Père Noël – der Weihnachtsmann

Neues über den Weihnachstmann

Wir haben aus akuellem Anlass unsere Berichterstattung über den Weihnachtsmann erweitert und aktualisiert.

(UM, 17. 11. 2020)

 

Auch hinter dem Weihnachtsmann steckt eine Frau.

Eigentlich sind es sogar zwei, die in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts unabhängig voneinander eine Idee hatten, die sich bis heute fortgesetzt und ausgedehnt hat. Die beiden Frauen, Magdeleine Homo und Odette Ménager, hatten als Mitarbeiterinnen der französischen Post zu tun mit Briefen, die aus irgendwelchen Gründen nicht zugestellt werden konnten. Darunter waren auch viele Briefe von Kindern an den Weihnachtsmann, die laut Vorschrift als Altpapier zu entsorgen gewesen wären. Die beiden Frauen hatten aber Mitleid mit den Kindern, die ihre Hoffnung auf den Weihnachtsmann gesetzt hatten und ihm ihre Wünsche und Sorgen mitgeteilt hatten. Sie fingen aus diesem Grund an, privat und ohne Auftrag so viele Kinderbriefe zu beantworten wie sie konnten. Als ihre Vorgesetzten davon erfuhren, setzte es ein dienstliches Donnerwetter, gefolgt von einer eigentlich nicht zu umgehenden Direktive, das Schreiben von Briefen im Namen des Weihnachtsmannes einzustellen. Magdeleine Homo war außer sich, als sie dieses Verbot erfuhr und wandte sich an den damaligen Postminister Jacques Marette. Der hatte eine Schwester, François Dolto, die als Kinderärztin und Psychoanalistin sozusagen vom Fach war, um über die seelischen Befindlichkeiten von Kindern kompetent zu urteilen. Das tat sie auch und überzeugte damit ihren Bruder, dem Weihnachtsmann eine amtliche Stellung im Gefüge der Post zu verschaffen. Als Sitz wurde ihm Libourne zugewiesen, wo er auch heute noch amtet. Françoise Dolto begnügte sich nicht mit der Beratung ihres Bruders, sie schreib auch eine Musterantwort für den Weihnachtsmann, die zeigte, dass sie wirklich etwas von der kindlichen Seele verstand. Und seither antwortet der Weihnachtsmann von Libourne mit einem Text, der bei jedem Kind gut ankommt.

 

Der Brief des Weihnachtsmannes:

 

 

Freie Übersetzung:

„Mein liebes Kind,

Dein lieber Brief hat mir viel Freude gemacht.

Ich schicke Dir mein Porträt.

Du siehst, dass der Briefträger mich gefunden hat, er ist ganz schön pfiffig.

Ich habe viele Bestellungen erhalten.

Ich weiß nicht, ob ich Dir alles bringen kann, was Du Dir wünschst. Ich werde es versuchen, aber ich bin sehr alt und manchmal bringe ich etwa durcheinander. Man muss Nachsicht mit mir haben.

Sei brav, arbeite gut

Ich drücke Dich ganz fest

der Weihnachtsmann“

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   (UM, 25. 12. 2017)

 

Auch in diesem Jahr zeigt NORAD, wo sich der Weihnachtsmann gerade befindet und wieviel Geschenke er bereits abgeliefert hat.

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Der Weihnachtsmann ist nicht schreibfaul

Jedes Jahr erreichen den Weihnachtsmann in Frankreich mehr als 1 Million Zuschriften. 2014 waren es 1,2 Millionen Briefe und 123.600 Emails. Klar, dass der Weihnachtsmann, auch wenn er einiges in seinem Repertoire hat, was andere nicht können, die nicht alle eigenhändig und allein beantworten kann. Er hat Helfer, und die sitzen traditionsgemäß in einem Postamt in Libourne. Das ist, ohne dass man recht erklären könnte, warum gerade Libourne gewählt wurde, seit 1962 so und inzwischen arbeiten sich rund 60 Angestellte durch die ankommenden Briefgebirge, damit auch alles fein säuberlich beantwortet ist, wenn die Weihnachtstage da sind. Mittlerweile kommen Briefe und Emails aus 140 Ländern, die alle beantwortet werden, soweit möglich in der Sprache der Schreiber. Die Mitarbeiter, die alles das besorgen, sagen von sich, dass sie ihre Arbeit überaus gern verrichten, und einige von ihnen gehören schon seit Jahren zum festen Bestand. Die Frage, ob es den Weihnachtsmann wirklich gibt stellt man in seinem Sekretariat in Libourne nicht, denn wie kann jemand, der nicht existiert, eine Briefadresse haben, oder?

