 2019)

 

 

Gegen Schädlingsbekämpfungsmittel

Die Zeiten, in denen Schädlingsbekämpfungsmittel als relativ unbedenkliche Mittel der Ertragssteigerung in der Landwirtschaft angesehen wurden, sind schon lange vorbei. Trotzdem werden sie nicht nur nach Ansicht von Umweltschützern immer noch zuviel und zu unbedacht eingesetzt. In einzelnen Gemeinden Frankreichs sind daher Regelungen erlassen worden, die die Anwendung dieser Pestizide ganz verbieten oder nur unter bestimmten Bedingungen zulassen. Dagegen wurden Klagen bei den zuständigen Gerichten eingereicht, die jetzt zu ersten Entscheidungen geführt haben. In Cergy-Pontoise, nicht weit von Paris, hat das Verwaltungsgericht mehrere von verschiedenen Gemeindeverwaltungen erlassene Anwendungsverbote bestätigt. Damit wurde eine für ganz Frankreich geltende neue rechtliche Situation geschaffen, die im Departement Gironde besonders aufmerksam registriert wurde, da es dort ähnlich gelagerte Fälle gibt. Für die Umweltschützer ist das Urteil eine zukunftsweisende Weichenstellung, die weitreichende Folgen haben wird, da damit gerechnet wird, dass nun in vielen Gemeindeverwaltungen Verfügungen erlassen werden, die den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln reduzieren würden. Dabei ist man sich bewusst, dass das Urteil von Cergy-Pontoise nur ein Etappensieg ist, denn es steht zu erwarten, dass die davon Betroffenen Einspruch einlegen werden und damit einen vermutlich langwierigen Rechtsstreit eröffnen werden, der unter Umständen bis in die höchsten Gerichte gehen wird. Auch wenn bis zu einer endgültigen Klärung sicher noch einige Zeit vergehen wird, ist man auf der Seite der Umweltschützer nicht unzufrieden, denn man sieht, dass eine Frage, deren Bedeutsamkeit nicht bestritten werden kann, auf die Tagesordnung der Rechtsprechung gesetzt worden ist, von der, so hofft man, sie nicht wieder verschwinden wird.

(J. Desport: « C’est une brèche qui s’ouvre »in: SUDOUEST, 09. 11. 2019)

 

 

Regenrekorde

Der November ist in vielen Jahren im Südwesten Frankreichs der Monat mit den größten Niederschlagsmengen. In diesem Jahr, so scheint es, werden wohl neue Rekorde aufgestellt, denn seit dem 1. November haben die Regenmessgefässe erstaunliche Ergebnisse geliefert. So meldete Météo France, dass in mehreren Stationen der Nouvelle-Aquitaine in den ersten Novembertagen schon soviel Regen gefallen ist wie sonst im gesamten Monat November. Die meisten Niederschhläge wurden dabei von dem Sturmtief Amélie herangeschafft, doch haben die Regenmengen sich auch nach dem Durchzug des eigentlichen Sturmwirbels nicht wesentlich abgeschwächt. So, wie es aussieht, wird es auch in den nächsten Tagen sehr nass bleiben, so dass es schon jetzt ziemlich sicher ist,  dass der November 2019 hinsichtlich der monatlichen Niederschlagsmengen einen neuen Rekord aufstellen wird.

(S. Petitjean: Météo : il est tombé un mois de pluie en trois jours, et ça va continuer, in: SUDOUEST, 06. 11. 2019,17.56h, Internet-Ausg.)

 

Gestrandet vor Lacanau

In der Nacht vom 5. auf den 6. November 2019 hatte das in Arcachon registrierte Netzfischerboot Si auf einer Fahrt, bei der Thunfische gefangen werden sollten,  einen Motorausfall, der mit Bordmitteln nicht zu beheben war. Das Boot, an dessen Bord sich 6 Mann befanden, trieb daraufhin steuerungslos auf die Küste zu und strandete am Südstrand von Lacanau. Die Besatzung blieb unverletzt, konnte aber bei dem hohen Seegang das Boot nicht verlassen. Die Fischer erwarteten, dass am Donnerstag ihr Bot freigeschleppt werden sollte, doch wurde der Versuch wegen der schweren See abgebrochen. Als nächstes sollen jetzt die Männer des Bootes in Sicherheit gebracht werden, was bei der nächsten Ebbe geschehen soll. Dann ist ein neuer Schleppversuch geplant, für den allerdings umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden müssen, da das havarierte Boot ohne Beschädigungen geborgen werden soll. Die Besatzung wird derweil in einem Hotel in Lacanau auf den Fortgang der Rettungsarbeiten warten. Ein genauer Zeitplan für die weiteren Bergungsanstrengungen kann noch nicht aufgestellt werden, doch ist damit zu rechnen, dass die Bergungsarbeiten erst am Wochenende zum Erfolg führen werden.

(J. Lestage: Vidéos. Un bateau de pêche d’Arcachon échoué sur la plage de Lacanau (33), in: SUDOUEST, 06. 11. 2019, 14.41h, Internet-Ausg.)

 

Es weihnachtet schon

Zu den Gewissheiten, mit denen man in Frankreich lebt, gehört die Tatsache, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt. Wer einen Beweis braucht, der schreibt einfach an den Père Noël, und er bekommt eine Antwort. Auf dem Absender steht dann eine Adresse in Libourne oder, auch möglich, in dem finnischen Städtchen Rovaniemi. In beiden Orten arbeitet in der Vorweihnachtszeit ein Sekretariat des Weihnachtsmanns, in dem fleißig, freundlich und unverdrossen alle eingehende Post beantwortet wird, die an den Weihnachtsmann adressiert ist. Rovaniemi gilt unter Experten als der Geburtsort des Weihnachtsmannes. Die Erklärung dafür, dass das französische Sekretariat in Libourne sitzt, geht nicht ganz so schnell. Immerhin arbeitet das Sekretariat in Libourne schon seit 1967, als es von der französischen Post eingerichtet wurde, um angemessen auf die an den Weihnachtsmann gerichtete Post antworten zu können. 2018 kamen 1,1 Millionen Briefe in Libourne an, auf denen Absender aus 132 Ländern standen. Dazu kamen über das Internet 94.000 Emails, die von rund 60 fleißigen Helfern beantwortet wurden.

Post, die den Weihnachtsmann erreichen soll, wird einfach an den „Père Noël“ gerichtet, wobei für Ausländer sicherheitshalber in der Landessprache das Wort für „Frankreich“ hinzugefügt werden sollte. Wer ganz sicher sein will, fügt eine Straße hinzu: „Boulevard des nuages“ oder „Allée des étoiles filantes“. Unbedingt erforderlich ist die genaue und leserliche Angabe der Anschrift des Absenders. Dann kann man so gut wie sicher sein, dass es eine Antwort gibt, sofern die Post vor dem 17. Dezember in Libourne eingeht. Danach schließt das Sekretariat für die wohlverdiente Erholungspause bis zum nächsten Jahr.

(J.-Ch. Galiacy: Le secrétariat du Père Noël à Libourne, in: SUDOUEST, 06. 11. 2019)

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Eine Million für das Schwimmbad

Seit der Schließung des Schwimmbades in Lesparre im Jahre 2014 und dem darauf folgenden Abbruch zwei Jahre später stand es lange schlecht um die Pläne für einen Nachfolgebau, weil das dafür benötigte Geld nicht aufzutreiben war. In den letzten Tagen hat sich allerdings eine Wendung zum Guten ergeben. Der Gemeindeverband Médoc Coeur de Presqu’île, der die Regie bei den Plänen führt, teilte mit, dass schon 2022 das neue Schwimmbecken verfügbar sein könnte. Dieser Optimismus gründet sich auf eine kräftige Aufstockung der vom Staat beigesteuerten Mittel. Die Gesamtkosten werden auf gut 7 Millionen Euro veranschlagt, von denen der Staat 1,1 Millionen zur Verfügung stellen wird. Bevor Genaueres zu den Modalitäten des Baus und dem Zeitplan gesagt werden kann, sollten die im nächsten Frühjahr anstehenden Gemeinderatswahlen abgewartet werden. Erst danach wird man Klarheit darüber haben, ob die Befürworter des Projekts sich gegen die Kritiker durchsetzen können.

