Festung Gironde Süd

Die Festung Gironde Süd

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Aktualisierung am 4. Sept. 2015

Nachträge

Der weiter unten stehende Text über die Festung Gironde Süd wurde im April 2010 abgeschlossen. Seitem ist die Erforschung und  Erschließung der Bunkeranlagen in Les Arros nördlich von Soulac weitergegangen. Wir zeigen Dinge, die bei den letzten Sondierungen und Grabungen zutage gefördert wurden.

Jean-Paul Lescorce, Seele und Motor der Erforschung der Bunker von Les Arros zeigt ein kürzlich freigelegtes Telefonkabel, das einst die Bunker miteinander verbunden hat.

 

Großaufnahme des Kabelendes. Die Isolierung ist  noch völlig intakt.

 

Im letzten Jahr freigelegt: Die Plattform, auf der vor dem Zweiten Weltkrieg eines der vier hier aufgestellten  164,7 mm – Geschütze gestanden hat. Diese Geschütze wurden von den deutschen Besatzern weiterverwendet, jedoch zum besseren Schutz vor Angriffen von See und aus der Luft in Bunkerkasematten platziert. Der Betonring ist von einer ringförmigen Spundwand umgeben.

 

Blick aus dem Bunker, in den das vorher auf der ringförmigen Plattform aufgestellte Geschütz verbracht worden war. Im Vordergrund Reste der Verschraubungen, mit denen das Geschütz in der Kasematte befestigt war.

(Nachtrag, UM, 07. April 2012)

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Am 29. Juni 1940, also erst nach der Kapitulation Frankreichs, setzten deutsche Truppen mit der Fähre Cordouan über nach Le Verdon, das zu der direkt unter deutscher Besetzung stehenden Küstenregion Frankreichs gehörte.

Von 1942 an wurde die Küste Frankreichs mit einer großen Menge von Betonbunkern bestückt, die das deutsche Herrschaftsgebiet gegen alliierte Angriffe von See her schützen sollten. 

Nach der Landung der Alliierten in der Normandie am „längsten Tag“, dem 6. Juni 1944, wurden die deutschen Truppen schnell zurückgedrängt und immer weiter aus Frankreich vertrieben. Lediglich beiderseits der Girondemündung und an wenigen anderen Stellen der Atlantikküste hielten sich Brückenköpfe in deutscher Hand, die erst im April 1945, also rund acht Monate nach der Landung der Alliierten, fielen.

Am südlichen Girondeufer war am 25. August 1944, kurz bevor die Deutschen Bordeaux aufgeben mussten, aus den vorhandenen rund 350 Betonbunkern und zusätzlich errichteten Hindernissen und unter Verwendung von 600.000 bis 800.000 Minen die Festung Gironde Süd gebildet worden, deren Schwerpunkt nördlich von Soulac lag.

Die erste aus Vorposten bestehende Verteidigungslinie dieser Festung verlief von Montalivet auf der Atlantikseite um Vensac und Saint Vivien herum, die innerhalb des Festungsbereichs lagen, zur Gironde, wo sie auf der Höhe von Talais endete.

Das unmittelbare Vorfeld der Festung sollte durch einen Panzergraben geschützt werden, der teils zu diesem Zweck ausgehoben wurde, teils bestehende Entwässerungskanäle nutzte. Der Panzergraben begann auf der Girondeseite bei  Port de Neyran und führte südlich um Soulac herum zur Küste, die etwa dort erreicht wurde, wo heute der Sportplatz nahe der Dünenkette liegt.

Die Festung Gironde Süd war zwar auf der Landseite eingeschlossen, hatte aber nach See hin Möglichkeiten, direkten Kontakt zu den noch im Westen Frankreichs stehenden deutschen Truppen der Festung Gironde Nord, deren Machtbereich bis nach Royan reichte, herzustellen.

Bis in den April 1945 hinein gab es nur wenige Kampfhandlungen, so dass der von den Deutschen eingerichtete Vorpostenring nahezu unverändert in deutscher Hand blieb.

Nach umfangreichen Vorbereitungen begann am 14. April 1945 um 6.00h der Angriff französischer Truppen auf die Festung, der nach erbittertem Widerstand der Deutschen am späten 20. April damit endete, dass sich die letzten deutschen Verbände ergaben.

Karte am Ehrenmal für die Médoc-Front in Soulac. Gezeigt wird die von Süden nach Norden fortschreitende Eroberung des Gebietes der Festung Gironde Süd.

Die nachfolgende Karte zeigt die Chronologie noch deutlicher:

Vgl.: Commission Départementale de l’Information pour La Paix, Bordeaux 1985, p. 12

Die grau eingefärbten Gebiete waren von den deutschen Truppen unter Wasser gesetzt worden. Die roten Linien zeigen die Frontlinien für die an den Rändern eingetragenen Tage.

