Médoc- Notizen Juli – Sept. 2015

 

Juli  2015

Gegen den Strandmüll

Die Gemeinde Le Porge hatte wie alle anderen Gemeinden mit Stränden jahrelang hohe Ausgaben für das Aufstellen von Müllbehältern am Strand und deren Leerung. Im letzten Jahr beschloss die Verwaltung der kleinen Gemeinde (2641 Einwohner) den Versuch zu machen, die dafür bislang aufgewendeten rund 85.000 Euro zu reduzieren, indem man die Müllsäcke vom Strand entfernte und stattdessen vier grafisch ansprechend gestaltete und unübersehbare Schilder aufstellte, auf denen Schulkinder der Gemeinde die Strandgäste höflich baten, ihren Müll mitzunehmen. Anfangs herrschte große Skepsis, ob das Experiment gelingen würde, doch dann zeigte es sich, dass die Optimisten Recht gehabt hatten. Der in drei Sprachen vorgetragenen Bitte wurde in erstaunlicher Weise entsprochen, denn die Menge des dennoch am Strand zurückgelassenen und notgedrungen von der Gemeinde zu entfernenden Mülls fiel um spektakuläre 60%. Diese positiven Erfahrungen haben sich schnell bei Gemeinden mit ähnlichen Gegebenheiten herumgesprochen, und jetzt wird vielerorts überlegt, ob und wie man die in Le Porge gemachten Erfahrungen nutzen kann.

(C. Lafon: « Zéro poubelle » au Porge, in : SUDOUEST, 30. 07. 2015)

You in Brest

Der Seehund You ist, wie gemeldet, am Strand von Le Gurp eingefangen und nach Brest in das Zentrum Océanopolis gebracht worden, wo er eine  Art Trainingsprogramm absolvieren soll, bei dem er eine artgerechte Distanz zu Menschen aufbauen soll. Anschließend soll You, von dem man nunmehr weiß, dass er doch ein kraftstrotzender Jüngling von derzeit gut 90 kg ist, in nördlicheren Gewässern Anschluss an eine größere Seehundkolonie finden und seine Tage dann so zubringen, wie dies für Seehunde üblich ist.

Dass mit You nicht zu spaßen ist, haben seine neuen Pfleger erfahren müssen, denn er hat schon zwei von ihnen gebissen, nicht gefährlich aber doch ein Hinweis darauf, dass man mit diesem Meeresräuber vorsichtig umgehen muss.

Während You in Brest weilt, hat sich eine Bewegung gebildet, die ihn zurückholen will ins Médoc. Dazu ist eine Petition an die Unterpräfektin gerichtet worden, die verfügt hatte, dass You eingefangen wurde. In der Petition wird You als Opfer behördlicher Willkür dargstellt, der doch eigentlich nur friedlich und frei an den Küsten des Médoc leben wollte. Die sehr emotional verfasste Petition, die schon 6.000 Gleichgesinnte unterschrieben haben, hat allerdings so gut wie keine Chance, zur Rückkehr von You zu führen. Bei rationaler Betrachtung gibt es keine seriöse Alternative zu der Entscheidung, den Seehund in andere Gefilde zu verfrachten.

(X. Sota : You avait vraiment la cote /D. Lherm : Et en plus, il mord ! in : SUDOUEST, 29. Juli 2015

Zwei Ausstellungen

Im Leuchtturm an der Pointe de Grave, der eine sehenswerte Dauerausstellung zeigt, die dem Leuchtturm von Cordouan gewidmet ist, gibt es in der Zeit bis zum 31. August 2015 zwei Sonderausstellungen. Die eine ist., dem Tonnenleger André Blondel gewidmet, während die zweite die Auswirkungen der Grande Guerre (1914- 1918) auf den Mündungstrichter der Gironde darstellt.

(Deux expositions au phare de Grave, in: SUDOUEST, 29. Juli 2015)

Waldbrände

In den letzten Tagen hat es im Médoc an mehreren Stellen Waldbrände gegeben. Der umfangreichste musste in der Nähe von Bordeaux bei St.Jean-d’IIlac und Pessac bekämpft werden, was jedoch erst gelang, nachdem fast 600 ha Waldfläche zerstört waren. Bei diesem Brand, der bedrohlich nahe an die Bebauungsgrenze gerückt war, mussten mehrere hundert Anwohner ihre Häuser zeitweise verlassen. Sie konnten inzwischen, nachdem der Brand eingedämmt und unter Kontrolle ist, in ihre Häuser zurückkehren. Einen kleineren Brand gab es bei Montalivet in einem sumpfigen und schlecht zugänglichen Gebiet. Dieser Brand wurde aus der Luft von zwei Löschfugzeugen bekämpft, die dazu 16 Einsätze flogen, während am Boden 110 Feuerwehrleute unter erschwerten Bedingungen gegen die Flammen vorgingen. Das Feuer vernichtete drei Hektar Wald, konnte aber gebändigt werden, bevor größere Flächen in Gefahr gerieten.

(J.-M. Desplos: Incendie : les évacués regagnent leur domicile, in: SUDOUEST, 28. Julki 2015)

Die Touristen, wer sind sie, woher kommen sie?

Es gibt viele Klischeevorstellungen über den Tourismus im Südwesten Frankreichs, aber die Wirklichkeit ist viel facettenreicher. Von zehn Touristen in der Region Aquitaine stammen zwei aus dieser Region selbst, zwei kommen aus dem Umland des Südwestens, zwei aus Paris, zwei aus anderen Gegenden Frankreichs und zwei aus dem Ausland. Wenn man sich auf den Campingplätzen umsieht, stellt man fest, dass dort der Ausländeranteil bei 33% liegt, im Weintourismus sogar bei 39%.

Auf den Campingplätzen mit 3 bis 5 Sternen sind die Niederländer die größte Ausländergruppe, auf den Plätzen mit einem oder zwei Sternen sind es die Deutschen.

In der Region Aquitaine werden pro Jahr 95 Millionen Übernachtungen gezählt, die von 15 Millionen Touristen nachgefragt werden. Damit liegt die Region Aquitaine auf dem fünften Platz in Frankreich hinter den Regionen Provence-Alpes-Côte d’Azur, Rhône-Alpes, Languedoc-Roussillon und Bretagne. 72% der Touristen suchen die Region Aquitaine in den Monaten von Mai bis Oktober auf. Der Hauptansturm findet naturgemäß in den Sommerwochen statt. Früher machten die Franzosen zu 80% ihre Ferien im Juli oder August, jetzt tun das nur noch 50%. Früher schlossen viele Fabriken im Sommer für die Ferienwochen, heute läuft die Produktion fast überall durch, und die Urlaubsphasen verteilen sich auf die Monate von Mai bis September. Die Touristen, die in die Region Aquitaine kommen, werden von Bordeaux und dem Wein der Gegend angezogen oder von den Küsten und Stränden. Der Tourismus hat natürlich auch seine finanzielle Seite. Im Jahr 2011 brachten die Feriengäste 7,4 Milliarden Euro in die Region Aquitaine, das bedeutet 8,3% des regionalen Bruttosozialprodukts. Hinsichtlich der sozialen Herkunft werden 51% der Touristen in der Region Aquitaine zum besser gestellten Mittelstand oder zur Oberschicht gerechnet, 25% gehören zu der Schicht der Arbeiter und kleineren Angestellten.

Zum Schluss noch eine Veränderung, die sich in den letzen Jahren herausgebildet hat: die Touristen bleiben weniger lange, aber sie kommen öfter, im Durchschnitt für 7,4 Tage. Und: der Tourismus spielt in der französischen Volkswirtschaft eine bedeutsame Rolle: Er trägt 8% zum französischen Bruttosozialprodukt bei, mehr als Landwirtschaft und Fischerei zusammen

(Chers touristes, qui êtes vous ?, SUDOUEST, MAG 24. Juli 2015)

Museumsführer

Das Musée d’Aquitaine am Cours Pasteur ist mit 150.000 Besuchern pro Jahr das am meisten besuchte Museum in Bordeaux. Es enthält in seinen Sammlungen hochkarätige Ausstellungsstücke von der Steinzeit bis in die jüngere Vergangenheit, deren Bedeutung nicht von allen Besuchern eingeschätzt werden kann. Das wird sich bald ändern, denn vor kurzem erschien ein reichlich bebilderter Führer, der viele der Attraktionen des Musée d’Aquitaine vorstellt und erläutert. Das zum Preis von 5,60 Euro erhältliche Büchlein ist unter dem Titel Voyage au coeur des collections erschienen und liegt in französischer und englischer Version vor. Bei der Fülle der Exponate des Museums ist zwar nicht jedes einzelne Ausstellungsstück mit einer Erläuterung bedacht worden, aber es wird doch ein Überblick gegeben, der eine gute Orientierung ermöglicht und der sowohl bei der Vor- als auch bei der Nachbereitung eines Besuchs in diesem Museum nützliche Hilfen bietet.

(C. Darfay: Tout le musée d’Aquitaine par le menu, in : SUDOUEST, 26. Juli 2015)

Das Neuste von You

„Ich habe es geahnt, dass man mich einfangen würde! Meine Fans, seid nicht traurig. Ich liebe das Médoc, seine Surfer, seine Touristen und Strände. Ich hab nur gute Erinnerungen an das Médoc. Aber die Zeit der Abreise ist gekommen. Ich bin Médocain, und ich bleibe es. Rrrrr“

(Parole de Médocain, Die letzten Sätze, die You von sich gegeben haben soll bei seiner Gefangennahme, in:  SUDOUEST, 25. Juli 2015)

Stadtführungen Lesparre

Während der Saison bietet das Offfice de Tourisme in 14tägigem Abstand Führungen durch die Stadt an, die eine Art Zeitreise durch die Geschichte von Lesparre ermöglichen. Die Führungen beginnen jeweils vor dem Office de Tourisme. Sie dauern rund 1 ½ Stunden bei einem Teilenehmerbeitrag von 3 Euro für Erwachsene und 1 Euro für Kinder über 10 Jahren. Kinder unter 10 Jahren sind frei. Die nächsten Führungen finden statt am Donnerstag 6. und Donnerstag 20. August. Anmeldungen (obligatorisch) direkt am Office de Tourisme oder per Tel.: 05.56.41.21.96

(A.L.: Visites commentées de la ville, in: SUDOUEST, 25. Juli 2015)

Adieu You

Der Seehund You wird nicht mehr an den Stränden des Médoc für Strandsperrungen und ähnliches sorgen. Ganz einfach, weil  das, was seit ein paar Tagen diskutiert worden ist, in die Tat umgesetzt wurde: You wurde bei Le Gurp eingefangen. Er wird nach einer Trainingsphase, in der er lernen soll, auf Distanz zu Menschen zu gehen, in nördlichere Gefilde transportiert, wo er auf Artgenossen trifft, bei denen seine Annäherungsversuche besser ankommen als bei den Strandbesuchern des Médoc. Auch wenn You in Zukunft fern vom Médoc seine Kreise ziehen wird, bleibt er wohl bei allen in guter Erinnerung, die durch ihn Gelegenheit hatten, einen freilebenden Meeressäuger in voller Größe aus der Nähe zu sehen, den man sonst kaum zu Gesicht bekommt.  Und wer weiß, vielleicht wird es noch die eine oder andere Doktorarbeit geben, wenn sich die einschlägige Wissenschaft zu Wort meldet, um das Rätsel zu lösen, warum dieser Seehund so gar keine Scheu vor Menschen hat.

(Sudouest.fr.: Trop affectueux, le phoque You a été capturé dans le Médoc, in: SUDOUEST, 213. Juli 2015, 21.21h, Internet-Ausg.)

Vor 70 Jahren

Am 23. Juli 1945 wurde in Bordeaux ein morutier, ein Kabeljaufangschiff, von einer großen Menschentraube begrüßt. Was zehn Jahre früher ein alltäglicher Vorgang gewesen wäre, hatte im Juli 1945 eine ganz andere Bedeutung, denn dieser morutier war der erste, der nach dem Abzug der deutschen Besatzer, die den Hafen von Bordeaux am 27. August 1944 geräumt hatten, im Port de la lune festmachte. Zwar war schon ein paar Tage zuvor der erste Frachter mit Rohstoffen für eine Seifenfabrik angekommen, aber der Hafenbetrieb war damit erst auf kleiner Flamme angelaufen. Obwohl der Hafen von Bordeaux durch die mutige Tat eines deutschen Soldaten und auch durch eine Übereinkunft zwischen dem deutschen Oberbefehlshaber in Bordeaux mit den dort auf die Befreiung wartenden Widerstandskämpfern vor der Zerstörung bewahrt worden war, wurden erst 1949 die letzten der rund 200 Schiffe, die die Deutschen bei ihrem Abzug in der Garonne versenkt hatten, aus der Fahrrinne geräumt und damit wieder ein friedensmäßiger Hafenbetrieb möglich.

(C. Lafon : Sur la Garonne, ça sent la morue, in : SUDOUEST, 23. Juli 2015)

Ärger bei den Viehzüchtern

Am kommenden Wochenende werden sich die Bauern der Region Aquitaine der schon rollenden Protestbewegung ihrer Kollegen im Westen und Norden Frankreichs anschließen und auf die Straße gehen, um für höhere Preise für ihre Produkte zu demonstrieren. Dabei wird es Straßenblockaden und andere Zeichen des Protestes geben. Die Viehzüchter fordern die Anhebung der Preise Für Rind- und Schweinefleisch. Nach den Angaben ihres Berufsverbands sind rund 20.000 Betriebe in Frankreich in finanziellen Schwierigkeiten, etwa 10% der Gesamtzahl der Viehzuchtbetriebe. Die Regierung hast zwar Maßnahmen angekündigt, die in den besonders betroffenen Departements für Besserung sorgen sollen, aber den Bauern reicht das nicht. Sie fordern eine langfristige und nachhaltige Verbesserung der Verkaufspreise, um zum Teil dringend erforderliche Investitionen zur Sicherung der Zukunft ihrer Betriebe durchführen zu können. Besonders schlecht sieht es bei den Milchpreisen aus, die zwischen Mai 2014 und Mai 2015 um 12% gesunken sind auf 300 Euro pro 1000 Liter. Die Produktionskosten liegen dabei bei rund 450 Euro pro 1000 Liter.

(P. Tillinac: La grogne des éleveurs monte d’un cran, in: SUDOUEST, 21. Juli 2017)

Schlechte Aussichten

Die Region Aquitaine ist eine der letzten Gegenden in Frankreich, in der es keine Windkraftanlagen gibt. So, wie es aussieht, wird das auch längere Zeit noch so bleiben, denn nunmehr hat der Präfekt des Departements Gironde die Baugenehmigung für die Errichtung von 16 Windrädern bei Naujac verworfen. Der Grund dafür liegt nach Aussagen der Behörden vornehmlich darin, dass der geplante Aufstellungsort in einer militärischen Flugzone liegt, die von der Basis bei Cauraze genutzt wird. Die mit deutschem Kapital gegründete Firma PMV Énergies, die die Windräder bauen wollte, reagiert verständlicherweise wenig erfreut. Immerhin wurde signalisiert, dass eine Genehmigung einer kleineren Zahl von Windrädern möglich sein könnte, was aber den Investor nur begrenzt überzeugt. Nunmehr ist zweifelhaft, ob die in Verbindung mit dem fraglich gewordenen Windpark bei Naujac geplante Montage- und Testanlage für Windkraftanlagen, die auf dem Hafengelände von Le Verdon entstehen sollte, jemals gebaut wird. Nach den ursprünglichen Planungen sollten dort bis zu 300 Arbeitsplätze entstehen, was für das nördliche Médoc, das keine größeren Arbeitsgeber kennt, ein besonderer Gewinn gewesen wäre. Auch wenn die endgültige Entscheidung von PMV Énergies noch aussteht, kann davon ausgegangen werden, dass die Wahrscheinlichkeit abgenommen hat, dass am Standort Le Verdon bald größere wirtschaftliche Aktivitäten zu beobachten sein werden.

(J. Lestage: Mauvais temps pour l’éolien, in: SUDOUEST, 18. Juli 2015)

You war wieder da

Diesmal fand der Besuch am Hauptstrand von Euronat statt mitten am Nachmittag des 21. Juli, zur besten Strandzeit also.  Vorschriftsgemäß wurde die rote Fahne aufgezogen und nach dem Abgang von You ziemlich genau um 16.00h wieder eingeholt und durch die gelbe ersetzt. Es spricht einiges dafür, dass dieser Besuch von You, die ja, was man erst seit kurzem weiß, ein Mädchen ist, nicht der letzte war.

(UM, 22. 07. 2015)

Neu auf Frankreichs Straßen

In Frankreich wird mit Beginn des Monats August 2015 eine Liberalisierung des Fernreisemarktes für Ziele innerhalb Frankreichs stattfinden, da dann Busunternehmen in diesem Markt aktiv werden können, den es  bislang nicht gab. Bereits jetzt haben sich fünf Gesellschaften positioniert, um den neuen Markt zu bedienen. Die ersten Tickets sind schon verkauft, teilweise zu Einführungspreisen, die nur in der Anlaufphase geboten werden. Die Experten erwarten, dass schon bald mehrere Millionen Fahrgäste diese neue Reisemöglichkeit nutzen werden, die gegenüber den Fahrpreisen der Bahn in den meisten Fällen deutlich vorteilhafter sein wird. So werden z.B. Busreisen von Bordeaux aus nach Paris für 28 Euro zu haben ein, während die Bahn dafür 40 Euro verlangt. Im Durchschnitt liegt des Preisniveau der Busse bei etwa der Hälfte der Bahnpreise, allerdings mit zum Teil deutlichen Unterschieden bei einigen Zielen. Der Nachteil der Busreisen ist zumeist eine größere Reisedauer. So braucht ein Bus von Bordeaux nach Paris etwa 8.15 h, während die Bahn es in 3.33 h schafft. Auf Verbindungen, die von der Bahn nicht gut versorgt werden, sind die Unterschiede jedoch deutlich geringer. So brauchen Bahn und Bus von Bordeaux nach Nantes 4 Stunden,  bei den übrigen Zielen hat aber in der Regel die Bahn den Vorteil der kürzeren Reisezeit. Noch nicht befriedigend geklärt ist allerdings das Problem der Abfahrtsstellen für die Busse, da nur in wenigen französischen Städten Busbahnhöfe existieren. In Bordeaux wird die Abfahrt in einer Straße hinter dem Bahnhof St. Jean stattfinden, wo heute schon die Europabusse ankommen und abfahren.

(B. Béziat: Les cars vont se multiplier sur les routes, in : SUDOUEST, 20. Juli 2015)

Noch ein Rekord

Das Observatoire européen des drogues et des toxicomanies (OEDT) hat festgestellt, dass die Franzosen mehr und mehr Cannabisprodukte verbrauchen und dabei sogar den ersten Platz in Europa einnehmen. 40,9% der Franzosen zwischen 15 und 64 Jahren haben Erfahrungen im Umgang mit Cannabis. Sie führen damit vor den Dänen (35,6%), den Spaniern (30,4%) und den Niederländern (25,7%). Dabei steigen die Zahlen bei den heranwachsenden Franzosen besonders stark an. 48% von ihnen geben an, bereits im Alter von 17 Jahren Erfahrungen mit Cannabis gemacht zu haben. Bei den Jungen sind es 49,8%, bei den Mädchen 45,8%. 29,1% der Jungen und 21,9% der Mädchen in Frankreich greifen mehr als einmal pro Monat zu Cannabis-Produkten, und 6,6% der Jungen und 2,3% der Mädchen tund dies einmal täglich oder mehr.