(J. Lestage, « L’État a fait un gros effort pour la piscine », in: SUDOUEST, 05. 11. 2019)

 

 

Rotwein im Weltraum

Die Frage, ob ein Wein gut schmeckt, ist vermeintlich leicht zu beantworten, auch wenn die individuellen Urteile und Vorlieben  zu unterschiedlichen Einschätzungen führen. Auf die Frage, warum ein Wein gut schmeckt, gibt es bislang noch keine wirklich erhellenden Antworten, einfach deswegen, weil man noch nicht weiß, wie und unter welchen Bedingungen sich die Prozesse vollziehen, die den Geschmack eines Weines ausmachen. Da das Interesse daran, hier zu tragfähigen Ergebnissen zu kommen groß ist, hat eine Firma im Anbaugebiet Bordeaux ein Experiment konzipiert, das vielleicht erste Antworten liefern kann. Zu diesem Zweck wurden 12 Flaschen Rotwein aus dem Bordelais mit einer Rakete in die internationale Weltraumstation gebracht, die dort während der nächsten 12 Monate eingehenden Beobachtungen und Analysen unterzogen werden sollen. Dabei will man vor allem herausfinden, inwiefern sich die Weltraumbedingungen mit der Schwerelosigkeit und der außerhalb des Schutzschildes der Erdatmosphäre herrschenden Strahlung auswirken. Die Ergebnisse sollen nicht nur Aufschluss geben über die Prozesse, die bei der Alterung und Reifung des Weins ablaufen, sondern auch Anregungen liefern für die Landwirtschaft auf der Erde, die schon in der näheren Zukunft gezwungen sein wird, sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinanderzusetzen.

(N. César: 12 bouteilles dans l’espace, in: SUDOUEST, 03. 11. 2019)

 

 

Sturm  Amélie

Der Sturm Amélie ist am 3. November 2019 über den Südwesten Frankreichs hinweggezogen, ohne dass es größere Schäden gegeben hat. Dabei wurden in Böen Windgeschwindigkeiten von mehr als 160 km/h am Cap Ferret erreicht. nach Norden nahmen die Spitzegeschwindigkeit jedoch ab. In Vendays-Montalivet wurden als Höchstwert 114 km/ gemessen und in Royan 106 km/h. Im Verlaufe des Nachmittags wurden die Warnungen vor ungewöhnlichen Windgeschwindigkeiten aufgehoben. Die Bilanz des Sturms verzeichnete drei Verletzte im Departement Pyrénées Atlantiques und mehrfache Straßensperrungen durch umgestürzte Bäume. Am weitreichendsten waren die Unterbrechungen der Stromversorgung, von denen am Sonntagmorgen 140.000 Haushalte betroffen waren, von denen viele jedoch relativ zügig behoben werden konnten. Am späten Nachmittag des Sonntags waren aber immer noch rund 50.000 Abnehmer ohne Strom. Mehrere Zugverbindungen wurden wegen der atmosphärischen Bedingungen gestrichen, und auch im Fährbetrieb auf der Gironde gab es Ausfälle. In der gesamten Nouvelle-Aquitaine wurden alle für Sonntag angesetzten Fußballspiele abgesagt. Im Verlauf des späteren Sonntags gingen die Windgeschwindigkeiten zurück, und das Zentrum des Sturms verlagerte sich mit allmählicher Abschwächung in das Binnenland.

(Sudouest.fr avec AFP: Tempête Amélie : jusqu’à 140 000 foyers privés d’électricité dans le Sud-Ouest, retour progressif à la normale, in: SUDOUEST, 03. 11. 2019, 19.17h, Internet-Ausg.,

 

 

Soulac 1900, 17. Auflage

Auf der Generalversammlung des Vereins Label Soulac, der die schon zum Begriff gewordenen Festivitäten unter dem Motto Soulac 1900 organisiert, wurde bekannt gegeben, dass es 2020 eine weitere Auflage geben wird, die traditionsgemäß am ersten Juniwochenende, also  vom 5. bis 7 Juni, stattfinden wird. Das Thema, unter dem die drei Tage stehen werden, ist der Circus, so dass allerhand Buntes und Spektakuläres zu erwarten ist. Die Vorarbeiten dafür sind in den verschiedenen von Freiwilligen besetzten Kommissionen schon angelaufen. Hinsichtlich der Finazierung der auf 160.000 Euro veranschlagten Kosten macht man sich wenig Sorgen, zumal die Abrechnung der Veranstaltung im Juni dieses Jahres einen Überschuss von 13.700 Euro ergeben hat. 30% der zu erwartenden Ausgaben werden von der Gemeinde Soulac beigesteuert, die, darauf legt man Wert, zwar an der Veranstaltung interessiert ist, dabei aber keinen Einfluss auf Programm und Ausgestaltung hat. Die übrigen Kosten werden aus Spenden und eigenen Veranstaltungen bestritten.

2020 wird wieder der historische Zug aus Bordeaux herandampfen. Die Reservierung ist gemacht, und man hofft, dass nicht, wie dies 2019 geschehen ist, kurzfristig etwas dazwischen kommt.

(M. Caporal: Soulac 1900 va faire son cirque en 2020, in: SUDOUEST, 01. 11. 2019)

 

 

Erster Herbststurm

Der erste Herbststurm dieses Jahres, dem die Meteorologen den Namen Amélie gegeben haben,  zieht auf die Küsten des Südwesten Frankreichs zu. Erwartet werden Windgeschwindigkeiten an der Küste bis zu 120 km/h, stellenweise wahrscheinlich kurzfristig noch etwas mehr. Im Binnenland ist mit Böen bis zu 90 oder 100 km/h zu rechnen. Der Höhepunkt wird in der zweiten Hälfte der Nacht von Samstag auf Sonntag erwartet. Verglichen mit den Orkanen Martin (1999) und Klaus (2009) bleiben die Windgeschwindigkeiten im Rahmen des für die Jahreszeit Üblichen, doch werden kräftige und langanhaltende Niederschläge mit dem Sturm einhergehen. Das Risiko von Überschwemmungen wird als nicht sehr bedrohlich eingestuft, da die Koeffizienten relativ niedrig sind.

(Sudouest.fr: Tempête Amélie : la première de l’automne, fortes rafales attendues dans le Sud-Ouest, in: SUDOUEST, 01.11. 2019, 15.05h, Internet-Ausg.)

 

Asiatische Hornissen in Lesparre

Hornissen haben einen schlechten Ruf, weil sie für aggressiv und gefährlich gehalten werden. Das trifft allerdings auf die einheimischen europäischen Hornissen nicht zu, die nur angreifen, wenn ihre Nester bedroht werden. Die vor einigen Jahren eingeschleppten asiatischen Hornissen sind ebenfalls keine direkte Bedrohung für Menschen, sie machen jedoch Jagd auf Bienen, die sie in großen Mengen töten und fressen. Aus diesem Grund sind die asiatischen Hornissen als Schädlinge eingestuft, die verfolgt und bekämpft werden müssen. Das gestaltet sich jedoch meist recht schwierig, da die Nester dieser Insekten überwiegend hoch oben z. B. in Baumkronen angelegt werden, wo sie während der Vegetationsperiode nur selten entdeckt werden.