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Die Zahl der Opfer war auf beiden Seiten hoch. Die französischen Truppen zählten 400 Gefallene oder Vermisste und 1000 Verwundete. Auf deutscher Seite fielen 650 Soldaten, 80 galten als vermisst, 3.320 Wehrmachtsangehörige wurde als Gefangene oder Verwundete registriert. (1)

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1) Dominique Lormier, La Poche du Médoc, Montreuil-Bellay, o.J., p. 105,

Der ehemalige Panzergraben der Festung Gironde Süd. Er zieht sich  diagonal von links unten nach rechts oben durch das Bild. Am rechten Bildrand die Gironde bei Port de Neyran.

 

Das Denkmal, das an die Kämpfe um die Höhe 40 erinnert, eine Vorpostenstellung bei Montalivet. Das Denkmal steht an der Straße von Montalivet nach Vendays auf der südlichen Seite der Straße.

 

Der Innenbereich des Denkmals

 

Gedenktafel auf dem Fuß des Kreuzes:

„Dieses Kreuz ist errichtet worden von der Gemeindeverwaltung zur Erinnerung und zur Ehre der Kämpfer der F.F.I. und der 1. Leichten Division, die gefallen sind an der Höhe 40 und an anderen Stellen der Gemeinde zur Befreiung des Landes“.

 

Tafel an der hinteren Wand des Denkmals in Montalivet:

„Hier begann am 14. April 1945 der Kampf für die Befreiung der „Poche du Médoc“ (Festung Gironde Süd). An diesem 50. Jahrestag lasst uns respektvoll das Andenken derjenigen grüßen, die ihr Leben gaben, um uns die Freiheit zurückzubringen.“

 

Eine im April 2015 angebrachte Gedenktafel, die an die Freiwilligen des Bataillons Gernika erinnern, die als Einheit der baskischen Exilregierung an den Kämpfen teilgenommen haben, die mit der Kapitulation der letzten deutschen Verbände in der Festung Gironde Süd geendet haben.

 

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Erinnerungstafel an einem Bunker am Port de Neyran, unweit der Stelle, an der der Panzergraben anfing:

„Médoc-Front 1944 – 1945

  1. – 19. April 1945:

„Nach sehr harten Nachtkämpfen, die in diesem Bereich geführt wurden, und nach schweren Verlusten erreichten die vordersten Verbände des 34. Infanterieregiments (FFI der Landes, der Gironde und der Lot et Garonne) die Übergabe des feindlichen Widerstandsnestes an der Longue und öffneten damit ihrem Regiment den Weg nach  Le Verdon.“

Der Bunker, an die oben dargestellte Tafel angebracht ist.

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Gedenktafel am Fort in Le Verdon:

„Am 20. April 1945 … fielen 72 Kämpfer auf dem Feld der Ehre für die Befreiung der Pointe de Grave“

 

Das Denkmal für die bei den Kämpfen um die Festung Gironde Süd gefallenen Franzosen in Soulac.

 

„Befreiung der Point de Grave …..

Auszug aus dem Armee-Tagesbefehl, mit dem anläßlich des Endes der Kämpfe zur Befreiung der Pointe de Grave die Brigade des Oberst Milleret geehrt wurde.

Gedenkstein an den Besuch des Generals de Gaulle an dieser Stelle am 22. April 1945. Der Stein steht an der Route des Lacs in der Nähe des Abzweigs nach Le Gurp und Euronat.

„Hier nahm am 22. April 1945 der General de Gaulle in Begleitung von General de Larminat die Parade der von Colonel de Milleret (Carnot) befehligten französischen Truppen ab, die soeben die Pointe de Grave befreit hatten nach aussergewöhnlich harten Kämpfen. 390 Kämpfer der FFI der Brigade Carnot oder aus Einheiten, die zur Unterstützung gekommen waren, sind 1944 bis 1945 an der Médoc-Front  für Frankreich gefallen.“

Die Tatsache, dass de Gaulle so kurz nach den Kämpfen den weiten Weg in das Médoc nahm, verweist auf den hohen Stellenwert, den der schwer erkämpfte Erfolg für das Selbsbewusstsein der in der Neuformierung begriffenen französischen Armee hatte. Aus rein militärischer Sicht war das Ende der Festung Gironde Süd eher unerheblich, denn der Hafen von Bordeaux, der Monate vorher  unschätzbaren Wert für den Nachschub der Alliierten gehabt hätte, wurde bis Kriegsende nicht mehr einsatzbereit.

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Das „Mémorial de la Forteresse du Nord-Médoc“, das Museum, das an die Festung Médoc-Sud und an die darum geführten Kämpfe erinnert. Ein kleines, gut organisiertes Museum, in dem eine Fülle von Objekten ausgestellt sind, die aus den Bunkeranlagen um Soulac herum stammen. Es gibt einen informativen deutschen Text, der bei der Besichtigung hilft, wenn  Bedarf besteht.

 

Besuchszeiten und Eintrittsgebühren für das Museum