(E. Debur: Les Français de plus en plus accros au cannabis, in : SUDOUEST, 19. Juli 2015)

Umzugspläne für You

Die Besuche des Seehundes You, von dem man inzwischen weiß, dass es sich dabei um ein weibliches Tier handelt, waren anfangs eine Nachricht, die allenthalben an den Stränden des Médoc Staunen, Verwunderung und Neugier auslösten. Mittlerweile ändert sich jedoch die Wahrnehmung, denn die jedes Mal beim Auftreten des Seehundes verfügten Badesperren an den von ihm besuchten Strandabschnitten, fangen an, lästig zu werden. Dabei werden von den Verantwortlichen die Sperrungen für notwendig gehalten, denn von You gehen, auch wenn sie sich nicht aggressiv gebärdet, Gefährdungen aus durch Krankheitserreger, die Seehunde mit sich tragen und die für Menschen nicht unbedenklich sind. Daneben kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass das Tier sich mit seinen Zähnen zur Wehr setzt, wenn es sich bedroht fühlt. Vor diesem Hintergrund fängt man an, Überlegungen anzustellen, wie das Seehundproblem gelöst werden könnte. Die wahrscheinlichste und auch wohl zweckmäßigste Lösung dürfte es sein, das Tier einzufangen und an einen Strandabschnitt zu schaffen, an dem Artgenossen in größerer Zahl leben, was auf jeden Fall bedeuten würde, dass You die Strände des Médoc verlassen muss.

(E. Gomez: You pourrait déménager, in : SUDOUEST, 18. Juli 2015)

Berittene Polizei

Die Police municipale in Pauillac setzt auch in diesem Jahr wieder berittene Polizisten ein, nachdem man damit schon im Vorjahr gute Erfahrungen gemacht hatte. Die Verantwortlichen sehen darin eine Reihe von Vorteilen, die sich nur mit Pferden erreichen lassen. Zum einen wird die gegenüber motorisierten Gefährten größere Geländegängigkeit hervorgehoben, zum anderen hat man festgestellt, dass die Bevölkerung und dabei namentlich die jüngeren Jahrgänge die Anwesenheit berittener Ordnungshüter schätzen, auch wenn man ansonsten ein eher distanziertes Verhältnis zur Polizei hat. In diesem Jahr sollen insgesamt vier Pferde eingesetzt werden, nachdem man im Vorjahr mit zweien begonnen hatte. Die Vierbeiner werden nur für die Dauer der Saison angemietet und kehren anschließend wieder zu ihren Besitzern zurück.

(C. Pegard: La brigade équestre est de retour à Pauillac, in : SUDOUEST, 16. Juli 2015, 8.00h, Internet-Ausg.)

Tourismus 2015

Nachdem in den letzten drei Jahren die Zahlen im europäischen Tourismus rückläufig waren, geht es in diesem Jahr wieder bergauf. Die Statistiker vermelden, dass 2015 60% der Europäer sich einen Urlaub leisten, 6% mehr als im Vorjahr. Überdurchschnittliche Zuwächse gibt es bei den Spaniern (+ 18%), den Italienern und den Belgiern. Nur die Engländer tanzen aus der Reihe: obwohl bei ihnen die Arbeitslosigkeit auf einem Rekordtief angelangt ist, fährt nur jeder zweite in Urlaub.

Bei den Europäern, die reisen, sind die Urlaubskassen besser gefüllt als zuvor: sie haben im Durchschnitt ein Ferienbudget von 2390 Euro, 180 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Am meisten wollen die Engländer ausgeben (3081 Euro), gefolgt von den Österreichern (2610 Euro) und den Deutschen (2457 Euro). Die Franzosen werden sich mit 2181 Euro begnügen und dabei 46 Euro weniger ausgeben als im Vorjahr. Das Hauptferienziel aller Europäer liegt irgendwo an einem Meer. Dorthin streben 62% aller Ferienreisenden.

Der Nimbus Frankreichs, das Tourismusziel Nummer 1 der Welt zu sein, ist allerdings nur vordergründig gerechtfertigt. Die Experten haben nachgerechnet und dabei festgestellt, dass bei der Zahl der Fremden, die ausländischen Boden betreten, Frankreich an der Spitze liegt, nicht jedoch bei den Ausgaben der Touristen. Da rangiert Spanien mit Ausgaben von 1200 Euro pro Besucher deutlich vor Frankreich, denn dort lässt jeder Gast durchschnittlich nur 640 Euro, ein Umstand, der sich vor allem dadurch erklärt, dass Frankreich für viele Ferienreisende nur Durchreiseland ist, während die Ziele z.B. in Spanien liegen. Als Arbeitgeber hat die Tourismusbranche in Frankreich hingegen unangefochten eine hervorragende Position: 1,3 Millionen Menschen leben in Frankreich vom Tourismus, davon 65.000 in Aquitanien (5% aller Arbeitplätze).

(S. Cottin: Les Européens ne seront pas déçus du voyage, in : SUDOUEST, 4. Juli 2015)

You hat Gesellschaft bekommen

Der inzwischen richtig berühmte Seehund mit der Vorliebe für menschliche Gesellschaft besonders dann, wenn dabei Surfbretter im Spiel sind, hat Verstärkung bekommen. Heute wurden am frühen Nachmittag am Strand von Le Gurp zeitweise drei Seehunde beobachtet, die dafür sorgten, dass der Badebetrieb unterbrochen werden musste. Kurz vor 16.00h wurde die rote Fahne an der Rettungsstation von Le Gurp eingeholt und durch die gelbe ersetzt, was die erneute Freigabe des Badebetriebs auslöste und anzeigte, dass der Seehundbesuch zu Ende war.

(UM, 16. 07. 2015)

Waldbrand

Am 15. Juli musste ein Waldbrand zwischen Hourtin und Naujac bekämpft werden, der direkt neben einer Straße ausgebrochen war. Der Brand wurde von einem Wachturm aus entdeckt, von dem auch der notwendige Alarm ausgelöst wurde. Wegen der zur Zeit herrschenden Trockenheit bat die Feuerwehr massiv schweres Gerät eingesetzt, um den Brand so schnell wie möglich einzudämmen und zu löschen. Trotz des fast lehrbuchmäßig abgelaufenen Einsatzes wurden zwei Hektar junger Kiefern ein Raub der Flammen. Die Liste der Feuerwehreinsätze der letzten Tage wurde damit um einen weiteren Punkt verlängert, wobei die Verantwortlichen sich damit zufrieden zeigen, dass es in allen bisherigen Brandfällen dieses Sommers gelungen ist, das Feuer in einem relativ frühen Stadium zu bekämpfen, so dass größere Schäden vermieden werden konnten.

(J. Lestage: Deux hectares brûlés, in: SUDOUEST, 16. Juli 2015)

You zieht weiter

Am Tag nach dem Besuch südlich von Euronat zog es You nach Le Gurp, wo pflichtgemäßß die rote Fahne aufgezogen wurde. Warum sich You dann auf den Weg weiter nach Norden machte, weiß man nicht. Vielleicht gefällt es ihm in L’Amélie besonders gut. Wir warten auf die nächsten Berichte.

(UM, 16. 07. 2015)

Touristenbähnchen Soulac – Pointe de Grave

Das kleine rot-gelbe Touristenbähnchen, das nördlich von Soulac startet, um nach rund 6 km an der Pointe de Grave anzukommen, ist seit Anfang Juli 2015 wieder in Betrieb und steht den jährlich mehr als 8.000 Touristen, die sich auf gemächliche Weise durch die Dünenlandschaft des nördlichen bewegen wollen zur Verfügung. Wer genau hinschaut, entdeckt, dass die Gelsianlagen und auch das rollende Material in die Jahre gekommen sind und sich daher nur noch mit gebremstem Temperament bewegen, was dem Fahrvergnügen aber nicht abträglich ist. In diesem Jahr sind die beiden Zugfahrzeuge ersetzt worden durch relativ preisgünstige Zukäufe, die aus Chartres und Juvisy gekommen sind. Die schon angejahrten Fahrzeuge mussten erst überholt werden, bevor sie auf die Strecke gehen konnten und dabei hat die SNCF unentgeltliche personelle Hilfe geleistet, ohne die man wohl die Neuzugänge nicht fahrtbereit bekommen hätte.. Jetzt ist alles im Lot und dem garantierten Fahrspaß steht nichts mehr im Wege.

(C. Boissot : Embarquez dans le petit train des dunes, in : Le Journal du Médoc, 10. Juli 2015)

Zum Fahrplan des kleinen Bähnchens: Klick

Bilder dazu: Klick

Seehundbesuch auch in Euronat

Also, so ganz stimmt die Nachricht nicht, denn der Seehund, von dem hier zu berichten ist, legte sich ein paar Dutzend Meter südlich von der Grenze des Euronatgeländes auf den Strand. Damit lag er ein- und unzweideutig auf dem Boden von Vensac-Océan. Der Besuch ereignete sich am Nachmittag des 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag also. Zwar darf bezweifelt werden, dass das Tier von irgendwelchen Kalenderüberlegungen geleitet wurde, aber es war da. Auf den Badebetrieb am Euronat-Südstrand hatte das Erscheinen des Seehundes keinen Einfluss, denn dort hatte man zwar die gelbe Fahne aufgezogen, aber das war’s auch schon.

Der Seehund, von dem niemand ganz genau weiß, ob es der inzwischen recht berühmt gewordene You ist, benahm sich jedenfalls in der reichlichen Stunde, in der wir ihn beobachtet haben, für ein Wildtier höchst ungewöhnlich, denn er störte sich an der Menschentraube, die ihn in wenigen Metern Entfernung umgab, überhaupt nicht, so dass manche wohl schon glaubten, der Seehund sei sterbenskrank und habe sich für sein letztes Stündlein aufs Trockene begeben. Bei längerem Zusehen verflüchtigte sich dieser Eindruck jedoch, denn wer aufmerksam zuschaute, konnte sehen, dass das Tier in regelmäßigen Abständen seine Nasenlöcher öffnete um zu atmen und dass er sich auch bewegte, so wie das jemand tut, der schläft und auf der Suche nach einer noch bequemeren Haltung ist. Auf Versuche, ihn zu streicheln, reagierte er allerdings unwirsch und deutete durch heftige Kopfbewegungen an, dass er in Ruhe gelassen werden wollte. Aus diesen Beobachtungen und angesichts der Tatsache, dass er rund und wohlgenährt war und man keine äußeren Verletzungen feststellen konnte, darf wohl angenommen werden, dass der Seehund sich zum Schlafen auf den Strand gelegt hatte. Dass er überhaupt keine Fluchtreflexe zeigte, als ihn eine Menschentraube regelrecht einkreiste, ist allerdings für ein Wildtier in höchstem Maße ungewöhnlich. Vielleicht hatte er als Jungtier schon einmal Kontakt mit Menschen in einer Aufzuchtstation und dabei die Scheu vor Menschen abgelegt. Durchaus möglich, wenn auch natürlich nicht sicher. Bleibt noch zu klären ob dieser Seehund wirklich der oft genannte You ist. Möglich ist es, von der Größe her wohl eher wahrscheinlich, und dies auch, weil es wohl kaum anzunehmen ist, dass gleichzeitig zwei etwa gleich große Seehunde an einem Küstenabschnitt auftauchen, die keinerlei Scheu vor Menschen haben.

(UM, 15. 07. 2015)

Bilder des Seehundes vom 14. Juli: Klick

You in Amelie

Am Samstagmorgen, dem 11. Juli, stattete der inziwschen weit über das Médoc bekannte Seehund, dem man den Namen You gegeben hat, dem Strand von L’Amélie einen Besuch ab. You interessierte sich besonders für die Surfbretter der Rettungskräfte, die an diesem Strand ihren Dienst tun. Alles ging friedlich ab, wobei allerdings die behördlich vorgeschriebene Mindestentfernung von 50 m, die Strandbesucher zu dem Seehund halten müssen, eindeutig unterschritten wurde. Ein Foto zeit You quer auf einem Surfbrett liegend und in Schrittentfernung dazu zwei Retter.

Am Sonntag war You in Montalivet und sorgte dort dafür, dass der Badebetrieb für zwei Stunden ruhte.

Man darf gespannt sein, wohin die nächste Stranderkundung des erkundungsfreudigen Seehundes führt.

(Clin d’Oeil: SUDOUEST, 13. 07. 2015)

Sommerliche Aussichten

Météo France und La Chaîne Météo, zwei der renommiertesten Wettervorhersagedienste in Frankreich sind sich ziemlich einig : der kommende Sommer wird wärmer als normal und er wird in einen milden Herbst übergehen. Der Juli wird so weitergehen wie bisher: sonnig, trocken und warm. Verantwortlich dafür ist das Azorenhoch, das in diesem Jahr etwas nördlicher liegt als sonst. Dieses Hoch wird sich im August nach Süden verlagern und dadurch ein insgesamt etwas weniger stabiles Wetter für den Südwesten Frankreichs bringen. Im September wird es trocken sein mit überwiegend sonnigem Wetter bei Temperaturen, die ziemlich den normalen entsprechen werden. Auch für den Oktober sind die Meteorologen optimistisch. Sie erwarten erst für den November ein Ansteigen der Niederschlagswerte auf Normalwerte. Bei alldem ist naturgemäß das zu berücksichtigen, was Mark Twain über Prognosen sagte: Die sind nämlich, soweit sie die Zukunft betreffen, schwierig.

(Sudouest.fr: L’été sera plus chaud que la normale, in SUDOUEST, 13. Juli, Abendausg.)

Campingsaison 2015 im Médoc

Seit Beginn der Sommerferien in Frankreich am 4. Juli kommt die Tourismussaison  schnell auf Touren. Davon profitieren natürlich auch die Campingplätze wie z.B. Les Acacias in Vensac. Der Leiter dieses Platzes ist seit sechs Jahren an der Spitze dieses Geländes tätig, und in dieser Zeit hat er beobachtet, dass sich ein deutlicher Wandel in den Gewohnheiten der Campingplatzbesucher vollzogen hat. Die drängen nämlich mehr und mehr in feste Unterkünfte wie etwa Mobilhomes, die auf Les Acacias inzwischen 130 Stellplätze einnehmen, was 60% der Gesamtzahl ausmacht. Vor sechs Jahren gab es dort nur 20 Mobilhomes. Für die Platzbetreiber ist das eine durchaus erfreuliche Entwicklung, da mit der Vermietung von Mobilhomes mehr Geld verdient werden kann als mit einfachen Zeltplätzen. Dazu kommt, dass die Mobilhomes weitgehend vorab gemietet werden, zu einem Zeitpunkt, an dem das Wetter noch keinen Einfluss auf die Entscheidungen hat, aus Witterungsgründen eventuell zu Haus zu bleiben. Auf anderen Campingplätzen wie etwa in Maubuisson ist der Anteil der Wohnmobile wesentlich niedriger, weil man dort auf eher naturnähere einfache Plätze für Zelte setzt. Insgesamt rechnen die Betreiber der Campingplätze des Médoc, dass die Saison 2015 erfolgreich verlaufen wird, wobei davon ausgegangen wird, dass namentlich in der Zeit vom Mitte Juli bis Mitte August  die Gelände voll ausgelastet sein werden. Die Fédération nationale de l’hotellerie de plein air hat ermittelt, dass etwas mehr als die Hälfte der zu erwartenden Übernachtungen auf Campinplätzen in diesem Jahr auf Mobilhomes, Häuschen oder Wohnwagen entfallen werden. Diese Übernachtungsmöglichkeiten werden von 54% der französischen Campinggäste bevorzugt, während Ausländer eher zu klassischen Campingformen neigen.

(K. Bessière : Le locatif … tente de plus en plus la clientèle des campings, in : Le Journal du Médoc, 10. Juil  2015)

Grünes Licht für Dünenkauf

Die seit einiger Zeit laufenden Bemühungen, die in privatem Besitz befindlichen Flächen der Dune du Pilat in öffentliches Eigentum zu überführen, sind ein gutes Stück vorangekommen. Die mit der Prüfung der Angelegenheit befassten Kommissare haben in ihrem Bericht die Nützlichkeit dieser Kaufoperation für die Allgemeinheit festgestellt. Nächster Schritt wird jetzt ein darauf aufbauendes Dekret des Präfekten des Departments Gironde sein. Danach können notfalls Enteignungsverfahren eingeleitet werden, wenn dies erforderlich sein sollte. Zur Zeit laufen Bestrebungen, die 250 Parzellen der Düne, die in der Hand von 150 privaten Besitzern sind anzukaufen. Die Verhandlungen für die rund 400 ha, um die es dabei geht, laufen gut, sie werden aber angesichts der Anzahl der notwendigen Verträge noch einige Zeit beanspruchen. Absicht dieses Ankaufs ist, es leichter Maßnahmen zum Schutz der Düne treffen zu können, die mit 1,9 Millionen jährlicher Besucher das am meisten frequentierte touristische Ziel im Departement ist.

(Avis favorable pour le rachat de la Dune, in: SUDOUEST, 11. Juli 2015)

Immer mehr Saurierknochen

Die Grabungsstätte von Angeac, 18 km von Angoulême entfernt, zieht seit 2010 in jedem Sommer an die 50 ehrenamtlich tätige Ausgräber an, meist Wissenschaftler und Studenten. Ihr bevorzugtes Arbeitsgerät ist ein Austernmesser, mit dem der Boden akribisch durchforscht wird. Und das hat seinen Grund, denn vor einigen Jahren fand man hier einen riesigen Oberschenkelknochen der einst einem Sauropoden gehört hatte, der der größten bekannten Saurierart angehörte und es dabei auf eine Länge von bis zu 40 m brachte. Diese Vorzeitriesen sind seit 135 Millionen Jahren ausgestorben, aber sie haben ihre Geheimnisse immer noch nicht ganz freigegeben. Auch aus diesem Grund gräbt man bei Angeac, wobei man am liebsten auf Überreste der Vordergliedmaßen stoßen würde, von denen man bis jetzt recht wenig weiß. Allerdings können die Ausgräber keinen Wunschzettel schreiben, sie müssen das bergen, was sie finden. Und dabei waren sie in diesem Jahr schon erfolgreich, bevor die eigentliche Grabungskampagne begonnen hatte, denn bei den Grabungsvorbereitungen  stieß man auf einen weiteren Riesenknochen, diesmal einen Meter lang und über 100 kg schwer, der ebenfalls zu einem Oberschenkelknochen gehört hatte. Man weiß schon jetzt, dass er nicht von demselben Tier stammt, dessen Riesenknochen man vor fünf Jahren gefunden hatte. Man weiß inzwischen, dass an der Fundstelle bei Angeac mindestens 37 verschiedene Tiere ihr Ende gefunden haben. Die Chance, dass man die gewünschten Knochen eines Tages findet sind nicht schlecht, denn bisher sind in jeder Grabungskampagne zwischen 600 und 1000 Knochenteile gefunden worden. Die Grabungsstätte kann übrigens besichtigt werden, wenn man sich vorher anmeldet: Tel. 05 45 97 13 32.

(I. Navarro: Fouilles en Charente : et un nouveau dinosaure !, in : SUDOUEST, 7. Juli 2015, Ausg. Charente)

Seehundalarm

Der Strand von Hourtin wurde am 6. Juli für mehrere Stunden für den Badebetrieb gesperrt, weil ein Seehund sich im Wasser tummelte und dabei signalisierte, dass ihm die Nähe von Menschen nicht gerade unangenehm war. Von der Größe her könnte es sich um den im letzten Jahr bekannt gewordenen Seehund mit Namen You handeln, der dadurch aufgefallen war, dass er sich Surfern näherte und teilweise sogar auf Surfbretter stieg. Das jetzt beobachtete Tier wurde auf  rund 100 kg geschätzt, ist also noch nicht ausgewachsen. Im Alter von vier Jahren erreichen Seehunde Gewichte bis zu 200 kg. Wegen des Auftretens von You im letzten Jahr hat die Präfektur des Départements Gironde eine Aufklärungskampagne gestartet, um unliebsame Zwischenfälle zu vermeiden. Dabei wird darauf hingewiesen, dass Seehunde Raubtiere sind, die, sofern sie sich bedroht fühlen, von ihrem kräftigen Gebiss Gebrauch machen. Weiterhin gehen von ihnen Gefahren aus durch mögliche Krankheitserreger, die sie bei direktem Kontakt auf Menschen übertragen können. Aus diesem Grund ist es untersagt, sich Seehunden auf weniger alas 50 m zu nähern. Zuwiderhandlungen werden mit Bußgeldern geahndet, falls sie sich in Gegenwart eines Ordnungshüters ereignen.