Kürzlich wurde mitten in Lesparre ein derartiges Nest entdeckt, das eine stattliche Größe hatte. Wegen der nahe gelegenen zwei Schulen zögerte die Stadtverwaltung nicht lange, sondern begann mit Vorbereitungen für die Beseitigung des Nestes. Da es gefährlich ist, sich dem Nest zu nähern, wurden zwei Spezialisten beauftragt, die, eingehüllt in sichere Schutzanzüge, von einer Leiter aus ein biologisches Insektengift mit hohem Druck direkt in das Nest spritzten. Das löste die erwarteten wütenden Reaktionen der Hornissen aus, die jedoch schon nach ganz kurzer Zeit, als das Gift zu wirken begann, abflauten. Am Tag nach der Bekämpfung wurden keine Hornissen mehr in der Nähe des Nests beobachtet. Allerdings lagen auf dem Boden unter dem Nest große Mengen toter Insekten.

Für die beiden Schädlingsbekämpfer war dieser Einsatz relativ problemlos, da das Nest sich nicht in allzu großer Höhe befand. Sie warnten jedoch davor, sich ohne Schutzkleidung und ohne erfolgversprechende Ausrüstung an Hornissennestern zu schaffen zu machen. Es sei in jedem Fall zu empfehlen, nach der Entdeckung eines Hornissennestes die jeweilige Gemeindeverwaltung oder die Feuerwehr zu informieren, damit die Beseitigung des Nestes fachmännisch vorgenommen werden kann. Wer in falsch verstandenen Tierschutzüberlegungen derartige Beobachtungen nicht weiterleite, treffe keine gute Entscheidung, denn er schade damit den heimischen Bienen, die es ohnehin schwer genug haben, ihren Fortbestand zu sichern.

(A. Larrue: Des frelons asiatiques en plein centre-ville, in: SUDOUEST, 31. 10. 2019)

 

Oktober 2019

 

Kandidatin für Grayan

Die nächsten Kommunalwahlen finden zwar erst im Frühjahr 2020 statt, aber schon jetzt bemühen sich die Kandidatinnen und Kandidaten, die Aufmerksamkeit der Wähler in ihre Richtung zu lenken. In Grayan-et-l’Hôpital haben bislang zwei Bewerber signalisiert, dass sie den Stuhl des bisherigen Amtsinhabers Serge Laporte; der nicht wieder antritt; erobern wollen.

Am 27. Oktober 2019 stellte Florence  Legrand im Café Relax vor rund 100 Personen die großen Linien ihres Programms vor. Anders als bei den Wahlen zur Nationalversammlung 2017, als sie Alain Juppé unterstützte, führt sie jetzt einen Wahlkampf ohne sich an einer der großen Parteien auszurichten. Unter dem Slogan « Le coeur et l’action » versucht sie, in gleicher Weise die alteingesessenen Familien von Grayan und die neu dazu Gekommenen anzusprechen. Die Veranstaltung gliederte sich in drei Abschnitte. Zuerst stellte Florence Legrand ihre Ziele vor und dies in Französisch und Deutsch, wobei zur Begründung der Zweisprachigkeit darauf verwiesen wurde, dass Euronat mit einem großen Teil deutschsprachiger Bewohner zur Gemeinde Grayan gehört. Darauf folgte eine öffentliche Aussprache und ein abschließender Teil, in dem die Kandidatin von Tisch zu Tisch ging und auf individuelle Fragen antwortete. Sie legte Wert drauf festzustellen, dass sie einer Familie entstammt, die seit sieben Generationen in Grayan ansässig ist. Sie wohnt in L’Hôpital, wo sie sich in dem Verein engagiert, der die Chapelle Saint-Jean-Baptiste betreut. Beruflich ist sie als Richterin am Rechnungshof in Paris tätig, verbringt aber einen großen Teil ihres Lebens in Grayan und glaubt daher, aus der Vertrautheit mit den Belangen von Grayan-et-L’Hôpital fähig zu sein, die Geschicke dieser Gemeinde zu leiten. Auf Fragen, ob sie nicht fürchte, angesichts ihres beruflichen Engagements in Paris mit der Leitung der Kommune überfordert zu sein, antwortete sie, sei sehe darin kein Problem, zumal die Nutzung der modernen digitalen Medien hier Aktionsmöglichkeiten bereitstellen, die es früher nicht gegeben hat. Daher könne sie einen großen Teil ihrer beruflichen Verpflichtungen von Grayan aus erfüllen und außerdem werde sie im Fall ihrer Wahl sich auf ein Team von fachkundigen Gemeinderatsmitgliedern stützen können, die in den kurzen Zeiten ihrer beruflich bedingten Abwesenheit von Grayan für den geregelten Fortgang der Gemeindeangelegenheiten sorgen könnten. Sie fügte hinzu, Bürgermeister zu sein, sei ein Engagement aber kein Beruf.

Die nächste öffentliche Veranstaltung, bei der Gelegenheit sein wird, Florence Legrand kennenzulernen, wird es am 14. Dezember geben. Ihr Hauptkonkurrent um den ersten Posten der Gemeinde Grayan ist Alain Bouchon, der erste Stellvertreter des scheidenden Bürgermeisters Serge Laporte. 

(M. Caporal: Florence Legrand candidate aux municipales, in: SUDOUEST, 30. 10. 2019)

 

 

Schwimmenlernen in Montalivet

Es ist unstrittig, dass es wichtig ist schwimmen zu lernen. Daher gehören auch in Frankreich Schwimmkurse in die verpflichtenden Stundentafeln der Grundschulen. Im nördlichen Médoc gibt es allerdings ein Problem, da es dort nach der Schließung des Hallenbades in Lesparre keine für schulische Schwimmkurse nutzbaren öffentlichen Schwimmbäder gibt. Die Gemeindeverwaltung von Vendays-Montalivet hat sich erfolgreich um einen Ausweg aus dieser Misere bemüht und einen Vertrag mit dem Ferienzentrum Atlantic Club in Montalivet (ACM) abgeschlossen, der den Schülerinnen und Schülern der Grundschulen der Gemeinde in den Monaten Oktober, November, Februar und März die Möglichkeit gibt, in der zum Ferienzentrum gehörenden Schwimmhalle an einem acht bis zehnstündigen Schwimmkursus teilzunehmen. Die Gemeinde übernimmt die entstehenden Kosten in der Höhe von 15.000 Euro.

Diese Vereinbarung ist vorteilhaft für beide Seiten. Die Gemeinde bekommt die Möglichkeit, zu überschaubaren Kosten ihren Schulkindern Schwimmunterricht anzubieten und ACM hat zusätzliche Einnahmen in einer Zeit, in der es weniger Gäste gibt.

(Lyne Llobell: Les écoliers ont trouvé leur piscine, in: SUDOUEST. 26. 10, 2019

 

 

Gefahren des Pilzesammelns

Wer unbedacht durch die Wälder des Médoc streift und dabei Pilze sammelt bewegt sich möglicherweise auf rechtlich schwankendem Boden .Prinzipiell gehört alles, was im Wald wächst, den Besitzern der Parzelle: Bäume, Sträucher, Blumen und natürlich auch Pilze Die Waldbesitzer brauchen keine Schilder anzubringen, mit denen sie darauf hinweisen, dass das Sammeln von Pilzen untersagt ist. Wer dagegen verstößt, kann mit Geldstrafen bis zu 1000 Euro belegt werden oder bei Zahlungsunfähigkeit mit Haft. Diese Regelung gilt für Waldstücke in privatem Besitz. Bei Wäldern, die den Gemeinden oder dem Staat gehören, gilt diese Regelung nicht. Dort können  Pilze in in haushaltsüblichen Mengen von  bis zu 5 Litern gepflückt und mitgenommen werden.