 (in: SUDOUEST,22. 12.2015)

 

 

Wussten Sie schon, wie NORAD an den Weihnachtsmann gekommen ist?

 Was NORAD (North American Aerospace Defense Command) mit dem Weihnachtsmann zu tun hat, haben wir in den Médoc-Notizen unter der Überschrift „Wo steckt der Weihnachtsmann gerade?“ mit Datum vom 25. Dez. 2016 berichtet. Dabei kam allerdings nicht zur Sprache, wie NORAD dazu gekommen ist, sich um den Weihnachtsmann zu kümmern, denn eigentlich hat NOARD die wirklich seriöse Aufgabe, die Sicherheit des Luftraums über Nordamerika zu überwachen. Das war auch 1955 so, als die Kaufhauskette Sears eine Annonce schaltete, in der die Kunden aufgefordert wurden, direkt per Telefon mit dem Kaufhausunternehmen in Kontakt zu treten, wenn sie Fragen hätten. Dazu war eine Telefonnummer angegeben, die es jedoch in sich hatte, denn die führte nicht zur Telefonzentrale von Sears, sondern zu NORAD. Und dort ging auch prompt ein Anruf eines Jungen ein, der den Mann am anderen Ende der Leitung fragte, ob er der Weihnachtsmann sei. Wenn er nein gesagt hätte, wäre vielleicht alles anders gekommen, aber der Offizier, bei dem Anruf des Jungen ankam, reagierte blitzschnell und ließ den Jungen im Glauben, er habe wirklich den Weihnachtsmann am Telefon. Nach dem Gespräch gab der Offizier Weisung, bei den nächsten Anrufen, die auch tatsächlich in Mengen kamen, genauso zu verfahren wie er. Und  so ist bei NORAD die Abteilung Weihnachtsmann entstanden und beibehalten worden, die mit der Entwicklung der Computertechnik immer ansprechendere Möglichkeiten fand, Einblicke zu geben in das, was der Weihnachtsmann in der Zeit des Jahres tut, die ihm eine besondere Bedeutung verleiht.

 (Vgl. dazu: Insolite : suivez la tournée du Père Noël en temps réel, in: SUDOUEST, 24. 12. 2016, 19.55h, InternetAusg.)

 

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Pére Noël,  der Weihnachtsmann in Frankreich

Dass die Existenz des Weihnachtsmannes nicht mehr angezweifelt wird, hat sicher vielfältige Ursachen.

Die Vorstellung vom gütigen, besonders den Kindern zugetanen Mann im roten pelzbesetzten Mantel hat sich allerdings auf zum Teil verschlungenen jahrhundertelangen Wegen gebildet.

Am Anfang steht der Hl. Nikolas von Myra, der um 270 n. Chr. an der Küste Kleinasiens geboren und 303 zum Bischof seiner Geburtstadt ernannt wurde. Als er am 6. Dezember 343 starb, ein Datum, das allerdings nicht verbürgt ist, stand er im Ruf eines allseits verehrten Wundertäters.

Obwohl er seither immer als Heiliger angesprochen wird, hat es kein förmliches Verfahren der Heiligsprechung gegeben. Damit ist er jedoch kein Einzelfall, er zählt zu der nicht kleinen Schar von Heiligen, deren Verehrung die katholische Kirche toleriert, sicher eine weise Entscheidung.  

Der Ruf des Hl. Nikolaus beschränkte sich lange auf den engeren Raum, in dem er gelebt hatte. Erst im 10. Jahrhundert wurde er bei den Deutschen bekannt. Die Mittlerin war die byzantinische Prinzessin Theophanu, die Gattin des Kaisers Otto II. Diese Vermittlung zeitigte Folgen im ganzen westlichen Europa, wobei besonders ein dem Hl. Nikolaus zugeschriebenes Wunder gefiel, bei dem er drei von einem habgierigen Herbergsinhaber zerstückelte Kinder wieder zum Leben erweckt haben soll. Das trug ihm den Ruf des Kinderfreundes ein, den er bis heute behalten hat. Langsam bürgerte sich auch, mit vielen regionalen Unterschiedlichkeiten, der Brauch ein, Kindern Geschenke zum Fest des Heiligen zu machen.