(R. Bovinet: Privés de baignade à cause de You le phoque, in : SUDOUEST, 9. Juli 2015)

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Bauarbeiten auf den Zufahrten zum Flugplatz Mérignac

Auf den Zufahrtsstraßen zum Flughafen Bordeaux-Mérignac werden in den nächsten Wochen Bauarbeiten durchgeführt, die zu Verkehrsstörungen führen können. Es wird Umleitungen und Sperrungen einzelner Fahrspuren geben. Bis zum 31. Juli werden Baumaßnahmen am Kreisverkehr an der Einfahrt in das Flughafengelände durchgeführt. Vom 3. bis 28. August ist der Kreisverkehr Argonne betroffen. Vom 20. Juli an finden Arbeiten zwischen den Ausfahrten 10 und 12 der Rocade statt, die im Zusammenhang stehen mit dem Ausbau auf drei Fahrspuren. Vom 3. bis 14. August wird die Rocade zwischen den Anschlussstellen 9 und 13 während der Nachtstunden gesperrt. Dazu werden Umleitungen mit dem Hinweis „Aéroport“ eingerichtet. Alle Flugreisenden, die nach Mérignac fahren wollen, müssen sich wohl oder übel auf Verzögerungen einstellen, die sie bei ihren Planungen berücksichtigen sollten.

(Attention aux bouchons près de l’aéroport, in: SUDOUEST, 8. Juli 2015)

Munitionsfunde

Der Zweite Weltkrieg ist zwar seit einem langen Menschenleben vorbei, aber er hat Spuren hinterlassen, die bis in die Gegenwart reichen. Dazu gehören z. B. Munitionsfunde, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen an den Stränden besonders des nördlichen Médoc gemacht werden. Die jüngsten Entdeckungen wurden an den Stränden von Soulac und Montalivet gemacht, wo Artilleriegranaten ans Tageslicht kamen, die von den deutschen Besatzern einst hinter der Bunkerlinie in den Dünen deponiert worden waren. Die jüngsten Funde wurden vom Minenräumdienst der französischen Armee geborgen und fachgerecht unschädlich gemacht. Die Behörden warnen immer wieder eindringlich davor, metallische Objekte unbekannter Herkunft im Dünenbereich zu berühren, sondern die zuständigen Stellen (Polizei, Bürgermeisterämter, Feuerwehr) zu informieren. Bei sachgerechtem Umgang geht von diesen Munitionsfunden keine unmittelbare Gefahr aus, das doch kann sich das schnell ändern, wenn die Funde bewegt werden oder an ihnen manipuliert wird. In den letzten Jahren sind übrigens keine Fälle bekannt geworden, in denen Strandbesucher durch Munitiosnüberreste zu Schaden gekommen wären.

(M. Caurraze: Cinq obus découverts à Soulac et Montalivet, in: Le Journal du Médoc, 3. Juli 2015)

Strandaufsichten im Médoc

Ohne ihre Strände wären die meisten Médoc-Gemeinden, die mehr oder weniger stark vom Tourismus geprägt sind, nicht das, was sie sind. Aber die Strände verursachen auch Kosten, wenn man nicht wie die Gemeinde Vensac  ganz auf Aufsichten verzichtet. Hier ein Überlick über Kosten etc. im Jahr 2014:

In Le Porge beliefen sich die jährlichen Kosten auf 85.000 Euro, von denen 80.000 Euro für Gehälter aufgewendet wurden. Nicht enthalten sind die Aufwendungen für La Jenny, die von den Betreibern der Anlage getragen werden.

Der Gemeindeverband der Médoc-Seen (Lacanau, Carcans, Hourtin) wendete 1 Million Euro auf, von denen 700.000 Euro für Gehälter benötigt wurden. Dafür gab es Aufsichten an 16 Badezonen.

Naujac-sur-mer kam mit insgesamt 80.000 Euro aus, hatte aber dafür nur eine Badezone zu versorgen.

Vendays-Montalivet brauchte für die öffentlichen Strände 300.000 Euro, davon 290.000 Euro für Gehälter. Dafür wurden vier Badezonen überwacht, und dies vom 1. Mai bis zum 20. September. Die Strände des CHM und des ACM wurden von den jeweiligen Betreibern finanziert.

In Grayan-et-l’Hôpital beliefen sich die Gesamtkosten für die Strände auf 210.000 Euro, der Gehaltsanteil betrug hier 159.000 Euro. An drei Strandbereichen (Euronat-Südstrand, Euronat-Hauptstrand, Le Gurp) wurde dafür vom 1. Mai bis zum 20. September (allerdings nicht an allen Stränden während es gesamten Zeitraums) Aufsicht geführt.

In Soulac war die Strandaufsicht vom 20. Mai bis 13. September  an den vier Badezonen tätig, und das zu Gesamtkosten von 175.000 Euro. Die nördlichste Badezone im Médoc liegt in der Gemeinde Le Verdon, sie verursachte jährliche Kosten von 60.000 Euro, davon 41.000 Euro für Gehälter.

(M. Caurraze: Plages: la poule aux oeufs d’or coûte cher, in: Le Journal du Médoc, 3. Juli 2015)

Wikinger im Südwesten Frankreichs

Seit fünfzehn Jahren erforschen Unterwasser-Archäologen das Gebiet um Port-d’Emvaux und Taillebourg im Département Charente. Dabei ist nachgewiesen worden, dass dort im 9. Jahrhundert Wikinger einen Stützpunkt gehabt haben, von dem aus sie Raubzüge in die Umgebung unternahmen. Unter anderem haben sie dabei die Abteien von Saint-Jean-d’Angely und von Saint-Cybard in Angoulême heimgesucht. Neueste Forschungen haben nachgewiesen, dass der Stützpunkt der Wikinger über wenigstens 73 Jahre von den skandinavischen Seefahrern genutzt worden ist. Bislang wusste man zwar, dass es zahlreiche Einfälle der Wikinger in Frankreich gegeben hatte, die vor allem über Flussmündungen erfolgten, aber es war unbekannt, dass sie sich an manchen Orten dauerhafte Siedlungen zugelegt haben. Bei den Grabungen bei Port-d’Emvaux sind zahlreiche Fundstücke zutage gefördert worden, die auf die Anwesenheit von Wikingern verweisen: zahlreiche Fragmente von Pirogen, ein kleiner Silberring, zwei Äxte, zwei Schwerter eindeutig nordischen  Ursprungs. Dazu kamen Überreste von Fischeraktivitäten, die auf längerfristige Anwesenheit von Wikingern hinwiesen. Die Präsenz der Skandinavier bei Taillebourg erstreckte sich mindestens von 854 bis 920

(Th. Brosset: Les Vikings sur la Charente, une visite qui a duré soixante-seize ans, in : SUDOUEST, 21. 06. 2015, Abendausg.)

Neue Buslinie zum Flughafen Mérignac

Seit Anfang Juli gibt es eine neue Busverbindungen vom Flughafen Bordeaux-Mérignac zum Bahnhof St. Jean. Die neue Linie entstand aus einer Überarbeitung des Streckenverlauf zweier bereits vorhandener Verbindungen. Die aktuelle Linienführung reduziert die Fahrzeit beträchtlich. Die Busse sind ihrer Verwendung entsprechend mit Ablagen für Reisegepäck versehen, die es in normalen Nahverkehrsbussen sonst nicht gibt. Die neue Linie wird den Zubringerbussen des Flughafens wohl erhebliche Konkurrenz machen, denn sie kostet pro Fahrt nur 1,50 Euro, im Zubringerbus des Flughafens zahlt man 7,20 Euro.

(Une liaison gare aéroport en bus, in: SUDOUEST, 4. 7. 2015)

20 Jahre Sandball

Sandball ist eine Sportvariante, ohne die die Menschheit lange Jahre gut auskam, aber seit sie da ist, hat sie auch ihre Anhänger. Ihre Anfänge verdankt sie einer Gruppe ehemaliger franzöischer Handballnationalspieler aus dem Kader der Mannschaft, die 1995 Weltmeister geworden war. Und aus deren Mitte wurde dann auf dem Sand der Dünen von Montalivet die Sandballtrour gestartet, die in diesem Jahr auf ihr zwanzigjähriges Bestehen zurückblickt. Praktisch, dass das Ereignis in der Sommersaison stattfindet, denn so kann man zu passender Zeit das Jubiläum feiern und damit einen weiteren Anziehungspunkt für die laufende Saison in Montalivet setzen. Das passiert am ersten Juliwochende 2015, also am Samstag, dem 4. und am Sonntag, dem 5. Juli 2015. Es wird ein größeres Turnier geben, das in verschiedenen Alterskalssen ausgetragen wird. Am Samstag sind die Jugendlichen bis 18 Jahre am Start, am Sonntag dann die älteren. Teilnehmen können übrigens nicht nur Spielerinnen und Spieler, die lizensiert sind, sondern alle Interessenten, die sich für das Turnier anmelden.

(L. Llobell u. J. Césaire: Le sandball fête ses 20 ans, in : SUDOUEST, 3. Juli 2015)

Neu ab 1. Juli

In Frankreich gibt es zum 1. Juli einige Neuerungen, von denen einige auch für Ausländer von Belang sind. So ist es seit Beginn dieses Monats Fahranfängern verboten, mehr als 0,2 Promille Alkohol im Blut zu haben. Eigentlich hätte der Wert auf 0 gesetzt werden sollen, doch hat man davon Abstand genommen, weil es sonst vorhersehbare Komplikationen geben könnte, die z.B. von Medikamenten verursacht werden, in denen geringe Quantitäten Alkohol enthalten sind.

Die zweite Neuerung muss zu einer Verhaltensänderung für viele Verkehrsteilnehmer führen, die bislang über Ohrhörer z. B. Musik hörten. Das ist neuerdings untersagt und zwar für alle Verkehrsteilnehmer, einerlei ob motorisiert oder nicht und auch unabhängig von der Zahl der Räder. Zuwiderhandlungen kosten stattliche 135 Euro und den Abzug  von 3 Punkten vom Führerscheinkonto, auch das eine fühlbare Sanktion.

Und schließlich gibt es Neues von der Front der Geschwindigkeitsbegrenzungen, denn die Strecken, auf denen Tempo 80 verordnet wurde, wurden ausgedehnt. Da die drei dafür ausgewählten Steckenabschnitte nicht im Südwesten liegen, sind die damit verbundenen Konsequenzen für Verkehrsteilnehmer in der Region Aquitaine momentan noch nicht sehr relevant. Aber, was nicht ist, kann ja noch werden..

(J. Rousset: Sécurité routière : la chasse aux oreillettes est ouverte, in: SUDOUEST, 01. Juli 2015, Abendausg.)

Einbruchsserie

In dem Gewerbegebiet an der Ausfallstraße von Lesparre in Richtung Bordeaux herrschen Ärger und Wut. Grund dafür ist eine Serie von Einbrüchen, die die meist kleinen Betriebe in dieser Zone besonders hart treffen. Ein Garagenbesitzer berichtet, die maskierten  Missetäter hätten sich gewaltsam Zutritt zu seinem Gelände verschafft und sie hätten, nachdem sie in das Hauptgebäude eingedrungen waren, die Schreibtische durchwühlt und seien dann schnell verschwunden, wobei sie ein Motorrad mitgehen ließen. Zusammen mit den Beschädigungen an der Zaunanlage sei ein Schaden von rund 7000 Euro entstanden. Dazu komme der Ausfall eines ganzen Arbeitstages, an dem die Polizei versucht habe, Spuren der Einbrecher zu sichern. Die Garage wurde in diesem Jahr schon dreimal heimgesucht, wobei jedesmal beträchtlicher Schaden entstand. Hier und auf anderen Betriebsgeländen seien Kriminelle mehrfach aktiv gewesen, wobei sie es unter anderem auf das Absaugen von Kraftstoff aus LKW abgesehen hatten. Die Einbrecher seien zwar von den Videoüberwachungsanlagen der  Betriebe erfasst worden, doch hätten sie sich mit Masken und Kapuzen unkenntlich gemacht und seien mit großer Geschwindigkeit zu Werke gegangen, weshalb die alarmierte Polizei sie nicht mehr angetroffen habe. Die Geschädigten hoffen nun darauf, dass die Polizei ihre Streifentätigkeit intensivieren wird und dass eine wirksame Videoüberwachung der Zufahrtstraßen eingerichtet wird, mit der man verdächtige Fahrzeuge identifizieren könnte.

(M. Caurraze: La zone de Belloc en proie à des cambriolages, in: Le Journal du Médoc, 26. Juni 2015)

Richtig warm

Obwohl die vorhergesagten Höchsttemperaturen nicht überall eingetroffen sind, gab es am 30. Juni doch einige neue Temperaturrekorde im Südwesten Frankreichs. So wurde zwar die Rekordmarke von 41° in Biscarosse, aufgestellt am 30. Juni 1968 nicht erreicht, denn das Thermometer blieb dort bei 39,1° stehen, doch gab es in Cazaux einen neuen Höchstwert mit 40,2°, der die alte Marke mit exakt 40° vom 30. Juni 1968 leicht übertraf. In Lège-Cap Ferret stieg das Quecksilber auf 39,4°. In Bordeaux wurde der Höchstwert des Tages mit 38,3° ermittelt, ein Wert der an vielen Orten des Südwestens erreicht oder leicht übertroffen wurde. Frieren musste an diesem Tage also niemand im Südwesten, aber es gab mancherorts Grund zur Klage über zunehmend schlechter werdende Luftwerte.

(J.-D. Renard: Chaleur dans le Sud-Ouest : la région proche des 40°C, in: SUDOUEST, 30. Juni 2015,

Zweckentfremdung

Die Ville de Bordeaux ist der größte der Frachter, die darauf spezialisert sind, Bauteile für den größten Airbus A 480 nach Pauillac zu schaffen, von wo aus sie über die Garonne bis Langon und von da aus per Landstraße nach Toulouse gelangen. Zur Zeit werden die Transporte nach Pauillac allerdings ohne die Ville de Bordeaux durchgeführt, weil die für einen Sonderauftrag nach La Rochelle abgeordnet wurde. Dort wird sie Eisenbahnmaterial laden, das für Marokko bestimmt ist, wo nach dem Vorbild der französischen TGV ein Hochgeschwindigkeitsnetz bei der Eisenbahn aufgebaut wird. Der nächste Bestimmungshafen der Ville de Bordeaux wird Tanger sein, beovr sie dann wieder zu ihrer angestammten Routine zurückkehrt und bald wieder in der Gironde auftauchen wird.

(La chaîne de l’Airbus jusqu’au Maroc, in: SUDOUEST, 30. Juni 2015)

 Bilder der Ville de Bordeaux: Klick

August 2015

Schmuck für Euronat-Wände

Wer in den letzten Jahren im Zentrum von Euronat gewesen ist, der hat auf vielen Wänden Dinge entdeckt, die es dort in früheren Jahren nicht gab. Und hinter diesen Dingen steckte Daniel Gapin, ein an der École des arts appliqués in Paris ausgebildeter Künstler, dem man es anmerkt, dass ihn monochrome Wandflächen nahezu magisch anziehen. Sein jüngstes und komplexestes Werk hat er in diesem Jahr auf der Außenwand des Zeitschriftenladens gestaltet. Vorausgegangen war eine Anfrage an die Direktion von Euronat, die sich dem Gedanken sehr aufgeschlossen zeigte und zusagte, die Vorbereitungen der fraglichen Wand zu besorgen und die für das geplante Fresko benötigten Farben zur Verfügung zu stellen. So entstand dann in einigen Wochen kurz vor dem 40jährigen Geburtstag von Euronat ein von Fabelwesen bevölkertes Werk, bei dessen Verwirklichung eine Gruppe von Freunden des Künstlers tatkräftige Hilfe leistete und das von den Betrachtern mit bewunderndem Staunen zur Kenntnis genommen wird. Man darf gespannt sein, welche Ergänzungen und Überraschungen noch hinzukommen werden, zumindest hat Daniel Gapin Andeutungen gemacht, die Anlass sein sollten, in der Zukunft immer mal einen intensiven Blick auf die Außenwand der Presse zu werden.

(D. Rouyer: Daniel Gapin habille les murs d’Euronat, in: Le Journal du Medoc, 28. 08. 2015)

Glühbirnentausch

Das französische Umweltministerium kündigt an, dass der Energieversorger EDF eine Million LED-Lampen gratis verteilen wird. Empfänger dieser Aktion, bei der jeweils zwei alte Glühlampen pro Haushalt durch energiesparende moderne Leuchtmittel ersetzt werden, sollen zunächst Rentner mit geringem Einkommen sein. Die Tauschmaßnahme wird von den Bürgermeisterämtern abgewickelt, an die sich die betroffenen Personen wenden sollen. EDF hat in der Vorbereitung dieser Aktion Absprachen mit den Herstellern Philips, Osram und Panasonic getroffen, um sicherzustellen, dass die benötigten Leuchten auch tatsächlich verfügbar sind. Ein weiterer Tausch soll demnächst energiefressende Elektroheizkörper durch moderne und energiesparende ersetzen. Auch hier sollen bedürftige Haushalte in einer kostenlosen Tauschaktion mit den neuen Geräten ausgestattet werden, wobei die Voraussetzungen und Modalitäten noch nicht ganz definiert sind. Die leitende Idee bei beiden Maßnahmen ist es, die Bevölkerung an bereits bestehende, insgesamt aber noch zu wenig genutzte Möglichkeiten, Energie einzusparen, heranzuführen.  Eigentlich nicht schlecht, sollte man meinen.

(SudOuest.fr avec AFP : EDF va offrir des milliers d’ampoules et de radiateurs économes aux particuliers, in: SUDOUEST, 26. August, 2015, 20.05h, Internet-Ausg.)

Zornige Bürgermeister

Am 26. August erblickten die erstaunten Bürger von Taillan gleich vier Bürgermeister, die, mit ihren Schärpen als Amtsträger erkennbar, Flugblätter verteilten, was gemeinhin nicht zu den Verrichtungen gehört, an die man zuerst denkt, wenn man von den dienstlichen Obliegenheiten der Gemeindeoberhäupter redet. Die vier Maires der Kommunen Le Taillan-Médoc, Saint-Aubin-de-Médoc, Le Pian-Médoc und Arsac hatten sich zusammengefunden, um aufmerksam zu machen auf die inzwischen kaum noch verständlichen Verzögerungen beim Bau der neuen Streckenführung der RD 1215, die die Ortsdurchfahrten insbesondere von Le Taillan entlasten soll. Heutzutage quälen sich täglich 20.000 PKW und 1.000 Lastwagen durch den engen Ortskern und belasten alle, die dort wohnen auf eine wenig erfreuliche Weise. Die Pläne für den Bau der Ortsumgehung sind seit 2005 fertiggestellt, aber der Beginn der Bauarbeiten ist mehrfach verzögert worden, weil Gerichtsbeschlüsse erwirkt wurden, die es schafften, dem Schutz zweier dort lebender Tierarten, eines kleinen Schmetterlings und des europäischen Nerzes, Vorrang zu geben vor den Interessen der Anwohner. Die Bürgermeister artikulierten deutlich ihr Unverständnis dafür, dass der Schutz der Bewohner von Taillan, wo es immer wieder zu tödlichen Verkehrsunfällen kommt, hinter den Interessen der Tierschützer rangiert.  Die Bürgermeister rufen auf einer eigens dafür eingerichteten Internetseite dazu auf, eine Petition zu unterstützen, mit der der immer verzögerte Bau der neuen Streckenführung für die RD 1215 doch noch in Gang kommt. Damit steht aber längst nicht fest, ob und wann die Bauarbeiten für diesen neuen Teil der RD 1215 losgehen können.