Wer nicht sicher ist, ob er sich in einem öffentlichen oder einem privaten Wald befindet, sollte sich nicht erwischen lassen. Allerdings wird das Risiko, beim Pilzesammeln mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, allgemein nicht für groß gehalten

wie die vielen Autos, die an Waldrändern stehen, wo Pilze vermutet werden, zeigen.

Trotzdem sollte man nur dann Pilze sammeln, wenn man sicher weiß, dass das, was man gefunden hat, bedenkenlos verzehrt werden kann. Wer unsicher ist, sollte sich von Pilzkennern beraten lassen. In den letzten vierzehn Tagen wurden im Departement Gironde 493 mehr oder weniger schwere Fälle von Pilzvergiftungen gemeldet, die bei umsichtigerem Verhalten vermeidbar gewesen wären.

(T. Naud:Ce qui est permis (ou pas) à la chasse aux champignons, in: SUDOUEST, 28.10. 2019)

 

 

Markt in Montalivet

Der Markt in Montalivet zieht wie ein Magnet Besucher an und belebt daher nachhaltig das wirtschaftliche Leben des Ortes. In der Gemeindeverwaltung ist man sich der Bedeutung dieses Marktes bewusst und hat stets ein offenes Ohr für die Interessen und Belange der Marktbeschicker. Um hier einen direkten Kontakt zu haben, lädt der Bürgermeister am Ende der Saison zu einer Versammlung ein, auf der Gelegenheit ist, alle mit dem Markt zusammenhängenden Fragen anzugehen. Auf der letzten Versammlung gab es keine größeren Probleme zu behandeln, doch wiederholten die Händler, dass es wünschwert sei, die Zahl der Geldautomaten in Montalivet zu vergrößern. Darauf entgegnete die Verwaltung, dass Fragen dieser Art nicht von der Gemeinde entschieden werden könnten, sondern Angelegenheit der Geldinstitute seien, die die Automaten bereitstellen müssten. Da diese Frage auch schon bei früheren Gelegenheiten erörtert wurde, ohne dass das Folgen gehabt hätte, steht zu vermuten, dass man in Montalivet weiterhin damit leben muss, dass sich während der Saison oft längere Schlangen vor den Automaten bilden.

(Lyne Llobell: Commerçants, le coeur vivant du marché, in: SUDOUEST, 21. 10. 2019)

 

Vendanges beim Château Lafite Rothschild

Das unweit von Pauillac gelegene Château Lafite gehört zu den berühmtesten Weinbaubetrieben nicht nur im Médoc. Wenn man die Fotos zählen könnte, die davon existieren, nimmt es möglicherweise die absolute Spitzenposition ein. Auch dieses Château muss sich dem jährlichen Rhythmus fügen, der seinen Höhepunkt mit der Weinlese hat. Da dieses auf sein Prestige bedachte Château am Handleseverfahren festhält, das sich nur noch wenige hochpreisige Betriebe leisten können, braucht man eine große Schar von Erntehelfern. Insgesamt werden 200 davon für die Lesezeit eingestellt, die zu den 100 fest angestellten Mitarbeitern des Châteaus kommen, so dass für die Weinlese 300 Kräfte zur Verfügung stehen. Die werden nach einem ausgeklügelten Plan so eingesetzt, dass sie auf den Parzellen jeweils die Flächen abernten, in denen die Trauben den optimalen Reifegrad erreicht haben.

Da in diesem Jahr die Weinstöcke reichlich  Früchte angesetzt haben, hätte man gern mehr Helfer angeworben, doch ist das Arbeitskräfteangebot inzwischen recht begrenzt, da anders als in früheren Zeiten viele die körperlichen Anstrengungen scheuen. Im Château Lafite hat man ein System entwickelt, bei dem die Helfer der Vorjahre, die wiederkommen, besser bezahlt werden. Dazu hat man, was an anderen Châteaux noch nicht selbstverständlich ist, einen kleinen Campingplatz eingerichtet, auf dem die Helfer übernachten können, und man stellt ihnen warme Mahlzeiten, auch das keinesfalls selbstverständlich.

Nach Ende der Weinlese werden 112 ha abgeerntet worden sein, auf denen 750.000 Weinstöcke stehen. Jeder Helfer hat danach durchschnittlich 450 kg Trauben geerntet, die, wie man weiß, zum großen Teil so tief hängen, das der Rücken beim Pflücken kräftig gebeugt werden muss.

 (C. Compadre: Voyage au cœur des vendanges au château Lafite Rothschild, ikn: SUDOUEST, 15. 10. 2019, Aebnd-Ausg.)

 

Tourismusbilanz 2019

Das Comité départemental für den Tourismus zieht eine im ganzen positive Bilanz für das dem Ende zustrebende Jahr. Danach war zwar die Vorsaison weniger zufriedenstellend als im Vorjahr, doch folgten darauf ein ausgezeichneter Monat Juni, ein voll zufriedenstellender Sommer, vor allem an der Küste, und eine schöne Nachsaison. Der Tourismus ist nach wie ein wirtschaftlich höchst bedeutsamer Sektor für das Departement Gironde. Man geht davon aus, dass 2019 ein Jahr der Rekorde für die Branche sein wird. Trotz aller Zufriedenheit stellen die Experten fest, dass die Touristen weniger ausgabefreudig sind als in früheren Jahren und dass die Länge der Aufenthalte abgenommen hat. Dafür hat die Zahl der Feriengäste in den Monaten nach der Hauptsaison deutlich zugenommen. 80% der im Tourismus Engagierten schätzen, dass der September 2019 mindestens ebenso gute, wenn nicht sogar bessere Zahlen gebracht hat als der Vergleichmonat des Vorjahres. Für die Wintermonate startet das Comité départemental für den Tourismus einen Werbefeldzug, mit dem Touristen auch in der witterungsbedingt weniger attraktiven Zeit angezogen werden sollen. Im Departement Gironde arbeiten 23.000 Personen ganzjährig im Tourismus. Dazu kommen 32.000 Arbeitsplätze während der Saison. Auf das gesamte Jahr hochgerechnet wurden 2019 rund 33 Millionen Übernachtungen gezählt. 20% der 6 Millionen Touristen kommen aus dem Ausland.

(L.B.: 2019, année record ? in: SUDOUEST, 19. 10. 2019)

 

 

Widerstand gegen Windkraftanlagen

Kaum waren die Pläne für die Errichtung eines Parks von Windkraftanlagen bei Lesparre öffentlich gemacht worden, da artikulierten bereits die ersten Gegner ihre Vorbehalte. Dazu gesellte sich jetzt der Bürgermeister von Naujac, der vor Jahren in der ersten Reihe der Befürworter der erneuerbaren Energien gestanden hatte. Er behauptet zwar, noch immer große Sympathien für die Förderung dieser Art der Energiegewinnung zu haben, macht aber klar, dass er den an der Grenze zu seiner Gemeinde geplanten Windkraftanlagenpark ablehnt. Ihn stört dabei, dass die zwölf projektierten Windräder mit einer Höhe von 220 m  das Landschaftsbild nachhaltig beeinträchtigen würden. Nach seiner Ansicht würde sich das negativ auf den Tourismus auswirken, und es sei außerdem schwer vereinbar mit dem Vorhaben eines parc naturel régional du Médoc. Er steht mit seinen Vorbehalten nicht allein, denn eine große Mehrheit des Gemeinderats von Naujac steht hinter ihm. Alles in allem gehört wenig Phantasie dazu, vorauszusagen, dass das Windkraftanlagenprojekt bei Lesparre das Schicksal seiner Vorgänger teilen wird und nur Spuren in den lokalen Archiven hinterlassen wird.

