Wasserflugzeug-Museum

Das Wasserflugzeug-Museum in Biscarosse

Das Wasserflugzeug-Museum in Biscarosse befindet sich an einem für die Geschichte der Fliegerei bedeutsamen Ort. Am See von Biscarosse stand nicht nur eine der renommiertesten Flugzeugwerften, in denen Wasserflugzeuge gebaut wurden, hier war auch die wichtigste Lande- und Startbasis für Langstreckenflüge mit Wasserflugzeugen erst Richtung Afrika und Südatlantik, später auch Nonstop über den nördlichen Atlantik in die Karibik. Das abgebildete Flugzeug, eine Latécoère 631 hat für den Standort Biscarosse eine besondere Bedeutung, auf die wir weiter unten eingehen.

Das Museumsgebäude, Eingang links. Auf den ersten Blick recht beengt, der Eindruck trügt jedoch. Der Museumskomplex zieht sich durch alle auf dem Bild sichtbaren Gebäude. Nicht zu sehen ist dabei eine große weitere Halle, in der Ausstellungsstücke in Originalgröße untergebracht sind.

Ein Modell des Feuerlösch- und Rettungsflugboots vom Typ Canadair 225, der Vorläufer der heute in Frankreich vorwiegend in waldbrandbedrohten Gebieten eingesetzen Canadair 415. Neuerdings stehen im Sommer zwei Maschinen dieses Typs in Mérignac in Wartestellung. Wir haben eine davon in unserer Rubrik Bildberichte (Flugzeug-Gala Bordeaux) im Demonstrationseinsatz gezeigt.

Ein Flugboot Latécoère 523 aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Bestimmt für militärische Aufklärung und U-Boot-Bekämpfung.

Während der Besetzung des westlichen Teils Frankreichs durch deutsche Truppen  im Zweiten Weltkrieg wurde die Luftbasis von Biscarosse von deutschen Seefliegerverbänden genutzt. Stationiert waren unter anderem Flugboote des hier im Modell gezeigten Typs Do 24, die vornehmlich für Aufklärung und Seerettungsdienste eingesetzt wurden.

 

Während der Nutzung im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Verbände gehörten auch die riesigen Flugboote BV 222 Viking zu den in Biscarosse stationierten Flugzeugen.

 

Kolben und Kurbelwelle aus einem Motor einer im See von Biscarosse zurückgebliebenen havarierten BV 222

 

Ebenfalls von einer BV 222: Propeller-Schaft und Lager für die dreiflügelige Luftschraube von einem der sechs Motoren.

 

Sprung in die unmittelbare Nachkriegszeit. Zu sehen ist die bereits oben gezeigte Latécoère 631, deren Erstflug  1942 unter deutscher Kontrolle durchgeführt worden war. Das zweite Bauexemplar der Vorserie dieser Maschine wurde von französischen Technikern während des Krieges weiterentwickelt, die dazu gehörenden Teile wurden jedoch so geschickt versteckt, dass sie den Deutschen verborgen blieben, bei Kriegsende aber schnell zur Verfügung standen und in das erste Nachkriegsexemplar der Latécoère 631 eingebaut werden konnten.

 

Ein Modell der Latécoère 631. Im Original Spannweite 58 m, 10 Mann Besatzung, Startgewicht max. 71 to, Höchstgeschwindigkeit rund 380 km//h, Raum für rund 50 Passagiere und bis zu 6 Tonnen Fracht. Reichweite 6000 km

 

Ein Bild aus einer französischen Wochenschau von 1946: Erster Probeflug der Latécoère 631 auf dem See von Biscarosse

 

Am 25. Juli 1947 wurde die Fluglinie AIR FRANCE ANTILLES  mit einem Flugboot Latéocère 631 eröffnet, das damit seinen ersten Linieneinsatz bekam. Mehr als ein Jahr lang führten drei Latécoère 631 regelmäßige Planflüge von Biscarosse aus nach Fort de France auf den Antillen durch. Als am 1. August 1948 ein Flugboot dieses Typs über dem Ozean abstürzte und alle Insassen ums Leben kamen, wurde vom französischen Luftfahrtminister ein Flugverbot für den Passagierverkehr mit diesem Flugzeugtyp ausgesprochen. Die Maschinen wurden bis 1949 stillgelegt und danach im Frachtverkehr nach Afrika eingesetzt.

Während des rund einjährigen Planverkehrs zu den Antillen war die Wasserflugbasis bei Biscarosse der einzige Startplatz in Frankreich. Die Passagiere fuhren mit dem Zug bis Bordeaux, wo sie mit Bussen  nach Biscarosse gefahren wurden. Dort verbrachten sie eine oder zwei Nächte im Hotel in Les Hourtiquets. Der Preis für ein Flugticket läge heute umgerechnet bei ca. 10.000 Euro

Alles in allem stand die Latécoère 631 aber unter keinem glücklichen Stern. Mindestens vier der gebauten acht Serienflugzeuge gingen durch Absturz verloren, die übrigen wurden stillgelegt und abgebrochen.

 

Modell der Anlage, mit der die Latécoère 631 auf Land gezogen wurden.

 

Das ist die riesige Seiltrommel, die zum Herausziehen der Flugboote verwendet wurde. Sie hat überlebt und ist heute  als einzige originalgrosse Erinnerung an die Laté 631  im Waserflugzeugmuseum Biscarosse zu sehen.

 

Blick in die Ausstellungshalle des Museums für Originale. Zu sehen ein Aéroglisseur, ein Mittelding zwischen Wasserflugzeug und Boot (nicht flugfähig)

 

Rechts ein typischer Flugbootrumpf von vorn.

 

Modell eines der ersten französischen Flugboote. Die aufgebrezelte Dame soll nur zeigen, wie Piloten früher Wasserflugzeuge nicht gewandet sein sollten.

 

Im Freigelände vor dem Museum: Rekonstruktionsversuch des ersten französischen Wasserflugzeugs überhaupt. Man sieht, dass Formgebung und Funktionalität stark von der späteren Entwicklung abweichen.