(J.-M. Leblanc : Les maires mobilisés pour la déviation, in: SUDOUEST, 27. 08. 2015)

Dauerärger mit der Bahn

Nicht nur in Frankreich gilt die Bahn am liebsten als Sinnbild von Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, doch gelingt ihr das an vielen Stellen nicht so recht. Eine Problemzone findet sich z. B. auf der Linie von Bordeaux ins Médoc, auf der die Fahrgäste mehr Grund zum Klagen haben als anderswo. Geklagt wird über Verspätungen, ausfallende Züge, Streiks, unzuverlässige Ersatzbusse und vieles mehr. Und darüber, dass die Fahrzeiten teilweise deutlich über den Werten vergangener Jahre liegen. Auf Beschwerden reagiert die Bahn dabei in aufgeschlossener Weise. Versuche, die Beschwerden wegzudiskutieren oder zu bagatellisieren werden nicht gemacht. Die Perspektiven, die die Bahn aufzeigt, bieten allerdings kaum Anlass zu Optimismus. Einerseits dauern die Bauarbeiten im Stadtrandbereich von Bordeaux und damit die Verzögerungen für den Bahnverkehr Richtung Médoc länger als ursprünglich vorgesehen und andererseits fehlt das Geld, um schnelle und durchgreifende Sanierungsreparaturen durchzuführen. Pläne gibt es schon. So soll z.B. die längst überfällige Erneuerung der Oberleitung auf der Strecke nach Le Verdon im Rahmen eines von 2015 bis 2020 angelegten Programms vorgenommen werden, doch kann man nicht sagen, wann konkret die Arbeiten in Angriff genommen werden. Immerhin stellt die Bahnverwaltung fest, dass es eine Menge zu reparieren und zu verbessern gibt, was jedoch, wie man einschränkt, angesichts der jahrzehntelangen Versäumnisse und Vernachlässigungen nicht  mit einem Schlage zu bewältigen ist. Einen weiteren Grund für einen Teil der Unzulänglichkeiten sieht die Bahn in den Verzögerungen bei der Anlieferung neuer Triebwagen, die die gebrechlich gewordenen alten Modelle ersetzen sollen. Die SNCF hat angekündigt, dass sie demnächst einen umfassenden Plan für Verbesserungen vorlegen will, doch wird man sich bei der Umsetzung auf einen längeren Zeitraum einstellen müssen.

(L. Le Cor: Des difficultés récurrentes sur la ligne du Verdon, in : SUDOUEST, 25. 08. 2015)

Quallen

Wie den vorhergehenden Jahren hat es auch 2015 an manchen Stränden des Médoc zeitweise reichlich Quallen gegeben. Die meisten wurden Ende Juni und Anfang Juli angetrieben, aber danach ebbte der Zustrom dieser eigentlich unerwünschten Tiere so stark ab, dass man sich kaum noch darüber Gedanken macht. Drei verschiedene Arten Quallen werden hierzulande beobachtet, von denen zwei nicht zu den harmlosen Besuchern gehören. Die gefährlichste sind die Physalia, umgangssprachlich werden sie meist als Portugiesische Galeeren bezeichnet, die allerdings gar keine Quallen sind, aber häufig für solche genommen werden. Diese Physalia haben bis zu 60 m lange Tentakel, deren Berührung äußerst schmerzhafte, in nicht seltenen Fällen sogar gesundheits- und lebensgefährliche Reaktionen auslösen kann. Wenn, was in diesem Jahr allerdings noch nicht beobachtet worden ist, Physalia an den Stränden auftauchen, gilt absolutes Badeverbot, um Gesundheitsgefährdungen auszuschließen. Die zweite Gruppe wird von den sogenannten Feuerquallen gebildet, die ebenfalls unangenehme bis schmerzhafte oder gar gefährliche Reaktionen hervorrufen, wenn man mit ihnen in Berührung kommt. Bleibt schließlich noch eine dritte Art, und das sind glücklicherweise die Quallen, die am häufigsten auftreten, die hellen und durchsichtigen gallertartigen Gebilde, deren Unterseite bei etwas Phantasie an Blumenkohl erinnert. Das vermehrte Auftreten dieser unerwünschten Strandbesucher hat kaum etwas mit den Wassertemperaturen zu tun, sondern in erster Linie mit den Strömungsverhältnissen, und die sind seit mehr als einem Monat so, dass man sich um Quallen an den Médocstränden keine Gedanken machen muss. Das könnte sich theoretisch ändern, wenn sich die Strömungsrichtungen ändern, was abhängig von den Windverhältnissen immer möglich ist.  Bis dahin ist aber Entwarnung an der Quallenfront angezeigt. Gut so.

(J.-D. Renard: Pourquoi il y a eu moins de méduses, in: SUDOUEST, 23. August 2015)

 Mehr zu den Physalia: Klick

Klimawandel und Weinbau

Es wird schon länger davon gesprochen, dass der offensichtlich voranschreitende Klimawandel Konsequenzen für den Weinbau im Bordelais haben wird, doch weiß man noch nicht so richtig, worin die bestehen werden und wie man ihnen begegnen kann. Bekannt ist, dass die Merlottrauben längere Phasen der Trockenheit gar nicht mögen und dass man wohl oder übel auf die Suche nach Rebsorten gehen muss, die mit den erwarteteten Veränderungen zurande kommen. Der Conseil interprofessionnel du vin de Bordeaux (CIVB), der diese Bestrebungen leitet und koordiniert, hat daher folgerichtig angeregt, ausländische Rebsorten oder Kreuzungen bestehender Rebsorten auf ihre Eignung für die erwarteten Veränderungen zu prüfen. Eine Veränderung ist jetzt schon deutlich feststellbar: die Weinlese beginnt immer früher. Seit den 80er Jahren fängt man zehn bis vierzehn Tage früher mit der Ernte an. Dabei haben sich die Zucker- und PH-Werte der Trauben verändert, so dass die daraus entstehenden Weine einen höheren Alkoholgehalt und einen niedrigeren Säurewert bekommen. An vielen Stellen laufen daher Forschungen und Versuche, bei denen Strategien und Verfahren entwickelt werden sollen, die helfen sollen, die kommenden Veränderungen  zu bewältigen. So werden z.B. in Villenave-d’Ornon auf einer eigens dafür eingerichteten Parzelle 52 verschiedene Rebsorten angepflanzt und beobachtet und verglichen, von denen der größte Teil nicht aus heimischen Gefilden stammt. Insgesamt forschen 23 Laboratorien in Frankreich über die schon feststellbaren oder noch zu erwartenden Folgen der klimatischen Veränderungen. Es gibt auch schon erste Ergebnisse, die zeigen, dass kein Anlass zur Panik besteht, wenn der künftige Temperaturanstieg nicht mehr als zwei Grad ausmacht. Gerät die Erwärmung größer, wird es wohl ernstere Probleme geben, für deren  Lösung man derzeit noch keine Rezepte hat.

(M. Monteil: La vigne se prépare à adapter ses cépages, in : SUDOUEST, 25. 08. 2015)

Neues vom Médoc-Marathon

Am 11., 12., und 13. September, also in wenigen Wochen, wird die 31. Auflage des Médoc-Marathons mit Start und Ziel in Pauillac wieder dafür sorgen, dass 8500 Läuferinnen und Läufer die rund 42 km durch die Weinfelder des Médoc in Angriff nehmen werden. Diesmal kommen Teilnehmer aus 71 Nationen nach Pauillac, um entweder ganz vorn oder überhaupt anzukommen. Wie in jedem Jahr versuchen die Veranstalter auch diesmal, mit einigen Neuerungen zusätzliche Anreize zu setzen. Der achtförmige Parcours wird zweimal durch das Stadtgebiet von Pauillac geführt und als Neuheit dabei am Château Mouton-Rothschild vorbeikommen, wo die erste Verpflegungsstation eingerichtet wird. An sechs Kontrollpunkten werden die Durchgangszeiten der Teilnehmer erfasst, wobei durch ein neues Verfahren kontrolliert werden wird, dass die Läuferinnen und Läufer tatsächlich die volle Distanz der Marathonstrecke zurücklegen. Für das leibliche Wohl der Teilnehmer wird an acht Verpflegungsstationen gesorgt, daneben werden acht Zelte mit medizinischem Personal bereit stehen, und schließlich wird ein sogenannter char balai (Besenwagen) fußkrank gewordene Läuferinnen oder Läufer aufsammeln und zum Ziel schaffen. Wie in den Vorjahren machen sich die Veranstalter keine Gedanken darüber, dass sich genügend Zuschauer einfinden werden. Die kommen garantiert, und sie können sicher sein, dass sie wieder ein Spektakel der besonderen Art zu sehen bekommen werden.

(M. Nauzin: Des innovations pour le marathon, in: Le Journal du Médoc,21. Aug. 2015)

Waschbären-Alarm

Das Departement Gironde ist groß, an vielen Stellen bewaldet, und es ist Wohnstätte von mancherlei Getier, solchem, das dort seit altersher heimisch ist und solchem, das erst seit kurzem dort, im ganzen wohl gut, lebt. Zu dieser Gruppe gehören auch die Waschbären, die eigentlich aus Nordamerika stammen, dann aber nach Europa gebracht wurden, wo sie eigentlich nur für die Produktion gefragter Felle sorgen sollten. Ursprünglich wurden sie in Käfiganlagen gehalten und damit daran gehindert, in die Umwelt zu entweichen. Seit einigen Jahrzehnten haben sie es dann jedoch geschafft zu entwischen – manche sind auch vielleicht von ihren Besitzern freigelassen worden, weil die anfangs possierlichen kleinen Räuber zu anstrengend wurden, und sie machen sich bemerkbar. So in einem Gartengrundstück in Caudajac, wo eine stattliche Gruppe von Waschbären sich entschlossen hat, die Annehmlichkeiten einer attraktiven Villa und ihres Gartens zu nutzen. Die etwa 15 Mitglieder der Sippe zeigen dabei im ganzen wenig Scheu vor Menschen. Die kleinen lassen sich von Futter anlocken und die großen inspizieren auch schon mal die Küche, aus der sich nicht vertreiben lassen. Sie zeigen ihre spitzen Zähne und signalisieren Bereitschaft, zuzubeißen. Das kann unter Umständen gefährlich werden, denn Waschbären gelten als potentielle Überträger von Tollwut, womit absolut nicht zu spaßen ist. Sie stehen nicht zuletzt deswegen auf der Liste der unerwünschten Tierarten, die man am liebsten und, da sie ja nicht zur heimischen Fauna gehören, ohne große Bedenken wieder loswerden möchte. Das ist jedoch den Waschbären nicht zu vermitteln. Sie bleiben und vermehren sich erst einmal kräftig, so dass man sie wohl bald schon an noch mehr Stellen des Departements sichten kann.

(H. Pons: Gironde : des ratons laveurs investissent le jardin d’une maison, in: SUDOUEST, 22. Aug. 2015, 16.08h, Interent-Ausg.

Rosenkönigin 2015

Grayan et-L’Hôpital gehört zu den sechs Gemeinden des Departments Gironde, in denen die Tradition der Wahl einer Rosière (Rosenkönigin) fortlebt. Die Wahl und der feierliche Umzug mit der diesjährigen Rosenkönigin Emeline fand am 5. Juli in Grayan statt und wurde musikalisch untermalt von der Band Pierrot de Macau, der klangvollen Musik des  Nordmedocorchesters sowie dem Gesang der Kirchenchöre von Grayan, Vensac und Talais. Die persönliche Eskorte der Rosenkönigin waren ihre Mutter, ihre Großmutter, ihre Geschwister und der von der Familie zum Ehrenjungen erkorene Maxime Ducheny.

Bürgermeister Serge Laporte holte die ganz in Weiß gekleidete Emeline am Sicaud Kreuz ab und geleitete sie zum Rathaus , wo die Krönung mit weißem, blauem und rotem Blumenschmuck unter dem Jubel der Zuschauer, Einwohner und Sommergäste vollzogen wurde. Nach einer feierlichen Messe zu Ehren der Rosière in der Église St. Pierre wurden zum Abschluss in der Festhalle Guy Lartigue  ein vin d’honneur gereicht.

Die Wahl der Rosière in Grayan wurde vor 102 Jahren von Louis Bertrand Babylone, einem betuchten Einwohner des Ortes gestiftet und mit einem Kapital ausgestattet, das es auch heut noch erlaubt, die Rosière zu wählen und zu feiern.

(Fête de la Rosière,in : Grayan et l’Hopital, Bulletin Municipal no 28 1er semestre  2015)

Mehr zum Brauch der Rosière : Klick

Umfrage

Der Gemeindeverband der Lacs Médocains wird in den nächsten Wochen eine breit angelegte Umfrage starten, um bei Geschäftsinhabern und Touristen in Erfahrung zu bringen, wie zufrieden oder auch nicht sie mit den örtlichen Gegebenheiten sind. Damit sollen Anhaltspunkte gewonnen werden für die weitere Entwicklung des Tourismussektors. Dabei geht es vor allem um die drei Gemeinden Hourtin, Carcans und Lacanau, auf deren Gebieten 13 Strände liegen. Die breit angelegte Untersuchung wird mit Mitteln des Conseil régional, des Conseil départemental, des Staates und der EU finanziert.  Die Befragungen werden in französischer und englischer Sprache durchgeführt. Dazu werden Fragebögen ausgeteilt und Gespräche geführt, wobei vor allem danach gefragt wird, ob die Touristen regelmäßig in die Gegend kommen, wie sie dorthin gelangen, ob sie öffentliche Verkehrsmttel benutzen etc. Alles in allem will man mit der Umfrage dazu beitragen, dass der vielfach beobachtete Schock, der nach den Erosionsschäden des Winters 2013/14 viele Touristen verschreckt hatte, abgefangen wird. Dabei soll  erreicht werden, dass der langfristig wirkende Prozess der Erosion als ein natürlicher Vorgang begriffen wird, auf den man sich einstellen kann und muss. Die Auswertung der Befragung wird einige Zeit beanspruchen. Man rechnet damit, dass Anfang 2017 erste Maßnahmen eingeleitet werden können, um die Ergebnisse der Untersuchung umzusetzen.

(É. Gomez: Les plages à l’étude, in : SUDOUEST, 21. Aug. 2015)

Stauzentrum Bordeaux

Die Rocade von Bordeaux ist einer der Straßenabschnitte in Frankreich, auf denen am schnellsten Staus passieren, und dies vornehmlich dort, wo die ansonsten dreispurige Rocade zweispurig wird. Es wird zwar am Ausbau dieser Umgehungsautobahn gearbeitet, aber auch nach Abschluss der laufenden Maßnahmen werden 11 km vorerst zweispurig bleiben. Besonders schnell treten Staus dort auf, wenn die Witterungsverhältnisse ungünstig sind, da dann die Fahrgeschwindigkeit der Autos schnell unterschiedlich wird, was die Ausbildung von Staus befördert. Ein schnelles Ende dieser Probleme ist nicht in Sicht, und die Empfehlungen der Verkehrsexperten, bestimmte Wochenenden und Regionen tunlichst zu vermeiden, können nur von wenigen genutzt werden. Dabei gibt es, wenn man auf die betroffenen Autofahrer hört, eine Lösung, die schon 30 Jahre alt ist. Gemeint ist die großräumige westliche Umfahrung von Bordeaux durch eine neue Autobahn samt Girondebrücke. Dieses in den 80er Jahren aufgetauchte Projekt hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die 2008 auf massiven Druck der Gegner des contournement zur Einstellung der Planungen geführt hat. So endgültig, wie dies sich viele gewünscht haben mögen, war die Beendigung der Diskussionen jedoch nicht, denn immer wieder tauchten Stimmen auf, die die Debatte, wenn nicht wach, dann doch am Leben hielten. Der prominenteste Beitrag in diesem Zusammenhang kam von Alain Juppé, dem Maire von Bordeaux, der 2011 unverblümt forderte, man müsse die Debatte um das contournement wieder aufnehmen. Geschehen ist seither nichts Konkretes, der Staat jedenfalls hat sich um keinen Millimeter bewegt. Ob das so bleibt, wenn ein neuer Hausherr in den Amtssitz des Präsidenten einzieht, ist derzeit nicht vorherzusagen, unmöglich wäre es jedoch nicht.

(J.-D. Renard: Bordeaux a toujours un goût de bouchon, in : SUDOUEST, 15. 08. 2015)

Es muss gebaggert werden

Die Gironde ist nicht nur die größte Trichtermündung Europas, sie transportiert auch rekordverdächtig viel Sinkstoffe, die sich auf dem Weg zum Atlantik ablagern und, wenn man nichts dagegen unternimmt, damit die Wassertiefe in der Fahrrinne verrringern. Um das zu verhindern, ist ein Baggerschiff, seit 2013 ist das die 89 m lange Anita Conti, rund um die Uhr girondeauf und -ab im Einsatz, um sicherzustellen, dass auch größere Schiffe bis Bordeaux gelangen können. Die Anita Conti ist darauf ausgelegt, jährlich bis zu 7,5 Millionen Tonnen Schlamm aufzunehmen und dort abzuladen, wo es der Schiffahrt nicht schaden kann. In den Lagerräumen des Baggerschiffs können bis zu 3000 Tonnen Schlamm untergebracht werden. Die Dordogne und die Garonne bringen jährlich zwischen zwei und acht Millionen Tonnen Sinkstoffe in die Gironde, von denen sich 1,5 bis 3,0 Millionen Tonnen im Mündungstrichter ablagern. Dabei werden Inseln gebildet oder auch abgespült. Jüngstes Biespiel für eine Insel, die veschwunden ist, ist die Insel vor Trompeloup bei Pauillac, die inzwischen ganz abgetragen worden ist. Nur der einst auf der Insel stehende kleine Leuchtturm, der allerdings schon längst außer Betrieb ist, hat noch überlebt.

Das Bedürfnis nach einer größeren Wassertiefe in der Fahrrinne der Gironde hat sich im Verlaufe des 19. Jahrhunderts herausgebildet, als die Größe der Schiffe und damit ihr Tiefgang immer mehr zunahmen und die natürliche Wassertiefe von fünf bis sechs Metern nicht mehr ausreichte. Zunächst hat man durch Eindeichungen der Inseln in der Gironde versucht, die Strömungsgeschwindigkeit zu vergrößern, um so die Ablagerungen zu reduzieren. Als das nicht mehr ausreichte, wurden ab 1885 systematische Ausbaggerungen mit speziell dafür gebauten Schiffen vorgenommen. Und die einmal begonnenen Maßnahmen verlangen nach permanenter Fortsetzung, um sicherzustellen, dass Bordeaux weiterhin von größeren Schiffen angelaufen werden kann.

(J.-L. Eluard / Th. Moritz : Elle ouvre la voie de l’Estuaire, in : SUDOUEST Le MAG, 15. Aug. 2015)

Teures Bordeaux

Die Studentengewerkschaft UNEF (Union Nationale des Étudiants de France) hat, wie jährlich üblich, ausgerechnet, wieviel Geld ein Student pro Monat ausgeben muss, um leben zu können. Dabei hat man festgestellt, dass der erforderliche Mindestbetrag in Bordeaux sich auf 816 Euro beläuft, womit Bordeaux auf dem achten Platz der Universitätsstädte rangiert, etwa gleichauf mit Lille, aber deutlich hinter dem Spitzenreiter Paris, wo ein Student pro Monat 1152 Euro braucht, um über die Runden zu kommen.

Der statistische Normalstudent in Bordeaux braucht durchschnittlich 468 Euro pro Monat für seine Wohnung, wenn er nicht in einem (relativ preisgünstigen) Studentenheim unterkommt. Damit muss er etwas mehr aufwenden als seine Kommilitonen in andere Universitätsstädten außerhalb des Großraums Paris. 18,25 Euro pro Monat muss er für Tram und Bus ausgeben, wenn er ein Studententicket löst. Für die unabweisbaren monatlichen Ausgaben außer Wohnung und Verkehrsmittel fallen  weitere 330 Euro an, was jedoch nur dann ausreicht, wenn er konsequent in der Mensa isst. Rund 50% der Studenten haben einen Job, der sie pro Woche mindestens 11 Stunden in Anspruch nimmt. Die Studenten, die auf diese Weise ihr Budget aufbessern, haben ein doppelt so hohes Risiko, ihr Studium nicht erfolgreich abzuschließen wie die glücklichere Hälfte, die nichts dazuverdienen muss.

(C. Darfay: Chère rentrée étudiante, in: SUDOUEST, 17. August 2015)

Bison futé – noch eine bedrohte Art?