(R. Boivinet: Dufourd dit non au parc éolien de Lesparre, in: SUDOUEST, 19. 10. 2019)

 

 

Hilferuf der Weinbaubetriebe

Die Strafzölle von 25%, mit denen die USA seit dem 19. Oktober 2019 französische Weine und Spirituosen belegen, stellen zahlreiche französische Betriebe von schwerwiegende Probleme. Die französischen Exporteure von alkoholischen Getränken sind verärgert, dass die Europäische Union keine nachaltig wirkenden Anstrengungen unternommen hat, um die Spannungen die den Handel mit den USA belasten, abzubauen. Die auf Weine und höherprozentige Spirituosen fälligen Zölle werden die Ladenpreise für Wein, Cognac etc. französischer Provenienz in den USA um rund 30% in die Höhe treiben und damit gegenüber den Konkurrenten, die diese Abgaben nicht zahlen müssen, so stark verteuern, dass der Absatz französischer Produkte aller Voraussicht nach einbrechen wird. Die in diesem Bereich tätigen französischen Betriebe verweisen darauf, dass die USA bisher 20% der französischen Weinexporte abgenommen haben und dass 4500 französische Betriebe einen mehr oder weniger großen Anteil ihres Auslandsgeschäftes zu verlieren drohen. Die Vereinigung der Weinexporteure des Anbaugebietes Bordeaux klagt, dass die amerikanischen Strafzölle zu einer Zeit wirksam werden, in der der Export von Weinprodukten bereits in einer Krise steckt, die durch zurückgehende Exporte nach China und die Ungewissheiten des Brexit ausgelöst worden ist. Man verlangt daher nach umgehenden finanziellen Hilfen durch die Regierung, ohne aber zur Zeit sagen zu können, ob von dieser Seite Hilfe kommen wird.

(La filière vin demande de l’aide, in: SUDOUEST, 19. 10. 2019)

 

Tour de France 2021/2022

Der Bürgermeister von Bordeaux, Nicolas Florian, hat ein Bewerbungsdossier bei der Leitung der Tour de France eingereicht, mit dem Bordeaux wie zuletzt 2010 Etappenort werden könnte. Dabei wäre man bereit, 2021 oder 2022 Ziel- oder Startort für eine Etappe zu werden. Verbunden mit der Bewerbung sind Vorschläge für ein Zeitfahren im Entre-deux-mers und für einen Streckenverlauf. Mit der Entscheidung ist nicht in der nächsten Zukunft zu rechnen, da die Prüfung einer Kandidatur für Ziel- oder Startorte für die Tour de France eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen hat, die sich nicht im Schnellverfahren erledigen lassen. Falls Bordeaux den Zuschlag erhält, ist das mit Kosten verbunden, die im günstigsten Fall etwa eine Million Euro betragen werden. Diese Ausgabe lohnt sich aber erfahrungsgemäß, da die Tourkaravane und die von dem Ereignis angezogenen Besucher für Einnahmen im Beherbergungs- und Restaurationsgewerbe sorgen, die eine Bewerbung für die Tour de France zu einer wirtschaftlich sinnvollen Entscheidung machen.

(Bordeaux candidate pour le Tour, in: SUDOUEST, 18. 10. 2019)

 

Düne von Pyla : Enteignungen

Die Düne von Pyla ist der größte touristische Anziehungspunkt im Departement Gironde. Seit geraumer Zeit bemüht sich das Conservatoire du littoral, den vielen Eigentümern von Parzellen der Düne, ihre Anteile abzukaufen, um eine einheitliche Verwaltung des gigantischen Sandgebirges zu ermöglichen. Damit will man einerseits die Düne schützen und andererseits die Voraussetzungen für einen gedeihlichen Tourismus schaffen. Dabei geht es um eine Fläche von rund 400 ha, die allerdings unter rund 150 Besitzer aufgeteilt war, die zum Teil nur winzige Flächen besaßen. Die Hälfte dieser Parzellen sind inzwischen in öffentlichem Besitz, bei der anderen Hälfte stocken die Ankaufbemühungen. Da die fraglichen Flächen nicht bebaut oder anderweitig wirtschaftlich genutzt werden dürfen, ist ihr Wert gering, er liegt bei ca. 0,10 Euro pro Quadratmeter. Der geringe Wert erklärt zu einem Teil, dass die bisherigen Besitzer wenig motiviert sind zu verkaufen. Daneben gibt es aber noch das Problem dass viele Besitzer, die durch Vererbungen an ihre Parzellen gekommen sind, gar nicht wissen, dass ihnen Teile der Düne gehören. Damit die Ankaufbestrebungen vorankommen, wird demnächst ein Enteignungsverfahren eingeleitet, das am 28. Oktober beginnen wird mit einer öffentlichen Untersuchung der Eigentumsverhältnisse. Dabei wird den Besitzern, sofern sie sich überhaupt äußern, Gelegenheit gegeben, ihre Interessen zu artikulieren. Einerlei, was dabei herauskommt, am Ende der Prozedur steht die Enteignung, falls nicht in letzter Minute noch ein regulärer Verkauf zustande kommt. Die dabei bezahlten Summen werden niemanden reich machen, aber die Gesamtheit der Düne wird danach in öffentlicher Hand sein, was die Verwaltung und Pflege dieses imposanten Naturdenkmals erheblich vereinfachen wird.

(D. Patsouris: in SUDOUEST, 17. 10. 2019)

 

 

Tour de France 2020

Die nächste Auflage der Tour de France wird vom 27. Juni bis zum 19. Juli 2020 ausgetragen. Startort ist Nizza, das Ziel Paris, alles andere wäre undenkbar.

Nach dem Start in Nizza werden die ersten Etappen in den Alpen gefahren, bevor es in die Pyrenäen geht. In den ersten Julitagen macht die Tour einen Abstecher in das Departement Charente-maritime. Am 7. Juli findet der Start auf der Île d’Oléron statt, Ziel ist die Île de Ré. Danach geht es über das Zentralmassiv in die Alpen. Am vorletzten Tag gibt es ein Einzelzeitfahren auf einer anspruchsvollen Bergstrecke. Alles in allem ist die Streckenführung ein Geschenk für die Bergspezialisten, die bei fünf Bergankünften Gelegenheit haben werden, ihre besonderen Fähigkeit auszuspielen. Auch wenn es nicht laut ausgesprochen  wird, denken viele Beobachter, dass die Streckenführung den Fähigkeiten des französischen Kletterers Thibaut Pinot in besonderer Weise entgegenkommt, der in der letzten Tour nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hat. Die Tourplaner bestreiten derartige Überlegungen, aber man wird ja sehen.

(J. Duby: Un Tour Pinot-compatible, in: SUDOUEST, 16. 10. 2019)

 

Ein neuer Asterix

In der 1959 von  Autor René Goscinny (1926–1977) und Zeichner Albert Uderzo (* 1927) gestarteten Comic-Serie, die seit dem Band 35 vom Zeichner Didier Conrad und Texter Jean-Yves Ferri gestaltet wird, erscheint am 24. Oktober der 38. Band. Der Titel Asterix und die Tochter des Vercengetorix kündigt an, dass, was bisher in den früheren Bänden nur selten geschah, eine weibliche Hauptperson zu sehen ist. Auch hier wird wieder ein kräftiger Bezug zur Geschichte hergestellt, denn Vercengetorix war ein Avernerfürst, der die letzte große Widerstandbewegung gegen  die Römer organisierte und leitete, die aber letztlich von Caesar niedergeschlagen wurde.

Mit der Entscheidung für eine weibliche Hauptfigur, die dazu noch den beziehungsvollen Namen Adrenaline trägt, hat Autor Ferri eine bewusste Entscheidung getroffen, denn er will die Probleme der heranwachsenden Jugend auf comic-übliche Art beleuchten. Dass dabei ausgiebig die Sprache der Jugendlichen verwendet wird, wird ausländische Leser und nicht zuletzt die Übersetzer vor manche Schwierigkeiten stellen, bestimmt aber für vergnügliche sprachliche Spielereien sorgen. Der neue Band wird in vier verschiednen Ausgaben auf den Markt kommen, darunter eine digitale Version. Die Erstauflage wird 5 Millionen Exemplare umfassen, so dass eigentlich jeder in der großen Fangemeinde von Asterix und Co. zu seinem Recht kommen dürfte.