Einen gewissen Bruch erfuhrt die Verehrung des Hl. Nikolaus in der Reformation, da Luther die exzessive Heiligenverehrung seiner Zeit ablehnte. Folglich wurde in den protestantischen Gebieten das Nikolausfest abgeschafft und dafür das Christkind in die Rolle des gabenbringenden Kinderfreundes eingesetzt. Damit einher ging die Verlegung des besonders von den Kindern geschätzten Festes auf den Weihnachtstag.

Bis hierhin ist alles relativ klar. Das änderte sich, als die Holländer Neu-Amsterdam gründeten und natürlich in die Neue Welt ihre Gebräuche und Gewohnheiten mitnahmen. Zu denen gehörte auch die Vorstellung des Hl. Niklaus, der bei ihnen Sinterklaas hiess. Die Bewohner von Neu-Amsterdam blieben bei ihren Traditionen, als die Engländer ihre Stadt an sich brachten und in New York umtauften.

Daran änderte sich auch nichts, nachdem die ehemals englischen Kolonien in Nordamerika als USA eine eigene staatliche Existenz begannen. Bald wurde aus Sinterklaas über Sante Klaas, St. A. Claus schließlich Santa Claus. Er nahm allmählich Konturen an, wurde sogar bildlich dargestellt in  einer Weise, die auch heutigen Betrachtern das Wiedererkennen ermöglicht. Während die Popularität von Santa Claus jenseits des Atlantiks stieg, blieb es in Frankreich vergleichsweise ruhig um den rot gekleideten bärtigen Mann.

Dass man auch dort um die Existenz des Pere Noël wusste, berichtete die  Schriftstelerin George Sand in ihren in die Jahre um 1807 bis zu 1809 zu datierenden Kindheitserinnerungen, in denen sie schrieb, dass sie fest daran geglaubt habe, dass der Père Noël, also der Weihnachtsmann, klein und liebenswert,  mit weißem Bart durch den Schornstein in das Haus gestiegen kam, um ein Geschenk für die Kinder zu bringen.

Inzwischen hatte sich in Amerika das Bild des Weihnachtsmannes mit weißem Bart, rotem Mantel, Schlitten etc. herausgebildet, das heute domniert, und dieses Bild verbreitete sich im Ersten Weltkrieg recht schnell,  als rund zwei Millionen amerikanische Soldaten neben vielen anderen Dingen auch ihre Vorstellungen von Santa Claus mitbrachten.

Der Durchbruch in Frankreich vollzog sich  erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Seither ist Père Noël fest im französischen Brauchtum verankert. Allerdings ist der französische Weihnachtsmann international nicht einsatzfähig. Er hat nämlich die Angewohnheit, seinen Weg in die Häuser durch den Schornstein zu nehmen, und dazu braucht es einerseits besondere physische Fähigkeiten und andererseits weihnachtsmanntaugliche Schornsteine.

Welche Rolle Père Noël in der Vorstellungswelt der französischen Kinder spielt, lässt sich an den Briefen ablesen, die ihm geschrieben werden. Seit 1962 ist beim Postamt in Libourne ein Dienst eingerichtet, der sich um die Beantwortung alles dessen kümmert, was per Post an den Weihnachtsmann adressiert ist. 2007 waren es 1.430.000 Briefe, die so beantwortet wurden und, die Zeiten wandeln sich, 181.200 eMails.

Lange überfällig erschien 1993 auch die erste französische Briefmarke zu Ehren des Père Noël. (siehe oben)

Auch ein so gütiger Mann hat nicht nur Freunde. So wird mit boshafter Absicht mancherorts erzählt, der Weihnachtsmann sei eine kapitalistische amerikanische Erfindung, hinter der zu allem Überfluss Coca Cola stecke. Hier kann beruhigt werden. Das Berufsbild des Weihnachtsmannes war schon lange vor Coca Cola definiert. Außerdem kann man nicht um alles Bögen machen, was irgendwann in einer Coca-Cola-Reklame verwendet wurde.

Für weitere Informationen:

Mit Genuss zu lesen, die liebevoll und kenntnisreich gemachte Internet-Seite, die fortlaufend aktualisiert und damit immer attraktiver wird:

http://pagesperso-orange.fr/oncle.dom/histoire/pere_noel/histoire.htm

Für Kurzinformationen ausreichend:

http://fr.wikipedia.org/wiki/P%C3%A8re_No%C3%ABl

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