Bison futé“ ist eine in den 70er Jahren geschaffene Gestalt, die den französischen Straßeninformationsdienst darstellt und  seit fast vierzig Jahren Angaben über den Verkehr auf französischen Straßen sammelt und zugänglich macht. Er wird vom Centre national d’information routière (Cnir), das in Rosny-sous-Bois (Seine-Saint-Denis) angesiedelt ist, betrieben, das dazu sieben regionale Direktionen unterhält, eine davon in Mérignac bei Bordeaux. Im Laufe der Jahre ist so eine regelrechte Behörde entstanden mit zahlreichen Arbeitsplätzen. Die verursachen naturgemäß Kosten, und das ist in den Zeiten knapper Finanzen ein Faktor, der Konsequenzen haben kann. Das scheint derzeit für „Bison futé“ zuzutreffen, denn aus dem zuständigen Ministerium verlautete, man habe vor, den gesamten Straßeninformationsdienst zu modernisieren. So recht klar ist das, was damit gemeint ist, noch nicht, die Gewerkschaften haben aber düstere Ahnungen, womöglich auch schon konkretere Informationen, dass mit der Modernisierung massiv Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Das Umweltministerium, das auch für den Straßenverkehr zuständig ist, versichert, die geplanten Maßnahmen würden von einem sozialen Dialog begleitet, der in einem konstruktiven Klima ablaufe. Hört sich gut an, beruhigt aber die Betroffenen nicht wirklich.

(J.-D. Renard: Le ministère veut le scalp de Bison futé, in : SUDOUEST, 16. Aug. 2015)

Besuch des Kardinals Ricard

Kardinal Ricard aus Bordeaux hat am letzen Sonntag der kurz zuvor wieder geweihten Kapelle in L’Hôpital einen viel beachteten Besuch abgestattet, zu dem zahlreiche Bewohner und Würdenträger der umliegenden Gemeinden sich ebenfalls eingefunden hatten. Der Präsident der Amis de la Chapelle de l’Hôpital zeigte sich erfreut über das Interesse, das der Kardinal der kleinen Kirche in L’Hôpital bekundete und verwies auf die nächsten Veranstaltungen seines Vereins, zu denen unter anderem ein Diavortag zweier moderner Jakobspilger über ihren Weg nach Santiago de Compostella zählt, der am Freitag, 21. August, 21.00h in der Kapelle in L’Hôpital stattfinden wird.

(M. Caporal: Monseigneur Ricard a visité la chapelle, in : SUDOUEST, 15. August 2015)

Landnahme

Unweit vom Leuchtturm von Cordouan deutete vor wenigen Jahren eine Sandbank an, dass sie vorhatte, zu einer Insel zu werden. Erste Spuren von Vegetation zeigten sich, bevor der Orkan Xynthia das meiste davon hinwegfegte. Trotz dieses Rückschlages überdauerte die Beinaheinsel bis heute. Diese Vorgänge wurden naturgemäß auf beiden Ufern der Gironde beobachtet, dabei wohl mehr auf der nördlichen Seite im Departement Charente maritime. Und bei diesen Beobachtungen fiel auf, dass die einige hundert Quadratmeter große Sandbank, aus der vielleicht doch noch eine Insel werden könnte, niemandem gehörte. Global war alles klar, da die Sandbank innerhalb der französischen Hoheitsgewässer liegt, aber danach gab es Unklarheiten, zu welchem Departement sie zu rechnen sei. Da sie in den alten Katastern nicht verzeichnet war, bestand, so meinte eine Gruppe unternehmungslustiger Eroberer aus der Charente maritime Handlungsbedarf: Man müsse, so hieß es,  vollendete Tatsachen schaffen und besagte Sandbank mit Inselperspektive für das Departement Charente maritime in Besitz nehmen. Die Idee fand Anklang und am Morgen des 10. August 2015 machten sich ein knappes Dutzend Boote auf den kaum 20minütigen Weg, um dort mit großem Pomp den Besitzanspruch des Departement Charente maritime auf den feuchten Flecken Erde anzumelden. Zu diesem Zweck wurde formvollendet eine Fahne des Departements in den weichen Sand gerammt und dessen Hymne vornehmlich laut aus rund fünfzig Kehlen in den steifen Wind gesungen. Und seither gehört die Sandbank mit Entwicklungspotential zur Charente martime, meinen die Expedtionsteilnehmer. Man kann das auch bestreiten, denn rechtlich ist nichts Verbindliches passiert. Wird auch wohl sobald nicht, denn es ist längst nicht ausgemacht, dass die besagte Sandbank wirklich zu festem Land wird.

(L. Herpeux: La farce charentaise, in: SUDOUEST, 11. Aug. 2015)

Busanbindung des Flughafens Bordeaux-Mérignac

Seit dem 5. Juli 2015 hat die alte Zubringerbusverbindung von Mérignac zum Bahnhof Saint-Jean Konkurrenz bekommen durch eine neue geführte Linienverbindung der Stadtbusse von Bordeaux. Der SUDOUEST hat beide getestet und die Ergebnisse publiziert. Beim Fahrpreis hat eindeutig die neue Buslinie die Nase vorn, denn bei ihr zahlt man pro Fahrt und Person 1,50 Euro, während der alte Zubringerbus 7,20 Euro für die einfache Fahrt und 10,50 Euro für die Hin- und Rückfahrt kostet. Auch bei der Frequenz der Verbindungen liegt die neue Linie 1 vorn: sie verkehrt alle 15 Minuten, während der alte Zubringer in stündlichem Abstand fährt. Dabei verkehrt die neue Linie von 5.00h bis 0.30h, während der alte Zuringer von 6.00 h bis 21.00h vom Bahnhof und von 8.00h bis 23.00h vom Flughafen verkehrt. Beim Komfort liegt jedoch der alte Zubringerbus deutlich in Front. Das gilt auch für die Fahrzeit, bei der der alte Zubringerbus Vorteile hat, weil er ohne Zwischenhalt vom Flughafen zum Bahnhof fährt und umgekehrt. Die neue Buslinie bedient hingegen 41 Haltestellen, was naturgemäß Zeit kostet. Im Plan sind dafür 50 Minuten vorgesehen, aber bei Phasen größerer Verkehrsdichte kann daraus leicht mehr werden. Dafür besteht zwischen den Endstationen eine Vielzahl von Zu- und Aussteigemöglichkeiten, die die Benutzung dieser Linie auch für Leute interessant macht, die gar nicht zum Flughafen wollen. Alles in allem wird wohl jeder Reisende für sich entscheiden müssen, ob er dem alten Zubringer oder der neuen Linie 1 den Vorzug gibt.

 (C. Darfay: Bordeaux : on a testé la nouvelle liaison gare-aéroport, in : SUDOUEST, 12. Aug. 2015)

Vor 80 Jahren

1935 war ein Jahr, das für die Passagierschifffahrt über den Nordatlantik einen besonderen Erinnerungswert hat, denn in diesem Jahr lief die Normandie vom Stapel, die nach ihrer Indienststellung das größte, schnellste und luxuriöseste Schiff zwischen den Häfen der alten und der neuen Welt war. Sie überquerte 139 mal den Atlantik, dazu unternahm sie zwei Kreuzfahrten. Zu ihren Passagieren zählten zahlreiche Prominente wie Marlene Dietrich, Josephine Baker, Cary Grant, Tristan Bernard, Antoine de Saint-Exupéry, Albert Lebrun etc. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Normandie auf Veranlassung ihrer Besitzer im Hafen von New York stillgelegt, um sie vor den Risiken des Kriegsgeschehens zu schützen, doch brach 1942 ein Brand auf dem Schiff aus, der den Ozeanriesen kentern ließ. Die Erinnerung an ihn lebte nur in Fotos fort, bevor 2005 ein Farbfilm gefunden wurde, der die Normandie aus vielen Perspektiven vorstellt. Dieser Film wird am Samstag, dem 15 August 2015 im Hafen von Le Verdon gezeigt. Nach einer Einführung (21.15h) folgt um 21.40h die Vorführung auf einer großen Leinwand (gratis).

(M. C. : Bernard Gaillard raconte le « Normandie », in : SUDOUEST, 13. Aug. 2015)

Kapelle L’Hôpital

Die kleine Kapelle von L’Hopital, die über lange Jahre ein vernachlässigtes Schattendasein geführt hat., ist nach den energischen Anstrengungen eines Vereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, diese kleine Kirche wiederzuerwecken, kaum noch wiederzuerkennen. Nach umfangreichen Aufräum- und Sanierungsarbeiten ist sie nunmehr wieder geweiht worden. Die Zeremonie wurde von Abbé Daniel Da Rocha in Gegenwart der Bügermeister von Grayan-et-L’Hôpital und von Talais vollzogen. Der Bürgermeister von Talais übergab dabei als Geschenk ein restauriertes Kreuz aus der Kirche von Talais.

Die an einem der Jakobswege gelegene Kapelle von L’Hôpital ist zwar erst Ende des 19. Jahrhunderts erbaut worden, sie steht aber auf den Grundmauern einer mittelalterlichen Kapelle, die zur großen Zeit der mittelalterlichen Pilgerbewegung nach Santiago de Compostella errichtet worden war. Die Architketur der jetzt stehenden Kapelle orientiert sich in einer gefällig unauffälligen Weise an den schlichten klaren Linien der architektonischen Vorstellungen der Templer. Seit ihrer Wiedererweckung ist die Kapelle während der Sommersaison mittwochs und sonntags am späten Vormittag zu besichtigen,

(M. Caporal: La chapelle de l’Hôpital bénie, in : SUDOUEST, 8. August 2015)

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Die Hermione ist zurück

Der Nachbau der historischen L’Hermione ist nach einer höchst publikumswirksamen Abfolge von Stationen in der Neuen Welt in heimatliche Gefilde zurückgekehrt. Sie wurde am Montag, dem 10. August 2015 von einer ganzen Armada vor Brest erwartetet und dann in den Hafen eskortiert. Hinter dem Dreimaster liegt eine Atlantiküberquerung, die um vieles härter war als die Hinfahrt. Drei Sturmtiefs waren zu bewältigen, und die Geschwindigkeit der Fregatte wurde mit 13,3 Knoten gemessen, mehr als ihr ursprünglich zugetraut worden war. Auch die Tagesleistung von 240 nautischen Meilen (ungefähr 450 km) übertraf dabei die Erwartungen. Die Erwartungen wurden auch übertroffen bei dem Empfang, der der Hermione in den Häfen zuteil wurde, die sie angelaufen hat. Der Kommandant war voll des Lobes über sein Schiff, als er sagte, er und die Mannschaft seien überrascht worden von dem „navire parfait“, dem vollkommenen Schiff.

Nach ihrer Rückkehr wird das Schiff in der Zeit vom 20. bis 26. August in Bordeaux erwartet, wo zahlreiche Gelegenheiten bestehen, den Dreimaster zu besichtigen ( 5 € für Erwachsene, 3€ für Kinder unter zwölf Jahren). Parallel zu den Besichtigungen wird eine Spendenaktion laufen, die weitere Mittel für den Erhalt der Fregatte beschaffen soll, die von nun an ohne staatliche Unterstützung auskommen muss.

(St. Dubourg: Un retour en grâce, in : SUDOUEST, 8. Aug. 2015 ; vgl. Auch : M.-Cl.  Aristégui : « L’Hermione » de retour en France, in : SUDOUEST, 11. August 2015))

Wasserkühlung

Wenn in den letzen Wochen über den Sommer 2015 im Südwesten Frankreichs gesprochen wurde, dann liefen die Aussagen auf Temperaturrekorde hinaus und es wurde insgesamt festgestellt, dass dieser Sommer mit Temperaturen einherkam, die über den langjährigen Durchschnittswerten lagen. In der nördlichen Hälfte der Region Aquitaine, mithin auch im Médoc, wurde jedoch ein unerwartetes Phänomen registriert, denn die Wassertemperaturen waren oft unerwartet niedrig. Es gab nicht selten Tage, an denen an den Stränden Lufttemperaturen gemessen wurden, die sich auf die 40° zubewegten, während es ihm Wasser nur zu 16° oder 17° reichte. Die Statistiker konstatierten zweifelsfrei, dass die durchschnittlichen Wassertemperaturen im nördlichen Teil der Region Aquitaine unter den langjährigen Durchschnitten lagen. Dieser Befund, der nicht zu den ansonsten gängigen Feststellungen zum Thema Klimawandel passt. Er lässt sich jedoch erklären, wenn die in den letzten Wochen beobachteten Windrichtugen analysiert werden. Dann stellt sich nämlich heraus, dass Windlagen vorgeherrscht haben, die das erwärmte Oberflächenwasser von den Küsten weggetrieben haben, so dass kühleres Wasser aus größeren Tiefen aufsteigen und die Wassertemperatur fühlbar absinken lassen konnte. Durch Änderungen der Windrichtung, die manchmal sehr kurzfristig eintreten,  können Schwankungen der Wassertemperatur um bis zu 4° innerhalb von wenigen Stunden bewirkt werden. Wer in den letzten Wochen eigene Erfahrungen  mit dem Atlantikwasser an den Médocstränden gesammelt hat, weiß jetzt, warum es manchmal so kühl zuging.

(J.-D. Renard: C’est l’été des bains froids, in : SUDOUEST, 8. Aug. 2015)

Harzsammlung

Bis in die letzten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts war im Médoc das planmäßige Sammeln von Kiefernharz ein Erwerbszweig, der tausende von Arbeitsplätzen bereithielt. Nachdem ausländische Anbieter die heimischen Harzsammler verdrängt hatten, gab es für einige Zeit keine Aktivitäten dieser Art mehr in den ausgedehnten Kiefernwäldern des Südwestens Frankreichs. Vor wenigen Jahren wurde dann begonnen, mit neuen Verfahren in einigen Waldparzellen, vornehmlich in der Nähe des Bassins von Arcachon, zu testen, ob es nicht doch eine Chance für die Harzgewinnung gab. Da die Ergebnisse erfolgversprechend waren, wurde man auch im Médoc aufmerksam und überlegte, was zu tun sei. Die erste konkrete Maßnahme dieser Art findet zur Zeit in der Nähe von Saint-Hélène statt, wo man in einem begrenzten Versuch an 250 Kiefern ausprobiert, ob die Erträge, die man weiter südlich erreicht hat, auch im Médoc zustandekommen.  Im Herbst wird man die Ergebnisse des Experiments auswerten und, so wird derzeit angenommen, eine durchaus positive Bilanz ziehen können. Danach könnte dann im nächsten Jahr in einer größeren Waldparzelle die neue Technik zugunsten der Gemeindekasse von Saint-Hélène angewendet werden.

(B. Duporge: La résine coule à nouveau  dans la forêt communale, in: SUDOUEST, 7. Aug. 2015)

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Feuerwehr aus der Luft

Die Amphibienflugzeuge des Typs Canadair CL 415 werden seit ihrem Erstflug im Jahre 1993 gebaut, inzwischen haben mehr als 70 die Fabrikhallen des Herstellers verlassen. Ein Teil von ihnen tut Dienst in Frankreich, wo diese robusten und wirkungsvollen Flugzeuge vor allem zur Bekämpfung von Waldbränden aus der Luft eingesetzt werden. Zwei dieser überaus wirkungsvollen Flugzeuge sind zur Zeit in Mérignac stationiert, von wo aus sie in maximal 30 Minuten aufsteigen können. Die Piloten legen Wert darauf festzustellen, dass sie im Durchschnitt nach 13 Minuten in der Luft sind. Dann nehmen sie zunächst Kurs auf eine vorbestimmte Wasserfläche, auf der sie beim Durchstarten 6000 Liter Wasser aufnehmen, mit denen sie zu ihrem Einsatzgebiet fliegen. Aus Gründen der Zielgenauigkeit wird das Löschwasser aus möglicht geringer Flughöhe abgelassen, was jedoch an die Piloten wegen der extrem schnell veränderten Gewichts- und Trimmungssituation des Flugzeugs höchste Anforderungen stellt. Experten gehen davon aus, dass ein Canadair-Pilot sechs bis acht Jahre braucht, bis er dieses Flugzeug optimal beherrscht. Piloten, die dieses Können unter Beweis stellen können, haben ein rigides Auswahlverfahren hinter sich. Sie müssen mindestens 3000 Flugstunden absolviert haben und über große Erfahrungen im Tiefflug verfügen.

(S. Reynaud: Lutte aérienne contre le feu, in: SUDOUEST, 6. August 2015)

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Für den Oenotourismus

Der Oenotourismus (Kunstwort aus der griech. Wurzel oinos – Wein und Tourismus) ist in den Weinbauregionen Frankreichs ein Bereich, der mehr und mehr Bedeutung erlangt. Zahlreiche Châteaux des Médoc haben die Chancen erkannt, die sich daraus für die Produzenten und den Absatz der Weine ergeben und sie investieren teilweise kräftig, um davon zu profitieren. Zu diesem Zweck sind in den letzen Jahren auf vielen Châteaux Gebäude und Einrichtungen geschaffen worden, die vornehmlich dem mit dem Weinbau verbundenen Tourismus dienen. Eines der jüngsten Beispiele für einen attraktiven Neubau in diesem Bereich findet sich auf dem Gelände des Château Gruaud Larose bei Beychevelle, wo ein 18 m hohes futuristisch anmutendes turmähnliches Gebäude errichtet wurde, das neben der Möglichkeit, die Weinfelder des Châteaus und seine Umgebung aus einer erhöhten Position zu betrachten eine großzügig dimensionierte Verkaufsfläche bereithält, in der die Weine des Château verkostet und natürlich auch gekauft werden können. Die Leitung des Châteaus ist sicher, dass die für diesen Neubau aufgewendeten Mittel sich rentieren werden, weil sie dazu beitragen werden, Kunden anzuziehen, die dann später als Multiplikatoren  die Bekanntheit der Weine dieses Châteaus  verbreiten werden.

(J. Lestage: Un tour par Gruaud, in: SUDOUEST, 4. Aug. 2015)

Rote Fahnen

Am Nachmaitag des 5. August wurden an vielen Stränden an der Küste südlich vom Bassin von Arcachon rote Fahnen aufgezogen, die bedeuteten, dass von den Sicherheitskräften ein absolutes Badeverbot verhängt worden war. Der Grund lag in dem Zusammentreffen zweier Faktoren: einem hohen Koeffizienten von fast 100 und einer ungewöhnlich starken Dünung, die mit bis zu drei Meter hohen Wellen auf die Strände auflief. Während an den Küsten des Médoc die Dünung gedämpft wurde durch die zahlreichen vorgelagerten Sandbänke, fehlen ähnliche Puffer in den südlich vom Bassin von Arcachon liegenden Strandabschnitten weitgehend. Die Sicherheitskräfte setzten das Badeverbot konsequent durch und untersagten selbst Fußbäder, da durch immer wieder auflaufende besonders hohe Wellen die Gefahr bestand, dass Personen aus dem Gleichgewicht gebracht werden könnten und dadurch in Gefahr gerieten. Es wird erwartet, dass sich die Dünung abschwächen wird und dass bald wieder normaler Strandbetrieb möglich sein wird, was am Atlantik aber immer heißen muss, dass man außerhalb der überwachten Badezonen nicht ins Wasser geht. Die Statistiker haben festgestellt, dass täglich vier Menschen in Frankreich ertrinken, die Hälfte davon im Meer.

(Chr. Lamaison: Face à la houle, les plages hissent le drapeau rouge, in : SUDOUEST, 6. Aug. 2015)

Abfahrt nach New York

Am letzten Donnerstag startete vom Gelände der Firma Strato Compo in Grayan auf drei Sattelschleppern ein Transport der besonderen Art. Mit diesem Transport ging ein Kunstwerk des amerikanischen Malers und Bildhauers Frank Stella auf die Reise, das im Rockefeller Center in New York ausgestellt werden wird. Das monumentale Werk wiegt 32 Tonnen und trägt den Namen „Der Kiosk“. Es wird zunächst auf der Straße in einem Konvoi bestehend aus den drei Sattelschleppern und eskortiert von mehreren Begleitfahrzeugen sowie vier Polizisten auf Motorrädern nach Antwerpen verfrachtet, von wo aus es per Schiff die Reise über den Atlantik antreten wird. Die nunmehr auf dem Weg befindliche Arbeit von Frank Stella ist schon das zweite Werk dieses Künstlers, das er von der Firma Strato Compo ausführen lässt. Das erste mit dem Titel „La Chapelle“ entstand 2014 für die Stiftung Bernard Venet in Muy im Departement Var.