(Stéphane C. Jonathan: Le succès annoncé d’Astérix et « La Fille de Vercingétorix », in: SUDOUEST, 15. 10. 2019)

 

Noch mehr Temperaturrekorde

Die Thermometer in vielen Städten der Nouvelle-Aquitaine haben in den letzten Tagen in einer kräftigen Südströmung für Mitte Oktober erstaunliche Werte angezeigt. Mont-de-Marsan war dabei die wärmste Stadt Frankreichs mit einer Höchsttemperatur von 32,1°. Vor diesem Rekordwert waren dort am 16. Oktober 2017 30,5° gemessen worden. Auch in Bordeaux gab es Rekordwerte mit 30,4°. Die Experten von Météo France haben in ihren Unterlagen gestöbert und festgestellt, dass derartige Werte seit 1945 nicht verzeichnet worden waren. Wenn man weiter zurückgeht, gab es 1921 zwar ähnliche Werte, doch waren damals die Erhebungsmethoden anders, so dass ein direkter Vergleich nicht vorgenommen werden kann. Die hohen Temperaturen verabschieden sich aber mit dem Wochenbeginn, da eine Westströmung die Zufuhr warmer Luftmassen beenden wird. Es herbstet halt, auch wenn das nur wenig Begeisterung auslösen wird.

(Pierre-Yves Crochet: Records de chaleur ce week-end, in: SUDOUEST, 14. 10. 2019)

 

Drei Tote an den Stränden des Médoc

Am 12. Oktober geriet ein Mann von 63 Jahren in den Vormittagsstunden am Strand von Carcans in eine baïne, aus der er sich nicht befreien konnte. Als es gelang, ihn an den Strand zu schaffen, konnten die Retter nur noch seinen Tod feststellen. Ähnliches ereignete sich in den Nachmittagsstunden desselben Tagen am Südstrand von Euronat, wo ein 70jähriger Mann zu Tode kam, wobei die näheren Umstände dieses Unglücksfalls noch ermittelt werden müssen.

Am Vortag hatte es in den frühen Abendstunden am Strand von Lacanau einen weiteren Todesfall gegeben, als eine 25jährige Frau von einer baïne erfasst wurde. Obwohl ein Hubschrauber alarmiert wurde, konnte sie erst nach Mitternacht tot geborgen werden.

In allen drei Fällen hätte durch umsichtigeres und vorsichtigeres Verhalten wahrscheinlich das Schlimmste verhütet werden können.

(Sudouest. fr avec AFP: Trois noyades en trois jours sur les côtes de Gironde, in: SUDOUEST, 13. 10. 2019, Internet-Ausg.)

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In Erwartung eines guten Jahrgangs

Die Weinlese auf den Anbauflächen der Coopérative Uni-Médoc in Gaillan ist schon weit vorangeschritten. Ein großer Teil der 1.000 ha, die unter dem Dach von Uni-Médoc zusammengefasst sind, ist bereits abgeerntet. Die Lese der Merlots ist vollständig abgeschlossen, und seit dem 10 Oktober werden die Cabernet-savignons geerntet. Damit ist man in Gaillan etwas später dran als in anderen Gegenden des Médoc, aber das ist nicht ungewöhnlich. Schon jetzt kann man sagen, dass der Jahrgang 2019 von besonderer Güte sein wird. Mit einigem Bedauern stellt man jedoch fest, dass die Menge der geernteten Trauben unter dem langjährigen Durchschnitt bleiben wird. Der Grund dafür ist vor allem in den Frostperioden des Frühjahrs zu suchen. Daneben haben sich die Perioden der Trockenheit ausgewirkt, die das Wachstum dr Trauben negativ beeinflusst haben. Alles in allem überwiegt aber die Zufriedenheit, denn die zu erwartende Qualität des Jahrgangs 2019 wird einen guten Teil der Defizite ausgleichen, die auf das unterdurchschnittliche Volumen der Ernte zurückzuführen sind.

(G. Rigal: Le millésime 2019 est très prometteur, in: SUDOUEST, 12. 10. 2019)

 

 

Gallo-römischer Aquädukt bei Bordeaux

Für den symbolischen Preis von 1 Euro hat die Gemeinde Villenave d’Ornon ein Grundstück von 570 m² erworben, das es in sich hat. An der Oberfläche sieht alles ganz unspektakulär aus, aber in der Tefe verbergen sich Reste des Aquädukts, der einst in gallo-römischer Zeit die Stadt Burdigala, die heute Bordeaux heißt, mit Quellwasser versorgte. Das imposante Bauwerk, das zur Regierungszeit des Kaisers Claudius, der von 41 bis 54 n. Chr. auf dem römischen Kaiserthron saß, errichtet worden war, war über lange Jahrhunderte völlig in Vergessenheit geraten. Erst im 16. Jahrhundert fing man an, sich an dieses zu seiner Zeit für die Versorgung von Bordeaux wichtige Bauwerk zu erinnern und rekonstruierte nach und nach seinen Verlauf. Obwohl der Aquädukt zur Zeit seiner Errichtung eine beträchtliche Höhe gehabt hat, haben sich oberirdisch keine Spuren erhalten. Der Grund dafür liegt darin, dass die wohlbehauenen Steine dieser Wasserleitung als begehrte Baumaterialien abgetragen und an anderer Stelle wieder verwendet wurden. Dieses Schicksal wird dem jetzt georteten Teil des Bauwerks erspart bleiben, aber es ist noch nicht entschieden, in welcher Weise und wann es freigelegt werden wird und wie es dann für Besucher zugänglich gemacht werden kann.

(H. Pons: Villenave d’Ornon (33): un aqueduc gallo-romain du Ier siècle redécouvert, il alimentait Bordeaux en eau de source, in: SUDOUEST, 11. 10. 2019, 16.05h, Internet-Ausg.)

 

 

Ein Château im Médoc in deutscher Hand

Es gibt böse Zungen, die behaupten, wenn man es im Weinbau des Médoc zu irgendetwas bringen wolle, dann müsse man dort geboren sein. Die Familie Paeffgen, die ursprünglich aus dem Rheinland stammt, wusste davon nichts oder sie wollte zeigen, dass dieses Vorurteil zu widerlegen ist, als sie sich 2010 entschloss, ein Château in Begadan zu übernehmen und sich ganz auf den Weinbau zu verlegen. Das war ein nicht völlig kalkulierbares Wagnis, das einen erheblichen Einsatz nicht nur im finanziellen Bereich verlangte. Schließlich wurde daraus aber ein Erfolg, weil die Familie sich die Hilfe des Vorbesitzers des Châteaus sichern und schnell gute Beziehungen zu den Nachbarn aufbauen konnte. Das gelang nicht zuletzt, weil man nach einem jahrelangen Aufenthalt in Belgien über die sprachlichen Voraussetzungen verfügte, die man braucht, um im Médoc auf andere zugehen zu können. Da das alles andere als selbstverständlich ist, verwundert es nicht, dass der Weg der Familie Paeffgen über Begadan hinaus Aufmerksamkeit erregte, wie ein soeben erschienener Bericht in der Berliner Zeitung belegt.

