Arbeit und Alltag

Arbeit und Alltag im Médoc – Rückblicke

Alltagsgeschichte

Die Wissenschaft und die Darstellung von Geschichte haben sich lange vornehmlich bis ausschließlich mit den großen Männern, manchmal auch Frauen, beschäftigt und über die vielen, vielen kleinen Leute ziemlich gründlich hinweggesehen. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten erfreulich geändert, als mehr und mehr Augenmerk auf Leben und Leiden der Vielen gerichtet wurde und deren Alltag immer eingehender erforscht wurde. Kleine Leute hat es auch im Médoc gegeben, und manche von ihnen  lassen sich auch bildlich vorstellen. Das wollen wir, soweit wir dafür Material haben, in dieser Rubrik tun.

Wir stellen ohne Anspruch auf eine zwingende Systematik einige Bereiche des Arbeits- und Alltagslebens vor

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Schaf- und Ziegenzucht

Im Médoc und den südlich anschließenden Teilen des Südwestens Frankreichs war lange Zeit die extensive Viehwirtschaft ein wichtiger Erwerbszweig. Sie wurde allerdings in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zurückgedrängt, als die großangelegten Maßnahmen der  Aufforstung im Küstenbereich die Flächen reduzierten, auf denen Schafe und Ziegen auskömmlich Futter finden konnten. Die Aufnahme zeigt einen Schäfer, der unterstützt von einem Hund eine recht kleine Herde Schafe in einer noch nicht konsequent aufgeforsteten Umgebung ans Futter bringt.

Die Schäfer, die auf dieser Aufnahme zu sehen sind, stehen auf Stelzen, was ihnen eine größere Beweglichkeit und einen größeren Überblick verschafft.

Der Ziegenhirte auf diesem Bild kommt ohne Stelzen aus. Er lebt ein einem sehr einfachen Gebäude, das einiges über den wirtschaftlichen Hintergrund des Mannes verrät.

Hier steht einer der Hirten auf Stelzen.

Rechts ein Hirte auf Stelzen, der sich an einen Baum gelehnt hat, links im Hintergrund Holzfäller. Der Schäfer strickt, um auf diese Weise eine kleine zusätzliche Einnahme zu erzielen.

Eine sicher gestellte Idylle, die das meist  eintönige und ärmliche Leben der Hirten in ein freundliches Licht rücken sollte. Der Hirte steht wieder auf Stelzen, auch er hat eine Nebenbeschäftigung, denn er spinnt, indem er mit einer einfachen Vorrichtung aus dem Wollstück, das er auf der linken Hand trägt, Fäden drillt, die anschließend verstrickt werden können.

Eine „Fête“ der Hirten, bei der es recht einfach zugeht. Es wird eine Omelette zubereitet, die sicher die sonst eintönige Alltagskost bereicherte, aber ein richtiges Festmahl dürfte daraus dann doch wohl nicht geworden sein.

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Der Weinbau

Nach getaner Arbeit. Abendessen der Arbeitskräfte nach einem Tagwerk in den Weinbergen. Auch hier geht mancher barfuss.

Weinlese 1872 auf Château Lafitte

Das Schloss im Hintergrund, davor Frauen bei der Weinlese und ein Gespann, das drei Fässer voller Trauben zur Weiterverarbeitung abfährt.

Die Weinlese ist hauptsächlich Frauensache, Männer werden zum Wegtragen eingesetzt und als Aufseher, hier am linken Bildrand.

Hier sind Männer am Werk, barfuss die meisten. Im Hintergrund wieder ein Aufseher.

Auf dem Château. Anlieferung der frisch geernteten Trauben.

Ausladen

 

Und noch ein Aufseher, dem anzusehen ist, wie wichtig er ist.