(M. Caporal, Le « Kiosque » est parti pour New York, in: SUDOUEST, 4. Aug. 2015)

Amphibisch durch das Médoc

Die Famile Grass, die von Le Verdon aus mit ihren Ausflugsbooten La Bohème Touren zum Leuchtturm von Cordouan oder die Gironde aufwärts anbietet, erwartet in den nächsten Tagen die Zulassung ihrer neuesten Erwerbung. Dabei handelt es sich um ein Amphibienfahrzeug, das zu Wasser und zu Land unterwegs sein kann. Es soll  ebenfalls im Ausflugsverkehr eingesetzt werden und dabei Touren anbieten, die auf die speziellen Möglichkeiten eines Amphibienfahrzeugs zugeschnitten sind. Sobald konkrete Fahrpläne für das neue Gefährt vorliegen, werden wir berichten.

(Bientôt un bateau amphibie au Verdon, in: SUDOUEST, 3. Aug. 2015)

Zusammenarbeit

Das erste Augustwochenende gehört zu den verkehrsreichsten in Frankreich, weil sich große Ströme von Urlaubern in die Ferienregionen begeben (die aoûtiens, die Augustfahrer) und eine erste Welle von Rückkehrern den heimischen Gefilden zustrebt (die juillettistes, die Julifahrer also). Wie in den Vorjahren zieht die französische Polizei gern Polizisten aus den Nachbarländern hinzu, um die  Verkehrsströme besser bändigen zu können. In diesem Jahr fand eine großangelegte Kontrolle an der nördlich von Bordeaux gelegenen Mautstelle von Virsac an der Autobahn A 10 in Richtung Nord-Süd statt, bei der deutsche und niederländische Beamte ihre französischen Kollegen unterstützen. Grundlage für diese Kooperation ist der Vertrag von Prüm aus dem Jahre 2008 der die grenzüberschreitende Polizeiarbeit regelt. Die Mautstelle von Virsac wurde am ersten Augustsamstag von 100.000 Fahrzeugen benutzt, dreimal soviel wie an regulären Tagen. Die Polizei kontrolliert mit geübtem Blick da, wo der Verdacht besteht, dass Unregelmäßigkeiten aufzudecken sind, an diesem Tag jedoch eher präventiv. Die Autofahrer nehmen die Kontrollen mit Gelassenheit, Ausländer begrüßen es aber, wenn sie in ihrer Sprache angesprochen werden und damit sonst oft kaum überwindbare Kommunikationsprobleme nicht bestehen. Für die französische Polizei ist ausgemacht, dass die zahlreichen Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen beibehalten und unter Umständen sogar intensiviert werden, weil sich die Unfallzahlen offenbar in dem Maße nach unten bewegen wie die Überwachung zunimmt. Ein neues Glied in dieser Kette wird von Hubschraubern gebildet, die den Verkehr aus der Luft überwachen. Die Kameras, die dabei eingesetzt werden, können bis auf vier Kilometer Entfernungen Nummernschilder identifizieren und bei Bedarf an Polizisten auf Motorrädern übermitteln, die dann die vermutlichen oder bereits erkannten Verkehrssünder dingfest machen..

(J. M. Desplos: « Tschüss et bonne route » in: SUDOUEST, 2. Aug. 2015)

Rätselhaftes

Das Becken von Arcachon zieht wie ein Magnet Touristen an, was jeder versteht, der einmal dort gewesen ist. Eine der besonderen Attraktionen ist die vor der Düne von Pilat gelegene Sandbank von Arguin, um die es allerdings nicht gut steht, denn sie wird  in rund 15 Jahren verschwunden sein. Kein Grund zur Panik, denn sie wird wiederkommen, wann und wie weiß man allerdings nicht so genau. Hintergrund dieser Bewegungen ist ein immerwährender Prozess, in dessen Verlauf sich die Zufahrt zum Becken von Arcachon umgestaltet. Ausgelöst werden diese Prozesse von einer Nord-Süd-Strömung, die von Soulac bis Capbreton reicht und permanent Sand transportiert. Dabei handelt es sich um gewaltige Mengen, die auf rund 700.000 m³ pro Jahr geschätzt werden. In dieser Nord-Süd-Strömung stellt das Becken von Arcachon einen Störfaktor dar, was durch die im Gezeitenwechsel stattfindende Entleerung und Befüllung starke Bremswirkungen für die Meeresströmung hat. Und bei diesem Abbremsvorgang wird Sand abgelagert, der eine ständige Wanderung der Einfahrtkanäle in das Becken verursacht.  Dabei verschieben sich die Einfahrtrinnen in Richtung auf die Düne von Pilat zu, so dass in einem Zyklus von 80 bis 120 Jahren die nördliche und südliche Einfahrtrinne sich vereinigen, bevor dann wieder zwei getrennte Kanäle ausgebildet werden. Und das sichtbarste Zeichen dieser Transformationen ist die Sandbank von Arguin, die bei der Vereinigung der beiden sonst getrennten Rinnen verschwindet, aber kurz darauf sich wieder zu bilden beginnt.

(D. Lherm: Le jour où Arguin disparaîtra, in : SUDOUEST, 1. Aug. 2015)

Halbzeit

Der Sommer schreitet mit großen Schritten auf die Nachsaison zu. Die juillettistes haben ihre Plätze geräumt für aoûtiens, und das Tourismusgewerbe zieht eine erste Bilanz. Die sieht im Großen und Ganzen gut aus, zumindest die Offices de tourisme melden gegenüber 2014 angestiegene Besucherzahlen. Hauptursache scheint dabei das makellose hochsommerliche Wetter im Juli gewesen zu sein, dass viele Touristen, die vielleicht vorher zögerlich waren, zu einem Urlaub überredet hat. Zufrieden ist auch die Familie Grass, die die Ausflugsboote mit dem Namen La Bohème betreibt und feststellt, dass man gegenüber dem Vorjahr mehr Fahrgäste auf den familieneigenen Booten hatte. Vereinzelt gibt es aber weniger Anlass zur Zufriedenheit, so etwa auf dem Campingplatz in Maubuisson, wo man Ende Juli einen Besucherrückgang um 10% gegenüber dem Vorjahr feststellt. Eine schlüssige Erklärung dafür hat man nicht. Man vermutet, dass sich Auswirkungen der Krise bemerkbar machen. Wie es im August weitergeht, weiß man noch nicht genau, man setzt aber auf den Optimismus der Meteorologen, die einen sommerlichen Monat voraussagen. Es gibt wohl nur wenige, die damit nicht einverstanden wären.

(E. Gomez: Ils n’attendent plus qu’un beau mois d’août, in: SUDOUEST, 1. Aug. 2015)

Wagner in Bordeaux

In der Eingangshalle des Hotels Quatre Soeurs in Bordeaux hängt unübersehbar ein Gemälde, das Richard Wagner zeigt, und außen an dem Gebäude findet sich eine Plakette, die vermeldet, selbiger habe dort im Mai 1850 gewohnt. Dabei war Wagner damals schon zum zweiten Male in Bordeaux. Sein erster Aufenthalt hat eine Vorgeschichte, die nur indirekt mit den musikalischen Meriten des Meisters zu tun hat, dafür aber mit einer Frau. Es handelte ich um Jessie Laussot, eine gebildete junge Engländerin, die mit einem Weinkaufmann aus Bordeaux verheiratet war, der sich aber wohl mehr um seine Geschäfte als um seine attraktive junge Frau gekümmert zu haben scheint. Wager lernte sie in Dresden kennen, wo er als Kapellmeister angestellt und mit Erfolg um die Festigung seines Ruhmes bemüht war. Als er 1849, weil man ihn revolutionärer Umtriebe verdächtigte, Hals über Kopf aus Dresden verschwinden musste und ins Ausland ging, erhielt er eine Einladung der Familie Laussot nach Bordeaux, die er annahm. Dabei kam er seiner jungen Verehrerin näher als es schicklich war, was er später auch ohne Umschweife in seiner Autobiographie vermerkte. Der dreiwöchige Aufenthalt verlief jedoch nach außen hin ungestört und Wagner reiste ab in Richtung Paris. Doch kam die Affäre bald darauf ans Licht, weil sich Jessie Laussot ihrer Mutter anvertraut hatte und ihr Mann ins Bild gesetzt worden war. Der war  in höchstem Grade wütend und kündigte an, er werde Wager eine Kugel in den Kopf schießen. Verständlicherweise hatte Wagner alles Interesse daran, dass es nicht soweit kommen würde. Er machte sich auf nach Bordeaux, um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen, wobei nicht überliefert ist, wie er es fertigbringen wollte, einen zum Äußersten entschlossenen Ehemann friedlich zu stimmen. Tatsächlich fand die Begegnung in Bordeaux jedoch nicht statt, denn als Wagner eintraf, war die Familie Laussot verreist. Dafür wurde Wagner von der Polizei aufgesucht und ihm, sicher auf Betreiben der Familie Laussot, bedeutet, seine Anwesenheit in Bordeaux sei in hohem Maße unerwünscht. Er habe unverzüglich abzureisen. Wagner verlegte sich aus Verhandeln und erreichte, dass er zwei Tage in Bordeaux bleiben konnte. Und die verbrachte er in dem Hotel, in dessen Eingangshalle sein Porträt noch heute hängt. Er hat Jessie Laussot übrigens nie wiedergesehen. Sie brach mit ihm und schrieb ihm, offenbar unter dem Einfluss ihrer Familie, sie sei von einem „professionellen Verführer manipuliert worden“.

(J. Rousset: Les frasques de Wagner, in : SUDOUEST, 28. Juli 2015)

September 2015

Mehr Studenten

Die Sommerferien der Studenten sind vorbei, doch laufen noch die Fristen für die Einschreibungen für das kommende Studienjahr. Auch wenn noch nicht alle Zahlen vorliegen, ist jetzt schon abzusehen, dass die Zahl der Studenten weiter ansteigt. Von 2013 auf 2014 hatte die Zahl der Studierenden um 2,4% zugelegt, und es sieht so aus, als ob in diesem Jahr der Zuwachs nicht unter dem des Vorjahres liegen wird. Der Präsident der Universität Bordeaux-Montaigne meldete, dass schon jetzt die Zahl der Einschreibungen um 800 gegenüber dem Vorjahr angewachsen ist. Da es außerdem weniger Studienabbrecher gibt, haben die Universitäten mehr und mehr Kapazitätsprobleme. Im Bereich der Gesellschaftswissenschaften sind in Bordeaux die Gesamtzahlen zwar stabil geblieben, doch zeichnet sich eine Zunahme der Studierenden bei der Soziologie und im Bereich der Sportwissenschaften ab. Bei den Studierenden haben die männlichen mit  58% ein Übergewicht. 31% der Studierenden haben ein Stipendium. Mit der Zunahme der Studentenzahlen wächst auch die Nachfrage nach Wohnraum. Seit 2006 sind 3.600 neue Studentenbehausungen fertiggestellt worden. 2.000 weitere sind in der Planung.

(I. Castéra: Les étudiants sont encore plus nombreux, in: SUDOUEST, 24. Sept. 2015)

Ortsumgehung Taillan

Seit Jahren schon ist die Ortsumgehung von Taillan in der Planung, die eine wesentliche Verbsserung der Verkehrsanbindung des Médoc an den Großraum Bordeaux bringen soll. Mehrfach wurden schon die Baumaschinen in Marsch gesetzt, doch bis jetzt erfolgte auf jeden Neustart ein vornehmlich von Umweltschützern erwirkter Verwaltungsgerichtsbeschluss, der die angelaufenen Arbeiten zum Stillstand brachte. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Das endgültige Urteil, das über das Schicksal der Ortsumgehung entscheidet, steht allerdings noch aus. Vor diesem Hintergrund ist ein Schreiben des Président du Département Gironde an die unter anderem für Umweltbelange zuständige Ministerin Ségolène Royal zu sehen, das den Versuch macht, die festgefahrene Situation in Gang zu bringen. Das Schreiben verweist auf die insgesamt ungünstige Verkehrsanbindung des Médoc, die für eine gedeihliche Entwicklung der Region alles andere als förderlich ist, und plädiert für eine zügige Durchführung der geplanten Neubaustrecke um Taillan herum. Dabei wird durchaus gesehen, dass es Verwaltungsgerichtsbeschlüsse gibt, die nicht aus der Welt geschafft werden können, doch scheint es einen Ausweg zu geben, der genutzt werden könnte. Der besteht darin, dass es von der Gesetzgebung her möglich ist, vor dem Ergehen eines endgültigen Urteils die Bauarbeiten neu zu starten. Nicht so recht klar wird bei dieser Initiative jedoch, was geschieht, wenn das endgültige Urteil den Gegnern der Ortsumgehung Recht gibt. Es ist daher wohl eher realistisch anzunehmen, dass das Schreiben an die Ministerin den Aktenbestand im Zusammenhang mit Taillan vergrößert, ohne Fortschritte in der Sache zu bewirken.

(Déviation du Taillan : Gleyze écrit à Royal, in: SUDOUEST, 24. Sept. 2015)

Rote Zahlen

Der Conseil interprofessionnel du vin de Bordeaux (CIVB) hat am 23. September 2015 Zahlen veröffentlicht, die zeigen, dass die Vermarktungsergebnisse der Bordeauxweine für den Zeitraum Juni 2014 bis Juni 2015 alles andere als zufriedenstellend waren. Bei den Zahlen für den Absatz innerhalb Frankreichs wird ein Rückgang von 7% festgestellt gegenüber dem Vorjahr. Beim Export sieht es etwas weniger schlecht aus, aber auch da ist die Tendenz mit einer Abnahme um 4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum unbefriedigend. Diese Zahlen kommen allerdings nicht unerwartet, da der Jahrgang 2013 mengenmäßig weit unter den Durchschnittsergebnissen lag. Die Weinerzeuger tröstet das allerdings wenig, denn für sie zählen zuerst und hauptsächlich die Beträge, die in ihren Kassen klingeln, und die haben von Juni 2014 bis Juni 2015 eindeutig weniger Geräusche verursacht als sonst.

(-7%, in: SUDOUEST, 24. 09. 2015)

Bunker im Angebot

Ein Grundbesitzer am Cap Ferret stellt einen gut erhaltenen Bunker aus dem zweiten Weltkrieg zum Verkauf. Das Gebäude mit einer Fläche von 100 m² Nutzfläche wird als besonders geeignet für die Lagerung von Wein angeboten, wobei direkt vor Ort dafür wenig Nachfrage bestehen dürfte, denn die Gegend um das Cap Ferret zählt nicht gerade zu den ausgewiesenen Weinregionen des südwestlichen Frankreichs. Für den Bunker dürfte dennoch sprechen, dass hinter seinen meterdicken Betonwänden äußerst ausgeglichene Temperaturen herrschen, wobei zwischen den Jahreszeiten nur geringfügige Schwanklungen zu registrieren sein dürften. Ob angesichts eines auf 460.000 Euro angesetzten Verkaufspreises der Bunker als Schnäppchen bezeichnet werden kann, ist wohl nur von dem sicher kleinen Kreis der potentiellen Interessenten zu beantworten, wobei natürlich zu berücksichtigen ist, dass man ein paar hundert Kubikmeter stahlbewehrten Betons erwerben kann, der die nächsten Jahrhunderte ohne Schaden und Renovierungskosten überstehen dürfte. Aus der Sicht eines normalbestückten Portemonnaies dürfte der Kauf aber eher nicht zu den Aktionen gehören, die man keinesfalls versäumen darf.

(Indiscrétion, in: SUDOUEST, 24. Sept. 2015)

Neue Klassifizierung für Médocweine

Die mit Spannung erwartete Liste der crus bourgeois für 2013 wurde am 22. September veröffentlicht. Diese seit nunmehr sechs Jahren immer um den 20. September herum erfolgende Bekanntgabe der Weine, die das verkaufs- und wertfördernde Kennzeichen des cru bourgeois erhalten haben, gilt jeweils für das zwei Jahre vor der Bekanntgabe liegende Jahr, in diesem Fall also für 2013. In der neuen Liste sind 251 Châteaux enthalten, die ihren Jahrgang 2013 mit dem Etikettzusatz cru bourgeois vermarkten dürfen. Für den Jahrgang 2013 gilt das Kennzeichen für rund 20 Millionen Flaschen, etwa ein Viertel der im Médoc erzeugten Gesamtmenge von 2013. Die Klassifizierung der Weine ist eine Besonderheit des Médoc, die erstmals 1855 durchgeführt und danach stillschweigend fortgeschrieben wurde. 2006 ist eine neue Klassifizierungsstufe mit dem cru artisan hinzugekommen, so dass es nunmehr drei Qualitätsklassen im Médoc gibt. Während es in den zurückliegenden Jahren immer wieder Streitigkeiten und Spannungen um die Prozeduren und Entscheidungen bezüglich des cru bourgeois gab, hat sich die Allianz der Weinbaubetriebe des Médoc auf der letzten Zusammenkunft mit einer Mehrheit von 75% der Stimmen dafür entscheiden, ein neues Klassement durchzuführen, das 2020 verkündet werden und dann für fünf Jahre gelten soll. Danach wird eine Kommission in Aktion treten, um die nächste Klassifizierungsrunde zu bestimmen und zu organisieren. Neu ist außer der zeitlichen Begrenzung der Geltungsdauer des Kennzeichens cru bourgeois, dass eine neue Qualitätsstufe oberhalb des cru bourgeois geschaffen wird, die cru bourgeois supérieur heißen wird. Vor einem Jahr noch war die jetzt beschlossene Reform mit einer Stimme Mehrheit zurückgewiesen worden.

(C. Compadre: Médoc: vers un classement des crus bourgeois, in : SUDOUEST, 22. 09. 2015, Internet-Ausg.)

Fahrradmangel

Ein Tourist, der Bordeaux erkunden will, hat dabei die Wahl zwischen verschiedenen Fortbewegungsmitteln. Er kann unter anderem an einer ganzen Reihe von Ausleihstationen ein stadteigenes Fahrrad mieten und theoretisch damit das tun, weshalb er in die Metropole an der Garonne gekommen ist. In der Praxis kommt es aber während der Saison immer wieder vor, dass die Ausleihstationen leer sind, weil die Nachfrage nach Leihrädern das Angebot übersteigt. Dabei sind davon schon 2.500 im Einsatz. Die Leiterin der Maison du vélo hält es daher für erforderlich, weitere 500 zusätzliche Räder anzuschaffen. Der Chef der technischen Dienste der Stadt Bordeaux zeigt momentan jedoch wenig Bereitschaft, dies zu tun, weil es an einigen der zuvor gelieferten Fahrräder Herstellungsmängel gibt, deren Ursache noch nicht geklärt ist. Sobald das geschehen sein wird, wird, aller Voraussicht nach, der städtische Leihfahrradpark aufgestockt. Wann das sein wird, weiß man noch nicht, sicher ist jedoch, dass im städtischen Budget für 2015 keine Mittel vorgesehen sind, mit denen neue Fahrräder gekauft worden könnten.

(C. Campagne: Pénurie de vélos en ville, in : SUDOUEST, 24. Sept. 2015)

Aufschwung in der Luftfahrtindustrie

Die Luftfahrtindustrie im Südwesten Frankreichs besteht nicht nur aus dem in Toulouse ansässigen Airbus-Konsortium, sondern auch aus dem zwar kleineren, für die wirtschaftliche Entwicklung der Region aber äußerst gewichtigen Unternehmen Dassault. Bei Dassault werden zwei Produktlinien gefertigt, von denen die eine das militärische Mehrzweckkampfflugzeug Rafale betrifft, während die andere Linie von dem Geschäftsflugzeug Falcon eingenommen wird. Namentlich die Rafale trägt derzeit bei zum Erfolg des Unternehmens, denn erst kürzlich wurden die ersten Exportverträge mit Ägypten und Katar abgeschlossen, nachdem es lange so ausgesehen hatte, als ob die Rafale nur in Frankreich eingesetzt werden würde. Um die ausländischen Abnehmer  zu versorgen, wird in naher Zukunft die Fertigungskapazität von derzeit einem Flugzeug pro Monat auf dann drei ausgeweitet. Dazu werden zusätzliche qualifizierte Arbeitskräfte benötigt, die vor allem in der Endmontage in Mérignac eingesetzt werden sollen. Die Steigerung der Produktionszahlen für die Rafale werden erst 2018 Auswirkungen haben, weil die Herstellung des Flugzeuges vom ersten Teil bis zur Übergabe des  Endprodukts drei Jahre braucht. Neben den Verträgen mit Ägypten und Katar laufen gegenwärtig Verhandlungen mit Indien, die bald zu einem Abschluss führen könnten, wodurch die Zahl der herzustellenden Rafale weiter ansteigen würde. Während in der militärisch ausgerichteten Produktion bei Dassault die Vorzeichen günstig stehen, ist man bei dem Geschäftsflugzeug Falcon 8X, das vom nächsten Jahr an ausgeliefert werden wird, zurückhaltender, denn hier hat man gewichtige Konkurrenz in dem amerikanischen Hersteller McDonnel, der, wie Dassault meldet, um ein Drittel niedrigere Produktionskosten hat, die sich naturgemäß auf die Verkaufspreise und damit auf die Konkurrenzfähigkeit auswirken.