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Medizinische Premiere im Médoc

Im Médoc wird in diesen Tagen eine medizinische Premiere etabliert, die die Früherkennung eines Schlaganfallrisikos ermöglichen soll. Dazu werden in einer Reihe von  Apotheken Geräte installiert, mit denen auf einfache und schnelle Weise ein Elektrokardiogramm erstellt werden kann. Die Durchführung der Überprüfung dauert wenig mehr als eine Minute und die zu untersuchenden Personen brauchen dazu nur einen rund dreißig Zentimeter langen Metallstab zu umfassen wie einen Fahrradlenker. Nach rund einer Minute zeigen leuchtende Dioden das Ergebnis der Untersuchung an. Leuchten sie grün, bedeutet das, dass es bei der die untersuchten Person keine Auffälligkeiten gibt. Leuchten die Dioden rot, kann das ein Hinweis auf Fehlfunktionen sein. In diesem Fall wird ein zweiter Test durchgeführt. Ist das Ergebnis ebenfalls rot, werden die erhobenen Daten per Smartphone an einen Facharzt übertragen, der darüber entscheidet, ob und wann weitergehende Untersuchungen erfolgen müssen.

Insgesamt nehmen 14 Apotheken im nördlichen Médoc an dem Programm Protect-AVC Médoc teil. Dass dieses Projekt seine Premiere im Médoc erlebt, ist kein Zufall, denn dort gibt es einen besonders hohen Anteil älterer Leute, die in Gefahr sein könnten, einen Schlaganfall zu erleiden. Etwa 20.000 Menschen im Médoc sind älter als 65 Jahre, und von denen haben etwa 600 Herzen, die nicht normal schlagen, wovon jedoch etwa die Hälfte nichts weiß.

(A. Larrue: Une première médicale dans le Médoc, in: SUDOUEST, 09. 10. 2019)

 

 

Windkraftanlagen bei Lesparre?

Wer im Médoc unterwegs ist, weiß, dass dort keine Windkraftanlagen stehen. Das hat seinen einfachen Grund darin, dass alle bisherigen Projekte dieser Art nach anfänglicher Planungseuphorie wegen des Widerstandes aus der Bevölkerung vor ihrer Realisierung zu den Akten gelegt wurden. Derzeit gibt es einen neuen Versuch, einen Windkraftpark bei Lesparre zu errichten. Dort sind 12 Windkrafträder geplant, die Strom für bis zu 46.500 Haushalte liefern könnten. Bevor es soweit ist, wird in der Zeit vom 21., Oktober bis zum 21. November den Einwohnern von Lesparre Gelegenheit gegeben, sich zu diesem Bauvorhaben zu äußern. Da alle früheren Versuche zur Planung und Errichtung von Windkraftanlagen schon früh gescheitert sind, gibt es wenig Grund zu der Annahme, dass das derzeitige Projekt besser davonkommt. So wird der Strom im Médoc wohl weiter allein im AKW bei Braud-St-Louis erzeugt werden, auch wenn dieses AKW relativ häufig mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam macht.

(J. Lestage: Le projet de parc éolien à l’enquête publique, in: SUDOUEST, 08. 10. 2019)

 

Schwerelos über dem Médoc

Die in Bordeaux-Mérignac ansässige Firma Novospace besitzt ein Flugzeug, in dem sich bemerkenswerte Dinge ereignen können, wenn es in rund 6000 m Höhe eine parabelförmige Flugbahn beschreibt. Dann kann tatsächlich der Eindruck entstehen, dass in diesem Flugzeug für ein paar Sekunden die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft gesetzt zu sein scheinen. Tatsächlich sind sie das natürlich nicht, aber wenn das Flugzeug den Scheitelpunkt der Parabel durchfliegt, dann neutralisieren sich, vereinfacht gesagt, die Fliehkraft und die Schwerkraft, und für einige Sekunden geht es im Innern des Flugzeug so zu wie in der Schwerelosigkeit. Diese Momente der vermeintlichen Schwerelosigkeit werden von unbedarften Normalbürgern eher als bestaunenswerte Kuriosität wahrgenommen, aber für angehende Astronauten ist die Vorbereitung auf den Zustand der Schwerelosigkeit ein wichtiger Teil der Ausbildung. Bei einem der letzten Flüge waren drei Astronauten an Bord, die schon über ein gehöriges Maß an Berufserfahrung verfügen: Thomas Pesquet, Jean-François Clervoy, zwei Franzosen und der Amerikaner Charles Duke, der mt seine 84 Jahren eher ein Astronaut im Ruhestand ist, denn er war der 10. Mensch, der 1972 im Rahmen der Mission Apollo 16 seinen Fuß auf den Mond gesetzt hat. Dass die Presse bei diesem Flug dabei war, hatte sicher damit zu tun, dass Novospace mal wieder auf sich und seine Dienste aufmerksam machen wollte, was offensichtlich ja auch gelungen ist.

(Le voyage en apesanteur de trois astronautes, in: SUDOUEST, 07. 10. 2019)

 

 

Mindereinnahmen

Jahrelang spülten die Radargeräte an Frankreichs Straßen stetig anschwellende Beträge in die öffentlichen Kassen, doch nun hat diese Entwicklung einen kräftigen Knick nach unten bekommen. Noch im Oktober 2018 rechnete man für 2019 mit Einahmen in der Größenordnung von 1,04 Milliarden Euro, deren Verwendung längst verplant war. Mittlerweile hat sich jedoch Enttäuschung breit gemacht, denn die Radargeräte werden nur 500 bis 600 Millionen Euro abwerfen. Der größte Teil dieser Einnahmeeinbußen wurde durch die massenhaften Angriffe auf die Radargeräte während der Gelbwesten-Aktionen verursacht, aber ein kleiner Teil des Rückgangs geht auch auf das Konto des Verhaltens der Autofahrer, die insgesamt weniger stark auf ihre Gaspedale getreten haben. So sank die Durchschnittsgeschwindigkeit der Personenwagen außerhalb der Ortschaften von 80,8 km/h auf 79,6 km/h, und für das laufende Jahr zeigen die Zahlen um 2 bis 3 km/h weiter nach unten. Für 2020 hat man die Erwartung hinsichtlich der Einahmen aus Geschwindigkeitsverstößen kräftig nach unten revidiert und plant nur noch mit Einnahmen von den Radargeräten in Höhe von 728 Millionen Euro.

(Les radars ont rapporté moins que prévu, in: SUDOUEST, 04. 10. 2019)

 

 

Große Erwartungen

Im Médoc läuft Anfang Otkober die Weinlese auf vollen Touren. Im Anbaugebiet Margaux sind die Merlot-Trauben abgeerntet, nun folgen die Cabernets. Im Château Palmer ist man sehr zufrieden mit dem bisherigen Ernteverlauf, wobei man erleichtert ist, dass gute Aussichten auf einen überdurchschnittlichen Jahrgang bestehen, der die schwachen Ergebnisse des Vorjahres ausgleichen kann. Bisher hat das Wetter die Weinlese begünstigt, und man hofft, dass das bis zum Ende der Ernte in etwa 14 Tagen so bleiben wird.

( Louis Le Cor: Le millésime 2019 sera salvateur pour Palmer, in: SUDOUEST, 04. 10. 2019)

 

Kein Wine & Dine festival in Hongkong

Für die im Weinanbau und -handel engagierten Betriebe ist die Fête du vin in Bordeaux das wichtigste Ereignis für die Vermarktung. Gleich danach kommt das Wine & Dine festival in Hongkong, an dem in diesem Jahr eine Delegation von 60 Vertretern von Anbaubetrieben und Händlern teilnehmen sollte, um den seit längerem nicht mehr kräftig expandierenden Absatz der Bordeauxweine in China zu beflügeln. Diese für die Zeit vom 31. Oktober bis zum 3. November geplante Veranstaltung ist wegen der anhalten Demonstrationen und Unruhen in Hongkong abgesagt worden. Ob eventuell ein neuer Termin angesetzt wird, ist derzeit nicht absehbar. Angesichts der weiter unsicheren Entwicklung in Hongkong ist aber wohl eher davon auszugehen, dass die diesjährige Veranstaltung ersatzlos ausfällt.

(Bordeaux fête le vin à Hong Kong est annulée, in: SUDOUEST, 04. 10. 2019)

 

 

illectronisme

Die französische Sprache lebt, was sich auch daran zeigt, dass sie immer wieder neue Wörter hervorbringt. Eine der jüngsten Sprachschöpfungen steht hier in der Überschrift. Gemeint ist damit die Unfähigkeit, mit elektronischen Medien umzugehen und Informationen in digitaler Form aufzunehmen und auszutauschen. Rund 13 Millionen Franzosen leiden unter diesem digitalen Analphabetentum, und das wird zunehmend zu einem Problem für die Betroffenen, weil die Behören mehr und mehr dazu übergehen, ihre Abläufe papierfrei zu gestalten. Daher wird der Datenverkehr über das Internet fortlaufend ausgebaut, was zwar unter dem Gesichtspunkt der Umweltfreundlichkeit Vorteile aufweist, für Leute mit Defiziten im Umgang mit Computer und Internet jedoch dramatische Auswirkungen haben kann. Diese Tendenz wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken, denn die Regierung will bis 2022 alle Verwaltungsakte über das Internet abwickeln, so dass es dann Ausweise, Fahrzeugzulassungen, Familienbeihilfen, Arbeitsplatznachweise und vieles mehr nur noch auf digitalem Wege geben wird.

Von den 13 Millionen Franzosen, die nicht oder nur eingeschränkt mit dem digitalen Datenverkehr zurande kommen, haben 16% noch nie das Internet genutzt, 12% haben allenfalls rudimentäre Erfahrungen in diesem Bereich, sie drohen daher in eine soziale Randlage gedrängt zu werden, in der sie ihre bürgerlichen Rechte nicht so wahrnehmen können, wie dies von der Verfassung vorgesehen ist. Um diesem Problem zu begegnen, will die Regierung ein Programm auflegen, mit dem jährlich 1,5 Millionen Personen eine digitale Grundbildung erfahren sollen, die es ihnen erlaubt, reibungslos mit den Behörden über das Internet zu kommunizieren. Dafür sollen jährlich 50 Millionen Euro aufgewendet werden, doch kann man damit bis 2022 nur einen Teil der betroffenen Personen an das Internet heranführen. Was mit den anderen geschehen soll, weiß bis jetzt noch niemand, und Vorstellung darüber, wie diejenigen, die für das Internet fit gemacht werden, an die Geräte kommen sollen, die zu dazu brauchen, gibt es auch nicht. Wie es scheint, wird hier eine neue Welle von Staatsverdrossenheit und Unzufriedenheit entstehen, für die es schwer ist, Verständnis aufzubringen.

(N. César: L’exclusion numérique, nouveau fléau social, in: SUDOUEST, 03. 10.. 2019)

 

Arbeitslosigkeit, aber Fachkräftemangel

In Frankreich liegt die Arbeitslosigkeit immer noch bei 8,5%, dennoch haben die meisten Betriebe, die Arbeitskräfte einstellen wollen, mehr oder weniger große Schwierigkeiten, offene Stellen besonders in handwerklichen Berufen, aber auch im Bereich von Ingenieurleistungen zu besetzen. Das Problem besteht frankreichweit, und es hat eine Reihe von Ursachen. Nach Meinung der Fachleuten müssten die Schulen mehr dafür tun, dass Vorbehalte gegenüber handwerklichen Berufen abgebaut oder zumindest deutlich verringert würden. Dabei ist die Statistik für Arbeitsplatzsuchende eigentlich günstig, denn die Nachfrage nach Arbeitskräften seitens der Unternehmen hat um 15% zugelegt, wobei für 45,2% der Stellen unbefristete Verträge angeboten werden. Zwei Drittel der Stellen werden dabei von Betrieben angeboten, die weniger als 50 Beschäftigte haben. Besonders bei den kleinen Unternehmen werden Pläne zu Betriebsvergrößerungen erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht, wenn es nicht gelingt, geeignete Arbeitskräfte zu gewinnen. Doch obwohl die Probleme klar zu beschreiben sind, fehlen bislang erfolgversprechende und schnell wirksame Konzepte für deren Behebung.

(N. César: Pourquoi les entreprises ont du mal à recruter, in: SUDOUEST, 02. 10. 2019)

 

 

Epsilon Composite

Das in Gaillan ansässige Unternehmen Epsilon Composite produziert anspruchsvolle und hochwertige Teile aus Verbundwerkstoffen, die z. B. an Airbus Industries geliefert und dort weiter verarbeitet werden. Die Firma steht damit nicht nur im Médoc in der ersten Reihe der Unternehmen, die Carbonfasern verarbeiten. Dennoch ist Epsilon Composite, das nach mehreren Betriebserweiterungen mittlerweile 230 Beschäftigte hat, relativ wenig bekannt. Demzufolge hat die Firma auch Schwierigkeiten, geeignete Arbeitskräfte an sich zu ziehen, um weiter zu expandieren. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird daher am 12. Oktober von 9.00h bis 13.00h ein Tag der Offenen Tür veranstaltet, bei dem das Unternehmen sich allen denen zeigen will, die daran interessiert sind, ein Hochtechnologieunternehmen im Médoc kennenzulernen. Epsilon Composite verdankt nach Darstellung seiner Leitung seinen wirtschaftlichen Erfolg vor allem der Tatsache, das rund 10% des Umsatzes in die Forschung und Entwicklung neuer Produktionstechniken und -verfahren gelenkt werden. Seit Anfang des Jahres betreibt man zusammen mit den Lycée Odilon-Redon in Pauillac ein comité local école-entreprise, in dem die Jugendlichen in Kontakt mit der Welt der Industrie und der dort angebotenen Berufe kommen können. Schon seit 2010 besteht eine unternehmenseigene Schule für die Ausbildung und weitere Qualifizierung der Beschäftigten der Firma, für die jährlich 500.000 Euro aufgewendet werden. Darüber hinaus hat man seit 2012 rund 400 Praktikanten aus Schulen der Gegend die Möglichkeit gegeben, Einblicke in den Betrieb und die dort angebotenen Berufe zu gewinnen.

(J. Lestage: Epsilon Composite ouvre ses portes au public, in: SUDOUEST, 01. 10. 2019)

 

Vier Spuren für die RD 1215?

Die RD 1215 wird, wenn alles gut geht, vierspurig ausgebaut, allerdings nur in einem kleinen Stück im Bereich von Arsac-Avensan-Castelnau. Erste planerische Vorüberlegungen sind im Sommer 2018 unternommen worden. Jetzt soll in einer ersten Runde zwischen dem 30. September und dem 4. November die Öffentlichkeit informiert werden, um in Erfahrung zu bringen, ob es Einwände oder Vorschläge gibt, die in die Konkretisierung der Planung einbezogen werden können. Möglichkeiten zur Information gibt es in Bürgermeisterämtern von Arsac, Avensan und Castelnau. Am 1. Oktober wird in der mairie von Arsac Alain Renard, der in der Verwaltung des Departements unter anderem zuständig ist für den Straßenbau, eine öffentliche Versammlung leiten, in der das Projekt näher vorgestellt werden soll. Dabei ist zu sagen, dass die Planungen noch in einem sehr frühen Stadium sind. Zur Zeit sind weder Angaben über einen Zeitplan für die Arbeiten noch Vorstellungen über Kosten und Finanzierung verfügbar. Angesichts der bisherigen Erfahrungen mit Straßenbauprojekten im Médoc besteht wohl wenig Anlass zu verfrühtem Optimismus.

(L’aménagement en 2×2 voies à la concertation, in: SUDOUEST, 27. 09. 2019)

https://www.gironde.fr/grands-projets/plan-damenagement-routier-du-medoc#arsac