(J.-B. Gilles: « Trois Rafale par mois à partir de 2018 », in: SUDOUEST, 22. Sept. 2015)

300 Millionen

Die nahe bei Moulis ansässige Firma Forélite ist ein Unternehmen, das seit 25 Jahren dafür sorgt, dass Wald-,  Haus- oder Gartenbesitzer, die Bäume pflanzen wollen, ein reichhaltiges Angebot an jungen Robinien, Eukalyptus, Douglasien oder Lärchen finden, in dem sie ihre Auswahl treffen können. Bei diesen Baumsorten kommt rund ein Drittel des in Frankreich produzierten Angebots aus den Anlagen der Firma Forélite. Bei den Pins maritimes, den Kiefern also, die in den küstennahen Waldungen  Südwestfrankreichs überwiegen, liegt der Marktanteil bei 50%. Dass der Marktanteil von Forélite so groß geworden ist, liegt zu einem wesentlichen Teil darin begründet, dass man hier sehr früh den seit den 80er Jahren zu beobachtenden Trend der Forstbetriebe bemerkt hat, von der alten Aufforstungsmethode mit Samen zu einer wirkungsvolleren mit Setzlingen überzugehen.

In dieser Zeit hat man auch Fortschritte bei den Keimerfolgen der jungen Setzlinge gemacht, die mittlerweile bei über 95% liegen. Nachfrageschübe nach Setzlingen hat es jeweils nach großen Stürmen gegeben. Nach dem Orkan Klaus hat die Firma ihre Anbaufläche um 2 ha vergrößert und 700.000 Euro in neue Materialien investiert. Auch wenn es nicht offen gesagt wird, ist man bei der Firma Forélite offenbar Nutznießer von extremen Witterungssituationen, die den Waldungen zusetzen, denn überall dort wo Neupflanzungen erforderlich werden, entstehen Absatzmöglichkeiten, auf die man natürlich nicht verzichtet.

(S. Monteil: Forélite au-delà des 300 millions de plants, in : SUDOUEST, 21. 09. 2015, p.10)

Festakt in St. André

In der Kathedrale Saint André in Bordeaux fand am 19. September unter der Leitung des Hausherren, des Erzbischfs von Bordeaux, und in Anwesenheit des Maire von Bordeaux sowie des Präfekten und mancher anderer Honoratioren, ein doppelter Festakt statt. Zunächst wurde das Königsportal offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieses Portail royal trägt seinen Namen, seitdem 1137 die frisch vermählten Aliénor von Aquitanien und der französische Kronprinz, der bald darauf als Ludwig VII. den Thron besteigen sollte, nach ihrer kirchlichen Trauung durch dieses Portal die Kathedrale Saint André verließen. Danach wurde es nur bei besonderen Anläsen für  besonders hochgestellte Persönlichkeiten geöffnet, was praktisch bedeutete, dass es eigentlich fast immer geschlossen blieb. Die normalsterblichen Kirchenbesucher benutzten das wenige Schritte entfernt gelegene Nordportal, das auch heute noch die repräsentativste Kirchentür der Kathedrale darstellt. Im Laufe der Jahhrhunderte verfiel das Portail royal in eine Art Dornröschenschlaf, aus dem es erst durch die nunmehr abgeschlossene aufwändige Restaurierung geholt wurde. Im letzten Akt dieser Arbeiten wurde das über lange Jahrhunderte stillgelegte Portal wieder seiner ursprünglichen Funktion zugeführt. Die Arbeit der Restauratoren ging in diesem Fall erheblich hinaus über ansonsten zu erwartende Maßnahmen, die aber nunmehr mit Erfolg abgeschlossen sind.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde die Collection Marcadé in der Sakristei der Kathedrale eingeweiht. Diese Sammlung trägt den Namen eines aus Bordeaux stammenden Priesters, der unter anderem dadurch bekannt wurde, dass er während der Zeit der deutschen Besetzung jüdische Kinder vor der Deportation rettete, indem er ihnen gefälschte Taufurkunden ausstellte. Die Sammlung, die jetzt besichtigt werden kann, umfasst 102 Objekte, deren Entstehung vom Mittelalter bis in die Neuzeit reicht. Zu sehen sind Gemälde, Skulpturen, liturgische Gerätschaften und manches mehr.

(G. Richard: L’église ouvre son trésor, in: SUDOUEST, 21. Sept. 2015)

 Bilder zum Portail royal: Klick

Luxus auf vier Rädern

Am Anfang stand eine Enttäuschung und eine beinahe geplatzte Trauung. Das junge Paar, dem dies widerfuhr, hatte, um der Feier des Tages angemessen an der Mairie zu seiner Trauung vorfahren zu können, in Bordeaux eine luxuriöse Limousine gebucht, die jedoch nicht kam, nicht einmal mit einer kleinen Verspätung, sondern mit einer richtig ärgerlichen von fast einer Stunde, was beinahe dazu geführt hätte, dass Monsieur le maire, der die Trauung vollziehen sollte, dringend zu einem anderen Termin gemusst hätte. Es klappte schließlich doch noch, aber bei den frisch Verheirateten blieb ein gewisser Groll gegen das Unternehmen aus Bordeaux, auf das so wenig Verlass war. Und dabei entstand die Frage, ob man nicht selbst einen verlässlichen Autoverleih ins Leben rufen sollte, der speziell für Hochzeiten und andere herausragende Ereignisse zur Verfügung stehen würde. So entstand schließlich im Juli 2014 das in Saint Laurent ansässige Unternehmen Médoc Limousine, das inzwischen über zwei eigens aus den USA gelieferte Gefährte der gehobenen Luxusklasse verfügt. Auf dem Weg dorthin musste der Inhaber noch eine Prüfung ablegen, ohne die er nicht befugt gewesen wäre, Passagiere gegen Entgelt zu befördern. Nachdem die Vorbereitungen und Formalitäten erledigt waren, entwickelte sich das kleine Unternehmen schnell und gut. Die überlangen Luxusgefährte der Marken Lincoln und Cadillac bieten bis zu 8 Personen Platz, und sie werden immer mit Fahrer angeboten. Inzwischen wird ein drittes Fahrzeug vorbereitet, was als Beleg dafür genommen werden kann, dass das Unternehmen glaubt, eine solide Zukunftsperspektive zu haben. Wer in den nächsten Jahren mal wieder heiratet oder sonst ein Ereignis der besonderen Art zu feiern hat, der sollte sich den Firmennamen merken und dort rechtzeitig buchen.

(P. Bonati: Le grand luxe avec Médoc Limousinde, in : Le Journal du Médoc, 18. September 2015)

Lafite gegen Lafitte

Was auf den ersten Blick aussehen mag wie ein Problem der Orthographie, hat einen wirtschaftlichen Hintergrund von beträchtlichem Ausmaß, der jetzt per Gerichtsbeschluss geklärt wurde. Konkret geht es um zwei Châteaux, von denen das eine sich mit einem ‚t’ zufrieden gibt, während das andere derer zwei beansprucht. Das eine Château Rothschild-Lafite, bei Pauillac gelegen, gehört zu den prestigeträchtigsten Weinbaubetrieben überhaupt, während das andere Château Lafitte wenige Kilometer südlich von Bordeaux liegt und einen Namen mit Normalklang hat. Zwischen diesen beiden Châteaux entbrannte vor längerer Zeit ein Streit um die Namensrechte, hinter dem handfeste wirtschaftliche Interessen steckten. Wie in solchen Fällen nicht ungewöhnlich, zog man vor Gericht, wo das klagende Château der Rothschilds seinen Alleinvertretungsanspruch hinsichtlich des Namens Lafite nicht durchsetzen konnte. Damit hätte Frieden einkehren können, wenn es nicht in China ebenfalls die Konfrontation zwischen den beiden Châteaux mit den so schwer zu unterscheidenden Namen gegeben hätte. Auch da wurden die Gerichte bemüht, die jetzt ähnlich wie die französischen entschieden. Der Inhaber des Château Lafitte zeigte sich erleichtert, dass ein seit 2003 anhängiger Streit damit zu Ende gegangen ist. Sein Château exportiert jährlich in alle Welt zwischen 250.000 und 300.000 Flaschen Wein, zu Preisen zwischen 30 und 50 Euro. Lafite-Rothschild exportiert auch, allerdings zu Preisen von rund 1000 Euro pro Flasche. Man kann darüber staunen, was ein kleines ‚t’ so ausmachen kann.

(J.-P. Tamisier: Lafitte gagne le combat contre Lafite, in: SUDOUEST, 17. Sept. 2015)

Voraussetzungen für einen guten Jahrgang

Jeder weiß, woran man einen guten von einem weniger guten Jahrgang unterscheidet,  aber wenn gefragt wird, was erforderlich ist, damit ein wirklich guter Jahrgang zustande kommt, dann werden die Antworten meist weniger konkret. Um hier für Klarheit zu sorgen, hat der Leiter des Institut des sciences de la vigne et du vin et vigneron der Universität Bordeaux fünf Bedingungen zusammengestellt, ohne die es nicht geht. Zuerst muss die Weinblüte früher einsetzen als normal und sie muss möglichst gleichzeitig bei allen Weinstöcken stattfinden. Damit diese Bedingung erfüllt wird, müssen die Temperaturen die Blüte begünstigen und es darf nicht regnen. In diesem Jahr war alles so, wie es sein muss für eine Spitzenernte. Die zweite Bedingung verlangt eine Verlangsamung des Wachstums der Rebstöcke in der Zeit, in der nach der Blüte die Früchte gebildet werden. Dies geschieht , wenn es in dieser Zeit keine Niederschläge gibt. Dadurch  sind die Bedingungen für die Bildung des Tannins in den Trauben günstig. Die dritte Bedingung ist von höchster Bedeutung: das Wachstum der Rebstöcke muss aufhören in dem Moment, in dem die Trauben ihre endgültige Größe erreichen und in dem sie Farbe annehmen. Wenn das Wachstum nicht aufhört, gehen die Produkte der Photosynthese in die weiterwachsenden Triebe und kommen nicht den Trauben zugute. Die vierte Bedingung ist erfüllt, wenn während des Wachstums der Trauben mehrere kleine Tiefdruckgebiete für moderaten Niederschlag sorgen. Die fünfte und letzte Bedingung wird erfüllt, wenn ab Ende August bis zur Weinlese gutes Wetter herrscht, wobei einzelne kleine Niederschläge nicht schaden, sofern ein ausreichender Wind dafür sorgt, dass die Früchte wieder getrocknet werden. Gegenwärtig befindet man sich in der Zeit, in der es um die fünfte Bedingung geht, und da, so scheint es, werden nicht alle Wünsche erfüllt. Endgültiges wird man aber erst in einigen Wochen wissen, wenn die Weinlese beendet sein wird.

(J.-P. Tamisier: Les cinq conditions d’un millésime d’exception, in: SUDOUEST, 16. Sept. 2015)

Wirtschaft

In der französischen Wirtschaft läuft nicht alles so rund, wie man das gern haben möchte. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass es aufwärts geht. So vermelden das Baugewerbe und die Absatzzahlen bei Autos, dass es Anlass gibt zu hoffen, dass die oft bemühte Talsohle durchschritten ist. Die Zahlen für das gesamtwirtschaftliche Wachstum sind allerdings immer noch nicht befriedigend. Ein Wachstum von 0% für das zweite Quartal 2015 ist kein Indikator für einen unmittelbar bevorstehenden Aufschwung. Die Regierung hofft zwar, dass das Wachstum im dritten Quartal auf 0,3% ansteigen wird, doch wird auch das nicht reichen, um das für 2015 prognostizierte Wachstum von 1,5% zu erreichen. Erfreuliche Zahlen kommen hingegen aus dem Tourismusbereich, wo Campingplätze, Flusskreuzfahrten und Vergnügungsparks zweistellige Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahr melden. Lediglich bei den Luxushotels sind die Vorjahreszahlen nicht erreicht worden. Leichter Optimismus geht aus von der Baubranche, die darauf verweisen kann, dass die Zahl der Baugenehmigungen gegenüber 2014 um 3,7% angestiegen ist. Bei den Automobilproduzenten herrscht überwiegend Zufriedenheit. Peugeot kann eine Zunahme von 3,6% bei den Verkäufen für die ersten sieben Monate des Jahres melden, doch liegen die Zahlen bei der Konkurrenz zum Teil deutlich darüber. Bei BMW registrierte man 20,7% Zuwachs bei Huyndai 19,3%. Die Industrieproduktion wird in diesem Jahr etwa um 1,2% zulegen, doch sind die verschiedenen Branchen höchst unterschiedlich an diesem Ergebnis beteiligt.

(J.-B. Giles: Une reprise inégale et toujours atone, in: SUDOUEST, 15. Sept. 2015)

Windkraft in Südwestfrankreich

Mit Aufmerksamkeit, vielleicht auch mit ein wenig Neid, beobachtet man in Frankreich, was sich im Bereich der Energieerzeugung aus Windkraft in den Nachbarländern ereignet. So wurde mit Interesse registriert, dass der neue Offshore-Windpark Butendiek vor der Nordseeküste Schleswig-Holsteins in Betrieb gegangen ist, wo 80 Windräder mit einer Leistung von je 3,6 MW dafür sorgen, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung Deutschlands weiter ansteigt. Europaweit sind inzwischen in 82 Offshore-Windkraftparks 3000 Windräder in Betrieb, die bis zu 10.000 MW elektrische Energie erzeugen können. In Frankreich ist man noch weit entfernt von einer stärkeren Beteiligung der Windkraft an der Stromerzeugung. Der erste Offshorepark mit einer Gesamtleistung von rund 1000 MW wird bei Fécamp und Courcelles vor der Küste der Normandie nicht vor 2020 einsatzbereit sein. Ein weiterer Park soll, wenn die Planungen nicht an irgendwelchen Hindernissen scheitern, vor der Küste der Île d’Oléron einmal 500 MW liefern, doch ist damit frühestens 2023 zu rechnen. Der Präsident von France Nature Environnement, der gerade von der Eröffnung von Butendiek zurückgekehrt ist., beklagt, man sei in Frankreich weit entfernt von der so genannten Energiewende, die zwar oft und gern in Reden beschworen werde, tatsächlich geschehe aber wenig oder fast gar nichts, was Entwicklungen voranbringen könnte, in denen die Nachbarländer einen Vorsprung hätten, der nicht kleiner, sondern eher größer würde.

(Ph. Baroux: Oléron peut s’inspirer du Nord, in: SUDOUEST, 14. Sept. 2015)

Weißwein auf dem Vormarsch

Eigentlich ist das Médoc eine Hochburg des Rotweins, in dem Rosé und Weißwein allenfalls geduldet werden. So war das zumindest in der Vergangenheit, aber es kann gut sein, dass sich das in der Zukunft ändern wird, denn mehr und mehr Châteaux schaffen sich neben dem traditionellen Roten über Rosé und Weißweine ein weiteres Standbein. Was vielen dabei neu und ungewöhnlich erscheint, hat jedoch mancherorts eine weit zurückreichende Tradition. So wurde in Fontréaud schon im 19. Jahrhundert Weißwein erzeugt, allerdings auf einer vergleichsweise kleinen Parzelle. Die Tendenz geht in die Richtung der Erweiterung der Flächen für Weißwein, weil die Nachfrage da ist. In Fontréaud werden 18.000 Flaschen Weißwein erzeugt neben 500.000 Flaschen Rotwein. Inzwischen ist der Cygne de Fontréaud etabliert und in den Restaurants zwischen Blanquefort und Soulac eine feste Größe auf den Getränkekarten. Die gute Nachfrage nach dem Weißwein zeigt sich auch beim Preis. Eine Flasche des weißen Cygne de Fontréaud wechselt für 16 Euro den Besitzer, während die auf den Nachbarparzellen erzeugten Rotweine nur 14 Euro erbringen, obwohl sie als cru bougeois klassifiziert sind. Es ist daher leicht zu erklären, dass auch die anderen Châteaux, die seit altersher kleinere Mengen Weißwein produziert haben, diese Tradition intensiv pflegen und ausweiten. Und darunter kommen durchaus klangvolle Châteaunamen vor:  Margaux, Mouton Rothschild, Lagrange, Talbot, Lynch Bages, Clarke, Loudenne, Saransot-Dupré, Tronquoy Lalande. Auf den Etiketten dieser Weißweine findet sich jedoch kein direkter Hinweis auf das Médoc, denn der ist den Rotweinen vorbehalten, während die Weißen aus dem Médoc sich damit zufrieden geben müssen, dass sie als AOC Bordeaux eingestuft und geschützt werden. Da auch beim Weißwein gilt, dass nicht das Etikett, sondern der Flascheninhalt über den Geschmack entscheidet, dürfte das jedoch kein wirkliches Problem darstellen.

(C. Compadre: Dans le Médoc, Fonréaud récolte son blanc, in : SUDOUEST, 10. Sept. 2015)

Tornado an der Gironde

Am Nachmittag des 13. September 2015 ist der  Ortsteil Troquereau der nördlich der Gironde gelegenen Gemeinde  Saint-Bonnet-sur-Gironde von einem Tornado heimgesucht worden, der nur zwei bis drei Minuten dauerte, aber schwere Sachschäden angerichtet hat. Dabei wurden Scheunen zerstört, Dächer angehoben und weggetragen, Scheiben zertrümmert. Das Unwetter ereignete sich gegen 17.30 Uhr ohne erkennbare Vorwarnung nicht weit von dem Atomkraftwerk bei Braud-St-Louis etwa gegenüber der Médoc-Ortschaft St. Chrystoly. Der Tornado bildete sich auf dem Territorium der Gemeinde Saint-Ciers-sur-Gironde, in einem sumpfigen Gebiet und zog dann in nordöstlicher Richtung auf Mirambeau zu. Dabei wurden auf einer Breite von 300 m Mais- und Sonnenblumenfelder und Weinkulturen plattgewalzt. Bäume wurden entwurzelt, ein Strommast aus Beton umgeknickt und mehrere Straßen unterbrochen. Wie durch ein Wunder gab es keine Personenschäden, doch fürchteten die Betroffenen um ihr Leben. Mehrere Häuser wurden so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass ihre Bewohner anderweitig untergebracht werden mussten. Die von der Katastrophe Betroffenen berichteten, alles sei sehr schnell gegangen. Viele, die den Orkan Martin des Jahresendes 1999 erlebt hatten, fühlten sich daran erinnert. Kurz nach dem Tornado machten sich Helfer daran, die in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude mit Planen und Abdeckplatten zu sichern, um Folgeschäden möglichst zu begrenzen. Ein geistesgegenwärtiger Autofahrer nahm den Tornado mit seinem Mobiltelefon auf und stellte das Video ins Internet. Die Aufnahmen sind so gut, dass Fachleute annehmen, mit ihrer Hilfe die Intensität des Tornados bestimmen zu können, was in den nächsten Tagen geschehen soll.

(St. Hilarion: Tornade dans l’estuaire de la Gironde, in: SUDOUEST, 14. Sept. 2015, Internet-Ausg.)

Straßen im Médoc

Als im August dieses Jahres vier Bürgermeister vor der Mairie von Taillan für den Fortgang der Arbeiten an der Ortsumgehung von Taillan eintraten, war dies eine Reaktion auf den von Umweltschutzverbänden per Verwaltungsgerichtsbeschluss erwirkten Baustopp für die bereits angelaufenen Bauarbeiten, mit denen dermaleinst die Umgehungsstraße um Taillan entstehen soll. Gegen die von den Umweltschützern initiierten Gerichtsbeschlüsse hat sich inzwischen Widerstand formiert, der im wesentlichen getragen wird von den Vereinen Survivre sur la 1215 und Nature et Déplacements. Der Vorsitzende von Survivre sur la 1215 machte deutlich, dass die Entscheidung für oder gegen die Ortsumgehung von Taillan Auswirkungen auf das gesamte Médoc hat. Auch der Verein Nature et Déplacments tritt für die Fortsetzung der Aktivitäten ein, die zum Bau der Ortsumgehung um Taillan erforderlich sind, doch versucht man hier, einen Weg zu finden, mit dem der Widerstand der Umweltschützer durch einen Kompromiss überwunden werden kann. Dazu sollen weitere Flächen als Kompensation für die durch den Straßenbau berührten zur Verfügung gestellt werden. Beide Vereine treten vehement dafür ein, dass das Médoc verkehrsmäßig aus seiner Randstellung geholt werden soll. Dafür soll vor allem der Ausbau der ehemaligen N1215 auf durchgehend vier Spuren und ohne Ortsdurchfahrten sorgen, der freilich noch weit davon entfern ist, zu einem beschlussfähigen Programm zu werden. Und angesichts der Ebbe in den öffentlichen Kassen ist die Bereitschaft, größere Beträge für Straßenbauarbeiten in dem dünn besiedelten und strukturschwachen Médoc bereitzustellen, dort, wo die Entscheidungen gefällt werden müssten, nicht groß.

(J. Lestage : « C’est l’avenir économique du Médoc qui est en jeu », in : SUDOUEST, 11. Sept. 2015)

Médoc-Marathon 2015

Am Samstag, dem 12. September 2015, wurden um 9.30h die rund 8.500 Läuferinnen und Läufer auf die gut 42 km lange Strecke des diesjährigen Médoc-Marathons geschickt, die immerhin von 7723 Teilnehmern bis zur Ziellinie absolviert wurden. Die Strecke war diesmal in Form einer Acht angelegt, wobei natürlich Start und Ziel in Pauillac lagen. Im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen die Sonne den Teilnehmern arg zu schaffen gemacht hatte, waren die Wetterbedingungen diesmal weniger belastend, denn es hatte in der Nacht zuvor geregnet und auch am Morgen war noch nicht ausgemacht, ob es trocken bleiben würde. Vier Stunden nach dem Startschuss regnete es dann doch ziemlich kräftig, so dass  der eine oder andere von Läuferinnen oder Läufern mitgeführte Schirm nicht nur schmückende Requisite blieb.

Sieger bei den Männern wurde in 2:26:41h zum fünften Mal in Folge Thierry Guibault, der mit einem Vorsprung von etwas mehr als zwei Minuten auf den zweitplatzierten Antoine de Wilde einkam, der seinerseits 47 Sekunden vor dem Dritten, David Antoine am Ziel registriert wurde.

Die schnellste Frau war wieder einmal Nathalie Vasseur, die nach 2:53:27h die Marathondistanz bewältigt hatte. Ihr folgte mit einem Abstand von fast 10 Minuten Nathalie Briand Viaud, die über vier Minuten Vorsprung vor der drittplatzierten Frau hatte. Die inzwischen 50jährige Nathalie Vasseur absolvierte zum 13. Mal den Médoc-Marathon als schnellste Frau und stellte damit einen Rekord auf, der schwerlich gebrochen werden dürfte.

Die letzte von der Zeitnahme registrierte Läuferin kam nach 7 Stunden, 2 Minuten und 13 Sekunden als 7723. ins Ziel, zu einem Zeitpunkt also, an dem der Sieger des Tages schon fast 5 Stunden Zeit gehabt hatte, sich zu regenerieren.

                                                                  (UM, 12. 09. 2015)

Bilder zum Médoc-Marathon 2015: Klick

Ende der porcelaine blanche ?

In diesem Jahr ist der Entschluss wohl endgültig : die Inhaber der porcelaine blanche in Montalivet machen einen gründlichen Ausverkauf und bieten ihr Geschäftsgebäude samt Nebenräumen zum Verkauf an. Angefangen hatte alles vor mehreren Jahrzehnten mit einem Stand auf dem Markt, an dem allerlei Porzellanwaren angeboten wurden. Dann wechselte man in ein Geschäftslokal an der Avenue de l’Océan und vor zwanzig Jahren schließlich wurde das Gebäude bezogen, das bald den Besitzer wechseln soll. Die Inhaber hoffen, einen Käufer zu finden, der das Geschäft, das inzwischen zum festen Bestand der Saison von Montalivet gehört, fortführt. Sollte das nicht gelingen, können sie sich vorstellen, in den vorhandenen Räumlichkeiten mehrere kleine Läden einzurichten. Das würde wohl das Ende des Porzellanangebots bedeuten, aber entschieden ist noch nichts. Vorerst ist bis zum 15. September noch Gelegenheit, von den um 50% gesenkten Ausverkaufspreisen der porcelaine blanche zu profitieren.

(Les vendeurs de porcelaine veulent raccrocher, in : SUDOUEST, 11. Sept. 2015)

Unfallbilanz

In Frankreich steigen seit einigen Monaten die Zahlen der Verkehrsopfer, die über einen größeren Zeitraum kontinuierlich zurückgegangen waren, wieder an. Im August 2015 kamen auf französischen Straßen 335 Personen zu Tode, 29 mehr als im Vorjahresmonat. In den letzten zwölf Monaten hat die Zahl der Verkehrstoten auf 3.483 Personen zugenommen, 4,3% mehr als im Jahr davor. Das Observatoire national interministériel de la sécurité routière (Onisr) sieht die Ursachen dafür vor allem darin begründet, dass bei vielen Verkehrsteilnehmern die Bereitschaft abgenommen hat, sich konsequent an die Verkehrsregeln zu halten. Dagegen soll mit dem schon in der Vergangenheit standardmäßig angewendeten Mittel der Kontrolle und Überwachung vorgegangen werden. So werden in den nächsten Tagen 111 neue Radargeräte installiert, die in beide Richtungen messen können. Dazu soll ein Bündel weiterer Maßnahmen, die, vielleicht aus gutem Grund, unter Verschluss gehalten werden, eingeleitet werden. Der für den Verkehr zuständige Innenminister verweist für das Ansteigen der Unfallzahlen darauf, dass, begünstigt durch die guten Wetterverhältnisse im August, deutlich mehr Verkehrsteilnehmer auf Frankreichs Straßen unterwegs waren, wobei sich das verantwortungslose Verhalten einiger weniger in einer Reihe besonders schwerer Unfälle ausgewirkt habe. Für den 2. Oktober ist eine Sitzung des nationalen Verkehrssicherheitsrates geplant, auf der es nach Meinung der Experten darum gehen wird, Beschlüsse zu fassen, die die Einhaltung der bestehenden Verkehrsregeln zum Ziel haben und die die Voraussetzungen dafür schaffen, dass alle diesbezüglichen Verstöße geahndet werden. Keine guten Zeiten für Verkehrssünder.

(La mortalité routière grimpe encore en août, in: SUDOUEST, 10. Sept. 2015)

Wenig Nachfrage nach teuren Weinen

In diesen Wochen flattern in Frankreich in die Briefkästen Prospekte und Ankündigungen der  allenthalben stattfindenden Foires aux vins, bei denen auffällt, dass die großen Namen aus Saint-Estèphe, Pauillac oder Saint-Émilion fehlen, die ansonsten für prestigeträchtigen Glanz sorgten. Die Verantwortlichen der großen Läden wie Leclerc, Carrefour oder Intermarché, in denen die mit Abstand meisten Weineinkäufe in Frankreich getätigt werden, setzen stattdessen auf Weine, die nicht gerade zu Billigpreisen angeboten werden, aber doch erschwinglich sind. So offerieren sie  etwa einen Grand Listrac 2010 für 7,50 € pro Flasche, einen Château Verdignan (Haut-Médoc 2011 ; 8,95 €) oder einen Esprit de Pavie (AOC Bordeaux ; 9,95 €). Damit wird auf ein verändertes Verbraucherverhalten reagiert, das nicht zuletzt beeinflusst wird von der wirtschaftlichen Gesamtsituation, in der die Portemonnaies nur mit Bedacht geöffnet werden. Bei  den Käufen äußert sich das darin, dass die meisten Weinflaschen, die in den großen Geschäften gekauft werden, zwischen 8 und 12 Euro kosten, wobei die großen Weine der ersten und auch der zweiten Reihe nicht zum Zuge kommen.

(C. Compadre: Les foires aux vins boudent les grands crus, in: SUDOUEST, 9. Sept. 2015)

Médoc-Marathon

Die wenigen Tage bis zum Start des 31. Médoc-Marathon am Samstag, dem 12. September, sind für die rund 100 freiwilligen Helfer, die die Vorbereitungen besorgen, damit dieses Großereignis wieder zum Erfolg wird, eine Zeit höchster Beanspruchung. Gegenüber dem Vorjahr, als man die Zahl von über 10.000 Teilnehmern zu bewältigen hatte, hat man die Zahl der Läuferinnen und Läufer auf 8.500 begrenzt, weil dies für die Sicherheit der Beteiligten und auch für den organisatorischen Rahmen bessere Verhältnisse schafft. Am Start werden mehr als 70 Nationalitäten vertreten sein. Die Berichterstattung werden mehr als 100 Journalisten besorgen, die eigens für dieses Ereignis den Weg ins Mèdoc gefunden haben. Verbesserte Kontrollverfahren sollen verhindern, dass Mogeleien passieren, wie dies im letzten Jahr auffiel, als ein Läufer zwischen zwei Zeitnahmepunkten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 34 km/h erreichte, was auf Schusters Rappen normalen Sterblichen nicht vergönnt ist. Das Motto, unter das der diesjährige Lauf gestellt ist heißt übrigens: „Le Marathon du Médoc se met sur son 31 !“  Wenn man das Motto locker übersetzt, könnte man etwa sagen: „Der Médoc-Marathon wirft sich in Schale!“

(J. Lestage : La course revient à ses 8 500 coureurs, in : SUDOUEST, 8. Sept. 2015)

Wenn Sie wissen wollen, was hinter dem Motto steckt: Klick

Container nach Afrika

Beginnend mit dem 18. September wird eine neue regelmäßige Containerlinie eingerichtet, die von Rotterdam nach Luanda in Angola führt und die auf dem Weg dorthin in Bordeaux Station macht, um Container zu laden oder zu löschen. In diesem Angola-Express werden sechs Schiffe eingesetzt, die jeweils bis zu 20.000 Container transportieren können. Der erste Zwischenstopp dieser Linie in Bordeaux ist für den 22. oder 23. September geplant. Die nächsten Stationen nach Bordeaux werden sein Sines (Portugal), Casablanca (Marokko), Dakar (Sénégal), Conakry (Guinée) und Luanda (Angola) In der Gegenrichtung wird es nur einen Zwischenhalt geben in Dakar. Die neue Linie wird von der Schweizer Reederei MSC betrieben, die sich damit eine zunehmende Verbesserung der Frachtverbindungen sowohl von und nach Afrika als auch in andere Weltgegenden verspricht.

(M. Monteil: L’escale africaine de MSC, in : SUDOUEST, 7. Sept. 2015)

Weinlese 2015

Die nächste Weinlese kommt bestimmt, fraglich ist in der Regel nur, wann. In diesem Jahr sieht es danach aus, also ob es schon am 20. September, also früher als sonst, losgehen könnte, zunächst für die frühesten Lagen. Im letzten Jahr begann die Ernte erst am 25. September. Noch ist es nicht so weit, aber alles sieht gut aus, vor allem, weil die Trauben gesund sind. Eine Garantie, dass das Wetter bis zum Beginn der Weinlese keine unliebsamen Überraschungen bereithält, gibt es nicht, aber mit jedem Tag, an dem der Sonnenschein weiter auf die Trauben einwirken kann, nehmen die Chancen zu, dass es einen qualitativ guten Jahrgang geben wird. Alles in allem stehen die Chancen gut, dass der Jahrgang 2015 zu den besseren gehören wird, wobei noch nicht ausgemacht ist, ob es zu einem Spitzenjahrgang reicht. Möglich scheint das, doch müssen noch einige Tage die Daumen gedrückt werden. Wenn das hilft, kann es einen Jahrgang geben, der in einem Atemzug mit den Ausnahmejahrgängen 2009 und 2010 genannt werden kann, was für die Châteaux des Médoc ein Ausgleich wäre für die schwierigen Jahre 2012 und 2013. Hinsichtlich der Mengen wird es keine Rekordwerte geben, aber das wird zu verschmerzen sein, wenn die Qualtität stimmt.

(M. Caurraze: Le temps de vendangs approche à grands pas, in : Le Journal du Médoc, 4. Sept. 2015)

Ein Namen für das neue Stadion

Da neue Fußballstadion in Bordeaux hat seit wenigen Tagen  etwas, was manche anderen Stadien schon längst haben, einen Namen nämlich. Für zunächst zehn Jahre wird dieses Stadion den Namen Matmut Atlantique tragen. Der Namensgeber ist ein Versicherungskonzern, der nach zähen Verhandlungen den anfangs geforderten Preis von 3,9 Millionen Euro pro Jahr für die Benennung des Stadions auf die Hälfte drücken konnte, weil offenbar bei dem kleinen Kreis potenter Sponsoren nur wenig Interesse bestand. Für die Firma Matmut geht es strategisch darum, bekannt zu werden und die eigene Stellung im Südwesten Frankreichs auszubauen, denn dort verbinden derzeit nur wenige Menschen konkrete Vorstellungen mit dem Namen Matmut. Momentan sieht es allerdings noch nicht so aus, als ob diese Rechnung aufgehen würde, denn die Reaktionen auf die Namensvergabe sind alles andere als positiv. In einer Umfrage, bei der sich 8.000 Personen geäußert haben, waren 81% strikt gegen diesen Namen für das Stadion, gegen den vorgebracht wird, er lasse sich nicht aussprechen und sei überhaupt lächerlich. Außerdem interessierten die Betreiber des Stadions wohl nur die finanziellen Aspekte des Vertrages mit der Firma Matmut. Vielleicht ist aber gerade der Wirbel, der um den Stadionnamen gemacht wird, das Vehikel, mit dem die noch nicht vorhandene Bekanntheit des Namens Matmut vorangebracht wird. Und da der Vertrag einmal abgeschlossen ist und zehn Jahre laufen wird, wird sich wohl bald ein Gewöhnungseffekt einstellen und die Kritik nach und nach einschlafen.

(C. Champ: Le nouveau stade tient son nom, in: SUDOUEST, 4. Sept. 2015; vgl. Auch : Les supporteurs pestent, in : SUDOUEST, 5. Sept. 2015))

Neue Kräne für Le Verdon

Im Containerhafen von Le Verdon herrscht Friedhofsruhe, seit im Februar 2013 die beiden dort vorhandenen Portalkräne wegen irreparabler Schäden stillgelegt wurden. Nach über zweieinhalb Jahren kommen jetzt Dinge in Bewegung, die im wesentlichen durch die neue Betreibergesellschaft, die zur Eurotunnelgruppe gehört, in Gang gesetzt worden sind. In den nächsten Wochen wird die Ankunft zweier neuer Kräne erwartet, die in Italien gebraucht gekauft worden sind. Sie sollen zügig aufgebaut und gestestet werden, damit ab Ende November oder spätestens Anfang Dezember die ersten Containerschiffe in Le Verdon wieder beladen werden können. Von diesem Zeitpunkt wird auch der Containertransport auf der Bahnstrecke nach Bordeaux wieder aufgenommen. Pro Tag werden dann drei Hin- und Rückfahrten stattfinden. Für die Wiederbelebung des Containerhafens in Le Verdon, die rund achtzig neue Arbeitsplätze schaffen wird, wird die Betreibergesellschaft 10 Millionen Euro aufbringen müssen und damit die erste größere Investition seit längerer Zeit im nördlichen Médoc tätigen.

(M. Monteil : Les nouveaux portiques arrivent au Verdon, in : SUFDOUEST, 3. Sept. 2015)

Wunschziel Bordeaux

Die Internetseite cadremploi.fr, die von einer Agentur betrieben wird, die Führungskräfte vermittelt, hat eine Umfrage durchgeführt, die interessante Ergebnisse erbracht hat. Danach würden es acht von zehn Führungskräften vorziehen, Paris zu verlassen, wobei als Hauptantriebe die Verkehrsverhältnissen (70%), die Mietpreise (58%) und der Mangel an Naturnähe genannt werden. Das am meisten genannte Wunschziel der abwanderungswilligen Manager ist mit 54% der Nennungen Bordeaux, vor Nantes mit 42% und Lyon mit 41,5%. Danach folgen Toulouse, Montpellier, Nizza, Rennes und Marseille. Um Paris verlassen zu können, würden die Befragten erhebliche Opfer beim Einkommen oder bei der Stellung auf sich nehmen.

(Bordeaux, ville rêvée des cadres parisiens, in: SUDOUEST, 2. Sept. 2015)

Ein guter Tourismus-Jahrgang

Es ist nicht zu bestreiten, dass die Sommersaison 2015 ihrem Ende zugeht und dass damit die Zeit gekommen ist, Bilanz zu ziehen. Insgesamt kommt man im Médoc dabei zu zufriedenstellenden Resultaten. So vermeldet man in der Maison du tourisme et du vin in Pauillac, man könne von einem guten Jahrgang sprechen, da die Besucherzahlen im Juli und August über den Vorjahreswerten gelegen haben. Zufriedenheit herrscht auch im Campingbereich von Montalivet vor ebenso wie in Lacanau. Dabei wurde vermerkt, dass die Sommergäste haushälterisch mit ihren finanziellen Mitteln umgegangen seien und dabei durchaus kostenbewusst gehandelt hätten. Bei aller Zufriedenheit mit den eigentlichen Sommermonaten wird überall, wo der Tourismus wirtschaftlich den Ton angibt, nicht verhehlt, dass man auf einen ergiebigen September hofft, der das Jahresergebnis noch freundlicher gestalten würde. Dies wird, falls das Wetter mitspielt, auch für recht wahrscheinlich gehalten, zumal der September bei den Franzosen als Urlaubsmonat immer beliebter wird.

(É. Gomez: Tourisme : un bon cru, in : SUDOUEST, 1. Sept. 2015)

Und nun ein Buckelwal?

Auch vor einigen Monaten passierte es am Becken von Arcachon. Damals wurde ein Seehund entdeckt, der später als You nicht nur médocweit berühmt wurde. You ist, wie man weiß, inzwischen eingefangen und auf dem Weg in eine seehundgerechte Zukunft. Dort, wo er seine Karriere startete, ist jetzt ein neuer Star entdeckt worden, der über ein Youtube-Video einen beeindruckenden Start hatte. Der neue Star ist ein Buckelwal, mithin also ein paar Nummern größer als You es jemals sein wird. Soweit man es feststellen konnte, handelt es sich um ein noch nicht ganz erwachsenes Exemplar, dessen Auftauchen auf der Höhe von Arcachon kein Einzelfall ist, denn jüngere Buckelwale durchstreifen immer mal die Gewässer der Biscaya. Von dem jüngst beobachteten Wal weiß man freilich noch nicht, ob er sich wieder zeigen wird. Es ist wohl eher wahrscheinlich, dass er in kältere Gefilde weiterziehen wird und ein wohl nur einmaliges Gastspiel gegeben hat. Und damit dürften dann gleich zu Anfang Spekulationen darüber, ob er in die Rolle von You schlüpfen wird, wenig Substanz haben. Da es das Video gibt, kann man ihn aber bei  Bedarf immer wieder betrachten. Und außerdem, auch das sollte bedacht werden, ein Wal kann ohne Gefahr für Leib und Leben keine Strandbesuche machen, wie sie You unternommen hat.

(B. Patsouris: Une baleine au large, in : SUDOUEST, 1. Sept. 2015)